03.12.2012 Aufrufe

leseprobe - Edition Temmen Bremen

leseprobe - Edition Temmen Bremen

leseprobe - Edition Temmen Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Eckhard Oberdörfer<br />

Vorpommern-<br />

Greifswald<br />

Ein Reise- und Lesebuch<br />

Mit 275 Abbildungen<br />

<strong>Edition</strong> <strong>Temmen</strong>


Inhalt<br />

Einleitung 7<br />

Eine ganz kurze Historie 8<br />

Danksagung 10<br />

Die heimliche Hauptstadt Vorpommerns – Die Universitäts- und<br />

Hansestadt Greifswald 13<br />

Die Hansestadt Anklam 25<br />

Reiche Fischer, ein Saufhaus und moorige Angelegenheiten 33<br />

Anklam, Hoher Stein, Auerose, Kagendorf, Dargibell, Alt Kosenow, Bugewitz, Rosenhagen,<br />

Anklamer Stadtbruch, Kamp, Anklamer Fähre, Bargischow, Gnevezin, Anklam<br />

Im Land der Schwerine 39<br />

Ducherow, Leopoldshagen, Mönkebude, Ducherow, Busow, Rathebur, Schmuggerow, Löwitz,<br />

Sophienhof, Schwerinsburg, Rossin, Charlottenhof, Kurtshagen, Neuendorf A, Wietstock, Ducherow<br />

Auf den Spuren des Generalfeldmarschalls 51<br />

Anklam, Pelsin, Stretense, Wusseken, Sarnow, Boldekow, Putzar, Kavelpaß, Zinzow, Anklam<br />

Mächtige Burgen und unversehrte Dörfer 61<br />

Anklam, Lüskow, Alt Teterin, Müggenburg, Drewelow, Spantekow, Rebelow, Japenzin, Dennin,<br />

Nerdin, Blesewitz<br />

Zum Saaleck des Nordens 71<br />

Anklam, Görke, Iven, Janow, Landskron, Neuendorf B, Krien, Medow, Tramstow, Anklam<br />

Unterwegs zu den Anfängen pommerscher Geschichte 79<br />

Anklam, Stolpe, Preetzen, Steinmocker, Krusenfelde, Gramzow, Neetzow, Kagenow, Liepen, Anklam<br />

Wikinger und Hünen an der Vorpommerschen Dorfstraße 87<br />

Anklam, Ziethen, Menzlin, Klein Polzin, Groß Polzin, Quilow, Lüssow, Pentin, Owstin, Gribow,<br />

Ranzin, Schmatzin, Schlatkow, Wolfradshof, Groß Jasedow, Klein Bünzow, Anklam<br />

Wo Bismarck etwas lernte 99<br />

Anklam, Salchow, Groß Bünzow, Bömitz, Wahlendow, Buddenhagen, Lühmannsdorf, Zarnekow,<br />

Steinfurth, Karlsburg, Anklam<br />

Der Schweden Generalgouverneur 107<br />

Greifswald, Groß Kiesow, Klein Kiesow, Dambeck, Züssow, Krebsow, Schlagtow, Schlagtow<br />

Meierei, Wrangelsburg, Hanshagen, Rappenhagen, Kemnitz, Greifswald<br />

Am Achterwasser – Rund um Lassan 117<br />

Lassan, Buggenhagen, Jamitzow, Klotzow, Pinnow, Libnow, Pulow, Wehrland, Bauer, Zemitz,<br />

Rubkow, Krenzow, Murchin, Relzow, Lassan<br />

Wallfahrten und Wieken 131<br />

Greifswald, Potthagen, Weitenhagen, Busdorf, Behrenhoff, Dargelin, Klein Zastrow, Dersekow,<br />

Alt Pansow, Neu Ungnade, Alt Ungnade, Levenhagen, Groß Petershagen, Jarmshagen,<br />

Steffenshagen, Wackerow, Mesekenhagen, Gristow, Karrendorf, Koos, Leist II, Wampen,<br />

Neuenkirchen, Greifswald<br />

Greifenresidenz und Boddenblicke 147<br />

Greifswald, Neuendorf, Ludwigsburg, Loissin, Gahlkow, Vierow, Stilow, Gustebin, Lubmin,<br />

Wusterhusen, Lodmannshagen, Netzeband, Katzow, Hohendorf, Jägerhof, Neu Boltenhagen,<br />

Greifswald<br />

Lotseninsel und Fischerdorf 161<br />

Wolgast, Kröslin, Freest, Ruden, Greifswalder Oie, Spandowerhagen und zurück


Die Residenzstadt Wolgast 167<br />

Raumfahrt und Raketen 175<br />

Zinnowitz, Trassenheide, Karlshagen, Peenemünde, Mölschow, Zecherin, Ziemitz, Neeberg,<br />

Krummin, Neuendorf, Lütow, NSG Gnitz, Netzelkow, Görmitz, Zinnowitz<br />

Rund um den Streckelberg 189<br />

Koserow mit Streckelberg, Lüttenort, Zempin, Loddin mit Loddiner Höft, Kölpinsee, Ückeritz mit<br />

Wockninsee, Stagnieß, Neu Pudagla<br />

Glaubensberg, Krebsseen und Ostseestrand 199<br />

Bansin, Mümmelkensee, Pudagla, Sallenthin, Bansin Dorf, Gothen, Bansin<br />

Loriots Ahne und die längste Seebrücke Kontinentaleuropas 205<br />

Heringsdorf und Ahlbeck<br />

Torf und Einsamkeit am Haff 215<br />

Ahlbeck, Korswandt, Ulrichshorst, Kachlin, Zirchow, Garz, Flughafen, Kamminke, Golm, Benz,<br />

Neppermin und zurück<br />

Rund um Usedom 223<br />

Usedom, Westklüne, Ostklüne, Mönchow, Karnin, Zecheriner Brücke, Prätenow, Dargen,<br />

Mellenthin, Balm, Morgenitz, Krienke, Rankwitz, Quilitz, Liepe, Grüssow, Warthe, Suckow, Usedom<br />

Ueckermünde, Uecker und Heidedörfer 237<br />

Ueckermünde, Liepgarten, Meiersberg, Blumenthal, Altwigshagen, Lübs, Ueckermünde<br />

Sandmeer, Waldmeer und Haffküste 245<br />

Eggesin, Ahlbeck, Christiansberg, Luckow, Vogelsang-Warsin, Altwarp, Rieth, Hintersee,<br />

Glashütte, Gegensee<br />

Eisengießer, Remonteamt und ein großer See 253<br />

Torgelow, Jatznick, Rothemühl, Heinrichswalde, Eichhof, Wilhelmsburg, Ferdinandshof, Heinrichsruh<br />

Uckermark und Toskana des Nordens 261<br />

Strasburg, Schanzenberg, Neuensund, Gehren, Klepelshagen, Groß Luckow, Groß Spiegelberg,<br />

Klein Luckow<br />

Pasewalker Kürassiere im Land der Ideen 267<br />

Pasewalk, Rollwitz, Schmarsow, Damerow, Züsedom, Fahrenwalde, Bröllin<br />

Die Burg an der Randow und die Hugenotten 275<br />

Löcknitz, Bergholz, Rossow, Zerrenthin, Krugsdorf, Koblentz, Rothenklempenow, Mewegen,<br />

Blankensee, Boock, Gorkow<br />

Die kleinste Stadt und ein besonderes Flugzeug 281<br />

Penkun, Sommersdorf, Grünz, Wollin, Battinsthal, Krackow, Hohenholz, Storkow<br />

Die letzte Mühle, Flieger und Berthold Beitz 287<br />

Jarmen, Bentzin, Alt Plestlin, Zemmin, Tutow, Vanselow, Schmarsow, Alt Tellin, Broock,<br />

Hohenbüssow, Siedenbüssow, Daberkow, Plötz, Jagetzow, Völschow, Kartlow<br />

Die Herzogstadt Loitz und ihre Umgebung 299<br />

Loitz, Rustow, Sassen, Pustow, Görmin, Görslow, Trissow, Böken, Alt Jargenow, Trantow<br />

In einer alten Grafschaft – Rund um Gützkow 307<br />

Gützkow, Gützkow Fähre, Fritzow, Kölzin, Dargenzin, Vargatz, Bandelin, Stresow Siedlung,<br />

Neuendorf, Breechen, Gützkow<br />

Reiseinformationen von A – Z 315<br />

Orts-, Personen- und Sachregister 323


Einleitung<br />

2011 wurde aus den Kreisen Ostvorpommern,<br />

Uecker-Randow und dem nördlichen Teil des<br />

Kreises Demmin sowie der Hansestadt Greifswald<br />

der Kreis Vorpommern-Greifswald. Mit<br />

3927 km 2 ist dieser Kreis eineinhalbmal so<br />

groß wie das Saarland, aber im deutschen<br />

Vergleich dünn besiedelt. Rund 250.000 Einwohner<br />

leben in dem von der Eiszeit geprägten<br />

Raum zwischen polnischer Grenze und<br />

Gristower Wieck, zwischen Greifswalder Oie<br />

und Kavelpaß. Nach der weitgehenden Deindustrialisierung<br />

ab 1990, die nur wenige größere<br />

Werke wie die Wolgaster Peenewerft, die<br />

Anklamer Zuckerfabrik und die Gießerei Torgelow<br />

übrig ließ, lebt die Bevölkerung heute<br />

vor allem vom Tourismus und nach wie<br />

vor auch von der Landwirtschaft. Wobei die<br />

Veredlung, also Verarbeitung der Produkte<br />

inklusive Viehzucht, eine recht geringe Rolle<br />

spielt. Beim Ökolandbau ist der Großkreis<br />

deutsche Spitze. Mit Greifswald gehört zum<br />

Großkreis aber auch die Kulturhauptstadt<br />

Vorpommerns, der nicht nur gute Zukunftsaussichten<br />

bescheinigt, sondern sogar steigende<br />

Einwohnerzahlen prognostiziert werden.<br />

Ausbildung, Wissenschaft, Gesundheitswirtschaft,<br />

aber auch die Produktion von Segelschiffen<br />

durch HanseYachts und die Tätigkeit<br />

des Elektronikdienstleisters ml&s prägen<br />

die Stadt am Flüsschen Ryck.<br />

Ungeachtet aller Probleme – der hohen Arbeitslosigkeit,<br />

der Abwanderung junger Leute<br />

Der mittelalterliche Burgturm von<br />

Rothenklempenow<br />

– wurde im Fremdenverkehr eine Erfolgsgeschichte<br />

geschrieben. Zumindest gilt es für<br />

die Küste, die Sonneninsel Usedom, mit einer<br />

Fülle von Naturschönheiten auf engstem<br />

Raum, die in dieser Form ihresgleichen<br />

sucht. Badeorte wie Ahlbeck, Bansin, Heringsdorf<br />

und Zinnowitz haben Weltruf. Das<br />

geschichtsträchtige Peenemünde mit seinen<br />

Museen ist ein Anziehungspunkt der besonderen<br />

Art. Ein Geheimtipp für alle, die es etwas<br />

ruhiger mögen, ist das Stettiner Haff mit<br />

Orten wie Mönkebude, Rieth oder Altwarp.<br />

Achterwasser, Peenestrom, Greifswalder Bodden,<br />

Gristower Wiek, die Inseln Koos, Ruden,<br />

Greifswalder Oie, um nur einige zu nennen,<br />

bieten erstklassige Naturerlebnisse. Mit dem<br />

»Amazonas des Nordens«, der Peene, dem<br />

Flusstalmoor, das in Westeuropa seinesgleichen<br />

sucht, bietet das sogenannte Küstenvorland<br />

Einmaliges. Auch die Täler von Randow,<br />

Ryck und Uecker haben ihre Reize. Die malerischen<br />

Brohmer Berge sehen sich selbstbewusst<br />

als Toskana des Nordens, und die<br />

Ueckermünder Heide lockt mit großen, naturnahen<br />

Wäldern. Noch zu wenig beachtet<br />

wurden bislang die Schönheiten der Städte<br />

wie Wolgast, Ueckermünde, Gützkow, Lassan,<br />

Loitz, Penkun und Usedom. Trotz der<br />

verheerenden Kriegszerstörungen muss unbedingt<br />

Anklam, die Geburtsstadt Otto Lilienthals<br />

mit dem ihm gewidmeten innovativen<br />

Museum, genannt werden. Gleiches gilt<br />

für das ebenfalls schwer von der Kriegsfurie<br />

heimgesuchte Pasewalk nicht nur dank dessen<br />

Geschichte als Stadt der Kürassiere und<br />

das durch den Abzug des Militärs vor weni-<br />

7


Oben: Die Pasewalker Kürassierkaserne im 20.<br />

Jahrhundert<br />

Unten: Die Ruine des Klosters Eldena, das für<br />

die Landesentwicklung im Mittelalter von großer<br />

Bedeutung war<br />

8<br />

gen Jahren zum radikalen Wandel geradezu<br />

genötigte Eggesin. Es gibt sehenswerte Dörfer,<br />

Burgen, Schlösser, Gutsanlagen und Kirchen.<br />

Hingewiesen sei hier nur auf die Ruine<br />

Landskron, die Wasserburg Spantekow,<br />

das Renaissanceschloss Quilow, das Barockschloss<br />

Karlsburg, die Gutshäuser Auerose,<br />

Kartlow, Neetzow, Wietzow und Zinzow, die<br />

Dorfkirchen von Iven, Putzar, Krien und Sarnow,<br />

die Dörfer Rieth, Stolpe und Behrenhoff,<br />

die Gutsanlagen Bröllin, Ludwigsburg,<br />

Rothenklempenow, Wrangelsburg, Klein<br />

Zastrow oder Jamitzow.<br />

Die Spanne reicht zeitlich von den Großsteingräbern<br />

im Schwingetal über die slawischen<br />

Burgwälle bei Grubenhagen und Wrangelsburg<br />

und die Wikingergräber bei Menzlin<br />

bis zu bemerkenswerten Bauten aus DDR-<br />

Zeiten wie den Kulturhäusern von Bandelin<br />

und Murchin oder nachwendischen Neugestaltungen<br />

wie dem Zentrum von Eggesin.<br />

Eine ganz kurze Historie<br />

Die Geschichte des Großkreises ist nicht nur<br />

mit den 1325 ausgestorbenen Fürsten von<br />

Rügen, den Herzögen von Pommern und<br />

den Brandenburger Markgrafen verknüpft.<br />

So ging die Initiative für die Christianisierung<br />

im Oder- und Peeneraum von dem polnischen<br />

Herzog Boleslaw III. Schiefmund<br />

aus. 1124 und 1128 ging der Bamberger Bischof<br />

Otto auf Missionsreise. Eine wichtige<br />

Rolle bei der Erschließung des Landes durch<br />

deutsche Siedler spielten Klöster wie Eldena,<br />

Grobe, Stolpe und Krummin.<br />

Zum Großkreis gehört mit Strasburg eine<br />

uckermärkische Stadt, 1250 ging das gesamte<br />

Uckerland per Vertrag von den pommerschen<br />

Herzögen an die Markgrafen von Brandenburg<br />

über.<br />

Von wirtschaftlicher Prosperität des Landes<br />

am Meer zeugt nicht nur der Aufstieg<br />

der Hanse, in der Greifswald und auch Anklam<br />

eine wichtige Rolle spielten, sondern<br />

auch die Tatsache, dass es mit Erich, dem<br />

Herzog von Pommern-Stolp, ein Spross des<br />

Greifengeschlechtes ab 1397 zu Königswürden<br />

in Skandinavien brachte. 1456 wurde in<br />

Greifswald die zweite Universität Nordeuropas<br />

gegründet.<br />

Im Jahre 1534 wurde auf dem Landtag zu<br />

Treptow an der Rega der christliche Glaube<br />

lutherischer Prägung endgültig mit einer<br />

Kirchenordnung für ganz Pommern eingeführt.<br />

Herzog war zu diesem Zeitpunkt Philipp<br />

I. Der letzte Pommernherzog aus dem<br />

Greifengeschlecht, Bogislaw XIV. (gestorben<br />

1637), hatte der Hohen Schule 1634 den früheren<br />

Besitz des Klosters Eldena geschenkt.<br />

Die wirtschaftliche Zerrüttung infolge der<br />

Kriege des 17. Jahrhunderts hat die Bildung


größerer Betriebe gefördert. Die Bauern wurden<br />

»gelegt«. Städte und Universität handelten,<br />

wenn in der Regel auch recht zögerlich,<br />

nicht anders als die Adligen. Die großen Güter,<br />

die Pommern prägten, entstanden. Zu<br />

den Adligen mit besonders großem Landbesitz<br />

gehörten die Familien Behr, Eickstedt<br />

und Schwerin.<br />

Im Frieden von Münster und Osnabrück,<br />

der den Dreißigjährigen Krieg 1648 beendete,<br />

wurde Pommern entgegen den alten<br />

Erbverträgen mit Brandenburg geteilt.<br />

Schweden erhielt Vorpommern mit allen<br />

drei Mündungen der Oder. Dazu kam ein<br />

Streifen ostwärts des Flusses bis etwa Stargard<br />

und Gollnow. Der Rest fiel an Brandenburg.<br />

Allerdings entstanden nur für Militär<br />

und Steuerwesen schwedische Behörden,<br />

sonst änderte sich nicht viel. Schwedisch-<br />

Pommern gehörte weiter dem Deutschen<br />

Reich an, der schwedische König war als<br />

pommerscher Herzog auf dem Reichstag<br />

sitz- und stimmberechtigt.<br />

Im Nordischen Krieg war Vorpommern 1715<br />

bis 1720 dänisch. Im Frieden von Stockholm<br />

erhielt Preußen das Land bis zur Peene,<br />

der Rest blieb bei Schweden. Der nunmehr<br />

preußische Teil hatte Teil an der Binnenkolonisation<br />

zur Zeit Friedrichs II., der ab<br />

1740 regierte, so z.B. im Thurbruch auf Usedom<br />

oder im Bereich des Amtes Königsholland.<br />

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />

beschleunigte sich die Gutsbildung<br />

noch einmal. Statt Frondienste leistender<br />

Bauern arbeiteten nun auf den Gütern immer<br />

mehr Lohn- und Deputatarbeiter. Land,<br />

Städte und Uni begannen, ihre Flächen an<br />

den Meistbietenden zu verpachten. Als Folge<br />

der Überführung der Güter vom Lehn-<br />

in Eigenbesitz (Allodifizierung) wurden ab<br />

1810/12 vermehrt Bürgerliche zu Gutsbesitzern.<br />

Rittergüter waren dabei im Normalfall<br />

nur allodifizierte Lehngüter. Um ihren Besitz<br />

zusammenzuhalten, gründeten Adlige<br />

Fideikommisse.<br />

Erst 1806 wurden mit Auflösung des Heiligen<br />

Römischen Reiches Deutscher Nationen<br />

westlich der Peene schwedisches Recht<br />

und die schwedische Verfassung durch Gustav<br />

II. Adolf eingeführt, die Leibeigenschaft<br />

der Bauern aufgehoben.<br />

Der Wiener Kongress 1815 brachte die Wiedervereinigung<br />

des ganzen Pommern. Für<br />

Neuvorpommern und Rügen bildeten die<br />

Preußen einen eigenen Regierungsbezirk mit<br />

Stralsund als Verwaltungssitz. Erst 1932 wurde<br />

dieser Stettin zugeschlagen. 1815 war die<br />

Oderstadt schon Hauptstadt des Kreises Anklam<br />

sowie auf dem Territorium des heutigen<br />

Großkreises mehr oder weniger großer Teile<br />

der Kreise Usedom-Wollin, Ueckermünde,<br />

Randow und Greifenhagen.<br />

Dass de jure 1807 auch in Altvorpommern erfolgte<br />

Ende der Leibeigenschaft unter preußischer<br />

Fahne war mit erheblichen Zahlungen<br />

oder Abtretung von Flächen an die Gutsherren<br />

verbunden. Viele Bauern, die nunmehr<br />

auf eigener Scholle wirtschafteten, konnten<br />

ihren Besitz nicht halten. 1876 besaßen 694<br />

Betriebe des Kreises Greifswald mit jeweils<br />

mehr als 100 Hektar Land 81 % der landwirtschaftlichen<br />

Nutzfläche. Trotz Aufhebung<br />

der Patrimonalgerichtsbarkeit 1849 und der<br />

Aufhebung der gutsherrlichen Polizei 1872<br />

besaß der Grundherr im Gutsbezirk immer<br />

noch Rechte. Neuvorpommern war durch<br />

hoch produktive Großbetriebe geprägt. Politisch<br />

versuchte man, dem Prozess der Bildung<br />

großer Güter statt Bauernwirtschaften<br />

entgegenzuwirken und kleinere Wirtschaften<br />

zu schaffen. So durch das Rentengutgesetz<br />

1890/91 und das Reichssiedlungsgesetz<br />

1919. In der Weimarer Republik entstanden<br />

im Kreis Anklam 88 Bauernwirtschaften.<br />

Noch 1925 fand die Hälfte aller Erwerbstätigen<br />

Pommerns in der Landwirtschaft Lohn<br />

und Brot.<br />

Ende der 1920er Jahre kämpften die Landwirte<br />

ums Überleben. 1927 betrug der Verschuldungsgrad<br />

gemessen am Gesamtvermö-<br />

9


Die Usedomer Bernsteinprinzessin Wenke Zastrau am<br />

Strand von Koserow, in den Händen einige prächtige<br />

Bernsteine haltend<br />

10<br />

gen bei 28 % der Eigenbetriebe schon über<br />

70 %. Bei den Pachtbetrieben war es noch<br />

schlimmer. Auch große Grundherren wie die<br />

Lüssower Voß-Wolffradts mussten nach und<br />

nach Teile ihres Besitzes verkaufen. Vermehrt<br />

entstanden Siedlungen. Nach 1933 profitierten<br />

besonders Mittel- und Vorpommern vom<br />

Ausbau der militärischen Infrastruktur, so<br />

beispielsweise Anklam, der Raum Eggesin<br />

und Greifswald. In Peenemünde entstand<br />

ein weltweit einmaliges Forschungszentrum.<br />

Anklam, Strasburg und Pasewalk wurden im<br />

Zweiten Weltkrieg schwer zerstört.<br />

Die Enteignung der Landwirtschaftsbetriebe<br />

1945 im Zuge der Bodenreform mit der<br />

Bildung von Neubauernwirtschaften sowie<br />

die spätere Gründung Landwirtschaftlicher<br />

Produktionsgenossenschaften haben das Gesicht<br />

der Dörfer in hohem Maße verändert.<br />

Zu grundlegenden Veränderungen führte die<br />

Aktion Rose 1953, die die Besitzverhältnisse<br />

in den Ostseebädern auf der Basis haltloser<br />

Anschuldigungen völlig zugunsten des Feriendienstes<br />

der Gewerkschaften (FDGB) veränderte.<br />

An der Beliebtheit der Ferieninsel<br />

Usedom hat das nichts geändert. In Sachen<br />

Bettenkapazität lagen Ahlbeck, Bansin und<br />

Heringsdorf in der DDR ganz vorn. Daneben<br />

gab es Industrialisierungsbestrebungen,<br />

wie sie sich in der Peenewerft Wolgast oder<br />

dem KKW Nord bei Lubmin zeigen. 1960<br />

hatte der »sozialistische Frühling«, die endgültige<br />

Durchsetzung der Bildung von LPG,<br />

erneut das Leben auf dem Land grundlegend<br />

verändert.<br />

Die Bodenreform wurde 1990 auf anderem<br />

Niveau durch das Ende aller sozialistischen<br />

Genossenschaften aufgehoben. Darüber<br />

hinaus erhielten die Städte und die Universität<br />

sowie »Gutsherren«, die weniger als 100 ha<br />

Land besessen hatten, ihr Eigentum zurück.<br />

Die neue Zeit brachte die Rettung von Häusern,<br />

einen Boom im Eigenheimbau, eine<br />

weit bessere Infrastruktur, eine Vielzahl von<br />

Einkaufsmöglichkeiten, aber auch das Ende<br />

vieler Betriebe, Arbeitslosigkeit, einen »Gebärstreik«<br />

und die Abwanderung von Einwohnern.<br />

Danksagung<br />

Die Erarbeitung des Buchmanuskriptes wäre<br />

ohne die Hilfe vieler Helfer nicht möglich<br />

gewesen. Pastoren öffneten die Kirchen,<br />

gaben Ratschläge und Tipps, Bürgermeister<br />

und Heimatfreunde führten durch ihre<br />

Heimatorte, Mitglieder früherer Gutsbesitzerfamilien<br />

und Ortschronisten halfen uneigennützig.<br />

Die Angaben in der Literatur<br />

weichen zum Teil sehr voneinander ab, selbst<br />

der »Dehio« und die Verzeichnisse der Bau-<br />

und Kunstdenkmale erwiesen sich nicht immer<br />

als zuverlässig. Im Zweifelsfall wurde in<br />

der Regel die Datierung der Heimatfreunde<br />

vor Ort gewählt.


Aus der Reihe all derjenigen, die die Erstellung<br />

des Manuskriptes unterstützten sei<br />

noch besonders gedankt, wobei die Ortsangabe<br />

derjenigen entspricht, wo der Autor<br />

die Helfer traf: Marion Adomat/Bansin,<br />

Martin Bartels/Dewichow, Günter Beyer/Anklam,<br />

Prof. Felix Biermann/Greifswald,<br />

Dr. Luwig Biewer/Berlin, Jim Brendel/Katzow,<br />

Hans Heß/Neuendorf, Daniel<br />

Kühlcke/Garz, Ingrid Cherubim/Hanshagen,<br />

Reinhold Garbe/Wusterhusen, Manfred<br />

Hering/Wackerow, Rudi Möller/Anklam,<br />

Friedemann Humburg/Kagendorf,<br />

Erhard Stelzig/Sarnow, Christian Mühldorfer-Vogt/Peenemünde,<br />

Heimatverein<br />

Penkun, Sieglinde Reincke/Wusseken, Lothar<br />

Labahn/Zinnowitz, Philipp Graffam/<br />

Lassan, Manfred Kanetzki/Peenemünde,<br />

Werner Kittel/Zinnowitz, Peter Wulfert/<br />

Karlsburg, Hans-Joachim Jeromin/Gützkow,<br />

Werner John/Ahlbeck, Barbara Süptitz/Ducherow,<br />

Volker Gummelt/Neuenkirchen,<br />

Dr. Irmfried Garbe/Bersekow,<br />

Hans-Joachim Krug/Neuenkirchen, Angela<br />

Krüger/Alt Teterin, David Wiechorek/Alt<br />

Teterin, Ruth Puchert/Dersekow,<br />

Wolfgang Breithaupt/Weitenhagen, Ivo Asmus/Greifswald,<br />

Gerd Panknin/Ahlbeck,<br />

Stefan Rahde/Pasewalk, Achim von Quistorp,<br />

Gerhard Schwaneberg/ Neu Käbelich,<br />

Prof. Thomas Terberger/Greifswald, Bernd<br />

Jordan/Lassan, Barbara Roggow/Wolgast,<br />

Wolf-Dietrich Paulsen/Gützkow, Erika<br />

Meyer/Stolpe, Rolf Bahler/Padderow,<br />

Hans-Henning Bär/Greifswald, Klaus-Joachim<br />

Freese/ früher Gristow, Dr. Wolfgang<br />

Arndt/Klein Zastrow, Reinhold Hartje/Groß<br />

Bünzow, Hans-Henning Holst/<br />

Stralsund, Dr. Gotthard Vogel/Schlatkow,<br />

Kerstin Klut/Lüssow, Rolf Lahrmann/<br />

Anklam, Siegmund Olm/Neuenkirchen,<br />

Dr. Henning Rischer/Loitz, Dietlind von<br />

Mertens, Dr. Dirk Schleinert/Magdeburg,<br />

Marita Gräfin von Schwerin, Hans Joseph<br />

Graf von Schwerin, Marcelle von Behr, Elsa<br />

Der gelernte Koch im Heringsdorfer Hotel<br />

Upstalboom, Diego Radke, präsentiert eine<br />

Spezialität aus Ziegenkäse, angerichtet mit Salat<br />

und gesundem Vollkornbrot<br />

Heim/Behrenhoff, Dr. Martin/Ducherow,<br />

Gunther Schulze/Zirchow, Friedrich von<br />

Kymmel/Morgenitz, Christel Schmidt/<br />

Hanshagen, Erhard Rusch/Heringsdorf,<br />

Horst-Dieter Wedel/Sarnow, Frau Handtke/Korswandt,<br />

Pastor Bartels/Dewichow,<br />

Winfried Wenzel/Koserow, Uwe Rieck/Vargatz,<br />

Norbert Sündermann/Neu Pudagla,<br />

Matthias Lietz/Lubmin, Karin Weber/<br />

Krien, Jens Wegner/Jarmen, Wolfgang<br />

Woy/Kröslin und all denen, die hier nicht<br />

aus böser Absicht vergessen wurden. Auch<br />

meinem Arbeitgeber, der Ostsee-Zeitung,<br />

der die Nutzung in der beruflichen Tätigkeit<br />

gesammelter Erkenntnisse gestattete,<br />

sei hier gedankt. Ganz besonders aber haben<br />

Heike und Konrad Oberdörfer dieses<br />

Projekt durch Begleitung bei den zahlreichen<br />

Reisen und bei der Erstellung des Manuskriptes<br />

auf den Weg gebracht.<br />

11


Die heimliche Hauptstadt Vorpommerns –<br />

Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald<br />

Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald<br />

ist der Leuchtturm Vorpommerns, die Kulturhauptstadt<br />

des Landesteils, ein Ort der Wissenschaft,<br />

der Biotechnologie, der Gesundheitswirtschaft<br />

und gemeinsam mit Stralsund<br />

ein Oberzentrum. Bedeutende Forschungseinrichtungen<br />

wie das Max-Planck-Institut für<br />

Plasmaphysik, das Leibniz-Institut für Plasmaforschung<br />

und Technologie, das Friedrich-<br />

Loeffler-Institut, das Bundesforschungsinstitut<br />

für Tiergesundheit haben hier ihren<br />

Sitz. Über 12.000 Studenten der Ernst-Moritz-Arndt-Universität<br />

sorgen für eine junge<br />

Atmosphäre in dem nach der Wende fein<br />

herausgeputzten Ort. 1250 erhielt er von Pommernherzog<br />

Wartislaw III. das lübische Recht<br />

verliehen, zwei Jahre zuvor war erstmals eine<br />

Marktsiedlung erwähnt worden. Schon im 13.<br />

Jahrhundert hat Greifswald, das damals an der<br />

Grenze Pommerns zum Fürstentum Rügen lag,<br />

geblüht und erlebte einen Bauboom, an den<br />

noch heute steinerne Zeugnisse, so Wohnhäuser<br />

am Markt, Teile der Stadtkirchen und die<br />

Stadtmauer, erinnern. Die bedeutende Hansestadt<br />

war wesentlich am Sieg der Pommern<br />

gegen die Mecklenburger in den Auseinandersetzungen<br />

nach dem Aussterben der Rügenfürsten<br />

1325 beteiligt. 1456 wurde Greifswald<br />

Universitätsstadt. An diesem bis heute nachwirkenden<br />

Ereignis war maßgeblich der reiche<br />

Kaufmann und Bürgermeister Heinrich<br />

Rubenow beteiligt, einer der bedeutendsten<br />

Greifswalder überhaupt. Er hat auch finanzi-<br />

Der Greifswalder Fischmarkt<br />

ell dazu beigetragen, dass die Bildungseinrichtung<br />

überhaupt gegründet werden konnte. Die<br />

Hohe Schule, die zweite im Ostseeraum, war<br />

nach dem Übergang an Schweden die älteste<br />

Hochschule der Skandinavier und ab 1815<br />

Preußens älteste Universität. Berlin hat ab Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts große Summen in die<br />

Bildungseinrichtungen investiert.<br />

1531 hielt Johannes Knipstro die erste evangelische<br />

Predigt in der Stadt. Infolge der Reformation<br />

erhielt die Stadt das Franziskaner-<br />

und das Dominikanerkloster. 1627 erreichte<br />

der Dreißigjährige Krieg Greifswald, an dessen<br />

Ende 1648 der Schwedenkönig auch ganz offiziell<br />

Landesherr wurde. Die Stadt wurde in<br />

die Kriege der nordischen Großmacht hineingezogen.<br />

Ruhiger wurde es erst, als Schweden<br />

aus dem bis 1720 andauernden Nordischen<br />

Krieg nachhaltig geschwächt hervorging. Mit<br />

geprägt bis in unsere Tage hat das Stadtbild als<br />

Baumeister der 1788 zum Universitätszeichenlehrer<br />

ernannte Johann Gottfried Quistorp.<br />

Zwar wurde in Greifswald 1832 die erste<br />

Schlämmkreidefabrik Deutschlands gegründet,<br />

aber eine industrielle Produktion hat den<br />

Ort niemals dominiert. In der Weimarer Republik<br />

schloss 1926 mit den Eisenbahnwerkstätten<br />

der letzte größere Produktionsbetrieb. Dabei<br />

hatte die Bevölkerung nach dem Anschluss<br />

an das Eisenbahnnetz 1863 stark zugenommen,<br />

insbesondere die Fleischervorstadt zeugt<br />

heute davon. 1913 wurde Greifswald erstmals<br />

kreisfrei. Dank des Engagements einer Reihe<br />

mutiger Männer wurde die Stadt am 30. April<br />

1945 kampflos an die Sowjetarmee übergeben<br />

und überstand den Zweiten Weltkrieg<br />

13


Die Ostseite des Greifswalder Marktes mit den prächtigen Giebelhäusern Markt 11 und 13<br />

14<br />

unversehrt. Ende der 1960er Jahre industrialisierte<br />

die DDR-Regierung die Universitätsstadt<br />

durch die Ansiedlung des Nachrichtenelektronikwerks<br />

Greifswald und des Kernkraftwerkes<br />

bei Lubmin. Die großen Plattenbaugebiete<br />

Schönwalde I und II, das Ostseeviertel Parkseite<br />

und das Ostseeviertel Ryckseite entstanden.<br />

1974 erhielt Greifswald die Kreisfreiheit<br />

zurück, die es nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

verloren hatte. Allerdings verfiel das Zentrum<br />

des wie Bernau und Gotha zur Modellstadt<br />

der Umgestaltung in der DDR avancierten<br />

Greifswald in den 1970er und 1980er Jahren<br />

zusehends. An der Nordseite des Marktes standen<br />

nur noch die Fassaden. Der Flächenabriss<br />

wurde durch die Wende gestoppt, die Stadt erstand<br />

dank vielfältigen Engagements und millionenschwerer<br />

Förderung in neuer Schönheit.<br />

Davon können sich Besucher bei einem Stadtrundgang<br />

überzeugen. Unserer beginnt in der<br />

zur 750-Jahr-Feier 2000 komplett umgestalteten<br />

Guten Stube. Mit den prächtigen gotischen<br />

Giebelhäusern Markt 11 und 13 stehen<br />

an der Ostseite zwei Zeugnisse des Repräsentationswillens<br />

vermögender Greifswalder des<br />

Mittelalters. Schon Ende des 13. Jahrhunderts<br />

stand nach den Untersuchungen der Bauhistoriker<br />

hier eine ganze Reihe stattlicher Giebelhäuser<br />

mit Backsteinfassaden. Das Haus<br />

Ecke Schuhhagen ist mit dem Schaffen des<br />

berühmtesten Sohnes der Stadt, mit dem romantischen<br />

Maler Caspar David Friedrich,<br />

verknüpft. Seinem Bruder gehörte dieses Gebäude,<br />

die Familie ist auf einem bekannten<br />

Aquarell des Greifswalder Marktes dargestellt.<br />

Es ist eine der Stationen eines ausgeschilderten<br />

Weges zu Orten, die mit dem Schaffen<br />

Friedrichs zusammenhängen. An der Südostecke<br />

liegt hinter dem nachwendischen Neubau<br />

des Rakower Hofs das Gelände des früheren<br />

Franziskanerklosters, des heutigen Pommerschen<br />

Landesmuseums, das 2005 eröffnet wurde.<br />

Dazu gehören die noch aus dem Mittelalter<br />

stammende Klosterbibliothek, die älteste<br />

Vorpommerns, die 1799 eingeweihte frühere<br />

Stadtschule (heute Gemäldegalerie) und das<br />

1843 bis 1845 errichtete frühere Altenheim.<br />

Alt und neu verbindet in gelungener Weise<br />

die gläserne Museumsstraße. Im Museum<br />

wird derzeit mit erstklassigen Ausstattungsstücken<br />

die pommersche Geschichte bis zum<br />

Vorabend des Ersten Weltkriegs dargestellt.


Dazu gehören berühmte Kunstwerke aus Universitätsbesitz,<br />

darunter die mittelalterlichen<br />

Zepter von 1456, der Rektormantel von 1619<br />

und der Croyteppich, eines der bedeutendsten<br />

künstlerischen Zeugnisse der Reformation<br />

überhaupt. In Lebensgröße sind Teilnehmer<br />

der Hochzeit des pommerschen Herzogs<br />

Philipp I. mit Maria von Sachsen dargestellt.<br />

Die Südseite des Marktes wird durch das<br />

frühere, 1896 eingeweihte Postgebäude dominiert,<br />

das zum Technischen Rathaus umgebaut<br />

wird. Auf dem Eckgrundstück Fleischerstraße<br />

ließ Franz Abb 1901/02 das<br />

seinerzeit größte Kaufhaus, heute Buchhandlung<br />

Weiland, bauen. An der Westseite<br />

des Marktes steht die Ratsapotheke, seit der<br />

Umgestaltung 1881 mit neugotischer Fassade.<br />

Das heutige, seit 2000 ochsenblutfarben<br />

gestrichene Rathaus wurde nach dem Nordischen<br />

Krieg im 18. Jahrhundert größtenteils<br />

neu errichtet. Es ist bei Hochzeitspaaren populär,<br />

denn hier kann man im kleineren Ratssitzungszimmer<br />

heiraten, dessen Wände mit<br />

acht Szenen aus einem Buch zur Geschichte<br />

der Welt von Johann Ludwig Gottfried geschmückt<br />

sind. Die Bronzetür des Rathauses<br />

ist ein Werk des 2011 verstorbenen Künstlers<br />

Jo Jastram, das den Widerstand gegen<br />

Links: Zum Pommerschen Landesmuseum<br />

gehört ein 1843 bis1845 gebautes Altenheim<br />

Rechts: Die Fußgängerzone Schuhhagen wird<br />

von der Marienkirche überragt<br />

den Nationalsozialismus illustriert. Jastram<br />

ist auch der Schöpfer der Figuren auf dem<br />

Fischmarkt, die ursprünglich in den 1980er<br />

Jahren auf dem Markt in einem größeren<br />

Ensemble ihren Platz finden sollten. Proteste<br />

von Bürgern, die ihr Unverständnis für die<br />

Aufstellung der neuen Plastik in einem Umfeld<br />

des Verfalls kritisierten, verhinderten das.<br />

1998 wurden einige Figuren auf dem Fischmarkt<br />

aufgestellt.<br />

Ecke Baderstraße steht am Fischmarkt mit<br />

Markt 25 ein stattliches Haus, das an großen<br />

mittelalterlichen Reichtum erinnert. Das<br />

Haus wurde schon in den 1340er Jahren errichtet,<br />

die Fassade stammt von 1861.<br />

Unser Weg führt von hier zum Preußenhof,<br />

einer der historisch bedeutendsten Greifswalder<br />

Stätten der Gastlichkeit und im 18. Jahrhundert<br />

Standort des ersten Cafés der Stadt.<br />

15


16<br />

In dem Nachbargebäude Baderstraße 2 wurde<br />

1621 Sibylla Schwarz geboren. Die Tochter<br />

eines Bürgermeisters ist eine der berühmtesten<br />

deutschen Barockdichterinnen und<br />

der weibliche Teil des Dreigestirns bedeutender<br />

Schriftsteller, die in Greifswald geboren<br />

wurden. Dazu gehören Hans Fallada, dessen<br />

Wohnhaus in der Steinstraße eine Gesellschaft<br />

nutzt, und Wolfgang Koeppen. Sein<br />

Geburtshaus in der Bahnhofstraße ist heute<br />

Sitz des Literaturzentrums Vorpommern. Zurück<br />

zum Rundgang. Gegenüber dem Preußenhof<br />

steht ein in der zweiten Hälfte des<br />

16. Jahrhunderts gebauter Speicher, der als<br />

Zeughaus der Stadt genutzt wurde.<br />

Von der Baderstraße geht es durch die Lappstraße<br />

Richtung Dom. An der Ecke steht die<br />

sogenannte Alte Apotheke, Sitz des Uniladens<br />

und der Verwaltung des Alfried Krupp<br />

Wissenschaftskollegs. Dessen 2002 eingeweihter<br />

Neubau mit Eingang von der Martin-Luther-Straße<br />

ist ein Ort, in dem für jedermann<br />

erstklassige geistige Kost geboten wird.<br />

An der Lappstraße steht seit 2010 ein über<br />

eine private Initiative errichtetes Denkmal für<br />

Caspar David Friedrich. An der Hauswand<br />

Richtung Lange Straße haben nach der Wende<br />

Greifswalder Künstler ein viel fotografiertes<br />

Gemälde zur Stadtgeschichte gestaltet. In<br />

der Domstraße stehen viele ehemalige Amtshäuser<br />

von Greifswalder Professoren, so die<br />

mit den Nummern 21 und 22.<br />

Die Domstraße 20 wurde 1833/34 als Oberlandesgericht<br />

gebaut und wird heute von den<br />

Unijuristen genutzt. Historisch noch bedeutsamer<br />

ist das 1711 eingeweihte Hinterhaus<br />

Domstraße 20a. Das seinerzeitige Hofgericht<br />

ist eines der wichtigsten Denkmale der schwedischen<br />

Großmachtzeit. Geprägt wird die<br />

Domstraße aber durch die mächtige, im Zusammenhang<br />

mit der Universitätsgründung<br />

baulich aufgewertete Nikolaikirche. Die 1653<br />

aufgesetzte Zwiebelhaube ist fast 100 Meter<br />

hoch. Der Innenraum ist nicht nur wegen der<br />

zahlreichen hochwertigen Kunstwerke unbe-<br />

dingt einen Besuch wert. In der Hauptpredigtkirche<br />

des Bischofs der Pommerschen Evangelischen<br />

Kirche finden noch heute große<br />

Festakte statt, sie ist der wichtigste Ort eines<br />

musikalischen Großereignisses, der Bachwoche.<br />

Der Greifswalder Architekt Gottlieb<br />

Christian Johann Giese ist für die prägende,<br />

1824 bis 1833 entstandene neugotischromantische<br />

Umgestaltung verantwortlich.<br />

Im Zuge der in den 1980er Jahren laufenden<br />

Umgestaltung, die in der Wiedereinweihung<br />

1989 im Beisein von DDR-Partei- und Staatschef<br />

Erich Honecker gipfelte, erfolgten Ergänzungen<br />

durch den Kieler Hans Kock, der<br />

unter anderem einen neuen Altar, einen neuen<br />

Taufstein und ein Kruzifix schuf. Die Fülle<br />

herausragender Ausstattungsstücke kann<br />

hier nur ansatzweise erwähnt werden. Dazu<br />

gehören mittelalterliche Malereien, mehr als<br />

300 Grabsteine und Fragmente sowie zahlreiche<br />

Epitaphien und Gemälde. Um 1460 ist<br />

das universitätsgeschichtlich bedeutsame Gemälde<br />

entstanden, das den Hochschulgründer<br />

Rubenow mit sechs Professoren zeigt.<br />

Auf dem Epitaph des Bürgermeisters Christian<br />

Schwarz ist auch die erwähnte Sibylla<br />

Schwarz zu sehen. Ein Epitaph und ein Grabstein<br />

erinnern an den Juraprofessor Joachim<br />

Stephani, der durch die Kurzformel »Wessen<br />

Land, dessen Religion« den Augsburger Religionsfrieden<br />

auf den Punkt brachte. Wie der<br />

Dom nach Umgestaltung wenige Jahrzehnte<br />

nach der Reformation aussah, das lässt sich<br />

im Bereich der Sakristei nachvollziehen. Es<br />

ist ein hochinteressanter Ort. An der Wand<br />

wurden 2010 die Zeichnung eines Wals, der<br />

1545 in Wieck strandete, sowie eine im 15.<br />

Jahrhundert entstandene Ritzzeichnung, die<br />

wohl die Verfolgung eines jungen Mannes<br />

durch einen Polizisten zeigt, entdeckt. Darüber<br />

zog jetzt erneut die höchst wertvolle<br />

Bibliothek des Greifswalder Geistlichen<br />

Ministeriums ein. 21 Kapellen umgeben die<br />

Innenseite der Kirche. In der mit einer eindrucksvollen<br />

Schauwand geschmückten Ka-


pelle der Medizinprofessoren Lembke und<br />

Scheffel werden teilweise reich verzierte Zinksärge<br />

verwahrt. Darunter ist das Totenmöbel<br />

des schwedischen Generals Burchard Müller<br />

von der Lühne, der 1659 Greifswald erfolgreich<br />

gegen brandenburgische Truppen verteidigte.<br />

Der Deckel des Sarkophags seines<br />

Sohnes Carl Leonhardt Müller von der Lühne<br />

wird seit März 2012 in Kapelle V gezeigt.<br />

Er war Generalleutnant und Mitglied der Regierung<br />

Schwedisch-Pommerns. In der »Bürgermeisterkapelle«<br />

wurden die Urkunden des<br />

Domkapitels und der Universität verwahrt.<br />

Nach dem Verlassen des Doms kommt man<br />

im Verlauf der Domstraße Richtung Osten<br />

unter anderem an den kleinen Häusern<br />

für Bedienstete der Nikolaikirche, Domstraße<br />

15 bis 18, vorbei. Zum Innenstadtcampus<br />

der Universität ist es nur ein kleines<br />

Stück. Ein Hingucker ist das 1856 zur<br />

400-Jahr-Feier eingeweihte größte frei stehende<br />

Denkmal Deutschlands aus galvanisiertem<br />

Zinkguss. Den Entwurf lieferte<br />

Friedrich August Stüler. Das Denkmal zeigt<br />

in einem Medaillon den Universitätsgründer<br />

Heinrich Rubenow. Die Sitzfiguren<br />

sind Vertreter der vier seit 1456 bestehenden<br />

Fakultäten, also der Artisten (Philosophische),<br />

Juristen, Mediziner und Theologen,<br />

darunter Ernst Moritz Arndt, dessen<br />

Namen die Hochschule seit 1933 trägt. Stehend<br />

werden universitätsgeschichtlich bedeutende<br />

Herrscher wie die Pommernherzöge<br />

Wartislaw IX., der zur Gründungszeit<br />

regierte, und Bogislaw XIV., der 1634 die<br />

Universität zur Hochschule mit dem größten<br />

Grundbesitz in Deutschland machte,<br />

gewürdigt. An dem zur 550-Jahr-Feier 2006<br />

neu gestalteten Rubenowplatz steht das barocke<br />

Hauptgebäude. Es wurde 1747 bis<br />

1750 nach Plänen des vielseitigen Universitätsprofessors<br />

Andreas Mayer gebaut. Zu<br />

den Glanzlichtern im Innern gehören der<br />

Konzilsaal im pompejanischen Stil mit den<br />

vor allem von Wilhelm Titel gemalten Pro-<br />

Der Ostgiebel der Marienkirche sucht an der gesamten<br />

Ostseeküste seinesgleichen<br />

fessorenporträts und die alte Aula, der heutige<br />

Konferenzsaal, im Erdgeschoss. Über<br />

dieser liegt die frühere Bibliothek, seit 1882<br />

Aula. Der stimmungsvolle Raum mit seinem<br />

von Jacob Freese geschaffenen plastischen<br />

Schmuck, den Gemälden und dem<br />

von dem Jugendstilkünstler Heinrich Vogeler<br />

zur 450-Jahr-Feier 1906 geschaffenen<br />

Rektorstuhl ist unbedingt besuchenswert.<br />

Die Aula ist der Namensgeber eines Romans<br />

von Hermann Kant, der in der DDR<br />

Schullektüre war. Teil der von der Kustodie<br />

angebotenen Führungen sind auch die im<br />

ursprünglichen Zustand erhaltenen Hörsäle<br />

im angrenzenden, 1886 eingeweihten<br />

Auditorium Maximum. Es gehört zum bemerkenswerten<br />

Bestand von Universitätsgebäuden<br />

mit Klinkerfassaden, die in der Kaiserzeit<br />

gebaut wurden. Im Anbau befinden<br />

sich zwei bis zum Ersten Weltkrieg genutzte<br />

Karzerräume. Besonders der obere ist<br />

reich mit Wappen studentischer Verbindungen,<br />

Inschriften und anderen Bildern geschmückt.<br />

Es ist das einzige Zeugnis kaiserzeitlichen<br />

Disziplinarrechts für Studenten<br />

nördlich von Göttingen. Am historischen<br />

Universitätshof stehen noch die ebenfalls<br />

verklinkerten Gebäude der früheren Augenklinik<br />

(1888 eingeweiht) inklusive ehemaliger<br />

Seh-Schule (Prüfungsamt) und des eins-<br />

17


18<br />

Das Rubenowdenkmal wurde zur 400-Jahr-Feier der Universität eingeweiht. Der Entwurf stammt von<br />

Friedrich August Stüler. Das Medaillon zeigt den ersten Rektor und Greifswalder Bürgermeister Heinrich<br />

Rubenow. An einer Ecke sitzt Ernst Moritz Arndt, dessen Namen die Hochschule seit 1933 trägt<br />

tigen Instituts für Physik (1891 eingeweiht)<br />

mit der Sternwarte sowie dahinter der Putzbau<br />

des Historischen Institutes. Die Pläne<br />

für die alte Universitätsbibliothek, die 1882<br />

übergeben wurde, gegenüber dem Hörsaalgebäude<br />

an der Rubenowstraße, stammen<br />

von keinem Geringeren als Martin Gropius,<br />

der auch die Berliner Kunstgewerbeschule<br />

schuf. Daneben steht die heutige Germanistik,<br />

das Gebäude wurde bis 1888 als<br />

Physiologisches Institut gebaut. Von hier<br />

sind es nur ein paar Schritte zur katholischen<br />

Probsteikirche St. Joseph. Der 1871<br />

geweihte Backsteinbau wurde nicht zuletzt<br />

durch Spenden katholischer Studenten ermöglicht.<br />

Zur Innenausstattung gehört ein<br />

Kreuzweg des Gleiwitzers Martin Pautsch.<br />

Er wurde durch den später von den Nationalsozialisten<br />

ermordeten Pfarrer Alfons<br />

Maria Wachsmann 1928 in Auftrag gege-


en. Ihm ist auch ein Denkmal unmittelbar<br />

am Wall gewidmet, das die DDR-CDU<br />

in Auftrag gab.<br />

Auf dem Weg vom Unihauptgebäude weiter<br />

durch die Domstraße kommt man am alten<br />

Pfarrhaus (Nummer 9) und Küsterhaus<br />

(Nummer 8) aus dem 18. Jahrhundert vorbei,<br />

die seit vielen Jahrzehnten von der Universität<br />

genutzt werden. Gegenüber steht die<br />

kleinste der drei mittelalterlichen Stadtpfarrkirchen<br />

St. Jacobi. Die Innenausstattung des<br />

von den napoleonischen Besatzern als Bäckerei<br />

und Proviantmagazin missbrauchten<br />

Gotteshauses stammt größtenteils aus der<br />

Zeit der durchgreifenden Umgestaltung in<br />

der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />

Auf der Südseite der Domstraße steht das<br />

1857/58 gebaute und später veränderte<br />

Schwurgerichtsgebäude, das in der DDR<br />

dem Ministerium für Staatssicherheit als<br />

Sitz diente. Glanzpunkt im Innern des heute<br />

von Landesverfassungsgericht, Oberverwaltungsgericht<br />

und Verwaltungsgericht<br />

genutzten Gebäudes ist der Schwurgerichtssaal<br />

mit 13 Gemälden von Richtern, die am<br />

höchsten Gericht für die schwedischen Besitzungen<br />

im Heiligen Römischen Reich Deutscher<br />

Nation tätig waren. Dieses zog Anfang<br />

des 19. Jahrhunderts nach Greifswald.<br />

Am Ende der Domstraße wurde 1994/95 das<br />

Projekt »Wohnen in der Mauer« verwirklicht.<br />

Von hier aus können zwei Wege zurück zum<br />

Markt genommen werden. Wer es besonders<br />

grün mag, der wählt den Weg über den Wall,<br />

vorbei an erhaltenen Teilen der Stadtmauer<br />

und dem Stadtgraben. Dieser schon wegen<br />

des schönen Baumbestandes besuchenswerte<br />

Spazierweg wurde vor über 200 Jahren gestaltet.<br />

Unter anderem kommt man am früheren<br />

Lyzeum vorbei, heute Haus II des Friedrich-<br />

Ludwig-Jahn-Gymnasiums. Der Neostilbau<br />

des Universitätsbaumeisters Gustav Müller<br />

dient seit 1872 Unterrichtszwecken. Das<br />

Haus I steht seit 1870 am Wall, Höhe der Fleischerstraße,<br />

und ist ein Neorenaissancebau.<br />

Wer lieber Geschäfte und Gaststätten mag, der<br />

entscheidet sich ab Ende der Domstraße für<br />

die Lange Straße, Teil des Greifswalder Boulevards.<br />

Dabei ist gleich am Anfang ein Abstecher<br />

am Amts- und Finanzgerichtsgebäude,<br />

das 1881/82 als Sol- und Moorbad gebaut wurde,<br />

zum Tierpark möglich. Es ist eine schön<br />

gestaltete Anlage, die nach dem Greifswalder<br />

Geografieprofessor Credner benannt wurde.<br />

Das Quartier Lange Straße/Ecke Turmgasse<br />

ist der authentische Ort für alle Caspar-David-<br />

Friedrich-Fans schlechthin und lädt nach 2011<br />

vollendeter Umgestaltung zum Besuch der<br />

Ausstellung und der Galerie ein. Hier, in der<br />

Langen Straße 47, steht das Geburtshaus des<br />

Sohnes eines Seifensieders und Kerzenziehers.<br />

Das heutige Gebäude wurde 1902 nach einem<br />

Brand gebaut. Das historische Hinterhaus, die<br />

Friedrich’sche Seifensiederei und Lichtgießerwerkstatt,<br />

blieb erhalten. Schon 2004 wurde<br />

hier eine Schauwerkstatt eröffnet. Beim Gang<br />

durch die Lange Straße ist ein Abstecher in<br />

die Wollweberstraße, Richtung Loefflerstraße,<br />

zu empfehlen. Hier befindet sich ein in dieser<br />

Geschlossenheit wohl einmaliger Komplex<br />

preußischer Klinikbauten, die zwischen 1856<br />

und 1907 gebaut wurden. Die Medizinische,<br />

Chirurgische und die Frauenklinik werden bis<br />

2020 für die Geisteswissenschaften umgebaut.<br />

Wichtigster Architekt war der Universitätsbaumeister<br />

Gustav Müller. Die auch wegen der<br />

erhaltenen Inneneinrichtung und der herausragenden<br />

anatomischen und pathologischen<br />

Sammlungen beeindruckenden Gebäude der<br />

Anatomen, Pathologen und Pharmakologen<br />

werden auch in Zukunft von der Medizinischen<br />

Fakultät genutzt.<br />

Das bemerkenswerteste Gebäude in der Langen<br />

Straße ist das Soziokulturelle Zentrum<br />

St. Spiritus. Es ist ein Ensemble in mehreren<br />

Jahrhunderten entstandener Häuser des<br />

früheren, 1262 erstmals erwähnten Heilgeistklosters<br />

an der Ecke Rotgerberstraße. Dazu<br />

gehören unter anderem die frühere Kirche<br />

und der malerische Hof mit den kleinen<br />

19


20<br />

Fachwerkreihenhäusern des 18. Jahrhunderts<br />

und das 1740 bis 1744 gebaute Haupthaus<br />

mit seiner klassizistischen Fassade. 1821 wurde<br />

der Erweiterungsbau Ecke Rotgerberstraße<br />

seiner Bestimmung übergeben.<br />

Erwähnt werden soll in der Langen Straße<br />

auch die Nummer 55. Das Haus ließ der<br />

im Zusammenhang mit dem Dom genannte<br />

Burchard Müller von der Lühne erbauen.<br />

Das dank der neugotischen Malereien von<br />

1864 auffällige Haus der Rats- und Universitätsbuchhandlung,<br />

Lange Straße 77, ist im<br />

Kern eines der am besten erhaltenen hanseatischen<br />

Giebelhäuser mit Kemladen. Es wurde<br />

1306 bis 1308 gebaut. 1837 zog der erste<br />

Buchhändler ein.<br />

Vom Markt führt die Knopfstraße zum Museumshafen.<br />

Die Plattenbauten stammen aus<br />

der Zeit der Umgestaltung des Stadtzentrums<br />

in der DDR. Ingesamt gilt die nach der Wende<br />

zum Boulevard umgestaltete Knopfstraße als<br />

eine der besten städtebaulichen Leistungen des<br />

Arbeiter- und Bauernstaates bei der Umgestaltung<br />

einer historischen Stadt. Der am bis zur<br />

Steinbeckerbrücke aufgestauten Ryck gelegene<br />

Museumshafen ist mit über 40 historischen<br />

Schiffen in Deutschland die Nummer 1 und<br />

einer der beliebtesten Freizeittreffs nicht nur<br />

der Greifswalder. Über die neue Fußgängerbrücke<br />

kann man auf die Nordseite gelangen.<br />

Das Büro des Hafenmeisters befindet sich auf<br />

der Südseite, im Ende des 13. Jahrhunderts<br />

gebauten Fangenturm, einem Teil der mittelalterlichen<br />

Stadtbefestigung. Einige Speicher<br />

auf der Südseite, darunter der stadtbildprägende<br />

von 1938 an der Marienstraße, erinnern am<br />

Flussufer daran, dass sich hier bis zur Wende<br />

der Wirtschaftshafen Greifswalds befand. Über<br />

die Brüggstraße geht es zurück zur »dicken Marie«.<br />

Auch diese Kirche, deren Bau im 13. Jahrhundert<br />

begonnen wurde, ist ein Denkmal von<br />

nationaler Bedeutung. Die Hallenkirche ohne<br />

gesonderten Chor wird durch einen imponierenden<br />

maßwerkgeschmückten Ostgiebel geprägt.<br />

Im 14. Jahrhundert wurde die Annenka-<br />

pelle angefügt. Eingemauerte Kugeln erinnern<br />

an die Belagerung durch den Großen Kurfürsten<br />

im 17. Jahrhundert, der seinen Anspruch<br />

auf Vorpommern mit Gewalt durchsetzen wollte.<br />

Das Gotteshaus bewahrt eine Reihe bemerkenswerter<br />

Kunstwerke. Dazu gehört die Vorhalle,<br />

die wahrscheinlich am besten erhaltene<br />

mittelalterliche Gerichtshalle in Europa. Am<br />

südlichen Turmpfeiler steht der einzige noch<br />

vorhandene Gedenkstein für den 1462 ermordeten<br />

Universitätsgründer Heinrich Rubenow.<br />

Unter den vorhandenen Kunstwerken, darunter<br />

schöne gotische Wandmalereien, verdient<br />

die ungewöhnlich reich geschmückte Eichenholz-Kanzel<br />

von 1587 unbedingt Beachtung.<br />

Das Werk Joachim Mekelenborgs, an dem auch<br />

die Reformatoren Luther, Melanchthon und<br />

Bugenhagen verewigt sind, ist in dieser Pracht<br />

einmalig in Mecklenburg-Vorpommern. Der<br />

Predigtstuhl wurde von drei Greifswalder Familien<br />

gestiftet. Bemerkenswert ist der Altar, eine<br />

Kopie von Correggios Heiliger Nacht aus dem<br />

Jahre 1807. Der Maler ist August von Klinkowström,<br />

ein Freund von Caspar David Friedrich<br />

und Philipp Otto Runge. Die prächtige Schauwand<br />

des Hofgerichtsassessors Franz von Essen<br />

von 1714, die sich heute in der südlichen<br />

Turmseitenhalle befindet, stammt wahrscheinlich<br />

aus der Werkstatt des bedeutenden Berliner<br />

Barockkünstlers An dreas Schlüter, um ein<br />

weiteres Highlight zu nennen. Unweit befindet<br />

sich das Gemälde, das den 1545 in Wieck<br />

gestrandeten Wal darstellt. So eine Darstellung<br />

gibt es auf dem alten Kontinent nur noch einmal,<br />

wie erwähnt, in St. Nikolai. Allerdings ist<br />

diese Malerei weit besser erhalten, möglicherweise<br />

wurde sie auch bei späteren Restaurierungen<br />

verändert. Der gestrandete Wal erreichte<br />

damals ein europäisches Medienecho.<br />

Der Weg führt jetzt von der Marienkirche zurück<br />

zur Fußgängerzone, zum Schuhhagen.<br />

Hier müssen sich Besucher entscheiden, ob sie<br />

gleich zum Markt zurück oder über die Straße<br />

Am Mühlentor zum Neuen Campus der<br />

Hochschule am Beitzplatz gehen wollen. Die-


ser Weg führt an der 1975 eingeweihten Mensa<br />

am Wall, dem früheren Haus der Freimaurerloge<br />

»Carl zu den drei Greifen« (Gaststätte)<br />

und dem Haus der einst exklusivsten Greifswalder<br />

Studentenverbindung (Am Mühlentor<br />

2, jetzt Klinik) vorbei. Es wurde 1928 für das<br />

Corps Pomerania gebaut. Bevor es über den<br />

Platz der Freiheit, im Volksmund »Europakreuzung«,<br />

zum Theater sowie der benachbarten<br />

Stadthalle geht, lohnt ein Blick auf die 1891<br />

eingeweihte frühere Kaserne des dritten Bataillons<br />

des Infanterieregiments Prinz Moritz von<br />

Anhalt-Dessau Nummer 42, einen Ziegelrohbau<br />

im Tudorstil. Heute haben hier Landesarchiv<br />

und Schulamt ihren Sitz. Das Haus Lange<br />

Reihe 1 war Mensa und Krankenhaus der Fußsoldaten.<br />

Diese Gebäude gehören zu den zahleichen<br />

Erinnerungen an den einstigen Militärstandort<br />

Greifswald. So stehen beispielsweise in<br />

der Beimlerstraße noch die Wohngebäude der<br />

ab 1937 gebauten Graf-von-Schwerin-Kaserne.<br />

Der Komplex Theater/Stadthalle wurde<br />

1915 eingeweiht. Im Vorgarten sprudelt seit<br />

2011 der von dem Wiecker Künstler Heinrich<br />

Zenichowski gefertigte Greifenbrunnen.<br />

In der Mühlentorvorstadt stehen viele<br />

Häuser im Heimatschutzstil, der vor dem<br />

Ersten Weltkrieg populär war. An zwei der<br />

Reichswehrhäuser der Rudolf-Petershagen-Allee<br />

erinnern Gedenktafeln an Wohnhäusern<br />

an mutige Männer, die in besonderer Weise<br />

an der kampflosen Übergabe Greifswalds<br />

an die Rote Armee beteiligt waren. Es sind<br />

der Kampfkommandant Rudolf Petershagen<br />

und der seinerzeitige Direktor der Medizinischen<br />

Kliniken, Gerhardt Katsch. Gleich<br />

am Anfang der Petershagenallee steht das in<br />

den 1920er Jahren errichtete Haus des Bischofs<br />

der Pommerschen Evangelischen Kirche.<br />

Nach der Abtretung Stettins an Polen<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Greifswald<br />

Sitz des Bischofs.<br />

Im Rosengarten illustriert das dritte Greifswalder<br />

Kunstwerk von Jo Jastram, eine Brunnenplastik<br />

von 1972/73, das Thema Baden. Die<br />

Das barocke Hauptgebäude der Universität am<br />

Rubenowplatz wurde aus Anlass der 550-Jahr-Feier<br />

saniert und in einem Grauton gestrichen<br />

1954 bis 1958 errichteten benachbarten Häuser<br />

sind mit Sternzeichen-Sgraffiti verziert. Vom<br />

Rosengarten sind es nur noch ein paar Schritte<br />

zum neuen Universitätsgelände, dessen Bebauung<br />

zum größten Teil aus den Jahrzehnten<br />

nach 1990 stammt. Am Eingang stehen die<br />

voll verglaste, architekturpreisgekrönte neue<br />

Zahnklinik von 2007 und das Biotechnikum<br />

(1996). Es folgen das Leibniz-Institut für Plasmaforschung<br />

und Technologie und die Klinik<br />

für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten. Diese gehört<br />

zur ersten Ausbaustufe der 1920er Jahre.<br />

Ab 1926 sollte mit Unterstützung des damaligen<br />

Oberbürgermeisters Max Fleischmann<br />

die Universitätsmedizin an den Stadtrand<br />

verlegt werden. Damals wurden im Wesentlichen<br />

nur die HNO-Klinik und die Hautklinik<br />

errichtet. Am Weg zum Berthold-Beitz-<br />

Platz stehen noch die Institute für Biochemie<br />

und Physik. Dahinter entstand das neue Zentrum<br />

für Pharmakologie, Pharmazie und experimentelle<br />

Therapie. Derzeit überragendes<br />

Gebäude ist die neue Universitätsbibliothek.<br />

Eine neue Mensa wird zum Wintersemester<br />

2012/13 eröffnet. Sie steht neben dem vor der<br />

Vollendung stehenden neuen Universitätsklinikum,<br />

einer der modernsten Einrichtungen<br />

ihrer Art in Europa. Bund und Land investieren<br />

über 250 Millionen Euro. Unser Rundgang<br />

führt über die Friedrich-Ludwig-Jahn-Stra-<br />

21


22<br />

ße zum ab 1934 angelegten Arboretum, einer<br />

Oase der Ruhe. Daneben stehen die Gebäude<br />

des schlossartig angelegten Komplexes der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen<br />

Fakultät,<br />

die nach der 500-Jahr-Feier der Universität gebaut<br />

wurden. Einen Blick wert ist die Verbindung<br />

von DDR-Wappen und Uniwappen am<br />

Hauptgebäude dieser Anlage. Der Weg führt<br />

von hier durch das Ryckwäldchen zum Fluss<br />

auf den Treidelpfad zum Museumshafen und<br />

dann weiter zurück zum Markt über den Museumshafen.<br />

An den Wurthen kann man zum<br />

denkmalgeschützten Alten Friedhof mit einer<br />

Vielzahl historisch bedeutsamer Grabdenkmale<br />

gehen. Er wurde 1818 nach Plänen Quistorps<br />

angelegt. Besonders bemerkenswert sind die<br />

Mausoleen bedeutender Greifswalder Familien.<br />

Die Schütze’sche Gruftkapelle von 1886<br />

ist mit Freimaurersymbolen geschmückt, das<br />

hat Seltenheitswert.<br />

Greifswald hat mehr als diesen Stadtrundgang<br />

zu bieten. Dazu gehört der von der Altstadt<br />

durch einen Fußgängertunnel von der Bahnhofstraße<br />

zu erreichende Botanische Garten<br />

mit seinen Gewächshäusern, in denen auch<br />

tropische Pflanzen und sehr viele Orchideen<br />

gezeigt werden. Die Straße, an der sich die Anlage<br />

befindet, wurde nach Julius Münter benannt.<br />

Der Botanikprofessor legte den Garten<br />

hier neu an, weil er wegen der Errichtung<br />

des Instituts für Physik und der Augenklinik<br />

in der Kaiserzeit von seinem ursprünglichen<br />

Standort auf dem Innenhof des Hauptgebäudes<br />

an den damaligen Stadtrand verlegt wurde.<br />

Auch die vor über sieben Jahrzehnten eingemeindeten<br />

Vororte Eldena, Wieck und auch<br />

Ladebow haben einiges für Touristen zu bieten.<br />

In Ladebow ist die 1937 eingeweihte, gut<br />

erhaltene und denkmalgeschützte Siedlung des<br />

Fliegerhorstes Greifswald Richtung Wampen<br />

einen Spaziergang wert. Von den in den 1930er<br />

Jahren errichteten militärischen Anlagen steht<br />

fast nichts mehr. Malerisch ist das nahe Ladebow<br />

gelegene Wieck mit seinen gut erhaltenen<br />

und sanierten Fischer- und Schifferhäu-<br />

sern. Wieck ist eine echte Perle, die nach der<br />

Wende aufpoliert wurde. Der malerische Ort<br />

wurde schon zu DDR-Zeiten komplett unter<br />

Denkmalschutz gestellt. In der 1885 eingeweihten<br />

Backsteinkirche gibt es ein Votivschiff von<br />

1868 und den aus dem 17. Jahrhundert stammenden<br />

Altaraufsatz mit einigen biblisch-maritimen<br />

Motiven aus dem Vorgängerbau zu<br />

bewundern. Besonders anziehend auf Besucher<br />

wirkt die von modernen Skulpturen geschmückte<br />

Strandpromenade mit der Gaststätte<br />

Utkiek (Ausguck) am Ende. Am Weg<br />

dorthin lohnt ein Blick auf das 1839 gebaute<br />

Kapitänshaus, das heutige Hafenamt. Die<br />

angebrachten Sturmflutmarken reichen bis<br />

2,64 Meter. Das war 1872, und damals starben<br />

neun Menschen. Der heutige Utkiek in<br />

Form eines Schiffsrumpfes mit dem 12 Meter<br />

hohen Turm wurde 1997 eingeweiht. Anfang<br />

2011 begann der Bau eines Sperrwerks<br />

im Fluss. Es gehört zu den in den letzten Jahren<br />

begonnenen Sturmflutschutzbauwerken<br />

für Greifswald. Unter den in Wieck beheimateten<br />

Schiffen ist die »Greif« das bekannteste.<br />

Der Rahsegler wurde 1951 in Dienst gestellt<br />

und fuhr unter dem Namen »Wilhelm Pieck«<br />

als Segelschulschiff der DDR. Heute gehört<br />

er der Stadt Greifswald und liegt auf der gegenüberliegenden<br />

Ryck-Seite nahe dem Maritimen<br />

Jugenddorf Wieck. Die beliebte Einrichtung<br />

nutzt auch Gebäude, die in der DDR von<br />

der Marineschule »August Lütjens« der Gesellschaft<br />

für Sport und Technik genutzt wurde.<br />

Eine Klappbrücke von 1887, sie ist eines der<br />

beliebtesten Fotomotive, verbindet Eldena<br />

mit Wieck. Jede Stunde wird die für den normalen<br />

Fahrzeugverkehr gesperrte Holzkonstruktion<br />

geöffnet, damit Schiffe aus Richtung<br />

Altstadt in die Dänische Wiek gelangen<br />

können und umgekehrt. Hier liegen die Fahrzeuge<br />

der Wiecker Fischer. Der massige Bau<br />

des Wiecker Brückenhofs, der 2012 fertiggestellt<br />

wird, hat diesen Bereich nachhaltig verändert.<br />

Das trifft auch auf den neuen Deich<br />

zu, der auf der Südseite des Ryck das dortige


Die 1887 eingeweihte Wiecker Klappbrücke öffnet jede Stunde für den Schiffsverkehr<br />

Strandbad Eldena heute mit prägt. Die dank<br />

flachen Wassers bei Familien sehr beliebte<br />

Anlage wurde 1971/72 angelegt.<br />

In Eldena steht am Weg zurück in die Stadt an<br />

der Ecke Wolgaster Landstraße eine nach der<br />

Wende wieder aufgebaute Bockwindmühle.<br />

Der Vorgänger war 1972 regelrecht zusammengebrochen.<br />

Nur noch wenige Bauten erinnern<br />

in Eldena an die 1835 gegründete Landwirtschaftliche<br />

Schule, zu ihrer Zeit eine vorbildliche<br />

Einrichtung und ein einzigartiges Architekturensemble.<br />

Zu den erhaltenen Gebäuden<br />

gehört das heutige Forstamt Hainstraße 5, ursprünglich<br />

Kollegiengebäude, das 1836 bezogen<br />

wurde. Hainstraße 22, 24 und 26 waren<br />

Adressen von Lehrkräften und Studenten. In<br />

Eldena ist ein Spaziergang zu dem am Ortsrand<br />

gelegenen Elisenhain, einem Laubwald,<br />

der größtenteils unter Naturschutz steht,<br />

lohnend. Namensgeberin war die aus Bayern<br />

stammende Frau Friedrich Wilhelms IV.<br />

Hauptanziehungspunkt von Eldena sind aber<br />

die Ruinen des 1199 gegründeten Zisterzienserklosters.<br />

Caspar David Friedrich hat sie<br />

mit seiner Kunst berühmt gemacht und zur<br />

Rettung von Teilen der zum Abriss freigegebenen<br />

Anlage beigetragen. Preußenkönig Friedrich<br />

Wilhelm IV. hat sich dafür persönlich<br />

eingesetzt. Teile der Kirche und der Klausur<br />

können daher noch heute bewundert werden.<br />

Interessant sind auch die Grabplatten, darunter<br />

fünf für Äbte. An der Westwand der früheren<br />

Sakristei befindet sich die zu Stein gewordene<br />

Erinnerung an Nikolaus Friso und<br />

seine Frau. Sie wurde spätestens 1299 gefertigt<br />

und könnte damit die älteste Grabplatte<br />

Vorpommerns sein. Auf dem Gelände steht<br />

ein früherer Pferdestall, die sogenannte Klosterscheune.<br />

Sie wurde für eine neue Nutzung,<br />

beispielsweise eine Ausstellung, saniert. Das<br />

heutige Bild prägen Umbauten der Jahre 1840<br />

bis 1842 unter Leitung des Universitätsbaumeisters<br />

Carl August Peter Menzel, eines außerordentlich<br />

innovativen Architekten.<br />

Interesse verdient unter den großen Plattenbaugebieten<br />

das Ostseeviertel Parkseite, das<br />

man auf dem Weg von Eldena zurück in die<br />

Altstadt durchquert. Es gilt dank Abriss und<br />

Rückbau und folgender Neugestaltung als eines<br />

der gelungensten Beispiele des Stadtumbaus<br />

Ost in Deutschland. Die dafür verausgabten<br />

Fördergelder sollen eigentlich dazu führen,<br />

dass nicht gefragte Wohnungen vom Markt genommen<br />

werden. Greifswald wächst allerdings<br />

laut Prognose, das ist eine große Ausnahme<br />

im Nordosten.<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!