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Febr. 2014 - Stift am Klausberg, Göttingen

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STIFT AM KLAUSBERG<strong>Göttingen</strong>Meine lieben <strong>Stift</strong>sbewohnerinnen und<strong>Stift</strong>sbewohner!Nun stehen wir wieder vor den Feiertagen, dieimmer wieder auch die Frage von Geschenkenaufwerfen. Wie unterschiedlich die Menschend<strong>am</strong>it umgehen, ist interessant zu beobachten.Meine Freundin, die sich gerade den Kopfzerbricht über ein besonderes Geschenk füreinen lieben Bekannten, der schon alles hat,stieß kürzlich auf die Werbeseite „Grundbesitzeim All.de“, die „echte registrierte Grundstückeauf dem Mond“ anpries. Ab 29,95 Eurosei ein Zertifi kat mit den exakten Koordinateneines der Erde zugewandten Areals des Mondeszu verkaufen, passend zu allen Anlässen.Eine Bekannte, die bei der Göttinger Tafel arbeitet,erzählte eine ganz andere Geschichte.Sie wurde von einer Hartz IV Empfängerinnach Geschenken gefragt, die nichts kosten.Geschenke, die kein Geld kosten, könnenmanchmal die schönsten sein. Dabei denke ichzum Beispiel an eine Nachbarin, die mir einenZehnercoupon „Hundespaziergänge“ schenkte,um einmal weg vom Schreibtisch und andie frische Luft zu kommen, eine Auszeit zunehmen und etwas Bewegung zu haben. Gutscheinesind das Geschenk schlechthin, wenndas Geld knapp ist. In meiner F<strong>am</strong>ilie gilt dasPrinzip, dass die Kinder, die noch nicht im Berufstehen, nichts Gekauftes schenken dürfen.Das wurde zunächst auch gerne akzeptiert,weil man Gutscheine auch noch in letzter Minuteanfertigen kann und nicht in die Stadtmuss, um es zu besorgen. Als die Kinder abermerkten, dass das Einlösen der Gutscheineauch eingefordert wurde, gestalteten sich dieTexte bedächtiger, z.B. einmal Hausputzen inder untersten Etage, ohne Fenster, wenn allesaufgeräumt ist oder einmal Aufpassen aufjüngere Geschwister S<strong>am</strong>stags nachmittagsvon 15 Uhr bis 17.30 Uhr. Ganz besondersist mir aber ein Fest in Erinnerung geblieben,zu dem die dann schon größeren Kinder sichdarauf verständigt hatten, ihren Eltern Briefezu schreiben, in denen sie deren (gute) Eigenschaftenbenannten und sich für gemeins<strong>am</strong>eErlebnisse bedankten. Am Ende der Vorleserundefl ossen Tränen, Tränen des Glücksüber die Wertschätzung und den f<strong>am</strong>iliärenZus<strong>am</strong>menhalt, beides vollkommen immaterielleWerte, mit Geld nicht zu kaufen.Materielle Geschenke lösen in einer Welt desgenerellen Wohlstands nicht automatischFreude aus. Gerade von älteren Menschenhört man oft, dass man doch alles habe undfür weitere Sachen kein Platz vorhanden sei.Man wolle sich eher verkleinern als vergrößern.Was aber immer gut ankommt, ist eingutes Gespräch, Zuwendung und menschlicheVerbundenheit.Ich wünsche allen <strong>Stift</strong>sbewohnern, dass sieAnteil an der Weihnachtsfreude haben, inkleinen oder in größeren Dingen, jeder nachseiner Art, und dass diese sich auch in dasnächste Jahr hinein fortsetzt.IhreP. Obanor2Hausnachrichten • Ausgabe Dezember bis <strong>Febr</strong>uar <strong>2014</strong>


STIFT AM KLAUSBERG<strong>Göttingen</strong>Liebe Bewohnerinnen, liebe BewohnerZu Beginn des neuen Jahres möchte ich Ihnen einen ganz besonderenFilm vorstellen.„Das Lied des Lebens“,ein Film von Irene Langemann.Vielleicht ist dieser Film Ihnen schon bekannt, trotzdem würde ich michfreuen, wenn Sie <strong>am</strong> 15. Januar um 16.00 Uhr in den Saal kommen undsich diesen wunderbaren Film ansehen.Anschließend lohnt es sich, gemeins<strong>am</strong> über diesen Film miteinanderzu reden. Die Spielzeit beträgt ca. 1 Stunde und 30 Minuten.Der Film „ Das Lied des Lebens“ begleitet den Komponisten BernhardKönig dabei, wie er Menschen ab 70 plus zu neuem Leben und Glückdurch Singen und Musizieren verhilft. …Pressezitate„Die Ärzte sollten das Singen auf Rezept verordnen“„Als Kind klang meine Stimme hell und klar. Jetzt zittert sie zuweilen.“„Dieses Experiment, Alte Stimmen‘ ist ein Highlight für Seele, Geist undKörper“Sie können die Ideen aus diesem Filmverwirklichen:„<strong>Stift</strong>schor“mit Frau Schäfer im Saaljeden Freitag 10.30 – 11.30 Uhr.Astrid CzyrnikKultur-SozialesHausnachrichten • Ausgabe Dezember bis <strong>Febr</strong>uar <strong>2014</strong> 5


STIFT AM KLAUSBERG<strong>Göttingen</strong>Neues aus der Physiotherapie ...Macht den Rückenwieder starkRückenschmerzen sind ein verbreitetes Phänomen.Etwa zwei Drittel der Deutschen hattenschon einmal in ihrem Leben Schmerzenim Kreuz. Die Kreuzschmerzen können in allenAbschnitten des Rückens auftreten.Woran erkennt manRückenschmerzen?Mediziner unterscheiden zwischen spezifi schenund unspezifi schen Rückenschmerzen.Unspezifische Rückenschmerzen sind aufeine bestimmte Region des Rückens beschränktund strahlen nicht in andere Körperteile aus. DerSchmerz wird als dumpf empfunden und lässt sichschlecht lokalisieren. Morgens sind die Schmerzenin der Regel besonders schlimm und lassenim Laufe des Tages nach. Die Beschwerden bessernsich meist, wenn der Patient auf und ab geht,im Sitzen oder Stehen verschlimmern sie sich.Spezifische Rückenschmerzen strahlen in andereBereiche des Körpers aus, zum Beispiel in einesder Beine. Ursache ist dann eine Entzündungder Nerven. Die Schmerzen werden als stechendund ziehend empfunden. Häufi g gehen sie mitEmpfi ndungsstörungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühlenoder Lähmungen einher. Bei Bewegungwerden diese Schmerzen eher schlimmer. Liegendagegen wirkt lindernd, vor allem wenn die Beinein abgewinkelter Form hochgelagert werden.Wodurch werden Rückenschmerzenausgelöst?Rückenschmerzen haben vielfältige Ursachen, darunter:Muskelverspannungen, Bewegungsmangel,falsches Heben, Verschleißerscheinungen,Bandscheibenvorfall, Nervenentzündungen, Erkrankungenanderer Organe wie z.B. Lungenentzündungund psychische Probleme.Was kann ich gegenRückenschmerzen tun?Bester Schutz vor Rückenschmerzen ist eine guttrainierte Bauch- und Rückenmuskulatur. Sieentlastet die Wirbelsäule und beugt Fehlhaltungenvor. Schmerzmittel sollten hingegen nur bis zur angegebenenHöchstdosis und keinesfalls langfristigeingenommen werden.Physiotherapie fordert Sie – wesentlich mehrals Massagen oder Chirotherapie. Denn bei diesenso genannten passiven Behandlungen lassenSie nur etwas mit sich geschehen. Anders bei derKrankengymnastik: Zwar massieren auch Physiotherapeutenund wenden Handgriffe an, die IhreMuskeln mobilisieren. Hauptsächlich aber machtder Therapeut spezielle aktive Übungen mit Ihnen.Physiotherapiepraxis im <strong>Stift</strong> <strong>am</strong> <strong>Klausberg</strong>Tel.400Tobias Hartleib6Hausnachrichten • Ausgabe Dezember bis <strong>Febr</strong>uar <strong>2014</strong>


STIFT AM KLAUSBERG<strong>Göttingen</strong>Kneipp im <strong>Stift</strong> <strong>am</strong> <strong>Klausberg</strong>. Der Gesundheit zuliebe ...„Zeit mit Kneipp“ – Apfel „gesund“In den letzten Wochen habe ich so viel über Vit<strong>am</strong>ine,Mineralstoffe und Spurenelemente in Äpfelngehört und (auch in den Hausnachrichten) gelesen,dass ich des Themas fast überdrüssig gewordenwar. Dennoch reizte es mich zu erfahren, wasunsere tüchtige Kneipp-Spezialistin, Frau MariaAgnieszka Kaczmarek, dazu einfallen würde. Ichbegab mich also <strong>am</strong> Mittwochnachmittag, dem 25.September in den Saal.Schon beim Hineinkommen wurde mir klar, dasses sich dieses Mal nicht um eine theoretische Belehrung,sondern um praktische Anwendung handelnwürde.Auf zwei langen Tischen standen ein Waffeleisen,eine Kochplatte mit Bratpfanne, ein Handmixer,Schüsseln, allerlei Tüten und in einer Schaleprächtige Äpfel. In einer kurzen Einführung wurdedas bekannte Sprichwort „an apple a day keepsthe doctor away“ zitiert, das ich sinngemäß soübersetzt habe: „Ein Apfel täglich, der tut gut, erhältGesundheit, Kraft und Mut“ oder „Einen Apfeltäglich essen, lässt Arzt und Krankheit fast vergessen.“Das gefällt Ihnen nicht? Vielleicht haben Sieeinen besseren Vorschlag?Der einzige männliche Teilnehmer an der Veranstaltunghatte ein <strong>am</strong>erikanisches Originalrezeptfür Apfel-Zimt-Waffeln mit gebratenen Apfelscheibenbeigesteuert, das nun zur Anwendung kommensollte. Auf den obligatorischen Ahornsirupwurde seiner Kalorienhaltigkeit wegen verzichtet.Vorher durften wir von dem vorzüglichen Apfelmuskosten, das Frau Kaczmarek schon fertig mitgebrachthatte.Nun fanden sich einige Teilnehmerinnen spontanbereit, die Äpfel zu schälen und in Scheiben zuschneiden. Inzwischen bereitete Frau Kaczmarekden Teig zu, rieb in Windeseile Äpfel, wog die Zutatenab und verquirlte alles mit dem Rührgerät.Die Apfelscheiben k<strong>am</strong>en in die Pfanne mit derzerlassenen Butter und begannen gerade zu brutzeln,als unsere Referentin für Kultur und Soziales,Frau Czyrnik, sich Frau Kaczmarek zugesellte.Beide mit großer Schürze angetan, entfalteten einensolchen Eifer und waren mit so viel Freudebei der Sache, dass die Stimmung immer gelösterwurde, noch bevor wir Waffeln mit Apfelscheibenzu kosten bek<strong>am</strong>en.Ein herrlicher Duft erfüllte den ganzen Raum underinnerte mich an die vielen Apfelkuchen und Apfeltorten,die ich im Laufe meines Lebens gebackenhabe. Mein Lieblingskuchen, Äpfel auf Hefeteig,wurde auf einem großen Blech gebackenmit der Absicht, einen Teil davon des beachtlichenArbeitsaufwands wegen einzufrieren. Es bliebaber immer nur ein kleines Tablett für den Tiefkühlschrankübrig.Sehr beliebt bei der ganzen F<strong>am</strong>ilie waren auchBratäpfel, die besonders im Winter als Nachtischangeboten wurden. Nun aber zurück in den Saaldes <strong>Stift</strong>s <strong>am</strong> <strong>Klausberg</strong>! Die Waffeln waren eineGaumenfreude. Ebenso erwähnenswert ist diefröhliche Stimmung, dieses Gefühl des „Miteinander“in einer gemütlichen Atmosphäre. An FrauCzyrnik wurde die Bitte herangetragen, eine ähnlicheVeranstaltung noch einmal in der Vorweihnachtszeitstattfinden zu lassen.So eine Stimmung entwickelt sich allmählich undkann nicht von außen beeinflusst werden, wennMenschen mit so unterschiedlichen Neigungen,mit jahrzehntelang gepflegten Gewohnheiten undpersönlichen Ansprüchen in hohem Alter zufälligzus<strong>am</strong>mentreffen.Liselotte Schwarz-EywillHausnachrichten • Ausgabe Dezember bis <strong>Febr</strong>uar <strong>2014</strong> 7


STIFT AM KLAUSBERG<strong>Göttingen</strong>„Aus der Küche“ ...Ich bin 45 Jahre alt und habe zwei Kinder imAlter von 17 und 11 Jahren. Mein Ältester trittin meine Fußstapfen und erlernt ebenfalls denBeruf des Koches im Landtag Mainz.Anfang der 80er absolvierte ich eine klassischeAusbildung zum Koch, dem eine weitereAusbildung zum Bürokaufmann und diätetischgeschulten Koch folgte.In den 90ern absolvierte ich noch berufsbegleitendein Fernstudium an der KIN in Neumüster,mit dem Abschluss Diplom-Sensoriker.In den ersten Jahren meiner berufl ichen Karrierearbeitete ich in verschiedenen Seniorenresidenzenund Kliniken als Küchenleiter, undübernahm letztendlich als Betriebsleiter undController eines großen Caterers die Aufgabe,Küchen, die in eine Schiefl age geraten waren,wieder herauszuholen.Das erforderte enorme Flexibilität, da ichknapp alle 4 Monate eine neue Küche zu betreuenhatte.Um ein geregeltes F<strong>am</strong>ilienleben möglich zumachen, bin ich nun bei Ihnen.Liebe <strong>Stift</strong>sbewohner!Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, ummich kurz bei Ihnen vorzustellen.Mein N<strong>am</strong>e ist Axel Kwoczek, ich wohne inRhumspringe, an einer der größten KarstquellenEuropas.Für tiefergehende Auskünfte oder als Ernährungsberaterstehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung.Mit freundlichen GrüßenIhr Axel KwoczekAls Hobby züchte ich Landschildkröten undversuche, so oft es geht, Zeit mit meinen Kindernzu verbringen.Seit dem 01.11. bin ich hier im Haus als Küchenbetriebsleiterangestellt.8Hausnachrichten • Ausgabe Dezember bis <strong>Febr</strong>uar <strong>2014</strong>


STIFT AM KLAUSBERG<strong>Göttingen</strong>Der Herbst und seine Gesichter ...Der Herbst schreitet voran und zeigt seine Gesichter.Die wie gemalten Sonnenuntergänge und dieFarbpracht der Blätter lassen die Welt in einemrealen Impressionismus erstrahlen. Für mich alslebenslustiger Mensch lässt dieses malerischeWunder der Natur nur eine Frage offen: „Warumerstrahlt die Natur denn von Tag zu Tag kürzer inwärmendem Sonnenlicht?“Die dunkler werdende Jahreszeit bringt viel Schönesmit sich, doch wie jeder weiß, bringt auch dieserAbschnitt des Jahres seine Schattenseiten mit.In dieser Zeit fühlen wir uns oft unausgeglichen,kommen morgens einfach nicht vernünftig ausdem Bett und werden teils den ganzen Tag übernicht richtig wach. Doch fragt man sich dabei oft,ob wirklich Nebel und Nieselregen schuld an unsererTrübsal und der Verdrossenheit sind? Undbei dem Leben in unserem schönen <strong>Stift</strong>, kann esdoch auch nicht sein, dass wir an manchen Tagenso niedergeschlagen sind, nur weil wir mal einenTag nicht an die Luft kommen, oder?Und genau hier fi nden wir die Ursache dieserMisere. In Deutschland, leiden ca. 400 000 Menschenjährlich an einer Winterdepression. Schulddaran ist mangelndes Licht. Wer nicht aus demHaus kommt, oder nicht mal ein entspannendesLichtbad auf dem Balkon genießt, läuft schnellGefahr, dass die Chemie in unserem Körper unsein Schnippchen schlägt. Bei mangelndem Licht,schüttet der Körper vermindert das GlückshormonSerotonin aus, doch weniger Glück im Empfi ndenheißt nicht gleich träge zu werden. Noch dazu lässtder Körper den Melatonin-Spiegel steigen; diesersoll eigentlich unseren Schlaf in der Nacht regelnund somit werden wir träge, abgeschlafft, müdeund unkonzentriert. Ein Prozess, der sich durchden Winter zieht und selbst mit dem strahlendenFrühling schwer zu stoppen ist.Bildmaterial von Prof. FischerNur wie schaffen wir Abhilfe?Auf keinen Fall im Appartement verkriechenLächeln sie die schlechte Laune weg– <strong>am</strong> besten in GesellschaftBewegen sie sich, die frische Herbstluftund die wärmende Herbstsonne wirkenWunderGönnen sie sich etwas! Allein Schokolade,hebt durch Zucker, Kakaobutter undKoffein die StimmungAchten sie auf eine mineralstoffreicheErnährungJohanniskrauttee hilft gegen dieNiedergeschlagenheitDer Herbst bringt ein wunderschönes Naturschauspiel.Nur sollten wir es nicht nur vom Fenster ausbetrachten, sondern selbst im Freien erleben.Ich jedenfalls, würde mich freuen, wenn ich beimBlick in den Hausgarten nicht nur fallende Blättersehe, sondern auch fröhliche Menschen, die dieletzten Strahlen des Herbstes freudig genießen.Dennis NickelAltenpflegeschüler (<strong>am</strong>bulant)Hausnachrichten • Ausgabe Dezember bis <strong>Febr</strong>uar <strong>2014</strong> 9


STIFT AM KLAUSBERG<strong>Göttingen</strong>Der „Knigge“ im <strong>Stift</strong> <strong>am</strong> <strong>Klausberg</strong> ...Schon Wochen vorher hatte diese Veranstaltungfür Diskussionen gesorgt.KNIGGE für Senioren?Mir waren viele Überlegungen durch den Kopf gegangen.Gehörten wir nicht einer Generation an,die so viele äußere Umstände hatte verarbeitenmüssen? Einen entscheidenden Einfl uss übteder Krieg auf uns aus, danach überrollte uns dierasante Entwicklung der Technik, und schließlichmussten wir eine völlige Umgestaltung derherkömmlichen F<strong>am</strong>ilie durch die Selbstverwirklichungder Frau im Beruf hinnehmen. Dennochhaben wir uns bemüht, ein Leben lang die uns vonunseren Eltern beigebrachten Anstandsregeln zubefolgen und versucht, sie in zeitgemäßer Forman unsere Kinder weiterzugeben. Mir wurde klar,dass Regeln nur ein Gerüst darstellen können,gutes Benehmen aber vor allem eine Sache desTaktgefühls ist.Die Referentin zum Thema „Knigge“ war BarbaraRumpf, die mit einer kurzen Lebensbeschreibungdes Adolph Freiherr von Knigge begann, der nachseinem Jurastudium in <strong>Göttingen</strong> 1788 im Altervon 36 Jahren u.a. das zweibändige Buch „Überden Umgang mit Menschen“ verfasste, das er alseinen Aufruf an die Bürger zur Befreiung von derVorherrschaft des Adels auffasste. Nach dem Verlustseines ererbten F<strong>am</strong>ilienbesitzes, Gut Bredenbeckbei Hannover, hat er vergeblich um dessenRückführung gekämpft. Das mag einer der Gründesein, warum er sich gegen seine eigenen Standesgenossenstellte. Sein Werk wurde d<strong>am</strong>als als„Benimmbuch“ missverstanden, und dieses Missverständnishat sich bis heute <strong>am</strong> Leben gehalten.Genervt bin ich manchmal, wenn ich dreimal täglichviele Male in freundlicher Absicht „Guten Appetit“gewünscht bekomme. Das durfte früher nurdie Hausfrau für das von ihr angebotene Essenwünschen. „Gesundheit“ soll man nicht jemandemwünschen, der kräftig niest. Man sollte schweigen.Dann k<strong>am</strong>en Regeln der Begrüßung zur Sprache.Nach wie vor gilt: Alt geht vor jung, weiblich vormännlich. Sollte einem jedoch jemand unwissentlichdie Hand entgegenstrecken, so darf man sieauf keinen Fall missachten. Bei der Vorstellung sowiebei der N<strong>am</strong>ensnennung <strong>am</strong> Telefon ist es üblichgeworden, Vor- und Nachn<strong>am</strong>en zu nennen.Das dürfte für betagte Menschen gewöhnungsbedürftigsein.Wie steht es mit dem „Duzen“ und den Umarmungenbei der Begrüßung? Wir sollten uns unserePolitiker nicht zum Beispiel nehmen. Beides mussnicht ein Zeichen von Freundschaft bedeuten, undwir müssen froh sein, in unserer Sprache einenUnterschied der Anredeform zur Verfügung zu haben.Es ist dem Charme der Referentin zu verdanken,dass der Vortrag sehr unterhalts<strong>am</strong> und anregendwar. Jedenfalls haben wir in kleinen Gruppen darüberdiskutiert, als wir danach im Café bei der Musikder „Göttinger Nostalgiker“ an festlich gedecktenTischen mit einem Glas Sekt zus<strong>am</strong>mensaßen.Wer gut aufgepasst hatte, konnte die Quiz-Fragenleicht beantworten.Eine BewohnerinFrau Rumpf nannte drei Begriffe, die sich aus unseremSprachgebrauch einfach nicht entfernen ließen:„Mahlzeit“ „guten Appetit“ und „Gesundheit!“Mir war „Mahlzeit“ als Begrüßungsform fremd,bevor ich ins <strong>Stift</strong> <strong>am</strong> <strong>Klausberg</strong> k<strong>am</strong>. Nach einemklugen Beitrag in den Hausnachrichten über dieUnsinnigkeit dieses Ausrufs habe ich weiterhin„Guten Tag“ gesagt, als Antwort jedoch meist„Mahlzeit“ erwidert bekommen.16Hausnachrichten • Ausgabe Dezember bis <strong>Febr</strong>uar <strong>2014</strong>


STIFT AM KLAUSBERG<strong>Göttingen</strong>Entdecken ...Frau Eberts ist begeistert von unserem „alten“Herd im Flur vor dem Sekretariat.Sie erzählte nette Geschichten von früherund gab noch einen Liedtext aus dem 19.Jahrhundert dazu. (Text: Eduard Mörike)…und sie hat das Lied vorgesungen!!Das verlassene MägdeleinFrüh, wann die Hähne krähn,eh die Sternlein verschwinden,muss ich <strong>am</strong> Herde stehn,muss Feuer anzünden.Schön ist der Fl<strong>am</strong>men Schein,es springen die Funken;ich schaue so drein,in Leid versunken.Plötzlich, da kommt es mir,treuloser Knabe,dass ich die Nacht von dirgeträumet habe.Träne auf Träne dannstürzet hernieder;so kommt der Tag heran –o ging er wieder!Frau Brendel gab uns dieses Gedicht für dieHausnachrichtenDie drei SpatzenIn einem leeren HaselstrauchDa sitzen drei Spatzen Bauch an Bauch;der Erich rechts und links der Franzund mittendrin der freche Hans.Sie haben die Augen zu, ganz zu,und obendrüber da schneit es, hu!Sie rücken zus<strong>am</strong>men dicht an dicht.So warm wieder Hans hat’s niemand nicht.Sie hör’n alle drei ihrer Herzlein Gepoch -Und wenn sie nicht weg sind, dann sitzen sienoch.(Christian Morgenstern)Eine Bewohnerin entdecktediese Zeilenvon Albrecht GoesSpät im JahrHabt Vorrat ihr genug, ihr meine Augen,für einen Winter lang und weiß und grau?Nehmt noch dies Asternrot, dies weiße Lila,dies späte Gelb, dies herbstlich klare Blau.Und nehmt den Silberglanz der großen Flügedes Habichts und des Eichelhähers wahr,und auch den Birnbaum nehmt, ein goldenerdes Überschwangs vom segenreichenGleichnis Jahr.Und endlich nehmt das Lächeln und die reineStrahlung des schönen Menschengesichts,und all Nacht wird herrlich hell seinvom farbgen Widerschein geliebten Lichts.Hausnachrichten • Ausgabe Dezember bis <strong>Febr</strong>uar <strong>2014</strong> 17


STIFT AM KLAUSBERG<strong>Göttingen</strong>Vorfreude ...Uns Pyr<strong>am</strong>idengeschichtas wihnachtlich VertellgedichtWenn’t Wihnacht ward und is Advent,kümt Freud to uns, wie’t jeder kennt:von denn Adventskranz Kerzenlicht,de Wihnachtslieder, de Geschichtvon Jesus sien Geburtsbericht,von Niklaus, von denn Engelchor,de Wihnachtsmann is ok all dor.Een Krippenbild in’n Finster hängt,man denkt, wat man to Wihnacht schenkt.Doch einmal freute ik mi sihr,as ik in Werngerode wier:vör’t Rathus stünd in disse Tiet´ne grote Wihnachtspyr<strong>am</strong>id,de het woll drei, vier Meter hatund dreihte sich mit Flügelrad.Up vier Etagen wiern to sehnDe Wihnachtsfi gurn ganz wunnerschön:Jesus, Joseph und Marie,de Hirten mit ehr Schap dorbi,up een Etagen de Engelchorund ok de Wihnachtsmann wier dor.De Waisen ut dat MorgenlandUnd wat uns süs noch so bekannt.Dit alles dreit sik ganz formos,dat löt mi gor nich wedder los.Mit einmal wir’t denn ok so wiet,ik bastelte ein lüt Wihnachtspyr<strong>am</strong>id.De hebben wi ok hüt noch giern,mit baben up enn Wiehnachtsstiern.Uns Enkelkinner wiern froh,se süngen manch Wihnachtslied dorto,und wünschten sik een eigen Pyr<strong>am</strong>id.Dat anner Johr dor wiert so wiet:Dor gevt to Wihnacht drei davon:in <strong>Göttingen</strong>, Berlin und Bonn.Wi wünschen all’ uns Frünnfröhlich Wihnachten und `ngoden Rutsch in’t nige Johr <strong>2014</strong>.Wilma und Paul Dräger... erzählt und hinterfragt von Frau SchraderLuisa, meine d<strong>am</strong>als 5-jährige Enkeltochter, hatte in der Weihnachtszeitgehört, das Jesuskind, sei in einem Stall geboren worden. Als wir<strong>am</strong> Klinikum vorbeifuhren, fragte sie mich empört: „Und warum nichtim Klinikum?“ (Sie wußte, dass dort die Kinder zur Welt kommen undauch sie dort das Licht der Welt erblickt hatte). Wie würden Sie, liebeMitbewohner/Innen, auf diese Frage antworten?Kürzlich habe ich einen kleinen Artikel wieder gefunden, den meineSchwägerin mir vor etwa zwei Jahren aus der Celler Zeitung ausgeschnittenhatte. Dort schreibt der Celler Superintendent <strong>am</strong> 24. Dezember:Das Jesuskind im BaumarktKurz vor dem ersten Advent in einem Baumarkt. Gleich <strong>am</strong> Eingangneben Fahrrädern und Bohrmaschinen sehe ich eine Krippe: Maria,Joseph und das Jesuskind. Ein paar Hirten mit ihren Schafen und einStall sind auch dabei. Und natürlich Ochs und Esel. Im Henkelkartonkostet die ganze Krippe 19,95 Euro. Die Luxusausführung mit denHeiligen Drei Königen ist 10 Euro teurer. Bei den Krippen sind dieKönige immer das Teuerste. Das Jesuskind kostet <strong>am</strong> wenigsten.Der Engel über dem Dach hält ein Schild, auf dem nur „Gloria“ steht.Irgendwo in einer armen Weltgegend werden diese Krippen zus<strong>am</strong>mengetackert.Mit dem Wort „Gloria“ sind sie rund um den Globusverkäufl ich.„Gloria in excelsis Deo“ müsste da eigentlich stehen: „Ehre sei Gottin der Höhe und auf Erden Frieden und den Menschen sein Wohlgefallen“.Das singen die Engel bei der Geburt Jesu, um anzuzeigen:Hier werden wir Menschen mit Gott versöhnt und auch miteinander.Während ich beim Baumarkt gerührt vor der Krippe hocke, bleibenauch andere Leute stehen. Eine Frau sieht den Preis, nimmt schweigendeine Krippe vom Stapel und geht zur Kasse.Ein Mann sieht abwechselnd die Krippe und dann mich an. „Gloria“lese ich laut vor. „So hieß doch mal eine Fürstin“, sagt er. „Ja, die istaber nicht in einem Stall geboren“, sage ich „und dann gibt es aucheinen Feuerlöscher, der Gloria heißt.“ Da schaut er auf mich herabund sagt: „Nee, das „Gloria“ hier hat mit Gott zu tun, das ist Fakt!“Er geht zum Auto. Ich fahre nach Hause und schreibe auf, wie mir dasJesuskind im Baumarkt begegnete und mir die kürzeste Weihnachtspredigtzu Herzen ging.Prof.Dr. Röbbelen18Hausnachrichten • Ausgabe Dezember bis <strong>Febr</strong>uar <strong>2014</strong>


Erleben und GenießenVorschau auf den März <strong>2014</strong>„Wiener Klassik “Mit Streichquartetten von Haydn und Mozart und Lesung aus Briefenund anderen Handschriften dieser berühmten Musiker.„Wiener Kaffeehaus-Spezialitäten“Sachertorte„Einspänner“ oder „Haferl Kaffee“runden diesen zauberhaften Nachmittag ab.S<strong>am</strong>stag, 29.3.<strong>2014</strong>Beginn 16.00 Uhrim <strong>Stift</strong> <strong>am</strong> <strong>Klausberg</strong>ImpressumHerausgeber:Aufl age: 600<strong>Stift</strong> <strong>am</strong> <strong>Klausberg</strong>, Habichtsweg 55, 37075 <strong>Göttingen</strong>Telefon (0551) 20 98-0 · Telefax (0551) 20 98-100E-Mail: info@stift<strong>am</strong>klausberg.de · Internet: www.stift<strong>am</strong>klausberg.de

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