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Reden wir über Geld: Anselm Grün - Reiss-Engelhorn-Museen

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Museum im<br />

Stift St. Paul


Inhaltsverzeichnis<br />

Einführung<br />

Fachbereich Geschichte<br />

Fachbereich Katholische Religion<br />

Fachbereich Biologie<br />

Fachbereich Deutsch<br />

Literatur- und Abbildungsverzeichnis<br />

Lexikon<br />

Empfehlungen der Stadtbücherei Mannheim<br />

Serviceinformationen<br />

Seite 02<br />

Seite 04<br />

Seite 22<br />

Seite 34<br />

Seite 51<br />

Seite 75<br />

Seite 79<br />

Seite 84<br />

Seite 86


Einführung<br />

Die Ausstellung „Benedikt und die Welt der<br />

frühen Klöster“, die vom 13. Mai 2012 bis zum<br />

13. Januar 2013 in den <strong>Reiss</strong>-<strong>Engelhorn</strong>-<strong>Museen</strong><br />

zu sehen ist, widmet sich der Entstehung<br />

der Klöster vom Mittelalter bis in die frühe<br />

Neuzeit. Mit zahlreichen kostbaren Exponaten<br />

illustriert sie die Klosterkultur und zeigt die<br />

hohe Bedeutung der Klöster für Bildung, Wirtschaft<br />

und Herrschaft. Sie greift Aspekte des<br />

Klosterlebens, wie <strong>Grün</strong>dung, Liturgie, Gottesdienst,<br />

Kirchenmusik und Wissenschaft auf.<br />

Die Präsentation macht anschaulich, wie die<br />

Idee Europas ausgehend von seinen Klöstern<br />

Gestalt annahm.<br />

Die Ausstellung präsentiert außergewöhnliche<br />

Exponate früher Klosterkultur, die unter anderem<br />

aus dem baden-württembergischen Kloster<br />

St. Blasien stammen. Aber auch Objekte aus<br />

dem Kloster in Montecassino, das von Benedikt<br />

geründet worden sein soll, ergänzt die Präsentation.<br />

Ein Rundgang durch die Ausstellung zeigt die<br />

einzigartige Bedeutung des benediktinischen<br />

Erbes für die abendländische Kultur. Verschiedene<br />

Themen werden in Einzelbereichen näher<br />

erläutert. Zunächst <strong>wir</strong>d der Heilige Benedikt<br />

als Patron Europas und <strong>Grün</strong>der eines für die<br />

Zukunft einflussreichen Ordens thematisiert.<br />

An das Wissen um die Bedeutung des Heiligen<br />

Benedikts schließt sich im nächsten Teilbereich<br />

der Ausstellung die Verbreitung des Benediktinerordens<br />

von Montecassino nach Europa<br />

an. Noch bis heute leben zahlreiche Mönche<br />

und Nonnen nach den damals aufgeschrieben<br />

Grundregeln. Selbstverständlich wurden die<br />

Bestimmungen teilweise auf die heutige Zeit<br />

angepasst. Um welche Regeln es sich genau<br />

handelt und welche Lebensbereiche von Benedikt<br />

berücksichtigt wurden, erfährt man im<br />

Ausstellungsbereich „Ordnung muss sein! Die<br />

Regula Benedicti“.<br />

Damalige Klöster lassen sich mit unseren heutigen<br />

großen Wirtschaftsunternehmen vergleichen.<br />

Sie konnten sich in ihren Mauern vollkommen<br />

autark versorgen und waren auf keine<br />

Hilfe von außen angewiesen. Klöster bildeten<br />

auch den Querschnitt der Bevölkerung ab, denn<br />

es lebten dort nicht nur Gelehrte, sondern ebenso<br />

Handwerker wie Schmiede, Metzger, Bäcker<br />

oder einfache Bauern für die Be<strong>wir</strong>tschaftung<br />

der Felder. Wie diese klösterliche Kleinstadt<br />

im Idealfall auszusehen hatte, verdeutlicht der<br />

noch erhaltene St. Galler Klosterplan. Daneben<br />

<strong>wir</strong>d in der Ausstellung auch die <strong>Grün</strong>dung<br />

eines Klosters näher betrachtet und<br />

wie der Idealplan aus St. Gallen in der Realität<br />

umgesetzt wurde. Selbstverständlich soll in der<br />

Ausstellung auch die Liturgie im Mittelalter<br />

seinen Platz erhalten. Damit eng verbunden ist<br />

der Themenbereich des Goldenen Handwerks.<br />

Als besonderen Höhepunkt der Ausstellung ist<br />

das mit Gemmen, Edelsteinen und Perlen kostbar<br />

verzierte Adelheid-Kreuz anzusehen. Der<br />

Besucher erhält zudem einen Einblick in einen<br />

Bereich des Scriptoriums, in welchem zur damaligen<br />

Zeit die heute noch teilweise erhaltenen<br />

Urkunden und Codices abgeschrieben und<br />

aufwendig illustriert wurden. Klöster waren<br />

also nicht nur Orte des Gebets, sondern ebenso<br />

Ort der Bildung, des Wissens und der Musik.<br />

Mönche kannten beispielsweise zahlreiche<br />

Heilkräuter und wussten diese bei Krankheiten<br />

gezielt einzusetzen. Am Ende der Ausstellung<br />

<strong>wir</strong>d noch einmal auf die lange Tradition der<br />

Benediktinerorden verwiesen und der Orden in<br />

seiner heutigen Form näher beleuchtet.<br />

Das Ausstellungsthema „Benedikt und die<br />

Welt der frühen Klöster“ knüpft an Lehrpläne<br />

und Bildungsstandards der unterschiedlichen<br />

Bundeländer an, so dass ein Museumsbesuch<br />

das in der Schule erarbeitete<br />

Wissen mit Originalexponaten ergänzen kann.<br />

Die <strong>Reiss</strong>-<strong>Engelhorn</strong>-<strong>Museen</strong> verstehen sich<br />

Seite 2


als Ort der Kommunikation und bieten Schulen<br />

die Möglichkeit, <strong>über</strong> das Schulbuch hinaus,<br />

die Vergangenheit am Original näher zu<br />

betrachten. An ausgewählten Stellen können<br />

Schülerinnen und Schüler anhand von Repliken<br />

Geschichte selbst in die Hand nehmen, so dass<br />

ein Lernen mit allen Sinnen ermöglicht <strong>wir</strong>d.<br />

Ergänzend zu dieser Handreichung für Lehrkräfte<br />

<strong>wir</strong>d das museumspädagogische Konzept<br />

durch altersgerechte Begleitprogramme in<br />

Form von Führungen und handlungsorientierten<br />

Workshops ergänzt. Nähere Informationen<br />

hierzu erhalten sie am Ende der Handreichung.<br />

Zu Beginn der Laufzeit jeder Ausstellung findet<br />

eine spezielle Informationsveranstaltung für<br />

Pädagogen statt, in der im Besonderen auf die<br />

Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern und<br />

Lehrern eingegangen <strong>wir</strong>d. Durch unseren monatlichen<br />

Newsletter erhalten Lehrkräfte aktuelle<br />

Informationen direkt nach Hause. Für diesen<br />

Newsletter können sie sich unter www.rem-mannheim.de/newsletter<br />

anmelden.<br />

Die vorliegende Handreichung beinhaltet Informationsmaterial<br />

zur Vor- und Nachbereitung<br />

eines Ausstellungsbesuches. Diese sind<br />

nach unterschiedlichen Fachbereichen geordnet<br />

und beinhalten sowohl Arbeitsmaterialien,<br />

Literatur- und Abbildungsnachweise als auch<br />

konkrete Arbeitsaufträge und einen Erwartungshorizont<br />

für Lehrkräfte. Die Materialien<br />

wurden so angelegt, dass sie problemlos und<br />

ohne größeren zeitlichen Aufwand an verschiedene<br />

Klassenstufen angepasst werden können.<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

Seite 3


Fachbereich<br />

Geschichte<br />

Benedikt von Nursia <strong>wir</strong>d häufig auch „Vater<br />

des abendländischen Mönchtums“ genannt.<br />

Dies verdeutlicht seine noch heute wahrgenommene<br />

Bedeutung innerhalb des abendländischen<br />

Christentums. Die <strong>Reiss</strong>-<strong>Engelhorn</strong>-<strong>Museen</strong><br />

widmen ihm aus diesem Grunde eine eigene<br />

Sonderausstellung mit dem Titel „Benedikt<br />

und die Welt der frühen Klöster“. Benedikt<br />

lebte in der Übergangsphase von der Antike<br />

zum frühen Mittelalter. Dies war ihm keineswegs<br />

bewusst, aber die auflösende spätantike<br />

Gesellschaft war geprägt von Unruhe und<br />

Umbrüchen, die er durchaus wahrnahm. Nach<br />

seinem Verständnis vergaßen viele Mönche und<br />

Nonnen ihr Streben nach der Liebe Gottes und<br />

verloren sich mehr und mehr in irdischen Lastern.<br />

Er lebte stets nach den Vorsätzen, dass Beten<br />

und körperliche Arbeit im täglichen Ablauf<br />

gleichwertig anzusehen sind. Am Ende seines<br />

Lebens befürchtete er, dass seine Gedanken und<br />

Auffassungen für künftige Generationen verlorengehen<br />

könnten und schrieb dieses für die<br />

Nachwelt auf. Was er zu Lebzeiten selbst gelebt<br />

hatte, wurde zum Leitspruch seiner Regula<br />

Benedicti: ora et labora (bete und arbeite). Seine<br />

Regeln haben das gesamte abendländische<br />

Mönchtum beeinflusst und sind noch heute in<br />

den Benediktinerorden gültig.<br />

Im Geschichtsunterricht stellt das europäische<br />

Mittelalter und deren Gesellschaftsstruktur einen<br />

Schwerpunkt dar. Die Kirchenbauten aus<br />

jener Zeit verdeutlichen den Einfluss, welchen<br />

die Kirche in der damaligen Welt einnahm. Die<br />

Ausstellung „Benedikt und die Welt der frühen<br />

Klöster“ kann somit in mehrfacher Hinsicht<br />

zur Unterstützung des schulischen Unterrichts<br />

herangezogen werden. Sie präsentiert<br />

herausragende Exponate und Nachbauten jener<br />

Zeit und lässt dadurch Geschichtsunterricht lebendig<br />

werden.<br />

Abb. 1<br />

Durch Klöster und deren schriftliche Erzeugnisse,<br />

die in Scriptorien entstanden, erhält die<br />

Nachwelt einen hervorragenden Einblick in<br />

die Gedanken- und Forschungswelt der Zeit.<br />

Schülerinnen und Schüler können im Rahmen<br />

des Begleitprogramms zur Ausstellung mit eigenen<br />

Händen und einigem Geschick eine Urkunde<br />

mit Feder und Tinte erstellen und somit<br />

die Kunst des Schreibens, welche die Mönche<br />

aufbrachten, selbst nachvollziehen. Somit <strong>wir</strong>d<br />

Geschichtsunterricht im Museum für Schülerinnen<br />

und Schüler erfahrbar.<br />

Seite 4


Die frühen benediktinischen Klöster –<br />

mehr als Orte des Gebets?<br />

Arbeitsmaterial I<br />

Aus der Klosterregel Benedikts von Nursia<br />

(+ um 550) 1<br />

4. Die Werkzeuge der geistlichen Kunst<br />

Vor allem: Gott, den Herren, lieben mit ganzem Herzen,<br />

mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Ebenso:<br />

Den Nächsten lieben wie sich selbst. Dann: Nicht<br />

töten. Nicht die Ehe brechen. Nicht stehlen. Nicht<br />

begehren. Nicht falsch aussagen. Alle Menschen ehren.<br />

Und keinem antun, was man selbst nicht erleiden<br />

möchte. Sich selbst verleugnen, um Christus zu<br />

folgen. Den Leib in Zucht nehmen. Sich Genüssen<br />

nicht hingeben. Das Fasten lieben. Arme be<strong>wir</strong>ten.<br />

Nackte bekleiden. Kranke besuchen. Tote begraben.<br />

Bedrängten zu Hilfe kommen. Trauernde trösten.<br />

Sich dem Treiben der Welt entziehen. Der Liebe<br />

zu Christus nichts vorziehen. […] Nicht stolz sein,<br />

nicht trunksüchtig, nicht gefräßig, nicht schlafsüchtig,<br />

nicht faul sein. Nicht murren. Nicht verleumden.<br />

Seine Hoffnung Gott anvertrauen. […]<br />

5. Der Gehorsam<br />

Der erste Schritt zur Demut ist Gehorsam ohne Zögern.<br />

Er ist die Haltung derer, denen die Liebe zu<br />

Christus <strong>über</strong> alles geht. Wegen des heiligen Dienstes,<br />

den sie gelobt haben, oder aus Furcht vor der<br />

Hölle und wegen der Herrlichkeit des ewigen Lebens<br />

darf es für sie nach einem Befehl des Oberen kein<br />

Zögern geben, sondern sie erfüllen den Auftrag sofort,<br />

als käme er von Gott. […]<br />

48. Die Ordnung für Handarbeit und Lesung<br />

Müßiggang ist der Seele Feind. Deshalb sollen die<br />

Brüder zu bestimmten Zeiten mit Handarbeit, zu<br />

bestimmten Stunden mit heiliger Lesung beschäftigt<br />

sein. Und so meinen <strong>wir</strong>, durch folgende Verfügung<br />

die Zeit für beides ordnen zu können:<br />

Von Ostern bis zum 1. Oktober verrichten sie morgens<br />

nach der Prim bis ungefähr zur vierten Stunde<br />

die notwendigen Arbeiten. Von der vierten Stunde<br />

aber bis zur Sext sollen sie frei sein für die Lesung.<br />

Nach der Sext und der Mahlzeit sollen sie unter völligem<br />

Schweigen auf ihren Betten ruhen. Will aber<br />

einer für sich lesen, dann lese er so, dass er keinen<br />

anderen stört. Die Non werde früher gehalten, zur<br />

Mitte der achten Stunde; dann gehen sie bis zur Vesper<br />

wieder an ihre Arbeit. [...]<br />

Vom 1. Oktober bis zum Beginn der Fastenzeit sollen<br />

sie bis zum Ende der zweiten Stunde für die Lesung<br />

frei sein. Zur zweiten Stunde werde die Terz<br />

gehalten. Bis zur neunten Stunde verrichten alle die<br />

Arbeit, die Ihnen aufgetragen ist. Beim ersten Zeichen<br />

zur Non breche jeder seine Arbeit ab, um bereit<br />

zu sein, wenn das zweite Zeichen gegeben <strong>wir</strong>d.<br />

Nach dem Essen sollen sie für ihre Lesung oder für<br />

die Psalmen frei sein.<br />

In den Tagen der Fastenzeit aber sollen sie vom<br />

Morgen bis zum Ende der dritten Stunde für ihre<br />

Lesung frei sein. Dann verrichten sie bis zum Ende<br />

der zehnten Stunde, was ihnen aufgetragen <strong>wir</strong>d. In<br />

diesen Tagen der Fastenzeit erhält jeder einen Band<br />

der Bibel, den er von Anfang bis Ende ganz lesen<br />

soll. […]<br />

64. Einsetzung und Dienst des Abtes<br />

Bei der Einsetzung des Abtes soll man stets so verfahren:<br />

Es werde der bestellt, den die ganze Gemeinschaft<br />

einmütig in Gottesfurcht gewählt hat oder ein<br />

noch so kleiner Teil in besserer Einsicht. Entscheidend<br />

für die Wahl und Einsetzung seien Bewährung<br />

im Leben und Weisheit in der Lehre, mag einer in<br />

der Rangordnung der Gemeinschaft auch der Letzte<br />

sein. […] Der eingesetzte Abt bedenke aber stets,<br />

welche Bürde er auf sich genommen hat und wem<br />

er Rechenschaft <strong>über</strong> seine Verwaltung ablegen muss.<br />

Er wisse, dass er mehr helfen als herrschen soll.<br />

_________<br />

1) Die Regel des heiligen Benedikt. 6. Auflage Beuron 1990. (Alle Texte der Arbeitsmaterialien wurden den aktuellen Regeln der<br />

Rechtschreibung angeglichen.)<br />

Seite 5


Arbeitsauftrag I<br />

1. Begründe, welche an einen Mönch gestellte Anforderungen dir persönlich sehr schwer fallen<br />

würden. Woher kommt dir diese Auflistung irgendwie bekannt vor?<br />

2. Fertige einen tabellarischen Überblick <strong>über</strong> einen normalen Tag (von 0 bis 24 Uhr) eines<br />

Mönchs an. Schlage dazu alle dir unbekannten Wörter nach. Wie könnte man seinen Alltag<br />

treffend zusammenfassen?<br />

3. Beschreibe das Verhältnis zwischen Mönchsgemeinschaft und Abt. Finde dazu heraus, welche<br />

Rechte der Abt gegen<strong>über</strong> den Mönchen hatte (z. B. in einem Lexikon, Geschichtsbuch oder<br />

im Internet).<br />

Seite 6


Arbeitsmaterial II<br />

Die kostbarste Handschrift, welche die Bibliothek<br />

des Klosters St. Gallen in der Schweiz<br />

aufbewahrt, ist ein um 830 n. Chr. entstandenes,<br />

77 cm x 112 cm großes, aus fünf Teilen<br />

zusammengenähtes Pergament: der St. Galler<br />

Klosterplan. In roter Tinte ist darauf der<br />

Grundriss eines Klosters gezeichnet: etwa 50<br />

Gebäude mit den wichtigsten Einrichtungsgegenständen<br />

werden durch etwa 350 schriftliche<br />

Einträge erklärt.<br />

Hier gibt es viel zu entdecken. Mit Hilfe der folgenden<br />

Internetseite (http://www.stgallplan.<br />

org) könnt ihr diesen Plan selbst erforschen. Die<br />

Beschriftung ist – wie im Mittelalter üblich – in<br />

lateinischer Sprache verfasst. Die Suchfunktionen<br />

auf der genannten Seite geben aber zu allen<br />

Texten die deutsche Übersetzung an.<br />

a) Vereinfachte Nachzeichnung des St. Galler<br />

Klosterplans 2<br />

Abb. 2<br />

b) Einzelheiten aus dem St. Galler Klosterplan 3<br />

Abb. 3a – g<br />

c) Hinweise aus der Benediktsregel 4<br />

Das Kloster soll, wenn möglich, so angelegt<br />

werden, dass sich alles Notwendige, nämlich<br />

Wasser, Mühle und Garten, innerhalb des Klosters<br />

befindet und die verschiedenen Arten des<br />

Handwerks dort ausgeübt werden können. So<br />

brauchen die Mönche nicht draußen herumzulaufen,<br />

denn das ist für sie <strong>über</strong>haupt nicht gut.<br />

(Kapitel 66)<br />

Außerdem werden in der Benediktsregel folgende<br />

Gebäude und Einrichtungen genannt 5 :<br />

- bibliotheca – Bibliothek,<br />

- cella hospitum – Gästeraum,<br />

- cella infirmorum – Krankenraum,<br />

- cella novitiorum – Raum der Novizen<br />

(Männer, die sich auf das Leben<br />

als Mönch vorbereiten),<br />

- cella portarii – Pförtnerraum,<br />

- cellarium – Vorratsraum,<br />

- coquina – Küche,<br />

- dormitorium – Schlafraum,<br />

- oratorium – Gebetsraum,<br />

- refectorium – Speiseraum,<br />

- vestiarium – Kleiderkammer.<br />

_________<br />

2) Hecht, Konrad: Der St. Galler Klosterplan. Wiesbaden. 1997. (Leicht verändert, B. K.)<br />

3) Hecht, Konrad: Der St. Galler Klosterplan. Wiesbaden. 1997. S. 60, 67, 70 und 75<br />

4) Die Regel Benedikts. Auf der Website des Klosters Ettal:<br />

http://abtei.kloster-ettal.de/orden-spiritualitaet/die-regel-benedikts/ – Zugriff am 02.04.2012<br />

5) Zusammengestellt nach: Binding, Günther: Artikel „Kloster“, in: Lexikon des Mittelalters,<br />

Bd. 5, Sp. 1218–1223. Sp. 1221. (Ergänzt von B. K.)<br />

a b c d<br />

e f g<br />

Seite 7


Arbeitsauftrag II<br />

1. Suche auf dem Klosterplan (http://www.stgallplan.org) die abgebildeten Details (b, a-g),<br />

trage die jeweilige Fundstelle auf der Übersicht (a) ein. Erkläre genau, was die<br />

Symbole darstellen. Ordne ihnen die folgenden lateinischen Begriffe zu:<br />

(Diese findest du auch auf dem Klosterplan, wo sie auch <strong>über</strong>setzt werden.)<br />

caminus/caminata – gradus – tunnae – coclea – necessaria – arcus – involutio arcuum.<br />

2. Suche die in der Benediktsregel genannten Einrichtungen (c) und trage sie<br />

in die Nachzeichnung des St. Galler Plans (a) ein.<br />

3. Finde heraus, welche Funktion den in der Übersicht (a) mit einem Kreuzchen bezeichneten<br />

Gebäuden bzw. Gebäudeteilen zugedacht war. Beurteile, ob diese Elemente der Benediktsregel<br />

entsprechen.<br />

4. Versuche die Klausur (clausura, claustrum – wörtlich: geschlossener Bereich; daher:<br />

„Kloster“) auf der Übersicht (a) einzuzeichnen. Die Klausur ist der Bereich, in dem sich nur<br />

Mönche aufhalten dürfen. Beachte, dass auch Teile der Kirche den Mönchen vorbehalten sind.<br />

5. Diskutiert, ob eine solche Klosteranlage dem Armutsgelübte entspricht,<br />

das jeder Mönch ablegen muss.<br />

Seite 8


Arbeitsmaterial III<br />

Der St. Galler Klosterplan ist eine einzigartige<br />

Urkunde für das Leben im frühen 9. Jahrhundert.<br />

In der Forschung wurde aber lange<br />

gestritten, ob es sich um einen zur konkreten<br />

Ausführung angefertigten Bauplan oder um die<br />

Kopie eines für das gesamte Karolingerreich<br />

verbindlichen Idealplans handelt. Die hier zusammengestellten<br />

Materialien geben Hinweise<br />

zur Beantwortung dieser Frage.<br />

Bei der Identifizierung von Empfänger und<br />

Absender des Planes ist sich die Forschung immerhin<br />

einig: Ein Schriftvergleich hat ergeben,<br />

dass der Klosterplan von Schreibern des Klosters<br />

auf der Insel Reichenau angefertigt wurde.<br />

Bei dem im Widmungsschreiben am oberen<br />

Rand des Klosterplans genannten Empfänger<br />

cozbertus dürfte es sich um den Abt von St.<br />

Gallen, Gozbert, handeln, der um 830 den Neubau<br />

einer Kirche begonnen hat.<br />

a) Das Widmungsschreiben auf dem Klosterplan<br />

6 :<br />

Dir, liebster Sohn Gozbert, habe ich diese knappe<br />

Aufzeichnung einer Anordnung der Klostergebäude<br />

[de posicione officinarum paucis exemplata] geschickt,<br />

damit du daran deine Findigkeit üben und<br />

jedenfalls meine Anhänglichkeit erkennen mögest.<br />

Ich vertraue darauf, dass ich dadurch nicht nachlässig<br />

gefunden werde, deiner guten Absicht zu entsprechen.<br />

Vermute aber nicht, ich hätte das deshalb<br />

ausgearbeitet [me … elaborasse], weil <strong>wir</strong> meinen,<br />

ihr bedürftet unserer Belehrungen; glaube vielmehr<br />

in freundschaftlicher Ansehung unserer Brüderlichkeit,<br />

dass <strong>wir</strong> es aus Liebe zu Gott für dich allein<br />

zum Studium gemalt haben. Leb wohl in Christus<br />

und bleib unser stets eingedenk. Amen.<br />

b) Informationen zum Abt Heito von der Reichenau,<br />

dem mutmaßlichen Auftraggeber des St.<br />

Galler Klosterplans 7 :<br />

Abt Heito (Hatto) I. (806–823) [...] war [...] ein<br />

enger Berater Karls des Großen. Mit fünf Jahren<br />

war er als Klosterschüler auf die Reichenau gekommen,<br />

seit 802 Bischof von Basel, ab 806 Abt der<br />

Reichenau. 811 reiste er als Gesandter Karls zum<br />

Kaiser von Byzanz (heute Istanbul) mit dem Auftrag,<br />

dessen Verärgerung zu besänftigen, die entstanden<br />

war, weil Karl zum römischen Kaiser gekrönt worden<br />

war, ohne dass man zuvor die Zustimmung des<br />

byzantinischen Kaisers dazu eingeholt hatte. Heito<br />

führte seinen Auftrag erfolgreich aus. 817 nahm er<br />

an der Aachener Synode der Bischöfe und Äbte des<br />

Reiches teil, auf der eine einheitliche Durchführung<br />

der Benediktinerregel beraten und beschlossen wurde.<br />

Ihn begleitende Reichenauer Mönche brachten<br />

von dort eine Abschrift der Benediktinerregel auf<br />

die Reichenau mit, die bis heute erhalten ist. Bedeutende<br />

Leistungen der Reichenau unter Abt Heito<br />

waren die Förderung begabter Mönche wie Walahfrid<br />

Strabo, der Neubau der Abteikirche (Weihe 816)<br />

und 821 die Erstellung eines Bibliothekskataloges.<br />

c) Informationen zum Kloster St. Gallen unter<br />

Abt Gozbert, dem mutmaßlichen Empfänger des<br />

Klosterplans 8 :<br />

Um 759/760 geriet die Abtei in eine vertraglich besiegelte<br />

Abhängigkeit vom Bischof von Konstanz,<br />

aus der sie sich im 9. Jh. wieder schrittweise lösen<br />

konnte. Von Kaiser Ludwig dem Frommen erhielt sie<br />

818 die Immunität, von Kaiser Ludwig dem Deutschen<br />

833 die freie Abtwahl und 854 die Aufhebung<br />

der letzten Zinsverpflichtung an den Bischof von<br />

Konstanz. St. Gallen wurde damit zum Reichskloster.<br />

[...] Mit Abt Gozbert, 816–837 im Amt, setzte<br />

der Aufstieg der Abtei zu ihrer ersten großen Blütezeit<br />

ein. Gozbert erweiterte den Grundbesitz, vereinheitlichte<br />

die Verwaltung des Streubesitzes und<br />

führte eine Urkundenregistratur nach 36 territorialen<br />

Kapiteln ein. Ab 830 ließ er die neue dreischiffige<br />

Gallusbasilika und wahrscheinlich auch eine neue<br />

Klosteranlage bauen.<br />

_________<br />

6) Übersetzung von W. Berschin. Zit. n. Dieter Büker: Vier Jahrhunderte und vier Jahre. Der Klosterplan von St. Gallen und seine<br />

Bedeutung als Dokument frühmittelalterlicher Schriftlichkeit. Frankfurt/Main u. a. 2009. S. 134.)<br />

7) Spurensuche im Weltkulturerbe. Die Klosterinsel Reichenau im Bodensee. Sachinformationen. Arbeitskreis Landeskunde/<br />

Landesgeschichte RP Freiburg.<br />

http://www.schule-bw.de/unterricht/faecheruebergreifende_themen/landeskunde/modelle/epochen/mittelalter/kloster/<br />

reichenau/d1.pdf – Zugriff am 02.04.2012.)<br />

Seite 9


d) Archäologische Rekonstruktionen des Baubestands<br />

der Abteikirchen auf der Reichenau<br />

um 830 (links) 9 und in St. Gallen nach 830<br />

(rechts):<br />

Abb. 4a Abb. 4b<br />

e) Maßvergleich der Abteikirche in St. Gallen<br />

(„Gozbert-Bau“, nach 830) mit den Maßangaben<br />

des Klosterplans 10 :<br />

Einzelmaße<br />

Mittelschiffbreite<br />

Seitenschiffbreite<br />

Stützenabstand im Langhaus<br />

Gesamtlänge ohne Ostapsis<br />

bei vermuteter Ostapsis<br />

Stützenabstand im Westparadies<br />

* Der Fuß zu 32,5 cm<br />

** Nach dem Maßangaben des Klosterplans.<br />

Die Proportionen der Zeichnung weichen davon ab.<br />

Gozbert-Bau<br />

in m<br />

13,00<br />

6,50<br />

3,90<br />

57,00<br />

ca. 65<br />

nicht realisiert<br />

Gozbert-Bau<br />

in Fuß*<br />

40‘<br />

20‘<br />

12‘<br />

175‘<br />

ca. 200‘<br />

nicht realisiert<br />

Maßkirche**<br />

_________<br />

8) Ernst Tremp: Artikel „St. Gallen (Fürstabtei)“ in: Historisches Lexikon der Schweiz.<br />

http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8394.php – Zugriff am 02.04.2012<br />

9) Werner Jacobsen: Der Klosterplan von St. Gallen und die karolingische Architektur. Ent¬wicklung und Wandel im fränkischen<br />

Kirchenbau zwischen 751 und 840. Berlin 1992. S. 151 und 184.<br />

10) Werner Jacobsen: Der Klosterplan von St. Gallen und die karolingische Architektur. Ent¬wicklung und Wandel im fränkischen<br />

Kirchenbau zwischen 751 und 840. Berlin 1992. S. 187. Anm. ergänzt von B. K.)<br />

40‘<br />

20‘<br />

12‘<br />

200‘<br />

10‘<br />

Seite 10


Arbeitsauftrag III<br />

1. Arbeite aus dem Widmungsschreiben (a) heraus, in welchem Verhältnis Absender und<br />

Adressat zueinander standen.<br />

2. Entwickle eine Deutung, welche Absicht der Absender mit dem Klosterplan verbunden hat<br />

(und welchen Nutzen der Empfänger darin gesehen haben könnte), indem du die damalige<br />

Situation beider Klöster berücksichtigst (b und c).<br />

3. Zum Kirchenbau: Vergleiche den archäologischen Befund (d und e) mit dem Klosterplan.<br />

Beurteile, ob es sich bei dem Plan um einen individuell konzipierten und berücksichtigten<br />

Bauplan oder einen Idealplan von allgemeiner Bedeutung handelt.<br />

4. Zur Klosteranlage: Recherchiere im Internet nach mittelalterlichen Klöstern möglichst<br />

aus dem 9. oder 10. Jahrhundert (z. B. Lorsch, St. Michael/Heiligenberg bei Heidelberg) und<br />

vergleiche sie mit dem St. Galler Klosterplan. Achte auf die Lage des Kreuzgangs zur Kirche<br />

und wenn möglich auf die Anordnung von Wirtschaftsgebäuden. Beurteile, ob die<br />

Konzeption des St. Galler Klosterplans als allgemein verbindliche Norm verstanden wurde.<br />

Seite 11


Arbeitsmaterial IV<br />

Brief Karls des Großen <strong>über</strong> die Pflege der<br />

Wissenschaft (784/85) 11 :<br />

[…] Wir Karl, durch Gottes Gnade König der<br />

Franken und Langobarden und Schirmherr der Römer,<br />

richten einen liebenswürdigen Gruß an dich,<br />

Abt Baugulf, und deine ganze Gemeinde… […]<br />

Es sind Uns in den letzten Jahren aus mehreren<br />

Klöstern öfters Schreiben zugegangen, worin Uns<br />

berichtet wurde, dass die dort weilenden Brüder in<br />

frommen und heiligen Gebeten für Uns wetteiferten.<br />

In der Mehrzahl dieser Zuschriften fanden Wir<br />

zwar einen rechten, tüchtigen Sinn, aber auch eine<br />

ungebildete Sprechweise, weil infolge der Nachlässigkeit<br />

im Lernen die ungebildete Zunge nicht das<br />

fehlerfrei auszudrücken vermochte, was im Herzensinnern<br />

fromme Ergebenheit getreuen Sinnes diktierte.<br />

Deshalb wurde in Uns die Besorgnis rege, es<br />

möchte bei dem Mangel an schriftstellerischem Können<br />

auch an der Einsicht und Erkenntnis der heiligen<br />

Schriften viel weiter, als es nur irgendwie sein<br />

dürfte, fehlen. Und doch wissen <strong>wir</strong> alle recht wohl,<br />

dass, wenn schon Wortfehler sehr gefährlich sein<br />

können, Sinnfehler doch noch weit verhängnisvoller<br />

werden dürften. Wir ermahnen euch daher, das Studium<br />

nicht zu vernachlässigen und in demütiger und<br />

Gott wohlgefälliger Meinung wetteifernd zu lernen,<br />

damit ihr in die Geheimnisse der Heiligen Schrift<br />

leicht und sicher eindringen könnt. Da sich nämlich<br />

in der Bibel rhetorische Figuren, Tropen und anderes<br />

dergleichen findet, so kann niemand zweifeln,<br />

dass sie jeder Leser um so schneller in ihrer geistigen<br />

Bedeutung erfasst, je mehr und je vollkommener er<br />

zuvor wissenschaftlich geschult ist.<br />

Zu diesem Werke nehme man aber nur solche Männer,<br />

die den Willen und die Fähigkeit etwas zu lernen<br />

haben und die auch ein innerer Antrieb andere<br />

zu belehren beseelt.<br />

heilige Lebensführung zu schauen, dessen Auge <strong>wir</strong>d<br />

durch euren Anblick erbaut werden; aber nicht minder<br />

soll der Besucher auch sonst durch eure Bildung<br />

und Weisheit, die sich zeigt, wenn ihr lest oder singt,<br />

geistig gewinnen, so dass er bei seinem Abschiede von<br />

euch frohen Herzens Gott dem Allmächtigen dankt.<br />

Sende also an alle deine Suffragane und Mitbischöfe<br />

und an alle Klöster Abschriften dieses Briefes, wenn<br />

dir Unsere Huld lieb ist.<br />

Der Historiker Norbert Ohler schreibt <strong>über</strong><br />

Abgaben der Klöster an König und Reich 12 :<br />

[…] Im Frankenreich waren es ursprünglich jährlich<br />

zu erbringende Naturalleistungen, deren Umfang<br />

sich nach der Wirtschaftskraft des „Gebers“ richtete,<br />

später kamen andere Güter dazu, die der Herrscher<br />

für sich, seine Familie, seine Hofhaltung, sein kriegerisches<br />

Gefolge brauchte: Gewerbliche Produkte und<br />

Edelmetall; schließlich auch Luxusgüter: kostbare<br />

Stoffe, edler Schmuck, prächtige Handschriften. In<br />

dem Maße, wie auch die <strong>Geld</strong><strong>wir</strong>tschaft zunahm,<br />

wurden die Abgaben in <strong>Geld</strong>zahlungen umgewandelt,<br />

in Mitteleuropa seit dem 11. Jahrhundert. Im<br />

Tausch für <strong>wir</strong>tschaftlich wertvolle Rechte konnten<br />

Abgaben auch dauerhaft erlassen werden. So löste<br />

Lorsch sich im Jahr 1147 aus seinen Verpflichtungen<br />

zum Königsdienst durch Abtretung der Höfe Oppenheim,<br />

Gingen und Wiblingen an den König.<br />

Genaue Vorstellungen vom Umfang der Abgaben<br />

sind schwer zu gewinnen. Vieles wurde mit Rücksicht<br />

auf die Größe der Klöster gehandhabt; manchen<br />

Quellen genaue Angaben, bleiben Bezüge nicht<br />

selten unklar. Als Beispiel sei aufgelistet, was die<br />

Reichsabtei Werden an der Ruhr um 1050 als Servitium,<br />

„Dienst“, zur Verpflegung des königlichen<br />

Hofes zu leisten hatte.<br />

8 Kühe, 68 Schweine, 50 Ferkel<br />

Dieselbe fromme Meinung, die Uns dies vorschreiben 195 Hühner, 8 Pfauen<br />

lässt, soll euch bei der Ausführung Unseres Wunsches<br />

erfüllen. Wir wollen, dass ihr, wie es sich für Streiter<br />

870 Eier, 95 Scheffel Hafer<br />

der Kirche ziemt, innerlich fromm, aber auch nach 41,5 Malter Brotgetreide<br />

außen gelehrt seid, so dass ihr in Keuschheit gut lebt<br />

95 Käse, 172 Krüge Bier, 485 Schüsseln,<br />

und wohlunterrichtet gut sprecht. Wer dann im Namen<br />

des Herrn zu euch kommt, um eine vornehme 147 Becher<br />

_________<br />

11) Aus: Bühler, Johannes (Hrsg.): Klosterleben im Mittelalter. Frankfurt am Main. 1989. S. 126–128<br />

12) Aus: Ohler, Norbert: Mönche und Nonnen im Mittelalter. Düsseldorf 2008. S. 169f<br />

Seite 12


Der Status der Reichsprälaten, der Äbte und<br />

Äbtissinnen reichunmittelbarer Klöster 13 :<br />

[…] Aus dem Status der Reichsunmittelbarkeit ergaben<br />

sich eine Reihe von Freiheiten und Privilegien.<br />

Sie genossen Immunität, waren keinem Fürsten<br />

lehnsabhängig und konnten selbst große Territorien<br />

erwerben, in denen sie die Landeshoheit besaßen und<br />

meist auch die niedere und hohe Gerichtsbarkeit ausüben<br />

konnten. Insbesondere die Hochgerichtsbarkeit<br />

stellte sie den Fürsten gleich. Sie besaßen die Reichsstandschaft<br />

und waren neben den Fürsterzbischöfen<br />

und Fürstbischöfen, mit denen sie die geistlichen Gebiete<br />

des Reichs beherrschten, Mitglieder der Reichskirche.<br />

[…]<br />

Indiculus loricatorum (Ergänzungsaufgebot des<br />

Italienfeldzugs Kaiser Ottos II., wohl 981) 14 :<br />

Die in diesem Aufgebot genannten Reichsabteien<br />

sind folgende:<br />

I: Abbas de Morebach (Murbach)<br />

secum ducat 20 „loricati“<br />

Abbas de Uuizenburg (Weißenburg)<br />

mittat 50.<br />

Abbas de Lauresam (Lorsch)<br />

ducat 50.<br />

Abbas Erolsfeldensis (Hersfeld)<br />

40 mittat.<br />

Abbas Uueltensis (Fulda)<br />

mittat 60.<br />

II: <strong>Geld</strong>ulfus cum adiutorio abbatum<br />

(Stablo und Kornelimünster) 12 ducat.<br />

Abbas Brumiensis (Prüm)<br />

40 ducat.<br />

III: Augiensis abbas (Reichenau)<br />

60 ducat.<br />

Abbas sancti Galli (St. Gallen)<br />

20 ducat.<br />

Abbas de Eloganga (Ellwangen)<br />

40 ducat.<br />

Abbas de Kembeduno (Kempten)<br />

30 ducat.<br />

(Anmerkungen: ducat – führt an, mittat – schickt,<br />

loricati – „Gepanzerte“; ggf. nur dann geben,<br />

falls keine oder schwache Lateinkenntnisse vorhanden)<br />

Itineraraufenthalte deutscher Herrscher in<br />

Reichsabteien 911-1125 15 :<br />

Konrad I.<br />

911 Dez. 26-29 St. Gallen<br />

912 (nach Jan. 11) Ulm (Reichenau)<br />

912 Apr. 12 (Ostern) Fulda<br />

912 Okt. 3 Ulm (Reichenau)<br />

913 Febr. 3 Corvey<br />

913 Juni 22 Lorsch<br />

918 Juni 24 (Joh. Bapt.) Hersfeld<br />

918 Dez. 23 Fulda<br />

Otto I.<br />

936 Juli Quedlinburg<br />

936 Sept. 13 Quedlinburg<br />

937 (Juni) Hersfeld<br />

937 Juli 2 Quedlinburg<br />

937 Dez. 20 Quedlinburg<br />

938 Mai 18 Steele (Essen)<br />

939 (Sommer) Lorsch<br />

940 März 29-Apr. 20 Quedlinburg<br />

(März29=Ostern)<br />

940 Sept. 25 Corvey<br />

941 Apr. 18/19 Quedlinburg<br />

(Apr. 18=Ostern)<br />

?945 (Herbst) Hersfeld<br />

948 Apr.1 Quedlinburg<br />

(Apr.2=Ostern)<br />

948 (Aug.14/Sept.?) Einsiedeln, Pfäfers<br />

?948 Nov.1 (Allerhl.) Fulda<br />

949 Sept. 26 Quedlinburg<br />

950 Febr. (9/26) Weißenburg<br />

950 Apr. 15-20 Quedlinburg<br />

952 März 1 Zürich<br />

952 März 10-12 Erstein<br />

952 Juli 4 Quedlinburg<br />

953 (Febr. 13-24) Erstein<br />

953 Apr. 21 Quedlinburg<br />

954 Dez. 17 Arnstadt (Hersfeld)<br />

955 (vor Aug. 9) Ulm (Reichenau)<br />

956 Febr. 29 Lorsch<br />

956 Aug. 24 Quedlinburg<br />

_________<br />

13) Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsprälat. Zugriff am 15.03.2012.<br />

14) Aus: Vogtherr, Thomas: Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter (900-1125).<br />

Stuttgart 2000. S. 173.<br />

15) Aus: Vogtherr, Thomas: Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter (900-1125).<br />

Stuttgart 2000. S. 311f.<br />

Seite 13


959 Apr. 3-9 Quedlinburg<br />

(Apr.3=Ostern)<br />

961 Juli 15 Quedlinburg<br />

965 (Jan. vor 13) Disentis<br />

965 Jan. 18 St. Gallen<br />

965 Jan. 23 Reichenau<br />

965 Mai 6-12 Erstein<br />

965 (Juni) Nordhausen<br />

965 Juli 15 Quedlinburg<br />

966 Apr. (22/23) Quedlinburg<br />

968 März 14 Quedlinburg<br />

973 März19-Apr. 4 Quedlinburg<br />

(März 23=Ostern) […]<br />

Anzahl der Reichsklöster 16<br />

900 – 47<br />

936 – 46<br />

973 – 48(-47)<br />

1002 – 48(-47)<br />

1039 – 40<br />

1056 – 40<br />

1065 – 31<br />

1125 – 37<br />

Anzahl der weiblichen Reichsklöster 17<br />

900 – 28<br />

936 – 25<br />

973 – 31<br />

1002 – 41(-40)<br />

1039 – 41(-40)<br />

1056 – 38<br />

1065 – 35<br />

1125 – 28<br />

[Benediktinische] Klöster und Stifte als Grablegen<br />

der Herrscher 18<br />

[…]<br />

Fulda: Konrad I., 918 […]<br />

Lorsch an der Bergstraße: Ludwig II., der Deutsche,<br />

876; Ludwig III., der Jüngere, 883<br />

[…]<br />

Prüm in der Eifel: Lothar I., 855 […]<br />

Reichenau: Karl III., 888<br />

_________<br />

16) Aus: Vogtherr, Thomas: Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter (900-1125).<br />

Stuttgart 2000. S. 305.<br />

17) Aus: Vogtherr, Thomas: Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter (900-1125).<br />

Stuttgart 2000. S. 309.<br />

18) Aus: Ohler, Norbert: Mönche und Nonnen im Mittelalter. Düsseldorf 2008. S. 181<br />

Seite 14


Arbeitsauftrag IV<br />

1. Erläutere, welches Interesse Karl der Große gerade an gebildeten Benediktinermönchen hatte.<br />

2. Erkläre, warum gerade Abgaben oder Teilnahme an Heereszügen für den König<br />

Aus<strong>wir</strong>kungen auf die politische Funktion der Reichsabteien haben könnten.<br />

3. Definiere den Begriff des „Itineraraufenthalts“ und leite anhand des Vergleichs zwischen<br />

Konrad I. und Otto I. sowie den Tabellen „Anzahl der Reichsklöster“ den Höhepunkt deren<br />

Einflusses ab.<br />

4. Erkläre, warum sich einige weltliche Herrscher auch und gerade in benediktinischen Klöstern<br />

haben bestatten lassen.<br />

Seite 15


Bemerkungen<br />

zum didaktisch-methodischen Einsatz<br />

Die Beschäftigung mit den benediktinischen<br />

Klöstern ist möglich und relevant als ergänzende,<br />

spezifischere Betrachtung einer Reihe<br />

zu „Fremdheit und Nähe – Mensch und Gesellschaft<br />

im europäischen Mittelalter“ 19<br />

sowohl im Lk/Gk 11 möglich. Hier sollen die<br />

Schülerinnen und Schüler Einblicke in „mittelalterliche<br />

Lebensformen im Kontrast zu den<br />

Lebensbedingungen der Industriegesellschaft<br />

heute“ gewinnen. Natürlich bietet sich eine Beschäftigung<br />

mit dem Thema auch und gerade<br />

in der Sekundarstufe I 20 an. Hier besteht laut<br />

Lehrplan Geschichte Hauptschule, Realschule,<br />

Gymnasium (Klassen 7-9/10) auf Seite 182<br />

die Möglichkeit, unter der Groß<strong>über</strong>schrift „Europa<br />

im Mittelalter“ den Unterpunkt „Klöster<br />

und Kirche als kulturprägende Elemente“<br />

auszuwählen und auszuführen; somit ist eine<br />

klare Anbindung an Lehrpläne und für die Sekundarstufe<br />

I auch an die aktuelle Ausgabe der<br />

Bildungsstandards des Geschichtslehrerverbands<br />

gegeben.<br />

Es ist davon auszugehen, dass die Nähe zu einem<br />

Ausstellungsgegenstand, den man dann<br />

tatsächlich in den <strong>Reiss</strong>-<strong>Engelhorn</strong>-<strong>Museen</strong> in<br />

Mannheim wieder findet, das Interesse der Schülerinnen<br />

und Schüler im Sinne eines lokalen bzw.<br />

regionalen Bezugs erhöht.<br />

Während sich der inhaltliche Schwerpunkt<br />

durch die Benediktinerregel samt deren Beurteilung<br />

mithilfe des vorgelegten Arbeitsmaterials 1<br />

in ca. ein bis zwei Unterrichtsstunden quasi automatisch<br />

ergibt, <strong>wir</strong>d man in der Sekundarstufe I<br />

aufgrund des eher niedrigen Schwierigkeitsgrads<br />

dann wohl die Kurzreihe mit der Beschäftigung<br />

mit einem Klostergrundriss weiterführen. Da<br />

der St. Galler Klosterplan in vielen Lehrwerken<br />

dargestellt <strong>wir</strong>d, stellen <strong>wir</strong> hier (Arbeitsmate-<br />

rial 2) eine internetbasierte Alternative vor, die<br />

voraussetzt, dass mehrere Computerarbeitsplätze<br />

zur Verfügung stehen. Auf der Seite<br />

http://www.stgallplan.org <strong>wir</strong>d der Klosterplan<br />

mit hoher Detailgenauigkeit dargestellt. Unter<br />

dem Menüpunkt „Suche“ lassen sich (unter<br />

„Stichwortliste“ und „Bestandteile des Plans“)<br />

einerseits rasch die betreffenden Ausschnitte des<br />

Planes auffinden, andererseits die Beischriften<br />

in lateinischer Umschrift und deutscher Übersetzung<br />

lesen. Außerdem werden zu den einzelnen<br />

Stichworten Verweise auf die betreffenden<br />

Bestimmungen der Benediktsregel angegeben.<br />

Die deutschen Texte sind leider nicht fehlerfrei<br />

und auch die Suchfunktionen sind zum Teil nicht<br />

einfach zu benutzen. Es ist daher in jedem Fall<br />

notwendig, dass sich die Lehrkraft vorher mit<br />

diesem Hilfsmittel vertraut macht.<br />

Erst für die Sekundarstufe II gedacht ist die<br />

Auseinandersetzung mit der in der Forschung<br />

lange diskutierten Frage nach der Bedeutung<br />

des St. Galler Klosterplans (Arbeitsmaterial 3).<br />

Als geschichtskultureller und gegenwartsbezogener<br />

Ansatz ließe sich anhand der geplanten<br />

Klosterstatt in Meßkirch der Sinn und Nutzen<br />

einer realen Umsetzung des St. Galler Klosterplans<br />

im Unterricht besprechen. Für die<br />

Sekundarstufe II bietet sich dar<strong>über</strong> hinaus vor<br />

allem die politische Funktion der frühen Benediktinerklöster<br />

(Arbeitsmaterial 4) an, die im ottonisch-salischen<br />

Reichskirchensystem ihren Höhepunkt<br />

findet und erst im Zusammenhang mit<br />

dem Investiturstreit abebbt. Das gilt auch und<br />

gerade dann, wenn Erweiterungsquellen (siehe<br />

Arbeitsblatt 4), ggf. als Vertiefung, nachbereitende<br />

Hausaufgabe oder Folgestunde, mit in den Unterricht<br />

integriert werden (z. B. bei der Frage der<br />

Itineraraufenthalte oder des Heeresaufgebots).<br />

_________<br />

19) hier z. B. Lehrplan Gemeinschaftskunde Rheinland-Pfalz in den Jahrgangsstufen 11 bis 13 der gymnasialen Oberstufe, S. 18<br />

20) in z. B. Rheinland-Pfalz in der 8. Klasse<br />

Seite 16


Der didaktischen Reduktion zum Opfer fallen<br />

sollten unserer Meinung nach z.B. die Rolle<br />

der anderen mittelalterlichen Orden oder auch<br />

andere, z.B. <strong>wir</strong>tschaftliche Schwerpunkte, die<br />

den zeitlichen Rahmen sprengen würden. Ein<br />

Gegenwartsbezug ist dagegen bei größerem<br />

Zeitbudget schnell hergestellt, wenn Bezüge<br />

zu einer der Homepages noch aktiver Benediktinergründungen<br />

wie z.B. Maria Laach oder<br />

Kloster Ettal hergestellt werden.<br />

Methodisch könnte man in einer Rollendiskussion<br />

vor dem Hintergrund einer möglichen<br />

problemorientierten Leitfrage (Die benediktinischen<br />

Klöster – eher religiös oder politisch<br />

wichtig?) die beiden Parteien auch argumentativ<br />

gegeneinander antreten lassen. Natürlich sind<br />

aber auch bei allen drei Arbeitsblättern gängige<br />

Unterrichtsformen wie Partnerarbeiten,<br />

arbeitsteilige Gruppenarbeiten oder auch das<br />

Lernen an Stationen denkbar. Konkret kann –<br />

alternativ zum vorgestellten Arbeitsmaterial 2<br />

– zum St. Galler Klosterplan in leistungsfähigen<br />

Lerngruppen auch selbständiger gearbeitet<br />

werden. Arbeitsaufträge für eine Partner- oder<br />

Gruppenarbeit könnten lauten:<br />

1. Ihr untersucht ...<br />

(Gruppe A:) … wie die Versorgung mit Lebensmitteln<br />

geplant war. Konzentriert euch vor allem<br />

auf die Herstellung von Getreideprodukten:<br />

Brot und Bier.<br />

(Gruppe B:) … welche Schlafplätze für die<br />

Mönche (und für den Abt und für die Novizen)<br />

vorgesehen waren.<br />

(Gruppe C:) … welche Funktionen die Räume<br />

haben, die unmittelbar an den Ostteil der Kirche<br />

angebaut werden sollen.<br />

(Gruppe D:) … welche Personen, die nicht zur<br />

Klostergemeinschaft gehören, auf dem Klostergelände<br />

untergebracht werden können.<br />

2. Sucht dazu auf dem Orientierungsplan die<br />

Bereiche, die für euer Thema interessant sind.<br />

(Die Bereiche auf dem Klosterplan können<br />

auch von der Lehrkraft vorgegeben werden.)<br />

3. Lest, was auf dem Plan zu diesen Bereichen<br />

eingetragen ist. Dabei helfen euch die Suchfunktionen<br />

„Stichwortsuche“ und „Beschriftungen<br />

des Klosterplans“.<br />

4. Bereitet einen kurzen Vortrag vor, in dem<br />

ihr den Sinn der Gebäude, ihrer Einrichtung<br />

und ihrer Lage innerhalb des Klosters euren<br />

Mitschülern erklärt. Punkte, <strong>über</strong> die ihr euch<br />

nicht ganz sicher seid, und Fragen, die ihr nicht<br />

lösen konntet, sollt ihr in eurem Vortrag auch<br />

ansprechen.<br />

Zu erwartbaren Lernschwierigkeiten könnte<br />

es dann kommen, wenn Grundlagen der mittelalterlichen<br />

Gesellschaftsordnung wie Lehnswesen,<br />

Grund- oder Königsherrschaft noch nicht<br />

bereits zuvor behandelt worden sind, da sonst<br />

die Einordnung in den historischen Zusammenhang<br />

in der Sekundarstufe I, ggf. aber auch II,<br />

kaum hergestellt werden kann.<br />

Seite 17


Erwartungshorizonte<br />

Arbeitsmaterial 1:<br />

1. Gerade der Anfang der Auflistung erinnert<br />

doch recht stark an die zehn Gebote des Alten<br />

Testaments.<br />

Persönlich schwer fallen würde sicherlich jedem<br />

ein anderer Punkt, jedoch <strong>wir</strong>d klar, dass<br />

das Mönchsein damals wie heute einiges an<br />

Disziplin und Selbstbeherrschung verlangt.<br />

2. Die Zusammenfassung der mönchischen Aktivitäten<br />

beschreibt schön das berühmte Motto<br />

ora et labora, also bete und arbeite.<br />

06.00 Uhr Prim, danach Lektüre und Morgenmesse<br />

09.00 Uhr Terz, danach Studium und Arbeit<br />

12.00 Uhr Sext, danach Mittagessen und Ruhezeit<br />

15.00 Uhr Non, danach Studium und Arbeit<br />

17.30 Uhr Vesper, danach Abendessen<br />

20.00 Uhr Komplet, danach Nachtrufe, ggf. Mette<br />

als nächtliches Stundengebet bzw.<br />

Morgengebet Laudes, danach wieder<br />

06.00 Uhr Prim<br />

Geringfügige Ausnahmen gibt es in der Fastenzeit,<br />

in der die Konzentration auf die Bibel noch<br />

stärker ins Klosterleben eingreift.<br />

3. Der Abt verfügt <strong>über</strong> herausragende Rechte<br />

im Kloster – er ist laut Benedikt von Nursia in<br />

letzter Konsequenz für das jeweilige Seelenheil<br />

seiner ihm Anvertrauten zuständig. Den Rechten<br />

des Abtes korrespondiert die Gehorsamspflicht<br />

der Mönche. Einem Missbrauch seiner<br />

Vollmachten möchte die Regel durch Ermahnungen<br />

und durch die Einsetzung durch die<br />

Wahl der Mönchsgemeinschaft vorbeugen. Ob<br />

die jeweiligen Äbte charakterlich ihrer Aufgabe<br />

immer gewachsen waren, erscheint ob der immensen<br />

<strong>über</strong>lieferten Klagen <strong>über</strong> ungeeignete<br />

Äbte mehr als fraglich.<br />

Arbeitsmaterial 2:<br />

1. coclea – Wendeltreppe:<br />

Die beiden Türme westlich der Kirche;<br />

involutio arcum – Gang mit Tonnengewölbe:<br />

Unter dem Altarraum;<br />

arcus – Bögen:<br />

etwa im Kreuzgang oder beim Abtpalast;<br />

gradus – Stufen:<br />

im Querhaus der Kirche;<br />

tunnae – Tonnen:<br />

im Cellarium an der Westseite des Kreuzgangs;<br />

necessaria – Toiletten:<br />

an einer Reihe von Gebäuden, zumeist vom<br />

Schlafsaal aus zugänglich. Da sie an der Nordund<br />

Westseite gewissermaßen aufgereiht sind,<br />

ist hier wohl an einen Wasserlauf zur Entsorgung<br />

zu denken.<br />

caminus – Ofen:<br />

in dieser Form in der Abtpfalz.<br />

2. Alle genannten Einrichtungen sind auf dem<br />

Klosterplan vorgesehen. Auffällig ist, dass es<br />

sich meist um geräumige Gebäude handelt, wo<br />

die Regula Benedicti nur von einer cella spricht.<br />

Im Einzelnen: Die Bibliothek befindet sich unmittelbar<br />

neben dem Altarraum der Kirche. Es<br />

gibt nicht nur ein Gästehaus, sondern auch ein<br />

Pilgerhaus und einen Raum für durchreisende<br />

Mönche. Für die Kranken gibt es einen eigenen<br />

Bereich mit Kreuzgang in der Nordwestecke<br />

des Planes, die Kapelle in der Verlängerung<br />

der Längsachse der Kirche teilen sie sich mit<br />

den Novizen. Auf dem Plan findet sich keine<br />

cella aber eine caminata portarii und zwar an<br />

der Nordseite des Langhauses der Abteikirche.<br />

Das Vorratsgebäude schließt an die Westseite<br />

des Kreuzgangs an. Die Küche der Mönche<br />

liegt daneben. Auf dem Plan finden sich auch<br />

noch eigene Küchen für die Pilger und Armen,<br />

für die (besser gestellten) Gäste, für die Novizen<br />

und für die Kranken. Das Dormitorium<br />

der Mönche liegt im Obergeschoss <strong>über</strong> dem<br />

Wärmeraum, was einen relativen Komfort verspricht,<br />

an der Ostseite des Kreuzgangs – mit<br />

direktem Zugang zum Querhaus der Kirche für<br />

Seite 18


die nächtlichen Gebetszeiten. Das Oratorium ist<br />

natürlich die Abteikirche, das Refektorium liegt<br />

an der Kirche gegen<strong>über</strong>liegenden Seite des<br />

Kreuzgangs, dar<strong>über</strong> die Kleiderkammer. Über<br />

der Sakristei werden die liturgischen Gewänder<br />

aufbewahrt.<br />

3. Es handelt sich um den Abtpalast, die Schule<br />

und den Bereich des Kreuzgangs, in dem sich<br />

die Mönche versammeln. In der Benediktsregel<br />

ist von einem eigenen Wohnbereich des Abtes<br />

noch nicht die Rede. Seine herausgehobene Stellung<br />

(vgl. Arbeitsmaterial 1, Kapitel 64 der Regel)<br />

legt dies aber bereits nahe, zumal der Abt<br />

für die Außenkontakte der Klostergemeinschaft<br />

zuständig war. Auf dem Klosterplan schläft der<br />

Abt in einem Schlafsaal mit acht Betten und isst<br />

im Refektorium der Mönche. Adelige Gäste kann<br />

er aber in seinem Haus empfangen und dort mit<br />

ihnen speisen. Man darf nicht vergessen, dass es<br />

in der ständischen Gesellschaft des Mittelalters<br />

selbstverständlich war, dass der Abt ein Adeliger<br />

war, und immer mehr ein standesgemäßes Leben<br />

beibehielt, was in deutlicher Spannung zur Benediktsregel<br />

stand.<br />

Eine Schule <strong>wir</strong>d in der Regel nicht genannt, es<br />

<strong>wir</strong>d aber vorausgesetzt, dass die Mönche lesen<br />

können. Außerdem ist bereits vorgesehen, dass<br />

das Kloster Kinder aufnimmt, die ihm von ihren<br />

Eltern <strong>über</strong>geben werden (daher: „Oblaten“). Sie<br />

gehören noch nicht zur Mönchsgemeinschaft. Die<br />

Beschriftung des Kreuzgangs der Novizen weist<br />

darauf hin, dass die Oblaten dort in den Kreis<br />

der Novizen aufgenommen werden. Es liegt auf<br />

der Hand, dass darum eine Schule außerhalb der<br />

Klausur nötig ist: die sogenannte äußere Schule.<br />

Ein Kapitelsaal fehlt, was umso auffälliger ist,<br />

als dieser ab dem 12. Jh. allgemein üblich ist und<br />

zum Kern der Klosteranlage gehört (Binding, Sp.<br />

1221). Die Beschriftung weist auf den Ostflügel<br />

des Kreuzgangs die Funktion zu, als Versammlungsort<br />

der Mönche zu dienen. Dass es solch<br />

einen Bereich geben muss, geht aus der Regel<br />

hervor (Kap. 3), nicht nur bei der Wahl des Abtes<br />

(s. Arbeitsmaterial 1) handeln die Mönche als Gemeinschaft.<br />

_________<br />

21) Hecht, Konrad: Der St. Galler Klosterplan. Wiesbaden. 1997. S. 157<br />

4. Alle Gebäude rund um den Kreuzgang gehören<br />

zur Klausur. Innerhalb der Kirche sind<br />

das Querhaus und das Altarhaus mit Apsis den<br />

Mönchen vorbehalten, wie man an den dort eingezeichneten<br />

Bänken erkennen kann. Die beiden<br />

Zugänge zum <strong>Grün</strong>dergrab unter dem Hauptaltar<br />

stehen offenbar allen Gläubigen offen, da<br />

Gänge im Querhaus markiert sind, die sie mit<br />

dem Westen der Kirche verbinden.<br />

5. Selbstverständlich handelt es sich beim Kloster<br />

der Planzeichnung um einen Großbetrieb,<br />

der die Versorgung von ca. 350 Personen leisten<br />

musste, von denen die Mönche nur etwa<br />

ein Viertel ausmachten. 21 Den Schülern sollte<br />

auch deutlich gemacht werden, dass zu einem<br />

solchen Kloster umfangreiche Ländereien gehören<br />

mussten, schon um die Versorgung mit Verbrauchsgütern<br />

sicher zu stellen (Viehfutter, Getreide,<br />

Bau- und Brennholz). Ein großer Teil der<br />

Überschüsse dürfte in die Versorgung der Kranken<br />

und der Pilger geflossen sein. Die von den<br />

Mönchen geforderte Armut um Christi willen<br />

ist eine persönliche Armut – der einzelne Mönch<br />

hat keinen privaten Besitz – auf der Grundlage<br />

einer soliden Existenzsicherung durch eine<br />

hochgradig differenzierte Organisation, die auf<br />

<strong>wir</strong>tschaftliche Autarkie und politisch gesicherte<br />

Selbständigkeit (z. B. durch angemessene Be<strong>wir</strong>tung<br />

der höherstehenden Gäste – bis hin zum<br />

König) ausgerichtet ist. Von einem derart gesicherten<br />

Leben konnten die meisten Zeitgenossen<br />

nur träumen.<br />

Seite 19


Arbeitsmaterial 3:<br />

1. Zwar weist die Anrede „Sohn“ auf eine <strong>über</strong>geordnete<br />

Stellung des Absenders hin. Diese dürfte<br />

aber eher dem höheren Alter des Absenders geschuldet<br />

sein als einem anderen kirchlichen oder<br />

gesellschaftlichen Rang, denn der Ton ist sehr<br />

vertraut („Brüderlichkeit“). Der Absender möchte<br />

dem Adressaten helfen, wobei er verhindern<br />

möchte, sich als Ratgeber aufzudrängen.<br />

2. Die gute[.] Absicht, von der im Widmungsschreiben<br />

die Rede ist, dürfte der beabsichtige<br />

Neubau des Klosters St. Gallen gewesen sein.<br />

Heito war seinem Bruder im Amt nicht nur an Erfahrung<br />

in Bau¬angelegenheiten voraus, sondern<br />

hatte mit seinem Kloster auch die von Guzbert<br />

angestrebte Stellung eines Reichsklosters bereits<br />

inne, welche Selbständigkeit gegen<strong>über</strong> dem<br />

zuständigen Bischof bedeutete. Ausdrücklich<br />

spielt der Absender die Verbindlichkeit des Plans<br />

herunter: Er solle als Übungsmaterial und zum<br />

Studium dienen. Da Reichenau in dieser Periode<br />

ein einflußreiches Königskloster war, das <strong>über</strong><br />

beste Beziehungen zum Hofe verfügte, St. Gallen<br />

jedoch ein vom Konstanzer Bischof abhängiges<br />

Kloster, das einen solchen Status anstrebte, <strong>wir</strong>d<br />

der Klosterplan in den Rahmen dieser Bemühungen<br />

zu stellen sein: er sollte dem Abt Gozbert im<br />

Sinne eines Exempels vor Augen führen, wie eine<br />

Abtei ausgestaltet sein mußte, um in den Kreis<br />

der Königsklöster aufsteigen zu können. 22<br />

3. Den Schülern <strong>wir</strong>d ohne Weiteres auffallen,<br />

dass beide Grundrisse (d) kürzer sind als die<br />

auf dem Klosterplan gezeichnete Kirche. Der<br />

Vergleich, den Jacobsen unternimmt, dessen<br />

Werk die Materialien entnommen sind, bezieht<br />

sich allerdings auf die Maßangaben und nicht<br />

auf die Planzeichnung. Denn auf dem St. Galler<br />

Klosterplan entsprechen sich Zeichnung und<br />

Längenangaben nicht: Die Länge der Kirche soll<br />

200 Fuß betragen („Von Ost bis West beträgt die<br />

Länge 200 Fuß“), die Breite des Mittelschiffs 40<br />

Fuß („Die Breite des inneren Tempels [beträgt]<br />

40 Fuß.“). Die gezeichnete Länge würde aber fast<br />

300 Fuß entsprechen, wenn man die gezeichnete<br />

Breite des Mittelschiffs zugrundelegt. Die Kir-<br />

_________<br />

22) Zettler, Alfons: Artikel „St. Galler Klosterplan“, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, Sp. 1156.<br />

che erscheint also in der Zeichnung wesentlich<br />

schlanker als sie <strong>wir</strong>ken würde, wenn man die<br />

Maßangaben korrekt zeichnerisch umsetzt. Die<br />

Forschung ist sich keineswegs einig, wie dieser<br />

Widerspruch erklärt werden kann. Jacobsen betont<br />

die Nähe des Plans zum Vorbild, der Abteikirche<br />

auf der Reichenau, sowie zur Kirche, die<br />

Guzbert wohl auf Anregung des Plans bauen<br />

ließ. Den Schülern dürfe zuerst die abweichende<br />

Doppelapsis ins Auge fallen. Dagegen ist auf die<br />

Anbauten in den Winkeln zwischen Querhaus<br />

und Altarhaus hinzuweisen, die beide Bauten mit<br />

dem Klosterplan gemeinsam haben. Ebenfalls ist<br />

die Ähnlichkeit der Krypta der St. Galler Kirche<br />

mit dem Klosterplan erkennbar.<br />

4. Lassen sich bei den Abteikirchen noch Parallelen<br />

erkennen, die den Klosterplan zu einem<br />

gewissen Grade als realen Bauplan wahrscheinlich<br />

machen, gilt das für die Gesamtanlage kaum.<br />

„Eine in die rauhe Wirklichkeit gestellte Planung<br />

muß von gegebenen Voraussetzungen ausgehen,<br />

muß sich auf Bedingungen einlassen, erreicht<br />

– nicht selten erkennbar – die ihr gesteckten<br />

Grenzen. Der Plan dagegen kennt nur seine von<br />

solchen Bedingungen losgelöste, absolute Idealität.“<br />

(K. Hecht, S. 298) An der realen Anlage mittelalterlicher<br />

Klosteranlagen lässt sich dies anschaulich<br />

machen. Die beiden im Arbeitsauftrag<br />

genannten Klöster sind aufgrund der räumlichen<br />

Nähe zu Mannheim ausgewählt worden und<br />

können durch andere ersetzt werden. Am Kloster<br />

Lorsch kann man erkennen, dass gerade die<br />

Wirtschaftsgebäude im Vergleich zum Klosterplan<br />

wesentlich lockerer angeordnet waren, was<br />

bestimmt auch den praktischen Anforderungen<br />

besser entsprochen hat. Der Kreuzgang des Klosters<br />

St. Michael bei Heidelberg schließt östlich an<br />

die Apsis der Klosterkirche an. Werden Zisterzienserklöster<br />

zum Vergleich herangezogen, ist zu<br />

beachten, dass anders als bei den Benediktinern<br />

gesonderte Räume für die Konversen (Laienmönche)<br />

vorgesehen sind. Am Kloster Maulbronn mit<br />

seinem nördlich der Kirche gelegenen Kreuzgang<br />

lässt sich aber schön zeigen, wie naturräumliche<br />

Gegebenheiten die Abweichung von der idealen<br />

Anordnung (Kreuzgang im Süden, d. h. nicht im<br />

Schatten der Kirche) erzwingen.<br />

Seite 20


Arbeitsmaterial 4:<br />

1. Karl der Große bezweckt mit seiner Bildungsreform<br />

grundsätzlich, dass mehr Menschen das<br />

Reich tatkräftig unterstützen konnten. Mit einer<br />

Anhebung der intellektuellen Leistungskraft<br />

der Mönche wäre somit ein enormer<br />

Schritt getan, seine Königs- bzw. Kaiserherrschaft<br />

im Reich noch weiter abzustützen.<br />

2. Abgaben an den König bzw. Stellung von<br />

Soldaten für einen Heereszug schaffen (lehnsrechtliche)<br />

Beziehungen, von denen auch die<br />

Reichsabteien finanziell (z. B. Belehnungen)<br />

und personell (z. B. Einfluss bei Bischofswahlen)<br />

profitieren konnten.<br />

3. Im Laufe des beginnenden Hochmittelalters,<br />

besonders zu Zeiten ottonisch-sächsischer Herrscher,<br />

gibt es vermehrt lange Aufenthalte der<br />

jeweiligen Könige in benediktinischen Reichsabteien.<br />

Dieser Höhepunkt der gegenseitigen<br />

Zusammenarbeit, der dann im Spätmittel¬alter<br />

im Zuge der beginnenden Landesherrschaften<br />

wieder abebbt, <strong>wir</strong>d meist mit dem Fachbegriff<br />

des „Reichskirchenwesens“ zusammengefasst.<br />

4. In einem bedeutenden, reichsnahen Kloster<br />

bestattet zu sein, zeigt die persönliche Einstellung<br />

einzelner Herrscher zum christlichen<br />

Glauben allgemein und zu den jeweiligen benediktinischen<br />

Stätten im Konkreten. Da die<br />

benediktinischen Klöster im zentraleuropäischen<br />

Mittelalter die zeitlich ersten sind, liegt<br />

es nahe, sich eher dem „Original“ anzunähern.<br />

Erarbeitet von Stefan Endres und Bernhard Kaas<br />

Seite 21


Fachbereich<br />

Kath. Religion<br />

Die Ausstellung „Benedikt und die Welt der<br />

frühen Klöster“ lässt sich problemlos im Fachbereich<br />

Katholische Religion verorten. In den<br />

Bildungsstandards in Baden-Württemberg<br />

<strong>wir</strong>d betont, dass in der Klassenstufe 8 exemplarisch<br />

aufgezeigt werden soll, in welchem<br />

Maße Gesellschaften durch Religion geprägt<br />

sind. Ebenso soll die Kirche als Lebensraum<br />

im Mittelalter im Unterricht aufgegriffen werden<br />

und auch Reformationen inklusive deren<br />

Ursachen, Anliegen und Folgen angesprochen<br />

werden. Der Heilige Benedikt von Nursia kann<br />

hierbei als hervorragendes Beispiel agieren. Die<br />

<strong>Reiss</strong>-<strong>Engelhorn</strong>-<strong>Museen</strong> bieten mit ihrem<br />

Ausstellungsprojekt ein passendes Ausflugsziel,<br />

um Schülerinnen und Schülern anhand<br />

von Originalen mit Quellenarbeit vertraut zu<br />

machen. Dies kann in Form von schriftlichen<br />

Quellen oder aber auch von ikonografischen<br />

Darstellungen erfolgen. Der Bereich des monastischen<br />

Lebens <strong>wir</strong>d in all seinen Facetten<br />

in der Ausstellung präsentiert. Im Tagesablauf<br />

sollte nach Benedikt neben dem Gebet auch die<br />

körperliche Arbeit mit einbezogen werden, so<br />

dass der Tages- und Nachtablauf der Mönche<br />

auf die Stunde genau geregelt <strong>wir</strong>d. Dies <strong>wir</strong>d<br />

in den folgenden Materialien näher erläutert.<br />

Abb. 5<br />

Seite 22


Gelebter Glaube<br />

Arbeitsmaterial I<br />

Benedikt von Nursia: Vater des abendländischen<br />

Mönchtums<br />

Text 1: Leben des Heiligen Benedikts 23<br />

Hoch oben in den Bergen Umbriens, in dem kleinen<br />

Ort Norcia (Nursia), kam Benedikt nach den<br />

teilweise legendarischen — Überlieferungen um das<br />

Jahr 480 zur Welt. Mit seiner Zwillingsschwester<br />

Scholastika verbrachte er hier in der herben Landschaft<br />

dieser abgeschiedenen Gegend seine Kindheit.<br />

Nach der Schulzeit schickten die Eltern Benedikt<br />

zum Studium nach Rom. Der hochintelligente Student<br />

floh jedoch vor Vollendung der Studien wegen<br />

der Sittenlosigkeit seiner Mitstudenten in die Einsamkeit<br />

der Sabiner Berge. Einige Zeit lebte Benedikt<br />

dort in Affile (Enfide) mit einer Gruppe von<br />

Asketen [= enthaltsam lebende Menschen] zusammen.<br />

Danach zog er sich in eine einsame Höhle im<br />

Anio-Tal bei Subiaco zurück, wo er drei Jahre lang<br />

völlig einsam ein strenges Büßerleben führte. Eine<br />

Eremitengemeinschaft aus dem nahegelegenen Kloster<br />

Vicovaro ernannte Benedikt dann zu ihrem Vorsteher.<br />

Doch als der gebildete Einsiedler den Versuch<br />

unternahm, das Leben dieser Eremiten zu ordnen,<br />

verübte man ein Gift-Attentat auf ihn. Enttäuscht<br />

kehrte Benedikt zu seiner Höhle bei Subiaco zurück.<br />

Dort sammelte er nach und nach die Einsiedler aus<br />

der ganzen Gegend um sich. Es bildeten sich zwölf<br />

kleine Mönchsgemeinschaften, alle organisiert von<br />

Benedikt. Jede dieser Gemeinschaften hatte bald ein<br />

eigenes Kloster, alle wurden von Benedikt geleitet.<br />

Somit wurde Benedikt von Nursia zum Begründer<br />

des Mönchtums im Abendland.<br />

Das Jahr 529 war eine neue wichtige Station im<br />

Leben von Benedikt: Er verließ Subiaco und gründete<br />

bei dem latinischen Ort Cassino, südöstlich von<br />

Rom, das bald weltberühmte Kloster Montecassino.<br />

Hier schrieb Benedikt seine „Regula Benedicti“, die<br />

zur Grundlage für alle von hier ausgehenden Benediktinerklöster<br />

des Abendlandes wurde. Es heißt,<br />

Benedikt sei mit seiner Regel zum „Baumeister des<br />

christlichen Abendlandes“ geworden.<br />

Bereits 589 gab es beim Lateran in Rom ein Benediktinerkloster.<br />

Ein Benediktinermönch wurde 590<br />

sogar Papst: Gregor der Große. Benediktinerklöster<br />

und ihre Klosterschulen waren im Laufe der Jahrhunderte<br />

Zentren der Kultur und der Bildung. Am<br />

<strong>Grün</strong>donnerstag des Jahres 547, es war der 21.<br />

März, starb Benedikt während eines Gebets vor<br />

dem Altar der Klosterkirche von Montecassino. Die<br />

Mönche bestatteten ihren Ordensgründer neben seiner<br />

Schwester Scholastika. Am 11. Juli 673 (703?)<br />

— daher der Gedenktag 11. Juli — wurden Benedikts<br />

Gebeine angeblich nach Fleury in Frankreich<br />

<strong>über</strong>führt, das danach Saint-Benoît-sur-Loire hieß.<br />

Text 2: Regula Benedicti<br />

_________<br />

23) Auszüge aus: Schauber/Schindler. Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf. Augsburg. 1998. 346–349<br />

24) Auszüge aus: Chronik des Christentums. München. 1999. S.81<br />

25) Siehe auch: Wieczorek, Alfred, Sitar, Gerfried OSB (Hrsg.):<br />

Benedikt und die Welt der frühen Klöster. Publikation der <strong>Reiss</strong>-<strong>Engelhorn</strong>-<strong>Museen</strong>. Band 50. Mannheim. 2012. S. 65 ff.<br />

24 25<br />

Gottesdienst und Gebet, Arbeit und Gehorsam<br />

stehen im Mittelpunkt der 73 Kapitel umfassenden<br />

Regel des Benedikt von Nursia:<br />

Der Gehorsam: Die höchste Stufe der Demut ist der<br />

Gehorsam ohne Zögern. Er zeichnet die aus, denen<br />

die Liebe zu Christus <strong>über</strong> alles geht. Wegen des heiligen<br />

Dienstes, den sie gelobt haben, oder aus Furcht<br />

vor der Hölle oder wegen der Herrlichkeit des ewigen<br />

Lebens, gibt es für sie kein Zögern, sobald der<br />

Obere etwas befohlen hat; sie führen es aus, als hätte<br />

Gott selbst es befohlen.<br />

Der Umgang mit Verfehlungen: Der Abt [= Leiter<br />

eines Klosters] muss auf jegliche Weise um<br />

die Brüder besorgt sein, die sich verfehlt haben;<br />

denn nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern<br />

die Kranken [Mk 2,17]. Deshalb muss er<br />

wie ein erfahrener Arzt alle Mittel anwenden …<br />

Seite 23


Der Abt muss sich große Mühe geben und mit Umsicht<br />

und Beharrlichkeit alles daransetzen, um keines<br />

der ihm anvertrauten Schafe zu verlieren. Und er<br />

ahme den Guten Hirten nach, der das Beispiel väterlicher<br />

Güte gab; er ließ die neunundneunzig Schafe<br />

[Mt 18,12f] in den Bergen zurück und machte sich<br />

auf, um das verirrte Schaf zu suchen. Er hatte solches<br />

Mitleid mit dessen Schwäche, dass er es huldvoll<br />

auf seine heiligen Schultern nahm und so zur Herde<br />

zurücktrug.<br />

Der Abt: Er hasse das Böse und liebe die Brüder.<br />

Muss er zurechtweisen, handle er klug und gehe nie<br />

zu weit, damit das Gefäß nicht zerbricht, wenn er es<br />

allzu sauber vom Rost reinigen will. Damit wollen<br />

<strong>wir</strong> nicht sagen, er dürfe Fehler wuchern lassen. Im<br />

Gegenteil: Er rotte sie, wie <strong>wir</strong> schon sagten, klug<br />

und liebevoll aus, wie er es für jeden zuträglich hält.<br />

Und er suche mehr geliebt als gefürchtet zu werden.<br />

Er sei nicht aufgeregt und <strong>über</strong>ängstlich, nicht maßlos<br />

und eigensinnig; nicht eifersüchtig und nicht argwöhnisch,<br />

sonst kommt er ja nie zur Ruhe.<br />

Der Besitz: Vor allem werde dieses Laster mit der<br />

Wurzel aus dem Kloster ausgerottet; keiner darf es<br />

wagen, ohne Erlaubnis des Abtes etwas herzugeben,<br />

anzunehmen oder im Besitz zu haben, und zwar<br />

durchaus nichts, kein Buch, keine Schreibtafel, keinen<br />

Griffel … Alles sei allen gemeinsam, wie es in der<br />

Schrift heißt (Apostelgeschichte 4, 32 ), und keiner<br />

bezeichne etwas als sein eigen oder nehme es als solches<br />

für sich in Anspruch.<br />

Gebet und Arbeit: Müßiggang ist der Feind der Seele.<br />

Deshalb müssen sich die Brüder zu bestimmten<br />

Zeiten mit heiliger Lesung beschäftigen.<br />

Der Tagesablauf, ein steter Wechsel von Besinnung<br />

(»contemplatio«), Gebet (»oratio«) und<br />

Arbeit (»laboratio«), ist genau vorgeschrieben.<br />

.<br />

Seite 24


Material 3:<br />

Ausstellungsobjekt: Darstellung des Hl. Benedikt<br />

mit Becher/Schlange 26 bzw. Hl. Benedikt,<br />

mit aufgeschlagener Regula 27<br />

Material 4:<br />

Verteilt in der ganzen Welt gibt es auch heute<br />

noch viele Orden, die sich auf Benedikt und seine<br />

Regel berufen 28 :<br />

www.osb-international.info<br />

Material 5:<br />

01:00 – 02:30<br />

02:30 – 04:00<br />

04:00 – 04:30<br />

04:30 – 05:45<br />

05:45 – 06:00<br />

06:00 – 06:30<br />

06:30 – 07:30<br />

07:30 – 08:15<br />

08:15 – 09:00<br />

09:00 – 10:30<br />

10:30 – 11:30<br />

11:30 – 12:00<br />

12:00 – 12:45<br />

12:45 – 14:00<br />

14:00 – 14:30<br />

14:30 – 16:15<br />

16:30 – 17:15<br />

17:30 – 17:50<br />

18:00 – 18:45<br />

18:45 – 00:30<br />

Abb. 7<br />

Wecken, Ankleiden und Nachtgebet<br />

erneut Nachtruhe<br />

Morgengebet in der Klosterkirche<br />

erneute Nachtruhe<br />

endgültiges Aufstehen<br />

Gebete der erster Tagesstunde (Prim)<br />

Versammlung im Kapitelsaal, Fortsg. der Prim, Arbeitsverteilg. u. Disziplinarfälle<br />

Morgenmesse<br />

Private Messe oder Arbeit<br />

Gebet der dritten Tagesstunde (Terz) und Messe<br />

Arbeit<br />

Gebet der sechsten Tagesstunde (Sext)<br />

Essen<br />

Ruhepause<br />

Gebet der neunten Tagesstunde (Non)<br />

Arbeit<br />

Abendandacht (Vesper)<br />

leichtes Abendessen (außer an Fastentagen)<br />

Tagesschlussgebet (Komplet)<br />

Nachtruhe<br />

_________<br />

26) Siehe auch: Wieczorek, Alfred, Sitar, Gerfried OSB (Hrsg.): Benedikt und die Welt der frühen Klöster.<br />

Publikation der <strong>Reiss</strong>-<strong>Engelhorn</strong>-<strong>Museen</strong>. Band 50. Mannheim. 2012. S. 33<br />

27) Siehe auch: Wieczorek, Alfred, Sitar, Gerfried OSB (Hrsg.): Benedikt und die Welt der frühen Klöster.<br />

Publikation der <strong>Reiss</strong>-<strong>Engelhorn</strong>-<strong>Museen</strong>. Band 50. Mannheim. 2012. S. 69<br />

28) www.rsw.schule.ulm.de/projektw/bened_2.htm<br />

Abb. 6<br />

Seite 25


Arbeitsauftrag I<br />

1. Fasse die Stationen des Lebens des Heiligen Benedikt zusammen. (Text 1)<br />

2. Der Heilige Benedikt hat auf Abbildungen oft bestimmte Gegenstände bei sich. Finde heraus,<br />

welche das sind und auf welche Begebenheiten aus seinem Leben sie sich beziehen. (Material 3)<br />

3a. Nenne die wichtigsten Regeln aus der Regula Benedicti. (Text 2)<br />

3b. Beschreibe mit eigenen Worten, wie ein Abt sein sollte.<br />

3c. Welche dieser Regeln findest Du gut? Bei welchen würde es Dir schwer fallen,<br />

sie einzuhalten? Begründe!<br />

4a. Informiere Dich <strong>über</strong> den Benediktinerorden heute (www.osb-international.info),<br />

insbesondere seine Verbreitung.<br />

4b. Erkunde mit Hilfe der Karte, wo in Deiner Nähe sich eine Einrichtung der Benediktiner<br />

befindet und was dort für Gäste angeboten <strong>wir</strong>d.<br />

4c. Wie sieht der Tagesablauf in einem Kloster aus? (Material 5)<br />

Beschrifte den 24-Stunden-Kreis und zeichne die verschiedenen Tätigkeiten<br />

mit unterschiedlichen Farben ein.<br />

Abb. 8<br />

Schlafen<br />

Gebet/Gottesdienst<br />

Arbeit<br />

Essen<br />

4e. Erstelle einen thematischen Multiple-Choice-Test mit richtigen und falschen<br />

Antwortmöglichkeiten (Beispielfragen: Wofür steht die Abkürzung „OSB“?<br />

Wie viele Mönche gehören dem Benediktinerorden heute weltweit an?<br />

Wie lautet das Motto der Benediktiner?)<br />

Vergiss‘ nicht, zuvor die richtigen Antworten zu finden!<br />

Seite 26


Klöster – wozu?<br />

Arbeitsmaterial II<br />

Text 1 29 :<br />

Neuorganisation notwendig: Das aus dem Orient in<br />

den Westen vorgedrungene Mönchtum drohte zu zerfallen.<br />

Als nennenswerte Leitlinie war vor allem die<br />

von Athanasius geschriebene Biographie »Leben des<br />

Antonius« vorhanden, die die Ideale der asketischen<br />

[Leben in Enthaltsamkeit] Bewegung verbreitete. Das<br />

Klosterleben funktionierte zwar in einigen Klöstern, vor<br />

allem in Südgallien, gut, doch einzelne umherziehende<br />

Mönche ohne Anbindung trieben mit dem asketischen<br />

Ideal Geschäfte: In Kutten gekleidete Landstreicher<br />

vagabundierten umher und missbrauchten des klösterliche<br />

Gastrecht. Selbst vor dem Handel mit gefälschten<br />

Reliquien [= Überrest eines Heiligen als Gegenstand<br />

religiöser Verehrung] scheuten sie nicht zurück. Einzelne<br />

Klöster reagierten darauf, indem sie verbindliche<br />

Regeln aufstellten. Dem 480 in Umbrien geborenen<br />

Benedikt gelingt es schließlich, die Organisationsbemühungen<br />

zum Erfolg zu bringen. Als Eremit hatte<br />

Benedikt in Subiaco bei Rom von sich reden gemacht.<br />

Die »Benediktinische Regel«: In einem alten Apollotempel<br />

auf dem Monte Cassino gründet er schließlich<br />

ein eigenes Kloster. Um das Leben der Brüder zu ordnen,<br />

verfasst er auf der Grundlage einer ihm vorliegenden<br />

»Regula Magistri« die eigene »Regula Benedicti«.<br />

Die Mischung aus Weltabgewandtheit, Demut,<br />

Verpflichtung zur Ortsgebundenheit (»stabilitas loci«)<br />

und nicht hinterfragbarem Gehorsam gegen<strong>über</strong> dem<br />

Abt weist auf die Verschmelzung spätantiker Klostertraditionen<br />

mit römisch-militärischem Geist hin. Um<br />

die Ernsthaftigkeit des mönchischen Lebens zu gewährleisten,<br />

schreibt Benedikt eine einjährige Probezeit<br />

vor (»Noviziat«). Neben Gastfreundschaft, der Armenpflege<br />

und Handwerk tritt die Bildungsarbeit zu<br />

den klösterlichen Aufgaben neu hinzu: Begründet in der<br />

Erziehung der dem Kloster <strong>über</strong>lassenen jungen Männer<br />

(»puer oblati«), weitet sich das Klosterschulwesen<br />

im Mittelalter stark aus.<br />

_________<br />

29) Chronik des Christentums. München. 1999. S.79<br />

30) Chronik des Christentums. München. 1999. S.79<br />

Absoluter Gehorsam: Schon im Vorwort seiner Regel<br />

mahnt Benedikt seine Brüder zu absolutem Gehorsam<br />

gegen<strong>über</strong> Gott und dem Abt: »Sollten Vernunft<br />

und Billigkeit zur Besserung von Fehlern und zur<br />

Bewahrung der Liebe da und dort etwas strengere<br />

Anforderungen stellen, so verlasse nicht gleich voll<br />

Angst und Schrecken den Weg des Heils, der am<br />

Anfang nun einmal eng sein muss … Wir wollen<br />

uns nie der Leitung des Meisters entziehen, sondern<br />

im Kloster bis zum Tod an seiner Lehre festhalten.«<br />

Den »Gehorsam ohne Zögern« erklärt Benedikt zur<br />

»höchsten Stufe der Demut«. Für diejenigen, die<br />

sich für das Klosterleben entschieden haben, »gibt es<br />

kein Zögern, sobald der Obere etwas befohlen hat;<br />

sie führen es aus, als hätte Gott es selbst befohlen«.<br />

Benedikt stirbt 547 in Monte Cassino.<br />

Benedikts Wirkungsbereich: Zu seinen Lebzeiten<br />

bleibt die »Regula Benedicti« nur eine unter vielen<br />

Klosterregeln. 581 zerstören langobardische Truppen<br />

das Kloster Monte Cassino. Doch aufgrund ihrer<br />

weitsichtigen Kombination geistlicher Tugenden<br />

mit straffer Hierarchie und der Gunst Gregors des<br />

Großen kann sich die »Regula Benedicti« bis ins 12.<br />

Jahrhundert hinein weiterverbreiten. Sie ist prädestiniert<br />

wie keine andere, das gesamte abendländische<br />

Mönchtum zu ordnen.<br />

Text 2 30 :<br />

Vom 4. Jahrhundert an <strong>wir</strong>d das klösterliche Leben<br />

auch im Abendland zur eindrucksvollsten kirchlichen<br />

Lebensform. Unterschiedliche <strong>Grün</strong>de tragen<br />

zur Faszination und zum Erfolg des monastischen<br />

Lebens bei.<br />

Mönchtum als wahres Christenleben: Das Christentum<br />

hatte sich von einer Minderheitsreligion zur<br />

Massenbewegung entwickelt, doch steht für die neumissionierten<br />

Christen der unverfälschte christliche<br />

Seite 27


Glaube nicht mehr im Vordergrund. »Bekehrung<br />

zum Christentum« — das bedeutete früher die radikale<br />

Hinwendung zum Glauben; seitdem das Christentum<br />

Staatsreligion geworden war, bezieht sich<br />

der Begriff »Bekehrung« jedoch nicht mehr auf die<br />

»normalen« Missionierten, sondern auf diejenigen,<br />

die sich zum klösterlichen Leben entschließen. Der<br />

Gegensatz von geistlichem und fleischlichem Leben<br />

markiert zunehmend nicht mehr die Fronten zwischen<br />

Christen und Heiden, sondern zwischen klösterlichem<br />

und weltlichem Leben. Im Kloster lebe man<br />

»nach dem Evangelium«, jenseits der Klostermauern<br />

»nach dem Gesetz«, meinte der Mönch Johannes<br />

Cassian (360 bis 435), der Anfang des 5. Jahrhunderts<br />

zwei Klöster in Marseille gründet.<br />

Einheit von Bischöfen und Klöstern: Den Bischöfen<br />

war die feste Anbindung der Klostergemeinschaften<br />

an die verfasste Kirche gelungen. Entgegen<br />

ursprünglicher Befürchtungen hatten sich die<br />

Klostergemeinschaften nicht zu einem autarken, von<br />

kirchlicher Weisung unabhängigen Gebilde entwickelt,<br />

sondern trugen zur Mission der Kirche wesentlich<br />

bei. Nicht nur die Predigten umherziehender<br />

Mönche — seien sie seriös oder nicht — ließen<br />

die Bevölkerung immer wieder mit dem christlichen<br />

Glauben in Berührung kommen. Auch die Bekanntheit<br />

der Bibel ist den Mönchen zu verdanken. In<br />

jedem Kloster waren Mönche oder Nonnen stets damit<br />

beschäftigt, die Heilige Schrift zu kopieren, was<br />

auf den ehemaligen römischen Senator und späteren<br />

Theologen Cassiodorus (490–583) zurückging: »O<br />

Anblick, glorreich für diejenigen, die sich Ihm mit<br />

Andacht widmen! Mit gleitenden Fingern werden<br />

die himmlischen Worte kopiert, auf dass des Teufels<br />

Kunst zerstört werde.<br />

Klöster als Hort der Sicherheit: Inmitten der großen<br />

geistigen und politischen Wandlungen des frühen<br />

Mittelalters steht das Leben der Mönche und Nonnen<br />

wie ein unverrückbarer Fels in der Brandung.<br />

Die in den rauen Zeiten von den Mönchen und Nonnen<br />

aufgebrachte Disziplin verschaffte ihnen das<br />

Image heiliger Gestalten.<br />

Text 3 31 :<br />

alles braucht sein Gleichgewicht<br />

weit sich aus dem Fenster lehnen<br />

kann nur der den jemand an den Füßen hält<br />

wer nach Kosten/Nutzen rechnet<br />

für den sind stille Klöster <strong>über</strong>flüssig<br />

alles Laute braucht das Leise<br />

um nicht sinnlos zu verlärmen<br />

denn uns allen<br />

die der Erde ganz verhaftet sind<br />

halten sie den Himmel frei<br />

Andreas Knapp<br />

_________<br />

31) Zitiert nach: www.abtei-st-stephan.de/fileadmin/abtei-st-stephan/data/Bildmaterial/Kloster/<br />

News/Jubilaeum/BB2012Programm_Web02.pdf<br />

Seite 28


Arbeitsauftrag II<br />

1a. Was kennzeichnet das benediktinische Mönchtum?<br />

Fasse die wesentlichen Aspekte von Text 1 zusammen.<br />

1b. Lege dar, wie Benedikt mit seinen Regeln auf die religiösen Verhältnisse seiner Zeit reagiert.<br />

Beziehe dazu auch biografische Informationen zu Benedikt von Nursia aus der Ausstellung<br />

mit ein.<br />

1c. Finde in der Ausstellung „Benedikt und die Welt der frühen Klöster“ Beispiele dafür, wie sich<br />

im Mittelalter Klöster förderlich auf das gesellschaftliche und kirchliche Leben aus<strong>wir</strong>kten.<br />

2a. Fasse die <strong>Grün</strong>de zusammen, weshalb das Klosterleben im 4./5. Jahrhundert<br />

attraktiv wurde (Text 2).<br />

2b. „Klöster als Hort der Sicherheit“ (s. Text 2) – weise diesen Aspekt anhand<br />

des Klosters St. Gallen nach. Berücksichtige dabei, was „autark“ meint.<br />

2c. Untersuche, aus welchen <strong>Grün</strong>den sich auch heutzutage Menschen für ein klösterliches<br />

Leben entscheiden. Bewerte: Welche der Aspekte aus Aufgabe 2a haben heute noch Gültigkeit?<br />

2d. Interpretiere das Gedicht von Andreas Knapp (Text 3) und nimm Stellung:<br />

Sind „stille Klöster <strong>über</strong>flüssig“?<br />

Seite 29


Bemerkungen<br />

zum didaktisch-methodischen Einsatz<br />

Die Ausstellung „Benedikt und die Welt der<br />

frühen Klöster“ eröffnet eine Möglichkeit, diese<br />

grundlegende und <strong>über</strong> Jahrhunderte prägende<br />

Form religiösen Lebens kennen zu lernen. Die<br />

anschauliche Aufbereitung lässt die Bedeutung<br />

für die Entwicklung gerade in Europa erahnen.<br />

Gleichzeitig ist eine Begegnung mit dem Phänomen<br />

„Klosterleben“ eine Herausforderung, <strong>über</strong><br />

die historische Dimension hinaus diese Lebensweise<br />

als lebendigen Ausdruck gelebten Glaubens<br />

wahrzunehmen.<br />

Die vorliegenden Materialien und Arbeitsvorschläge<br />

wollen eine Anregung geben, wie die<br />

Ausstellung für den unterrichtlichen Kontext<br />

unterstützend eingesetzt werden kann.<br />

Dabei ist zunächst an die Klassenstufe 5/6<br />

gedacht (Arbeitsmaterial 1), wie auch an die<br />

Lehrplaneinheiten „Gemeinsam Kirche sein“<br />

und „In der Nachfolge des Herrn“. Die entwicklungsgemäße<br />

Orientierung an Vorbildern legt<br />

es nahe, sich näher mit dem Leben und Wirken<br />

des Heiligen Benedikt von Nursia zu befassen. 32<br />

Dabei gilt es zunächst, eine differenzierte Wahrnehmung<br />

zu ermöglichen, um sich selbst dazu in<br />

Beziehung setzen zu können (Deutungskompetenz).<br />

Arbeitsmaterial 2 orientiert sich an den Vorgaben<br />

der Oberstufe. 33 Hier verschiebt sich<br />

der Schwerpunkt verstärkt in den Bereich der<br />

historischen Einordnung, ohne dass der religiöse<br />

Aspekt dar<strong>über</strong> vergessen würde. Über das<br />

Wahrnehmen und Deuten hinaus kann hier auch<br />

eine Anregung zur kritischen Stellungnahme<br />

(Urteilskompetenz) gegeben werden.<br />

Zur Verwendung der Materialien<br />

im Unterricht<br />

Die vorgeschlagenen Materialien eignen sich<br />

insbesondere für eine projektbezogene Erarbeitung.<br />

Der Ausstellungsbesuch ist hierbei ein<br />

wesentlicher Bestandteil, dieser erfordert jedoch<br />

zumindest eine vorherige Klärung der Aufgabenstellungen,<br />

die durchaus auch in Gruppen<br />

und arbeitsteilig angegangen werden kann. Im<br />

Anschluss sollte eine Nachbereitung im Unterricht<br />

stehen, die der Präsentation von Ergebnissen<br />

(durch Vortrag oder auch Plakatgestaltung)<br />

dient und es ermöglicht, wesentliche Aspekte zu<br />

sichern.<br />

Nachstehend finden sich einige Bearbeitungshinweise,<br />

die in keiner Hinsicht umfassend sein<br />

können, aber zumindest exemplarisch relevante<br />

Punkte benennen wollen.<br />

_________<br />

32) Vgl. Lehrplan Katholische Religion, Gymnasialer Bildungsgang, Hessisches Kultusministerium. 2010. S. 32 („Das Leben von Heiligen<br />

zeigt oft vorbildhaft Frömmigkeit und diakonisches Handeln“)<br />

33) Vgl. Lehrplan Katholische Religion, Gymnasialer Bildungsgang, Hessisches Kultusministerium. 2010. Q2: Kirche Christi und Weltverantwortung<br />

(„Kirchliche Persönlichkeiten aus Geschichte und Gegenwart als Vorbilder in der Nachfolge Christi“) und Q4: Christ sein<br />

Seite 30


Arbeitsmaterial 1:<br />

Benedikt von Nursia: Vater des abendländischen<br />

Mönchtums<br />

1. Fasse die Stationen des Lebens des Heiligen<br />

Benedikt zusammen. (Text 1)<br />

Neben der räumlichen und zeitlichen Einordnung<br />

werden das Wachsen der Gemeinschaft,<br />

die Erstellung der Regeln und die Wirkungsgeschichte<br />

erwähnt.<br />

2. Der Heilige Benedikt hat auf Abbildungen oft<br />

bestimmte Gegenstände bei sich. Finde heraus,<br />

welche das sind und auf welche Begebenheiten<br />

aus seinem Leben sie sich beziehen. (Material 3)<br />

Zu nennen sind: Die „Regula Benedicti“, in<br />

der Regel als Buch, sowie ein Becher oder eine<br />

Schlange als Hinweis auf den Giftanschlag im<br />

Kloster Vicovaro.<br />

3a. Nenne die wichtigsten Regeln aus der „Regula<br />

Benedicti“. (Text 2)<br />

Gehorsam und Demut Gott und dem Abt gegen<strong>über</strong>,<br />

der sich fürsorglich der Brüder annimmt;<br />

Besitzlosigkeit; regelmäßiges Gebet<br />

3b. Beschreibe mit eigenen Worten, wie ein Abt<br />

sein sollte.<br />

Als „Hirte“ verantwortlich für die „Schafe“;<br />

streng, aber auch besorgt und nachsichtig<br />

3c. Welche dieser Regeln findest Du gut? Bei<br />

welchen würde es Dir schwer fallen, sie einzuhalten?<br />

Begründe!<br />

Die prinzipielle Notwendigkeit von Regeln<br />

sollte anerkannt werden, „Gehorsam“ etwa<br />

dürfte jedoch nur mit Einschränkungen Zustimmung<br />

finden; an dieser Stelle ist es insbesondere<br />

wichtig, dass sich die Schülerinnen<br />

und Schüler in Bezug setzen zu den an sie<br />

herangetragenen Konzepten eines „gottgefälligen“<br />

Lebens und Ansätze einer kritischen<br />

Auseinandersetzung, beispielsweise mit dem<br />

Besitzstreben zeigen. An dieser Stelle können<br />

sich exemplarisch Ausweitungen anschließen:<br />

Wahrnehmung sozialer Verantwortung in<br />

der Welt (aus dem Glauben heraus) und Befähigung<br />

zu diakonischem Handeln.<br />

4a. Informiere Dich <strong>über</strong> den Benediktinerorden<br />

heute (www.osb-international.info), insbesondere<br />

seine Verbreitung.<br />

Relevante Aspekte wären etwa die weltweite<br />

Verbreitung und Internationalität<br />

4b. Erkunde mit Hilfe der Karte, wo in Deiner<br />

Nähe sich eine Einrichtung der Benediktiner befindet<br />

und was dort für Gäste angeboten <strong>wir</strong>d.<br />

Die nächstgelegene Einrichtung (im weiten<br />

Umkreis) ist die Abtei Neuburg bei Heidelberg<br />

(www.abtei-neuburg.de), die, wie viele<br />

Klöster, die Möglichkeit zur Einkehr bietet,<br />

für Männer auch begleitete „Schnupperwochen“<br />

(Kloster auf Zeit).<br />

Bei diesem Auftrag geht es in erster Linie darum,<br />

die Schülerinnen und Schüler zumindest<br />

aus der Ferne in Kontakt zu bringen mit dieser<br />

Form gelebten Glaubens heute und einen<br />

Einblick in die, den meisten wohl fremd gewordenen<br />

Lebensweise, zu erhalten.<br />

4c. Wie sieht der Tagesablauf in einem Kloster<br />

aus? Beschrifte den 24-Stunden-Kreis und zeichne<br />

die verschiedenen Tätigkeiten mit unterschiedlichen<br />

Farben ein.<br />

Sichtbar werden sollte insbesondere die Häufigkeit<br />

und Ausdehnung von Gebet/Gottesdienst,<br />

denen selbst Arbeit und Schlaf untergeordnet<br />

sind<br />

Seite 31


4e. Erstelle einen thematischen Multiple-Choice-<br />

Test mit richtigen und falschen Antwortmöglichkeiten.<br />

Vergiss‘ nicht, zuvor die richtigen<br />

Antworten zu finden!<br />

Zu den Beispielfragen:<br />

Wofür steht die Abkürzung „OSB“?<br />

– Ordo Sancti Benedicti<br />

Wie viele Mönche gehören dem Benediktinerorden<br />

heute weltweit an?<br />

– ca. 8.000 Mönche weltweit (dazu etwa<br />

16.000 Nonnen und Schwestern)<br />

Wie lautet das Motto der Benediktiner?<br />

– „Ut in omnibus glorificetur Deus – Auf dass<br />

Gott in allem verherrlicht werde“ (nicht: Ora<br />

et labora)<br />

Die Aufgabenstellung bietet den Schülerinnen<br />

und Schülern die Möglichkeit, selbst auf<br />

„Entdeckungsreise“ zu gehen und spielerisch<br />

Fakten zusammen zu tragen. Je nach Vorerfahrungen<br />

sind technische und methodische<br />

Hilfestellungen erforderlich.<br />

Arbeitsmaterial 2:<br />

Klöster – wozu?<br />

1a. Was kennzeichnet das benediktinische<br />

Mönchtum? Fasse die wesentlichen Aspekte von<br />

Text 1 zusammen.<br />

Zu nennen wären zunächst die Missstände,<br />

auf die Benedikt reagiert, unter anderem mit<br />

der Betonung des Gehorsams; Gastfreundschaft,<br />

Armenpflege; Handwerk; Bildungsarbeit<br />

sind bleibende Elemente, die mit dazu<br />

beitrugen, dass von den Regeln eine ungeheure<br />

Wirkungsgeschichte ausging<br />

1b. Lege dar, wie Benedikt mit seinen Regeln auf<br />

die religiösen Verhältnisse seiner Zeit reagiert.<br />

Beziehe dazu auch biografische Informationen<br />

zu Benedikt von Nursia aus der Ausstellung mit<br />

ein.<br />

Drohender Zerfall des asketischen Mönchtums:<br />

Missbrauch; Benedikt schafft mit Hilfe<br />

fester Regeln Verbindlichkeit (zentral dabei:<br />

Gehorsam); in Rom ist er konfrontiert mit Sittenverfall;<br />

seine Versuche, Missstände in klösterlichen<br />

Gemeinschaften zu beenden, stößt<br />

auch auf Widerstand (Giftanschlag)<br />

1c. Finde in der Ausstellung „Benedikt und die<br />

Welt der frühen Klöster“ Beispiele dafür, wie sich<br />

im Mittelalter Klöster förderlich auf das gesellschaftliche<br />

und kirchliche Leben aus<strong>wir</strong>kten.<br />

Brückenköpfe der Erschließung „heidnischer“<br />

Länder; Zentren der Christianisierung; Bewahrung<br />

von „Kultur“, insbesondere der<br />

Buchkunst und damit des Wissens der Antike;<br />

Aufbau eines Schul- und Universitätswesens;<br />

Gegengewicht zu Rom und Papsttum; Aufbau<br />

einer Krankenfürsorge; Gastfreundschaft und<br />

Sicherung von Reisewegen; prosperierende<br />

Wirtschaftsunternehmen<br />

2a. Fasse die <strong>Grün</strong>de zusammen, weshalb das<br />

Klosterleben im 4./5. Jahrhundert attraktiv wurde<br />

(Text 2).<br />

Zur Staatsreligion geworden, bedurfte es besonderer<br />

Formen, eine radikale Bekehrung<br />

zum Ausdruck zu bringen; das Leben der<br />

weltlichen Christen gleicht dem der Heiden<br />

früher; die Unsicherheiten in der Welt förderten<br />

die Klosterbildung als „Hort der Sicherheit“<br />

2b. „Klöster als Hort der Sicherheit“ (s. Text 2)<br />

– weise diesen Aspekt anhand des Klosters St.<br />

Gallen nach. Berücksichtige dabei, was „autark“<br />

meint.<br />

Umfassende Fähigkeit zur Selbstversorgung;<br />

burgähnliche Schutzhaftigkeit von Klosteranlagen;<br />

ausgedehnte Ländereien; verständiges<br />

(heute würde man sagen: nachhaltiges) <strong>wir</strong>tschaften;<br />

(Schutz vor dem Zugriff weltlicher<br />

Macht; <strong>über</strong>regionale Beziehungsgeflechte)<br />

Seite 32


2c. Untersuche, aus welchen <strong>Grün</strong>den sich auch<br />

heutzutage Menschen für ein klösterliches Leben<br />

entscheiden. Bewerte: Welche der Aspekte<br />

aus Aufgabe 2a haben heute noch Gültigkeit?<br />

„Ausstieg“ aus einer leistungs- und konsumorientierten<br />

Gesellschaft nach wie vor relevant;<br />

alternative Lebensweise; eine Bewertung <strong>wir</strong>d<br />

die Aspekte Demut, Gehorsam und Enthaltsamkeit<br />

als Negativ-Posten dagegen halten,<br />

zudem Weltflucht und „Lebensunfähigkeit“<br />

als vermeintliche <strong>Grün</strong>de für einen Klostereintritt;<br />

bei diesem Arbeitsauftrag obliegt es<br />

der Lehrkraft, ggf. mit Hilfe authentischer<br />

Materialien eine realistische Einschätzung zu<br />

ermöglichen.<br />

2d. Interpretiere das Gedicht von Andreas<br />

Knapp (Text 3) und nimm Stellung: Sind „stille<br />

Klöster <strong>über</strong>flüssig“?<br />

Das Konzept eines „Gegengewichts“ zur Kosten-Nutzen-orientierten,<br />

profanen Welt <strong>wir</strong>d<br />

sich nicht allen Schülerinnen und Schülern<br />

erschließen, der Text regt jedoch zu einer<br />

Auseinandersetzung mit diesen Gegenentwürfen<br />

des gelebten Glaubens an; im Sinne<br />

der Förderung der Partizipationskompetenz<br />

vergewissern sich die Lernenden ihres eigenen<br />

Glaubensstandorts, indem sie etwa<br />

Christsein auch im Alltag umgesetzt sehen<br />

Erarbeitet von Dr. Martin Schmidl<br />

Seite 33


Fachbereich<br />

Biologie<br />

In jedem Kloster sollten nach den Regeln des<br />

Heiligen Benedikt vier Arten von Gärten angelegt<br />

werden: Obstgarten, Gemüsegarten,<br />

Gewürzgarten und Heilkräutergarten. Die<br />

Mönche des Mittelalters wussten viel <strong>über</strong><br />

zahlreiche Pflanzen und besonders <strong>über</strong> Heilkräuter,<br />

die als Medizin bei Krankheiten benutzt<br />

wurden. Dieses Wissen zogen sie auch aus<br />

antiken Texten, die sie in ihren klösterlichen<br />

Scriptorien abschrieben. Durch die Vervielfältigung<br />

des Bücher trugen die Mönche bei, dass<br />

das antike Wissen nicht verloren ging, sondern<br />

sich weiter verbreitete. Aber zu ihren Aufgaben<br />

zählten nicht nur die Kopie der Bücher, sondern<br />

auch Beobachtungen und Aufzucht von Pflanzen.<br />

Bei zahlreichen Gewächsen entscheidet<br />

die Dosierung <strong>über</strong> Heilerfolg oder Vergiftung.<br />

Dieser schmale Grad war den Mönchen häufig<br />

bewusst, so dass sie zahlreichen Kranken Linderung<br />

verschaffen konnten. Ihre Erfahrungen<br />

in der Aufzucht und Anwendung von Heilkräutern<br />

schrieben sie auf, so dass diese heute noch<br />

bekannt sind. Die Ausstellung „Benedikt und<br />

die Welt der frühen Klöster“ zeigt unter anderem<br />

auch Rezepte und deren Anwendungsnotizen.<br />

Abb. 9<br />

Seite 34


Die Kraft der Kräuter<br />

Didaktische<br />

Vor<strong>über</strong>legungen<br />

Klostergärten haben bis heute eine magische<br />

Anziehungskraft auf Menschen. Ihre Ruhe, die<br />

Erhabenheit, die Regelmäßigkeit der Organisation<br />

des Gartens und der ausströmende Duft<br />

ziehen die Menschen bis heute in ihren Bann.<br />

Im Mittelalter sahen den Menschen den Klostergarten<br />

in seiner Gesamtheit als ein als Heilmittel<br />

an. Schon der Blick auf den Garten und<br />

das Riechen der Düfte sollte dem Erkrankten<br />

die Genesung bringen.<br />

Gärten kennt die Menschheit nicht erst seit den<br />

kunstvollen hängenden Gärten der Semiramis,<br />

eines der sieben Weltwunder der Antike. Dieses<br />

Weltwunder ließ wahrscheinlich König Nebukadnezar<br />

II (640 - 562 v. Chr.) für seine Gattin<br />

Amytis anlegen. Ab dem 3. Jahrtausend v. Chr.<br />

wurden im Alten Ägypten Nutz- und Ziergärten<br />

angelegt. Von den ägyptischen Klöstern<br />

gelangte die Kunst <strong>über</strong> den Mittelmeerraum<br />

<strong>über</strong> die Alpen nach Mitteleuropa. Im Mittelalter<br />

diente der Garten, zunächst als Nutzgarten,<br />

um die <strong>wir</strong>tschaftliche Autarkie des Klosters zu<br />

sichern. Die Gärten wurden zu dem ein Träger<br />

der christlichen Symbolik. Durch die Kultivierung<br />

von Gewächsen für die Pflanzen- und<br />

Heilkunde erhielten die Klostergärten eine neue<br />

Bedeutung. Im Mittelalter waren die Klöster<br />

wichtige Entwicklungszentren für das Leben.<br />

Die Erkenntnisse und Entwicklungen nahmen<br />

Einfluss auf den Anbau von Pflanzen, deren<br />

Verbreitung sowie Nutzung in der Ernährung,<br />

Medizin und Kultur.<br />

Beim Besuch der Sonderausstellung „Benedikt<br />

und die Welt der frühen Klöster“ in den<br />

<strong>Reiss</strong>-<strong>Engelhorn</strong>-<strong>Museen</strong> kann der Bezug zu<br />

dem Modul der Handreichung „Die Kraft der<br />

Kräuter“ der St. Gallener Klosterplan 34 sein.<br />

Dieser Klosterplan wurde mit hoher Wahr-<br />

scheinlichkeit von 819 - 826 n. Chr. im Kloster<br />

Reichenau erstellt. Der Plan enthält neben der<br />

Darstellung von 50 Gebäuden auch die Gartenanlagen<br />

des Klosters. Die Liste und Anlage der<br />

Pflanzen zeigt Ähnlichkeiten mit der Capitulare<br />

de villis vel curtis imperii, der Verordnung von<br />

Karl des Großen für die Hofgüter bzw. Krongüter,<br />

die die Versorgung des Hofes und des Heeres<br />

sicherten.<br />

Der Klostergarten gliedert sich in der Regel in<br />

drei Teile:<br />

- Arzneigarten<br />

- Gemüsegarten<br />

- Baum- und Obstgarten<br />

Das Modul zur Handreichung weist eine Möglichkeit<br />

die Kräuter und ihre Bedeutung als<br />

Würz- und Heilmittel auch im Klassenzimmer<br />

zu erleben. Die Kräuter werden unmittelbar erlebt,<br />

durch das Beobachten der Aufzucht, des<br />

Wachsens, einer Kostprobe sowie der Degustation<br />

in Form dreier Möglichkeiten in der Küchenarbeit.<br />

Das Modul setzt sich aus den Aspekten zusammen:<br />

- Kräuteraufzucht und Kennenlernen der<br />

Pflanzenarten und ihre Bedeutung für<br />

den Menschen<br />

- Rohverkostung der Kräuter<br />

- Einsatz der Kräuter in der Küche, zweimal<br />

unerhitzt und dann als Beigabe für eine Soße<br />

Weiterhin ist eine Extraktion der Wirksubstanzen<br />

vorstellbar.<br />

Zunächst erfolgt ein Aussähen von Samen. Dies<br />

ist mit Kresse auch in den Räumlichkeiten der<br />

_________<br />

34) Siehe auch: Wieczorek, Alfred, Sitar, Gerfried OSB (Hrsg.): Benedikt und die Welt der frühen Klöster. Publikation<br />

der <strong>Reiss</strong>-<strong>Engelhorn</strong>-<strong>Museen</strong>. Band 50. Mannheim. 2012. S. 91 ff.<br />

Seite 35


Schule kein Problem. Alle anderen Kräuter benötigen<br />

einen unterschiedlich langen Zeitraum<br />

zum Keimen und Austreiben, daher wurde bei<br />

dieser Unterrichtseinheit hierauf verzichtet.<br />

Vor allem bei der Petersilie dauert der Ansatz<br />

sehr lange und ist nicht immer mit Erfolg gekrönt.<br />

Die mittelalterliche Aussage, sie geht<br />

siebenmal zum Teufel bis zum Gedeihen ist ein<br />

Sinnbild für den langen Zeitraum. In diesem<br />

Fall helfen Kräutertöpfchen, die in jeden Supermarkt<br />

für 0,99 – 1,99 € gekauft werden können.<br />

Biologisch kontrollierte Ware wäre auch hier<br />

von Vorteil. Ein Lerngang während der Unterrichtsstunde<br />

ermöglicht das Ernten von Kräutern<br />

am Wegesrand. Auch Stadtkinder können<br />

diese Erfahrung entlang von Wegen vor allem<br />

im Bereich von verwilderten Weganlagen oder<br />

Geländeanlagen oder entlang des Ufers der Gewässer<br />

machen. Natürlich scheiden Wege entlang<br />

der Bahnanlage oder die Durchgangsstraßen<br />

auf Grund der Schadstoffbelastung aus.<br />

Dieses Modul kann je nach Schulmöglichkeit in<br />

der Grundschule beginnen, ist aber vor allem für<br />

die Sekundarstufe I angedacht. Der Erwartungshorizont<br />

ist allerdings für die Sekundarstufe I<br />

erstellt.<br />

Das Modul schult die Kompetenzen der Schülerinnen<br />

und Schüler im Kompetenzbereich des<br />

Fachwissens, der Erkenntnisgewinnung, der<br />

Kommunikation und der Bewertung. 35<br />

Die Standards sind im Folgenden aufgelistet:<br />

Nationale Bildungsstandards im Fach Biologie<br />

für den mittleren Schulabschluss 2004:<br />

F 1.2 erklären den Organismus und Organismengruppen<br />

als System,<br />

F 1.4 beschreiben und erklären Wechsel<strong>wir</strong>kungen<br />

im Organismus, zwischen Organismen<br />

(…),<br />

F 2.3 stellen strukturelle und funktionelle<br />

Gemeinsamkeiten und Unterschiede von<br />

Organismen und Organismengruppen dar,<br />

E 2 beschreiben und vergleichen Anatomie<br />

und Morphologie von Organismen,<br />

E 3 analysieren die stammesgeschichtliche<br />

Verwandtschaft bzw. ökologisch bedingte<br />

Ähnlichkeit bei Organismen durch kriteriengeleitetes<br />

Vergleichen,<br />

E 5 führen Untersuchungen mit<br />

geeigneten qualifizierenden (…) Verfahren durch,<br />

E 6 planen einfache Experimente, führen<br />

die Experimente durch und/oder werten sie aus,<br />

E 7 wenden Schritte aus dem experimentellen<br />

Weg der Erkenntnisgewinnung zur Erklärung an,<br />

E 8 erörtern Tragweite und Grenzen von<br />

Untersuchungsanlage, -schritten und -ergebnissen,<br />

K 1 kommunizieren und argumentieren in<br />

verschiedenen Sozialformen,<br />

K 4 werten Informationen zu biologischen<br />

Fragestellungen aus verschiedenen Quellen<br />

zielgerichtet aus und verarbeiten diese auch<br />

mit Hilfe verschiedener Techniken und Methoden<br />

adressaten- und situationsgerecht,<br />

K 5 stellen biologische Systeme,<br />

z. B. Organismen, sachgerecht, situationsgerecht<br />

und adressatengerecht dar,<br />

B 2 beurteilen verschiedene Maßnahmen<br />

und Verhaltensweisen zur Erhaltung der eigenen<br />

Gesundheit und zur sozialen Verantwortung.<br />

_________<br />

35) http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2004/2004_12_16-Bildungsstandards-Biologie.pdf oder<br />

Luchterhand (siehe Literaturliste)<br />

Seite 36


Erleben der Kräuter – ein Schulversuch<br />

Auch in einem Klassenzimmer bzw. einem Biologiesaal<br />

lassen sich die Kräuter erleben, so<br />

durch Beobachtung und im Selbsttest.<br />

Bei diesem Unterrichtsmodul werden die Schülerinnen<br />

und Schüler durch das regelmäßige<br />

Erleben des Klassenzimmerkräutergartens und<br />

der anschließenden sensorischen Erfahrung<br />

ihre Kenntnisse und Fertigkeiten <strong>über</strong> Kräuter<br />

nachhaltig aufbauen.<br />

Zunächst einmal erfolgt die Beobachtung der<br />

Pflanzenarten.<br />

Die Grundorganisation erfolgt in Partnerarbeit.<br />

Jeweils ein Schülerinnen- oder Schülerpaar<br />

bringt eine Pflanze mit. Dieses ist bei den<br />

Pflanzenarten Basilikum, Thymian, Rosmarin,<br />

Petersilie, Schnittlauch, Kerbel gut durch einen<br />

gekauften Topf zu realisieren. Die Kresse wurde<br />

aus Samen selbstgezogen. Die Wiesenpflanzen<br />

Borretsch, Pimpernelle und Sauerampfer<br />

werden auch bei einem späten Frühjahrsbeginn<br />

direkt von der Wiese gesammelt werden. Die<br />

Schülerpaten betreuen die Pflanzen anschließend<br />

auch durch Wassergabe.<br />

Die Paten stellen ihr Kraut durch ein Schülerreferat<br />

vor, die Aufgabe teilen sich die beiden<br />

Schülerinnen bzw. Schüler. Im Schülerreferat<br />

werden die Kennzeichen der Pflanze durch<br />

Pflanzenfamilie, Blatt, Blüte, Wuchshöhe und<br />

Wachstumsbedingungen, Anwendungsmöglichkeiten<br />

für den Menschen und die nachgewiesenen<br />

Inhaltsstoffe vorgestellt.<br />

Danach erfolgt die sensorische Erfahrung<br />

durch einen Geschmackstest und das Dufterlebnis<br />

durch das Zerreiben der pflanzlichen Bestandteile.<br />

In diesem vorgestellten Unterrichtsgang werden<br />

als Verarbeitung in der Küche drei Möglichkeiten<br />

umgesetzt:<br />

- die <strong>Grün</strong>e Soße<br />

- Frankfurter <strong>Grün</strong>e Soße<br />

- die Mojo verde<br />

- die Tomatensoße<br />

In diesem Fall <strong>wir</strong>d die Möglichkeit durch eine<br />

Mensa, die sich im besten Fall in unmittelbarer<br />

Nähe zum Schulhaus befindet, genutzt.<br />

Zu den beiden grünen Soßen passt gekochte<br />

Kartoffel. Zur Tomatensoße gibt es Pasta.<br />

Die Schülerinnen und Schüler ernten zum Geschmackstest<br />

ein kleines Stück der Pflanze. Der<br />

Rest wurde zum Weiterverarbeiten zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Für die grünen Soßen wurde die Pflanzen von<br />

den Schülerinnen und Schüler zunächst klein<br />

geschnitten. Anschließen wurde der Kleinschnitt<br />

mit einem Pürierstab und der Soßengrundlage<br />

weiter zerkleinert.<br />

Für die Tomatensoße wurden die geernteten<br />

Pflanzen Rosmarin, Oregano und Thymian in<br />

die Küche zum Mitkochen gebracht. Die Basilikumblätter<br />

wurden auf die Teller direkt gelegt.<br />

Dieses Modul ist auch mit einer großen Klasse<br />

umsetzbar<br />

Seite 37


Rezeptvorschläge<br />

Frankfurter <strong>Grün</strong>e Soße<br />

- 2 Päckchen Quark Magerstufe<br />

- 2 Joghurts<br />

- etwas Milch (hier H-Milch)<br />

- Salz<br />

- Pfeffer<br />

- Zitronensaft<br />

- die geernteten Kräuter:<br />

Borretsch<br />

Kerbel<br />

Kresse<br />

Petersilie<br />

Pimpinelle<br />

Sauerampfer<br />

Schnittlauch<br />

Quark, Joghurt mit etwas Milch verrühren, Zitronensaft<br />

dazu geben und mit Salz und Pfeffer<br />

abschmecken. Die geernteten Kräuter klein<br />

schneiden und anschließend in die Masse geben<br />

und mit dem Pürierstab weiter verkleinern und<br />

vermengen und zu Kartoffeln wahlweise mit<br />

einem halben Ei reichen.<br />

Mojo verde<br />

Geerntete Petersilie eines Topfes kleinschneiden,<br />

in Olivenöl geben, pürieren und Salz und<br />

Pfeffer zu geben. Auf den in der Mojo notwendigen<br />

grünen Koriander wurde auf Grund der<br />

unterschiedlichen Schülergeschmäcker verzichtet.<br />

Dazu gibt es eine gekochte Kartoffel.<br />

Tomatensoße<br />

Je nach Möglichkeit frische Tomaten mit etwas<br />

Zwiebel in Olivenöl anbraten. Die geernteten<br />

Kräuter Thymian (kann auch Quendel sein),<br />

Rosmarin und Oregano werden an die Küche<br />

weitergereicht, so dass sie in der Soße mit köcheln<br />

können. Die Soße mit Salz, Pfeffer und<br />

Paprika abschmecken. Die Soße <strong>wir</strong>d <strong>über</strong> die<br />

Pasta gegeben und das klein gerupfte Basilikum<br />

<strong>wir</strong>d auf dem Gericht platziert.<br />

Seite 38


Erwartungshorizonte<br />

Basilikum (Ocimum basilicum)<br />

Volkstümlicher Name Basilienkraut, Königskraut, Krampfkrautel<br />

Familie Lippenblütler<br />

Vegetative Merkmale einjähriges Kraut, aufrecht bis buschig<br />

Wuchs 20 cm bis zu 60 cm hoch<br />

Wachstumsbedingungen wärme bedürftige Pflanze, Sonne, mäßig feucht,<br />

gute Gartenerde<br />

Blätter kreuzgegenständig, grün oft glänzend, einfach,<br />

oval bis lanzettartig eiförmig, , ca. 1-5 cm lang<br />

Besondere Merkmale Blätter, Stängel behaart, ganze Pflanze aromatisch<br />

duftend<br />

Blüte Ährenstand vielblütig, fünf weiße verwachsene<br />

Kronenblätter, 5 verwachsene Kelchblätter grün<br />

Blütezeit von Juni- September<br />

Anwendung Gewürz- und Heilpflanze<br />

Ernte Kappen der Treibspitze<br />

Blätter, Blütenspitzen, frisch oder getrocknet<br />

Form als Tee oder Gewürzkraut<br />

Küche passt gut zu Salat bes. mit Tomaten, Mozzarella,<br />

Pasta, Pesto, Suppen, Eiern, Geflügel, Pilzen<br />

Medizin Magenschmerzen, Blähungen und Verstopfungen<br />

Appetit anregend<br />

Aufguss gegen Husten oder als Gurgelmittel<br />

Stärkung der Nerven, hilft gegen Migräne<br />

Heimat vermutlich aus Nordwest-Indien stammend schon<br />

Funde in den Pyramiden<br />

Inhaltsstoffe Ätherisches Öl wie Linalool, Basilischer Kampfer,<br />

Cineol, Menthol, Thymol, Methylcavicol, Anethol,<br />

Kampfer, Gerbstoff, Saponine, Flavonoide,<br />

Farnesol, Stigmasterol, Monoterpene wie Ocimen<br />

und Cineol enthalten, Gerbstoffe, Flavonoide,<br />

Kaffeesäure und Äsculosid<br />

Seite 39


Oregano (Origanum vulgare)<br />

Volkstümlicher Name Dost, wilder Majoran, Mutterkraut<br />

Familie Lippenblütengewächs<br />

Vegetative Merkmale ausdauerndes Kraut<br />

Wuchs bis zu 60 cm hoch<br />

Wachstumsbedingungen wärme liebend Pflanze, Sonne, trockener Boden,<br />

winterhart<br />

Blätter gegenständig, gestielt, ca. 0,4 cm lang, länglicheiförmig,<br />

spitzig auslaufend, Blattrand kann<br />

schwach gezähnt oder auch glatt sein<br />

Blüte Scheinrispen, weiß – lilafarben, 5 verwachsene<br />

grüne Kelchblätter, 5 verwachsene Kronblätter<br />

verwachsen, Oberlippe leicht glockig, Unterlippe<br />

drei breite Lappen auf<br />

Blütezeit von Juli- September<br />

Anwendung Gewürz- und Heilpflanze,<br />

Ernte Vor oder nach der Blüte<br />

Ganzer Stängel, Blätter davon abrebeln, frisch<br />

oder getrocknet<br />

Form als Tee oder Gewürzkraut<br />

Küche Italienische, spanische, türkische Küche, Omelette,<br />

Tomatengericht, das <strong>Grün</strong> der Pizza , Lamm,<br />

Gemüseaufläufe;<br />

Medizin Bronchitis, Verdauungsbeschwerden<br />

Heimat Mittelmeer<br />

Inhaltsstoffe Oreganoöl zählt aufgrund seines sehr hohen<br />

Gehalts an Phenolen in der Aromatherapie als<br />

effektiv gegen Bakterien. Da es die Haut reizen<br />

kann, sollte die Anwendung nur innerlich und mit<br />

einem Trägeröl (z. B. Sonnenblumenöl) verdünnt<br />

erfolgen. Als Einzeldosis gibt man 50 mg (zwei<br />

Tropfen) bis zu zehnmal täglich.<br />

Nachgewiesen werden konnte weiterhin eine positive<br />

Wirkung bei Verdauungsbeschwerden sowie<br />

Erkrankungen der oberen Atemwege.<br />

Seite 40


Quendel (Thymus serpyllum)<br />

Volkstümlicher Name Feld-Thymian, Sand-Thymian, Römischer<br />

Quendel, Kuddelkraut, Immenkraut, Welscher<br />

Quendel<br />

Familie Lippenblütler<br />

Vegetative Merkmale ausdauernder Halbstrauch<br />

Wuchs 10 cm hoch<br />

Wachstumsbedingungen Sonnig, trocken, Sandfluren, winterhart<br />

Blätter kreuzgegenständig, behaarte grauweiße Unterseite,<br />

schmal elliptisch-verkehrt eiförmig, sitzend,<br />

1-3 mm<br />

Blüte Ährenstand, scheinquirlig, fünf Kronblätter<br />

rosa-lilafarben zu einer dreilippigen Krone verwachsen,<br />

Oberlippe leicht glockig, Unterlippe drei<br />

breite Lappen auf<br />

Blütezeit von Juli- September<br />

Besondere Merkmale Bienenweide<br />

Anwendung Gewürz- und Heilpflanze, Honig , Kosmetik<br />

Ernte Vor oder nach der Blüte<br />

Ganzer Stängel, Blätter davon abrebeln, frisch<br />

oder getrocknet<br />

Form Kräutermischungen, Suppe, Eintöpfe, Fleisch,<br />

Fische, Gemüse, oder Gewürzkraut, Liköre, Tee<br />

Küche Provenzalische Küche, gut zu Fisch, gegrilltem<br />

Fleisch, Gemüse u.a.<br />

Medizin Aseptische Eigenschaft, Ägypter zum einbalsamieren,<br />

Wissenschaft heute Bazillen werden<br />

in 40 sec. abgetötet, Einreibemittel, Atemwege:<br />

Bronchitis, Keuchhusten, Katarrh, antibakteriell<br />

und antiviral<br />

Verdauungsfördernd, Haut unterstützend: wie<br />

schwer heilende Wunden, Quetschungen<br />

Kosmetik Parfüm, Mundwasser, Gurgelmittel, Zahnpasta,<br />

Puder, Seife, Duftmischungen, Badzusatz<br />

Heimat Mittel- und Nordeuropa<br />

Inhaltsstoffe Ätherische Öle, Bitterstoff, Gerbstoff, Gerbsäure,<br />

nicht ganz so intensiv wie der Garten -Thymian<br />

Seite 41


Thymian (Thymius vulgaris)<br />

Volkstümlicher Name Römischer Quendel, Kuddelkraut, Immenkraut,<br />

Welscher Quendel<br />

Familie Lippenblütergewächs<br />

Vegetative Merkmale ausdauernder Halbstrauch<br />

Wuchs 10 cm bis zu 50 cm hoch<br />

Wachstumsbedingungen wärme liebend Pflanze, Sonne, wenig feucht,<br />

winterhart<br />

Blätter kreuzgegenständig, ganzrandig bis gezähnt,<br />

behaarte Unterseite, schmal elliptisch<br />

Blüte Ährenstand, schein<strong>wir</strong>telig, fünf Kronblätter<br />

weiß - pink -violettfarben zu einer zweilippigen<br />

Krone verwachsen, Oberlippe leicht glockig,<br />

Unterlippe drei breite Lappen<br />

Blütezeit von Juli- September<br />

Besondere Merkmale Bienenweide<br />

Anwendung Gewürz- und Heilpflanze, Honig<br />

Ernte Vor oder nach der Blüte<br />

Ganzer Stängel, Blätter davon abrebeln, frisch<br />

oder getrocknet<br />

Form als Tee, Einreibemittel, Badzusatz oder<br />

Gewürzkraut<br />

Küche Provenzalische Küche, gut zu Fisch, gegrilltem<br />

Fleisch, Gemüse u.a.<br />

Medizin Bronchitis, Keuchhusten, Katarrh, antibakteriell<br />

und antiviral<br />

erdauungsfördernd, Haut unterstützend: wie<br />

schwer heilende Wunden, Muskelapparat: wie<br />

Verstauchung, Quetschungen, medizinischer Einsatz<br />

von ätherischem Thymianöl<br />

Heimat Westliches Mittelmeer<br />

Inhaltsstoffe ätherisches Öl wie Thymol, Cumarine,aber auch<br />

Bitterstoff, Gerbstoff, Flavonoide, , Harz, Saponin,<br />

Salicylate, Zink<br />

Echter Thymian wurde zur Arzneipflanze des<br />

Jahres 2006 gewählt<br />

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Borretsch (Borago officinalis)<br />

Volkstümlicher Name Boretsch, Gurkenkraut, Kukumerkraut<br />

Familie Raublattgewächse<br />

Vegetative Merkmale Einjähriges Kraut<br />

Wuchs 30 -60 cm hoch, Stängel hohl, weiß behaart<br />

Wachstumsbedingungen Sonnig, ohne Staunässetrocken, Garten und auf<br />

Schutt- Brachflächen<br />

Blätter Groß oval , spitz zulaufend, dunkelgrün, runzelig,<br />

wechselständig, gestielt, Unterseite weiß<br />

behaart<br />

Blüte blau, sternförmig, fünfzählig, 3 cm langer Blütenstiel,<br />

nickende Blüten<br />

Blütezeit von Juli- September<br />

Besondere Merkmale Bienenweide<br />

Anwendung Gewürz- und Heilpflanze,<br />

Ernte Vor oder nach der Blüte<br />

Nur frisch<br />

Form Salat, Kaltgetränke (gurkenähnlicher Geschmack<br />

der Blätter aromatisiert die Getränke), Suppen,<br />

Blüten als Dekoration, junge Blätter, als Würze<br />

in Obstsalat und Gemüse, Samen zu Öl gepresst<br />

Küche <strong>Grün</strong>e Soße<br />

Medizin Blüte: Durchfall, Entzündungen, Rheumatismus,<br />

Verschleimung der Atemwege; Öl aus dem Samen<br />

bei Neurodermitis eingesetzt<br />

Heimat Kleinasien bis Nordafrika und Europa<br />

Inhaltsstoffe Bornesit, Allantoin, Schleimstoffe, Kaliumsalze),<br />

Öle, Gerbstoffe, Harz, Saponin, Kieselsäure,<br />

Linolsäure, Vitamin C<br />

Vorsicht kein regelmäßiger Genuss, da die toxische<br />

Inhaltsstoffe wie Pyrrolizidinalkaloide, in<br />

den Blättern enthalten auf die Leber <strong>wir</strong>ken,<br />

Blüten und Samen sind frei davon<br />

Seite 43


Kerbel (Anthriscus cerefolium)<br />

Volkstümlicher Name Wiesenkerbel, Gartenkerbel<br />

Familie Doldenblütler<br />

Vegetative Merkmale einjähriges Kraut<br />

Wuchs bis zu 60 cm hoch<br />

Wachstumsbedingungen Halbschatten bis Schatten, feucht halten<br />

Blätter Weiche, zarte mehrfach gefiederte, grüne Blätter<br />

mit gesägten Endabschnitten eiförmig bis länglich<br />

Blüte Doppeldolden, kleine weiße Blüten,<br />

Blütezeit von Mai - Juni<br />

Anwendung Gewürz<br />

Ernte Vor der Blüte<br />

frisch<br />

Form Blatt und Stängel<br />

Küche Suppe, Salat, Quark, Kräuterbutter, Saucen, früher<br />

Austrieb, oft ein <strong>Grün</strong>donnerstaggericht<br />

Heimat Westasien, Kaukasus<br />

Inhaltsstoffe ätherisches Öl, Bitterstoffe, Glykoside (Apiin),<br />

Carotin, Vitamin C, Eisen und Magnesium.<br />

Bornesit, Allantoin, Schleimstoffe, Kaliumsalze),<br />

Öle, Gerbstoffe, Harz, Saponin, Kieselsäure,<br />

Linolsäure, Vitamin C<br />

Vorsicht kein regelmäßiger Genuss, da die toxische<br />

Inhaltsstoffe wie Pyrrolizidinalkaloide, in<br />

den Blättern enthalten auf die Leber <strong>wir</strong>ken,<br />

Blüten und Samen sind frei davon<br />

Medizin Gegen Magenschmerzen, zur Blutreinigung,<br />

harntreibend, Hautprobleme, Schmerzen in den<br />

Gelenken<br />

Seite 44


Kresse (Lepidium sativum)<br />

Volkstümlicher Name Graslauch, Binsenlauch, Brislauch, Jakobszwiebel<br />

oder Schnittling<br />

Familie Kreuzblütengewächs<br />

Vegetative Merkmale einjähriges Kraut<br />

Wuchs bis zu 50 cm hoch<br />

Wachstumsbedingungen Leicht auf der Fensterbank zu züchten, Küchenkrepp,<br />

Schale, Wasser, Samen<br />

Blätter Nur zwei Keimblätter, <strong>wir</strong>d in diesem Zustand<br />

geerntet<br />

Blüte Weiß bis rosafarben<br />

Blütezeit<br />

Anwendung Gewürzpflanze<br />

Ernte Als Keimling<br />

Form Blätter und Stängel<br />

Küche Roh, an Senf erinnernder leicht scharfer<br />

Geschmack, Salate, kalte Aufstriche auf Milcheiweißbasis,<br />

Butter- oder Eierbrot, Garnierung<br />

warmer Speisen<br />

Medizin<br />

Heimat West- oder Zentralasien<br />

Inhaltsstoffe Vitamin C, Eisen, Kalzium und Folsäure, Vitamin<br />

B, Senfölglykosiden<br />

Unterscheidung Brunnenkresse<br />

Seite 45


Petersilie (Petroselinum crispum)<br />

Volkstümlicher Name Peterle, Petersil, Petergrün, Silk<br />

Familie Doldenblütler<br />

Vegetative Merkmale zweijähriges Kraut, Pfahlwurzel<br />

Wuchs bis zu 60 cm hoch<br />

Wachstumsbedingungen wärme liebend Pflanze, Sonne, mäßig feuchter<br />

Boden, winterhart<br />

Blätter Dunkelgrün, gestielt, doppelt bis dreifach gefiedert,<br />

eiförmig<br />

Blüte Dolde, gelblich, lang gestielt mit 8-20 Strahlen,<br />

zwittrigen Blüten.<br />

Blütezeit von Juli- September<br />

Anwendung Gewürzpflanze<br />

Ernte Vor oder nach der Blüte<br />

Form Blätter und Stängel<br />

Küche türkische Küche, Omelette, Suppe, Saucen, gebratenem<br />

Fleisch, Taboule, Garnierung.<br />

Medizin Vitamin C haltig, Bronchitis, Verdauungsbeschwerden<br />

Heimat Westasien oder Mittelmeer<br />

Inhaltsstoffe Vitamin C, Ätherische Öl wie Myristicin, Apiol<br />

und Limonen, Gerbsäure wie Glykoside Apiin,<br />

Flavonoide, Zink u.a.<br />

Unterscheidung Wurzelpetersilie<br />

Seite 46


Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor)<br />

Volkstümlicher Name Kleines Blutkraut, Blutströpfchen, Braunelle,<br />

Drachenblut, Falsche Bibernelle, Wiesenbibernelle,<br />

Wurmkraut, Pimpinelle oder Pimpernelle<br />

Familie Rosengewächs<br />

Vegetative Merkmale mehrjähriges Kraut<br />

Wuchs 20 bis zu 100 cm hoch, Rhizome<br />

Wachstumsbedingungen Sonne, trockener Boden, Mager- oder Trockenrasen,<br />

winterhart<br />

Blätter rosettig angeordnete Fiederblätter, paarig, eiförmig<br />

– elliptisch (3 bis 12 Paare )<br />

Blüte grünliche Blütenköpfe 1 bis 3 cm Durchmesser,<br />

windblütig<br />

Blütezeit von Mai- August<br />

Anwendung Gewürzpflanze<br />

Ernte Frühjahr, Sommer<br />

Form Blätter , Wurzel<br />

Küche Salate, Marinaden, Saucen, Geflügel- und Fischgerichten,<br />

Quark, Kräuterbutter, kalte Getränke<br />

Medizin Als Tee hilft gegen Schwächen der Verdauungsorgane<br />

und des Harnapparates, äußerlich gegen<br />

Hautprobleme und Sonnenbrand.<br />

Heimat Mittelmeer bis Iran<br />

Inhaltsstoffe Vitamin C, Gallussäure, Gerbstoff, Gerbsäure,<br />

Kampferol<br />

Zierpflanze nicht zu verwechseln mit der Bibernelle,<br />

dem Doldenkraut<br />

Seite 47


Sauerampfer (Rumex acetosa)<br />

Volkstümlicher Name Großer Ampfer, Wiesengras, Sauergras, Sauerstängel<br />

Familie Knöterichgewächse<br />

Vegetative Merkmale mehrjähriges Kraut<br />

Wuchs 30 - 100 cm hoch, Rhizom, Stängel verzweigt,<br />

hohl<br />

Wachstumsbedingungen feuchte Wiesen, Weiden, Gräben; frische, nährstoffreiche,<br />

stickstoffreiche Böden<br />

Blätter eiförmig, pfeilartig grün später rötlich werdend<br />

bis zu 10 cm lang<br />

Blüte Blüten in Rispen rötlich- grün, zweihäusig,<br />

windblütig<br />

Blütezeit von Mai-August (Juli)<br />

Besondere Merkmale<br />

Anwendung Gewürz- und Heilpflanze,<br />

Ernte Vor der Blüte, frisch<br />

Form Römer: Gemüse, Heilkraut als Verdauungshilfe,<br />

Mittelalter: Salat und Gemüsepflanze Als Tee hilft gegen Schwächen der Verdauungsorgane<br />

und des Harnapparates, äußerlich gegen<br />

Hautprobleme und Sonnenbrand.<br />

Küche Suppe, Salate, Omelette, Gemüse, Eintöpfe, in<br />

Saucen zugeben, zu gebratenen Fleisch oder kaltem<br />

Fleisch reichen, <strong>Grün</strong>e Soße<br />

Medizin Blutstillende Wirkung (adstringende Eigenschaft)<br />

wassertreibend, kühlende Eigenschaften<br />

(schon seit den Römern bekannt), Blutreinigung<br />

und Entschlackung, Hautleiden, Reizhusten und<br />

Erkrankungen der Mundschleimhaut. Sauerampfer<br />

ist auch in einigen Fertigarzneimitteln (z.B.<br />

Sinupret) enthalten<br />

Heimat Europa gemäßigtes Asien, Nordamerika, Grönland<br />

Inhaltsstoffe Oxalsäure, Vitamin C und A, Magnesium,<br />

Kalium, im Kraut befindet sich Kaliumoxalat<br />

(Kleesalz), Rumicin, Gerbstoffe und verschiedene<br />

Flavonglykoside.<br />

Viel Oxalsäure, daher nicht für Gicht-bzw.<br />

Rheumatismus-Patienten; Vorsicht, hemmt u.a.<br />

die Eisenaufnahme, insgesamt nicht in großen<br />

Mengen oder häufig verzehren, da Oxalsäure<br />

giftig ist.<br />

Seite 48


Schnittlauch (Allium schoenoprasum)<br />

Volkstümlicher Name Graslauch, Binsenlauch, Jakobszwiebel oder<br />

Schnittling<br />

Familie Lauchgewächs<br />

Vegetative Merkmale zweijähriges Kraut<br />

Wuchs bis zu 50 cm hoch, Zwiebel<br />

Wachstumsbedingungen wärme liebend Pflanze, Sonne, trockener Boden,<br />

winterhart<br />

Blätter ein bis zwei grüne - graugrüne, runde, röhrenförmige<br />

Laubblätter mit einem Durchmesser von<br />

2 bis 6 mm<br />

Blüte kugelige Scheindolde mit 30 – 50 Blüten, violett<br />

– blau - weiß, zwittrig glockenförmig Durchmesser<br />

von 5 mm, mit 6 gleichgestalteten Blütenhüllblättern<br />

Blütezeit von Mai- August<br />

Anwendung Gewürzpflanze<br />

Ernte Vor oder nach der Blüte<br />

Form Blätter<br />

Küche Fein geschnitten in Salaten, Suppen, Eigerichten<br />

oder auch an Mayonnaise oder auf dem Schnittlauchbrot<br />

Medizin Vitamin C haltig, Bronchitis, Verdauungsbeschwerden<br />

Heimat Westasien oder Mittelmeer<br />

Inhaltsstoffe Vitamin C und A, Eisen, Geschmack durch<br />

Lauchöle<br />

Seite 49


Quendel (Thymus serpyllum)<br />

Volkstümlicher Name Feld-Thymian, Sand-Thymian, Römischer<br />

Quendel, Kuddelkraut, Immenkraut, Welscher<br />

Quendel<br />

Familie Lippenblütler<br />

Vegetative Merkmale ausdauernder Halbstrauch<br />

Wuchs 10 cm hoch<br />

Wachstumsbedingungen Sonnig, trocken, Sandfluren, winterhart<br />

Blätter kreuzgegenständig, behaarte grauweiße Unterseite,<br />

schmal elliptisch-verkehrt eiförmig, sitzend,<br />

1-3 mm<br />

Blüte Ährenstand, scheinquirlig, fünf Kronblätter<br />

rosa-lilafarben zu einer dreilippigen Krone verwachsen,<br />

Oberlippe leicht glockig, Unterlippe drei<br />

breite Lappen auf<br />

Blütezeit von Juli- September<br />

Besondere Merkmale Bienenweide<br />

Anwendung Gewürz- und Heilpflanze, Honig , Kosmetik<br />

Ernte Vor oder nach der Blüte<br />

Ganzer Stängel, Blätter davon abrebeln, frisch<br />

oder getrocknet<br />

Form Kräutermischungen, Suppe, Eintöpfe, Fleisch,<br />

Fische, Gemüse, oder Gewürzkraut, Liköre, Tee,<br />

Küche Provenzalische Küche, gut zu Fisch, gegrilltem<br />

Fleisch, Gemüse u.a.<br />

Medizin Aseptische Eigenschaft, Ägypter zum einbalsamieren,<br />

Wissenschaft heute Bazillen werden<br />

in 40 sec. abgetötet, Einreibemittel, Atemwege:<br />

Bronchitis, Keuchhusten, Katarrh, antibakteriell<br />

und antiviral<br />

Verdauungsfördernd, Haut unterstützend: wie<br />

schwer heilende Wunden, Quetschungen<br />

Kosmetik Parfüm, Mundwasser, Gurgelmittel, Zahnpasta,<br />

Puder, Seife, Duftmischungen, Badzusatz<br />

Heimat Mittel- und Nordeuropa<br />

Inhaltsstoffe Ätherische Öle, Bitterstoff, Gerbstoff, Gerbsäure<br />

Erarbeitet von Erika Hammer<br />

Nicht ganz so intensiv wie der Garten -Thymian<br />

Seite 50


Fachbereich<br />

Deutsch<br />

Ebenso wie die vorherigen Fachbereiche lassen<br />

sich auch im Fachbereich Deutsch verschiedene<br />

Anknüpfungspunkte zwischen der Ausstellung<br />

„Benedikt und die Welt der frühen Klöster“<br />

und dem Schulunterricht anfügen. Zunächst<br />

könnte man an die Entwicklung der Schrift oder<br />

des Schreibstils mit Tinte und Feder denken 36 ,<br />

aber auch die Sagenwelt stellt eine interessante<br />

Herangehensweise an das Thema mittelalterliche<br />

Klöster dar, was im Folgenden näher erläutert<br />

werden <strong>wir</strong>d.<br />

Für die Schülerinnen und Schüler unserer Zeit<br />

ist die Welt der Klöster fern und fremd. Nur<br />

wenige haben schon einmal einen Blick hinter<br />

Klostermauern getan oder kennen Nonnen und<br />

Mönche persönlich.<br />

Für Kinder und Jugendliche gelten in der Regel<br />

die Werte der Gesellschaft, vor allem Wohlstand,<br />

Besitz, individuelle Freiheit, sozialer<br />

Status und (körperliche) Attraktivität. Dass<br />

Menschen auf persönlichen Besitz verzichten,<br />

einen einfachen und bedürfnislosen Lebensstil<br />

pflegen, eine Ordenstracht tragen, auf Sexualität<br />

verzichten und sich den Oberen bzw. der<br />

Gemeinschaft unterordnen, ist für sie mehr als<br />

befremdend.<br />

Der Deutschunterricht kann im Vorfeld eines<br />

Besuchs der Ausstellung „Benedikt und die<br />

Welt der Klöster“ einen kleinen Beitrag dazu<br />

leisten, die Distanz der Schülerinnen und Schülern<br />

zum Phänomen „Kloster“ zu reduzieren,<br />

und sie an die Prinzipien und Regeln klösterlichen<br />

Lebens heranführen. Indem sie sich mit<br />

entsprechenden Texten befassen, rückt das<br />

Thema in ihren Wissen- und Erfahrungshorizont<br />

und <strong>wir</strong>d ihnen vertrauter.<br />

Abb. 10<br />

Während sich die ersten beiden Sagen in der<br />

Unter- und Mittelstufe, natürlich mit entsprechender<br />

methodischer Gestaltung und entsprechendem<br />

Anspruchsniveau, behandeln lassen,<br />

sollte das Interview mit <strong>Anselm</strong> <strong>Grün</strong> nicht vor<br />

der 8. Klasse, am besten ab der 9. Klasse und in<br />

der Oberstufe zum Einsatz kommen.<br />

_________<br />

36) Scriptorium – Mittelalterliche Schreibwerkstatt: Dieser Workshop <strong>wir</strong>d für 5. – 13. Klasse angeboten. Nähere Informationen<br />

finden Sie in unserem Begleitprogramm oder unter www.benedikt2012.de<br />

Seite 51


Arbeitsmaterial I<br />

Zu Anfang des 12. Jahrhunderts lebte in<br />

Lomersheim 37 ein wackerer Ritter namens Walter.<br />

Der war ein Kriegsmann von Jugend auf und<br />

mancher Kranz hatte schon seine Siegerstirne geschmückt.<br />

Aber als das Alter ihn zwang, dem Kriegshandwerk<br />

zu entsagen, da wandte er sein Sinnen<br />

Gott und göttlichen Dingen zu, und er glaubte des<br />

Himmels Wohlgefallen am besten dadurch erringen<br />

zu können, dass er ein Kloster stiftete. Der Bischof<br />

Günther von Speyer bestärkte den Ritter in seinem<br />

Vorhaben, und als Walter den Klosterbau auf seinem<br />

Gute Eckenweiher bei Dürrmenz-Mühlacker<br />

vollendet hatte, da sandte der Bischof zur Besiedelung<br />

desselben 12 Zisterziensermönche und den Abt<br />

Dieter. Die Mönche fanden jedoch bald, dass die Gegend<br />

viel zu sumpfig, die Luft zu rau, die Wälder<br />

zu düster seien, und klagten ihre Not dem Bischof<br />

Günther. Der war tief gerührt von den Klagen der<br />

Mönche und erlaubte ihnen, in den ausgedehnten<br />

Waldgründen am Anfang des Stromberges ein passendes<br />

Plätzchen sich auszusuchen.<br />

Die Mönche waren hocherfreut und beschlossen, die<br />

Wahl des neuen Ortes Gott anheim zu geben. Da hatten<br />

nun die frommen Brüder einen Maulesel, ein williges<br />

und braves Tierlein, wohl geübt geduldig Lasten<br />

zu tragen. Den wollten sie zu ihrem Führer machen.<br />

Hatte nicht einst ein Esel den Engel gesehen, den des<br />

Propheten Augen nicht sehen konnten 38 ? War nicht<br />

Jesus auf einer Eselin in Zion eingezogen 39 ? So<br />

dachten sie, luden auf das Grautier ihre Habe, ließen<br />

es vorangehen und folgten ihm mit Kreuz und Fahne,<br />

fest entschlossen, das neue Kloster an dem Ort zu<br />

gründen, wo das Eselein sich zur Ruhe niederlegen<br />

werde. Langsam ging der Zug in die Kreuz und Quere,<br />

bergunter und bergauf, durch dick und dünn, und<br />

der fromme Gesang der schwitzenden Mönche wurde<br />

immer matter. Da, in einem herrlichen Tale, an einem<br />

köstlichen Born 40 machte der Esel Halt, trank und<br />

streckte sich alsdann ins duftende Gras. Ein lärmend<br />

»Gratias« (lateinisch = Gott sei Dank!) begrüßte<br />

diesen Wink des Himmels und man beschloss freudig<br />

erregt, schon am nächsten Tage mit der <strong>Grün</strong>dung des<br />

neuen Klosters zu beginnen.<br />

Durch Vermittlung ihrer beiden Gönner, des Ritters<br />

Walter und des Bischofs Günther, standen den Mönchen<br />

bald eine große Anzahl von Bauleuten zu Gebote,<br />

meist Leibeigene 41 der benachbarten Edelleute.<br />

Treffliches Bauholz und vorzügliche Steine waren<br />

in nächster Nähe zu haben. Hunderte von Händen<br />

regten sich, den Wald zu roden, Balken zu behauen,<br />

Steine zu brechen und zu bearbeiten, Speis zu mischen<br />

und Stein auf Stein zu fügen.<br />

Zusehends wuchsen die Mauern der Klostergebäude<br />

aus dem Boden, und die Säulenbündel der gewaltigen<br />

Klosterkirche und des hohen Kreuzgangs<br />

strebten kühn nach oben. Da stellte sich plötzlich ein<br />

unerwartetes Hindernis ein. In den tiefen Wäldern<br />

des Strom- und Heuchelberges hausten nämlich in<br />

damaliger Zeit große Räuberhorden und machten<br />

die Gegend unsicher bis hin<strong>über</strong> zum Rhein. Da die<br />

Räuber nun hörten, dass ein Kloster sie aus ihrem<br />

Schlupfwinkel treiben sollte, kamen sie in großer<br />

Zahl herbei und verlangten unter schweren Drohungen<br />

sofortige Einstellung des Baues. Die Bauleute<br />

hielten erschrocken in ihrer Arbeit inne, die Mönche<br />

standen sprachlos vor dem zürnenden Räuberhauptmann.<br />

Da trat aus der Mitte der Mönche einer<br />

hervor und sprach: »Vergießet kein Blut, <strong>wir</strong> wollen<br />

euch freiwillig versprechen, den Bau nicht zu vollenden.«<br />

Die Räuber trauten den Worten des Mönches<br />

nicht recht, aber mit einem heiligen Eide bekräftigte<br />

er sein Versprechen. Die Räuber gaben sich nun zufrieden<br />

und zogen ab. Und die Mönche? Kaum waren<br />

die Räuber im Dunkel des Waldes verschwunden,<br />

so bauten sie noch eifriger als vorher, und als<br />

in kurzer Zeit das Kloster so stark und fest dastand,<br />

dass es einen Ansturm von außen nicht zu fürchten<br />

brauchte, da rief der Klang der Klosterglocke weithin<br />

in die Waldtäler des Salzachgaues. Verwundert<br />

horchten die Räuber auf, und zürnend kamen sie<br />

herbei, Rechenschaft und Sühne zu fordern für den<br />

schnöden Wortbruch der Mönche. »Habt ihr uns<br />

nicht geschworen, den Bau unvollendet zu lassen? «,<br />

grollte der Anführer. »Und <strong>wir</strong> haben unser Wort<br />

gehalten, « entgegneten ruhig die Mönche. »Kommet<br />

und sehet! « Mit diesen Worten führten sie die<br />

Räuber in die Klosterkirche. Da lag in der linken<br />

Seitenhalle ein Stein auf dem Boden; oben aber in<br />

der Mauerwand war eine Öffnung, die vergeblich<br />

nach dem unten liegenden Steine rief. Verschmitzt<br />

lächelnd deuteten die Mönche auf Stein und Öffnung.<br />

Da sahen die Räuber, dass sie von den Mönchen<br />

<strong>über</strong>listet waren. Aber was konnten sie machen?<br />

Gewalt anzuwenden, dazu waren die Mauern der<br />

_________<br />

37) Lomersheim an der Enz ist heute ein Stadtteil von Mühlacker im Enzkreis, etwa 12 km östlich von Pforzheim.<br />

38) Hier <strong>wir</strong>d auf die biblische Geschichte (Numeri 21-24) von Bileam und seinem Esel angespielt. Der Prophet Bileam ließ sich<br />

durch Gold dazu verführen, den Feinden Israels zu folgen. Unterwegs hielt sein Esel plötzlich an, weil sich ihm ein Engel in den<br />

Weg stellte, den nur der Esel, aber nicht Bileam sehen konnte. Bileam schlug daraufhin heftig auf den Esel ein. Das wiederholte<br />

sich mehrmals, bis der Esel zu sprechen begann und ihn fragte, warum er ihn schlage. Da wurden Bileam die Augen geöffnet und er<br />

erblickte endlich den Engel.<br />

Seite 52


Klostergebäude zu stark geworden. So zogen sie sich<br />

denn tiefer in die Wälder zurück und mieden fortan<br />

das Gebiet um Maulbronn. Zur Erinnerung an diese<br />

Sage aber ist noch heute in der Kirche zu Maulbronn<br />

in Stein gehauen zu sehen eine schwörende Hand,<br />

ein listig lächelnder Mönch und ein bös dreinschauendes<br />

Raubtier. Auch der Eselsbrunnen, schön gefasst,<br />

spendet noch heute sein klares Wasser.<br />

Nach Klunzinger 42<br />

_________<br />

39) Das Thema des Einzugs Jesu in Jerusalem <strong>wir</strong>d in der Bibel in allen vier Evangelien <strong>über</strong>liefert<br />

(Mk 11,1-10; Mt 21,1-9; Lk 19,28-40; Joh 12,12-19). Jesus ist der Bibel gemäß zum Paschafest nach Jerusalem gekommen und<br />

feierlich auf einem jungen Esel reitend in die Stadt eingezogen.<br />

40) Born: altertümlich und poetisch für Quelle, Brunnen<br />

41) Leibeigene: im Mittelalter Bauern, die persönlich von ihrem Grundherren abhängig waren. Sie be<strong>wir</strong>tschafteten die Höfe ihrer Grundherren,<br />

und mussten dafür Pacht zahlen, ihm einen Zehnt leisten und waren zu Frondiensten, vor allem zu Arbeiten auf dem Feld, verpflichtet.<br />

42) http://gutenberg.spiegel.de/buch/47/19 (nach Klunzinger)<br />

Seite 53


Arbeitsauftrag I<br />

Abb. 11:<br />

Darstellung der <strong>Grün</strong>dungslegende im Brunnenhaus<br />

1. Sucht im Internet die Seiten des Klosters Maulbronn, das im Jahr 1993 als UNESCO Welt<br />

kulturdenkmal in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde, betrachtet die Fotos<br />

und gewinnt so einen ersten Eindruck vom Kloster und der Klosteranlage.<br />

2. Lest den Text und sucht eine passende Überschrift.<br />

Stiftertafel Maulbronn (um 1450):<br />

3. Im Kloster Maulbronn finden sich mehrere bildliche Darstellungen,<br />

die etwas mit der Sage zu tun haben.<br />

Bischof Günther von Speyer und Walter von<br />

Lomersheim bringen der Mutter Gottes ihre<br />

Stiftung dar; Übersetzung der Sprechfahne:“<br />

Lass dir dies Opfer gnediglichen befohlen sein.“<br />

(„befehlen“ bedeutet hier „anvertrauen“)<br />

Mönche beim Bau des Klosters<br />

Wegelagerer und Räuber, die Reisende <strong>über</strong>fallen<br />

aus: Carla Mueller, Karin Stober: Kloster Maulbronn,<br />

Deutscher Kunstverlag Berlin München 2011<br />

a) Beschreibt sie gründlich. Achtet bei der Darstellung von Menschen auf die Tätigkeit der<br />

Personen, ihre Haltung sowie ihre Kleidung.<br />

b) Die Sage soll in ein Lesebuch aufgenommen und mit den vier Bildern illustriert werden.<br />

An welchen Stellen würdet ihr die Illustrationen platzieren? Begründet eure Meinung.<br />

Seite 54


c) Stellt fest, welche Inhalte nicht mit den vier Illustrationen abgedeckt werden.<br />

Abb. 12 Abb. 13 Abb. 14<br />

4. Jeder in der Klasse formuliert in Einzelarbeit fünfzehn Fragen zur Sage (Wer? Wann? Wo?<br />

Wie? Warum? Welche Folgen?), die man aus dem Text heraus beantworten kann. Stellt euch<br />

dann gegenseitig eure Fragen. Wer die Frage richtig beantwortet hat, darf jeweils<br />

die nächste Frage stellen. Wichtig ist, dass keine Frage zweimal gestellt <strong>wir</strong>d.<br />

5. Die Sage von Maulbronn als Comic: Bildet Gruppen, einigt euch auf Anzahl und Inhalt der<br />

einzelnen Bilder und stellt die im Text geschilderten Ereignisse als Bilderfolge mit Sprech<br />

blasen und Untertitel dar.<br />

6. Die Sage von Maulbronn szenisch erschlossen: Teilt die Aufgaben A - G in der Klasse<br />

untereinander auf, so dass jede Aufgabe nach Möglichkeit mehrfach gelöst <strong>wir</strong>d.<br />

Tragt anschließend eure Ergebnisse nacheinander (je eine Lösung der Aufgaben) zusammen<br />

hängend vor, so dass die Sage zu lebendiger Darstellung gelangt:<br />

A. Der alte Walter von Lomersheim geht in sich und denkt <strong>über</strong> sein Leben und seine<br />

Zukunft nach. Schreibt in Einzelarbeit die Gedanken nieder, die ihm dabei durch<br />

den Kopf gehen. Ihr könnt folgendermaßen beginnen:<br />

Ich werde immer älter und habe nicht mehr lange zu leben…<br />

B. Walter sucht den Bischof Günther von Speyer auf und erklärt ihm seine Absicht,<br />

auf seinem Gut Eckenweiher ein Kloster zu stiften (d.h. zu gründen). Schreibt in<br />

Partnerarbeit das Gespräch zwischen den beiden, in dem Walter sein Vorhaben erläutert<br />

und der Bischof ihn bestärkt. Ihr könnt so beginnen:<br />

Bischof: Mein lieber Walter! Ich bin <strong>über</strong>rascht, euch hier zu sehen.<br />

Man vermutet Euch eher auf einem Schlachtfeld als im Palais eines Bischofs.<br />

Was führt euch zu mir?<br />

Seite 55


C. Die Mönche beklagen sich beim Bischof Walther <strong>über</strong> den Standort des neuen Klosters.<br />

Entwerft in Gruppenarbeit (vier Personen) das Gespräch zwischen drei Mönchen und<br />

dem Bischof. Sie können den Bischof nicht gleich mit Klagen <strong>über</strong>häufen, sondern gehen<br />

taktisch vor. Zuerst bedanken sie sich für das Gelände in Eckenweiher, dann leiten sie<br />

vorsichtig zum eigentlichen Thema <strong>über</strong>. Ihr könnt so anfangen:<br />

Mönch Fridolin 43 : Eure Bischöfliche Gnaden, <strong>wir</strong> sind Euch gegen<strong>über</strong> zu Dank<br />

verpflichtet, habt Ihr uns doch großzügig Eckenweiher geschenkt.<br />

Bischof: Seid ihr mit dem Land zufrieden?<br />

Kommt ihr mit dem Bau des Klosters gut voran?<br />

D. Ein Mönch begibt sich zum Bischof, um ihm zu berichten, dass man nun einen idealen<br />

Platz für das Kloster gefunden habe. Er erklärt ihm, wie sie dabei vorgegangen sind.<br />

Entwerft zu zweit das Gespräch. Ihr könnt so beginnen:<br />

Bischof: Was führt dich zu mir? Ihr führt doch nicht wieder Klage,<br />

weil ihr euch am falschen Ortniedergelassen habt?<br />

E. Eine Gruppe von drei Räubern umringt ein paar Mönche. Die Räuber bedrängen diese,<br />

die Arbeit am Kloster einzustellen. Die Mönche versuchen zuerst, die erzürnten Männer<br />

zu beruhigen, bis schließlich einer hervortritt. Es kommt zu einer kurzen Diskussion und<br />

die Räuber verschwinden (Z. 36 – 46). Schreibt das Gespräch in Gruppenarbeit<br />

(vier Personen) nieder. Ihr könnt so beginnen:<br />

Mönch Pirmin: Was wollt ihr von uns? Warum bedroht ihr uns?<br />

Wir haben euch doch nichts getan?<br />

Räuber 1: Der Wald hier ist unser Land. Hier leben <strong>wir</strong>, ….<br />

F. Die Räuber kommen, nachdem sie die Klosterglocke vernommen haben, wütend zum<br />

Kloster zurück und erinnern die Mönche an ihr Versprechen. Erweitert in Gruppenarbeit<br />

(vier Personen) den Dialog in der Sage zwischen den Mönchen und Räubern (Z. 52 – 59).<br />

Räuber: Lügner seid ich! Ganz gemeine Lügner! Was habt ihr uns versprochen? …….<br />

G. Schreibt in Partnerarbeit einen Moderationstext, der den inneren Monolog sowie<br />

die Dialoge miteinander verbindet. Vor dem Monolog (A) genügt es z.B., den ersten Satz<br />

des Textes zu lesen. Zwischen dem Monolog (A) und dem Dialog (B) genügt der Satz:<br />

Der Ritter begab sich zu Günther von Speyer, um ihm sein Vorhaben vorzutragen.<br />

_________<br />

43) Die Mönche erhalten beim Eintritt ins Kloster einen Ordensnamen. Typische Ordensnamen sind z.B. Pirmin, Gallus, Fridolin,<br />

Johannes, Konrad<br />

Seite 56


Arbeitsmaterial II<br />

Arbeitsauftrag II<br />

<strong>Grün</strong>dung des Klosters Maulbronn 44<br />

Die <strong>Grün</strong>dung der Zisterzienserabtei 45 Maulbronn<br />

in unmittelbarer Nähe der Salzachquellen und der<br />

Wasserscheide zwischen Rhein und Neckar erfolgte<br />

im Jahr 1147/48 noch zu Lebzeiten von Bernhard<br />

von Clairvaux. Durch die alte Römer- und Reichsstraße<br />

war der Ort an Speyer und gegen Osten an<br />

Cannstatt angebunden. (…)<br />

Die Zisterzienser unter Führung von Abt Dieter kamen<br />

aus dem rund acht Kilometer entfernten Eckenweiher,<br />

heute ein Stadtteil von Mühlacker, nach<br />

Maulbronn. In Eckenweiher hatte zehn Jahre zuvor<br />

im Jahr 1138 ein Edelfreier, Ritter Walter von dem<br />

nahe gelegenen Lomersheim, den Zisterziensern aus<br />

Neuburg bei Hagenau im Elsass sein Erbgut zur<br />

<strong>Grün</strong>dung eines Klosters <strong>über</strong>lassen. Bereits für die<br />

<strong>Grün</strong>dung der Zisterzienser<br />

in Neuburg hatte Walter von Lomersheim 1131<br />

Landgüter gestiftet. In Eckenweiher jedoch waren<br />

die Lage oberhalb der Enz, die Bodenverhältnisse<br />

und die weit abgelegenen Steinbrüche so ungünstig<br />

für den Bau eines Klosters, dass die Zisterzienser an<br />

den geeignete¬ren Ort Maulbronn <strong>über</strong>siedelten.<br />

Bischof Gunther von Speyer, Graf von Henneberg<br />

(reg. 1146-1161) (…) unterstützte die Gemeinschaft.<br />

Er <strong>über</strong>gab den Zisterziensern zurückerlangte<br />

Speyerer Ländereien im oberen Salzachtal.<br />

(…) Durch Zustiftungen vergrößerte sich das Klosterareal.<br />

Auf einem Landstück lag außerdem eine<br />

verlassene Siedlungsstelle. So kamen die Zisterzienser<br />

ihrem Ideal, das Kloster in abgeschiedener oder<br />

unbewohnter Gegend zu bauen, recht nahe.<br />

Der urkundlich verzeichnete Ortsname »Mulenbrunnen«<br />

deutet auf eine Lage an der Quelle (Brunnen)<br />

einer Mühle (von mittelhochdeutsch »mulin«)<br />

hin. Ob eine Mühle auf einem der Stiftungsgüter<br />

selbst oder eine andere weiter flussabwärts dem Ort<br />

seinen Namen gab, ist nicht bekannt. (…) In der<br />

Klostertradition verankerte sich die Erzählung,<br />

nach welcher die Mönche einen Maulesel mit auf<br />

den Weg nahmen und an eben jener Stelle ihr Kloster<br />

errichteten, wo das Tier innehielt und trank.<br />

1. Vergleicht die Sage mit der der Darstellung in einem Klosterführer, die auf historischen<br />

Tatsachen beruht. Arbeitet Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus.<br />

2. Stellt die Elemente der Sage zusammen, die euch eher fantastisch und unglaubhaft<br />

erscheinen.<br />

3. Sammelt Erklärungen für die inhaltlichen Abweichungen der Sage von der Chronik.<br />

Berücksichtigt dabei, wozu die beiden Texte dienen.<br />

4. Sucht in den Sagenbüchern eurer Heimat oder im Internet (Stichwörter „Klöster, Sagen“,<br />

„Klostersage“ oder die Namen von Klöstern eurer Heimat) Sagen, die sich um ein Kloster<br />

ranken oder von Mönchen und Nonnen handeln.<br />

a) Schreibt einige Stichwörter auf eine Karteikarte und tragt euch die Sagen in Gruppen<br />

oder in der Klasse gegenseitig vor.<br />

b) Versucht anschließend, typische Inhalte von Klostersagen zu benennen.<br />

_________<br />

44) Mueller, Carla, Stober, Karin: Kloster Maulbronn. Deutscher Kunstverlag Berlin München. 2011. S. 10 f.<br />

45) Die Zisterzienser waren eine wichtige mittelalterliche Reformbewegung der Benediktiner. Sie setzten sich dafür ein, dass in<br />

ihren Klöstern die Regeln des hl. Benedikt von Nursia, vor allem die Regel „Ora et labora“ (Bete und arbeite), strenger befolgt und<br />

gelebt wurden als bei den Benediktinern. Bernhard von Clairvaux, ein berühmter Zisterzienser, bemühte sich besonders um die<br />

Ausbreitung des Ordens.<br />

Seite 57


Bemerkungen<br />

zum didaktisch-methodischen Einsatz<br />

In Sagensammlungen aus deutschen Ländern<br />

sind Klostersagen aller Art, besonders aber<br />

Klostergründungssagen häufig vertreten. Die<br />

Motive für die <strong>Grün</strong>dungen sind unterschiedlich.<br />

Häufig geschehen sie aus Dankbarkeit: Das<br />

Kloster zum Heiligen Kreuz in Rostock 46 , das<br />

von der dänischen Königin Margarethe 1270<br />

gegründet wurde, soll von ihr aus Dankbarkeit<br />

für eine wundersame Rettung aus Seenot<br />

gestiftet worden sein. Andere Klöster sollen auf<br />

ein Gelübde des Stifters zurückgehen, das dieser<br />

in großer Not, z.B. auf hoher See (Kloster<br />

Wettingen in der Schweiz) gemacht hatte. Für<br />

das Kloster Friedenweiler im Hochschwarzwald<br />

sind sogar zwei <strong>Grün</strong>dungslegenden bekannt.<br />

Eine Sage berichtet davon, dass der Abt von St.<br />

Georgen bei einem Ausritt von einem Felsen<br />

gestürzt sei und als Dank dafür, dass er bei<br />

diesem Unfall unverletzt geblieben sei, den Bau<br />

des Klosters versprochen habe. Klöster werden<br />

den Sagen nach auch aus Reue gestiftet, so das<br />

Kloster Dorstadt in Niedersachsen: Der Stifter<br />

hatte, der Legende nach, aus Wut <strong>über</strong> den Tod<br />

eines Hündchens seiner Frau, das bei einem<br />

Turnier in Halberstadt unter die Hufe der Pferde<br />

gekommen war, den Dom der Stadt angezündet,<br />

bereute aber seine Tat und gründete das<br />

Kloster. In vielen Legenden spielt der Ort der<br />

Klostergründung eine Rolle, auf den man auf<br />

ganz besondere Weise aufmerksam wurde. Das<br />

berühmte Benediktinerkloster Reichenau auf<br />

der Bodenseeinsel Reichenau ist eine <strong>Grün</strong>dung<br />

des Missionsbischofs Pirmin. Die Sage erzählt,<br />

dass dort, wo Pirmin den Fuß auf die Insel gesetzt<br />

habe, plötzlich eine Quelle entsprungen sei<br />

und Schlangen, Kröten und Gewürm fluchtartig<br />

die Insel verlassen und sich in den Bodensee gestürzt<br />

hätten. Zu diesem Typ von <strong>Grün</strong>dungssagen<br />

gehört die Sage von Maulbronn.<br />

Diese basiert, wie viele Texte dieser Art, auf<br />

Chronikberichten, die sich allerdings auf Grund<br />

der mündlichen Überlieferung in der Regel<br />

mehr oder weniger weit von den historischen<br />

Quellen entfernen.<br />

_________<br />

46) Die entsprechenden Legenden können <strong>über</strong> eine Internet-Recherche, z.B. mit dem Namen des Klosters, in Erfahrung gebracht werden.<br />

Für internetbegeisterte Schülerinnen und Schüler kann das eine reizvolle Aufgabe sein: Aus welchen Motiven (<strong>Grün</strong>den) werden<br />

Klöster gestiftet? Man kann auch in großen Sagensammlungen, auch im Internet (Gutenberg online) nach Klostersagen suchen lassen.<br />

Seite 58


Erwartungshorizonte<br />

Arbeitsmaterial 1:<br />

Es bietet sich an, im Unterricht die Sage mit<br />

einem Sachtext zu vergleichen, der auf historischen<br />

Quellen basiert, um so eine Vorstellung<br />

vom Entstehen von Sagen und ihrer Funktion<br />

zu vermitteln.<br />

Zielsetzungen, die mit der Behandlung des<br />

Textes verbunden sind:<br />

- Die Schülerinnen und Schüler lernen Maulbronn<br />

kennen, eines der bekanntesten Klöster<br />

in Deutschland, seit 1993 auf der Liste<br />

des Weltkulturerbes der UNESCO. Fotos<br />

der Klosteranlage und ein virtueller Rundgang<br />

auf den Seiten der Stadt Maulbronn<br />

vermitteln zudem eine konkrete Vorstellung<br />

von der Anlage und den Gebäuden. 47<br />

- Sie gewöhnen sich dabei an den Gegenstand<br />

und das Thema der Unterrichtseinheit<br />

und eignen sich auf unterhaltsame<br />

Weise neues Wissen an. Indem sie analytisch<br />

und produktiv, ihren Interessen und<br />

Begabungen gemäß, mit dem Thema umgehen<br />

(analytische Aufgaben 2 und 3 und<br />

4, handlungs- und produktionsorientiert,<br />

produktive Aufgaben 5 und 6, Comic und<br />

szenische Darstellung), bringen sie die Inhalte<br />

kognitiv und emotional mit der eigenen<br />

Person in Verbindung, werden für das<br />

Thema interessiert, vertiefen sich in den<br />

Text und gelangen so zu einer intensiven<br />

Aufnahme der Inhalte. Die Aufgaben orientieren<br />

sich an den Ergebnissen der Leseforschung,<br />

nach der sich das Textverständnis<br />

sowohl im Global- (Aufgabe 2) als auch im<br />

Detailverständnis (Aufgabe 3, 4) äußert.<br />

Die Aufgaben stellen ein Angebot dar, das die<br />

Lehrperson dem Alter der Adressaten und deren<br />

Interessen und Möglichkeiten gemäß und<br />

in Abhängigkeit vom vorgegebenen Zeitfenster<br />

einsetzen kann.<br />

_________<br />

47) http://www.maulbronn.de/relaunch/d_800/html/kreuzgang.php<br />

Aufgabe 2:<br />

Titel der Sage: Die <strong>Grün</strong>dung des Klosters<br />

Maulbronn<br />

Es kommt hier nicht darauf an, den Titel der<br />

Sage genau zu treffen, sondern das Globalverständnis<br />

zu <strong>über</strong>prüfen. Dieses klärt sich für die<br />

SuS durch die Diskussion ihrer Lösungen.<br />

Aufgabe 3:<br />

Die Bilder decken einen großen Teil der Sage,<br />

aber nicht das Ganze ab und dienen zunächst<br />

der Textsicherung. Die mittelalterlichen Darstellungen<br />

im Gewölbe des Brunnenhauses<br />

(Maulesel, der mit der Hufe auf einen Brunnen<br />

zu klopfen scheint, als wolle er auf diese Stelle<br />

hinweisen) und auf den Stiftertafeln vermitteln<br />

zudem ein anschauliches Bild von der <strong>Grün</strong>dung<br />

des Klosters und der Arbeit der Mönche,<br />

die selbst Hand anlegen („Ora et labora!“).<br />

Dar<strong>über</strong> hinaus erfahren die Schülerinnen und<br />

Schüler von den Wegelagerern und Räubern,<br />

die damals die Straßen unsicher machten, und<br />

gewinnen eine erste Vorstellung von der mittelalterlichen<br />

Ständeordnung: Während der<br />

Bischof nämlich groß, farblich hervorgehoben<br />

und in majestätischer Haltung im Vordergrund<br />

steht und den Zug anführt, befindet sich der<br />

Ritter auf der zweiten Ebene, im Mittelgrund,<br />

dunkel gewandet, auf dem Boden kniend, das<br />

Haupt demütig geneigt und den Blick nach unten<br />

gerichtet.<br />

Aufgabe 4:<br />

Die Aufgabe dient ebenfalls der Textsicherung,<br />

Sie lenkt den Blick nicht nur auf mehr oder<br />

wichtige Details, sondern vor allem auf den<br />

zeitlichen und logischen Zusammenhang des<br />

Textes (Warum-Fragen!).<br />

Seite 59


Aufgabe 5:<br />

Sie richtet sich an Kinder und Jugendliche entsprechender<br />

Begabung und stellt ein binnendifferenzierendes<br />

Angebot dar. Während Kinder,<br />

die gerne zeichnen und malen, sich ganz der<br />

zeichnerischen Umsetzung des Textes widmen<br />

und dabei den Text vertieft aufnehmen können,<br />

werden sich andere Gedanken machen <strong>über</strong><br />

die Formulierungen der Bildtitel und Sprechblasen.<br />

Häufig haben auch Mittelstufenschüler<br />

noch viel Spaß am Gestalten von Comics, nicht<br />

selten mit ironischen Akzenten.<br />

Aufgabe 6:<br />

Dieser Arbeitsauftrag stellt ein größeres Projekt<br />

dar, das gut organisiert werden muss. Am<br />

Ende steht ein Produkt, das auch zur Aufführung<br />

gelangen kann. Wenn die ganze Klasse<br />

daran beteiligt <strong>wir</strong>d, gibt es zu einer Aufgabe<br />

mehrere Ergebnisse, die es ermöglichen, die<br />

jeweils besten Einzellösungen zu einem Endprodukt<br />

zu verbinden. Die Aufgaben a) und b)<br />

stellen den Ritter am Ende seines Lebens in den<br />

Mittelpunkt. Seine Gedanken und Worte werden<br />

dem vergangenen Leben gewidmet sein,<br />

die Frage nach dem Sinn des Lebens aufwerfen<br />

und um Motive des memento mori kreisen. Die<br />

Lösung der Aufgabe c) verlangt ein taktisches<br />

Vorgehen: Man will vor dem Bischof nicht als<br />

undankbar erscheinen und rückt deshalb erst<br />

nach und nach mit der Klage heraus. So <strong>wir</strong>d<br />

ihm die Ehrerbietung, der Respekt gezollt, der<br />

ihm im Mittelalter gebührt. Die Schülerinnen<br />

und Schüler werden die Situation in der sumpfigen<br />

Gegend, der rauen Luft und in den düsteren<br />

Wälder vermutlich dramatisieren, vielleicht<br />

auf ihre Erkrankungen und auf Todesfälle verweisen,<br />

auf Räuber, die in den Wäldern hausen<br />

und die Ängste, die sie quälen. Der Bischof, der<br />

als verständnisvoll gezeichnet <strong>wir</strong>d, <strong>wir</strong>d vielleicht<br />

betroffen sein und lebhaften Anteil daran<br />

nehmen, bevor er ihnen einen neuen Vorschlag<br />

unterbreitet.<br />

Arbeitsmaterial 2<br />

Aufgaben 1 und 2:<br />

Beide Aufträge widmen sich der epischen Form<br />

„Sage“ sowie ihren Besonderheiten und ihrer<br />

Funktion. Bei Zeitmangel oder in einer höheren<br />

Klasse kann der Vergleich unmittelbar auf die<br />

Aufgaben 1-3 folgen. Beim Vergleich kommt es<br />

vor allem darauf an,<br />

a) die größere Präzision des Sachtextes<br />

und das Fehlen von fantastischen, mit der<br />

Realität nicht zu vereinbarenden Elementen<br />

herauszuarbeiten,<br />

b) die unterschiedliche Funktion der Texte<br />

deutlich zu machen: Die Sage dient zunächst<br />

der Unterhaltung, will aber dar<strong>über</strong><br />

hinaus etwas Ungewöhnliches erklären:<br />

Warum befindet sich z.B. ein so riesiges<br />

Klosterareal ausgerechnet an diesem Ort?<br />

Sie hat vor allem eine religiöse Bedeutung<br />

für die Gläubigen, für die hier göttliches<br />

Walten sichtbar <strong>wir</strong>d. Der Sachtext richtet<br />

sich an Menschen, die sich <strong>über</strong> die Geschichte<br />

der Klostergründung informieren<br />

wollen und wichtige historische Informationen<br />

erwarten. Im Sachtext <strong>wir</strong>d knapp<br />

<strong>über</strong> die Existenz der Sage informiert und<br />

ihr Inhalt zusammengefasst, während sie<br />

in der Sage lebendig und spannend erzählt<br />

<strong>wir</strong>d.<br />

Seite 60


Gemeinsamkeiten Unterschiede<br />

Rolle Walters von Lomersheim<br />

als Initiator der Klostergründung,<br />

der sein Gut Eckenweiher zur<br />

Verfügung stellt<br />

Aufgabe des ersten Standorts<br />

und <strong>Grün</strong>dung des Klosters<br />

Maulbronn; <strong>Grün</strong>de dafür werden<br />

genannt; die Bedeutung der Steinbrüche<br />

erschließt sich in der Sage<br />

in Z. X indirekt (“vorzügliche<br />

Steine waren in nächster Nähe“)<br />

Die Unterstützung der Mönche<br />

durch den Ritter und den Bischof<br />

Günther / Gunther;<br />

Esel bzw. Maulesel <strong>wir</strong>d genannt;<br />

Keine Angabe zu seinen Motiven im geschichtlichen<br />

Text; kein Hinweis auf seine Verbindung zum Kloster<br />

Neuburg im Elsass, dem Walter bereits Schenkungen<br />

gemacht hatte; in der Sage<br />

Nennung anderer <strong>Grün</strong>de in der Sage (Sumpf, Klima,<br />

Wälder) als in den geschichtlichen Quellen ( weite<br />

Entfernung zu den Steinbrüchen, auch Lage an der alten<br />

Römerstraße);<br />

Keine Erwähnung der Klagen der Mönche beim Bischof<br />

Günther (siehe Sage Z. 10 ff) im Klosterführer ;<br />

Keine genaue Angaben zur Herkunft der Mönche in der<br />

Sage (von Bischof Günther gesandt), im wissenschaftlichen<br />

Text dagegen Nennung des Klosters Neuburg im<br />

Elsass, das die Mönche nach Eckenweiher gesandt hatte<br />

und Erwähnung Bernhard von Clairvaux‘ , der die Ausbreitung<br />

des Ordens vorantrieb;<br />

In der Sage <strong>wir</strong>d die Geschichte vom Esel ausführlich<br />

und als glaubwürdig geschildert, so, als sei das historische<br />

Wahrheit. Im Sachtext <strong>wir</strong>d sie knapp erwähnt<br />

und zusammengefasst sowie als (erfundene)Erzählung<br />

ausgewiesen;<br />

Nur in der Sage: die anschauliche Schilderung des Klosterbaus<br />

(Z. X –Z-Y () und die Überlistung der Räuber<br />

(Z. X-Y).<br />

Zeitliche Einordnung der Ereignisse Vage Angabe zur Zeit (Anfang des 12. Jahrhunderts) in<br />

der Sage, zahlreiche präzise Angaben im 2. Text, dort<br />

auch genauere Angaben zum Bischof Gunther und seiner<br />

Rolle bei der Vergrößerung des Klosterareals, Hinweis<br />

auf Zustiftungen;<br />

Seite 61


Arbeitsmaterial III 48 Oft trafen sich die Mönche vom Heiligenberg bei<br />

Heidelberg und die vom Kloster Schönau 49 auf<br />

Wanderungen im Gebirge. Vom Heiligenberg führte<br />

eine uralte Hochstraße <strong>über</strong> den Weißenstein zum<br />

Schriesheimer Hof und von da hinunter <strong>über</strong> Wilhelmsfeld<br />

und Neudorf nach Schönau. Auf dem<br />

Schriesheimer Hof war alljährlich ein Maifest zur<br />

Erinnerung an die Zeit, da die alten Bewohner das<br />

Christentum noch nicht angenommen hatten.<br />

Auf einem solchen Maifest trafen sich einst die<br />

Mönche von Schönau und vom Heiligenberg und<br />

hielten im Freien eine Messe ab. Die Schönauer<br />

hatten reichliche Nahrung mitgebracht, gebackene<br />

Forellen, Kuchen und Wildbraten. Die Heiligenberger<br />

hatten nur ganz hartes Kleie und Haferbrot. Sie<br />

hatten am Tage vorher verschlafen 50 und mussten<br />

deshalb fasten. Dies erweckte ihren Neid und Zorn<br />

und sie beschlossen, von ihrem Abt mehr Freiheit zu<br />

verlangen.<br />

Als die Heiligenberger Mönche abends müde und<br />

hungrig ins Kloster zurückgekehrt waren, sollten<br />

sie noch Glocken läuten und die Komplet 51<br />

beten. Sie verweigerten den Gehorsam und als der<br />

Abt ihnen mit Strafe drohte, fielen die Mönche <strong>über</strong><br />

ihn her, banden ihm Hände und Füße zusammen<br />

und sperrten ihn in den Keller. Nun wurde Wein<br />

aus den Fässern gezapft, Kuchen und Braten herbeigeholt<br />

und die Mönche aßen und tranken bis zum<br />

frühen Morgen und schliefen endlich vor Ermüdung<br />

ein. Niemand dachte daran, die Glocken zur Frühmesse<br />

zu läuten. Plötzlich, kurz vor Sonnenaufgang,<br />

fingen alle Klosterglocken an zu läuten, ohne dass<br />

jemand die Glockenstränge zog. Unsichtbare Engel<br />

setzten die Glocken in Bewegung und zugleich ertönten<br />

sämtliche Glocken in der ganzen Umgegend.<br />

Alles rief: „Ein Wunder, ein Wunder!“ Die Leute<br />

stürzten voller Schrecken aus den Häusern auf die<br />

Straße und strömten hinauf zum Kloster, wo die<br />

Mönche noch im Schlaf lagen. Man hörte den Abt<br />

im Keller stöhnen, befreite ihn und legte auf seinen<br />

Befehl die Mönche gefesselt in den Keller.<br />

Im Kloster Lorch, im Kloster Schönau und auf der<br />

Jettakapelle hatten die Glocken so lange geläutet,<br />

bis die Äbte mit ihren Mönchen und der Burggraf<br />

mit seinem Gefolge auch zum Heiligenberg gezogen<br />

waren. So wurde strenges Gericht gehalten; die An-<br />

führer der Mönche wurden nach Worms und auf die<br />

Schauenburg bei Dossenheim ins Burgverlies eingesperrt.<br />

Der befreite Abt wurde in sein Amt wieder<br />

eingesetzt, von den Klöstern Lorsch und Limburg<br />

aber wurden junge und alte Mönche auf den Heiligenberg<br />

gerufen.<br />

Die Nachricht von dem geschehenen Wunder verbreitete<br />

sich weit und breit und täglich strömten<br />

fromme Wallfahrer sogar aus fernsten Gegenden<br />

herbei, um sich das wunderbare Geschehen von den<br />

Glocken berichten zu lassen und Geschenke darzubringen.<br />

So wurde das Kloster ein Wallfahrtsort und<br />

musste vergrößert werden, um alle Novizen aufnehmen<br />

zu können, welche sich auf dem Heiligenberg<br />

einem frommen Leben widmen wollten.<br />

_________<br />

48) Badische Neueste Nachrichten (Hrsg.): Sagen, Märchen und Legenden aus Baden. Karlsruhe. 1988. S. 42 -44<br />

49) Es handelt sich dabei um die Abtei Heiligenberg, auch Michaelskloster genannt, das im Jahre 1023 gegründet und im frühen<br />

16. Jahrhundert aufgehoben, d.h. als Kloster aufgegeben wurde, das Kloster Schönau im Odenwald, das 1142 gegründet und im<br />

Zuge der Reformation 1558 aufgehoben wurde.<br />

50) Vermutlich haben sie die Vigil, die erste Gebetszeit des Tages, noch in der Nacht, oder die Laudes, das Morgengebet bei Tagesanbruch<br />

verschlafen. Nach der Benediktinerregel findet die Vigil „zur achten Stunde der Nacht“ (Regel 8), von sechs Uhr abends an<br />

gerechnet (um 2 Uhr nachts) statt. Die strenge Einhaltung der Gebetszeiten gehört fest zum klösterlichen Leben.<br />

51) Die Komplet: hier: das Nachtgebet der Mönche vor der Nachtruhe<br />

Seite 62


Arbeitsauftrag III<br />

1. Folgende Sätze versuchen das Wesentliche des Textes zu erfassen:<br />

A. In der Sage geht es um die unchristliche Lebensweise der Heiligenberger Mönche.<br />

B. In der Sage geht es um die Rache der Mönche an ihrem Abt, der sie für ihre<br />

Verfehlungen bestrafen will.<br />

C. In der Sage geht es darum, dass Mönche, die sich ihrem Abt widersetzt haben,<br />

ihre gerechte Strafe erhalten.<br />

D. In der Sage geht es darum, wie das Kloster Heiligenberg ein Wallfahrtsort <strong>wir</strong>d.<br />

E. In der Sage geht es um Mönche, die ihrem Abt den Gehorsam verweigern.<br />

F. In der Sage geht es um die wunderbare Befreiung des Abtes von<br />

Kloster Heiligenberg<br />

G. In der Sage geht es um Glocken, die erklingen, ohne dass sie von jemandem<br />

geläutet werden.<br />

a) Diskutiert in Gruppen zu je vier Schülerinnen und Schüler dar<strong>über</strong>, welcher der Sätze<br />

eurer Meinung nach den Textinhalt am besten erfasst. Begründet dabei eure Meinung und<br />

einigt euch auf ein Ergebnis.<br />

b) Einer aus der Gruppe trägt das Ergebnis mit Begründung der Klasse vor.<br />

c) Am Schluss werden die Ergebnisse noch einmal diskutiert und die Klasse stimmt <strong>über</strong> eine<br />

gemeinsame Lösung ab.<br />

d) Formuliert ausgehend vom Ergebnis eine passende Überschrift<br />

2. Tauscht euch <strong>über</strong> das Verhalten der Mönche aus. Erstellt in der Klasse ein Stimmungsbild<br />

(Wie viele bewerten das Verhalten als sehr negativ, als verständlich usw.).<br />

3. Zeigt, dass es sich hier um eine Sage handelt: Legt eine zweispaltige Tabelle an und tragt in<br />

die eine Spalte die Inhalte ein, die das Geschehen als glaubwürdig, und in die andere die, die es<br />

eher als fantastisch erscheinen lassen.<br />

4. Nennt mögliche <strong>Grün</strong>de, warum die Sage aufgeschrieben und verbreitet worden ist.<br />

Seite 63


Arbeitsmaterial IV<br />

Aus Kapitel 4:<br />

Die Werkzeuge der geistlichen Kunst 52<br />

(…) Vor allem: Gott, den Herrn, lieben mit ganzem<br />

Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.<br />

Ebenso: Den Nächsten lieben wie sich selbst.<br />

Dann: nicht töten.<br />

(…) Nicht begehren.<br />

Nicht falsch aussagen.<br />

Alle Menschen ehren.<br />

Und keinem anderen antun, was man selbst nicht<br />

erleiden möchte.<br />

Sich selbst verleugnen, um Christus zu folgen.<br />

Den Leib in Zucht nehmen.<br />

Sich Genüssen nicht hingeben.<br />

Das Fasten lieben.<br />

Arme be<strong>wir</strong>ten.<br />

Nackte bekleiden.<br />

Kranke besuchen.<br />

Tote begraben.<br />

Bedrängten zu Hilfe kommen.<br />

Trauernde trösten.<br />

Sich dem Treiben der Welt entziehen.<br />

Der Liebe zu Christus nichts vorziehen.<br />

Den Zorn nicht zur Tat werden lassen.<br />

Der Rachsucht nicht einen Augenblick nachgeben.<br />

Keine Arglist im Herzen tragen.<br />

Nicht unaufrichtig Frieden schließen.<br />

Von der Liebe nicht lassen.<br />

Nicht schwören, um nicht falsch zu schwören.<br />

Die Wahrheit Herz und Mund bekennen.<br />

Nicht Böses mit Bösem vergelten.<br />

Nicht Unrecht tun, vielmehr erlittenes geduldig ertragen.<br />

Die Feinde lieben.<br />

Die uns verfluchen, nicht auch verfluchen, sondern<br />

mehr noch sie segnen.<br />

Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen.<br />

Nicht stolz sein,<br />

nicht trunksüchtig,<br />

nicht gefräßig,<br />

nicht schlafsüchtig,<br />

nicht faul sein.<br />

Nicht murren. (…)<br />

Aus Kapitel 5:<br />

Der Gehorsam<br />

Der erste Schritt zur Demut ist Gehorsam ohne Zögern.<br />

Er ist die Haltung derer, denen die Liebe zu Christus<br />

<strong>über</strong> alles geht.<br />

Wegen des heiligen Dienstes, den sie gelobt haben,<br />

oder aus Furcht vor der Hölle und wegen der Herrlichkeit<br />

des ewigen Lebens darf es für sie nach einem<br />

Befehl des Oberen kein Zögern geben, sondern sie erfüllen<br />

den Auftrag sofort, als käme er von Gott.<br />

(…) Daher verlassen Mönche sofort, was ihnen gerade<br />

wichtig ist, und geben den Eigenwillen auf.<br />

Aus Kapitel 7:<br />

Die Demut<br />

Die erste Stufe der Demut: Der Mensch achte stets auf<br />

die Gottesfurcht und hüte sich, Gott je zu vergessen.<br />

Stets denke er an alles, was Gott geboten hat, und<br />

erwäge immer bei sich, wie das Feuer der Hölle der<br />

Sünden wegen jene brennt, die Gott verachten, und<br />

wie das ewige Leben jenen bereitet ist, die Gott fürchten.<br />

Zu jeder Stunde sei er auf der Hut vor Sünden und<br />

Fehlern, die im Denken, <strong>Reden</strong>, Tun und Wandel<br />

durch Eigenwillen, aber auch durch Begierden des<br />

Fleisches geschehen. (…)<br />

Die dritte Stufe der Demut: Aus Liebe zu Gott unter<strong>wir</strong>ft<br />

sich der Mönch dem Oberen in vollem Gehorsam.<br />

So ahmt er den Herrn nach, von dem der Apostel<br />

sagt: „Er war gehorsam bis zum Tod.“<br />

(...)<br />

Aus Kapitel 39:<br />

Das Maß der Speise<br />

War die Arbeit einmal härter, liegt es im Ermessen<br />

und in der Zuständigkeit des Abtes, etwas mehr zu<br />

geben, wenn es guttut.<br />

Doch muss vor allem Unmäßigkeit vermieden werden;<br />

und nie darf sich bei den Mönchen Übersättigung<br />

einschleichen.<br />

Denn nichts steht so im Gegensatz zu einem Christen<br />

wie Unmäßigkeit,<br />

sagt doch unser Herr: „Nehmt euch in acht, dass nicht<br />

Unmäßigkeit euer Herz belaste.“<br />

_________<br />

52) Die Regel des Hl. Benedikt. Hrsg. im Auftrag der Salzburger Äbtekonferenz. Beuron (Beuroner Verlag). 1992<br />

Seite 64


Arbeitsauftrag IV<br />

1. Lest die folgenden Auszüge aus den Regeln des heiligen Benedikt, nach denen bis heute<br />

Ordensleute in aller Welt ihr Leben gestalten, und unterstreicht die Sätze, die sich auf das<br />

Verhalten der Mönche in der Sage beziehen lassen. Bewertet das Verhalten erneut. Vergleicht<br />

eure Bewertung mit der zuvor vorgenommenen (Aufgabe 2/Arbeitsauftrag 3).<br />

2. Übernehmt die Rolle eines der anwesenden Äbte und haltet eine Strafpredigt gegen<br />

die Anführer der aufsässigen Mönche. Schreibt diese zuerst stichwortartig oder<br />

ausformuliert auf. Ihr könnt so beginnen:<br />

Ein trauriger Anlass hat uns hier auf dem Heiligenberg<br />

zusammengeführt. Wer hätte es je für möglich gehalten, dass Mönche des Klosters …<br />

Seite 65


Bemerkungen<br />

zum didaktisch-methodischen Einsatz<br />

Diese Sage ermöglicht es auch jüngeren Schülerinnen<br />

und Schülern auf unterhaltsame Weise<br />

mit wichtigen Grundsätzen klösterlichen<br />

Lebens vertraut zu werden, vor allem mit der<br />

Bedeutung der beiden „Evangelischen Räte“<br />

Armut und Gehorsam. Die Schülerinnen und<br />

Schüler der Mittelstufe sind im Kontext einer<br />

produktiven zielgerichteten Aufgabe zum Text<br />

auch eher bereit, sich mit den Ordensregeln<br />

des hl. Benedikt zu befassen.<br />

Zudem lässt sich an diesem Beispiel anschaulich<br />

die Funktion dieser und vieler Sagen mit<br />

religiösem Bezug herausarbeiten: Sie dienen<br />

der nützlichen Unterhaltung, nämlich der religiösen<br />

Unterweisung und Ermahnung, indem<br />

sie auf spannende Weise vor Augen führen,<br />

was geschieht, wenn die Gebote Gottes bzw.<br />

die der Kirche <strong>über</strong>treten werden. Die Botschaft,<br />

die sich nicht nur an Mönche und Nonnen<br />

richtet, ist auch die, dass das Böse nicht<br />

verborgen bleibt, sondern ans Licht kommt<br />

und erbarmungslos geahndet <strong>wir</strong>d. Seiner<br />

gerechten Strafe kann keiner entkommen.<br />

Seite 66


Erwartungshorizonte<br />

Arbeitsmaterial 3<br />

Aufgabe 1:<br />

Diese Aufgabe soll zu intensiver Wahrnehmung<br />

des Textes anregen. Es handelt sich hier nicht<br />

um eine multiple choice-Aufgabe, bei der es nur<br />

eine richtige Lösung gibt. Die vorgeschlagenen<br />

Sätze sind alle „richtig“, beziehen sich aber<br />

auf unterschiedliche Inhalte und Aspekte und<br />

erfassen mehr oder weniger den Text. Bei der<br />

Auseinandersetzung geht es deshalb nicht um<br />

die richtige oder falsche Lösung, sondern um<br />

die Klärung des Inhalts und des Gehalts. Dabei<br />

spielt die Begründung der jeweiligen Position<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Die Aufgabe stellt auch eine wichtige Übung<br />

zur Inhaltsangabe dar, bei der die Schülerinnen<br />

und Schüler lernen, im Basis- oder Einleitungssatz<br />

das Thema eines Textes zu benennen.<br />

A (unchristliche Lebensweise der Heiligenberger<br />

Mönche) bezieht sich nur auf die erste Hälfte<br />

des Textes und lässt das Glockenwunder, die Bestrafung<br />

der Anführer sowie die Entstehung der<br />

Wallfahrt außen vor.<br />

B (Rache der Mönche an ihrem Abt, der sie für<br />

ihre Verfehlung bestrafen will) deckt nur einen<br />

Erzählabschnitt ab, das Aufbegehren der Mönche,<br />

die Androhung von Strafe und die Reaktion<br />

der Mönche.<br />

C (gerechte Strafe für Mönche, die sich ihrem Abt<br />

widersetzt haben) umfasst einen großen Teil des<br />

Geschehens, lässt aber das Wunder unberücksichtigt,<br />

das von entscheidender Bedeutung ist.<br />

D (Kloster Heiligenberg <strong>wir</strong>d Wallfahrtsort) ist<br />

auf abstrakter Ebene richtig, es fehlt aber der<br />

Bezug zum Wunder; hier wäre eine Ergänzung<br />

(„auf wundersame Weise“, „durch ein Wunder“…)<br />

möglich;<br />

E (Mönche, die ihrem Abt den Gehorsam verweigern)<br />

lässt die Folgen und das Wunder unerwähnt<br />

und greift zu kurz;<br />

F (wunderbare Befreiung des Abtes von Kloster<br />

Heiligenberg) beinhaltet, dass der Abt zu Unrecht<br />

seiner Freiheit beraubt <strong>wir</strong>d, also indirekt die Vorgeschichte,<br />

und das Wunder, also indirekt auch die<br />

Folgen, so dass sich auf F viele Schülerinnen und<br />

Schüler einigen können.<br />

G (Glocken, die erklingen, ohne dass sie von jemandem<br />

geläutet werden) betont zwar das Wunder,<br />

greift aber zu kurz und ist zu vage.<br />

Aufgabe 2:<br />

Der Auftrag soll den Blick auf das Verhalten<br />

der Mönche lenken, wobei es an dieser Stelle<br />

noch nicht darum geht, die Evangelischen Räte,<br />

die die Mönche bei ihrer Profess gelobt haben,<br />

oder der Regel des hl. Benedikt einzubeziehen.<br />

Die Schülerinnen und Schüler sollen primär aus<br />

ihrem Rechtsempfinden heraus eine Bewertung<br />

vornehmen, die später, nach der Lektüre der<br />

Regeln des hl. Benedikt, <strong>über</strong>prüft werden soll.<br />

Aufgabe 3:<br />

Glaubwürdig: dass Mönche aus verschiedenen<br />

Klöstern eine Messe im Freien feiern, dass die<br />

mönchischen Regeln mehr oder weniger streng<br />

befolgt werden, dass sich Mönche gegen den<br />

Abt auflehnen, dass sie ihre klösterlichen Pflichten<br />

vernachlässigen, dass Mönche bestraft werden,<br />

dass ein Kloster zu einem Wallfahrtsort<br />

<strong>wir</strong>d und großen Zulauf hat.<br />

Fantastisch ist das Glockenwunder: dass Glocken<br />

ertönen, ohne dass ein Mensch sie läutet,<br />

dass Engel am Werk sind, dass es auf diese<br />

Weise zur Rettung des Abtes kommt und dass<br />

die Glocken auch in anderen Klöstern wie von<br />

selbst läuten.<br />

Aufgabe 4:<br />

Die Sage soll erklären, warum ein Kloster ein<br />

Wallfahrtsort geworden ist, soll den Menschen<br />

das Walten Gottes vor Augen führen, soll ihnen<br />

Seite 67


zeigen, dass das Böse ans Licht kommt und bestraft<br />

<strong>wir</strong>d, dass die Mönche sich in Armut und<br />

Gehorsam üben sollen, dass Völlerei (Fresssucht,<br />

Maßlosigkeit) eine schwere Sünde (Todsünde)<br />

ist …<br />

Arbeitsmaterial 4<br />

Aufgabe 1:<br />

Die Schülerinnen und Schüler lernen die Regeln<br />

des heiligen Benedikt kennen. Die abschließende<br />

Bewertung <strong>wir</strong>d ergeben, dass die Mönche<br />

gegen fundamentale Gebote und Regeln verstoßen<br />

haben und ihr Verhalten als besondere<br />

Schuld anzusehen ist. Im Folgenden sind die<br />

Regeln, die sich spontan auf die Vergehen der<br />

Mönche beziehen lassen, unterstrichen.<br />

Aus Kapitel 4:<br />

Die Werkzeuge der geistlichen Kunst 53<br />

(…) Vor allem: Gott, den Herrn, lieben mit ganzem<br />

Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.<br />

Ebenso: Den Nächsten lieben wie sich selbst.<br />

Dann: nicht töten. (Die Mönche haben den Tod des<br />

Abtes billigend in Kauf genommen.)<br />

(…) Nicht begehren. (Sie begehren z.B., was die<br />

Schönauer Mönche haben.) (…)<br />

Alle Menschen ehren.<br />

Und keinem anderen antun, was man selbst nicht<br />

erleiden möchte.<br />

Sich selbst verleugnen, um Christus zu folgen.<br />

Den Leib in Zucht nehmen.<br />

Sich Genüssen nicht hingeben.<br />

Das Fasten lieben.<br />

Arme be<strong>wir</strong>ten.<br />

(…)<br />

Bedrängten zu Hilfe kommen. (…)<br />

Sich dem Treiben der Welt entziehen.<br />

Der Liebe zu Christus nichts vorziehen.<br />

Den Zorn nicht zur Tat werden lassen.<br />

Der Rachsucht nicht einen Augenblick nachgeben.<br />

Keine Arglist im Herzen tragen. (…)<br />

Von der Liebe nicht lassen.(…)<br />

nicht trunksüchtig,<br />

nicht gefräßig,<br />

nicht schlafsüchtig,<br />

nicht faul sein.<br />

Nicht murren. (…)<br />

Aus Kapitel 5:<br />

Der Gehorsam<br />

Der erste Schritt zur Demut ist Gehorsam<br />

ohne Zögern. (…)<br />

Wegen des heiligen Dienstes, den sie gelobt<br />

haben, oder aus Furcht vor der Hölle und<br />

wegen der Herrlichkeit des ewigen Lebens<br />

darf es für sie nach einem Befehl des Oberen<br />

kein Zögern geben, sondern sie erfüllen den<br />

Auftrag sofort, als käme er von Gott.<br />

(…) Daher verlassen Mönche sofort, was ihnen<br />

gerade wichtig ist, und geben den Eigenwillen<br />

auf.<br />

Aus Kapitel 7:<br />

Die Demut<br />

Die erste Stufe der Demut: Der Mensch achte stets auf<br />

die Gottesfurcht und hüte sich, Gott je zu vergessen.<br />

Stets denke er an alles, was Gott geboten hat (…)<br />

Zu jeder Stunde sei er auf der Hut vor Sünden und<br />

Fehlern, die im Denken, <strong>Reden</strong>, Tun und Wandel<br />

durch Eigenwillen, aber auch durch Begierden des<br />

Fleisches geschehen. (…)<br />

Die dritte Stufe der Demut: Aus Liebe zu Gott<br />

unter<strong>wir</strong>ft sich der Mönch dem Oberen in vollem<br />

Gehorsam. (...)<br />

Aus Kapitel 39:<br />

Das Maß der Speise<br />

War die Arbeit einmal härter, liegt es im Ermessen<br />

und in der Zuständigkeit des Abtes, etwas mehr zu<br />

geben, wenn es guttut.<br />

Doch muss vor allem Unmäßigkeit vermieden werden;<br />

und nie darf sich bei den Mönchen Übersättigung<br />

einschleichen.<br />

Denn nichts steht so im Gegensatz zu einem Christen<br />

wie Unmäßigkeit,<br />

sagt doch unser Herr: „Nehmt euch in acht, dass<br />

nicht Unmäßigkeit euer Herz belaste.“<br />

_________<br />

53) Die Regel des Hl. Benedikt. Hrsg. im Auftrag der Salzburger Äbtekonferenz. Beuron (Beuroner Verlag). 1992<br />

Seite 68


Aufgabe 2:<br />

Die Aufgabe 6 kann alternativ zur Aufgabe 5<br />

gestellt werden. Sie erfordert eine intensive<br />

Lektüre der Regeln, auf die sich der Redner<br />

dann beziehen kann. Die Lösung sollte auch unter<br />

rhetorischen Aspekten betrachtet werden,<br />

z.B. sollten rhetorische Fragen, Wiederholungen,<br />

Parallelismus des Satzbaus u.a. einbezogen<br />

werden.<br />

Mögliche Schülerlösung (Klasse 10)<br />

Ein trauriger Anlass hat uns hier auf dem Heiligenberg<br />

zusammengeführt. Wer hätte es je für möglich<br />

gehalten, dass Mönche des Klosters Heiligenberg zu<br />

solchen verwerflichen Taten fähig sind?<br />

Als sie ihr Ordensgelübde ablegten, haben sie dem<br />

Abt Gehorsam geschworen, haben geschworen, seine<br />

Anordnungen zu befolgen, „als kämen sie von Gott“.<br />

Und was machen sie stattdessen? Sie widersetzen<br />

sich offen seinem Gebot, sie fesseln ihn sie schlagen<br />

ihn nieder und werfen ihn in den Keller, sie nehmen<br />

sogar seinen Tod in Kauf. (…)<br />

„Den Nächsten lieben wie sich selbst“ heißt es in der<br />

Bibel. Es ist eines der wichtigsten Gebote, das für<br />

alle Christen, nicht nur die Ordensleute gilt. Diese<br />

Mönche lieben nur sich selbst. Sie lassen es sich gut<br />

gehen, essen im Übermaß, sind also gefräßig, und,<br />

wie es in der Ordensregel heißt, „schlafsüchtig“ und<br />

„faul“. (…)<br />

Können <strong>wir</strong> solche Menschen unter unserem Dach<br />

dulden? Menschen, die nicht Christus, sondern nur<br />

sich lieben? Die Gott vergessen? Die dem Zorn<br />

und Rachegelüsten nachgeben? Ich glaube nicht.<br />

Wir sind uns doch alle einig: Sie gehören aus der<br />

Gemeinschaft ausgeschlossen. Das sieht so auch die<br />

Regel des hl. Benedikt vor. Aber der Ausschluss aus<br />

dem Kloster kann nicht alles sein. Sie haben einen<br />

Menschen zu Unrecht angegriffen und ihn seiner<br />

Freiheit beraubt. Dafür muss er auch von der weltlichen<br />

Gerichtsbarkeit belangt werden und wie jeder<br />

andere Mensch auch, der Ähnliches getan hat, büßen.<br />

(…)<br />

rhetorische Frage, die die Einhelligkeit<br />

der Anwesenden unterstreicht; Wortwahl,<br />

gehobener Stil, der Situation<br />

(Gerichtsszene) angemessen<br />

- Wiederholung, um die Bedeutung des<br />

Schwurs und damit die Schwere ihrer<br />

Schuld hervorzuheben;<br />

- Zitat aus der Benediktinerregel, um<br />

die Ungeheuerlichkeit des Vergehens<br />

und den Wortbruch zu betonen;<br />

- Aufzählung und Parallelismus, um<br />

jede Handlung einzeln hervorzuheben<br />

und das Verhalten als Ganzes umso<br />

schändlicher erscheinen zu lassen;<br />

- Zitat (s.o.)<br />

- Superlativ, um die Schwere der<br />

Schuld zu betonen (Verstoß gegen<br />

eines der größten Gebote)<br />

- Zitate (s.o.)<br />

- rhetorische Frage, die das Einverständnis<br />

der Zuhörer hervorrufen soll;<br />

Wir“-Stil, der das Einverständnis, die<br />

Einhelligkeit suggeriert<br />

Seite 69


Arbeitsmaterial V<br />

<strong>Reden</strong> <strong>wir</strong> <strong>über</strong> <strong>Geld</strong>: <strong>Anselm</strong> <strong>Grün</strong>:<br />

„<strong>Geld</strong> gefährdet die innere Freiheit“ 54<br />

08.02.2008, 12:30<br />

Interview: Matthias Drobinski und Alexander<br />

Hagelüken<br />

Der Mönch und Bestsellerautor <strong>Anselm</strong> <strong>Grün</strong> <strong>über</strong><br />

moderne Ängste, schlechte Vorgesetzte - und warum<br />

er von seinen Millioneneinnahmen keinen Cent behält.<br />

Chefzimmer sehen anders aus. Das Büro von Pater<br />

<strong>Anselm</strong> <strong>Grün</strong> im Kloster Münsterschwarzach ist<br />

weder groß noch aufgeräumt. Auf seinem Schreibtisch<br />

stapeln sich Papiere. In der Ecke stapeln sich<br />

seine millionenfach verkauften Lebensratgeber. <strong>Grün</strong><br />

scheint tiefen inneren Frieden gefunden zu haben.<br />

Gelassen beantwortet er Fragen zu Aggressionen,<br />

Sexualität und seinen riskanten Spekulationen.<br />

<strong>Anselm</strong> <strong>Grün</strong>, geb. am 14. Januar 1945, ist Benediktinermönch.<br />

Er trat der Abtei Münsterschwarzach<br />

nach dem Abitur bei. Seit 1977 führt er das<br />

Kloster als Wirtschaftschef. Daneben schrieb er hunderte<br />

spirituelle Bücher zur Lebenshilfe.<br />

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG (SZ): Pater <strong>Grün</strong>,<br />

reden <strong>wir</strong> <strong>über</strong> <strong>Geld</strong>. Wissen Sie, wie viel Umsatz<br />

Sie in Ihrem Leben gemacht haben?<br />

ANSELM GRÜN (GRÜN): Oh, schwer zu sagen.<br />

Ich habe bis heute so um die 15 Millionen Bücher<br />

verkauft...<br />

SZ: Dann haben Sie weit mehr als 100 Millionen<br />

Euro umgesetzt.<br />

GRÜN: Ja, wahrscheinlich.<br />

SZ: Sie verkaufen in Deutschland mehr Bücher als<br />

Günter Grass oder der Papst. Sie müssten Multimillionär<br />

sein.<br />

GRÜN: Ich besitze nichts. Ich habe als Benediktinermönch<br />

Armut gelobt. Das <strong>Geld</strong> gehört der Abtei.<br />

SZ: Gibt es nicht mal Taschengeld?<br />

GRÜN: Doch, wie die anderen Mönche bekomme<br />

ich ein wenig Urlaubsgeld. Wenn ich unterwegs zu<br />

meinen Vorträgen bin, genehmige ich mir manchmal<br />

einen Cappuccino in der Raststätte. Das ist mein<br />

Luxus. Aber ich gebe keine 50 Euro Bargeld im<br />

Monat aus.<br />

SZ: <strong>Geld</strong> reizt Sie nicht?<br />

GRÜN: <strong>Geld</strong>, das mir gehört? Überhaupt nicht.<br />

Ich sehe, wie das <strong>Geld</strong> viele Menschen hart macht.<br />

So will ich nicht werden. <strong>Geld</strong> gefährdet die innere<br />

Freiheit. Eigentlich könnten Menschen mit viel <strong>Geld</strong><br />

sorglos und frei sein. Aber oft kreisen gerade reiche<br />

Leute mit ihren Gedanken immer nur ums <strong>Geld</strong>. Es<br />

gibt Reiche, die glücklich sind, natürlich. Aber das<br />

sind die, die innerlich frei von diesem Reichtum sind.<br />

_________<br />

54) http://www.sueddeutsche.de/geld/reden-<strong>wir</strong>-ueber-geld-anselm-gruen-geld-gefaehrdet-die-innere-freiheit-1.599870<br />

Abb. 15<br />

Seite 70


SZ: Wie kaufen Sie Kleider oder Möbel?<br />

GRÜN: Wenn ich eine Kutte oder Wäsche brauche,<br />

gehe ich in die Kleiderkammer. Als ich neulich meinen<br />

alten Kulturbeutel am Flughafen vergessen hatte,<br />

haben mir meine Geschwister einen neuen geschenkt.<br />

Und Möbel passen in meine Zelle ohnehin kaum. Die<br />

hat weniger als 20 Quadratmeter. Das ist manchmal<br />

ein Nachteil. Vor allem, wenn ich ein Buch schreibe. Da<br />

stapelt sich <strong>über</strong>all Papier.<br />

SZ: Und Ihr Auto?<br />

GRÜN: Ich kaufe immer für 8000, 9000 Euro einen<br />

Unfallwagen und fahre ihn, bis es nicht mehr geht. Im<br />

Augenblick fahre ich einen Golf mit 240000 Kilometern<br />

auf dem Buckel.<br />

SZ: Hm. Hunderte Kilometer unterwegs zu Vorträgen<br />

in einer alten Kiste und Sie behaupten, das nervt nicht?<br />

GRÜN: Manchmal nervt es schon. Aber ich will nichts<br />

Besseres sein als meine Mitbrüder.<br />

SZ: Es durchzuckt Sie nie der Gedanke: Mensch, Du<br />

könntest ein schönes Haus besitzen, reisen, wohin Du<br />

willst?<br />

GRÜN: Ach, Luxus ist für mich keine Versuchung.<br />

Manchmal laden mich Bankvertreter oder Manager<br />

zum Essen ein, das ist dann gut und teuer, aber oft<br />

fühle ich mich unwohl und denke: Da würdest Du<br />

alleine nie hingehen. Da kostet allein die Nachspeise<br />

12 Euro. Es ist lecker, aber einfach <strong>über</strong>trieben.<br />

SZ: Was macht Sie glücklich, wenn es nicht <strong>Geld</strong><br />

und Luxus sind?<br />

GRÜN: Ich bin glücklich, wenn ich Menschen durch<br />

Bücher, Vorträge, Gespräche Wege weisen kann. Und<br />

wenn ich spirituelle Erfahrungen mache, wenn ich<br />

Gott suche und in der Stille einen tiefen inneren<br />

Frieden spüre.<br />

SZ: Sie schreiben, Sexualität und Aggression seien<br />

die wichtigsten Lebensenergien. Wie kommen Sie<br />

damit klar, als Mönch beides zu unterdrücken?<br />

GRÜN: Es gibt ja immer die Vorstellung, <strong>wir</strong> Mön-<br />

che müssten unsere Sexualität unterdrücken. Ich lasse<br />

sie in meine Kreativität fließen.<br />

SZ: Und das reicht, Sie haben kein Bedürfnis nach<br />

Sexualität?<br />

GRÜN: Nach Sexualität nicht, nur manchmal nach<br />

Zärtlichkeit.<br />

SZ: Sie sind mit ihren Büchern extrem erfolgreich.<br />

Warum?<br />

GRÜN: Ach, wenn ich das so genau wüsste. Ich<br />

treffe, glaube ich, die Emotion vieler Leser, meine<br />

Sprache bewertet nicht und drängt nichts auf.<br />

Ich gaukle keine heile Welt vor. Und dann hat die<br />

christliche Spiritualität auch eine eigene Kraft, und<br />

die versuche ich, den Leuten zu erschließen. Dass ich<br />

da erfolgreich bin, freut mich schon. Da gönne ich<br />

mir manchmal eine kleine Eitelkeit und genieße die<br />

Anerkennung.<br />

Seite 71


Arbeitsauftrag V 1. Formuliert eure ersten Eindrücke von <strong>Anselm</strong> <strong>Grün</strong>. Welche Eigenschaften werden genannt<br />

oder erschließen sich beim Lesen des Interviews? Haltet sie an der Tafel, auf Kärtchen oder<br />

im Heft fest.<br />

2. Informiert euch im Internet, in einem neueren Lexikon oder in der Buchhandlung oder<br />

Bibliothek <strong>über</strong> den Benediktinermönch <strong>Anselm</strong> <strong>Grün</strong> und tragt eure Informationen in<br />

der Klasse zusammen.<br />

3. Erarbeitet den Inhalt des Interviews, indem ihr es zu zweit nachstellt. Überlegt euch zuerst<br />

in Partnerarbeit, mit welcher Sprechhaltung der Interviewer bzw. mit welcher der Pater<br />

einzelne Fragen bzw. Antworten spricht und Wörter betont, und macht euch am Rand<br />

entsprechende Bemerkungen, z.B. in<br />

Z. 9 Gibt es nicht mal Taschengeld? – ungläubig fragend<br />

Begründet jeweils eure Vortragsweise und stellt Gemeinsamkeiten und Unterschiede beim<br />

Vortrag fest.<br />

4. „Veranstaltung mit Pater <strong>Anselm</strong> <strong>Grün</strong> bereits ausverkauft!“ heißt es nicht selten. Erklärt,<br />

was, abgesehen von seinen Büchern, die von Millionen Gläubigen unterschiedlicher<br />

Konfessionen gelesen werden, die Menschen an <strong>Anselm</strong> <strong>Grün</strong> fasziniert.<br />

5. Manche sehen den Benediktinerpater auch kritisch. Sammelt mögliche Kritikpunkte und<br />

setzt euch mit ihnen auseinander.<br />

6. Nach der Lektüre des Eingangstextes, in dem das Zimmer des Mönchs beschrieben <strong>wir</strong>d,<br />

des Interviews und einiger Seiten im Internet habt ihr sicher eine konkretere Vorstellung<br />

vom Pater gewonnen. Schreibt auf der Grundlage des Interviews, eurer Recherche und eures<br />

persönlichen Eindrucks ein Porträt, das Pater <strong>Anselm</strong> <strong>Grün</strong> vorstellt und das ihr auf den<br />

Seiten der Schule oder in der Schülerzeitung veröffentlichen könnt.<br />

Ihr könnt folgendermaßen beginnen: Pater <strong>Anselm</strong> <strong>Grün</strong>, 67 Jahre alt und Benediktinerpater<br />

in Münsterschwarzach, ist einer der meistgelesenen deutschen Autoren der Gegenwart….<br />

Es können in der Einleitung weitere Lebensdaten genannt werden. Auch sollte das Äußere<br />

einbezogen werden. Hierzu findet ihr im Internet zahlreiche Fotos.<br />

Seite 72


Bemerkungen<br />

zum didaktisch-methodischen Einsatz<br />

<strong>Anselm</strong> <strong>Grün</strong> <strong>wir</strong>d als der populärste Benediktiner<br />

unserer Zeit bezeichnet. Anders als von<br />

den Schülerinnen und Schülern erwartet, lebt<br />

er nicht zurückgezogen im Kloster, um ausschließlich<br />

zu beten und zu arbeiten, sondern ist<br />

auch in der Öffentlichkeit präsent. Als Cellerar<br />

kümmert er sich um die finanzielle Grundlage<br />

der Abtei mit ihren 20 Betrieben. Dabei geht<br />

er moderne Wege. Er investiert erfolgreich in<br />

Aktien und Anleihen und verdient mit seinen<br />

Büchern, Vorträgen und Kursen Millionen. Im<br />

Internet (Internetrecherche mit Stichwörtern<br />

„<strong>Anselm</strong> <strong>Grün</strong> Interview“) finden sich mehrere<br />

Interviews, auch auf Youtube, in denen er sich<br />

zu seinem Verhältnis zum <strong>Geld</strong>, zur Rolle des<br />

<strong>Geld</strong>es in der Gesellschaft, zu <strong>Geld</strong>anlagen<br />

allgemein und zu seinen eigenen <strong>Geld</strong>geschäften<br />

äußert und sie rechtfertigt. <strong>Anselm</strong> <strong>Grün</strong><br />

ist nicht unumstritten. Man <strong>wir</strong>ft ihm z.B. vor,<br />

sich in seinen Büchern und Vorträgen zu wenig<br />

auf die Bibel und zu stark auf Inhalte der<br />

Psychoanalyse zu beziehen. Auch werden aus<br />

unterschiedlichen <strong>Grün</strong>den seine Spekulationen<br />

und <strong>Geld</strong>geschäfte als unmoralisch kritisiert.<br />

Hervorgehoben werden seine Bescheidenheit<br />

und seine große persönliche Anspruchslosigkeit.<br />

Seite 73


Erwartungshorizonte<br />

Arbeitsmaterial 5<br />

Aufgabe 1:<br />

Diese Aufgabe ermöglicht den Schülerinnen<br />

und Schülern eine erste persönliche Stellungnahme.<br />

Dabei werden bereits viele Aspekte der<br />

Persönlichkeit angesprochen, die Person gewinnt<br />

erste Konturen. Nicht zu unterschätzen<br />

ist die Bedeutung der persönlichen Stellungnahme<br />

für die Schülerinnen und Schüler, die<br />

so ernstgenommen und damit auch motiviert<br />

werden, ihr Bild von <strong>Anselm</strong> <strong>Grün</strong> zu vertiefen.<br />

Aufgabe 3:<br />

Die Aufgabe 3 soll einen Eindruck von der Bescheidenheit<br />

und Ehrlichkeit des Mönchs vermitteln,<br />

dessen Sprache ohne Pathos auskommt. In<br />

einfachen klaren Sätzen, ohne inneren Rechtfertigungsdruck,<br />

ohne jede Aufgeregtheit und ohne<br />

sich provozieren zu lassen, formuliert er seine<br />

Gedanken. Im Zentrum des Interviews steht das<br />

Gelübde der Armut, nach dem die Mönche und<br />

Nonnen auf jedes persönliche Eigentumsrecht<br />

verzichten und sich auf ein bescheidenes einfaches<br />

Leben verpflichten. Offen beantwortet Pater<br />

<strong>Anselm</strong> die Fragen, die ihm gestellt werden.<br />

Dabei enthält er sich jedes moralisierenden, belehrenden<br />

Tons, selbst da, wo er unterweisen und<br />

eine Botschaft vermitteln will. Er <strong>über</strong>zeugt vor<br />

allem durch das persönliche Bekenntnis, z.B. als<br />

er gefragt <strong>wir</strong>d, ob ihn <strong>Geld</strong> nicht reize, und er<br />

antwortet, dass <strong>Geld</strong> die Menschen hart mache<br />

und er so nicht werden wolle. Im Kontrast dazu<br />

steht die Sprache des Journalisten, der aus der<br />

Perspektive des heutigen modernen Menschen,<br />

für den <strong>Geld</strong>, Besitz und Lebensgenuss zählen,<br />

seine Fragen stellt und mit seinen Formulierungen<br />

den Pater provozieren will. Ungläubig fragt<br />

er ihn wiederholt z.B. nach dem Taschengeld<br />

und dem Reiz des <strong>Geld</strong>es usw., als könne sich<br />

in der Antwort ungewollt ein unlauteres Motiv<br />

offenbaren. Auch der Frage nach der Sexualität,<br />

nach der Bedeutung des Gelübdes der Keuschheit<br />

bzw. Jungfräulichkeit für sein Leben, weicht<br />

er nicht aus.<br />

Erarbeitet von Erika Hammer<br />

Aufgabe 4, 5 und 6:<br />

Die Aufgabe 4 dient der Zusammenführung der<br />

unterschiedlichen Eindrücke, Aufgabe 6 verlangt<br />

eine strukturiertere, differenziertere Darstellung<br />

der Persönlichkeit.<br />

Für manche Schülerinnen und Schüler stellt<br />

sich die Frage nach dem Widerspruch zwischen<br />

dem Gelübde der persönlichen Armut und dem<br />

Reichtum des Klosters selbst. Die Aufgabe 5 bietet<br />

Anlass zur kritischen Reflexion. Hier kann<br />

man darauf hinweisen, dass der Pater mit dem<br />

verdienten <strong>Geld</strong> zum Unterhalt des Klosters<br />

und seiner Bewohner beiträgt und das Kloster<br />

somit erhält, Investitionen in die Zukunft ermöglicht,<br />

eine große Zahl von Arbeitsplätzen<br />

auch für weltliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

garantiert und den Lebensunterhalt der<br />

Mönche im Alter finanziert. Andererseits kann<br />

man dar<strong>über</strong> diskutieren, ob dieses Verständnis<br />

des Gelübdes im Einklang mit der Bibel,<br />

dem Beispiel Jesu und der Regel des hl. Benedikt<br />

steht. Der Reichtum der Klöster verführte<br />

die Mönche bereits im Mittelalter dazu, in der<br />

Frömmigkeit nachzulassen und sich weltlichem<br />

Genuss hinzugeben. Die Reformbewegungen<br />

des Mittelalters (Kluniazenser nach der Abtei<br />

Cluny), der Zisterzienser (nach dem Kloster<br />

Cîteaux), der Prämonstratenser (vom Kloster<br />

Prémontré) und der Kartäuser (vom Kloster<br />

Chartreuse) sowie die <strong>Grün</strong>dungen der Bettelorden<br />

der Franziskaner, Dominikaner und<br />

Augustiner-Eremiten waren Reaktionen auf<br />

solche Entwicklungen. Für Letztere implizierte<br />

das Gelübde der Armut auch die Armut der<br />

Gemeinschaft.<br />

Seite 74


Literaturverzeichnis<br />

Badische Neueste Nachrichten (Hrsg.): Sagen, Märchen und Legenden aus Baden. Karlsruhe. 1988. S. 42 -44<br />

Binding, Günther: Artikel „Kloster“, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, Sp. 1218–1223.<br />

Bildungsplan 2004 Allgemeinbildendes Gymnasium Baden-Württemberg, S. 43f.<br />

Bühler, Johannes (Hrsg.): Klosterleben im Mittelalter. Frankfurt am Main. 1989.<br />

Büker, Dieter: Vier Jahrhunderte und vier Jahre. Der Klosterplan von St. Gallen und seine<br />

Bedeutung als Dokument frühmittelalterlicher Schriftlichkeit. Frankfurt/Main u. a. 2009. S. 134.<br />

Buttinger, Sabine: Alltag im mittelalterlichen Kloster. Darmstadt. 2010.<br />

Chronik des Christentums. München. 1999. S. 81<br />

Die Regel des heiligen Benedikt. 6. Auflage. Beuron. 1990.<br />

Die Regel des Hl. Benedikt. Hrsg. im Auftrag der Salzburger Äbtekonferenz.<br />

Beuron (Beuroner Verlag). 1992<br />

Fischer, C. und R.: Geheimnisse der Klostergärten. München. 1991<br />

Gieler, Robert, Wipler, Ingeborg: Beeren und Wildkräuter. Leoben. 2004<br />

Hecht, Konrad: Der St. Galler Klosterplan. Wiesbaden. 1997. (Nachdruck der Ausgabe von 1983)<br />

Jacobsen, Werner: Der Klosterplan von St. Gallen und die karolingische Architektur.<br />

Entwicklung und Wandel im fränkischen Kirchenbau zwischen 751 und 840. Berlin. 1992.<br />

Lehrplan Katholische Religion, Gymnasialer Bildungsgang, Hessisches Kultusministerium. 2010.<br />

Q2: Kirche Christi und Weltverantwortung („Kirchliche Persönlichkeiten aus Geschichte und<br />

Gegenwart als Vorbilder in der Nachfolge Christi“) und Q4: Christ sein<br />

Lehrplan Katholische Religion, Gymnasialer Bildungsgang, Hessisches Kultusministerium. 2010.<br />

S. 32 („Das Leben von Heiligen zeigt oft vorbildhaft Frömmigkeit und diakonisches Handeln“)<br />

Luchterhand Bildungsstandards im Fach Biologie für den Mittleren Schulabschluss<br />

(Jahrgangsstufe 10). Bestell-Nr. 06219<br />

Minter, Sue: Der heilende Garten. Köln. 1995<br />

Seite 75


Mueller, Carla, Stober, Karin: Kloster Maulbronn, Deutscher Kunstverlag Berlin München. 2011.<br />

S. 10 f.<br />

Ohler, Norbert: Mönche und Nonnen im Mittelalter. Düsseldorf. 2008.<br />

Phillips, R., Foy, N.: Kräuter. München. 1991<br />

Schauber/Schindler: Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf. Augsburg. 1998. S. 346–349<br />

Scherf, Gertrud: Wildpflanzen. München. 2006<br />

Vogtherr, Thomas: Die Reichsabteien der Benediktiner und das Königtum im hohen Mittelalter<br />

(900-1125). Stuttgart. 2000.<br />

Wieczorek, Alfred, Sitar, Gerfried OSB (Hrsg.): Benedikt und die Welt der frühen Klöster.<br />

Publikation der <strong>Reiss</strong>-<strong>Engelhorn</strong>-<strong>Museen</strong>. Band 50. Mannheim. 2012.<br />

Zettler, Alfons: Artikel „St. Galler Klosterplan“, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, Sp. 1155f.<br />

Seite 76


Verzeichnis <strong>über</strong> Internetquellen<br />

http://abtei.kloster-ettal.de/orden-spiritualitaet/die-regel-benedikts/<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Capitulare_de_villis_vel_curtis_imperii<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Gartenkunst_im_Alten_%C3%84gypten<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Klostergarten<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsprälat<br />

http://gutenberg.spiegel.de/buch/47/19<br />

http://www.heilkraeuter.de http://de.wikipedia.org/wiki/<br />

http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8394.php<br />

http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2004/<br />

2004_12_16-Bildungsstandards-Biologie.pdf<br />

http://www.maulbronn.de/relaunch/d_800/html/kreuzgang.php<br />

http://www.schule-bw.de/unterricht/faecheruebergreifende_themen/landeskunde/modelle/<br />

epochen/mittelalter/kloster/reichenau/d1.pdf<br />

http://www.stgallplan.org<br />

http://www.sueddeutsche.de/geld/<br />

reden-<strong>wir</strong>-ueber-geld-anselm-gruen-geld-gefaehrdet-die-innere-freiheit-1.599870<br />

http://www.tandaradey.de/garten.htm#kloster<br />

www.abtei-st-stephan.de/fileadmin/abtei-st-stephan/data/Bildmaterial/Kloster/News/Jubilaeum/BB2012Programm_Web02.pdf<br />

www.rsw.schule.ulm.de/projektw/bened_2.htm<br />

Der letzte Zugriff erfolgte jeweils am 03.05.2012<br />

Seite 77


Abbildungen<br />

Abb. 1: Federzeichnung aus dem Ottobeurer Codex der Benediktiner aus dem 12. Jahrhundert,<br />

heute in der Württembergischen Landesbibliothek<br />

Abb. 2: Hecht, Konrad: Der St. Galler Klosterplan. Wiesbaden. 1997. (Leicht verändert, B. K.)<br />

Abb. 3a-g: Hecht, Konrad: Der St. Galler Klosterplan. Wiesbaden. 1997. S. 60, 67, 70 und 75<br />

Abb. 4a-b: Werner Jacobsen: Der Klosterplan von St. Gallen und die karolingische Architektur.<br />

Entwicklung und Wandel im fränkischen Kirchenbau zwischen 751 und 840. Berlin 1992. S. 151<br />

und 184.<br />

Abb. 5: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bb/Benedikt_von_Nursia_20020817.jpg<br />

Abb. 6: Silberapplikation mit heiligem Benedikt von Bucheinband, St. Paul<br />

Abb. 7: www.osb-international.info<br />

Abb. 8: 24-Stunden-Schaubild, Christian Danz<br />

Abb. 9: Schröder-Stepp, © UNESCO-Welterbestätte Kloster Lorsch, Museumspädagogik<br />

Abb. 10: Namensnennung: Necrophorus; http://de.wikipedia.org/w/index.<br />

php?title=Datei:Naumburger_Dom_4.jpg&filetimestamp=20100216004925<br />

Abb. 11: http://www.google.de/imgres?q=KlosterMaulbronnBrunnenhausLegende.jpg&um=1&<br />

hl=de&sa=N&tbm=isch&tbnid=-WxjjJjeOv85wM:&imgrefurl=http://de.wikipedia.org/wiki/Da<br />

tei:KlosterMaulbronnBrunnenhausLegende.jpg&docid=cVXeMMIo2TK1fM&itg=1&imgurl=ht<br />

tp://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/89/KlosterMaulbronnBrunnenhausLegende.<br />

jpg&w=1200&h=1800&ei=NS-VT7PpIYj14QTZlODQDw&zoom=1&iact=hc&vpx=107&vpy<br />

=149&dur=1753&hovh=275&hovw=183&tx=75&ty=156&sig=112783448383222072118&pa<br />

ge=1&tbnh=128&tbnw=87&start=0&ndsp=23&ved=1t:429,r:0,s:0,i:68&biw=1280&bih=613<br />

Abb. 12: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Maulbronn.jpg<br />

Abb. 13: Abbildung der Stiftertafel des Klosters Maulbronn, Staatliche Schlösser und Gärten<br />

Baden-Württemberg, Klosterverwaltung Maulbronn<br />

Abb. 14: Abbildung der Stiftertafel des Klosters Maulbronn, Staatliche Schlösser und Gärten<br />

Baden-Württemberg, Klosterverwaltung Maulbronn<br />

Abb. 15: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/aa/<strong>Anselm</strong>_Gruen.JPG<br />

Seite 78


Lexikon<br />

Was ist ein Abt?<br />

Der Begriff Abt stammt von dem lateinischen<br />

Wort abbas, und bedeutet Vater. Einer der<br />

Mönche <strong>wir</strong>d hierbei von seinen Mitbrüdern<br />

zum Abt gewählt. Dadurch <strong>wir</strong>d er zum Vorsteher<br />

des Klosters und hat die Aufgabe, den<br />

gesamten weltlichen Besitz seines Klosters zu<br />

verwalten.<br />

Was sind Annalen?<br />

Eine Annale ist nichts anderes als ein Jahrbuch.<br />

Im ersten Teil des Wortes befindet sich der lateinische<br />

Begriff annus, was Jahr bedeutet. In<br />

einer Annale sind also sämtliche Ereignisse, die<br />

in einem Jahr geschehen sind, chronologisch<br />

geordnet und aufgeschrieben.<br />

Was ist eine Basilika?<br />

Die Bezeichnung einer Kirche als Basilika<br />

hängt mit ihrer Bauform zusammen, d.h., immer<br />

wenn das Mittelschiff höher als die beiden<br />

Seitenschiffe ist, spricht man von einer Basilika.<br />

Was sind Benediktiner?<br />

Als Benediktiner werden Personen bezeichnet,<br />

die in einer klösterlichen Gemeinschaften leben<br />

und sich nach den Regeln des heiligen Benedikt<br />

von Nursia (6. Jh. n. Chr.) richten. Neben Benediktinern<br />

gibt es noch zahlreiche andere Orden.<br />

Was ist ein Bischof?<br />

Das Wort Bischof leitet sich von dem griechischen<br />

Wort episkopos ab, was Aufseher oder<br />

Hüter bedeutet. Ein Bischof ist ein geistlicher<br />

Würdenträger in der Kirche. Er ist oberster<br />

Träger der Kirchengewalt in einem abgegrenzten<br />

Gebiet, der Diözese. Er besitzt die oberste<br />

Verwaltungs-, Weihe- und Gerichtsgewalt. Bischöfe<br />

werden vom Papst ernannt. Zur Amtstracht<br />

gehören das Brustkreuz sowie Bischofsring,<br />

-stab und -mütze, die Mitra genannt <strong>wir</strong>d.<br />

Was ist ein Chor?<br />

Der Chor ist der Bereich in einer Kirche, in welchem<br />

die Mönche oder Geistlichen zusammenkommen,<br />

singen, beten und die Messe feiern.<br />

Daher steht in diesem Bereich auch das Chorgestühl<br />

der Geistlichen.<br />

Warum ist Cluny wichtig?<br />

An dem französischen Ort Cluny gibt es ein<br />

Benediktinerkloster, dass sich im 10. und 11.<br />

Jahrhundert darum bemüht hat, die Regeln des<br />

Hl. Benedikt (6. Jh. n. Chr.) konsequent zu verfolgen,<br />

sich ganz auf den Glauben zu verlassen<br />

und sich von den Einflüssen des Adels, der Könige<br />

und Kaiser zu befreien. Diese Neuordnung<br />

in Cluny <strong>über</strong>trägt sich bald auf weitere Benediktinerklöster<br />

im Reich.<br />

Was ist eine Diözese?<br />

Die Diözese (auch Bistum genannt) ist ein<br />

kirchlicher Verwaltungsbezirk, der räumlich<br />

abgegrenzt ist. Die Diözese <strong>wir</strong>d von einem<br />

Bischof geleitet. Mehrere Diözesen sind einer<br />

Erzdiözese zugeordnet. Das Gebiet der Diözese<br />

wiederum ist in Pfarreien und Dekanate aufgegliedert.<br />

Heute gibt es in Deutschland 27 Diözesen<br />

und 7 Erzdiözesen.<br />

Seite 79


Was ist ein Dom?<br />

Das deutsche Wort für Dom kommt vom lateinischen<br />

Begriff domus domini, was <strong>über</strong>setzt<br />

Haus des Herrn bedeutet. Die Abkürzung Dom<br />

bedeutet nichts anderes als Kirche.<br />

Was ist ein Dormitorium?<br />

In dem Wort Dormitorium steckt der lateinische<br />

Begriff dormire, was schlafen bedeutet.<br />

Daher versteht man unter einem Dormitorium<br />

den Schlafsaal für Mönche in einem Kloster.<br />

Was sind Fratres?<br />

Als Fratres, lateinisch Brüder, werden die Mönche<br />

eines Klosters bezeichnet, die noch nicht die<br />

Priesterweihe erhalten haben.<br />

Was ist ein Gelübde?<br />

Ein Gelübde ist ein feierliches Versprechen. Innerhalb<br />

eines Klosters heißt das, dass der neu in<br />

ein Kloster eingetretene Mensch nach einiger<br />

Zeit versprechen muss, sein gesamtes Leben<br />

nach den Regeln des Klosters zu führen.<br />

Was ist ein Habit?<br />

Habit <strong>wir</strong>d die gesamte Kleidung von Mönchen<br />

genannt. Hierzu zählt die Tunika (langes<br />

Nachthemd) und auch das Skapulier (2 Stoffbahnen,<br />

die an den Seiten geschnürt werden).<br />

Was ist ein Kalefaktorium?<br />

Das Kalefaktorium ist die Wärmestube des<br />

Klosters. Da die übrigen Räume innerhalb eines<br />

Klosters nicht geheizt wurden, konnten sich die<br />

Mönche wenigstens ab und zu dort aufwärmen.<br />

Was ist ein Kapitelsaal?<br />

Der Kapitelsaal ist ein Versammlungsraum im<br />

Kloster. Hier versammelten sich die Klosterbewohner<br />

frühmorgens, damit der Abt die zu<br />

erledigenden Arbeiten verteilen konnte. In der<br />

dabei abgehaltenen Andacht wurde ein Kapitel<br />

der Ordensregel verlesen – daher auch der<br />

Name des Raumes.<br />

Was ist eine Karolingische Minuskel?<br />

Die Karolingische Minuskel ist eine Schriftart,<br />

die von Karl dem Großen Ende des 8. Jahrhunderts<br />

entwickelt wurde. Weil das Reich sehr<br />

zersplittert war und es dadurch viele Nationalschriften<br />

gab wurde durch die Einführung der<br />

Karolingischen Minuskel die Schrift vereinheitlicht.<br />

Sie ist im Vergleich zu den früheren<br />

Schriften weniger verschnörkelt und einfacher.<br />

Was ist eine Kathedrale?<br />

Da der Stuhl des Bischofs auf Griechisch cathedra<br />

heißt, werden auch die Kirchen, die direkt<br />

zu einem Bischof gehören, als Kathedralen bezeichnet.<br />

Was ist eine Klausur?<br />

Als Klausur bezeichnet man die inneren, nur<br />

den Mönchen bzw. Nonnen vorbehaltenen Bereiche<br />

eines Klosters. Sie umfasst demnach den<br />

Kreuzgang und die den Mönchen selbst vorbehaltenen<br />

Räumlichkeiten. Das Wort Klausur<br />

kommt aus dem Lateinischen und bedeutet<br />

schließen. Aufgrund dieser Bedeutung soll die<br />

Klausur die Geistlichen von den weltlichen Besuchern<br />

abschließen.<br />

Was ist ein Kloster?<br />

Ein Kloster ist eine Anlage, in der Menschen<br />

in einer auf die Ausübung ihrer Religion konzentrierten<br />

Lebensweise und nach bestimmten<br />

Regeln zusammenleben.<br />

Seite 80


Was ist ein Krummstab oder eine Krümme?<br />

Ein Krummstab ist ein dem Hirtenstab der<br />

Schäfer nachempfundener Stab mit oben eingedrehtem<br />

Ende und Amtszeichen von Bischöfen<br />

und Äbten – schließlich werde auch sie als Hirten<br />

ihrer Gemeinde bezeichnet.<br />

Was ist eine Kukulle?<br />

Die Kukulle ist ein Kleidungsstück, das besonders<br />

im Mittelalter von Menschen, die in<br />

religiösen Orden leben zu festlichen Anlässen<br />

getragen <strong>wir</strong>d. Die Kukulle besteht aus einem<br />

Überwurf mit Kapuze und weiten Ärmeln.<br />

Was ist eine Kutte?<br />

Kutten werden die vorgeschriebenen Kleidungen<br />

von Mönchen genannt.<br />

Was ist ein Kreuzgang?<br />

Ein Kreuzgang ist der Innenhof von Klöstern.<br />

Er war ursprünglich einer der wichtigsten Aufenthaltsorte<br />

für die Mönche. Man traf sich<br />

dort und unterhielt sich. Manchmal wurde der<br />

Kreuzgang auch als Garten genutzt.<br />

Was ist eine Majuskel?<br />

Als Majuskel werden die Großbuchstaben des<br />

mittelalterlichen Alphabetes bezeichnet.<br />

Was ist Mensuralnotation?<br />

Die Mensuralnotation ist eine im 13. Jahrhundert<br />

entwickelte Art, Musik aufzuschreiben.<br />

Mit dieser Notenschrift wurden erstmals die<br />

Maße, also die Dauer, der einzelnen Töne festgelegt.<br />

Was ist eine Minuskel?<br />

Das Gegenteil zur Majuskel ist die Minuskel.<br />

Es handelt sich hierbei um die Kleinbuchstaben<br />

im mittelalterlichen Alphabet.<br />

Was ist ein Mittelschiff?<br />

Das Mittelschiff ist der mittlere Raum in einer<br />

Kirche. Oft ist er der breiteste und längste<br />

Raum. Im Mittelschiff werden die Gottesdienste<br />

abgehalten.<br />

Was ist ein Mönch?<br />

Mönche sind Menschen, die ein stark religiös<br />

geprägtes Leben führen. Mönche gehören in<br />

der Regel Orden an. Die Anrede bei Mönchen,<br />

die auch Priester sind lautet: Pater. (Vorname,<br />

bei Jesuiten Nachname), ansonsten: Frater oder<br />

Bruder . (Vorname).<br />

Was sind Neumen?<br />

Als Neumen bezeichnet man eine frühmittelalterliche<br />

Art, Musik aufzuschreiben. Es handelt<br />

sich hierbei um kleine Striche und Punkte, die<br />

<strong>über</strong> Texten zu finden sind und die dem Musiker<br />

die Bewegungsrichtung der Melodie anzeigen<br />

sollen. Das Wort neuma kommt aus dem<br />

Griechischen und bedeutet Wink. Da in verschiedenen<br />

Ländern und Klöstern auch unterschiedliche<br />

grafische Zeichen verwendet wurden,<br />

ist ihre Lesart bis heute kompliziert.<br />

Was sind Novizen?<br />

Novize ist lateinisch und bedeutet Neuling. Novizen<br />

sind neu in ein Kloster eingetretene Menschen,<br />

die noch kein Gelübde abgelegt haben,<br />

d.h., bis ein Novize zum Mönch <strong>wir</strong>d, bekommt<br />

er Bedenkzeit, ob er sich auch ganz sicher ist,<br />

dass er mit den anderen und den Regeln im<br />

Kloster leben möchte.<br />

Seite 81


Was sind Patres?<br />

Als Patres werden die Mönche eines Klosters<br />

bezeichnet, die bereits zum Priester geweiht<br />

worden sind.<br />

Was ist ein Papst?<br />

Papst ist die Bezeichnung für das Oberhaupt<br />

der römisch- katholischen Kirche. Der Papst ist<br />

gleichzeitig der Bischof von Rom, der Stellvertreter<br />

Christi, Nachfolger des Apostels Petrus<br />

und das Staatsoberhaupt der Vatikanstadt.<br />

Was ist ein Pastor?<br />

Ein Pastor <strong>wir</strong>d im Volksmund auch Pfarrer<br />

genannt. Der Pfarrer arbeitet im Kirchendienst<br />

und ist vom Bischof als Lehrer und Hirte seiner<br />

Pfarrgemeinde beauftragt, das Wort Gottes zu<br />

verkünden und die Sakramente zu spenden. Außerdem<br />

ist der Pfarrer Dienstvorgesetzter der<br />

Pfarrangestellten und leitet auch die Verwaltung<br />

der Pfarre.<br />

Was ist ein Prior?<br />

Das Amt des Priors ist eines der wichtigsten<br />

Ämter im Kloster. Der Prior ist ein klösterliches<br />

Amt. In einem Kloster das keinen Abt hat,<br />

ist der Prior der Vorsteher. Bei Klöstern, die einen<br />

Abt haben (wie bei den Benediktinern) ist<br />

er dessen Stellvertreter.<br />

Was ist ein Refektorium?<br />

Das Refektorium ist der Speisesaal der Mönche<br />

im Kloster.<br />

Was ist ein Relief?<br />

Als Relief <strong>wir</strong>d eine Art der Bildhauerkunst bezeichnet.<br />

Die Darstellungen sind jedoch nicht<br />

ganz plastisch, sondern treten aus einer Hintergrundfläche<br />

hervor.<br />

Was sind Sakramente?<br />

In der katholischen Kirche gibt es sieben<br />

Sakramente:<br />

- Taufe: Als Kleinkind <strong>wir</strong>d man durch die<br />

Taufe in die Kirche aufgenommen.<br />

- Konfirmation: Im Grundschulalter findet<br />

die Konfirmation statt. Hierbei <strong>wir</strong>d das<br />

Brot (die Hostie) als Symbol für den Laib<br />

Christi gegessen.<br />

- Beichte: Bei der Beichte gesteht man<br />

mündlich seine Sünde ein und <strong>wir</strong>d vom<br />

Priester davon losgesprochen.<br />

- Trauung: Ist die Zeremonie einer<br />

Eheschließung.<br />

- Weihe: Es gibt mehrer Arten der<br />

kirchlichen Weihe. Mit der Weihe <strong>wir</strong>d<br />

ein kirchliches Amt <strong>über</strong>geben.<br />

- Sterbeölung/ Krankensalbung: <strong>wir</strong>d<br />

Alten, Kranken und Sterbenden zur<br />

Stärkung und Aufrichtung gespendet.<br />

Was ist ein Seitenschiff?<br />

Das Seitenschiff sind Räume in einer Kirche,<br />

die durch eine Stützenreihe getrennt, seitlich<br />

des Mittelschiffes verlaufen.<br />

Was ist ein Skriptorium?<br />

Ein Skriptorium ist eine Schreibstube, die sich<br />

in einem Kloster befindet. Skriptorien gibt es<br />

seit der Spätantike. Mit der Etablierung des<br />

Buchdruckes war es nicht mehr nötig Bücher<br />

per Hand abzuschreiben und so wurde das<br />

Skriptorium oft durch das Typographeum (dort<br />

wurde nun statt geschrieben, gedruckt) ersetzt.<br />

Seite 82


Was ist ein Schutzmantel?<br />

Der Schutzmantel findet sich vor allem bei<br />

Darstellungen Mariens. Er kann aber als Typus<br />

auch bei anderen Heiligen verwendet werden.<br />

Maria breitet selbst oder mit Hilfe von Engeln<br />

ihren schützenden Mantel <strong>über</strong> die zu ihren Füßen<br />

stehenden Hilfesuchenden aus. Der Schutzmanteltypus<br />

spielt auf die mittelalterliche<br />

Rechtsgepflogenheit an, nach der Hochgestellte<br />

oder Frauen Schutzbedürftigen und Rechtlosen<br />

Hilfe und Zuflucht gewähren durften.<br />

Was ist ein Stift?<br />

Ein Stift ist eine kirchliche Gemeinschaft in der<br />

Geistliche leben. Diese haben Grundbesitz und<br />

einen eigenem Rechtsstatus und werden nicht<br />

Mönche, sondern Kanoniker genannt.<br />

Was ist eine Tonsur?<br />

Eine Tonsur ist die vollständige oder nur teilweise<br />

Entfernung des Kopfhaares aus religiösen<br />

<strong>Grün</strong>den. Diese Art von Frisur findet man<br />

häufig bei Mönchen, jedoch nicht nur im Christentum,<br />

sondern auch im Buddhismus oder<br />

Hinduismus.<br />

Was ist der Vatikan?<br />

Der Vatikanstaat (auch kurz Vatikan genannt)<br />

liegt innerhalb des Stadtgebietes Rom. Sie ist<br />

nur 0,44 Quadratkilometer groß und somit der<br />

kleinste anerkannte Staat der Welt. Der Vatikan<br />

ist die Residenz des Papstes. Neben dem<br />

berühmten Petersdom und dem Petersplatz gehören<br />

zahlreiche Paläste und Gärten innerhalb<br />

der Mauern zum Vatikan.<br />

Was ist Weihrauch?<br />

Weihrauch ist ein aus Pflanzen gewonnenes<br />

Harz, das beim Erhitzen auf glühenden Kohlen<br />

einen aromatischen Duft entwickelt. In der katholischen<br />

Kirche <strong>wir</strong>d Weihrauch bei Heiligen<br />

Messen verwendet.<br />

Was sind Zisterzienser?<br />

Zisterzienser werden Mönche und Nonnen<br />

genannt, die sich sehr streng an die Ordensregel<br />

der Benediktiner halten und danach leben.<br />

Bernhard von Clairvaux (1091-1153) gründet<br />

den neuen Orden. Die Zisterzienser(innen) entwickelten<br />

in ihren Klosterbauten eine schlichte,<br />

aber berühmte Architektur, erwarben sich große<br />

Verdienste in Land<strong>wir</strong>tschaft und Handwerk<br />

und leisten bis heute einen großen Beitrag zum<br />

Kirchenleben, z.B. stellten die Zisterzienser<br />

zwei Päpste, 44 Kardinäle und etwa 600 Bischöfe.<br />

Sie tragen weiße Ordenskleidung mit<br />

schwarzem Überwurf.<br />

Was ist das Zölibat?<br />

Das Zölibat ist das kirchenrechtliche Versprechen<br />

in Enthaltsamkeit und Ehelosigkeit zu leben.<br />

Es <strong>wir</strong>d vor allem von katholischen Priestern<br />

und Ordensleuten abgelegt.<br />

Seite 83


Empfehlungen<br />

der Stadtbibliothek Mannheim<br />

Klosterleben<br />

im Mittelalter<br />

Ein Auswahlverzeichnis<br />

Buttinger, Sabine: Alltag im mittelalterlichen Kloster -<br />

Überarb. und mit neuen Abb. Darmstadt. Primus-Verl. 2010.<br />

Drechsler, Heike, Oster, Uwe A.: Das Erbe der Klöster: Geschichte und Gegenwart eines anderen<br />

Lebens. Mit einer Hinführung von Odilo Lechner. Freiburg, Br., Basel, Wien. Herder. 2010.<br />

Freuler, Regula: Die Gärten der Mönche. München. Heyne. 2004.<br />

Gleba, Gudrun: Klosterleben im Mittelalter. Darmstadt. Primus-Verl. 2004.<br />

Kopp, Rita (Red.): Thorbeckes kleiner Klostergarten: altes Kräuterwissen für heute.<br />

Ostfildern. Thorbecke. 2005.<br />

Koschyk, Heike: Hildegard von Bingen: ein Leben im Licht. Biographie.<br />

2. Aufl. Berlin. Aufbau Taschenbuch. 2009.<br />

Von Linden, Franz-Karl: Die Zisterzienser in Europa : Reise zu den schönsten Stätten mittelalterlicher<br />

Klosterkultur. Grußw. Maur Esteva. Vorw. Kassian Lauterer. Stuttgart. Belser. 2004.<br />

Ohler, Norbert: Mönche und Nonnen im Mittelalter. Düsseldorf. Patmos. 2008.<br />

Von Trotta, Margarethe (Regie): Visionen – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen (DVD).<br />

Deutsch. Untertitel Deutsch für Hörgeschädigte. München. Concorde Home Entertainment<br />

GmbH. 2010.<br />

Kinder- und Jugendliteratur<br />

Adelmeyer, Anette: Das Leben im Kloster : ein Benediktinermönch im Mittelalter.<br />

[Hrsg.: Verein des Klosters und der Kaiserpfalz Memleben e.V.]. Petersberg. Imhof. 2007.<br />

Bentele, Günther: Leben im Mittelalter. Würzburg. Arena.<br />

Bentele, Günther: Weise Mönche und ein verkauftes Wunder. 1. Aufl. 2011.<br />

Both, Sigfried: Die Schreibstube im Kloster des Mittelalters. 1. Aufl. Petersberg.<br />

Michael Imhof Verlag. 2007.<br />

Frieser, Claudia: Oskar und das Geheimnis des Klosters. Mit Vignetten von Constanze Spengler.<br />

Hamburg. Dressler. 2009.<br />

Seite 84


Hauenschild, Lydia: Leselöwen-Mittelalter-Wissen. 1. Aufl. Bindlach. Loewe. 2007.<br />

Hoffmann, Mira: Die Welt des Mittelalters: 20 faszinierende Ereignisse vom Ritterfest bis<br />

zum Klosterbau. [Bildred.: Annegret Bölke-Heinrichs]. Weinheim. Beltz & Gelberg. 2008.<br />

Holtei, Christa: Das Buch mit dem Karfunkelstein : ein Mitratekrimi aus dem Mittelalter.<br />

München. Dt. Taschenbuch-Verl. 2011.<br />

Lenk, Fabian: Der Mönch ohne Gesicht: ein Ratekrimi aus dem Mittelalter.<br />

3. Aufl. Bindlach. Loewe, 2004.<br />

Alle Medien können in der Zentralbibliothek im Stadthaus N 1, in der Kinder- und Jugendbibliothek<br />

im Dalberghaus sowie <strong>über</strong> alle Zweigstelle der Stadtbibliothek entliehen<br />

werden. Informationen zu Adressen und Öffnungszeiten unter:<br />

www.stadtbibliothek.mannheim.de.<br />

Spezialangebot für Lehrer:<br />

Medienkiste „Kosterleben im Mittealter“<br />

ab Klasse 5<br />

Die Ausleihe erfolgt kostenlos<br />

Klassensatz aus der Reihe „Tatort Geschichte“<br />

Lenk, Fabian: Der Mönch ohne Gesicht – ein Ratekrimi aus dem Mittelalter<br />

sowohl die Taschenbuchausgabe aus dem Loewe Verlag als auch das Leseprojekt „einfach lesen“<br />

aus dem Cornelsen Verlag und Unterrichtsmaterial<br />

ab Klasse 5<br />

Bestellung <strong>über</strong> Schulbibliothekarische Arbeitsstelle:<br />

Tel.: 0621 / 293 – 89 13<br />

Email: stadtbibliothek.sba@mannheim.de<br />

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Serviceinformationen<br />

13. Mai 2012 bis 13. Januar 2013<br />

Öffnungszeiten<br />

Dienstag bis Sonntag (auch an Feiertagen) 11-18 Uhr<br />

montags sowie am 24.12. und 31.12. geschlossen<br />

für angemeldete Schulklassen ab 9 Uhr geöffnet<br />

für angemeldete Führungen auch montags geöffnet<br />

Sonderführungen für Gruppen nach 18 Uhr auf Anfrage<br />

Besondere Öffnungszeiten an Feiertagen finden Sie auf unserer Internetseite<br />

www.rem-mannheim.de oder unter www.benedikt2012.de<br />

Eintrittspreise<br />

Erwachsene 12 €<br />

Begünstigte 10 €<br />

Kinder und Jugendliche (6-18 Jahre) 5 €<br />

Gruppen (pro Person, ab 10 Personen) 10 €<br />

Schulklassen (pro Person) 3 €<br />

Begleitprogramm<br />

Die rem bieten neben altersgerechten Führungen auch spezielle Workshops für Schulklassen an.<br />

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Internetseite www.benedikt2012.de<br />

Führungen (60 Min.) 26 € zzgl. Eintritt<br />

Workshops (Führung mit handlungsorientiertem Programm, 90 Min.) 75 € zzgl. Eintritt<br />

Alle Workshops, die in den Monaten August und September 2012 durchgeführt werden,<br />

kosten zum Schulstart nur 65€ statt 75€<br />

Zwei Begleitpersonen erhalten bei Führungen und Workshops freien Eintritt.<br />

Buchungen<br />

Telefon: +49(0)621-293.3771<br />

Fax: +49(0)621-293.2138<br />

Mail: buchungen.rem@mannheim.de<br />

Kontakt<br />

Karin Brugger<br />

Leitung Museumspädagogik Sonderausstellungen<br />

Telefon: +49(0)621-293.9765<br />

Fax: +49(0)621-293.2138<br />

Mail: karin.brugger@mannheim.de<br />

Falls Sie regelmäßig aktuelle Information zu den umfangreichen Angeboten für Schulen zu<br />

allen Sammlungen des Hauses erhalten möchten, können Sie sich auf unserer Internetseite<br />

(http://www.rem-mannheim.de/newsletter.html) für den Schul-Newsletter anmelden.<br />

©Curt-<strong>Engelhorn</strong>-Stiftung für die <strong>Reiss</strong>-<strong>Engelhorn</strong>-<strong>Museen</strong><br />

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