Evangelische Kirchen in Lankwitz GOtteSDIenStE - Lankwitz-Kirche.
Evangelische Kirchen in Lankwitz GOtteSDIenStE - Lankwitz-Kirche.
Evangelische Kirchen in Lankwitz GOtteSDIenStE - Lankwitz-Kirche.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ausblick<br />
Auf IHN sehen –<br />
durch IHN die Welt sehen<br />
Ausblick hat der Künstler Helmut Droll<br />
se<strong>in</strong>e Edelstahlskulptur genannt. Sie steht<br />
mit <strong>in</strong>sgesamt zwölf Kunstwerken an<br />
e<strong>in</strong>em Waldrand bei Bad Kiss<strong>in</strong>gen auf<br />
dem im Jahr 2006 eröffneten Weg der<br />
Bes<strong>in</strong>nung. Dieses Kunstwerk löst unterschiedliche<br />
Assoziationen aus. In der<br />
ausgeschnittenen Silhouette erblickt man<br />
zum e<strong>in</strong>en den sterbenden Christus am<br />
Kreuz und zum anderen den auferstandenen<br />
Christus, der die Hände zum Segen<br />
erhebt. In e<strong>in</strong>er Figur s<strong>in</strong>d beide Seiten des<br />
Gottessohnes erfahrbar – der leidende, der<br />
Macht der Welt unterworfene Mann am<br />
Kreuz und der triumphierende Christus,<br />
der die Welt überw<strong>in</strong>det.<br />
Je nachdem, von welchem Standpunkt<br />
aus ich das Kreuz betrachte, werde ich<br />
zu unterschiedlichen Deutungen e<strong>in</strong>geladen.<br />
Komme ich von der offenen<br />
Landschaft her auf das Kreuz zu, so ist<br />
die ausgeschnittene Christusfigur durch<br />
den dah<strong>in</strong>ter liegenden Wald dunkel. Das<br />
Edelstahlkreuz jedoch leuchtet durch das<br />
darauf fallende Licht hell. Ich begegne me<strong>in</strong>em<br />
Bruder Jesus von Nazareth, der me<strong>in</strong>e<br />
Dunkelheit und me<strong>in</strong>e Schuld auf sich<br />
genommen hat und es damit <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />
Leben hell werden lässt. Schaue ich vom<br />
Wald aus auf die Silhouette, so bildet das<br />
Edelstahlkreuz e<strong>in</strong>en dunklen Rahmen und<br />
lenkt den Blick auf e<strong>in</strong>en hellen Christus,<br />
durch den h<strong>in</strong>durch das weite Land dah<strong>in</strong>ter<br />
sichtbar wird. Ich begegne me<strong>in</strong>em<br />
Herrn Jesus Christus, der den Tod überwunden<br />
hat, der verkündet, dass ich den<br />
Tod nicht fürchten muss und mir neues<br />
Leben ermöglicht.<br />
Stehe ich <strong>in</strong> der Nähe der Skulptur, nehme<br />
ich stärker das Kreuz wahr, wähle ich e<strong>in</strong>en<br />
weiter entfernt liegenden Standort, dann<br />
sehe ich von der e<strong>in</strong>en Seite durch den hellen<br />
Christus h<strong>in</strong>durch die Welt und von der<br />
anderen Seite den Christus vor dem dunklen<br />
Wald. Weht der W<strong>in</strong>d, so erwecken die<br />
sich bewegenden Blätter die Christus-Figur<br />
zum Leben.<br />
Diese Kunst<strong>in</strong>stallation, die auf so wunderbare<br />
Weise Licht und Landschaft <strong>in</strong>tegriert,<br />
erzählt den Weg Jesu vom Tod zum Leben,<br />
von der Dunkelheit zum Licht, vom Kreuz<br />
zur Auferstehung. Se<strong>in</strong>en Weg gehen wir<br />
jedes Jahr <strong>in</strong>nerlich nach, wenn wir <strong>in</strong> der<br />
Passionszeit das Leiden Jesu bedenken<br />
und Ostern se<strong>in</strong>e Auferstehung feiern. Wir<br />
werden e<strong>in</strong>geladen, das Leben aus e<strong>in</strong>er<br />
anderen Perspektive, aus se<strong>in</strong>er Perspektive<br />
zu betrachten.<br />
Mit Jesus Christus kommt e<strong>in</strong>er zu mir, der<br />
von Gott weiß und ihn mir unermüdlich<br />
nahe br<strong>in</strong>gt: durch Geschichten, durch<br />
wundervolle Taten, durch segnende und<br />
heilende Hände. Da kommt e<strong>in</strong>er zu mir,<br />
der von Liebe und Gerechtigkeit nicht nur<br />
redet, sondern dafür lebt, ganz und gar.<br />
Woh<strong>in</strong> das führte, erzählt mir die dunkle<br />
Silhouette des Kreuzes. Wer zum Gewaltverzicht<br />
aufruft, wird ausgelacht. Wer<br />
bed<strong>in</strong>gungslos liebt, wird verraten. Wer<br />
sich den Mächtigen dieser Welt nicht unterwirft,<br />
wird niedergemacht. Ist es nicht<br />
so, immer noch, auch nach 2000 Jahren?<br />
Internet, Fernsehen und Zeitungen antworten<br />
täglich mit e<strong>in</strong>em hässlichen Ja.<br />
AnDAcht<br />
„Ausblick“, Skulptur auf dem Weg der Bes<strong>in</strong>nung, Bad Kiss<strong>in</strong>gen. © Helmut Droll, Euerdorf<br />
Ostern lädt uns mit der Botschaft von der<br />
Auferstehung zum Hoffnungsblick auf<br />
die guten Nachrichten e<strong>in</strong>, die wir so oft<br />
übersehen, weil die schlechten bessere<br />
Schlagzeilen machen und sich teurer verkaufen<br />
lassen:<br />
Menschen schauen weniger weg als früher,<br />
sie mischen sich e<strong>in</strong>, wenn K<strong>in</strong>der Hilfe<br />
brauchen. E<strong>in</strong> Volk verjagt se<strong>in</strong>e Tyrannen<br />
mit Sprechchören und Sitzblockaden. E<strong>in</strong><br />
Mädchen hat den Mut, nicht mehr mitzumachen.<br />
Sie zieht andere auf ihre Seite<br />
und das Mobb<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Klasse hört auf.<br />
Mauern stürzen e<strong>in</strong> durch Kerzen und Gebete.<br />
E<strong>in</strong>samkeit und Angst verschw<strong>in</strong>den<br />
durch die Hand, die sich mir reicht.<br />
Durch Christus die Welt zu sehen, mit<br />
se<strong>in</strong>em Blick durchs Leben zu gehen, mit<br />
ihm unterwegs zu se<strong>in</strong> und se<strong>in</strong>er Spur zu<br />
folgen heißt, den Tod und die Angst h<strong>in</strong>ter<br />
sich zu lassen, Hoffnungsgeschichten zu<br />
erzählen und dafür zu sorgen, dass den<br />
Menschen die Hoffnung nie ausgeht. Das<br />
alles ist Auferstehung, die mitten im Leben<br />
geschieht.<br />
Im Johannesevangelium sagt Jesus: „Ich<br />
b<strong>in</strong> die Tür, wenn jemand durch mich h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />
geht, wird er selig werden“ (Joh 10,9).<br />
Die Edelstahlskulptur „Ausblick“ ist nach<br />
unten h<strong>in</strong> offen. Man kann durch den<br />
Christus h<strong>in</strong>durch gehen. Er ist die Tür zu<br />
neuem Leben. Im Glauben an ihn entdecken<br />
wir neues, weites Land.<br />
Amen.<br />
Pfarrer<strong>in</strong> Heidrun Miehe-Heger<br />
3