Mein SENDLING JUNIAUSGABE 2009
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Die Himbeeren habe ich später nicht mehr<br />
gegessen, als ich sah, wie oft kleine Würmer darin<br />
waren. Davor hatte ich diese kleine „Fleischeinlage“<br />
gar nicht bemerkt.<br />
Und heute sah ich also dieses Mädchen mit den<br />
Kirschen an den Ohren. Zwei schöne rote Kirschen,<br />
die am Stiel zusammengewachsen waren, gerade<br />
richtig, um sie über die Ohren zu hängen. Für mich<br />
war das ein schöner Moment. Natürlich weil er mich<br />
an meine Kindheit erinnerte, aber auch, weil es<br />
Dinge gibt, die immer gleich bleiben bzw. die sich<br />
wiederholen. Es ist tröstlich, dass es auch heute –<br />
im Zeitalter von Internet und schnellen<br />
Datenverbindungen, in der Zeit, in denen Handys<br />
und Klingeltöne die Stille beherrschen - noch etwas<br />
gibt, dass es schon immer gegeben hat. Ich bin<br />
überzeugt davon, auch meine Oma hat sich<br />
Kirschen an das Ohr gehängt. Und sie sahen so<br />
schön aus diese Kirschen, leuchtend und rot.<br />
Stellt sich nur noch die Frage, wie lange wir noch<br />
Kirschen haben. Aber ein paar Jahre wird es<br />
vielleicht noch gut gehen. Ein paar Jahre wird es<br />
noch Kirschbäume geben, an denen Kirschen<br />
wachsen können. Und dann, und dann werden<br />
vielleicht Menschen kommen die Kirschen züchten,<br />
Kirschen ohne Kern natürlich, der hat schon immer<br />
gestört. Mich aber nicht, weil da gab es ja auch<br />
noch das Kirschkernwettspucken. Darin war ich<br />
nicht besonders gut, aber mein Bruder. Wie wird<br />
das sein, mit gezüchteten kernlosen Kirschen, eine<br />
saubere Sache, aber vermutlich wird man dann<br />
keine Stiele mehr brauchen. Denn Kirschen aus<br />
dem Labor brauchen schließlich keine Bäume mehr.