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Geologie und Geomorphologie Südtirols 1.1

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<strong>1.1</strong><br />

36<br />

<strong>Geologie</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Geomorphologie</strong> <strong>Südtirols</strong><br />

Volkmar Mair<br />

Geologia e geomorfologia del Sudtirolo<br />

L’Alto Adige consiste di diverse unità geologiche e tipi di rocca formatisi<br />

dal paleozoico ai giorni nostri. Il suo territorio può essere suddiviso in tre<br />

unità tettoniche principali: il Sudalpino, l’Austroalpino e la “Finestra degli<br />

Alti Tauri”.<br />

Il basamento metamorfico sudalpino è formato prevalentemente da fil-<br />

ladi quarzifere pre-paleozoiche. All’incirca 290 millioni di anni fa ebbe ini-<br />

zio un’estesa attività magmatica durante la quale una parte del materiale<br />

fuso si solidificò nella crosta terrestre a profondità di circa 10 km formando<br />

diversi corpi granitici (ad es. il granito di Bressanone), mentre la parte ri-<br />

manente raggiunse la superficie coprendo vaste aree con colate laviche e<br />

rocce piroclastiche e dando origine ai “porfidi quarziferi di Bolzano” che ora<br />

vengono raggruppati nel cosiddetto “Gruppo Vulcanico Atesino”. Le rocce<br />

sedimentarie che formano il magnifico paesaggio delle Dolomiti iniziarono<br />

invece a depositarsi all’inizio del Mesozoico.<br />

Il basamento austroalpino appartiene alla placca africana ed è costituito<br />

da varie unità tettoniche, dette falde, che si distinguono in base alla loro<br />

storia metamorfica differente. Le coperture sedimentarie mesozoiche delle<br />

falde estese invece affiorano solo in aree ristrette.<br />

La “Finestra degli Alti Tauri” rappresenta una porzione della crosta euro-<br />

pea che in quest’area della catena alpina affiora in superficie in mezzo alle<br />

falde austroalpine.Quest’unità è costituita dal basamento metamorfico ed il<br />

cosiddetto gneiss centrale,coperti da rocce scistose provenienti dal margine<br />

continentale e dal fondo dell’antico oceano pennidico.<br />

Circa 32 millioni di anni fa, dopo la collisione della placca africana con<br />

quella europea, materiali fusi tonalitici penetrarono nella crosta solidifican-<br />

dosi e dando così origine ad es.ai plutoni delle Vedrette di Ries e del Rensen.<br />

Il modellamento del paesaggio più recente si è verificato nel corso delle<br />

ere glaciali, con l’ultimo picco massimo di glaciazione appena 20.000 anni<br />

fa. Ma ancora oggi il paesaggio è in costante mutamento per effetto del sol-<br />

levamento e dell’erosione continua della catena alpina.<br />

südtirolbuch.indb 36 11/04/10 09:17


Eine Landschaft der Kontraste<br />

Südtirol umfasst ein landschaftlich <strong>und</strong> geologisch ein-<br />

maliges Gebiet von gerade einmal 7400 km 2 .Dabei ergeben<br />

sich Höhenunterschiede von über 3000 mauf wenigen km<br />

Horizontaldistanz. Dies erlaubt einen einzigartigen dreidi-<br />

mensionalen Einblick in den geologischen Aufbau des Ge-<br />

birges.Zudem liegt dieses Areal direkt in der „Knautschzone“<br />

zwischen zwei Kontinentalplatten, der europäischen <strong>und</strong> der<br />

afrikanischen (adriatischen). Nirgendwo sonst auf der Erde<br />

finden sich soviele Gesteine mit unterschiedlicher Zusam-<br />

mensetzung <strong>und</strong> Entstehung so eng nebeneinander. Kont-<br />

raste prägen das Landschaftsbild. Tief eingeschnittene,weite<br />

Täler trennen uralte Kristallinstöcke wie das Ortler- vom Ötz-<br />

tal-Stubaikristallin, die steilen Berge der Texelgruppe vonden<br />

Plateaus der Bozner Porphyre, die dunklen Gipfel des Anthol-<br />

zer Kristallins von den hellen Graten der Dolomiten. Weite<br />

grüne Hochflächen der Seiser Alm erstrecken sich zwischen<br />

den schroffen weißen Überresten uralter Korallenriffe.<br />

Die imposante Landschaft verleitet uns zu glauben, so<br />

ist diese Welt seit Jahrtausenden – wenn nicht gar noch<br />

länger – <strong>und</strong> so müsste sie bleiben. Doch dem ist nicht so.<br />

Die heutige Landschaft ist nur eine Momentaufnahme in<br />

einem Millionen Jahre alten Wechselspiel von Entstehung,<br />

Umwandlung <strong>und</strong> Abtragung der Erdoberfläche <strong>und</strong> der Ge-<br />

steine, die sie aufbauen. Sie ist gezeichnet von Kräften des<br />

Erdinneren, welche Gebirge auftürmen, Gesteine umwan-<br />

deln, neue Gesteine bilden <strong>und</strong> äußeren Kräften, die an den<br />

Gebirgen nagen, Gesteine in kleinste Fragmente zerlegen, an<br />

weit entfernte Orte transportieren <strong>und</strong> dort ablagern.<br />

Der geologische Aufbau <strong>Südtirols</strong> ist recht kompliziert<br />

<strong>und</strong> keineswegs in allen Details geklärt. Gesteine mit unter-<br />

schiedlicher Entstehung, Alter <strong>und</strong> Geschichte finden sich<br />

heute neben- <strong>und</strong> übereinander. Gesteine, entstanden aus<br />

Schmelzen, die mit Vulkanausbrüchen an die Erdoberfläche<br />

gelangten, finden sich neben solchen, die in etwa 12 km Tiefe<br />

stecken blieben <strong>und</strong> dort erstarrten. Gesteine,die vor 200 Mio.<br />

Jahren in einem tropischen Meer abgelagert wurden, liegen<br />

über solchen, die bereits vor über 500 Mio. Jahren an einem<br />

Ozeanboden abgelagert <strong>und</strong> später während verschiedener<br />

Gebirgsbildungsphasen umgewandelt wurden.<br />

Eine geologische Schlüsselstelle der Alpen<br />

Ein Blick auf die geologische Karte <strong>Südtirols</strong> (siehe<br />

Abb. 1) gibt Aufschluss über die großen geologischen Ein-<br />

heiten <strong>und</strong> Gesteinsformationen, die das Land aufbauen.<br />

Das Land ist geologisch dreigeteilt durch große tektonische<br />

Störungszonen, die das Südalpin vom Ostalpin <strong>und</strong> dieses<br />

wiederum von den Gesteinen des Tauernfensters trennen.<br />

Im Bereich von Sterzing nähern sich alle drei Einheiten auf<br />

wenige Kilometer.<br />

Die markanteste Störungszone der Alpen verläuft vom<br />

Tonalepass kommend in nordöstliche Richtung über Meran<br />

Landschaft zwischen Genese <strong>und</strong> Gefährdung<br />

<strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> <strong>Geomorphologie</strong> <strong>Südtirols</strong> | Volkmar Mair<br />

bis nach Mauls (südöstlich von Sterzing) <strong>und</strong> dann in östli-<br />

che Richtung weiter durch das Pustertal. Diese von den Geo-<br />

logen als periadriatisches Lineament, in ihrem westlichen<br />

Teil auch als Judikarien-Linie bezeichnete Naht, trennt das<br />

Ostalpin von den Gesteinen des Südalpins. Nicht weniger<br />

spektakulär, aber über weite Strecken einfach schlechter<br />

zugänglich, ist die tektonische Grenze, welche das Tauern-<br />

fenster vom Ostalpin trennt. Die westliche Begrenzung wird<br />

„Brenner Abschiebung“ genannt <strong>und</strong> verläuft etwa parallel<br />

zum Wipptal von Innsbruck bis Freienfeld, wenig südlich<br />

von Sterzing. Von Freienfeld verläuft die Südgrenze des Tau-<br />

ernfensters ostwärts bis zum Klammljoch im hinteren Rain-<br />

tal. Dabei quert die Linie das Vallertal an der Fane Alm, das<br />

Pf<strong>und</strong>erertal bei Pf<strong>und</strong>ers, das Lappachtal südlich von Un-<br />

terlappach <strong>und</strong> das Ahrntal bei Luttach.<br />

Das Südalpin<br />

Das Südalpin umfasst jenen Teil der Adriatischen Plat-<br />

te, welcher während der Kollision mit der europäischen<br />

Platte <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Alpenfaltung immer zu-<br />

oberst lag. Die Gesteine wurden dabei zwar verfaltet <strong>und</strong><br />

teilweise übereinander geschoben, aber nicht in die Tiefe<br />

versenkt <strong>und</strong> umgewandelt (metamorph). Sie zeigen daher<br />

ihren primären <strong>und</strong> zumeist gut erhaltenen Bestand an Mi-<br />

neralien, Fossilien <strong>und</strong> Strukturen. Das Südalpin besteht<br />

zum größten Teil aus Sedimentgesteinen, die das südalpi-<br />

ne Gr<strong>und</strong>gebirge <strong>und</strong>, wo vorhanden, den Bozner Quarzpor-<br />

phyr überlagern.<br />

Das Gr<strong>und</strong>gebirge<br />

Das südalpine Gr<strong>und</strong>gebirge besteht zum Großteil aus<br />

dem Brixner Quarzphyllit, einem über 500 Mio. Jahre alten<br />

Gestein, entstanden durch die Umwandlung (Metamorpho-<br />

se) von sandig-tonigen Sedimenten eines Meeresbeckens.<br />

Eingelagert in diese Gesteine finden sich geringmächtige<br />

Paragneise, Quarzite, Grünschiefer, Orthogneise (umgewan-<br />

delte granitische Tiefengesteine) <strong>und</strong> Metagabbros (umge-<br />

wandelte basaltische Tiefengesteine). Die Metamorphose<br />

wirdder variskischen Gebirgsbildung mit einem Höhepunkt<br />

vor etwa 330 bis 350 Mio. Jahren zugeschrieben. Das varis-<br />

kische Gebirge erstreckte sich über weite Teile Europas;<br />

dessen Gesteine sind heute noch von Spanien über Frank-<br />

reich <strong>und</strong> die Alpen bis nach Böhmen aufgeschlossen. Im<br />

südalpinen Gr<strong>und</strong>gebirge östlich der Judikarien- Linie lässt<br />

sich eine Zonierung der Metamorphosetemperaturen nach-<br />

weisen: Von etwa 350° CimOsten <strong>und</strong> Südosten (Sexten,<br />

Agordo) steigen die Temperaturen an bis auf etwa 530° C<br />

im Nordwesten, im Bereich des Eisack- <strong>und</strong> Sarntales (Gufi-<br />

daun, Brixen, Aberstückl) (Ring &Richter 1994; Rofner et al.<br />

2007; Wyhlidal 2008). 37<br />

südtirolbuch.indb 37 11/04/10 09:17<br />

<strong>1.1</strong>


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0 50 Km<br />

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Bormio<br />

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Landeck<br />

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Reschen-Resia<br />

Weisskugel-Palla bianca<br />

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Ortler-Ortles<br />

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Adamello<br />

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Rabbi<br />

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Tione<br />

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Quartäre Ablagerung -Depositi quaternari<br />

Tertiäre Plutone -Plutoni terziari<br />

PENNINIKUM -PENNINICO<br />

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Schlanders-Silandro<br />

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H Malè<br />

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Zuckerhütl<br />

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Meran-Merano<br />

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TRENTO<br />

Zona di Arosa (flysch cretacico-eocenici) -Arosa-Zone (Flysch Kreide-Eozän)<br />

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INNSBRUCK<br />

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BOZEN-BOLZANO<br />

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Eppan-Appiano<br />

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Tasna-Decke (Trias-Eozän inkl. Kristallin) -Falda di Tasna (dep. triassico-eocenici con basamento crist.)<br />

Bünderschiefer mit Ophiolithen -Calcescisti con ofioliti<br />

Matreier Schuppenzone -Zona ascaglie diMatrei<br />

Altes Dach <strong>und</strong> Untere Schieferhülle -Basamento cristallino erelative coperture<br />

Zentralgneis -Gneiss Centrale<br />

OSTALPIN -AUSTROALPINO<br />

Permomesozoische Sedimentabfolge -Sedimenti permo-mesozici<br />

Permische Plutone -Plutoni permiani<br />

Paläozoische Abfolge (Grauwackenzone) -Successione paleozoica<br />

Innsbrucker Quarzphyllit -Fillade quarzifera diInnsbruck<br />

Schneebergerzug -Complesso di Monteneve<br />

Niedriggradig metamorphes Gr<strong>und</strong>gebirge -Basamento metamorfico di basso grado<br />

Mittel- <strong>und</strong> hochgradig metamorphes Gr<strong>und</strong>gebirge -Basamento metamorfico di medio ed alto grado<br />

Abb. 1: Südtirol: die geologische Übersichtskarte.<br />

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Brenner-Brennero<br />

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Cavalese<br />

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Brixen-Bressanone<br />

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Borgo Valsugana<br />

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M. Marmolada<br />

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SÜDALPIN -SUDALPINO<br />

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Toblach-Dobbiaco<br />

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Cortina d'Ampezzo<br />

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BELLUNO<br />

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Großvenediger<br />

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Kretazische <strong>und</strong> paleogene Sedimentabfolge -Sedimenti cretacico-paleogenici<br />

Permo-jurassische Sedimentabfolge -Sedimenti permo-giurassici<br />

Triassische Vulkanite -Vulcaniti triassiche<br />

Triassische Plutone -Plutoni triassici<br />

Permische Vulkanite -Vulcaniti permiane<br />

Permische Plutone -Plutoni permiani<br />

Paläozoische Abfolge (Karnische Alpen) -Successione paleozoica (Alpi Carniche)<br />

Niedriggradig metamorphes Gr<strong>und</strong>gebirge -Basamento metamorfico di basso grado<br />

Periadriatisches Lineament -Lineamento Periadriatico<br />

Störungen -Linee tettoniche<br />

Überschiebungen von Großeinheiten -Sovrascorrimenti tra unità principali -<br />

Überschiebungen von Teileinheiten -Sovrascorrimenti secondari<br />

südtirolbuch.indb 38 11/04/10 09:17<br />

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Der permische Magmatismus:<br />

Granite <strong>und</strong> Porphyre<br />

In das südalpine Gr<strong>und</strong>gebirge sind vor 295 bis 275 Mio.<br />

Jahren Schmelzen mit granitischer bis granodioritischer Zu-<br />

sammensetzung eingedrungen <strong>und</strong> dort langsam auskris-<br />

tallisiert (Wyhlidal 2008; Thöny 2008). In etwa 10 km Tiefe<br />

bildeten sich die ausgedehnten Intrusivkörper des Brixner-,<br />

Ifinger-, Kreuzberg- <strong>und</strong> des Cima d’Asta-Granits. Dabei<br />

haben sie die umgebenden Gesteine mehr oder weniger<br />

intensiv kontaktmetamorph überprägt <strong>und</strong> zu Hornfelsen<br />

umgewandelt. Diese Granitintrusionen bilden einen weiten,<br />

offenen Ring um den „Bozner Quarzporphyr“ (Marocchi et al.<br />

2008). Im Bereich von Lüsen <strong>und</strong> Klausen finden sich kleine-<br />

re Intrusivkörper gleichen Alters,jedoch mit gabbroider bzw.<br />

dioritischer Zusammensetzung. Die sogenannten „Klauseni-<br />

te“ sind feinkörnige Diorite, die sich vom Eingang des Vill-<br />

nösstales über Klausen (Hügel von Säben) bis zur Villanderer<br />

Alm erstrecken.<br />

Das variskische Gebirge war bereits großteils abgetragen,<br />

als kurz nach dem Eindringen der ersten Schmelzen in die<br />

Erdkruste vor ca. 290 Mio. Jahren vulkanische Tätigkeit an<br />

der Erdoberfläche einsetzte (Marocchi et al. 2008; Visonà et<br />

al. 2007).<br />

Riesige Spalteneruptionen lieferten mächtige Lavaströ-<br />

me <strong>und</strong> zunehmend auch explosive Förderprodukte, die<br />

entweder auf den Quarzphylliten oder auf dem Abtragungs-<br />

schutt des variskischen Gebirges, dem sogenannten Waid-<br />

brucker Konglomerat abgelagert wurden. Je nach Tempera-<br />

tur <strong>und</strong> Gasgehalt der Schmelzen entstanden pyroklastische<br />

Brekzien mit Blöckenbis zu einem Meter Durchmesser sowie<br />

Lapilli- <strong>und</strong> Aschentuffe,die zumeist so heiß waren, dass sie<br />

zu Ignimbriten verschweißten. Mit zunehmender Magmen-<br />

förderung senkte sich das Vulkangebiet treppenförmig ein,<br />

wobei die nachfolgenden Förderprodukte diese Einsenkun-<br />

gen <strong>und</strong> Abtreppungen zumeist wieder plombierten: Es bil-<br />

dete sich eine Caldera (siehe Abb. 2).<br />

Die ovale CalderawirdimNordwesten vonder Judikarien-<br />

Linie,imSüden von der Valsugana- Linie begrenzt. Im Osten<br />

<strong>und</strong> Westen ist der Calderarand unter den auflagernden Se-<br />

dimenten verborgen. Etwa 2000 km² der bis zu 4kmmächti-<br />

gen <strong>und</strong> landläufig als „Bozner Quarzporphyr“ bezeichneten<br />

rötlichen Vulkangesteine sind aufgeschlossen. Sie werden<br />

heute zur sogenannten „Etschtaler Vulkanitgruppe“ zusam-<br />

mengefasst (Avanzini et al. 2007; Bargossi et al. 1999).<br />

Die Magmenförderung erfolgte nicht kontinuierlich son-<br />

dern in mehreren Schüben (Marocchi et al. 2008). Zwei mar-<br />

kante Caldereneinbrüche konnten nachgewiesen werden.<br />

Der erste große Einbruch erfolgte vor etwa 276 Mio.<br />

Jahren. Er lässt sich imEtschtal bei Terlan <strong>und</strong> Nals gut er-<br />

kennen, denn hier blieben Schmelzen in der Störungszone<br />

stecken <strong>und</strong> kristallisierten langsam aus. Esbildete sich der<br />

sogenannte Terlaner Subvulkanit. Zugleich kam es zu einem<br />

chemischen Sprung in der Magmenentwicklung. Während<br />

bis dahin vornehmlich Dazite <strong>und</strong> Rhyodazite gefördert wur-<br />

den, waren esabdiesem Zeitpunkt überwiegend Rhyolithe.<br />

Es folgte eine vulkanische Ruhephase vonetwa2Mio.Jahren:<br />

Die vulkanischen Gesteine verwitterten, wurden abgetragen<br />

Landschaft zwischen Genese <strong>und</strong> Gefährdung<br />

<strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> <strong>Geomorphologie</strong> <strong>Südtirols</strong> | Volkmar Mair<br />

<strong>und</strong> in Senken <strong>und</strong> Gräben abgelagert. In diesen fluvialen<br />

<strong>und</strong> lakustrinen Sedimenten der sogenannten Tregiovo- For-<br />

mation wurden Pflanzenreste insbesondere inkohlte Hölzer,<br />

Pollen aber auch Tetrapodenfährten gef<strong>und</strong>en. Der zweite<br />

markante Einbrucherfolgte vor274 Mio.Jahren. Er bildet den<br />

steilen Nordrand des Bozner Talkessels. Die typischen Intra-<br />

caldera-Ignimbrite mit den plattigen <strong>und</strong> säuligen Struktu-<br />

ren füllen das Einbruchsbecken zur Gänze aus.Etwa 800 Me-<br />

ter beträgt die Mächtigkeit der sogenannten Auer Formation,<br />

die im Etschtal, aber insbesondere imCembra Tal, abgebaut<br />

wird zur Herstellung von Platten <strong>und</strong> Würfeln. Der oberste<br />

Teil dieser Ignimbrite wurde weit über den Calderarand hi-<br />

nausgeschleudert <strong>und</strong> deckt die älteren Vulkanite <strong>und</strong> ver-<br />

schiedenen Sedimente der vorangegangenen Ruhephase ab.<br />

So abrupt wie der Vulkanismus eingesetzt hatte, so en-<br />

dete er nach etwa 15 Mio. Jahren wieder. Die vulkanischen<br />

Gesteine verwitterten, wurden abgetragen <strong>und</strong> von Bächen<br />

<strong>und</strong> Flüssen an anderer Stelle wieder in Form von Sand- <strong>und</strong><br />

Tonsteinen der Gröden-Formation sedimentiert. Nun be-<br />

gann die Ablagerung jener komplexen Schichtfolge, welche<br />

die Dolomiten aufbaut.<br />

Die Sedimentabfolge der Dolomiten<br />

Die Sedimentgesteine, welche die Dolomiten aufbauen,<br />

wurden in einem Zeitraum von etwa 235 Mio. Jahren gebil-<br />

det (siehe Abb. 3). Die bunten Farben <strong>und</strong> unterschiedlichen<br />

Strukturen der Gesteine sind Ausdruck der wechselvollen<br />

Ablagerungsgeschichte, welche mit dem Grödner Sandstein<br />

vor ca. 270 Mio. Jahren begann <strong>und</strong> mit dem Parei Konglo-<br />

merat vor ca. 35 Mio. Jahren ihren Abschluss fand (Bosellini<br />

1998).<br />

Die intensiv roten Porphyre <strong>und</strong> die Sandsteine der Grö-<br />

den Formation entstanden am Festland in einem wüsten-<br />

haften Klima. Dies legt den Schluss nahe, dass die Geburts-<br />

stätte der Dolomiten in Breitengraden unweit des Äquators<br />

gelegen haben muss. Dafür sprechen auch paläomagneti-<br />

sche Untersuchungen <strong>und</strong> paläogeografische Rekonstruk-<br />

tionen (Bosellini 1998; Keim 2008; Muttoni et al. 2003). Im<br />

oberen Teil der Gröden Formation finden sich erste Hinweise<br />

auf marine Bildungsbedingungen: Langsam taucht die Erd-<br />

oberfläche ab, von Osten her dringt das Thethysmeer vor<br />

<strong>und</strong> überflutet weite Bereiche.<br />

In der Folge wurden in flachen Becken <strong>und</strong> Gezeiten-<br />

ebenen mächtige dunkle tonige Mergel <strong>und</strong> Kalke der Bel-<br />

lerophon Formation <strong>und</strong> die bunten Sedimente der Werfen<br />

Formation abgelagert. Die Sedimente sind gekennzeichnet<br />

durch das massenhafte Auftreten weniger aber charakteris-<br />

tischer Schnecken- <strong>und</strong> Muschelarten (Bellerophon-Schne-<br />

cke; Muscheln der Gattung Claraia).<br />

Vor etwa 245 Mio. Jahren (Mittel-Oberanis) setzten wie-<br />

derum tektonische Bewegungen ein. Sie führten dazu, dass<br />

der Bereich der westlichen Dolomiten aus dem Meer geho-<br />

ben wurde, verlandete <strong>und</strong> teilweise wieder abgetragen wur-<br />

de (Richthofen Konglomerat, Peres Formation), während der<br />

Bereich östlich des Gadertales stärker absank <strong>und</strong> somit die<br />

Sedimentation kontinuierlich fortgesetzt wurde. 39<br />

südtirolbuch.indb 39 11/04/10 09:17<br />

<strong>1.1</strong>


40<br />

Abb. 2: Schematischer Schnitt durch den Nordrand der Caldera von Bozen (aus Marocchi et al. 2008).<br />

südtirolbuch.indb 40 11/04/10 09:19


Durch erneut einsetzende tektonische Bewegungen<br />

wurde das Gebiet der Dolomiten wiederum geflutet. In<br />

diesem tropischen Meer bildeten sich flache Meeresbuch-<br />

ten <strong>und</strong> tiefe Meeresarme (Buchenstein-, Wengen- <strong>und</strong> St.<br />

Cassian Formation) zwischen schroffen Korallenriffen (Sel-<br />

la, Schlern, Marmolada) heraus. Im oberen Ladin vor etwa<br />

238 Mio. Jahren wurden neuerlich Sedimente vom Festland<br />

eingeschwemmt, die Vulkaninseln von Predazzo <strong>und</strong> Mon-<br />

zoni aufgebaut <strong>und</strong> wieder abgetragen; Lavaergüsse füllten<br />

tiefe Meeresbecken (Padonkamm, Durontal, Puflatsch) auf<br />

<strong>und</strong> bedeckten an einigen Stellen sogar die Riffe (Schlern,<br />

Mendelkamm). Nach diesem geologisch kurzen „vulkani-<br />

schen Intermezzo“ setzten die Riffe ihr Wachstum fort bis in<br />

das Unterkarn (vor ca. 225 Mio. Jahren).<br />

Darüber folgen klastische Sedimente aus Sand-, Silt-<br />

<strong>und</strong> Tonsteinen sowie Konglomeraten, gut geschichteten<br />

Mergeln <strong>und</strong> mergeligen Dolomiten der Raibl Gruppe, wel-<br />

che nicht nur einen deutlichen Eintrag von terrestrischem<br />

Material, sondern eine Zäsur in der Entwicklung des The-<br />

thysmeeres markieren.<br />

Die darauf folgenden Ablagerungen von ausgedehnten<br />

Flachmeerbereichen <strong>und</strong> Gezeitenflächen eines tropischen<br />

Meeres bilden heute weit über 1000 Meter mächtige, gut ge-<br />

schichtete Gesteinsfolgen des Haupt- <strong>und</strong> Dachsteindolo-<br />

mits sowie der Graukalke. Darüber folgen wiederum bunte<br />

Mergel <strong>und</strong> Kalke der Kreidezeit, die in Tiefwasserbereichen<br />

abgelagert wurden <strong>und</strong> voller charakteristischer Fossilien<br />

(Ammoniten) sind (Ammonitico Rosso, Puez Mergel, Antruil-<br />

les Formation).<br />

Das heutige Bild der Dolomiten<br />

Für das heutige Bild der Dolomiten sind verschiede-<br />

ne Faktoren wesentlich: Zunächst spielt die kleinräumige<br />

Gliederung der Sedimentbereiche eine große Rolle. Durch<br />

tektonische Prozesse <strong>und</strong> damit auch unterschiedliche Mee-<br />

restiefen in geringer Horizontaldistanz werden ganz unter-<br />

schiedliche Sedimente abgelagert. So z. B. werden die Koral-<br />

lenriffe von schmalen tiefen Meeresarmen getrennt.<br />

Die kompakten <strong>und</strong> massigen Dolomite der Riffe sind<br />

um ein vielfaches verwitterungsresistenter als die mit wei-<br />

chen, leicht verwitterbarem Schutt von vulkanischen Gestei-<br />

nen (Pillowbrekzien) verfüllen Meeresarme. Die Flüsse <strong>und</strong><br />

Bäche der vergangenen Jahrmillionen <strong>und</strong> die Gletscher der<br />

Eiszeiten haben die leichter verwitterbaren Schichten ent-<br />

fernt <strong>und</strong> die kompakteren Partien herausmodelliert. Dem-<br />

entsprechend ragen die Riffe des Schlern, der Marmolada,<br />

der Sella heute als Bergspitzen über die Almböden der Seiser<br />

Alm <strong>und</strong> die Talbereiche des Fassa- <strong>und</strong> Gadertales hinaus<br />

(siehe Abb. 4).<br />

Nicht zu vernachlässigen ist der schräge bzw. ungleiche<br />

Zuschnitt der Erosion. So sind im Westen der Dolomiten, z. B.<br />

am Schlern, nurwenige Reste vonHauptdolomit erhalten. Die<br />

Mächtigkeit beträgt hier gerade einmal 20 m. Im Bereich der<br />

Drei Zinnen hat der Hauptdolomit eine Mächtigkeit von etwa<br />

900 m. Die gegliederte Geometrie des Meeresbeckens <strong>und</strong> die<br />

differenzielle Hebung <strong>und</strong> Verwitterung führen dazu, dass<br />

Landschaft zwischen Genese <strong>und</strong> Gefährdung<br />

<strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> <strong>Geomorphologie</strong> <strong>Südtirols</strong> | Volkmar Mair<br />

heute unterschiedliche Stockwerkeauf nahezu gleicher Höhe<br />

nebeneinander aufgeschlossen sind.<br />

Ein weiterer Faktor ist der Schutz der heute aufgeschlos-<br />

senen Schichtbereiche durch mächtige überlagernde Sedi-<br />

mentdecken, die erst in der jüngsten Phase der alpidischen<br />

Gebirgsbildung abgetragen wurden. Ein Beleg dafür ist das<br />

Parei Konglomerat, welches erst im unteren Miozän, also vor<br />

etwa 20 Mio. Jahren, in einem Strandbereich abgelagert wur-<br />

de. Daher ist anzunehmen, dass zu jener Zeit die heute im<br />

Bereich des Monte Parei aufgeschlossenen Sedimentabfol-<br />

gen noch unter Wasser waren <strong>und</strong> erst danach zum Gebirge<br />

emporgehoben wurden. Die stärkste orogenetische Hebung<br />

<strong>und</strong> damit auch die stärkste Erosion erfuhren die Dolomi-<br />

ten im Zeitraum zwischen 13 <strong>und</strong> 7 Mio. Jahren (Zattin et al.<br />

2003; Stefani et al. 2007).<br />

Das Ostalpin<br />

Das Ostalpin umfasst jene Teile der adriatischen Platte,<br />

die während der Kollision mit der europäischen Platte in die<br />

Tiefe verfrachtet <strong>und</strong> umgewandelt –metamorph –wurden.<br />

Die ostalpinen Einheiten bestehen aus unterschiedlichen Um-<br />

wandlungsgesteinen. Den weitaus größten Anteil daran haben<br />

Glimmerschiefer <strong>und</strong> Paragneise, also umgewandelte sandig<br />

tonige Sedimente. Untergeordnet finden sich Quarzphyllite,<br />

Amphibolite, Orthogneise <strong>und</strong> Marmore. Einige Kristallinein-<br />

heiten tragen noch die Reste nicht oder kaum metamorpher<br />

Sedimentdecken, die eine ähnliche Entwicklung wie die Dolo-<br />

miten aufweisen. Genannt seien der Drauzug, die Maulser Tri-<br />

as,das Brennermesozoikum <strong>und</strong> die Engadiner Dolomiten.<br />

„Altkristallin“ werden jene über 500 Mio. Jahre alten Ge-<br />

steine genannt, die nicht erst durch die alpidische Gebirgs-<br />

bildung umgewandelt worden sind, sondern bereits einige<br />

h<strong>und</strong>ert Millionen Jahre vorher, während der kaledonischen<br />

<strong>und</strong> vor allem der variskischen Metamorphose (ca. 330–350<br />

Mio. Jahre). Diese Metamorphose war in manchen Gesteins-<br />

einheiten so durchgreifend, dass viele Mineralgesellschaften,<br />

Gefüge <strong>und</strong> Strukturen bis heute überdauert haben.<br />

Die alpidische Gebirgsbildung<br />

Die Gebirgsbildung der Alpen begann vor r<strong>und</strong> 100 Mio.<br />

Jahren <strong>und</strong> dauert bis heute an. Sie ist die Folge der Kolli-<br />

sion der Kontinente Afrika <strong>und</strong> Europa. Dadurch wurden<br />

verschiedenste Gesteinseinheiten, sogenannte Decken, ge-<br />

geneinander verschoben, ineinander gequetscht, in die Tiefe<br />

versenkt, herausgehoben oder gar h<strong>und</strong>erte Kilometer weit<br />

über andere Gesteine geschoben <strong>und</strong> übereinander gesta-<br />

pelt (siehe Abb. 5).<br />

Die Grenzen zwischen den einzelnen Decken sind häufig<br />

nicht als scharf abgrenzbare tektonische Störungslinien er-<br />

kennbar. Solche scharfen Grenzen entstehen nur durch die<br />

Deformation der Gesteine im spröden (kalten) Zustand nahe<br />

der Erdoberfläche. Oft erfolgten die Deckenverschiebungen<br />

in größerer Tiefe, im warmen, plastischen Zustand der Ge- 41<br />

südtirolbuch.indb 41 11/04/10 09:19<br />

<strong>1.1</strong>


42<br />

FA Antruilles-Formation<br />

MP Puez-Mergel<br />

AR Ammonitico Rosso<br />

Cg Graue Kalke<br />

CD Dachsteinkalk<br />

DP Hauptdolomit<br />

R Raibl-Formation<br />

DD Dürrenstein-Dolomit<br />

DC Cassianer Dolomit<br />

SC Cassianer Formation<br />

lv Wengener Schichten<br />

(Turbiditische Sandsteine aus<br />

vulkanischem Erosionsmaterial)<br />

CM Marmolata-Konglomerat<br />

i Hyaloklastite<br />

p Pillow-Laven<br />

Ce Caotico eterogeneo<br />

f Gänge<br />

Abb. 3: Stratigrafische Abfolge der Dolomiten (aus Bosellini 1998).<br />

DS Schlern-Dolomit<br />

(<strong>und</strong> begleitende Fazies: Marmolata-<br />

Kalk, Latemar-Kalk, Rosetta-Dolomit)<br />

Z Zoppé-Sandstein<br />

li Buchstein-Formation<br />

C Contrin-Formation<br />

CR Richthofen-Konglomerat<br />

gb Formationen der Prags-Gruppe<br />

W Werfen-Formation<br />

bc Bellerophon-Formation<br />

(Schwarze Kalke)<br />

be Bellerophon-Formation<br />

(Evaporite)<br />

AVg Grödner Sandstein<br />

P Porphyr<br />

Cb Basiskonglomerat<br />

bm metamorpher Untergr<strong>und</strong><br />

g Granit<br />

südtirolbuch.indb 42 11/04/10 09:19


steine, sodass diese während der Deformation umkristal-<br />

lisierten. Diese sogenannten mylonitischen Scherbahnen<br />

bilden manchmal bis zu mehrere km breite Zonen, die eine<br />

scharfe Abgrenzung der Gesteinseinheiten erschweren.<br />

Die Mineralgesellschaften <strong>und</strong> Strukturen der meisten<br />

Kristallineinheiten wurden durch mehrere Gebirgsbildungen<br />

bzw. Metamorphosen gebildet. Bis dato konnten die kaledo-<br />

nische (430–470 Mio. Jahre), die variskische (ca. 320–360 Mio.<br />

Jahre) <strong>und</strong> die alpidische Metamorphose (100–30 Mio. Jah-<br />

re) nachgewiesen werden. Jede dieser Metamorphosen kann<br />

weiter in mehrere Phasen gegliedert werden: So wird z. B.<br />

die alpidische Gebirgsbildung in die eoalpine (80–100 Mio.<br />

Jahre), die mesoalpine (50–60 Mio. Jahre) <strong>und</strong> die neoalpine<br />

(30–40 Mio.Jahre) Phase unterteilt. Vor ca. 80–90 Mio.Jahren,<br />

während der eoalpidischen Phase der Gebirgsbildung, er-<br />

reichte die Aufheizung <strong>und</strong> Deformation der Gesteine einen<br />

ersten Höhepunkt, welcher in fast allen Decken festgestellt<br />

werden kann. Der Mineralbestand <strong>und</strong> die Gefüge (Schiefe-<br />

rung, Faltung) der meisten altkristallinen Gesteine lassen<br />

sich auf die Wirkung der variskischen <strong>und</strong> der alpidischen<br />

Gebirgsbildung zurückführen.<br />

Die umfangreichen Kartierungen <strong>und</strong> Untersuchungen<br />

der letzten 10 Jahre im Rahmen des Projekts CARG des geo-<br />

logischen Dienstes haben gezeigt, dass sich die einzelnen<br />

Decken oder Kristallineinheiten aufgr<strong>und</strong> ihrer unterschied-<br />

lichen Metamorphosegeschichte deutlich unterscheiden.<br />

Zwar sind diese Unterschiede nur selten im Gelände oder<br />

direkt am Gestein erkennbar, doch die Datierung der ver-<br />

schiedenen charakteristischen Mineralgesellschaften <strong>und</strong><br />

Strukturen gibt eindeutige Hinweise auf die Deformations-<br />

<strong>und</strong> Metamorphosegeschichte der Gesteine.<br />

Das Ostalpin westlich des Tauernfensters lässt sich in<br />

folgende Großeinheiten gliedern: Tonale-, Ortler-Campo-,<br />

Ötztal-Stubai- <strong>und</strong> Texel-Ratschings-Kristallin. Der Schnee-<br />

bergerzug <strong>und</strong> der Bereich zwischen der Passeierlinie im<br />

Westen, dem Tauernfenster im Osten <strong>und</strong> zwischen der Jau-<br />

fenlinie im Norden <strong>und</strong> dem Periadriatischen Lineament<br />

im Süden können als große Schuppen- bzw. mylonitische<br />

Scherzonen angesehen werden. Das Ostalpin im Süden des<br />

Tauernfensters wird in das Durrek- <strong>und</strong> das Defreggen-Ant-<br />

holz-Kristallin unterteilt.<br />

Das Tauernfenster<br />

Im nordöstlichen Teil von Südtirol treten im sogenann-<br />

ten Tauernfenster penninische Einheiten zutage. Diese wer-<br />

den der europäischen Platte zugerechnet, die im Bereich der<br />

Ostalpen während der alpidischen Gebirgsbildung unter die<br />

adriatische Platte geriet. Durch starke Heraushebung <strong>und</strong><br />

Erosion wurden aber in diesem Bereich die Gesteine der eu-<br />

ropäischen Platte so weit emporgehoben <strong>und</strong> freigelegt, dass<br />

sie heute an der Oberfläche liegen, daher der Begriff „Fenster“<br />

(siehe Abb. 6).<br />

Das Penninikum besteht im wesentlichen aus einem<br />

alten Gr<strong>und</strong>gebirge („Altes Dach“) mit den darauflagernden<br />

Landschaft zwischen Genese <strong>und</strong> Gefährdung<br />

<strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> <strong>Geomorphologie</strong> <strong>Südtirols</strong> | Volkmar Mair<br />

metamorphen Sedimenten <strong>und</strong> Vulkangesteinen des penni-<br />

nischen Ozeans (untere <strong>und</strong> obere Schieferhülle), in welchen<br />

die sogenannten Zentralgneise stecken.<br />

Das „Alte Dach“ wurde durch die kaledonische, variski-<br />

sche <strong>und</strong> alpidische Metamorphose geprägt. Es besteht zum<br />

Großteil aus verschiedenen Paragneisen, Glimmerschiefern<br />

(ehemaligen Sedimenten) <strong>und</strong> Amphiboliten (ursprünglich<br />

Basalte). Neben diesen finden sich Schollenhorizonte mit<br />

Serpentiniten <strong>und</strong> Talkschiefern (metamorphe Gesteine des<br />

oberen Mantels).<br />

Die Zentralgneise sind aus granitischen bis dioritischen<br />

Gesteinsschmelzen (Magmen) entstanden, die vor ca. 300<br />

Mio.Jahren in das Gr<strong>und</strong>gebirge eingedrungen sind <strong>und</strong> dort<br />

erstarrten. Am Kontakt zum umgebenden Gestein findet<br />

man Partien mit Schollen von nicht aufgeschmolzenen Ge-<br />

steinsrelikten aus dem Alten Dach.<br />

Die untere Schieferhülle besteht aus metamorphen Se-<br />

dimentdecken, welche direkt auf den Zentralgneisen oder<br />

dem Alten Dach liegen. Sie werden in die folgenden Decken-<br />

einheiten gegliedert: die Hochstegenzone mit Sedimenten<br />

vom Oberkarbon-Perm bis zum Oberjura; die Wolfendorn-<br />

decke mit einer ähnlichen Abfolge, allerdings bis in die Un-<br />

terkreide reichend; die Seidlwinkl-Modereckdecke mit per-<br />

motriassischen Gesteinen. Die Ablagerungsräume dieser<br />

Einheiten waren ursprünglich nebeneinander angeordnet<br />

<strong>und</strong> sind durch die alpine Tektonik in enge Falten gelegt <strong>und</strong><br />

übereinander geschoben worden. Die geologische Geschich-<br />

te dieser Serien begann mit dem Ende der variskischen Ge-<br />

birgsbildung im Perm, an manchen Stellen vielleicht schon<br />

im Karbon. Die generelle Abfolge ist gekennzeichnet durch<br />

Metakonglomerate, Quarzite <strong>und</strong> Serizitschiefer des Ober-<br />

karbon-Perms. Darüber folgen Kalk- <strong>und</strong> Dolomitmarmore<br />

mit Einschaltungen von Rauhwacken <strong>und</strong> Quarziten, wel-<br />

che in die Trias eingestuft werden. Ab dem Jura öffnete sich<br />

allmählich der penninische Ozean; dies führte zu einer Fa-<br />

ziesdifferenzierung von Flachwassersedimenten zu tiefen<br />

Beckenablagerungen (Bündner Schiefer).<br />

Die obere Schieferhülle (Glocknerdecke) besteht im We-<br />

sentlichen aus den sogenannten Bündner Schiefern (Kalk-<br />

glimmerschiefer,Kalkphyllite,kalkfreie Phyllite) <strong>und</strong> einigen<br />

Grüngesteinszügen (Amphibolite, Prasinite). Untergeordnet<br />

finden sich geringmächtige Quarzite,Brekzienhorizonte <strong>und</strong><br />

Schwarzschiefer. Hierbei handelt es sich um Ablagerungen<br />

jurassischen bis kretazischen Alters am Tiefseeboden des<br />

penninischen Ozeans, sowie um Material, welches durch<br />

turbiditische Trübeströme vom Kontinentalabhang in tief-<br />

marine Bereiche verfrachtet wurde.<br />

Die Matreier Zone (Schuppenzone) stellt den obersten Ab-<br />

schnitt der Glocknerdecke dar.Sie besteht aus Bündner Schie-<br />

fern mit Einschaltungen von Quarziten, Kalk- <strong>und</strong> Dolomit-<br />

marmoren <strong>und</strong> Rauhwacken, welche mit Serpentiniten <strong>und</strong><br />

deren Begleitgesteinen vergesellschaftet sind. Diese tektoni-<br />

sche Schuppenzone aus sedimentären <strong>und</strong> magmatischen Ge-<br />

steinen des Ozeanbodens <strong>und</strong> des oberen Mantels bildete sich<br />

infolge der Schließung des penninischen Ozeans in der Kreide.<br />

Während der alpidischen Gebirgsbildung, insbesonde-<br />

re während der Tauernmetamorphose vor ca. 30–40 Mio. 43<br />

südtirolbuch.indb 43 11/04/10 09:19<br />

<strong>1.1</strong>


44<br />

Abb. 4: Der Schlern ist eine der am besten erhaltenen fossilen Riffstrukturen der Welt.<br />

FOtO: Tappeiner.<br />

Abb. 5: Die komplexen Strukturen im Marmorblock vom Göflaner See lassen erahnen, wie die Gesteinsdecken während der Gebirgsbildung gefaltet<br />

<strong>und</strong> übereinander geschoben wurden.<br />

südtirolbuch.indb 44 11/04/10 09:23


Jahren, wurden sowohl Hüllgesteine wie Gneiskerne durch<br />

Druck<strong>und</strong> Temperatur in große Falten gelegt, geschiefert <strong>und</strong><br />

schließlich durch Hebung <strong>und</strong> Abtragung des Alpengebirges<br />

in ihreheutige Position gebracht. Durch Zerrung bei der Exhu-<br />

mation der Gesteine entstanden Risse,indenen aus Lösungen<br />

die typischen Minerale der „Alpinen Klüfte“ auskristallisier-<br />

ten. Die Kluftmineralbildung in den heute an der Oberfläche<br />

aufgeschlossenen Gesteinspartien dürfte vorca. 20 bis 25 Mio.<br />

Jahren begonnen haben <strong>und</strong> endete vor ca. 5Mio. Jahren, als<br />

die Lösungen unter 100° Cabgekühlt waren.<br />

Die postkollisionalen Intrusionen<br />

Verschiedene größere <strong>und</strong> kleinere Tiefengesteinskörper,<br />

wie der Rieserferner-, der Rensen- oder der Grünseepluton,<br />

säumen die Periadriatische Naht. Es handelt sich dabei um<br />

dioritische bis tonalitische Gesteinsschmelzen, die erst nach<br />

der Kollision der afrikanischen <strong>und</strong> der europäischen Platte<br />

<strong>und</strong> am Beginn der starken Alpenhebung vor etwa 32 Mio.<br />

Jahren in die Gesteine des Ostalpins eindrangen <strong>und</strong> dort er-<br />

starrten (siehe Abb. 7).<br />

Diese Gesteine sind ganz besondere Marker: Zum einen<br />

sind viele dieser Schmelzen während einer aktiven Bewe-<br />

gungsphase direkt in die Periadriatische Naht eingedrungen.<br />

Damit belegen sie, dass die Geometrie der periadriatischen<br />

Naht vor ca. 32 Mio. Jahren entstanden ist. Zum anderen<br />

wurde die Intrusionstiefe der Schmelzen mit 3 bis 9 km be-<br />

stimmt. Da alle diese Intrusionskörper heute an der Oberflä-<br />

che liegen, kann daraus geschlossen werden, dass in 32 Mio.<br />

Jahren etwa 3 bis 9 km Gestein abgetragen wurden!<br />

Verwitterung <strong>und</strong> Abtragung<br />

modellieren die Landschaft<br />

Bereits während der Stapelung <strong>und</strong> Hebung der Gestei-<br />

ne bei der Gebirgsbildung beginnt ihre Abtragung (Exhuma-<br />

tion). Hebung <strong>und</strong> Abtragung der Alpen halten sich heute<br />

in etwa die Waage. Der Bereich des Tauernfensters z. B. ist<br />

jener Teil der Ostalpen, der sich mit etwa 1mm/Jahr am<br />

schnellsten hebt, doch wird dieser Zuwachs wieder durch<br />

Verwitterung <strong>und</strong> Erosion nahezu ausgeglichen. Der Abtra-<br />

gungsschutt findet sich heute in der nördlichen Molasse<br />

<strong>und</strong> in den Sedimenten der Poebene <strong>und</strong> verfüllt auch die<br />

inneralpinen Täler.<br />

Geophysikalische Untersuchungen im Etsch- <strong>und</strong> Ei-<br />

sacktal <strong>und</strong> die Tiefbohrung in Sinich bei Meran zeigen eine<br />

erstaunliche Übertiefung der Täler. In Sinich liegt die Fels-<br />

oberkante 675 m unter dem heutigen Talboden (siehe Abb. 8).<br />

Ähnliche Daten gibt es aus den Tälern, in denen die gro-<br />

ßen norditalienischen Seen liegen. Diese tiefe Erosion der<br />

südalpinen Täler wird heute allgemein mit der „messini-<br />

schen Krise“ des Mittelmeeres in Verbindung gebracht. Im<br />

Messinium (vor ca. 5 Mio.Jahren, oberste Stufe des Miozäns)<br />

Landschaft zwischen Genese <strong>und</strong> Gefährdung<br />

<strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> <strong>Geomorphologie</strong> <strong>Südtirols</strong> | Volkmar Mair<br />

war das Mittelmeer vom Atlantik durch eine Schwelle ab-<br />

getrennt <strong>und</strong> bildete ein Binnenmeer. Starke Verdunstung<br />

führte nicht nur zu einer Übersalzung des Meeres, sondern<br />

vor allem zu einer dramatischen Absenkung des Meeresspie-<br />

gels. Durch das Tieferlegen der Erosionsbasis schnitten sich<br />

die Flüsse in den Untergr<strong>und</strong> ein <strong>und</strong> bildeten tiefe Canyons,<br />

die heute mit pliozänen <strong>und</strong> vor allem quartären Sedimen-<br />

ten verfüllt sind.<br />

Es bedarf einiger Phantasie,sich das Eisacktal zwischen<br />

Bozen <strong>und</strong> Klausen als enge Schlucht vorzustellen, deren<br />

Gr<strong>und</strong> etwa 400 munter dem heutigen Niveau liegt. Be-<br />

merkenswert ist zudem der Umstand, dass im Etschtal zwi-<br />

schen Trient <strong>und</strong> Meran unter den etwa 230 mmächtigen<br />

Schottern der Etsch über 400 m mächtige Seesedimente<br />

abgelagert worden sind. Man muss daher annehmen, dass<br />

das Etschtal vor der letzten Eiszeit <strong>und</strong>/oder in einem Inter-<br />

glazial über lange Zeit von einem See geprägt war.<br />

Der letzte Schliff<br />

In den vergangenen 2Mio. Jahren war Europa mindes-<br />

tens viermal großflächig von einem bis zu 2 km dicken<br />

Eispanzer bedeckt. Der letzte Gletscherhochstand (Würm-<br />

eiszeit) war vor etwa 25.000 Jahren. Vor etwa 15.000 Jah-<br />

ren zog sich das Eis stark zurück, doch dauerte es weitere<br />

7000 Jahre, ehe es aus den großen Alpentälern verschwand.<br />

Nach der letzten Eiszeit gab es immer wieder größere Kli-<br />

maschwankungen mit Gletschervorstößen in kälteren Jahr-<br />

zehnten <strong>und</strong> Rückzugsphasen in wärmeren Perioden. Der<br />

letzte Gletschervorstoß während der „kleinen Eiszeit“ in<br />

den Jahren 1550 bis 1890 ist überall in den Alpen an den<br />

großen, gut erhaltenen <strong>und</strong> noch unbewachsenen Moränen<br />

erkennbar. Seitdem ziehen sich die Alpengletscher stetig<br />

zurück (siehe Abb. 9).<br />

Mit dem Abschmelzen der Gletscher wird die Erosions-<br />

<strong>und</strong> Ablagerungstätigkeit des Eises offenk<strong>und</strong>ig: Es hat die<br />

niedrigeren Gipfel <strong>und</strong> Rücken r<strong>und</strong> poliert <strong>und</strong> breite Täler<br />

aus dem harten Fels gefräst. Dabei wurden enorme Schutt-<br />

mengen abtransportiert <strong>und</strong> dort abgelagert, wo die Gletscher<br />

abschmolzen; sichelförmige Randmoränen im Talgr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

lange Moränenwälle an den Talflanken zeugen davon.<br />

Erst nachdem Abschmelzen der Gletscher können andere<br />

Verwitterungsprozesse wirksam werden. Die Frostsprengung<br />

spielt bei der Verwitterung im Hochgebirge die bedeutendste<br />

Rolle. Gefriert Wasser zu Eis, sonimmt sein Volumen zu. Ist<br />

Wasser in dünne Spalten <strong>und</strong> Risse eines Gesteins eingedrun-<br />

gen, so entwickelt es beim Gefrieren einen enormen Druck.<br />

Hausgroße Blöcke zerbersten, <strong>und</strong> Steine werden in millime-<br />

terdünne Schichten zerlegt. Vonder Wirksamkeit dieses Pro-<br />

zesses zeugen die ausgedehnten Blockfelder <strong>und</strong> Sturzschutt-<br />

halden am Fuße der Felswände <strong>und</strong> Grate im Gebirge.<br />

In Höhen über 2500 mü.NNliegt die Jahresmitteltem-<br />

peratur aber nachwie vorsotief,dass eindringendes Wasser<br />

im Untergr<strong>und</strong> gefriert. Dort wo der Untergr<strong>und</strong> –Felsklüf-<br />

te genauso wie Böden oder mit Eis verkittete Blockfelder<br />

– ganzjährig gefroren bleibt, spricht man von Permafrost.<br />

Perennierende (ganzjährig bleibende) Schneeflecken <strong>und</strong> 45<br />

südtirolbuch.indb 45 11/04/10 09:24<br />

<strong>1.1</strong>


46<br />

Abb. 6: Das Blockbild zeigt das intensiv verfaltete Tauernfenster. Der Anschnitt <strong>und</strong> die Oberfläche entsprechen dem heute aufgeschlossenen Teil<br />

des Fensters, während der abgehobene Teil die Struktur der bereits erodierten Anteile wiedergibt.<br />

Abb. 7: Das Foto zeigt eine angeschnittene kreisr<strong>und</strong>e Intrusion (grau) im weißen Dolomit der Cima Pale Rosse (Ortlergebiet).<br />

südtirolbuch.indb 46 11/04/10 09:27


Abb. 8: Profilschnitt durch das Etschtal bei Sinich südlich von Meran. Der Schnitt zeigt die aus der<br />

Bohrung <strong>und</strong> einem seismischen Profil gewonnenen Daten.<br />

Abb. 9: Im Orthofoto ist der Rückgang des Madatschgletschers im Trafoital seit der kleinen Eiszeit (1870) klar erkennbar. 47<br />

südtirolbuch.indb 47 11/04/10 09:29


48<br />

Blockgletscher, das sind zungenförmige Blockschutthalden,<br />

die langsam talwärts kriechen, sind untrügliche Zeichen<br />

dafür.<br />

Der Mensch formt seine Umgebung<br />

Auch der Mensch betätigt sich seit Jahrh<strong>und</strong>erten als<br />

Landschaftsgestalter, indem er versucht, die Natur an seine<br />

Literaturverzeichnis<br />

Landschaft zwischen Genese <strong>und</strong> Gefährdung<br />

<strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> <strong>Geomorphologie</strong> <strong>Südtirols</strong> | Volkmar Mair<br />

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151, 755–766, 1994.<br />

Rofner,V., S. Wyhlidal, P. Tropper & V. Mair (2007): The metamorphic evolution of amphibolites and quartzphyllites from the Southalpine basement<br />

in the Northern Eisack Valley (Gufidaun, Waidbruck, South-Tyrol, Italy). Mitt. Österr. Mineral. Ges., 153, 97.<br />

Stefani, C., M.G. Fellin, M. Zattin, G.G. Zuffa, C. Dalmonte, N.Mancin & A. Zanferrari (2007): Provenante and paleogeographic evolution in a<br />

multi-source foreland: the Cenozoic Venetian-Friulian Basin (NE Italy). J. Sed. Research, 77, 867–887.<br />

Stingl, V. & V. Mair (2005): Einführung in die <strong>Geologie</strong> <strong>Südtirols</strong>.Autonome Provinz Bozen, Amt für <strong>Geologie</strong> <strong>und</strong> Baustoffprüfung, Kardaun (BZ),<br />

80 S.<br />

Stingl, V. & M. Wachtler (1998): Dolomiten – das Werden einer Landschaft. Athesia Verlag, Bozen, 149 S.<br />

Anforderungen anzupassen: So hat er in mühsamer Arbeit<br />

aus einer Naturlandschaft eine Kulturlandschaft geformt.<br />

Diese Eingriffe veränderten <strong>und</strong> prägen das Landschafts-<br />

bild nachhaltig. Auch so manches Wahrzeichen der <strong>Geologie</strong><br />

<strong>Südtirols</strong> verdankt ihr heutiges Bild der Tätigkeit des Men-<br />

schen: Die Erdpyramiden am Ritten entstanden durch be-<br />

schleunigte Erosion nach einem Wegebau am oberen Rand<br />

des kleinen Finsterbachtales bei Lengstein.<br />

Thöny, W.F. (2008): The Permian contact metamorphism in the South – Alpine: U-Pb and U-Th-Pb geochronology of plutons and contact aureoles.<br />

Unpublished PhD Thesis, University of Innsbruck.<br />

Visonà, D.,A.M. Fioretti, M.E. Poli, A. Zanferrari & M. Fanning (2007): U-Pb SHRIMP zircon dating of andesite from the Dolomite area (NE Italy):<br />

geochronological evidence for the early onset of Permian volcanism in the eastern part of the Southern Alps. Swiss J. Geosci. 100, 313–324.<br />

Wyhlidal, S. (2008): Petrological and experimental investigations on the Permian contact metamorphic event in the Southalpine domain (South<br />

Tyrol, Italy). Unpubl. PhD Thesis, University of Innsbruck.<br />

Zattin, M., C. Stefani & S. Martin (2003): Detrital fission-track analysis and petrography as keys of Alpine exhumation: the example of the Veneto<br />

foreland (Southern Alps, Italy). J. Sed. Research, 73, 1051–1061.<br />

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