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Tessin

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meinrestaurant<br />

Das Magazin zum Schweizer Gastroführer guide-bleu.ch Nullnummer<br />

MUSTER-AUSGABE<br />

Ruedihus in Kandersteg<br />

Ganz nach Grosis Geschmack<br />

Mezzanotte<br />

Ein Merlot zum Träumen<br />

guide-bleu.ch<br />

Der Gastroführer 2007 ist da<br />

<strong>Tessin</strong><br />

Das Locarnese und seine Täler – mehr als nur Salametti und Polenta


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Wie die Pilze aus<br />

dem Boden…<br />

Schon wieder ein neues Gastro-Magazin, werden<br />

Sie denken. Nach „Salz & Pfeffer“, „Saison-Küche“,<br />

„Annemarie’s Kochen“ und der Schweizer Illustrierten-<br />

Beilage „al dente“ nun auch noch „Mein Restaurant“.<br />

Braucht es das?<br />

Und wie es uns braucht! Jedoch nicht, um Rezepte<br />

nachzukochen. Auch nicht, um als Feierabend-Geniesser<br />

die Reifestadien französischer Ziegenkäse<br />

unterscheiden zu können und schon gar nicht, um zu<br />

erfahren, welche Weine aus dem Nappa Valley zurzeit<br />

trinkbereit sind.<br />

„Mein Restaurant“ bekennt sich zur Schweiz. Zu einheimischen<br />

Produkten und Gastronomen, die noch<br />

damit umzugehen wissen. Uns interessiert die Randenwurst<br />

aus dem Walliser Saastal genauso, wie die<br />

vom Aussterben bedrohte Bondola-Traube im <strong>Tessin</strong><br />

(vgl. Report). Und vor allem interessieren uns jene<br />

Restaurants, Dorf- und Landbeizen, wo diese und<br />

andere Schweizer Spezialitäten nach wie vor in einem<br />

einladenden Ambiente und von ausgebildetem Servicepersonal<br />

angeboten werden.<br />

Kurz: Unser Ziel ist es, den Leserinnen und Lesern<br />

das „Auswärtsessen“ wieder schmackhaft zu machen,<br />

in dem wir Betriebe vorstellen, in denen nicht primär<br />

dekoriert, sondern gekocht wird – und in denen die<br />

Preise auf der Menukarte nicht nach den Sternen an<br />

der Eingangstüre gemacht werden.<br />

In diesem Sinne: Guten Appetit!<br />

Bon appetit! Buon appetito!<br />

Herzlich Ihre<br />

Nicole Amrein<br />

Redaktionsleiterin<br />

Editorial<br />

IMPRESSUM<br />

Verlag: Brunner AG, Druck und Medien, Arsenalstrasse 24, CH-6010 Kriens/Luzern Inserate: Brunner Verlag AG, Knut Kaulitz, Direktwahl 041 318 34 85 Fax 041 318 34 70, k.kaulitz@bag.ch, www.guide-bleu.ch<br />

Konzept und Redaktion: T.O.P. Media-Verlag (Nicole und Hans R. Amrein) Grafi sche Umsetzung: gestaltungsraum42.ch (Patick Baeriswyl)<br />

3 meinrestaurant


www.schweizerfleisch.ch<br />

Und wo ist mein<br />

Rippli?<br />

Alles andere ist Beilage.


*) Diese Beiträge wurden für die 0-Nummer umgesetzt<br />

6<br />

18<br />

22<br />

Kurz & bündig<br />

Neues aus der Schweizer Gastro-Szene<br />

Mein Restaurant im <strong>Tessin</strong>*<br />

Das Locarnese und seine Täler –<br />

mehr als nur Grotti und Polenta<br />

Koch der Saison*<br />

Im Ruedihus in Kandersteg kocht<br />

René F. Mäder ganz nach Grosis Geschmack<br />

guide-bleu aktuell<br />

Der Gastroführer 2007 ist da!<br />

Spezial<br />

Wie viel Wasser ist gesund?<br />

Küche<br />

Kein Formaggini zu klein, um ein Leckeres zu sein<br />

Tabak<br />

100 Jahre Zino Davidoff: Exklusive<br />

Zigarrenkreationen zum Jubiläum<br />

Essen & mehr*<br />

Ferienart Spa & Resort: In Saas-Fee lädt ein Hotel der<br />

besonderen Art mit nicht weniger als fünf Restaurants<br />

26 18<br />

22 6<br />

26<br />

31<br />

Keller*<br />

Mezzanotte: Ein Merlot zum Verlieben<br />

Wein-Tipps aus dem <strong>Tessin</strong> für jedes Budget<br />

Aus aller Welt<br />

Wie in den Ferien: Mitten in Zürich lockt im „Sultan“<br />

arabische Küche und orientalische Gastgeberkultur<br />

Stammtisch<br />

Darf ich Spargeln von Hand essen? – und zehn weitere<br />

Fragen zum richtigen Benehmen im Restaurant<br />

Zu Gast<br />

Gastro-Profi Herbert Huber über mexikanische<br />

Wochen im tiefsten Emmental<br />

Rund um den Tisch<br />

Machen Blumen noch schöner?<br />

Die Solo-Vasen aus der Glasi Hergiswil<br />

Nachgeschenkt*<br />

Wie viel Teller braucht das Essen?<br />

Kolumne von Nicole Amrein.<br />

Register<br />

Die guide-bleu-Restaurants<br />

des Jahres 2006 im Überblick<br />

Inhalt<br />

5 meinrestaurant


Das Locarnese<br />

und seine Täler<br />

Das werden<br />

köstliche Ferien!<br />

Obwohl es die <strong>Tessin</strong>er Küche streng genommen gar nicht<br />

gibt, mundet sie hervorragend – im verträumten Grotto genauso<br />

wie im feinen Ristorante. Man muss nur wissen wo.<br />

Kirchturm von Ronco s. Ascona


Grotto Pozzasc, Maggiatal<br />

Piazza Motta, Ascona<br />

«Ascona, wo die<br />

Schweiz Italien küsst»<br />

7 meinrestaurant


meinrestaurant<br />

8<br />

Fischvariation im<br />

Restaurant La Brezza,<br />

Hotel Eden Roc, Ascona<br />

Es gibt mit Sicherheit mehr <strong>Tessin</strong>-Touristen,<br />

die nicht wissen, wie die Hauptstadt des<br />

Südkantons heisst, als solche, die während<br />

ihres Aufenthalts nicht mindestens ein Mal<br />

der Seepromenade von Ascona entlang fl anieren<br />

– beäugt von all jenen, die den Spiessroutenlauf<br />

bereits hinter sich gebracht haben und nun über den<br />

Rand ihrer Cappuccino-Tassen hinweg Kommentare<br />

zu Modeerscheinungen aller Art abgeben.<br />

Sehen und gesehen werden gehört zu Ascona, wie um<br />

1900 die Lebensreformer auf den Monte Verità. Diesen<br />

Querdenkern aus dem Norden ist es im Wesentlichen<br />

zuzuschreiben, dass Ascona zum Trendreiseziel<br />

für Besserverdiener wurde. Davon zeugen heute noch<br />

zahlreiche Edelboutiquen, die im XXL-Format ebenso<br />

in Paris, London und New York zu fi nden sind.<br />

Längst hat der internationale Allerweltsgeschmack auch<br />

in den Ristoranti auf der Piazza Motta Einzug gehalten,<br />

darf sich – mit Sicht auf den See – am Salatbüffet bedienen,<br />

wer immer Lust auf Kidney-Bohnen, Dosenmais<br />

und ähnliche Convenience-Produkte verspürt. Und natürlich<br />

steht auch ein Topf mit französischer Salatsauce<br />

bereit, so viel Tribut an die Grande Nation muss<br />

sein, nachdem hier – inklusive der Kellner – fast jeder<br />

Deutsch spricht.<br />

Wer zur Abwechslung gerne auch mal ein paar italienische<br />

Worte hört, eventuell sogar die einheimische Küche<br />

einem Curry-Gericht vorzieht, tut gut daran, sich<br />

in die pittoreske Altstadt zurückzuziehen. Auch wenn<br />

Mauro in der Osteria Baldoria auf den ersten Blick<br />

nicht den Eindruck erweckt, als würde er sich über Ihren<br />

Besuch freuen – seien Sie versichert, dass er es Ihnen<br />

an nichts mangeln lässt – ausser an der Speisekarte.<br />

Wer nach ihr verlangt, wird postwendend zu Moro in<br />

die Küche geschickt, wo inmitten eines sympathischen<br />

Durcheinanders ein glatzköpfi ger Mann mit dicker<br />

schwarzer Brille Polenta kocht. Sollten Sie, an ihren<br />

Holztisch zurückgekehrt, auf die Idee kommen, Mauro<br />

zu fragen, welche Art Fleisch da in der Pfanne vor sich<br />

hingebrutzelt habe, dürfen Sie nicht überrascht sein,<br />

ein „fragen Sie besser nicht“ zur Antwort zu kriegen.


Derweilen Sie noch über die tiefere Bedeutung seiner<br />

Worte nachdenken, stellt Mauro Ihnen bereits wortlos<br />

ein Holzbrett vom Nachbartisch hin, bestückt mit<br />

<strong>Tessin</strong>er Salami, an denen Sie sich gütlich tun können.<br />

Gleiches gilt für den Käse, der nach einem Pastagang<br />

und der Hauptspeise ebenfalls die Runde durchs Lokal<br />

macht – sofern nicht gerade das Licht ausgeht, weil<br />

Moro wieder einmal vergessen hat, das Zahlwerk mit<br />

einem Fünffrankenstück zu füttern.<br />

Als Widergutmachung gibt’s zum Kaffee einen ordentlichen<br />

Grappa (die Flasche steht auf dem Tisch) und<br />

selbst gemachte Torte della Nonna, wenn denn auf<br />

dem Blech noch etwas übrig geblieben ist. Falls nicht,<br />

dürfen Sie sich damit trösten, den eigentlichen Höhepunkt<br />

dieses Essens noch vor sich zu haben. Dann,<br />

wenn Mauro sich mit der Ernsthaftigkeit eines eidgenössisch<br />

diplomierten Buchhalters vor den Tisch stellt<br />

und anfängt, auf seiner alten elektrischen Rechenmaschine<br />

herumzutippen. Was genau die Zahlen auf dem<br />

Kassen-Zettelchen zu bedeuten haben, braucht Sie<br />

nicht zu interessieren. Denn unter uns gesagt: Im Bal-<br />

doria kostet das Essen immer plus/minus 35 Franken,<br />

Wasser, Wein sowie Grappa inklusive – und das, wohlgemerkt,<br />

mitten im Nobelferienort Ascona!<br />

Gleich vier Fünfsterne-Häuser buhlen im Fünftausend-<br />

Seelen-Dorf um die Gunst der zahlungskräftigen Kundschaft,<br />

ein jedes auf seine Weise: Das Castello del Sole mit<br />

eigenem Bauernbetrieb und dem grössten Hotelpark der<br />

Schweiz; das Albergo Giardino mit rosaroter Romantik<br />

und Schweizer Illustrierten-Prominenz; das Park Hotel<br />

Delta mit familienfreundlichem Rahmenprogramm und<br />

das Eden Roc mit einem 20-Millionen-Wellnesstempel,<br />

entworfen vom <strong>Tessin</strong>er Stararchitekten Mario Botta.<br />

Selbst, wenn die „See-Oase“ von Botta erst noch hochgezogen<br />

werden muss, bei der Perfektion, die Hotelmanager<br />

Daniel J. Ziegler an den Tag legt, steht ausser<br />

Zweifel, dass im Eden Roc mehr als ein Abklatsch bereits<br />

umgesetzter Wohlfühl-Konzepte am Entstehen ist.<br />

Nicht von ungefähr wurde Ziegler vom Wirtschaftsmagazin<br />

Bilanz zum „Hotelier des Jahres“ gewählt. Und<br />

sein Haus führt immer wieder die Rangliste der besten<br />

Schweizer Ferienhotels an. ➔<br />

Mein Restaurant im <strong>Tessin</strong><br />

Impressionen aus der<br />

Osteria Baldoria, Ascona<br />

9 meinrestaurant


meinrestaurant<br />

10<br />

Mein Restaurant im <strong>Tessin</strong><br />

Kaffeekultur im Ristorante<br />

della Stazione, Intragna<br />

Letztere Auszeichnung hat das Eden Roc wohl weniger<br />

für seine Fassade erhalten, als viel mehr für die von<br />

allen Angestellten mitgetragene Philosophie, wonach<br />

kein Gästewunsch unerfüllt bleiben soll. Nun braucht<br />

man aber nicht gleich ein Hotelzimmer oder gar eine<br />

Suite zu bewohnen, um den Luxus der ungeteilten Aufmerksamkeit<br />

zu erfahren. Es reicht durchaus ein Essen,<br />

mit Vorzug im La Brezza, jedoch nicht, weil es das am<br />

höchsten bewertete der drei hoteleigenen Restaurants<br />

ist, sondern weil hier Maitre Giovanni Ferraris für den<br />

Service verantwortlich zeichnet.<br />

Selten ein Restaurateur, der es mit solch spielerischer<br />

Leichtigkeit schafft, zuvorkommend, aber nicht anbiedernd<br />

zu sein. Dabei ist Giovanni Ferraris gerade mal<br />

sechsundzwanzig Jahre jung, aus dem Centovalli stammend,<br />

mit dem unbändigen Willen, den Gast zu überraschen<br />

– zum Beispiel mit Limetten- und Tomatenbutter<br />

zur Brotauswahl, drei verschiedenen Reibkäsesorten<br />

zum Pasta-Gang (Petersilienravioli in ihrem Schaum).<br />

Zur Hauptspeise empfi ehlt Küchenchef Rolf Karpf<br />

wahlweise rosa gebratenes Lammkarree auf einem<br />

Blätterteigtörtchen, pochiertes Steinbuttfi let im Zucchetti-Mantel<br />

oder glasierte Entenbrust auf Gemüse-Glasnudeln<br />

in Kokosmilch. Es folgt, von Maitre<br />

Ferraris im Detail erläutert, ein Käsewagen, der in<br />

Sachen Italien quasi allumfassend ist, weshalb der<br />

geneigte Gast auch eher darüber hinweg schaut, dass<br />

mitten im <strong>Tessin</strong> kein einziges Formaggini im Angebot<br />

steht, hingegen aber Schokoladenkuchen zum<br />

Kaffee gereicht wird, wo man sich doch in der Heimat<br />

der Amaretti befi ndet.<br />

Zwölf Kilo Mandel-Eiweiß-Zuckermasse verarbeitet<br />

Fabio Solari von der Pasticceria Zanzottera im<br />

Sommer täglich. Dass seine Amaretti so begehrt und<br />

so berühmt sind, schreibt der Tea Room-Besitzer aus<br />

Brissago den geriebenen Aprikosenkernen zu, die dem<br />

Gebäck einen leicht bitteren Geschmack verleihen.<br />

Vor allem bei Deutschschweizern beliebt: die Amaretti<br />

col Kirsch, ein zur ultimativen Kalorienbombe ausgebautes<br />

Doppel-Amaretto, getränkt mit Kirschwasser,<br />

gefüllt mit Buttercreme und getüncht in dunkler Schokolade.<br />

Man tut gut dran, sich beim Naschen etwas zurückzuhalten,<br />

wer nach dem Pasticceria-Besuch dem unscheinbaren<br />

Wegweiser Osteria Borei folgen will, weit<br />

und weiter den Hügel hinauf bis endlich, nach etwa<br />

sechs Kilometern, ein Bauernhof und ein kleines Häuschen<br />

mit Steintischen und Pergola auftauchen. Spätestens<br />

auf dem Parkplatz werden Sie anhalten, den Fotoapparat<br />

im Anschlag, um die grandiose Aussicht über<br />

den Lago Maggiore festzuhalten. Ein Mal über Ascona,<br />

die Brissago-Inseln und in Richtung Luino geknipst, ist<br />

es höchste Zeit, das Auto so hinzustellen, dass auch<br />

noch andere Gäste parken können – hoffentlich nicht<br />

solche, die wohl wissend reserviert haben, während<br />

Sie vergeblich nach einem Platz auf der Terrasse suchen,<br />

den Duft von Risotto in der Nase.<br />

Fiorella Battistessa gibt dem Reis Safran und Rotwein<br />

bei, wie das vor 34 Jahren schon ihre Mutter gemacht<br />

hat. Damals arbeitete Fiorella noch im Service,<br />

was heute ihre Tochter Sara tut. Die Einundzwanzigjährige<br />

könnte glatt als nächste Miss Schweiz ➔


«Amaretti, die süsse<br />

<strong>Tessin</strong>er Verführung»


meinrestaurant<br />

12<br />

Mein Restaurant im <strong>Tessin</strong><br />

kandidieren – gut, dass sie es nicht tut und sich stattdessen<br />

um die Gäste kümmert, während ihr Herzbube<br />

Danny in der Küche mithilft. Gross ist die Speisekarte<br />

im Borei nicht, dafür sind die Speisen frisch, das Fleisch<br />

für den Brassatto stammt aus dem eigenen Bauernhof<br />

und der Käse – von Fiorellas Bruder gemacht – aus<br />

dem Blegno-Tal. Dazu eine Flasche Rifl essi d’Epoca<br />

2003, übrigens der Lieblingswein der Chefi n, und die<br />

Welt ist in wunderbarer Weise in Ordnung.<br />

Nun muss man aber dem Himmel nicht gar so nah sein,<br />

um es sich in Brissago gut gehen zu lassen. Mitten im<br />

stark befahrenen Städtchen, mit einer lauschigen Terrasse<br />

im Innenhof, befi ndet sich das Al Giardinetto.<br />

Dort, im Geburtshaus von Angelo Conte Rossini, erweist<br />

sich Rolf Heiniger als würdiger Nachfolger des<br />

vor dreizehn Jahren verstorbenen <strong>Tessin</strong>er Spitzenkochs<br />

(zwei Michelin-Sterne). Allein in der Küche,<br />

arbeitet Heiniger ausschliesslich mit Spitzenprodukten,<br />

weshalb freitags der Fisch auf der Karte auch mal<br />

fehlen darf, weil der angebotene Zander aus dem Lago<br />

Maggiore der strengen Qualitätskontrolle des Padrone<br />

nicht standhalten mochte.<br />

Das Giardinetto – nur abends geöffnet, dafür auch<br />

im Winter – besticht durch Schlichtheit, im Interieur<br />

genauso wie im Service, dem sich Heinigers Ehefrau<br />

Petra annimmt. Die gebürtige Deutsche aus Düsseldorf<br />

schlägt keine Purzelbäume am Tisch, berät schnörkel-<br />

los, manchmal vielleicht einen Tick zu burschikos, aber<br />

stets freundlich und höchst kompetent. Erstaunlich,<br />

was das Ehepaar ohne jede Hilfe Dritter leistet und<br />

wie moderat die Preise für eine gehobene Gastronomie<br />

dieser Art ausfallen. Alle Hauptspeisen kosten unter<br />

vierzig Franken, so auch die im Ofen geschmorten<br />

Kalbsbäckchen mit getrockneten Tomaten und Capellini-Teigwaren<br />

oder das offene Saltimboca vom Kalb<br />

mit Marsalasauce, Gemüse und kleinen Kartoffeln.<br />

In Sachen Kalbfl eisch lohnt sich immer auch ein Ausfl ug<br />

nach Intragna (Centovalli). Die Brüder Nicola und Fabio<br />

Freddi (Fratelli Freddi) gehören zu den wenigen <strong>Tessin</strong>er<br />

Metzgern, die noch selber schlachten dürfen. Butterweich<br />

sind die Milchkalbsteaks, die bei Da Agnese im<br />

Hotel Stazione mit sautierten Pilzen und hausgemachten<br />

Butternudeln gereicht werden. Bestechend zart auch die<br />

Piccata vom Filetstück, begleitet von <strong>Tessin</strong>er Risotto, der<br />

hier höchst wirkungsvoll in einem ausgehöhlten Käselaib<br />

an den Tisch kommt, so wie Agnese Broggini es am<br />

liebsten hat. Von vielen als „Urgestein der <strong>Tessin</strong>er Gastronomieszene“<br />

bezeichnet, will die umtriebige Deutschschweizerin<br />

seit nun mehr zweiundvierzig Jahren nicht<br />

weniger, als ihre Gäste begeistern. Dafür steht sie scheinbar<br />

mühelos sechzehn Stunden am Tag im Betrieb, jenem<br />

Haus direkt an der Bahnstation von Intragna, das sie,<br />

unterstützt durch ihren Gatten Fabrizio, mit viel Engagement,<br />

Geschmack und Liebe zum Detail zu dem gemacht<br />

hat, was es heute ist: ein Kleinod gepfl egter Gastlichkeit.


Nur wenige Kilometer weiter in Richtung Lago Maggiore,<br />

dort wo das Centovalli-Bähnchen scharf rechts<br />

in Richtung Locarno abbiegt, um nicht im Maggiatal<br />

zu landen, befi ndet sich Ponte Brolla. Unter hart gesottenen<br />

Kletterern ist der Weiler für seine Steilwände<br />

bekannt, in Geniesser-Kreisen für seine Restaurant-<br />

Dichte. Auf geschätzte zwanzig Einwohner kommen<br />

hier sage und schreibe sechs Lokale, darunter so viel<br />

gelobte wie das „Da Enzo“ und das „Centovalli“, wo<br />

es laut zahlreichen Überlieferungen den besten Risotto<br />

der Südschweiz geben soll.<br />

Zwischen diesen beiden Häusern, ähnlich dem Schinken<br />

im Sandwich, liegt unter Kastanienbäumen verborgen<br />

das Ristorante Al Castagneto von Roberto und<br />

Emma Codiferro. Der weit gereiste Bündner (hat unter<br />

anderem in Israel und Schweden gearbeitet) und seine<br />

Südtiroler Ehefrau führen den Betrieb seit neun Jahren,<br />

mit Erfolg bei Einheimischen wie Touristen, sind doch<br />

die Preise klein und die Portionen gross.<br />

Das Al Castagneto indes nur auf sein ausgezeichnetes<br />

Preis-Leistungsverhältnis zu reduzieren, wäre unzulänglich.<br />

Die zur Vorspeise bestellten Gnocchi sind<br />

wirklich noch von Hand gemacht, schmecken wunderbar<br />

nach Kartoffeln und einem Hauch Muskatnuss,<br />

während sich die Gorgonzolasauce dezent im Hintergrund<br />

hält. Löblich auch das Cordon bleu, ob nun im<br />

Jumbo-Format (400 Gramm) oder für den normalen ➔<br />

guide-bleu-Adresse direkt an<br />

der Bahnstation in Intragna:<br />

Zu Agnese Broggini (Ristorante<br />

della Stazione) pilgern<br />

Geniesser aus ganz Europa.<br />

Bild o.: Seeforelle aus dem<br />

Lago Maggiore.<br />

13 meinrestaurant


«Geduld ist wohl die<br />

wichtigste Zutat fürs Gelingen<br />

der Polenta»


Hunger (250 Gramm): das Fleisch ist dünn geklopft<br />

und bis zu den Rändern hin gefüllt, die Panade frisch<br />

und nicht vor Fett triefend. Unbedingt erwähnenswert<br />

auch der aufmerksame Service, dem es unter anderem<br />

zu verdanken ist, dass die Gäste zu jeder Jahreszeit gerne<br />

ins Al Castagneto zurückkehren.<br />

Leider nur von April bis Oktober geöffnet hat das<br />

Grotto Pozzasc in Peccia. Leider deshalb, weil<br />

man „Plinias Spezzatino“ eigentlich mindestens ein<br />

Mal wöchentlich geniessen möchte, auch wenn die<br />

Köchin ihr köstliches Ragout am Ende einer Saison<br />

kaum noch riechen mag. Mal abgesehen davon<br />

braucht es die Wintermonate, damit Fernando zu<br />

Hause in Maggia die Salumeria für das nächste Jahr<br />

machen kann, schliesslich werden pünktlich auf Ostern<br />

wieder zuhauf hungrige Münder zu stopfen sein<br />

– vorausgesetzt, die Strasse zum Haus ist dann bereits<br />

wieder befahrbar.<br />

Denn eines sei jedem Grotto-Liebhaber vorneweg gesagt:<br />

Das Pozzasc liegt abseits, nicht bloss ein paar Kilometer<br />

von Locarno entfernt, sondern richtig weit weg,<br />

sozusagen zuhinterst im Maggiatal. Doch wer den Weg<br />

als Ziel nimmt und selbst die letzten dreihundert Meter<br />

Naturstrasse nicht fürchtet, wird diesen Ort lieben. Die<br />

Granittische über dem glasklaren Teich, den Kupferkessel<br />

über dem Holzfeuer, wo die Polenta kocht – das<br />

Grotto Pozzasc wäre das perfekte Idyll, gemacht für<br />

einen <strong>Tessin</strong>-Werbespot, wenn nur die bunten Reklame-<br />

Sonnenschirme nicht wären. Jene pothässlichen Konstrukte,<br />

die auch auf der Piazza Grande von Locarno<br />

wie Giftpilze aus dem Kopfsteinpfl asterboden ragen<br />

und massgeblich zur Verschandelung des schönsten<br />

Stadtplatzes der Schweiz beitragen.<br />

Nun möchte der sich für eine regionale Marktküche<br />

interessierte Gast aber nicht zwingend auf der Piazza<br />

eine Pizza essen, weshalb sich das Locanda Locarnese<br />

geradezu aufdrängt. In der Via Bossi 1 gelegen, nur wenige<br />

Schritte vom Zentrum entfernt, begeistern Persyo<br />

Cadlolo und Andrea Cingari mit einer frischen, italienisch<br />

geprägten Küche. Ebenfalls in der Locarneser<br />

Altstadt befi ndet sich das Bistrot Latino, mittags wie<br />

abends eine 1-A-Adresse, sowohl was das Essen wie<br />

auch die Betreuung am Tisch betrifft.<br />

Etwas weniger hip, jedoch stets einen Besuch wert: das<br />

Centenario in Locarno-Muralto, wo Gerard Perriard<br />

eine traditionelle, französische Küche zelebriert, die in<br />

Klassikern wie Gänseleber, Jakobsmuscheln und Rinderfi<br />

let gipfelt. Das siebengängige Menu kostet, mit direkter<br />

Sicht auf den See, 130 Franken; am Mittag wird<br />

auch ein verhältnismässig preiswerter Drei-Gänger<br />

für 58 Franken angeboten. Wobei es sich von selbst<br />

versteht, dass Heidi Perriard, die Gattin des Meisters,<br />

immer die entsprechenden Weine parat hält.<br />

So, wie im Al Portico auf der gegenüberliegenden Seeseite<br />

stets Käsekuchen, Fischknusperli und Wienerschnitzel<br />

auf der Karte stehen – ausser im November<br />

und Dezember, da ist bei Iris und Pasquale Progano-<br />

Stockreiter thailändisches Essen angesagt, für all jene,<br />

die der <strong>Tessin</strong>er Küche überdrüssig geworden sind… ■<br />

Mein Restaurant im <strong>Tessin</strong><br />

Regionale Wurst- und<br />

Käsespezialitäten im Grotto<br />

Pozzasc, Peccia (Maggiatal)<br />

15 meinrestaurant


meinrestaurant<br />

16<br />

Mein Restaurant im <strong>Tessin</strong><br />

Für SIE notiert<br />

traditionell &<br />

bodenständig<br />

Al Castagneto<br />

6652 Ponte Brolla<br />

Tel: 091 796 14 19<br />

Mittwoch geschlossen,<br />

Donnerstag ab 17 Uhr geöffnet<br />

Osteria Borei<br />

Piodina<br />

Via Ghiridone<br />

6614 Brissago<br />

Tel: 091 793 01 95<br />

Donnerstag geschlossen<br />

einfach &<br />

preiswert<br />

Osteria Baldoria<br />

Via S. Ombono 9<br />

6612 Ascona<br />

Tel: 091 791 32 98<br />

Grotto Pozzasc<br />

6695 Peccia (Maggiatal)<br />

Tel: 091 755 16 04<br />

Montag geschlossen<br />

Ristorante al Portico<br />

Stada Cantonale<br />

6576 Gerra-Gambarogno<br />

Tel: 091 794 22 12<br />

www.alportico.ch<br />

elegant &<br />

stilvoll<br />

Locanda Barbarossa<br />

Castello del Sole<br />

Via Muraccio 142<br />

6612 Ascona<br />

Tel: 091 791 02 02<br />

www.castellodelsole.ch<br />

Da „Agnese“<br />

Stazione<br />

6655 Intragna<br />

Tel: 091 796 12 12<br />

Osteria Al Giardinetto<br />

Muro degli Ottevi<br />

6614 Brissago<br />

Tel: 091 793 31 21<br />

Mittags und Mittwoch<br />

geschlossen<br />

trendig &<br />

begehrt<br />

Bistrot Latino<br />

Via Marcacci 9<br />

6600 Locarno<br />

Tel: 091 751 01 70<br />

Sonntag geschlossen<br />

La Brezza<br />

Hotel Eden Roc<br />

Via Albarelle<br />

6612 Ascona<br />

Tel: 091 785 71 71<br />

Delta Beach Lounge<br />

Via Lido 82<br />

6612 Ascona<br />

Tel: 091 791 40 60<br />

Täglich von 11.00 bis 01.00 Uhr<br />

Vom guide-bleu.ch<br />

ausgezeichnete<br />

Restaurants 2007<br />

Ristorante Aerodromo<br />

„da Silvio“<br />

Via Aerodromo 3<br />

6612 Ascona<br />

Tel: 091 791 13 73<br />

Den Limoncello macht die<br />

Gastgeberin noch selbst<br />

Ascolago<br />

Via Albarelle 6<br />

6612 Ascona<br />

Tel: 091 785 82 00<br />

Eine der schönsten<br />

Seeterrassen in Ascona<br />

Antico Ristorante<br />

Borromeo<br />

Via Collegio 16<br />

6612 Ascona<br />

Tel: 091 791 92 81<br />

Lauschiger Innenhof, gute<br />

Fischküche<br />

Hosteria San Pietro<br />

Contrada Maggiore 6<br />

6612 Ascona<br />

Tel: 091 791 39 76<br />

Eine Oase der Ruhe mitten in<br />

der Altstadt<br />

Locanda dell´ Oste<br />

Via G. Motta 7<br />

6612 Ascona<br />

Tel: 079 236 63 94<br />

Täglich hausgemachte Pasta<br />

Roccobello<br />

Ronco<br />

6576 Gerra (Gambarogno)<br />

Tel: 091 794 16 19<br />

Klein und fein<br />

Centenario<br />

Lungolago<br />

6600 Locarno<br />

Tel: 091 743 82 22<br />

Ausgezeichnete Küche<br />

direkt an der Promenade<br />

Costa<br />

Azzurra<br />

Via Bastoria 13<br />

6600 Locarno-Solduno<br />

Tel: 091 751 38 02<br />

Idyllisch an der Maggia<br />

gelegen<br />

Osteria dell´<br />

Enoteca<br />

Contrada Maggiore 24<br />

6616 Losone<br />

Tel: 091 791 78 17<br />

Glück hat, wer einen der<br />

neun Tische erobern kann<br />

Il Paradiso<br />

Sopra Locarno<br />

6644 Orselina<br />

Tel: 091 743 46 45<br />

Herzliche Stimmung,<br />

aufmerksamer Service<br />

Centovalli<br />

Ponte Brolla<br />

6652 Tegna<br />

Tel: 091 796 14 44<br />

Man sagt, hier werde der<br />

beste Risotto serviert …<br />

Da Enzo<br />

6652 Tegna<br />

Tel: 091 796 14 75<br />

Top-Adresse für Geniesser


Hotels<br />

Agriturismo<br />

Amorosa<br />

Ein lauschiger Platz mitten in<br />

den Weinbergen, unweit von<br />

Bellinzona. Das rustikale Haus<br />

bietet neben zehn raffi niert<br />

eingerichteten Zimmern (u. a.<br />

Badewanne in Granit gemeisselt)<br />

auch ein stimmungsvolles<br />

Restaurant. DZ ab Fr. 240.--<br />

6515 Gudo-Sementina<br />

Tel: 091 840 29 50<br />

Cà Vegia<br />

Zu einem Landgasthaus umgebautes<br />

<strong>Tessin</strong>er Patrizierhaus<br />

aus dem 17. Jahrhundert mit<br />

Fresken und alten Steinböden.<br />

Liegt mitten im Dörfchen Golino<br />

(Centovalli). DZ ab Fr. 120.--<br />

6656 Golino<br />

Tel: 091 796 12 67<br />

Eden Roc<br />

Nicht umsonst immer wieder<br />

als bestes Ferienhotel der<br />

Schweiz (5 Sterne) ausgezeichnet.<br />

Im Winter attraktive Preise<br />

für Sonnenhungrige.<br />

DZ ab Fr. 480.--<br />

Via Albanella<br />

6612 Ascona<br />

Tel: 091 785 71 71<br />

www.edenroc.ch<br />

Metzger Franchino Ferrini<br />

(seine Würste sind schon<br />

von Papst Johannes gelobt<br />

worden!)<br />

Einkaufen<br />

Warum sind Amaretti nicht rund? „Weil sie“, so Fabio Solari von der Pas-Pasticceria<br />

Zanzottera in Brissago, „nach dem Kühlen von Hand auf das<br />

Backblech gelegt werden – so entsteht die typische Amaretti-Form.“<br />

Pasticceria<br />

Zanzottera<br />

Süss, süsser, Zanzottera. Die<br />

Amaretti und der Panettone<br />

(mit oder ohne Schokoladenhülle<br />

erhältlich) schmecken im<br />

traditionellen Tea Room genau<br />

so gut wie zu Hause.<br />

Via R. Leoncavallo 38<br />

6614 Brissago<br />

Tel: 091 793 15 50<br />

Marcelleria Efra<br />

Franchino Ferrinis <strong>Tessin</strong>er<br />

Wurstwaren sind ebenso<br />

legendär und begehrt wie der<br />

Bruchsteinkeller, in dem die<br />

Produkte zum Teil über ein Jahr<br />

heranreifen.<br />

Via S. Gottardo 105<br />

6596 Gordola<br />

Tel: 091 745 14 84<br />

Terreni alla Maggia<br />

Ob Reis, Polenta, Pasta oder<br />

Wein – hier können einheimische<br />

Produkte direkt ab dem<br />

Landwirtschaftsgut Terreni alla<br />

Maggia (gehört zum Castello<br />

del Sole) gekauft werden.<br />

Negozio<br />

„Alla Fattoria“<br />

via Ferrera 87<br />

6612 Ascona<br />

Tel: 091 791 28 50<br />

www.terreniallamaggia.ch<br />

Vini Othmar Amstutz<br />

Hervorragende <strong>Tessin</strong>er Weine<br />

direkt vom Produzenten (vgl.<br />

Seite 26). 12-er Kartons werden<br />

in der Schweiz portofrei<br />

geliefert.<br />

Via Loco Coste 36<br />

6596 Gordola<br />

Tel: 078 720 02 50<br />

Informationen<br />

Ticino Turismo<br />

Via Lugano 12<br />

6501 Bellinzona<br />

Tel: 91 825 70 56<br />

www.ticino-tourism.ch<br />

Guido Brivio<br />

zählt zu den innovativen Pionieren des<br />

modernen <strong>Tessin</strong>er Weines. Er hat die<br />

besondere Art der Vinifizierung während<br />

seiner soliden Berufsausbildung<br />

in Frankreich und Amerika erlernt. «Wir<br />

besitzen selber keine Weinberge, wir<br />

haben gegen siebzig Weinbauern, die<br />

uns mit Trauben beliefern und die haben<br />

gezeigt, was für ein Potenzial in den<br />

Ticino-Trauben steckt!».<br />

Prà Bianco<br />

Ist eine Assemblage von Chardonnay,<br />

Sauvignon Blanc und Semillon! Note von<br />

Zitrusfrüchten, anhaltender Gaumen,<br />

Ideal als Apéritiv, Trinktemperatur 8°.<br />

Baiocco<br />

Traditioneller Merlot, teilweise in 2–3jährigen<br />

Barriques verfeinert. Rubinrot,<br />

Duft nach schwarzen Beeren, dezente<br />

Heu- und Röstnote, voll im Geschmack,<br />

harmonisch. Trinktemperatur 16°.<br />

Erhältlich in den Vinotheken der<br />

kellerei-st-georg.ch


René F. Mäder, Restaurant Ruedihus, Kandersteg


O B E R L Ä N D E R<br />

Am Ende des Kandertals haben Europa und der Rest der Welt keine Chance.<br />

Im „Ruedihus“ pfl egt René F. Mäder noch die echte, traditionelle<br />

L A N D K Ü C H E<br />

In der Schweizer Gastronomie kommt es<br />

leider nicht mehr allzu häufi g vor, dass das<br />

Äussere eines Restaurants dokumentiert, was<br />

die Küche zu bieten hat. Das „Ruedihus“ in<br />

Kandersteg ist diesbezüglich eine lobende<br />

Ausnahme, ein Kleinod in der Menge der<br />

zu Tode sanierten Landgasthöfe und Bergrestaurants.<br />

Dabei war nicht mehr viel übrig vom 1753<br />

erbauten Holzhaus, als der damalige Kandersteger<br />

Bürgermeister René Mäder das<br />

baufällige Gebäude am Dorfende seiner Heimatgemeinde<br />

kaufte – per Handschlag. Das<br />

war 1990, zu einer Zeit, in der so mancher<br />

Schweizer Gastronom seine Speisekarte von<br />

regional auf Weltformat trimmte, wo die Butterrösti<br />

dem Thai-Curry weichen musste.<br />

Ein Trend, dem sich der gelernte Koch und<br />

Absolvent der renommierten Hotelfachschule<br />

Lausanne bis heute verwehrt. Im ganzen<br />

Haus gilt es als oberstes Gebot, ausschliesslich<br />

Schweizer Produkte zu verwenden, möglichst<br />

direkt vom Produzenten. Und obwohl<br />

im „Ruedihus“ weder Scampis noch Coca<br />

Cola serviert werden, ist noch kein Gast<br />

hungrig oder gar durstig vom Tisch gegangen.<br />

Schon gar nicht jene japanischen Touristen,<br />

die selbst im Hochsommer auf eine „Swiss<br />

Cheese Soup“ bestehen, nachdem sie sich<br />

vor der mit Sprüchen, Segnungen und Bildern<br />

verzierten Hausfassade haben ablichten<br />

lassen. Da sitzen sie dann im lauschigen<br />

Gärtchen, Schweisstropfen auf der Stirn, und<br />

essen tapfer Fondue, obwohl die wenigsten<br />

von ihnen Käse wirklich vertragen. Da hilft<br />

zum Schluss nur noch Hochprozentiges: sei<br />

es Quittenschnaps, Zuger-Kirsch oder Walliser<br />

Williams – im „Ruedihus“ gibt es sie alle.<br />

Letzterer kommt auch bei „Linas Visitenbrei“<br />

zur Anwendung, reichlich sogar. Das Rezept<br />

koch der saison<br />

für das halbgefrorene Dessert stammt noch<br />

von René Mäders Mutter. Er hat es übernommen<br />

und modernisiert. Ebenso wie das<br />

Rezept für den Sauerbraten, der als „Grossi’s<br />

Sure Mocke mit Zibele, Späckwürfeli und<br />

Brotwürfeli“ auf der Karte steht und so manchen<br />

hochdeutsch sprechenden Gast an den<br />

Rand der Verzweifl ung treiben dürfte. Gerne<br />

würde man diesen auch das „Chalbsläberli“<br />

bestellen hören, das im „Anke brate mit Ziebeli“<br />

zubereitet wird.<br />

Schön auch die warme Kartoffelterrine mit<br />

Kümmelschaum, die ebenso als Vorspeise<br />

gedacht ist wie der Bauernschinken, im einheimischen<br />

Jargon auch als „e Schnifu süferli<br />

gröichti Hamme“ bezeichnet. Wer sich<br />

bei der Bestellung keine Blösse geben will,<br />

ordert am besten den Fisch. Dabei handelt<br />

es sich um eine ganze Forelle aus dem nahe<br />

gelegenen Blausee, blau oder gebraten, mit<br />

Salzkartoffeln und brauner Butter. ➔<br />

19 meinrestaurant


meinrestaurant<br />

20<br />

koch der saison<br />

Das „Ruedihus“ befi ndet sich am Dorfende von Kandersteg und gilt als eines<br />

der ältesten Holzhäuser im Berner Oberland. Hier wird eine echt schweizerische<br />

Landküche mit Spezialitäten aus dem Bernbiet zelebriert.<br />

Koch der Saison<br />

René F. Mäder<br />

Der gebürtige Kandersteger<br />

und Präsident der Schweizer<br />

Gilde guter Köche ist<br />

nicht nur Bewahrer der Oberländer<br />

Landküche, sondern<br />

zeigte auch bei der aufwändigen<br />

Sanierung des „Ruedihus“<br />

viel Gespür, indem er<br />

die alte Bausubstanz wieder<br />

nach vorne holen liess und<br />

dadurch eine Wirtschaft wie<br />

in alten Zeiten schuf. Neben<br />

der „Chäs- und Wystube“ im<br />

Parterre verfügt das Haus im<br />

ersten Stock über zwei heimelige<br />

à la carte-Stuben im<br />

Biedermeierstil sowie neun<br />

romantische Gästezimmer.<br />

Etwa 500 Meter vom „Ruedihus“<br />

entfernt betreibt René F.<br />

Mäder zudem das 4-Sterne<br />

Waldhotel Doldenhorn, wo<br />

ebenfalls Schweizer Gastlichkeit<br />

gepfl egt wird, jedoch<br />

auch nicht-schweizerische<br />

Anne und René F. Mäder. Das Paar<br />

führt das „Ruedihaus“ sowie das<br />

Waldhotel Doldenhorn gemeinsam.<br />

Gerichte zu geniessen sind.<br />

So zum Beispiel Hummer, der<br />

im eigenen Salzwasserbecken<br />

aufgezogen und mit einer<br />

Trüffelsauce serviert wird.<br />

Etwas, das man auf 1200<br />

Metern über Meer nicht eben<br />

erwarten würde, doch René<br />

F. Mäder ist ein innovativer,<br />

kreativer Koch und Hotelier,<br />

„jedoch nur so lange, wie der<br />

Gast nicht überfordert ist“,<br />

sagt er.<br />

Wie zu den guten alten Zeiten: Die Stuben im<br />

„Ruedihus“ sind liebevoll dekoriert und mit alten<br />

Möbeln (Biedermeier) ausgestattet.<br />

Kontakt<br />

Ruedihus<br />

Hauptstrasse<br />

3718 Kandersteg<br />

Tel: 033 675 81 82<br />

www.doldenhorn-ruedihus.ch<br />

Mittwoch geschlossen


www.volkswagen.ch<br />

VW Golf<br />

140 PS<br />

Fr. 29’900.–<br />

Wie für Sie bestimmt.<br />

Der neue Golf Leader TSI ® .<br />

Ihre Zukunft könnte nicht besser aussehen. Der neue 1.4 TSI ®<br />

Motor verbindet viel Kraft mit wenig Verbrauch: 140 PS bei nur<br />

7,0 Liter auf 100 Kilometer. Dazu machen geschenkte Extras wie<br />

Climatic, Leichtmetallfelgen und Nebelscheinwerfer sowie drei<br />

weitere Motorisierungen aus dem Sondermodell ein äusserst<br />

attraktives Angebot. Nehmen Sie Ihr Schicksal in die Hand und<br />

machen Sie bei Ihrem Volkswagen-Partner eine Probefahrt.<br />

Der neue Golf Leader ab 25’580 Franken.<br />

Golf Leader 1.4 l TSI ® 103 kW (140 PS) 6-Gang. Treibstoff-Normverbrauch gesamt: 7,0 l/100 km.<br />

CO 2-Ausstoss: 165 g/km. CO 2-Mittelwert aller in der Schweiz angebotenen Fahrzeugmodelle:<br />

142 g/km. Energieeffizienz-Kategorie: B. Abgebildetes Modell inkl. Mehrausstattung: Fr. 26’960.–<br />

TSI ® by


meinrestaurant<br />

22<br />

Fünf Restaurants in einem<br />

Hotel. Das ist einzigartig in<br />

der Schweiz: Im Ferienart in<br />

Saas-Fee, wo Hotelgäste und<br />

auswärtige Geniesser gleichermassen<br />

verwöhnt werden.<br />

Beat Anthamatten ist nicht das, was man gemeinhin<br />

unter dem Direktor eines Luxushotels versteht. Für<br />

einen wie ihn, der ein Fünfsternehaus mit fünf Restaurants,<br />

achtzig Zimmern und an die hundert Mitarbeiter<br />

führt, ist es mehr als nur unüblich, sich auf dem<br />

Visitenkärtchen als „Hüttenwart“ und „Gas(t)geber“<br />

zu bezeichnen. Doch was ein echter Walliser ist, pfeift<br />

auf Konventionen. Obrigkeitsgläubig können die Städter sein, hier in<br />

Saas-Fee sind die Köpfe der Einheimischen mindestens so hart wie<br />

der Gneis der zahlreichen Viertausender.<br />

Alles in allem zählen die Walliser Alpen 41 Top-Berge. Keine andere<br />

Alpengemeinde bietet so viele Viertausender wie das 1500-Seelendorf<br />

Saas Fee. Es ist eine der beliebtesten Destinationen für Freiluftsportler<br />

aller Art und für jede Saison. So darf es den mit Rucksack<br />

und Steigeisen ausgerüsteten Alpinisten nicht erstaunen, wenn er auf<br />

dem Weg zur Metro Alpin (Saas-Fee verfügt über die höchstgelegene<br />

Eine feine Art<br />

zu geniessen<br />

Standseilbahn der Welt) Skifahrer und Snowboarder in Vollmontur<br />

antrifft – auch mitten im Sommer bei 29 Grad! Ähnlich, wie man sich<br />

im Winter nicht darüber wundern sollte, dass vor dem Papalagi Restaurant<br />

Schuhe und Socken auszuziehen sind, betritt man doch das<br />

erste Barfuss-Restaurant der Schweiz. Karibik-Feeling will Hotelier<br />

Beat Anthamatten mitten in der Wellnessoase seines Hauses herbeizaubern,<br />

denn ganz egal, ob es draussen schneit oder stürmt – im<br />

Papalagi sind Südsee-Spezialitäten Trumpf.<br />

Nun ist es definitiv nicht jedermanns Sache, bei einer Aussentemperatur<br />

von minus 30 Grad im flauschigen Bademantel Palmherzen und<br />

Südsee-Lobster zu essen. Ein Problem ist dies nur für den Gast, denn<br />

der Gas(t)geber Beat Anthamatten hat vorgesorgt – für den italienischen<br />

Gusto im Del Ponte, wo neben ofenfrischer Pizza auch täglich hausgemachte<br />

Pasta und andere mediterrane Gerichte sowie die entsprechenden<br />

Weine dazu serviert werden. Und ganz nebenbei bietet das Ristorante<br />

im Erdgeschoss auch noch das grösste Salatbuffet der Schweiz.<br />

1


2<br />

3<br />

Nebenbei deshalb, weil im Ferienart Superlativen quasi an der Tagesordnung<br />

sind. Welcher Hotelier kann schon von sich sagen, dass<br />

er dem Gast als Zimmerschlüssel eine Original-Swatch aushändigt?<br />

Und wer hat als Erster im Weinkanton Wallis einen Graubündner<br />

Herrschaftswein in die Karte aufgenommen? Es wäre ein Einfaches,<br />

diese Liste weiterzuführen – unter anderem mit dem hoteleigenen<br />

Boxring, den es nur im Ferienart gibt, und der vielleicht auch daher<br />

rührt, dass die Tochter von Boxlegende Stephan Anghern im Hotel<br />

tätig ist. Zudem: Wer sonst darf sich damit rühmen, dass in seinen<br />

Wänden das „Last Christmas“-Video von Pop-Legende George Michael<br />

gedreht wurde? Oder dass die deutsche Rockröhre Nena sich<br />

bei Beat Anthamatten und seiner Crew so wohl fühlte, dass sie kaum<br />

mehr abreisen mochte?<br />

Ob es wohl am Käsebuffet lag, das jeden Montag im Cäsar Ritz<br />

aufgetragen wird und mit mehr als sechzig verschiedenen Sorten<br />

aufwartet? Dienstags gibt’s im feinen Cäsar Ritz immer einen Walliser<br />

4<br />

1 Sie haben aus dem ehemaligen „Walliserhof“ das<br />

unverwechselbare Ferienart Resort & Spa gemacht:<br />

Chantal und Beat Anthamatten, Hoteliers<br />

aus Leidenschaft.<br />

2 Inmitten der höchsten Berge der Schweizer Alpen<br />

liegt Saas-Fee in einem verträumten Talkessel.<br />

Stolze 13 Viertausender umsäumen das Gletscherdorf<br />

wie eine Muschel und geben ihm den<br />

unverwechselbaren Namen „Perle der Alpen“.<br />

3 Ferienart Resort & Spa.<br />

essen&mehr<br />

4 Romantisch: offene Junior-Suite mit Whirlpool.<br />

Abend, und am Donnerstag ist für die Hotelgäste das grosse Galadiner<br />

mit Festkleidung angesagt. Was aber nicht heisst, dass der Gast<br />

des Hauses nicht auch ins La Mandarin zum essen gehen könnte,<br />

wo thailändische Spezialitäten von einer erlesenen Auswahl an Tees<br />

begleitet werden.<br />

Nicht, dass im Ferienart Alkohol getrunken werden müsste – nur,<br />

wer den Promillen vollständig Abbitte leistet, verpasst etwas! Da<br />

reicht ein Blick in die Weinkarte des Restaurants „Vernissage“ – und<br />

alle guten Vorsätze, auf 1800 Metern über Meer nur stilles Wasser<br />

und frische Säfte zu trinken, sind dahin. An die hundert verschiedene<br />

Walliser-Weine stehen trinkbereit im Keller, darunter so edle<br />

Gewächse wie „Petite Arvine“ von Zuffret aus Sierre (2004), der<br />

Humagne Rouge von Charles & Mike Favre (2002) oder der Heida<br />

Gletscherwein von Chanton in Visp, einer der Lieblingsweine<br />

von Tina Turner, der mit satten 14,3 Volumenprozenten zu Buche<br />

schlägt. ➔<br />

23 meinrestaurant


meinrestaurant<br />

24<br />

essen&mehr<br />

Doch wer mag an einem Abend voller Genüsse bereits an den<br />

nächsten Morgen denken? Dazu sind die Kreationen von Küchenchef<br />

Jörg Walter viel zu schmackhaft. Im „Vernissage“ praktiziert<br />

der ehemalige Schüler von Oskar Marti („Chräuter Oski“, Moospinte<br />

Münchenbuchsee) eine kreativ-leichte (Kräuter)-Küche, in<br />

der vorwiegend regionale und einheimische Produkte zur Anwendung<br />

kommen, so zum Beispiel die Saastaler Randenwurst. Und<br />

zum Abschluss – wie könnte es bei einem umtriebigen Hotelier<br />

Saas-Fee<br />

Sommer wie Winter ein Hit<br />

Saas-Fee ist nicht mondän<br />

wie St. Moritz, nicht schick<br />

wie Gstaad, sondern erfrischend<br />

normal, wie es sich<br />

für ein Bergdorf gehört. Ein<br />

Gucci-, oder Hermes-Geschäft<br />

sucht man hier ebenso<br />

vergebens wie lärmende Autos,<br />

denn innerhalb des Gletscherdorfes<br />

sind nur Elektromobile<br />

zugelassen.<br />

Weit käme man mit dem eigenen<br />

fahrbaren Untersatz eh<br />

nicht, liegt Saas Fee doch zu<br />

Füßen von dreizehn Viertausendern.<br />

Einer davon, das Al-<br />

lalin, gilt als der „Swiss Glacier<br />

Mountain“. An seiner Flanke,<br />

auf 3500 Metern Höhe, geniesst<br />

man im höchstgelegenen<br />

Drehrestaurant der Welt<br />

einen grossartigen Ausblick<br />

auf das Berg- und Gletscherpanorama<br />

oder man besucht<br />

den weltgrössten Eispavillon.<br />

Im Sommer stehen zudem:<br />

• 280 Kilometer Wanderwege<br />

• 70 Kilometer Bikewege<br />

• 20 Kilometer Skipiste<br />

• sowie ein ganzjährig geöffnetes<br />

Freizeitzentrum mit<br />

Erlebnisbad bereit.<br />

Im Winter locken:<br />

• 100 Kilometer Pisten auf<br />

Gletschern und schneesicheren<br />

Talabfahrten<br />

• ein Snowboardpark<br />

• 20 Kilometer Wanderwege<br />

• eine Schlittelbahn (Dienstag<br />

und Donnerstag mit<br />

Nachtschlitteln)<br />

Weitere Informationen:<br />

Saas-Fee Tourismus<br />

Tel: 027 958 18 58<br />

www.saas-fee.ch<br />

Kreativer Küchenchef mit Vorliebe für einheimische Produkte: Jörg<br />

Walter. Ihm darf man im Ferienart auch bei der Arbeit zuschauen<br />

– auf dem Hochtisch, der mitten in der Küche steht und an dem<br />

jeden Abend zwei Personen unterhaltsam speisen können.<br />

wie Beat Anthamatten anders sein – überrascht der Hausherr auch<br />

noch mit einer eigenen Zigarrenselektion.<br />

Glücklich, wer sich danach nur noch mit dem Aufzug in sein Zimmer<br />

begeben und sich aufs Bett werfen kann – um sich am nächsten Morgen,<br />

nach einem ausgiebigen Besuch im Felsen-Whirlpool und der<br />

Kneipp-Anlage (die gesamte Wellness-Oase erstreckt sich über zwei<br />

Stockwerke!) am reichhaltigen Frühstücksbuffet gütlich zu tun. ■<br />

Saas-Fee im Sommer<br />

Kontakt<br />

Ferienart<br />

Resort & Spa<br />

3906 Saas-Fee<br />

Tel: 027 958 19 08<br />

www.ferienart.ch<br />

ganzjährig geöffnet<br />

DM_


225x150mm_de:Layout 1 24.8.2006 10:05 Uhr Seite 1<br />

6 x Italien pur,<br />

6 x perfekter Genuss


meinrestaurant<br />

26<br />

Das alte Winzerhaus am<br />

Hang von Gordola. Hier<br />

lebt Othmar Amstutz.<br />

Dauerregen im <strong>Tessin</strong>. Auch das kommt<br />

vor. Vor allem im Frühling und Herbst,<br />

zuweilen auch im August, vor allem<br />

dann, wenn ein Fototermin inmitten<br />

der Weinreben ansteht. Dem Fotografen<br />

würde „ein klein bisschen Sonne“ schon reichen,<br />

aber nein, es giesst während Tagen in Strömen, so dass<br />

nacheinander zwei Termine mit Othmar Amstutz buchstäblich<br />

ins Wasser fallen. Beim dritten Anlauf muss<br />

es einfach klappen, ewig kann dieser Tropenregen ja<br />

nicht andauern – zudem muss Amstutz auch irgendwann<br />

wieder in die Ostschweiz zurück, nach Wil, wo<br />

der heute 47-Jährige während Jahren eine gutgehende<br />

Buchhandlung mit sieben Angestellten betrieb. Rückblickend<br />

sagt Amstutz:<br />

Ich war einer der Buchhändler, die mit Leib und Seele<br />

bei der Sache sind. Aber bis Fünfundsechzig immer


Othmar Amstutz,<br />

Weinbauer im <strong>Tessin</strong><br />

und Buchhändler<br />

Winzer mit viel<br />

BAUCHGEFÜHL<br />

den gleichen Job machen? Das konnte ich mir einfach<br />

nicht vorstellen…<br />

… weshalb Sie sich eines schönen Tages dazu entschlossen<br />

haben, Winzer im <strong>Tessin</strong> zu werden …<br />

Das mit dem Wein war kein Hauruck-Entscheid. Schon<br />

als Zwanzigjähriger habe ich meinen ersten Wein<br />

gemacht, damals mit Trauben aus dem Südbünden.<br />

Und, wie hat er geschmeckt?<br />

Othmar Amstutz lacht. „Ehrlich?<br />

Er war ungeniessbar!“<br />

Was man vom seinem Mezzanotte ganz und gar nicht<br />

behaupten kann. Ein Merlot, zwölf Monate in neuen<br />

Eichenholzfässern gereift, purpurrot, dunkle Früchte,<br />

reife Tannine, langer Abgang – und notabene am nationalen<br />

Councours der Schweizer Weine zum „nationalen<br />

Botschafter“ erkoren. Das war 2003. Erst ein Jahr<br />

zuvor hatte Othmar Amstutz seinen Buchladen in Wil<br />

(SG) aufgegeben, um im <strong>Tessin</strong> Wurzeln zu schlagen.<br />

„Die ersten Monate waren besonders hart, weil ich<br />

mir die körperliche Arbeit nicht gewohnt war. Den<br />

ganzen Tag draussen im Rebberg, oft bei sengender<br />

Hitze, manchmal war ich abends so müde, dass ich<br />

nicht mal mehr etwas essen mochte.“<br />

Woher hatten Sie Ihr Wissen?<br />

Aus Büchern. Als Buchhändler war ich ja viele Jahre<br />

direkt an der Quelle.<br />

Othmar Amstutz mit einem Bildband unter dem Arm<br />

im Rebberg? ➔<br />

keller<br />

27 meinrestaurant


meinrestaurant<br />

28<br />

keller<br />

400 bis 600 Gramm Trauben<br />

erntet Othmar Amstutz pro Quadratmeter<br />

seines Rebberges.<br />

„Erlaubt wäre ein Kilo, aber ich<br />

interessiere mich nicht für Menge,<br />

sondern für Qualität.“<br />

Von wegen! Ich mache meine Weine nach dem Bauch.<br />

Mein Gefühl sagt mir, was ich zu tun habe. Der Öchsle-<br />

Grad meiner Trauben zum Beispiel interessiert mich<br />

nicht. Ich ernte, wenn die Trauben so süss sind, dass<br />

man nach drei Stück das Bedürfnis nach etwas Salzigem<br />

verspürt. Zudem müssen die Kerne braun sein<br />

und nicht noch halb grün.<br />

Klingt irgendwie alles ziemlich einfach…<br />

Klingen vielleicht, aber dahinter steckt auch eine<br />

Menge Arbeit – und manchmal auch eine gehörige<br />

Portion Bammel.<br />

Bammel?<br />

Ja, denn die gute Traube allein macht noch keinen<br />

guten Wein aus. Im Keller können viele Fehler passieren.<br />

Zudem macht der Wein im Fass eine Entwicklung<br />

durch, die alles andere als linear ist. Da kommt<br />

es dann schon mal vor, dass ich nach einer Zwischenverkostung<br />

am Boden bin, weil ich befürchte,<br />

der Jahrgang sei schlecht.<br />

Also doch wieder zurück in den Buchhandel, wo Sie<br />

den Autoren die Schuld für unverkäufl iche Bücher geben<br />

können?<br />

Unter gar keinen Umständen! Obwohl das Dasein als<br />

Winzer zuweilen ein recht einsames ist, möchte ich mit<br />

keinem meiner Freunde aus der Ostschweiz tauschen.<br />

Während sie in ihren Büros hinter den Computern sitzen,<br />

kann ich in meinen Weinbergen arbeiten und zwischendurch<br />

die Sicht auf den Lago Maggiore geniessen.<br />

So idyllisch dies auch sein mag, zu hundert Prozent<br />

möchte Othmar Amstutz dann doch nicht in Gordola<br />

oberhalb von Tenero leben. Dem dreifachen Vater<br />

kommt es ganz gelegen, dass er alle paar Wochen von<br />

seinen Söhnen in Wil erwartet wird, er nach Zeiten des<br />

stillen Arbeitens wieder in den Trubel der Stadt eintauchen<br />

kann. Denn so richtig was los ist in seinem putzigen,<br />

rosaroten Weinberghäuschen nur Ende September<br />

was: dann, wenn seine Bekannten aus der Deutschschweiz<br />

anreisen, um ihm bei der Ernte zu helfen.<br />

Neben Merlot-Trauben, die den Grossteil seiner Reben<br />

ausmachen, pfl anzt der Autodidakt auf den zur Verfügung<br />

stehenden 0,5 Hektaren auch die im <strong>Tessin</strong> vom<br />

Aussterben bedrohte Bondola-Traube an. Daraus entsteht<br />

dann der Penombra, eine Assemblage aus 70 Prozent<br />

Bondola und 30 Prozent Merlot. Othmar Amstutz<br />

sagt: „Es gibt immer wieder Kunden, die den Penombra<br />

dem Mezzanotte vorziehen. Vielleicht auch, weil<br />

der Penombra mit keinem anderen Wein zu vergleichen<br />

und höchst eigenständig im Geschmack ist.“<br />

Welches ist Ihr Lieblingswein?<br />

„Der Mezzanotte“, antwortet Othmar Amstutz ohne<br />

zu zögern. „In diesen Wein investiere ich am meisten<br />

Zeit und Herzblut.“ ■


Gehobenes<br />

Preissegment<br />

ROT<br />

Sassi Grossi 2003<br />

Casa Vinicola Gialdi<br />

Wie kaum ein anderer Edeltropfen,<br />

repräsentiert dieser reine<br />

Merlot den wilden <strong>Tessin</strong>er Norden.<br />

Sehr intensiv, kraftvoll und<br />

gleichzeitig, dank der frischen<br />

Frucht, elegant und ausgewogen<br />

im Geschmack. Barrique<br />

ausgebaut.<br />

Lenéo 2003<br />

Fratelli Corti<br />

Ein typischer Sottoceneri-Wein,<br />

opulent aber nicht kitschig im<br />

Geschmack mit angenehmer<br />

Schokoladennote.<br />

Topazio 2004<br />

Tenuta Bally & von<br />

Teufenstein<br />

Das Weingut Bally & von Teufenstein<br />

ist der erste <strong>Tessin</strong>er<br />

Weinproduzent, der den Merlot<br />

in die Minderheit setzte. Produziert<br />

werden von diesem Cabernet-Merlot<br />

jährlich nur 900<br />

Flaschen – und dies auch nur in<br />

guten Jahren!<br />

Mittlere Preisklasse<br />

ROT<br />

URS MÄDER<br />

<strong>Tessin</strong>er Weine?<br />

Er kennt sie alle!<br />

keller<br />

Wenn Sie sich für <strong>Tessin</strong>er Weine interessieren, müssen<br />

Sie sich diesen Namen merken: Urs Mäder (Bild).<br />

Der Ex-Werber aus der Ostschweiz gilt als einer der<br />

profundesten Kenner der <strong>Tessin</strong>er Weinszene und<br />

berät auch zahlreiche Gastronomen bei der Zusammenstellung<br />

ihrer Weinkarten. In „Mein Restaurant“<br />

nennt der Wahl-<strong>Tessin</strong>er seine aktuellen Favoriten:<br />

Alltagsweine<br />

ROT<br />

Muscino 2004 VITI Merlot Ticino 2004<br />

Domingo Rubio<br />

Azienda agraria cantonale di<br />

Fruchtbetonter Merlot, im Bar- Mezzana<br />

rique ausgebaut. Absolut faires Schöner Tafelwein. Wie alle<br />

Preis-Leistungsverhältnis. <strong>Tessin</strong>er Weine mit Vorzug zwei<br />

bis drei Stunden vor dem Trin-<br />

WEISS<br />

ken öffnen.<br />

WEISS<br />

Granito 2005 Contrada 2005<br />

Tenimento dell’Ör<br />

Guido Brivio<br />

Assemblage aus Chardonnay, Weisser Merlot aus dem<br />

Weissburgunder, Sauvignon blanc Südtessin. Rund mit typischen<br />

und Grauburgunder. Ein <strong>Tessin</strong>er Kernfruchtaromen. Fein salzige<br />

Weisswein mit Weltformat! Mineralnote im Abgang.<br />

Diese Weine sind in ausgewählten<br />

Restaurants erhältlich, wie<br />

auch in der<br />

Cantina dell´Orso<br />

Via Orelli 10<br />

6612 Ascona<br />

Tel: 091 285 80 20<br />

www.orsovini.ch<br />

29 meinrestaurant


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Gastroführer<br />

Gastroführer<br />

���� 2007<br />

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1111 Schweizer 2007<br />

Restaurants<br />

1111 Schweizer Restaurants<br />

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guide-bleu.ch · Brunner Verlag<br />

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1111 Empfehlungen – objektiv<br />

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gewertet, 1111 Empfehlungen sachlich präsentiert – objektiv<br />

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gewertet, 246 ungewertete sachlich Tipps präsentiert –<br />

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Entdeckungen 246 ungewertete quer Tipps durch – die<br />

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Schweizer Entdeckungen Gastronomie quer durch die<br />

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Schweizer 1 Schweizer Gastronomie Karte – alle Tipps<br />

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markiert 1 Schweizer in ihren Karte Ortschaften – alle Tipps<br />

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markiert Einzelverkaufspreis: in ihren Ortschaften CHF 48.–<br />

• Einzelverkaufspreis: CHF 48.–<br />

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ISBN 3-03727-012-8<br />

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©2007 ISBN 3-03727-012-8<br />

Brunner AG, Druck<br />

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und ©2007 Medien, Brunner Kriens/Luzern AG, Druck<br />

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und Medien, Kriens/Luzern<br />

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Leser küren ihre Gastgeberteams<br />

Leser küren ihre Gastgeberteams<br />

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Wählen Sie aus den Empfehlungen des Gastroführers<br />

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«guide-bleu.ch» Wählen Sie aus das den Team Empfehlungen Ihres Lieblingsrestaurants des Gastroführerszum<br />

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können Gastgeberteam Sie bis 31. des März Jahres 2007 2007. Ihre Auf Stimme «www.guide-bleu.ch»<br />

abgeben.<br />

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«www.guide-bleu.ch» können Sie bis 31. März präsentiert 2007 Ihre regelmässig Stimme abgeben. den Stand<br />

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dieser «www.guide-bleu.ch» Vorwahl. präsentiert regelmässig den Stand<br />

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Aus den drei höchstdotierten Teams pro Kanton werden vom<br />

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1. Aus bis den 10. drei April höchstdotierten 0in einer schweizweiten Teams pro Schlussabstimmung<br />

Kanton werden vom<br />

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via 1. bis SMS 10. die April Sieger 0in einer pro Kanton schweizweiten ermittelt Schlussabstimmung<br />

und ausgezeichnet.<br />

via SMS die Sieger pro Kanton ermittelt und ausgezeichnet.<br />

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«guide-bleu.ch» ab 1.10.06 auch im Internet<br />

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Fakultative Basiseinträge für die<br />

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gesamte<br />

Fakultative<br />

Schweizer<br />

Basiseinträge<br />

Gastronomie<br />

für die<br />

gesamte Schweizer Gastronomie<br />

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Ab 1.10.06 hat jeder Gastrobetrieb die Möglichkeit, sich mit<br />

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Basisdaten Ab 1.10.06 selbst hat jeder in die Gastrobetrieb Plattform von die «guide-bleu.ch» Möglichkeit, sich einzu- mit<br />

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tragen. Basisdaten Restaurants, selbst in die zur Plattform regionalen von «guide-bleu.ch» Philosophie stehen einzu-<br />

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und tragen. die Restaurants, Bedingungen die akzeptieren, zur regionalen können Philosophie einen Testbesuch stehen<br />

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beantragen. und die Bedingungen Diese Öffnung akzeptieren, relativiert können Empfehlungen einen Testbesuch einer<br />

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«Tester-Lobby» beantragen. Diese und Öffnung verhindert, relativiert dass überdurchschnittliche<br />

Empfehlungen einer<br />

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Betriebe «Tester-Lobby» übersehen und verhindert, oder gar übergangen dass überdurchschnittliche<br />

werden.<br />

Betriebe übersehen oder gar übergangen werden.<br />

Mutige und ehrliche Schritte in eine neue Richtung.<br />

Mutige und ehrliche Schritte in eine neue Richtung.<br />

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Von Nicole Amrein<br />

TELLER-KULT:<br />

Wichtig ist, was drauf ist!<br />

Ohne mag ich nicht. Selbst wenn es sich<br />

„nur“ um ein Eingeklemmtes handelt, ein<br />

Teller gehört in der Beiz dazu. Ich trinke<br />

den Wein ja auch nicht aus der Flasche<br />

oder hänge mich in der Toilette an den<br />

Wasserhahn, weil mich das Geld für ein<br />

Fläschchen Mineralwasser reut – und<br />

das kommt notabene immer mit einem<br />

Glas auf den Tisch.<br />

Nicht, dass Sie mich falsch verstehen:<br />

Ich verlange keinen mit Goldrand verzierten<br />

Porzellanteller für mein Eingeklemmtes.<br />

Bewahre! Goldränder sind mir seit<br />

meiner frühesten Jugend suspekt weil<br />

a) nicht Abwaschmaschinen tauglich und<br />

b) immer einen Tick zu weit vorne auf der<br />

Tischkante, so dass sie bei der kleinsten<br />

Unachtsamkeit auf den Parkettboden fallen<br />

und in hundert Stücke zerschellen, was<br />

c) nicht eben zu einer entspannten Ess-<br />

Atmosphäre am Familientisch beiträgt.<br />

Noch schlimmer waren bei uns zu Hause<br />

nur die Fisch-Teller. Jene Juwelen aus<br />

dem Biedermeier-Buffet der Oma, die<br />

in fotorealistischer Genauigkeit einen<br />

Überblick über den Artenreichtum in<br />

heimischen Gewässern lieferten und mir<br />

jeglichen Appetit verdarben. Allen voran<br />

der Flussbarsch, dessen Maul weit gespalten<br />

und mit kleinen Zähnen versehen<br />

war, so dass eine halbierte Salzkartoffel<br />

nicht reichte, um es zu verdecken.<br />

Was war ich froh, als die Glasteller aufkamen,<br />

die jedoch nur Sinn machen, wenn<br />

sie nicht auf einen Glastisch gestellt werden.<br />

Denn wer will nach der Verkostung<br />

eines geräucherten Aals schon auf die<br />

schmutzigen Schuhe seines Nachbarn<br />

schauen? Oder zwischen zwei ausge-<br />

drückten Zitronenschnitzen und einem liegen<br />

gebliebenen Petersilien-Blatt die spitzen<br />

Knie der Gastgeberin begutachten?<br />

Gut, dass es für solche Fälle Platzteller<br />

gibt – oft aus Zinn gefertigt und nicht selten<br />

mit einer Widmung versehen. Es rückt<br />

den Hobbykoch doch gleich in ein ganz<br />

anderes Licht, wenn man aufgrund des<br />

Platztellers erfährt, dass er bereits fünfzig<br />

Mal erfolgreich Blut gespendet hat.<br />

Die Bescheidenen unter den Köchen verdecken<br />

die Inschrift mit einem Deckelchen.<br />

Im ungünstigsten Fall ist dies selbst<br />

gehäkelt und sollte um Himmels Willen<br />

nicht besudelt werden, weil sonst die<br />

Dame des Hauses einen halben Morgen<br />

am Bügelbrett verbringt, um die rosaroten<br />

Teile in ihre Urform zurückzubügeln.<br />

Wohl auch deshalb esse ich gerne in Restaurants,<br />

wo in Bistro-Manier ein Papier-<br />

Set auf den Holztisch kommt. Nur bitte<br />

keines mit Werbung drauf, schon gar<br />

nicht mit Schlankheits-Tipps, wie kürzlich<br />

in einem Betrieb im Berner Oberland geschehen.<br />

Es darf auch ein Tischtuch sein,<br />

wenn es gebügelt ist und nicht noch die<br />

kulinarischen Vorlieben der letzten Gäste<br />

erahnen lässt.<br />

Schön auch, wenn die Teller irgendwie<br />

zum Tuch passen, oder wenigstens zu<br />

den Servietten, denn ein thailändisches<br />

Curry auf Edelweiss-Druck gegessen<br />

hinterlässt bei mir einen ebenso fahlen<br />

Beigeschmack, wie eine urchige Käserösti<br />

auf einem sichelförmigen Design-<br />

Stück serviert.<br />

Wetten, dass der Tag der siebeneckigen<br />

Teller nicht mehr weit ist? Die in Pneu-<br />

Übergrösse gibt es ja schliesslich auch<br />

schon – meist in jenen Restaurants, in<br />

denen die Portionen eh schon so klein<br />

sind, dass man sie zwischen der Garnitur<br />

aufspüren muss. Das sind in der Regel<br />

auch die Orte, wo der Espresso nicht auf<br />

einem, sondern gleich auf drei oder noch<br />

mehr Untertellerchen serviert wird, was<br />

sich unweigerlich auf der Rechnung niederschlägt.<br />

Und dann gibt es noch die ganz Findigen<br />

unter den Gastronomen. Sie richten ihre<br />

Wienerschnitzel und Bauernbratwürste<br />

auf Vorspeisetellern an, damit sie auch<br />

wirklich RIESIG wirken, so wie auf der<br />

Speisekarte angepriesen.<br />

Doch zurück zu meinem Eingeklemmten,<br />

das nach einem Abstecher in die Küche<br />

dann doch noch auf einem Teller an den<br />

Tisch zurückkam. Einem Teller mit chinesischen<br />

Tellerrandmotiven. Nein, ich habe<br />

dazu nichts gesagt, sondern schweigend<br />

das frische Bauernbrot und die saftige<br />

Bauernhamme genossen – denn wichtiger<br />

als der Teller ist doch immer noch,<br />

was drauf ist! ■<br />

nachgeschenkt<br />

31 meinrestaurant


Sanft wie<br />

Samt und Seide

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