leseprobe - Edition Temmen Bremen
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Eckhard Oberdörfer<br />
Vorpommern-<br />
Greifswald<br />
Ein Reise- und Lesebuch<br />
Mit 275 Abbildungen<br />
<strong>Edition</strong> <strong>Temmen</strong>
Inhalt<br />
Einleitung 7<br />
Eine ganz kurze Historie 8<br />
Danksagung 10<br />
Die heimliche Hauptstadt Vorpommerns – Die Universitäts- und<br />
Hansestadt Greifswald 13<br />
Die Hansestadt Anklam 25<br />
Reiche Fischer, ein Saufhaus und moorige Angelegenheiten 33<br />
Anklam, Hoher Stein, Auerose, Kagendorf, Dargibell, Alt Kosenow, Bugewitz, Rosenhagen,<br />
Anklamer Stadtbruch, Kamp, Anklamer Fähre, Bargischow, Gnevezin, Anklam<br />
Im Land der Schwerine 39<br />
Ducherow, Leopoldshagen, Mönkebude, Ducherow, Busow, Rathebur, Schmuggerow, Löwitz,<br />
Sophienhof, Schwerinsburg, Rossin, Charlottenhof, Kurtshagen, Neuendorf A, Wietstock, Ducherow<br />
Auf den Spuren des Generalfeldmarschalls 51<br />
Anklam, Pelsin, Stretense, Wusseken, Sarnow, Boldekow, Putzar, Kavelpaß, Zinzow, Anklam<br />
Mächtige Burgen und unversehrte Dörfer 61<br />
Anklam, Lüskow, Alt Teterin, Müggenburg, Drewelow, Spantekow, Rebelow, Japenzin, Dennin,<br />
Nerdin, Blesewitz<br />
Zum Saaleck des Nordens 71<br />
Anklam, Görke, Iven, Janow, Landskron, Neuendorf B, Krien, Medow, Tramstow, Anklam<br />
Unterwegs zu den Anfängen pommerscher Geschichte 79<br />
Anklam, Stolpe, Preetzen, Steinmocker, Krusenfelde, Gramzow, Neetzow, Kagenow, Liepen, Anklam<br />
Wikinger und Hünen an der Vorpommerschen Dorfstraße 87<br />
Anklam, Ziethen, Menzlin, Klein Polzin, Groß Polzin, Quilow, Lüssow, Pentin, Owstin, Gribow,<br />
Ranzin, Schmatzin, Schlatkow, Wolfradshof, Groß Jasedow, Klein Bünzow, Anklam<br />
Wo Bismarck etwas lernte 99<br />
Anklam, Salchow, Groß Bünzow, Bömitz, Wahlendow, Buddenhagen, Lühmannsdorf, Zarnekow,<br />
Steinfurth, Karlsburg, Anklam<br />
Der Schweden Generalgouverneur 107<br />
Greifswald, Groß Kiesow, Klein Kiesow, Dambeck, Züssow, Krebsow, Schlagtow, Schlagtow<br />
Meierei, Wrangelsburg, Hanshagen, Rappenhagen, Kemnitz, Greifswald<br />
Am Achterwasser – Rund um Lassan 117<br />
Lassan, Buggenhagen, Jamitzow, Klotzow, Pinnow, Libnow, Pulow, Wehrland, Bauer, Zemitz,<br />
Rubkow, Krenzow, Murchin, Relzow, Lassan<br />
Wallfahrten und Wieken 131<br />
Greifswald, Potthagen, Weitenhagen, Busdorf, Behrenhoff, Dargelin, Klein Zastrow, Dersekow,<br />
Alt Pansow, Neu Ungnade, Alt Ungnade, Levenhagen, Groß Petershagen, Jarmshagen,<br />
Steffenshagen, Wackerow, Mesekenhagen, Gristow, Karrendorf, Koos, Leist II, Wampen,<br />
Neuenkirchen, Greifswald<br />
Greifenresidenz und Boddenblicke 147<br />
Greifswald, Neuendorf, Ludwigsburg, Loissin, Gahlkow, Vierow, Stilow, Gustebin, Lubmin,<br />
Wusterhusen, Lodmannshagen, Netzeband, Katzow, Hohendorf, Jägerhof, Neu Boltenhagen,<br />
Greifswald<br />
Lotseninsel und Fischerdorf 161<br />
Wolgast, Kröslin, Freest, Ruden, Greifswalder Oie, Spandowerhagen und zurück
Die Residenzstadt Wolgast 167<br />
Raumfahrt und Raketen 175<br />
Zinnowitz, Trassenheide, Karlshagen, Peenemünde, Mölschow, Zecherin, Ziemitz, Neeberg,<br />
Krummin, Neuendorf, Lütow, NSG Gnitz, Netzelkow, Görmitz, Zinnowitz<br />
Rund um den Streckelberg 189<br />
Koserow mit Streckelberg, Lüttenort, Zempin, Loddin mit Loddiner Höft, Kölpinsee, Ückeritz mit<br />
Wockninsee, Stagnieß, Neu Pudagla<br />
Glaubensberg, Krebsseen und Ostseestrand 199<br />
Bansin, Mümmelkensee, Pudagla, Sallenthin, Bansin Dorf, Gothen, Bansin<br />
Loriots Ahne und die längste Seebrücke Kontinentaleuropas 205<br />
Heringsdorf und Ahlbeck<br />
Torf und Einsamkeit am Haff 215<br />
Ahlbeck, Korswandt, Ulrichshorst, Kachlin, Zirchow, Garz, Flughafen, Kamminke, Golm, Benz,<br />
Neppermin und zurück<br />
Rund um Usedom 223<br />
Usedom, Westklüne, Ostklüne, Mönchow, Karnin, Zecheriner Brücke, Prätenow, Dargen,<br />
Mellenthin, Balm, Morgenitz, Krienke, Rankwitz, Quilitz, Liepe, Grüssow, Warthe, Suckow, Usedom<br />
Ueckermünde, Uecker und Heidedörfer 237<br />
Ueckermünde, Liepgarten, Meiersberg, Blumenthal, Altwigshagen, Lübs, Ueckermünde<br />
Sandmeer, Waldmeer und Haffküste 245<br />
Eggesin, Ahlbeck, Christiansberg, Luckow, Vogelsang-Warsin, Altwarp, Rieth, Hintersee,<br />
Glashütte, Gegensee<br />
Eisengießer, Remonteamt und ein großer See 253<br />
Torgelow, Jatznick, Rothemühl, Heinrichswalde, Eichhof, Wilhelmsburg, Ferdinandshof, Heinrichsruh<br />
Uckermark und Toskana des Nordens 261<br />
Strasburg, Schanzenberg, Neuensund, Gehren, Klepelshagen, Groß Luckow, Groß Spiegelberg,<br />
Klein Luckow<br />
Pasewalker Kürassiere im Land der Ideen 267<br />
Pasewalk, Rollwitz, Schmarsow, Damerow, Züsedom, Fahrenwalde, Bröllin<br />
Die Burg an der Randow und die Hugenotten 275<br />
Löcknitz, Bergholz, Rossow, Zerrenthin, Krugsdorf, Koblentz, Rothenklempenow, Mewegen,<br />
Blankensee, Boock, Gorkow<br />
Die kleinste Stadt und ein besonderes Flugzeug 281<br />
Penkun, Sommersdorf, Grünz, Wollin, Battinsthal, Krackow, Hohenholz, Storkow<br />
Die letzte Mühle, Flieger und Berthold Beitz 287<br />
Jarmen, Bentzin, Alt Plestlin, Zemmin, Tutow, Vanselow, Schmarsow, Alt Tellin, Broock,<br />
Hohenbüssow, Siedenbüssow, Daberkow, Plötz, Jagetzow, Völschow, Kartlow<br />
Die Herzogstadt Loitz und ihre Umgebung 299<br />
Loitz, Rustow, Sassen, Pustow, Görmin, Görslow, Trissow, Böken, Alt Jargenow, Trantow<br />
In einer alten Grafschaft – Rund um Gützkow 307<br />
Gützkow, Gützkow Fähre, Fritzow, Kölzin, Dargenzin, Vargatz, Bandelin, Stresow Siedlung,<br />
Neuendorf, Breechen, Gützkow<br />
Reiseinformationen von A – Z 315<br />
Orts-, Personen- und Sachregister 323
Einleitung<br />
2011 wurde aus den Kreisen Ostvorpommern,<br />
Uecker-Randow und dem nördlichen Teil des<br />
Kreises Demmin sowie der Hansestadt Greifswald<br />
der Kreis Vorpommern-Greifswald. Mit<br />
3927 km 2 ist dieser Kreis eineinhalbmal so<br />
groß wie das Saarland, aber im deutschen<br />
Vergleich dünn besiedelt. Rund 250.000 Einwohner<br />
leben in dem von der Eiszeit geprägten<br />
Raum zwischen polnischer Grenze und<br />
Gristower Wieck, zwischen Greifswalder Oie<br />
und Kavelpaß. Nach der weitgehenden Deindustrialisierung<br />
ab 1990, die nur wenige größere<br />
Werke wie die Wolgaster Peenewerft, die<br />
Anklamer Zuckerfabrik und die Gießerei Torgelow<br />
übrig ließ, lebt die Bevölkerung heute<br />
vor allem vom Tourismus und nach wie<br />
vor auch von der Landwirtschaft. Wobei die<br />
Veredlung, also Verarbeitung der Produkte<br />
inklusive Viehzucht, eine recht geringe Rolle<br />
spielt. Beim Ökolandbau ist der Großkreis<br />
deutsche Spitze. Mit Greifswald gehört zum<br />
Großkreis aber auch die Kulturhauptstadt<br />
Vorpommerns, der nicht nur gute Zukunftsaussichten<br />
bescheinigt, sondern sogar steigende<br />
Einwohnerzahlen prognostiziert werden.<br />
Ausbildung, Wissenschaft, Gesundheitswirtschaft,<br />
aber auch die Produktion von Segelschiffen<br />
durch HanseYachts und die Tätigkeit<br />
des Elektronikdienstleisters ml&s prägen<br />
die Stadt am Flüsschen Ryck.<br />
Ungeachtet aller Probleme – der hohen Arbeitslosigkeit,<br />
der Abwanderung junger Leute<br />
Der mittelalterliche Burgturm von<br />
Rothenklempenow<br />
– wurde im Fremdenverkehr eine Erfolgsgeschichte<br />
geschrieben. Zumindest gilt es für<br />
die Küste, die Sonneninsel Usedom, mit einer<br />
Fülle von Naturschönheiten auf engstem<br />
Raum, die in dieser Form ihresgleichen<br />
sucht. Badeorte wie Ahlbeck, Bansin, Heringsdorf<br />
und Zinnowitz haben Weltruf. Das<br />
geschichtsträchtige Peenemünde mit seinen<br />
Museen ist ein Anziehungspunkt der besonderen<br />
Art. Ein Geheimtipp für alle, die es etwas<br />
ruhiger mögen, ist das Stettiner Haff mit<br />
Orten wie Mönkebude, Rieth oder Altwarp.<br />
Achterwasser, Peenestrom, Greifswalder Bodden,<br />
Gristower Wiek, die Inseln Koos, Ruden,<br />
Greifswalder Oie, um nur einige zu nennen,<br />
bieten erstklassige Naturerlebnisse. Mit dem<br />
»Amazonas des Nordens«, der Peene, dem<br />
Flusstalmoor, das in Westeuropa seinesgleichen<br />
sucht, bietet das sogenannte Küstenvorland<br />
Einmaliges. Auch die Täler von Randow,<br />
Ryck und Uecker haben ihre Reize. Die malerischen<br />
Brohmer Berge sehen sich selbstbewusst<br />
als Toskana des Nordens, und die<br />
Ueckermünder Heide lockt mit großen, naturnahen<br />
Wäldern. Noch zu wenig beachtet<br />
wurden bislang die Schönheiten der Städte<br />
wie Wolgast, Ueckermünde, Gützkow, Lassan,<br />
Loitz, Penkun und Usedom. Trotz der<br />
verheerenden Kriegszerstörungen muss unbedingt<br />
Anklam, die Geburtsstadt Otto Lilienthals<br />
mit dem ihm gewidmeten innovativen<br />
Museum, genannt werden. Gleiches gilt<br />
für das ebenfalls schwer von der Kriegsfurie<br />
heimgesuchte Pasewalk nicht nur dank dessen<br />
Geschichte als Stadt der Kürassiere und<br />
das durch den Abzug des Militärs vor weni-<br />
7
Oben: Die Pasewalker Kürassierkaserne im 20.<br />
Jahrhundert<br />
Unten: Die Ruine des Klosters Eldena, das für<br />
die Landesentwicklung im Mittelalter von großer<br />
Bedeutung war<br />
8<br />
gen Jahren zum radikalen Wandel geradezu<br />
genötigte Eggesin. Es gibt sehenswerte Dörfer,<br />
Burgen, Schlösser, Gutsanlagen und Kirchen.<br />
Hingewiesen sei hier nur auf die Ruine<br />
Landskron, die Wasserburg Spantekow,<br />
das Renaissanceschloss Quilow, das Barockschloss<br />
Karlsburg, die Gutshäuser Auerose,<br />
Kartlow, Neetzow, Wietzow und Zinzow, die<br />
Dorfkirchen von Iven, Putzar, Krien und Sarnow,<br />
die Dörfer Rieth, Stolpe und Behrenhoff,<br />
die Gutsanlagen Bröllin, Ludwigsburg,<br />
Rothenklempenow, Wrangelsburg, Klein<br />
Zastrow oder Jamitzow.<br />
Die Spanne reicht zeitlich von den Großsteingräbern<br />
im Schwingetal über die slawischen<br />
Burgwälle bei Grubenhagen und Wrangelsburg<br />
und die Wikingergräber bei Menzlin<br />
bis zu bemerkenswerten Bauten aus DDR-<br />
Zeiten wie den Kulturhäusern von Bandelin<br />
und Murchin oder nachwendischen Neugestaltungen<br />
wie dem Zentrum von Eggesin.<br />
Eine ganz kurze Historie<br />
Die Geschichte des Großkreises ist nicht nur<br />
mit den 1325 ausgestorbenen Fürsten von<br />
Rügen, den Herzögen von Pommern und<br />
den Brandenburger Markgrafen verknüpft.<br />
So ging die Initiative für die Christianisierung<br />
im Oder- und Peeneraum von dem polnischen<br />
Herzog Boleslaw III. Schiefmund<br />
aus. 1124 und 1128 ging der Bamberger Bischof<br />
Otto auf Missionsreise. Eine wichtige<br />
Rolle bei der Erschließung des Landes durch<br />
deutsche Siedler spielten Klöster wie Eldena,<br />
Grobe, Stolpe und Krummin.<br />
Zum Großkreis gehört mit Strasburg eine<br />
uckermärkische Stadt, 1250 ging das gesamte<br />
Uckerland per Vertrag von den pommerschen<br />
Herzögen an die Markgrafen von Brandenburg<br />
über.<br />
Von wirtschaftlicher Prosperität des Landes<br />
am Meer zeugt nicht nur der Aufstieg<br />
der Hanse, in der Greifswald und auch Anklam<br />
eine wichtige Rolle spielten, sondern<br />
auch die Tatsache, dass es mit Erich, dem<br />
Herzog von Pommern-Stolp, ein Spross des<br />
Greifengeschlechtes ab 1397 zu Königswürden<br />
in Skandinavien brachte. 1456 wurde in<br />
Greifswald die zweite Universität Nordeuropas<br />
gegründet.<br />
Im Jahre 1534 wurde auf dem Landtag zu<br />
Treptow an der Rega der christliche Glaube<br />
lutherischer Prägung endgültig mit einer<br />
Kirchenordnung für ganz Pommern eingeführt.<br />
Herzog war zu diesem Zeitpunkt Philipp<br />
I. Der letzte Pommernherzog aus dem<br />
Greifengeschlecht, Bogislaw XIV. (gestorben<br />
1637), hatte der Hohen Schule 1634 den früheren<br />
Besitz des Klosters Eldena geschenkt.<br />
Die wirtschaftliche Zerrüttung infolge der<br />
Kriege des 17. Jahrhunderts hat die Bildung
größerer Betriebe gefördert. Die Bauern wurden<br />
»gelegt«. Städte und Universität handelten,<br />
wenn in der Regel auch recht zögerlich,<br />
nicht anders als die Adligen. Die großen Güter,<br />
die Pommern prägten, entstanden. Zu<br />
den Adligen mit besonders großem Landbesitz<br />
gehörten die Familien Behr, Eickstedt<br />
und Schwerin.<br />
Im Frieden von Münster und Osnabrück,<br />
der den Dreißigjährigen Krieg 1648 beendete,<br />
wurde Pommern entgegen den alten<br />
Erbverträgen mit Brandenburg geteilt.<br />
Schweden erhielt Vorpommern mit allen<br />
drei Mündungen der Oder. Dazu kam ein<br />
Streifen ostwärts des Flusses bis etwa Stargard<br />
und Gollnow. Der Rest fiel an Brandenburg.<br />
Allerdings entstanden nur für Militär<br />
und Steuerwesen schwedische Behörden,<br />
sonst änderte sich nicht viel. Schwedisch-<br />
Pommern gehörte weiter dem Deutschen<br />
Reich an, der schwedische König war als<br />
pommerscher Herzog auf dem Reichstag<br />
sitz- und stimmberechtigt.<br />
Im Nordischen Krieg war Vorpommern 1715<br />
bis 1720 dänisch. Im Frieden von Stockholm<br />
erhielt Preußen das Land bis zur Peene,<br />
der Rest blieb bei Schweden. Der nunmehr<br />
preußische Teil hatte Teil an der Binnenkolonisation<br />
zur Zeit Friedrichs II., der ab<br />
1740 regierte, so z.B. im Thurbruch auf Usedom<br />
oder im Bereich des Amtes Königsholland.<br />
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
beschleunigte sich die Gutsbildung<br />
noch einmal. Statt Frondienste leistender<br />
Bauern arbeiteten nun auf den Gütern immer<br />
mehr Lohn- und Deputatarbeiter. Land,<br />
Städte und Uni begannen, ihre Flächen an<br />
den Meistbietenden zu verpachten. Als Folge<br />
der Überführung der Güter vom Lehn-<br />
in Eigenbesitz (Allodifizierung) wurden ab<br />
1810/12 vermehrt Bürgerliche zu Gutsbesitzern.<br />
Rittergüter waren dabei im Normalfall<br />
nur allodifizierte Lehngüter. Um ihren Besitz<br />
zusammenzuhalten, gründeten Adlige<br />
Fideikommisse.<br />
Erst 1806 wurden mit Auflösung des Heiligen<br />
Römischen Reiches Deutscher Nationen<br />
westlich der Peene schwedisches Recht<br />
und die schwedische Verfassung durch Gustav<br />
II. Adolf eingeführt, die Leibeigenschaft<br />
der Bauern aufgehoben.<br />
Der Wiener Kongress 1815 brachte die Wiedervereinigung<br />
des ganzen Pommern. Für<br />
Neuvorpommern und Rügen bildeten die<br />
Preußen einen eigenen Regierungsbezirk mit<br />
Stralsund als Verwaltungssitz. Erst 1932 wurde<br />
dieser Stettin zugeschlagen. 1815 war die<br />
Oderstadt schon Hauptstadt des Kreises Anklam<br />
sowie auf dem Territorium des heutigen<br />
Großkreises mehr oder weniger großer Teile<br />
der Kreise Usedom-Wollin, Ueckermünde,<br />
Randow und Greifenhagen.<br />
Dass de jure 1807 auch in Altvorpommern erfolgte<br />
Ende der Leibeigenschaft unter preußischer<br />
Fahne war mit erheblichen Zahlungen<br />
oder Abtretung von Flächen an die Gutsherren<br />
verbunden. Viele Bauern, die nunmehr<br />
auf eigener Scholle wirtschafteten, konnten<br />
ihren Besitz nicht halten. 1876 besaßen 694<br />
Betriebe des Kreises Greifswald mit jeweils<br />
mehr als 100 Hektar Land 81 % der landwirtschaftlichen<br />
Nutzfläche. Trotz Aufhebung<br />
der Patrimonalgerichtsbarkeit 1849 und der<br />
Aufhebung der gutsherrlichen Polizei 1872<br />
besaß der Grundherr im Gutsbezirk immer<br />
noch Rechte. Neuvorpommern war durch<br />
hoch produktive Großbetriebe geprägt. Politisch<br />
versuchte man, dem Prozess der Bildung<br />
großer Güter statt Bauernwirtschaften<br />
entgegenzuwirken und kleinere Wirtschaften<br />
zu schaffen. So durch das Rentengutgesetz<br />
1890/91 und das Reichssiedlungsgesetz<br />
1919. In der Weimarer Republik entstanden<br />
im Kreis Anklam 88 Bauernwirtschaften.<br />
Noch 1925 fand die Hälfte aller Erwerbstätigen<br />
Pommerns in der Landwirtschaft Lohn<br />
und Brot.<br />
Ende der 1920er Jahre kämpften die Landwirte<br />
ums Überleben. 1927 betrug der Verschuldungsgrad<br />
gemessen am Gesamtvermö-<br />
9
Die Usedomer Bernsteinprinzessin Wenke Zastrau am<br />
Strand von Koserow, in den Händen einige prächtige<br />
Bernsteine haltend<br />
10<br />
gen bei 28 % der Eigenbetriebe schon über<br />
70 %. Bei den Pachtbetrieben war es noch<br />
schlimmer. Auch große Grundherren wie die<br />
Lüssower Voß-Wolffradts mussten nach und<br />
nach Teile ihres Besitzes verkaufen. Vermehrt<br />
entstanden Siedlungen. Nach 1933 profitierten<br />
besonders Mittel- und Vorpommern vom<br />
Ausbau der militärischen Infrastruktur, so<br />
beispielsweise Anklam, der Raum Eggesin<br />
und Greifswald. In Peenemünde entstand<br />
ein weltweit einmaliges Forschungszentrum.<br />
Anklam, Strasburg und Pasewalk wurden im<br />
Zweiten Weltkrieg schwer zerstört.<br />
Die Enteignung der Landwirtschaftsbetriebe<br />
1945 im Zuge der Bodenreform mit der<br />
Bildung von Neubauernwirtschaften sowie<br />
die spätere Gründung Landwirtschaftlicher<br />
Produktionsgenossenschaften haben das Gesicht<br />
der Dörfer in hohem Maße verändert.<br />
Zu grundlegenden Veränderungen führte die<br />
Aktion Rose 1953, die die Besitzverhältnisse<br />
in den Ostseebädern auf der Basis haltloser<br />
Anschuldigungen völlig zugunsten des Feriendienstes<br />
der Gewerkschaften (FDGB) veränderte.<br />
An der Beliebtheit der Ferieninsel<br />
Usedom hat das nichts geändert. In Sachen<br />
Bettenkapazität lagen Ahlbeck, Bansin und<br />
Heringsdorf in der DDR ganz vorn. Daneben<br />
gab es Industrialisierungsbestrebungen,<br />
wie sie sich in der Peenewerft Wolgast oder<br />
dem KKW Nord bei Lubmin zeigen. 1960<br />
hatte der »sozialistische Frühling«, die endgültige<br />
Durchsetzung der Bildung von LPG,<br />
erneut das Leben auf dem Land grundlegend<br />
verändert.<br />
Die Bodenreform wurde 1990 auf anderem<br />
Niveau durch das Ende aller sozialistischen<br />
Genossenschaften aufgehoben. Darüber<br />
hinaus erhielten die Städte und die Universität<br />
sowie »Gutsherren«, die weniger als 100 ha<br />
Land besessen hatten, ihr Eigentum zurück.<br />
Die neue Zeit brachte die Rettung von Häusern,<br />
einen Boom im Eigenheimbau, eine<br />
weit bessere Infrastruktur, eine Vielzahl von<br />
Einkaufsmöglichkeiten, aber auch das Ende<br />
vieler Betriebe, Arbeitslosigkeit, einen »Gebärstreik«<br />
und die Abwanderung von Einwohnern.<br />
Danksagung<br />
Die Erarbeitung des Buchmanuskriptes wäre<br />
ohne die Hilfe vieler Helfer nicht möglich<br />
gewesen. Pastoren öffneten die Kirchen,<br />
gaben Ratschläge und Tipps, Bürgermeister<br />
und Heimatfreunde führten durch ihre<br />
Heimatorte, Mitglieder früherer Gutsbesitzerfamilien<br />
und Ortschronisten halfen uneigennützig.<br />
Die Angaben in der Literatur<br />
weichen zum Teil sehr voneinander ab, selbst<br />
der »Dehio« und die Verzeichnisse der Bau-<br />
und Kunstdenkmale erwiesen sich nicht immer<br />
als zuverlässig. Im Zweifelsfall wurde in<br />
der Regel die Datierung der Heimatfreunde<br />
vor Ort gewählt.
Aus der Reihe all derjenigen, die die Erstellung<br />
des Manuskriptes unterstützten sei<br />
noch besonders gedankt, wobei die Ortsangabe<br />
derjenigen entspricht, wo der Autor<br />
die Helfer traf: Marion Adomat/Bansin,<br />
Martin Bartels/Dewichow, Günter Beyer/Anklam,<br />
Prof. Felix Biermann/Greifswald,<br />
Dr. Luwig Biewer/Berlin, Jim Brendel/Katzow,<br />
Hans Heß/Neuendorf, Daniel<br />
Kühlcke/Garz, Ingrid Cherubim/Hanshagen,<br />
Reinhold Garbe/Wusterhusen, Manfred<br />
Hering/Wackerow, Rudi Möller/Anklam,<br />
Friedemann Humburg/Kagendorf,<br />
Erhard Stelzig/Sarnow, Christian Mühldorfer-Vogt/Peenemünde,<br />
Heimatverein<br />
Penkun, Sieglinde Reincke/Wusseken, Lothar<br />
Labahn/Zinnowitz, Philipp Graffam/<br />
Lassan, Manfred Kanetzki/Peenemünde,<br />
Werner Kittel/Zinnowitz, Peter Wulfert/<br />
Karlsburg, Hans-Joachim Jeromin/Gützkow,<br />
Werner John/Ahlbeck, Barbara Süptitz/Ducherow,<br />
Volker Gummelt/Neuenkirchen,<br />
Dr. Irmfried Garbe/Bersekow,<br />
Hans-Joachim Krug/Neuenkirchen, Angela<br />
Krüger/Alt Teterin, David Wiechorek/Alt<br />
Teterin, Ruth Puchert/Dersekow,<br />
Wolfgang Breithaupt/Weitenhagen, Ivo Asmus/Greifswald,<br />
Gerd Panknin/Ahlbeck,<br />
Stefan Rahde/Pasewalk, Achim von Quistorp,<br />
Gerhard Schwaneberg/ Neu Käbelich,<br />
Prof. Thomas Terberger/Greifswald, Bernd<br />
Jordan/Lassan, Barbara Roggow/Wolgast,<br />
Wolf-Dietrich Paulsen/Gützkow, Erika<br />
Meyer/Stolpe, Rolf Bahler/Padderow,<br />
Hans-Henning Bär/Greifswald, Klaus-Joachim<br />
Freese/ früher Gristow, Dr. Wolfgang<br />
Arndt/Klein Zastrow, Reinhold Hartje/Groß<br />
Bünzow, Hans-Henning Holst/<br />
Stralsund, Dr. Gotthard Vogel/Schlatkow,<br />
Kerstin Klut/Lüssow, Rolf Lahrmann/<br />
Anklam, Siegmund Olm/Neuenkirchen,<br />
Dr. Henning Rischer/Loitz, Dietlind von<br />
Mertens, Dr. Dirk Schleinert/Magdeburg,<br />
Marita Gräfin von Schwerin, Hans Joseph<br />
Graf von Schwerin, Marcelle von Behr, Elsa<br />
Der gelernte Koch im Heringsdorfer Hotel<br />
Upstalboom, Diego Radke, präsentiert eine<br />
Spezialität aus Ziegenkäse, angerichtet mit Salat<br />
und gesundem Vollkornbrot<br />
Heim/Behrenhoff, Dr. Martin/Ducherow,<br />
Gunther Schulze/Zirchow, Friedrich von<br />
Kymmel/Morgenitz, Christel Schmidt/<br />
Hanshagen, Erhard Rusch/Heringsdorf,<br />
Horst-Dieter Wedel/Sarnow, Frau Handtke/Korswandt,<br />
Pastor Bartels/Dewichow,<br />
Winfried Wenzel/Koserow, Uwe Rieck/Vargatz,<br />
Norbert Sündermann/Neu Pudagla,<br />
Matthias Lietz/Lubmin, Karin Weber/<br />
Krien, Jens Wegner/Jarmen, Wolfgang<br />
Woy/Kröslin und all denen, die hier nicht<br />
aus böser Absicht vergessen wurden. Auch<br />
meinem Arbeitgeber, der Ostsee-Zeitung,<br />
der die Nutzung in der beruflichen Tätigkeit<br />
gesammelter Erkenntnisse gestattete,<br />
sei hier gedankt. Ganz besonders aber haben<br />
Heike und Konrad Oberdörfer dieses<br />
Projekt durch Begleitung bei den zahlreichen<br />
Reisen und bei der Erstellung des Manuskriptes<br />
auf den Weg gebracht.<br />
11
Die heimliche Hauptstadt Vorpommerns –<br />
Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald<br />
Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald<br />
ist der Leuchtturm Vorpommerns, die Kulturhauptstadt<br />
des Landesteils, ein Ort der Wissenschaft,<br />
der Biotechnologie, der Gesundheitswirtschaft<br />
und gemeinsam mit Stralsund<br />
ein Oberzentrum. Bedeutende Forschungseinrichtungen<br />
wie das Max-Planck-Institut für<br />
Plasmaphysik, das Leibniz-Institut für Plasmaforschung<br />
und Technologie, das Friedrich-<br />
Loeffler-Institut, das Bundesforschungsinstitut<br />
für Tiergesundheit haben hier ihren<br />
Sitz. Über 12.000 Studenten der Ernst-Moritz-Arndt-Universität<br />
sorgen für eine junge<br />
Atmosphäre in dem nach der Wende fein<br />
herausgeputzten Ort. 1250 erhielt er von Pommernherzog<br />
Wartislaw III. das lübische Recht<br />
verliehen, zwei Jahre zuvor war erstmals eine<br />
Marktsiedlung erwähnt worden. Schon im 13.<br />
Jahrhundert hat Greifswald, das damals an der<br />
Grenze Pommerns zum Fürstentum Rügen lag,<br />
geblüht und erlebte einen Bauboom, an den<br />
noch heute steinerne Zeugnisse, so Wohnhäuser<br />
am Markt, Teile der Stadtkirchen und die<br />
Stadtmauer, erinnern. Die bedeutende Hansestadt<br />
war wesentlich am Sieg der Pommern<br />
gegen die Mecklenburger in den Auseinandersetzungen<br />
nach dem Aussterben der Rügenfürsten<br />
1325 beteiligt. 1456 wurde Greifswald<br />
Universitätsstadt. An diesem bis heute nachwirkenden<br />
Ereignis war maßgeblich der reiche<br />
Kaufmann und Bürgermeister Heinrich<br />
Rubenow beteiligt, einer der bedeutendsten<br />
Greifswalder überhaupt. Er hat auch finanzi-<br />
Der Greifswalder Fischmarkt<br />
ell dazu beigetragen, dass die Bildungseinrichtung<br />
überhaupt gegründet werden konnte. Die<br />
Hohe Schule, die zweite im Ostseeraum, war<br />
nach dem Übergang an Schweden die älteste<br />
Hochschule der Skandinavier und ab 1815<br />
Preußens älteste Universität. Berlin hat ab Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts große Summen in die<br />
Bildungseinrichtungen investiert.<br />
1531 hielt Johannes Knipstro die erste evangelische<br />
Predigt in der Stadt. Infolge der Reformation<br />
erhielt die Stadt das Franziskaner-<br />
und das Dominikanerkloster. 1627 erreichte<br />
der Dreißigjährige Krieg Greifswald, an dessen<br />
Ende 1648 der Schwedenkönig auch ganz offiziell<br />
Landesherr wurde. Die Stadt wurde in<br />
die Kriege der nordischen Großmacht hineingezogen.<br />
Ruhiger wurde es erst, als Schweden<br />
aus dem bis 1720 andauernden Nordischen<br />
Krieg nachhaltig geschwächt hervorging. Mit<br />
geprägt bis in unsere Tage hat das Stadtbild als<br />
Baumeister der 1788 zum Universitätszeichenlehrer<br />
ernannte Johann Gottfried Quistorp.<br />
Zwar wurde in Greifswald 1832 die erste<br />
Schlämmkreidefabrik Deutschlands gegründet,<br />
aber eine industrielle Produktion hat den<br />
Ort niemals dominiert. In der Weimarer Republik<br />
schloss 1926 mit den Eisenbahnwerkstätten<br />
der letzte größere Produktionsbetrieb. Dabei<br />
hatte die Bevölkerung nach dem Anschluss<br />
an das Eisenbahnnetz 1863 stark zugenommen,<br />
insbesondere die Fleischervorstadt zeugt<br />
heute davon. 1913 wurde Greifswald erstmals<br />
kreisfrei. Dank des Engagements einer Reihe<br />
mutiger Männer wurde die Stadt am 30. April<br />
1945 kampflos an die Sowjetarmee übergeben<br />
und überstand den Zweiten Weltkrieg<br />
13
Die Ostseite des Greifswalder Marktes mit den prächtigen Giebelhäusern Markt 11 und 13<br />
14<br />
unversehrt. Ende der 1960er Jahre industrialisierte<br />
die DDR-Regierung die Universitätsstadt<br />
durch die Ansiedlung des Nachrichtenelektronikwerks<br />
Greifswald und des Kernkraftwerkes<br />
bei Lubmin. Die großen Plattenbaugebiete<br />
Schönwalde I und II, das Ostseeviertel Parkseite<br />
und das Ostseeviertel Ryckseite entstanden.<br />
1974 erhielt Greifswald die Kreisfreiheit<br />
zurück, die es nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
verloren hatte. Allerdings verfiel das Zentrum<br />
des wie Bernau und Gotha zur Modellstadt<br />
der Umgestaltung in der DDR avancierten<br />
Greifswald in den 1970er und 1980er Jahren<br />
zusehends. An der Nordseite des Marktes standen<br />
nur noch die Fassaden. Der Flächenabriss<br />
wurde durch die Wende gestoppt, die Stadt erstand<br />
dank vielfältigen Engagements und millionenschwerer<br />
Förderung in neuer Schönheit.<br />
Davon können sich Besucher bei einem Stadtrundgang<br />
überzeugen. Unserer beginnt in der<br />
zur 750-Jahr-Feier 2000 komplett umgestalteten<br />
Guten Stube. Mit den prächtigen gotischen<br />
Giebelhäusern Markt 11 und 13 stehen<br />
an der Ostseite zwei Zeugnisse des Repräsentationswillens<br />
vermögender Greifswalder des<br />
Mittelalters. Schon Ende des 13. Jahrhunderts<br />
stand nach den Untersuchungen der Bauhistoriker<br />
hier eine ganze Reihe stattlicher Giebelhäuser<br />
mit Backsteinfassaden. Das Haus<br />
Ecke Schuhhagen ist mit dem Schaffen des<br />
berühmtesten Sohnes der Stadt, mit dem romantischen<br />
Maler Caspar David Friedrich,<br />
verknüpft. Seinem Bruder gehörte dieses Gebäude,<br />
die Familie ist auf einem bekannten<br />
Aquarell des Greifswalder Marktes dargestellt.<br />
Es ist eine der Stationen eines ausgeschilderten<br />
Weges zu Orten, die mit dem Schaffen<br />
Friedrichs zusammenhängen. An der Südostecke<br />
liegt hinter dem nachwendischen Neubau<br />
des Rakower Hofs das Gelände des früheren<br />
Franziskanerklosters, des heutigen Pommerschen<br />
Landesmuseums, das 2005 eröffnet wurde.<br />
Dazu gehören die noch aus dem Mittelalter<br />
stammende Klosterbibliothek, die älteste<br />
Vorpommerns, die 1799 eingeweihte frühere<br />
Stadtschule (heute Gemäldegalerie) und das<br />
1843 bis 1845 errichtete frühere Altenheim.<br />
Alt und neu verbindet in gelungener Weise<br />
die gläserne Museumsstraße. Im Museum<br />
wird derzeit mit erstklassigen Ausstattungsstücken<br />
die pommersche Geschichte bis zum<br />
Vorabend des Ersten Weltkriegs dargestellt.
Dazu gehören berühmte Kunstwerke aus Universitätsbesitz,<br />
darunter die mittelalterlichen<br />
Zepter von 1456, der Rektormantel von 1619<br />
und der Croyteppich, eines der bedeutendsten<br />
künstlerischen Zeugnisse der Reformation<br />
überhaupt. In Lebensgröße sind Teilnehmer<br />
der Hochzeit des pommerschen Herzogs<br />
Philipp I. mit Maria von Sachsen dargestellt.<br />
Die Südseite des Marktes wird durch das<br />
frühere, 1896 eingeweihte Postgebäude dominiert,<br />
das zum Technischen Rathaus umgebaut<br />
wird. Auf dem Eckgrundstück Fleischerstraße<br />
ließ Franz Abb 1901/02 das<br />
seinerzeit größte Kaufhaus, heute Buchhandlung<br />
Weiland, bauen. An der Westseite<br />
des Marktes steht die Ratsapotheke, seit der<br />
Umgestaltung 1881 mit neugotischer Fassade.<br />
Das heutige, seit 2000 ochsenblutfarben<br />
gestrichene Rathaus wurde nach dem Nordischen<br />
Krieg im 18. Jahrhundert größtenteils<br />
neu errichtet. Es ist bei Hochzeitspaaren populär,<br />
denn hier kann man im kleineren Ratssitzungszimmer<br />
heiraten, dessen Wände mit<br />
acht Szenen aus einem Buch zur Geschichte<br />
der Welt von Johann Ludwig Gottfried geschmückt<br />
sind. Die Bronzetür des Rathauses<br />
ist ein Werk des 2011 verstorbenen Künstlers<br />
Jo Jastram, das den Widerstand gegen<br />
Links: Zum Pommerschen Landesmuseum<br />
gehört ein 1843 bis1845 gebautes Altenheim<br />
Rechts: Die Fußgängerzone Schuhhagen wird<br />
von der Marienkirche überragt<br />
den Nationalsozialismus illustriert. Jastram<br />
ist auch der Schöpfer der Figuren auf dem<br />
Fischmarkt, die ursprünglich in den 1980er<br />
Jahren auf dem Markt in einem größeren<br />
Ensemble ihren Platz finden sollten. Proteste<br />
von Bürgern, die ihr Unverständnis für die<br />
Aufstellung der neuen Plastik in einem Umfeld<br />
des Verfalls kritisierten, verhinderten das.<br />
1998 wurden einige Figuren auf dem Fischmarkt<br />
aufgestellt.<br />
Ecke Baderstraße steht am Fischmarkt mit<br />
Markt 25 ein stattliches Haus, das an großen<br />
mittelalterlichen Reichtum erinnert. Das<br />
Haus wurde schon in den 1340er Jahren errichtet,<br />
die Fassade stammt von 1861.<br />
Unser Weg führt von hier zum Preußenhof,<br />
einer der historisch bedeutendsten Greifswalder<br />
Stätten der Gastlichkeit und im 18. Jahrhundert<br />
Standort des ersten Cafés der Stadt.<br />
15
16<br />
In dem Nachbargebäude Baderstraße 2 wurde<br />
1621 Sibylla Schwarz geboren. Die Tochter<br />
eines Bürgermeisters ist eine der berühmtesten<br />
deutschen Barockdichterinnen und<br />
der weibliche Teil des Dreigestirns bedeutender<br />
Schriftsteller, die in Greifswald geboren<br />
wurden. Dazu gehören Hans Fallada, dessen<br />
Wohnhaus in der Steinstraße eine Gesellschaft<br />
nutzt, und Wolfgang Koeppen. Sein<br />
Geburtshaus in der Bahnhofstraße ist heute<br />
Sitz des Literaturzentrums Vorpommern. Zurück<br />
zum Rundgang. Gegenüber dem Preußenhof<br />
steht ein in der zweiten Hälfte des<br />
16. Jahrhunderts gebauter Speicher, der als<br />
Zeughaus der Stadt genutzt wurde.<br />
Von der Baderstraße geht es durch die Lappstraße<br />
Richtung Dom. An der Ecke steht die<br />
sogenannte Alte Apotheke, Sitz des Uniladens<br />
und der Verwaltung des Alfried Krupp<br />
Wissenschaftskollegs. Dessen 2002 eingeweihter<br />
Neubau mit Eingang von der Martin-Luther-Straße<br />
ist ein Ort, in dem für jedermann<br />
erstklassige geistige Kost geboten wird.<br />
An der Lappstraße steht seit 2010 ein über<br />
eine private Initiative errichtetes Denkmal für<br />
Caspar David Friedrich. An der Hauswand<br />
Richtung Lange Straße haben nach der Wende<br />
Greifswalder Künstler ein viel fotografiertes<br />
Gemälde zur Stadtgeschichte gestaltet. In<br />
der Domstraße stehen viele ehemalige Amtshäuser<br />
von Greifswalder Professoren, so die<br />
mit den Nummern 21 und 22.<br />
Die Domstraße 20 wurde 1833/34 als Oberlandesgericht<br />
gebaut und wird heute von den<br />
Unijuristen genutzt. Historisch noch bedeutsamer<br />
ist das 1711 eingeweihte Hinterhaus<br />
Domstraße 20a. Das seinerzeitige Hofgericht<br />
ist eines der wichtigsten Denkmale der schwedischen<br />
Großmachtzeit. Geprägt wird die<br />
Domstraße aber durch die mächtige, im Zusammenhang<br />
mit der Universitätsgründung<br />
baulich aufgewertete Nikolaikirche. Die 1653<br />
aufgesetzte Zwiebelhaube ist fast 100 Meter<br />
hoch. Der Innenraum ist nicht nur wegen der<br />
zahlreichen hochwertigen Kunstwerke unbe-<br />
dingt einen Besuch wert. In der Hauptpredigtkirche<br />
des Bischofs der Pommerschen Evangelischen<br />
Kirche finden noch heute große<br />
Festakte statt, sie ist der wichtigste Ort eines<br />
musikalischen Großereignisses, der Bachwoche.<br />
Der Greifswalder Architekt Gottlieb<br />
Christian Johann Giese ist für die prägende,<br />
1824 bis 1833 entstandene neugotischromantische<br />
Umgestaltung verantwortlich.<br />
Im Zuge der in den 1980er Jahren laufenden<br />
Umgestaltung, die in der Wiedereinweihung<br />
1989 im Beisein von DDR-Partei- und Staatschef<br />
Erich Honecker gipfelte, erfolgten Ergänzungen<br />
durch den Kieler Hans Kock, der<br />
unter anderem einen neuen Altar, einen neuen<br />
Taufstein und ein Kruzifix schuf. Die Fülle<br />
herausragender Ausstattungsstücke kann<br />
hier nur ansatzweise erwähnt werden. Dazu<br />
gehören mittelalterliche Malereien, mehr als<br />
300 Grabsteine und Fragmente sowie zahlreiche<br />
Epitaphien und Gemälde. Um 1460 ist<br />
das universitätsgeschichtlich bedeutsame Gemälde<br />
entstanden, das den Hochschulgründer<br />
Rubenow mit sechs Professoren zeigt.<br />
Auf dem Epitaph des Bürgermeisters Christian<br />
Schwarz ist auch die erwähnte Sibylla<br />
Schwarz zu sehen. Ein Epitaph und ein Grabstein<br />
erinnern an den Juraprofessor Joachim<br />
Stephani, der durch die Kurzformel »Wessen<br />
Land, dessen Religion« den Augsburger Religionsfrieden<br />
auf den Punkt brachte. Wie der<br />
Dom nach Umgestaltung wenige Jahrzehnte<br />
nach der Reformation aussah, das lässt sich<br />
im Bereich der Sakristei nachvollziehen. Es<br />
ist ein hochinteressanter Ort. An der Wand<br />
wurden 2010 die Zeichnung eines Wals, der<br />
1545 in Wieck strandete, sowie eine im 15.<br />
Jahrhundert entstandene Ritzzeichnung, die<br />
wohl die Verfolgung eines jungen Mannes<br />
durch einen Polizisten zeigt, entdeckt. Darüber<br />
zog jetzt erneut die höchst wertvolle<br />
Bibliothek des Greifswalder Geistlichen<br />
Ministeriums ein. 21 Kapellen umgeben die<br />
Innenseite der Kirche. In der mit einer eindrucksvollen<br />
Schauwand geschmückten Ka-
pelle der Medizinprofessoren Lembke und<br />
Scheffel werden teilweise reich verzierte Zinksärge<br />
verwahrt. Darunter ist das Totenmöbel<br />
des schwedischen Generals Burchard Müller<br />
von der Lühne, der 1659 Greifswald erfolgreich<br />
gegen brandenburgische Truppen verteidigte.<br />
Der Deckel des Sarkophags seines<br />
Sohnes Carl Leonhardt Müller von der Lühne<br />
wird seit März 2012 in Kapelle V gezeigt.<br />
Er war Generalleutnant und Mitglied der Regierung<br />
Schwedisch-Pommerns. In der »Bürgermeisterkapelle«<br />
wurden die Urkunden des<br />
Domkapitels und der Universität verwahrt.<br />
Nach dem Verlassen des Doms kommt man<br />
im Verlauf der Domstraße Richtung Osten<br />
unter anderem an den kleinen Häusern<br />
für Bedienstete der Nikolaikirche, Domstraße<br />
15 bis 18, vorbei. Zum Innenstadtcampus<br />
der Universität ist es nur ein kleines<br />
Stück. Ein Hingucker ist das 1856 zur<br />
400-Jahr-Feier eingeweihte größte frei stehende<br />
Denkmal Deutschlands aus galvanisiertem<br />
Zinkguss. Den Entwurf lieferte<br />
Friedrich August Stüler. Das Denkmal zeigt<br />
in einem Medaillon den Universitätsgründer<br />
Heinrich Rubenow. Die Sitzfiguren<br />
sind Vertreter der vier seit 1456 bestehenden<br />
Fakultäten, also der Artisten (Philosophische),<br />
Juristen, Mediziner und Theologen,<br />
darunter Ernst Moritz Arndt, dessen<br />
Namen die Hochschule seit 1933 trägt. Stehend<br />
werden universitätsgeschichtlich bedeutende<br />
Herrscher wie die Pommernherzöge<br />
Wartislaw IX., der zur Gründungszeit<br />
regierte, und Bogislaw XIV., der 1634 die<br />
Universität zur Hochschule mit dem größten<br />
Grundbesitz in Deutschland machte,<br />
gewürdigt. An dem zur 550-Jahr-Feier 2006<br />
neu gestalteten Rubenowplatz steht das barocke<br />
Hauptgebäude. Es wurde 1747 bis<br />
1750 nach Plänen des vielseitigen Universitätsprofessors<br />
Andreas Mayer gebaut. Zu<br />
den Glanzlichtern im Innern gehören der<br />
Konzilsaal im pompejanischen Stil mit den<br />
vor allem von Wilhelm Titel gemalten Pro-<br />
Der Ostgiebel der Marienkirche sucht an der gesamten<br />
Ostseeküste seinesgleichen<br />
fessorenporträts und die alte Aula, der heutige<br />
Konferenzsaal, im Erdgeschoss. Über<br />
dieser liegt die frühere Bibliothek, seit 1882<br />
Aula. Der stimmungsvolle Raum mit seinem<br />
von Jacob Freese geschaffenen plastischen<br />
Schmuck, den Gemälden und dem<br />
von dem Jugendstilkünstler Heinrich Vogeler<br />
zur 450-Jahr-Feier 1906 geschaffenen<br />
Rektorstuhl ist unbedingt besuchenswert.<br />
Die Aula ist der Namensgeber eines Romans<br />
von Hermann Kant, der in der DDR<br />
Schullektüre war. Teil der von der Kustodie<br />
angebotenen Führungen sind auch die im<br />
ursprünglichen Zustand erhaltenen Hörsäle<br />
im angrenzenden, 1886 eingeweihten<br />
Auditorium Maximum. Es gehört zum bemerkenswerten<br />
Bestand von Universitätsgebäuden<br />
mit Klinkerfassaden, die in der Kaiserzeit<br />
gebaut wurden. Im Anbau befinden<br />
sich zwei bis zum Ersten Weltkrieg genutzte<br />
Karzerräume. Besonders der obere ist<br />
reich mit Wappen studentischer Verbindungen,<br />
Inschriften und anderen Bildern geschmückt.<br />
Es ist das einzige Zeugnis kaiserzeitlichen<br />
Disziplinarrechts für Studenten<br />
nördlich von Göttingen. Am historischen<br />
Universitätshof stehen noch die ebenfalls<br />
verklinkerten Gebäude der früheren Augenklinik<br />
(1888 eingeweiht) inklusive ehemaliger<br />
Seh-Schule (Prüfungsamt) und des eins-<br />
17
18<br />
Das Rubenowdenkmal wurde zur 400-Jahr-Feier der Universität eingeweiht. Der Entwurf stammt von<br />
Friedrich August Stüler. Das Medaillon zeigt den ersten Rektor und Greifswalder Bürgermeister Heinrich<br />
Rubenow. An einer Ecke sitzt Ernst Moritz Arndt, dessen Namen die Hochschule seit 1933 trägt<br />
tigen Instituts für Physik (1891 eingeweiht)<br />
mit der Sternwarte sowie dahinter der Putzbau<br />
des Historischen Institutes. Die Pläne<br />
für die alte Universitätsbibliothek, die 1882<br />
übergeben wurde, gegenüber dem Hörsaalgebäude<br />
an der Rubenowstraße, stammen<br />
von keinem Geringeren als Martin Gropius,<br />
der auch die Berliner Kunstgewerbeschule<br />
schuf. Daneben steht die heutige Germanistik,<br />
das Gebäude wurde bis 1888 als<br />
Physiologisches Institut gebaut. Von hier<br />
sind es nur ein paar Schritte zur katholischen<br />
Probsteikirche St. Joseph. Der 1871<br />
geweihte Backsteinbau wurde nicht zuletzt<br />
durch Spenden katholischer Studenten ermöglicht.<br />
Zur Innenausstattung gehört ein<br />
Kreuzweg des Gleiwitzers Martin Pautsch.<br />
Er wurde durch den später von den Nationalsozialisten<br />
ermordeten Pfarrer Alfons<br />
Maria Wachsmann 1928 in Auftrag gege-
en. Ihm ist auch ein Denkmal unmittelbar<br />
am Wall gewidmet, das die DDR-CDU<br />
in Auftrag gab.<br />
Auf dem Weg vom Unihauptgebäude weiter<br />
durch die Domstraße kommt man am alten<br />
Pfarrhaus (Nummer 9) und Küsterhaus<br />
(Nummer 8) aus dem 18. Jahrhundert vorbei,<br />
die seit vielen Jahrzehnten von der Universität<br />
genutzt werden. Gegenüber steht die<br />
kleinste der drei mittelalterlichen Stadtpfarrkirchen<br />
St. Jacobi. Die Innenausstattung des<br />
von den napoleonischen Besatzern als Bäckerei<br />
und Proviantmagazin missbrauchten<br />
Gotteshauses stammt größtenteils aus der<br />
Zeit der durchgreifenden Umgestaltung in<br />
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />
Auf der Südseite der Domstraße steht das<br />
1857/58 gebaute und später veränderte<br />
Schwurgerichtsgebäude, das in der DDR<br />
dem Ministerium für Staatssicherheit als<br />
Sitz diente. Glanzpunkt im Innern des heute<br />
von Landesverfassungsgericht, Oberverwaltungsgericht<br />
und Verwaltungsgericht<br />
genutzten Gebäudes ist der Schwurgerichtssaal<br />
mit 13 Gemälden von Richtern, die am<br />
höchsten Gericht für die schwedischen Besitzungen<br />
im Heiligen Römischen Reich Deutscher<br />
Nation tätig waren. Dieses zog Anfang<br />
des 19. Jahrhunderts nach Greifswald.<br />
Am Ende der Domstraße wurde 1994/95 das<br />
Projekt »Wohnen in der Mauer« verwirklicht.<br />
Von hier aus können zwei Wege zurück zum<br />
Markt genommen werden. Wer es besonders<br />
grün mag, der wählt den Weg über den Wall,<br />
vorbei an erhaltenen Teilen der Stadtmauer<br />
und dem Stadtgraben. Dieser schon wegen<br />
des schönen Baumbestandes besuchenswerte<br />
Spazierweg wurde vor über 200 Jahren gestaltet.<br />
Unter anderem kommt man am früheren<br />
Lyzeum vorbei, heute Haus II des Friedrich-<br />
Ludwig-Jahn-Gymnasiums. Der Neostilbau<br />
des Universitätsbaumeisters Gustav Müller<br />
dient seit 1872 Unterrichtszwecken. Das<br />
Haus I steht seit 1870 am Wall, Höhe der Fleischerstraße,<br />
und ist ein Neorenaissancebau.<br />
Wer lieber Geschäfte und Gaststätten mag, der<br />
entscheidet sich ab Ende der Domstraße für<br />
die Lange Straße, Teil des Greifswalder Boulevards.<br />
Dabei ist gleich am Anfang ein Abstecher<br />
am Amts- und Finanzgerichtsgebäude,<br />
das 1881/82 als Sol- und Moorbad gebaut wurde,<br />
zum Tierpark möglich. Es ist eine schön<br />
gestaltete Anlage, die nach dem Greifswalder<br />
Geografieprofessor Credner benannt wurde.<br />
Das Quartier Lange Straße/Ecke Turmgasse<br />
ist der authentische Ort für alle Caspar-David-<br />
Friedrich-Fans schlechthin und lädt nach 2011<br />
vollendeter Umgestaltung zum Besuch der<br />
Ausstellung und der Galerie ein. Hier, in der<br />
Langen Straße 47, steht das Geburtshaus des<br />
Sohnes eines Seifensieders und Kerzenziehers.<br />
Das heutige Gebäude wurde 1902 nach einem<br />
Brand gebaut. Das historische Hinterhaus, die<br />
Friedrich’sche Seifensiederei und Lichtgießerwerkstatt,<br />
blieb erhalten. Schon 2004 wurde<br />
hier eine Schauwerkstatt eröffnet. Beim Gang<br />
durch die Lange Straße ist ein Abstecher in<br />
die Wollweberstraße, Richtung Loefflerstraße,<br />
zu empfehlen. Hier befindet sich ein in dieser<br />
Geschlossenheit wohl einmaliger Komplex<br />
preußischer Klinikbauten, die zwischen 1856<br />
und 1907 gebaut wurden. Die Medizinische,<br />
Chirurgische und die Frauenklinik werden bis<br />
2020 für die Geisteswissenschaften umgebaut.<br />
Wichtigster Architekt war der Universitätsbaumeister<br />
Gustav Müller. Die auch wegen der<br />
erhaltenen Inneneinrichtung und der herausragenden<br />
anatomischen und pathologischen<br />
Sammlungen beeindruckenden Gebäude der<br />
Anatomen, Pathologen und Pharmakologen<br />
werden auch in Zukunft von der Medizinischen<br />
Fakultät genutzt.<br />
Das bemerkenswerteste Gebäude in der Langen<br />
Straße ist das Soziokulturelle Zentrum<br />
St. Spiritus. Es ist ein Ensemble in mehreren<br />
Jahrhunderten entstandener Häuser des<br />
früheren, 1262 erstmals erwähnten Heilgeistklosters<br />
an der Ecke Rotgerberstraße. Dazu<br />
gehören unter anderem die frühere Kirche<br />
und der malerische Hof mit den kleinen<br />
19
20<br />
Fachwerkreihenhäusern des 18. Jahrhunderts<br />
und das 1740 bis 1744 gebaute Haupthaus<br />
mit seiner klassizistischen Fassade. 1821 wurde<br />
der Erweiterungsbau Ecke Rotgerberstraße<br />
seiner Bestimmung übergeben.<br />
Erwähnt werden soll in der Langen Straße<br />
auch die Nummer 55. Das Haus ließ der<br />
im Zusammenhang mit dem Dom genannte<br />
Burchard Müller von der Lühne erbauen.<br />
Das dank der neugotischen Malereien von<br />
1864 auffällige Haus der Rats- und Universitätsbuchhandlung,<br />
Lange Straße 77, ist im<br />
Kern eines der am besten erhaltenen hanseatischen<br />
Giebelhäuser mit Kemladen. Es wurde<br />
1306 bis 1308 gebaut. 1837 zog der erste<br />
Buchhändler ein.<br />
Vom Markt führt die Knopfstraße zum Museumshafen.<br />
Die Plattenbauten stammen aus<br />
der Zeit der Umgestaltung des Stadtzentrums<br />
in der DDR. Ingesamt gilt die nach der Wende<br />
zum Boulevard umgestaltete Knopfstraße als<br />
eine der besten städtebaulichen Leistungen des<br />
Arbeiter- und Bauernstaates bei der Umgestaltung<br />
einer historischen Stadt. Der am bis zur<br />
Steinbeckerbrücke aufgestauten Ryck gelegene<br />
Museumshafen ist mit über 40 historischen<br />
Schiffen in Deutschland die Nummer 1 und<br />
einer der beliebtesten Freizeittreffs nicht nur<br />
der Greifswalder. Über die neue Fußgängerbrücke<br />
kann man auf die Nordseite gelangen.<br />
Das Büro des Hafenmeisters befindet sich auf<br />
der Südseite, im Ende des 13. Jahrhunderts<br />
gebauten Fangenturm, einem Teil der mittelalterlichen<br />
Stadtbefestigung. Einige Speicher<br />
auf der Südseite, darunter der stadtbildprägende<br />
von 1938 an der Marienstraße, erinnern am<br />
Flussufer daran, dass sich hier bis zur Wende<br />
der Wirtschaftshafen Greifswalds befand. Über<br />
die Brüggstraße geht es zurück zur »dicken Marie«.<br />
Auch diese Kirche, deren Bau im 13. Jahrhundert<br />
begonnen wurde, ist ein Denkmal von<br />
nationaler Bedeutung. Die Hallenkirche ohne<br />
gesonderten Chor wird durch einen imponierenden<br />
maßwerkgeschmückten Ostgiebel geprägt.<br />
Im 14. Jahrhundert wurde die Annenka-<br />
pelle angefügt. Eingemauerte Kugeln erinnern<br />
an die Belagerung durch den Großen Kurfürsten<br />
im 17. Jahrhundert, der seinen Anspruch<br />
auf Vorpommern mit Gewalt durchsetzen wollte.<br />
Das Gotteshaus bewahrt eine Reihe bemerkenswerter<br />
Kunstwerke. Dazu gehört die Vorhalle,<br />
die wahrscheinlich am besten erhaltene<br />
mittelalterliche Gerichtshalle in Europa. Am<br />
südlichen Turmpfeiler steht der einzige noch<br />
vorhandene Gedenkstein für den 1462 ermordeten<br />
Universitätsgründer Heinrich Rubenow.<br />
Unter den vorhandenen Kunstwerken, darunter<br />
schöne gotische Wandmalereien, verdient<br />
die ungewöhnlich reich geschmückte Eichenholz-Kanzel<br />
von 1587 unbedingt Beachtung.<br />
Das Werk Joachim Mekelenborgs, an dem auch<br />
die Reformatoren Luther, Melanchthon und<br />
Bugenhagen verewigt sind, ist in dieser Pracht<br />
einmalig in Mecklenburg-Vorpommern. Der<br />
Predigtstuhl wurde von drei Greifswalder Familien<br />
gestiftet. Bemerkenswert ist der Altar, eine<br />
Kopie von Correggios Heiliger Nacht aus dem<br />
Jahre 1807. Der Maler ist August von Klinkowström,<br />
ein Freund von Caspar David Friedrich<br />
und Philipp Otto Runge. Die prächtige Schauwand<br />
des Hofgerichtsassessors Franz von Essen<br />
von 1714, die sich heute in der südlichen<br />
Turmseitenhalle befindet, stammt wahrscheinlich<br />
aus der Werkstatt des bedeutenden Berliner<br />
Barockkünstlers An dreas Schlüter, um ein<br />
weiteres Highlight zu nennen. Unweit befindet<br />
sich das Gemälde, das den 1545 in Wieck<br />
gestrandeten Wal darstellt. So eine Darstellung<br />
gibt es auf dem alten Kontinent nur noch einmal,<br />
wie erwähnt, in St. Nikolai. Allerdings ist<br />
diese Malerei weit besser erhalten, möglicherweise<br />
wurde sie auch bei späteren Restaurierungen<br />
verändert. Der gestrandete Wal erreichte<br />
damals ein europäisches Medienecho.<br />
Der Weg führt jetzt von der Marienkirche zurück<br />
zur Fußgängerzone, zum Schuhhagen.<br />
Hier müssen sich Besucher entscheiden, ob sie<br />
gleich zum Markt zurück oder über die Straße<br />
Am Mühlentor zum Neuen Campus der<br />
Hochschule am Beitzplatz gehen wollen. Die-
ser Weg führt an der 1975 eingeweihten Mensa<br />
am Wall, dem früheren Haus der Freimaurerloge<br />
»Carl zu den drei Greifen« (Gaststätte)<br />
und dem Haus der einst exklusivsten Greifswalder<br />
Studentenverbindung (Am Mühlentor<br />
2, jetzt Klinik) vorbei. Es wurde 1928 für das<br />
Corps Pomerania gebaut. Bevor es über den<br />
Platz der Freiheit, im Volksmund »Europakreuzung«,<br />
zum Theater sowie der benachbarten<br />
Stadthalle geht, lohnt ein Blick auf die 1891<br />
eingeweihte frühere Kaserne des dritten Bataillons<br />
des Infanterieregiments Prinz Moritz von<br />
Anhalt-Dessau Nummer 42, einen Ziegelrohbau<br />
im Tudorstil. Heute haben hier Landesarchiv<br />
und Schulamt ihren Sitz. Das Haus Lange<br />
Reihe 1 war Mensa und Krankenhaus der Fußsoldaten.<br />
Diese Gebäude gehören zu den zahleichen<br />
Erinnerungen an den einstigen Militärstandort<br />
Greifswald. So stehen beispielsweise in<br />
der Beimlerstraße noch die Wohngebäude der<br />
ab 1937 gebauten Graf-von-Schwerin-Kaserne.<br />
Der Komplex Theater/Stadthalle wurde<br />
1915 eingeweiht. Im Vorgarten sprudelt seit<br />
2011 der von dem Wiecker Künstler Heinrich<br />
Zenichowski gefertigte Greifenbrunnen.<br />
In der Mühlentorvorstadt stehen viele<br />
Häuser im Heimatschutzstil, der vor dem<br />
Ersten Weltkrieg populär war. An zwei der<br />
Reichswehrhäuser der Rudolf-Petershagen-Allee<br />
erinnern Gedenktafeln an Wohnhäusern<br />
an mutige Männer, die in besonderer Weise<br />
an der kampflosen Übergabe Greifswalds<br />
an die Rote Armee beteiligt waren. Es sind<br />
der Kampfkommandant Rudolf Petershagen<br />
und der seinerzeitige Direktor der Medizinischen<br />
Kliniken, Gerhardt Katsch. Gleich<br />
am Anfang der Petershagenallee steht das in<br />
den 1920er Jahren errichtete Haus des Bischofs<br />
der Pommerschen Evangelischen Kirche.<br />
Nach der Abtretung Stettins an Polen<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Greifswald<br />
Sitz des Bischofs.<br />
Im Rosengarten illustriert das dritte Greifswalder<br />
Kunstwerk von Jo Jastram, eine Brunnenplastik<br />
von 1972/73, das Thema Baden. Die<br />
Das barocke Hauptgebäude der Universität am<br />
Rubenowplatz wurde aus Anlass der 550-Jahr-Feier<br />
saniert und in einem Grauton gestrichen<br />
1954 bis 1958 errichteten benachbarten Häuser<br />
sind mit Sternzeichen-Sgraffiti verziert. Vom<br />
Rosengarten sind es nur noch ein paar Schritte<br />
zum neuen Universitätsgelände, dessen Bebauung<br />
zum größten Teil aus den Jahrzehnten<br />
nach 1990 stammt. Am Eingang stehen die<br />
voll verglaste, architekturpreisgekrönte neue<br />
Zahnklinik von 2007 und das Biotechnikum<br />
(1996). Es folgen das Leibniz-Institut für Plasmaforschung<br />
und Technologie und die Klinik<br />
für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten. Diese gehört<br />
zur ersten Ausbaustufe der 1920er Jahre.<br />
Ab 1926 sollte mit Unterstützung des damaligen<br />
Oberbürgermeisters Max Fleischmann<br />
die Universitätsmedizin an den Stadtrand<br />
verlegt werden. Damals wurden im Wesentlichen<br />
nur die HNO-Klinik und die Hautklinik<br />
errichtet. Am Weg zum Berthold-Beitz-<br />
Platz stehen noch die Institute für Biochemie<br />
und Physik. Dahinter entstand das neue Zentrum<br />
für Pharmakologie, Pharmazie und experimentelle<br />
Therapie. Derzeit überragendes<br />
Gebäude ist die neue Universitätsbibliothek.<br />
Eine neue Mensa wird zum Wintersemester<br />
2012/13 eröffnet. Sie steht neben dem vor der<br />
Vollendung stehenden neuen Universitätsklinikum,<br />
einer der modernsten Einrichtungen<br />
ihrer Art in Europa. Bund und Land investieren<br />
über 250 Millionen Euro. Unser Rundgang<br />
führt über die Friedrich-Ludwig-Jahn-Stra-<br />
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ße zum ab 1934 angelegten Arboretum, einer<br />
Oase der Ruhe. Daneben stehen die Gebäude<br />
des schlossartig angelegten Komplexes der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen<br />
Fakultät,<br />
die nach der 500-Jahr-Feier der Universität gebaut<br />
wurden. Einen Blick wert ist die Verbindung<br />
von DDR-Wappen und Uniwappen am<br />
Hauptgebäude dieser Anlage. Der Weg führt<br />
von hier durch das Ryckwäldchen zum Fluss<br />
auf den Treidelpfad zum Museumshafen und<br />
dann weiter zurück zum Markt über den Museumshafen.<br />
An den Wurthen kann man zum<br />
denkmalgeschützten Alten Friedhof mit einer<br />
Vielzahl historisch bedeutsamer Grabdenkmale<br />
gehen. Er wurde 1818 nach Plänen Quistorps<br />
angelegt. Besonders bemerkenswert sind die<br />
Mausoleen bedeutender Greifswalder Familien.<br />
Die Schütze’sche Gruftkapelle von 1886<br />
ist mit Freimaurersymbolen geschmückt, das<br />
hat Seltenheitswert.<br />
Greifswald hat mehr als diesen Stadtrundgang<br />
zu bieten. Dazu gehört der von der Altstadt<br />
durch einen Fußgängertunnel von der Bahnhofstraße<br />
zu erreichende Botanische Garten<br />
mit seinen Gewächshäusern, in denen auch<br />
tropische Pflanzen und sehr viele Orchideen<br />
gezeigt werden. Die Straße, an der sich die Anlage<br />
befindet, wurde nach Julius Münter benannt.<br />
Der Botanikprofessor legte den Garten<br />
hier neu an, weil er wegen der Errichtung<br />
des Instituts für Physik und der Augenklinik<br />
in der Kaiserzeit von seinem ursprünglichen<br />
Standort auf dem Innenhof des Hauptgebäudes<br />
an den damaligen Stadtrand verlegt wurde.<br />
Auch die vor über sieben Jahrzehnten eingemeindeten<br />
Vororte Eldena, Wieck und auch<br />
Ladebow haben einiges für Touristen zu bieten.<br />
In Ladebow ist die 1937 eingeweihte, gut<br />
erhaltene und denkmalgeschützte Siedlung des<br />
Fliegerhorstes Greifswald Richtung Wampen<br />
einen Spaziergang wert. Von den in den 1930er<br />
Jahren errichteten militärischen Anlagen steht<br />
fast nichts mehr. Malerisch ist das nahe Ladebow<br />
gelegene Wieck mit seinen gut erhaltenen<br />
und sanierten Fischer- und Schifferhäu-<br />
sern. Wieck ist eine echte Perle, die nach der<br />
Wende aufpoliert wurde. Der malerische Ort<br />
wurde schon zu DDR-Zeiten komplett unter<br />
Denkmalschutz gestellt. In der 1885 eingeweihten<br />
Backsteinkirche gibt es ein Votivschiff von<br />
1868 und den aus dem 17. Jahrhundert stammenden<br />
Altaraufsatz mit einigen biblisch-maritimen<br />
Motiven aus dem Vorgängerbau zu<br />
bewundern. Besonders anziehend auf Besucher<br />
wirkt die von modernen Skulpturen geschmückte<br />
Strandpromenade mit der Gaststätte<br />
Utkiek (Ausguck) am Ende. Am Weg<br />
dorthin lohnt ein Blick auf das 1839 gebaute<br />
Kapitänshaus, das heutige Hafenamt. Die<br />
angebrachten Sturmflutmarken reichen bis<br />
2,64 Meter. Das war 1872, und damals starben<br />
neun Menschen. Der heutige Utkiek in<br />
Form eines Schiffsrumpfes mit dem 12 Meter<br />
hohen Turm wurde 1997 eingeweiht. Anfang<br />
2011 begann der Bau eines Sperrwerks<br />
im Fluss. Es gehört zu den in den letzten Jahren<br />
begonnenen Sturmflutschutzbauwerken<br />
für Greifswald. Unter den in Wieck beheimateten<br />
Schiffen ist die »Greif« das bekannteste.<br />
Der Rahsegler wurde 1951 in Dienst gestellt<br />
und fuhr unter dem Namen »Wilhelm Pieck«<br />
als Segelschulschiff der DDR. Heute gehört<br />
er der Stadt Greifswald und liegt auf der gegenüberliegenden<br />
Ryck-Seite nahe dem Maritimen<br />
Jugenddorf Wieck. Die beliebte Einrichtung<br />
nutzt auch Gebäude, die in der DDR von<br />
der Marineschule »August Lütjens« der Gesellschaft<br />
für Sport und Technik genutzt wurde.<br />
Eine Klappbrücke von 1887, sie ist eines der<br />
beliebtesten Fotomotive, verbindet Eldena<br />
mit Wieck. Jede Stunde wird die für den normalen<br />
Fahrzeugverkehr gesperrte Holzkonstruktion<br />
geöffnet, damit Schiffe aus Richtung<br />
Altstadt in die Dänische Wiek gelangen<br />
können und umgekehrt. Hier liegen die Fahrzeuge<br />
der Wiecker Fischer. Der massige Bau<br />
des Wiecker Brückenhofs, der 2012 fertiggestellt<br />
wird, hat diesen Bereich nachhaltig verändert.<br />
Das trifft auch auf den neuen Deich<br />
zu, der auf der Südseite des Ryck das dortige
Die 1887 eingeweihte Wiecker Klappbrücke öffnet jede Stunde für den Schiffsverkehr<br />
Strandbad Eldena heute mit prägt. Die dank<br />
flachen Wassers bei Familien sehr beliebte<br />
Anlage wurde 1971/72 angelegt.<br />
In Eldena steht am Weg zurück in die Stadt an<br />
der Ecke Wolgaster Landstraße eine nach der<br />
Wende wieder aufgebaute Bockwindmühle.<br />
Der Vorgänger war 1972 regelrecht zusammengebrochen.<br />
Nur noch wenige Bauten erinnern<br />
in Eldena an die 1835 gegründete Landwirtschaftliche<br />
Schule, zu ihrer Zeit eine vorbildliche<br />
Einrichtung und ein einzigartiges Architekturensemble.<br />
Zu den erhaltenen Gebäuden<br />
gehört das heutige Forstamt Hainstraße 5, ursprünglich<br />
Kollegiengebäude, das 1836 bezogen<br />
wurde. Hainstraße 22, 24 und 26 waren<br />
Adressen von Lehrkräften und Studenten. In<br />
Eldena ist ein Spaziergang zu dem am Ortsrand<br />
gelegenen Elisenhain, einem Laubwald,<br />
der größtenteils unter Naturschutz steht,<br />
lohnend. Namensgeberin war die aus Bayern<br />
stammende Frau Friedrich Wilhelms IV.<br />
Hauptanziehungspunkt von Eldena sind aber<br />
die Ruinen des 1199 gegründeten Zisterzienserklosters.<br />
Caspar David Friedrich hat sie<br />
mit seiner Kunst berühmt gemacht und zur<br />
Rettung von Teilen der zum Abriss freigegebenen<br />
Anlage beigetragen. Preußenkönig Friedrich<br />
Wilhelm IV. hat sich dafür persönlich<br />
eingesetzt. Teile der Kirche und der Klausur<br />
können daher noch heute bewundert werden.<br />
Interessant sind auch die Grabplatten, darunter<br />
fünf für Äbte. An der Westwand der früheren<br />
Sakristei befindet sich die zu Stein gewordene<br />
Erinnerung an Nikolaus Friso und<br />
seine Frau. Sie wurde spätestens 1299 gefertigt<br />
und könnte damit die älteste Grabplatte<br />
Vorpommerns sein. Auf dem Gelände steht<br />
ein früherer Pferdestall, die sogenannte Klosterscheune.<br />
Sie wurde für eine neue Nutzung,<br />
beispielsweise eine Ausstellung, saniert. Das<br />
heutige Bild prägen Umbauten der Jahre 1840<br />
bis 1842 unter Leitung des Universitätsbaumeisters<br />
Carl August Peter Menzel, eines außerordentlich<br />
innovativen Architekten.<br />
Interesse verdient unter den großen Plattenbaugebieten<br />
das Ostseeviertel Parkseite, das<br />
man auf dem Weg von Eldena zurück in die<br />
Altstadt durchquert. Es gilt dank Abriss und<br />
Rückbau und folgender Neugestaltung als eines<br />
der gelungensten Beispiele des Stadtumbaus<br />
Ost in Deutschland. Die dafür verausgabten<br />
Fördergelder sollen eigentlich dazu führen,<br />
dass nicht gefragte Wohnungen vom Markt genommen<br />
werden. Greifswald wächst allerdings<br />
laut Prognose, das ist eine große Ausnahme<br />
im Nordosten.<br />
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