13.07.2015 Aufrufe

Potential der Wertanalyse als Innovationskraft

Potential der Wertanalyse als Innovationskraft

Potential der Wertanalyse als Innovationskraft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Potential</strong> <strong>der</strong> <strong>Wertanalyse</strong> <strong>als</strong> <strong>Innovationskraft</strong>Vorstellung einer Methode zu kundenorientierter Definition vonInnovationsschwerpunktenJ. Kralewski, HerbornKurzfassungZunehmend rückt das Thema <strong>der</strong> Kreativität in den Fokus von verschiedenen Aktivitäten in<strong>der</strong> Wirtschaft. Zum einen werden die altbekannten Kreativitätstechniken o<strong>der</strong>Problemlösungsmethoden neu aufgearbeitet und fast schon in unüberschaubarer Vielfalt <strong>als</strong>Schulungsmaßnahmen o<strong>der</strong> Seminare angeboten, zum an<strong>der</strong>en wird es immer deutlicher,dass die Bewältigung <strong>der</strong> überlebenswichtigen Verpflichtung zur Innovation nicht ohne einerInanspruchnahme <strong>der</strong> „Kreativität“ erfolgen kann. In kaum einer Arbeitsmethodik steckt dasKreativitätspotential so gut verankert wie in <strong>der</strong> <strong>Wertanalyse</strong>. Die Verbindung <strong>der</strong>Kreativitätsphase <strong>der</strong> WA mit <strong>der</strong> Funktionsbetrachtung ist das „Geheimrezept“ ,das die<strong>Wertanalyse</strong> zu einem bedeutenden Werkzeug <strong>der</strong> Innovation macht.Zu berücksichtigen ist, dass die Erfahrungen und Überlegungen in diesem Beitrag aus demBlickwinkel eines Herstellers von Investitionsgütern entstanden sind.1. Der Ist-Zustand, Auswahl <strong>der</strong> WA-Objekte und <strong>der</strong> ZieleEs ist offensichtlich, dass die <strong>Wertanalyse</strong> in ihrer Effizienz und Effektivität ein sehrüberschaubares, gut messbares Verfahren ist. Der Personaleinsatz, die bereitgestelltenMittel, die in Anspruch genommenen Ressourcen, alles kann transparent bilanziert und insVerhältnis zu dem gesetzten Ziel und dem erreichten Ergebnis gestellt werden.Obendrauf zeigen die Praxisergebnisse, dass <strong>der</strong> ROI <strong>der</strong> <strong>Wertanalyse</strong> äußerst attraktiv ist.Einmal mehr darf man über den geringen Verbreitungsgrad dieser Methode staunen.Einmal mehr wird man feststellen können, dass die Wahl <strong>der</strong> Objekte nicht nurbilanztechnische Zahlen anspricht, son<strong>der</strong>n im Wesentlichen eine Entscheidung mitemotionellen Auswirkungen ist. [1]Ob und wie die menschlichen Emotionen bei <strong>der</strong> Objektwahl berücksichtigt werden spielt jafür das Ergebnis eine Rolle. Quantifizieren kann man sie aber nicht. Aus technischer o<strong>der</strong>wirtschaftlicher Sicht wird man schon eher den Zusammenhang zwischen Objekt undResultat bewerten können.Wie geht man nun vor, welche Möglichkeiten stehen denn zur Verfügung um möglichstanspruchsvolle Ziele sicher zu erreichen. Überlegungen, die im Vorfeld <strong>der</strong> Objektwahl


angestellt werden, werfen ihren Schatten o<strong>der</strong> ihren Lichtstrahl auf die gesamtenProjektaktivitäten. Die Wahl <strong>der</strong> Analyseobjekte ist von <strong>der</strong> Zusammenstellung desArbeitsteams nicht unabhängig. Wen würde es wun<strong>der</strong>n, wenn Objekte bevorzugt werden,zu denen man eine günstige menschliche Konstellation erahnt, auch wenn daswirtschaftliche Ergebnis an an<strong>der</strong>er Stelle mit schöneren Zahlen lockt. Es geht hier nicht nurum fehlende Motivation. Termindruck in an<strong>der</strong>en Aufgaben, verborgene Ängste und an<strong>der</strong>emenschlichen Schwächen begleiten jedes WA-Projekt. Eine erfolgreiche Teamarbeitberücksichtigt das gesamte Spektrum <strong>der</strong> Emotionen ohne die Zahlen zu vernachlässigen.Nicht um sonst heißt es: <strong>Wertanalyse</strong> ist Teamarbeit.Bevor das WA-Objekt ausgesucht wird, sollten die groben Richtungen definiert werden.VorhabenWA GeplantMonetäre ZieleProdukt ÜberarbeitungNeuentwicklungTechnologieDefensiv, VerlustminimierungOffensiv, mehr ProfitGünstigere HerstellungMehr InnovationGünstigere HerstellungMehr InnovationGünstigere HerstellungOptimaler Einsatz von RessourcenDefensiv, VerlustminimierungAbb. 1. Die ersten Schritte vor <strong>der</strong> ObjektauswahlUnter den möglichen Konglomeraten ist die Ausrichtung in rein monetäre Ziele beibestehenden Produkten am häufigsten. Im Verlauf <strong>der</strong> Projekte stellt sich dennoch heraus,dass diese Ziele um Innovationen und Prozessverbesserungen ergänzt werden. Wirsprechen <strong>als</strong>o nur von einer anfänglichen Ausrichtung des Projektes und lassen <strong>der</strong>Eigendynamik die nötigen Freiräume.Für neue Produkte kommen Innovation und Prozessoptimierung deutlicher zum Zuge.Die Schätzung <strong>der</strong> Kosteneinsparung an einem bestehenden Produkt stellt uns häufig vorein schwierig zu lösendes Dilemma.Zum einen sollen die Ziele anspruchsvoll sein, zum an<strong>der</strong>en sollen sie auch erreicht werden.Die Lösungen sind nicht vorhanden, <strong>der</strong> Zeitplan soll eingehalten werden.Es gibt eine Methode, schwierige Aufgaben so zu lösen, dass man sie zuerst inKleinaufgaben, die dann einfacher zu lösen sind , aufteilt.


Auf diese Art können die Schätzungen <strong>der</strong> monetären Ziele bei bestehenden materiellenProdukten erledigt werden. In <strong>der</strong> Praxis hat sich gezeigt, dass diese Vorgehensweise rechtakzeptable Werte liefert, über eine Schätzung geht Sie aber nicht hinaus.Tabelle 1. Die Struktur zur Schätzung des Einsparungspotenti<strong>als</strong> einer Produkt-WAProdukt DC-TN1 Materialeinsatz Differenz % Gewicht Kilopreis Einsparung €1.1 Stahlblech 10 88 0,6 5,281.2 Aluminium 70 2 4,0 2,801.3 Verpackung 0 - - 0,02 Bauteile Differenz % Stückpreis Anzahl2.1 Blenden 15 5 2 1,502.2 Rahmen 0 - - 0,02.3 Gehäuse 5 70 1 3,52.4 Profile 10 5 4 2,03 Arbeitsfolgen Differenz % Stückpreis Anzahl31 Schweißen 20 0,5 16 1,632 Fügen 25 0,2 16 0,833 Schleifen 50 0,2 32 3,2<strong>Potential</strong> 20,68 €Vorausgesetzt, die Teilnehmer sind sich über ein Ergebnis einig, so ist die Schätzung des<strong>Potential</strong>s gleich <strong>als</strong> eine Initialisierungssitzung eines neuen WA-Projektes vorzusehen.Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Teilnehmer einer <strong>Potential</strong>analyse hat sich eine erfahrene Runde ausdem mittleren Managementbereich bewährt. Die Teilnehmer haben bereits während <strong>der</strong>Sitzung eine „Zielvereinbarung“ beschlossen und sind in <strong>der</strong> Regel gerne bereit IhreMitarbeiter mit <strong>der</strong> Teamarbeit zu beauftragen. Nachdem die Ziele vereinbart wurden, kannauch meistens ein Konsens zu den Terminen und <strong>der</strong> Teamorganisation gefunden werden.Eine <strong>Potential</strong>analyse, bevor ein Projekt gestartet wird, halte ich auch aus psychologischenGründen für vorteilhaft. Sie dient neben einer Integration des Teams auch einerPlausibilisierung <strong>der</strong> anspruchsvollen Projektziele.Anstatt ein komplexes Produkt zu analysieren, kann es gelegentlich von großem Vorteil seindie Aktivitäten nur auf eine gemeinsame Baugruppe einer Produktpalette zu konzentrieren.Die Betrachtung eines komplexen Produktes stellt uns häufig vor größere organisatorischeProbleme, die sowohl die Fachkompetenzen, Ressourcen, Terminplanung und in demZusammenhang auch die Motivation <strong>der</strong> Teilnehmer betreffen.Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit einer Baugruppe o<strong>der</strong> einem Prozessschritt kann einfacherorganisiert werden, und dafür die Plattform zu einer Tiefenbetrachtung in <strong>der</strong>


Kreativitätsphase o<strong>der</strong> auch im gesamten Projekt schaffen. Der Preis dafür, ist die meistanspruchsvolle technische Problematik, die das Team vor beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen stellt.Komp. A Komp. B Komp. CGanzheitlicheBetrachtungKomp. A1Komp. B1Komp. C1Komp. A2Komp. B2Komp. C2Modulare BetrachtungAbb. 2. Komponente modularer ProdukteDie Auswahl solcher WA-Objekte bietet häufig die Möglichkeit drastischer Kostenreduktion(in einem Projekt wurden über 90 % eingespart, zuvor war die Baugruppe mehrfach mitgeringem Erfolg durch die F&E untersucht und überarbeitet worden), und/o<strong>der</strong> kann <strong>der</strong> Orteiner radikalen Innovation sein. An<strong>der</strong>erseits bedürfen solche Projekte beson<strong>der</strong>s gutmotivierte Mitarbeiter.Die Wahrscheinlichkeit, dass die gestellten Ziele nicht erreicht werden, ist in diesenProjekten höher <strong>als</strong> bei einer üblichen ganzheitlichen Produktbetrachtung.2. Der Zusatznutzen <strong>der</strong> <strong>Wertanalyse</strong>Wenn Abfallprodukte zur Innovation werdenAuch wenn die WA-Projekte in sich abgeschlossene Einheiten bilden, so werden über dieTeammitglie<strong>der</strong> Schnittstellen zu den mitwirkenden Bereichen angesprochen. Auf jeden Fallwerden auch durch die wertanalytischen Aktivitäten Einflüsse auf die Fachbereiche, dieLieferanten und das Management ausgeübt.Positive Erfahrungen zahlen sich aus.Sehr schnell kann man im Zulieferbereich beobachten, dass nach einer Teilnahme an einemWA-Projekt des Kunden, die Zulieferanten des Lieferanten entwe<strong>der</strong> zu WA-Projekteneingeladen o<strong>der</strong> mindestens wegen Kostensenkungsmaßnahmen angesprochen werden.Die Teilnahme an einem WA-Projekt ist auf jeden Fall für alle Beteiligten ein Gewinn.


Der intensive Gedankenaustausch während des Projektes, die Teamarbeit und nicht zuletztdas Erfolgserlebnis (die meisten Projekte enden ja mit Erfolg) sind tragende Erfahrungen diesich in den sonstigen Tätigkeiten positiv auswirken.Ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk sollte den Ideen, die in einem Projekt generiert wurden, aber fürdieses Projekt keine Verwendung gefunden haben, gewidmet werden.Das Projektteam hat üblicherweise keine Möglichkeit mehr, häufig auch kein Interesse, dieseIdeen weiterzuentwickeln.Einige Vorgehensweisen bieten sich an um diese Ideen, mindestens vorläufig, vorVergessenheit zu schützen.1. Information an betreffende Fachabteilungen.2. Weitergabe an betriebliches Vorschlagswesen.3. Weitergabe an Innovationsmanagement, falls solches im Unternehmen existiert.Die dritte Möglichkeit bietet die besten Chancen für eine qualifizierte Bewertung für dasUnternehmen und Weiterbearbeitung in entsprechenden Fachbereichen.3. Die Kreativitätsphase hat es in sichDie Kreativitätstechniken stehen dem Wertanalytiker in Hülle und Fülle zur Verfügung.Aus diesem Grund möchte ich mich nicht mit den einzelnen Methoden beschäftigen, son<strong>der</strong>nGedanken äußern, die begleitend zu <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> einzelnen Methoden aufgetauchtsind.Nicht nur in <strong>der</strong> <strong>Wertanalyse</strong> gilt gelegentlich die Regel: weniger ist mehr.So zeigt sich, dass problemgerechte Anwendungen von bis zu 2-3 Methoden, die attraktiv fürdie Teammitglie<strong>der</strong> eingesetzt werden, optimale Ergebnisse liefern kann.Selbst keine gezielte Methode, son<strong>der</strong>n eine angenehme offene Gesprächsatmosphäre die<strong>der</strong> spontanen Gedankenentwicklung zuträglich ist und ein angemessenes Protokoll könnenvoll auf zufriedenstellend sein. Trotz gezielter Suche, ist es mir nicht gelungen in <strong>der</strong> Literaturirgendwelche Aufhebungen zu <strong>der</strong> Wirksamkeit <strong>der</strong> unterschiedlichen Methoden zu finden.Bezeichnen<strong>der</strong>weise findet man in <strong>der</strong> Abhandlung zur Kreativität von Mihailyciskentmihaily[2] keine Hinweise über den Beitrag von Kreativitätstechniken zu den Leistungen <strong>der</strong>interviewten Personen.Ich weiss nicht, ob zwei in <strong>der</strong> Vergangenheit von mir mo<strong>der</strong>ierten, sehr effektivenKreativitätssitzungen, nicht paradoxerweise <strong>der</strong> Tatsache zu verdanken sind, dass wir die„Sitzungen“ im Stehen abgehalten haben und uns nach Bedarf um die WA-Objektebewegten. Die Dauer <strong>der</strong> Sitzungen lag immerhin bei 2-3 Stunden. Diesen Effekt werde ichnoch näher überprüfen.


In einer Kienbaum Studie [3] wurden die Orte für eine Ideengenerierung untersucht.Demnach entsteht lediglich ein Drittel <strong>der</strong> Ideen während <strong>der</strong> Arbeitszeit. Zwei Drittelentfallen auf Freizeit und sonstige Aktivitäten.Die Kreativitätstechniken können vielleicht die Prozentzahlen etwas verschieben, sie sindauch sicherlich sehr gut geeignet, um eine Identifikation mit dem Problem zu erreichen,wichtige Bedingung für gute Lösungsideen. Eine Phase <strong>der</strong> Verfremdung o<strong>der</strong> eine Distanzzum Problem ist aber in <strong>der</strong> Regel notwendig, und da müssen wir uns über die o. g. zweiDrittel Gedanken machen.Methoden, die diese Phase beinhalten sind schon von Vorteil.Zeitaufwendig in <strong>der</strong> Vorbereitung und in <strong>der</strong> Durchführung ist eine Synektik-Sitzung allemal.An<strong>der</strong>erseits erhält man am Ende meistens ein qualitativ vollwertiges Ergebnis, was nicht soaufwendig wie eine Liste aus einer Brainstorming-Sitzung nachbearbeitet werden muss.Wenn die Bedingungen es erlauben, gebe ich <strong>der</strong> Synektik-Sitzung einen Vorrang.Eine weitere Methode, die die Wertanalytiker in <strong>der</strong> Zukunft beschäftigen sollte ist sicherlichTRIZ. Für eine klar definierte technische Problematik auf einem anspruchsvollenSchwierigkeitslevel, ist die von Altschuller entwickelte Vorgehensweise mit ihrenGrundsätzen, Standardlösungen und Katalogen das sicherste Mittel, um bestmöglicheLösung für ein technisches/physikalisches Problem, incl. das Umgehen von Patenten, zuerreichen.Nach Klein [4] hat TRIZ <strong>als</strong> Strategie jedoch nur dann eine Aussicht auf breite Akzeptanz,wenn es in Inventionsprojekten organisatorisch fest implementiert ist. Verständlich wenn manden Aufwand für Vorbereitung und Durchführung berücksichtigt.Abgesehen von <strong>der</strong> Anwendung dieser Methode, ist die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> TRIZ-Logik ein hilfreiches Instrument um hochgradige Problemstellungen und die Einflussgrößenbesser zu verstehen.


Tabelle 2. Die gängigen Kreativitätstechniken und ihre MerkmaleIn Anlehnung an Jaerschke [9]KreativitätstechnikMerkmale Brainstorming Methode Synektik Mind - TRIZ635MappingProblemcharakteristikUniversell Universell KlarumschriebenAnalyseproblemKlarumschriebenanspruchsv.Vorbereitung Gering Gering Aufwendig Gering AufwendigZeitbedarf Gering Gering Hoch Gering Hoch bisSehr hochNachbereitungHoch Hoch Gering Hoch GeringArbeitsmittel Keinebeson<strong>der</strong>nKeinebeson<strong>der</strong>enErfor<strong>der</strong>lich Erfor<strong>der</strong>lich Erfor<strong>der</strong>lich,Software ?Erfahrung <strong>der</strong> Keine Keine Einweisung Einweisung SchulungTeilnehmerAnzahl <strong>der</strong>Teilnehmer1-8 3-6 3-6 1-6 1-34. Von <strong>der</strong> <strong>Wertanalyse</strong> zum InnovationsmanagementIch möchte wirklich niemanden überreden seinen Job <strong>als</strong> Wertanalytiker an den Nagel zuhängen, um sich nun voll <strong>der</strong> Innovation zu widmen. Wenn es aber in unserem GenreHerausfor<strong>der</strong>ungen gibt und wenn die Zeit danach ruft, dann sollten wir diese aufnehmenund zu neuen Qualitäten <strong>der</strong> <strong>Wertanalyse</strong> ummünzen.Nach Handtke [5] werden 80 % des Produktivitätsanstieges den Innovationenzugeschrieben.Zuerst gibt es ja die Funktionen. Für jeden, <strong>der</strong> sich eine gewisse Zeit wertanalytisch mitdiversen Produkten beschäftigt hat, wird die Betrachtung eines materiellen o<strong>der</strong>nichtmateriellen Produktes <strong>als</strong> Funktionenkiste zur Selbstverständlichkeit. Es ist soselbstverständlich, dass wir nicht mal darüber nachdenken, welche Schwierigkeiten vor allenam Prozess Beteiligten stehen, die <strong>der</strong> substantiellen Produktbetrachtung gewöhnt sind.Selbst bei Mitarbeitern <strong>der</strong> Entwicklungsabteilungen muss man häufig in <strong>der</strong>Projektanfangsphase harte Umdenkarbeit betreiben. Hier unterscheiden wir uns nicht sehr


viel von dem Nutzer des Produktes, für den ebenfalls die Funktionen, bewusst o<strong>der</strong> intuitivwahrgenommen, von allerwichtigster Bedeutung sind. Wenn wir <strong>als</strong>o dem Nutzer so nahsind, dann sollten wir uns anlässlich <strong>der</strong> <strong>Wertanalyse</strong> mit seinen Wünschen undVorstellungen beschäftigen.Es wird hier Stimmen geben die verwun<strong>der</strong>t fragen werden: was ist denn mit QFD ?Natürlich liefert QFD die Antworten zum Thema Funktionen. Die Funktionen sind allerdingsin eine Vielzahl von Parameter eingebettet, QFD selbst ist ein umfangreiches undaufwendiges Werkzeug, was selten einem WA-Projekt voreilend durchgeführt wird.Aus diesem Grunde stelle ich in meiner Überlegung die Problematik an<strong>der</strong>s dar und legeüber die Funktionen ein Raster, das für die Innovationsgedanken zu einem Produkt vonentscheiden<strong>der</strong> Bedeutung ist.4.1 Die Struktur einer InnovationsmatrixDie vorhandenen o<strong>der</strong> gewünschten Funktionen (Pflichten-/Lastenheft) werden in einebestimmte produktorientierte Struktur einsortiert. Diese Struktur spiegelt die Ebenen einerNutzer-Produkt Beziehung wie<strong>der</strong>. Die einzelnen Ebenen <strong>der</strong> Beziehung werden in <strong>der</strong>weiteren Betrachtung Innovationsfaktoren genannt. Die Funktionen in denInnovationsfaktoren gruppiert, werden nun auf ihre Innovationstauglichkeit und auf den Grad<strong>der</strong> Erfüllung von Kundenwünschen überprüft.In einer Kreativphase werden die Funktionen so ergänzt o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>t, das dieneuformulierte Funktionszusammenstellung die Kundenwünsche signifikant besser <strong>als</strong> <strong>der</strong>Ausgangszustand erfüllt. Diese neue Funktionszusammenstellung stellt nun die Grundlagefür einen Innovationsansatz <strong>der</strong> <strong>Wertanalyse</strong> o<strong>der</strong> auch die Funktionsbeschreibung für einenLastenheft. Diese Vorgehensweise ist in <strong>der</strong> Anwendung einfacher und verständlicher <strong>als</strong> einallgemeiner Versuch die Innovationsfunktionen frei zu definieren.Auf die Fragen <strong>der</strong> Technologie in übergeordnetem Sinne, <strong>der</strong> Märkte o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Organisationwird hier nicht eingegangen. Diese Fragen sind einer betriebswirtschaftlichen Betrachtungüberlassen[6].


Tabelle 3.Funktionsmatrix für ein Produkt und BewertungsbeispieleDCDI Bewertungsmatrix. Innovationsqualität aus KundensichtI n n o v a t i o n s f a k t o r e nVergleich o<strong>der</strong>Bewertung Entlastung des Kunden Entwicklung des KundenProduktAPositiv 1Stark Positiv 2Negativ -1Stark Negativ -2Unentschlossen 0Produkt BearbeituB o<strong>der</strong> ngMarktniveauHandling,keineFunktionen/BeispieleeinfachesJustage,Ergonomie,einfacheBetriebsanleitungWartezeit LogistikLieferzeit 2Tage,logischeArbeitsfolgenin <strong>der</strong>Verarbeitung,Anlieferung, Lagerung,Handhabungin <strong>der</strong>Produktion,Auslieferung,TeillieferungaufWunsch.Koordinationsaufwandin BeschaffungundHerstellung,geringeTeilevielfalt,KonfiguratorBetriebs- kostenÜberwachungFinanzaufwandSicherheit ZufriedenheitInvestition,Beschaffungspreis,Rechnungs-konditionenEnergiekosten,Heizen,Kühlen,Warten,ÜberwachenBetriebssicherheit,Wartungsfrei-heit, sichereKomponenten,ZulassungenDer Umgangmit demProdukt wirdvon demKunde <strong>als</strong>angenehmempfunden.Ergonomie,Design.Gewinn InnovationspotentialDer Kunde Der Kundewird seine wird neueGewinnmar Möglichkeitege steigern n entdeckenkönnen. u. seineProdukte/Prozesseverbessernkönnen.CLX AKM 0 0 1 -1 0 0 1 2 2 2 7AIP neu AIP alt 2 0 0 0 0 -1 1 2 1 1 6IXW 2 1 0 0 0 -1 1 2 0 2 7Komfortleuchte 0 0 2 2 0 -1 2 0 0 0 4BilanzMarktprognose


4.2 Warum sollte es einfacher sein, die Innovation in einer Struktur zu suchen, <strong>als</strong> dieFunktionen frei zu definieren.An sich halte ich von Checklisten nicht allzu viel. Wenn diese Struktur nun eine wichtigeRolle bei <strong>der</strong> Definition von Innovationsschwerpunkten spielen soll, dann ist hier einewichtige Bedingung einzuhalten, die diese Struktur von einer vorgefertigten Checklisteunterscheidet.Die einzelnen Innovationsfaktoren sind produkt- o<strong>der</strong> produktgruppenbezogen zu definieren.Inwiefern eine individuelle Definition <strong>der</strong> einzelnen Innovationsfaktoren notwendig ist, kannnur in einer nahen Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Produkt bzw. mit <strong>der</strong> Produktgruppeentschieden werden.Der Weg, <strong>der</strong> von dem betreffendem Produkt eingeschlagen wird, und zwar ausschließlichaus <strong>der</strong> Sicht des Kunden, spielt hier eine entscheidende Rolle.Es beginnt mit <strong>der</strong> Auslieferung und endet mit <strong>der</strong> Entsorgung <strong>der</strong> Produkte.Die Innovationsfaktoren müssen aktuell sein und soweit möglich den individuellenAnfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kunden gerecht werden.Man findet auch in <strong>der</strong> Struktur die Maslowsche Bedürfnispyramide untergebracht, weil ichüberzeugt bin, dass hier signifikante Innovationsansätze generiert werden können. Wichtigist zu wissen, nicht nur welche Funktion realisiert werden soll, son<strong>der</strong>n auch welcheBedürfnisse sie erfüllt.In <strong>der</strong> Bewertungsmatrix werden zwei Produkte auf ihre Innovationspotentiale miteinan<strong>der</strong>o<strong>der</strong> auch ein ausgewähltes Produkt mit dem marktüblichen Niveau verglichen.Im ersten Schritt werden die Innovationsfaktoren, die eine Entlastung des Kunden in seinenAufgaben bewirken, untersucht.Hierbei handelt es sich um Vorgänge die erfor<strong>der</strong>lich sind, um einen Fertigungsprozess zurealisieren. Hierzu gehören die Routineabläufe wie Bestellung, Anlieferung, Bearbeitung unddie Verlustfunktionen wie z. B. Wartezeiten.In einem weiteren Schritt werden die aus <strong>der</strong> maslowschen Bedürfnispyramide abgeleitetenFaktoren untersucht, die emotional und wirtschaftlich am Wachstum des Kunden beteiligtsind.4.3 Innovation die Innovation erzeugtDie vorletzte Spalte <strong>der</strong> Tabelle 3 bezieht sich auf die Wirkung <strong>der</strong> Funktion auf dasVerhalten <strong>der</strong> Kunden. Hat <strong>der</strong> Kunde die Möglichkeit, durch diese Funktion, seine Produkteo<strong>der</strong> Dienstleistungen signifikant weiter zu entwickeln, so bieten wir ihm ein Produkt mitenormer Anziehungskraft an. Die Generierung solcher Innovationen setzt intensive


Beschäftigung mit den Abläufen bei den Kunden voraus, nicht immer aber mit dem Kundenselbst. Bei <strong>der</strong> Bewertung von Innovationen o<strong>der</strong> innovativen Funktionen, die auf einerUmfrage <strong>der</strong> wichtigsten Kunden basiert, werden die Neukunden nicht berücksichtigt und einf<strong>als</strong>ches Bild <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Innovation erzeugt.Die fehlende Übereinstimmung zwischen den wahren Verbraucherbedürfnissen und denDaten, die <strong>der</strong> Produktentwicklung zugrunde liegen, lässt viele Innovationen scheitern. DieUnternehmen sprechen Kunden an die es nicht gibt. [7]Im Jahr 1977 gab Ken Olsen, Präsident <strong>der</strong> Digital Equipment Corporation angeblichfolgendes denkwürdige und in verschiedenem Wortlaut gern zitierte Statement ab:"There is no reason anyone would want a computer in their home."deutsch: "Es gibt keinen Grund, warum irgendjemand einen Computer in seinem Hauswollen würde." [de.wikipedia.org]4.4 Parametrierung <strong>der</strong> InnovationsfaktorenDie Innovationsfaktoren können hilfreich sein um die Funktionen gezielt zu entwickeln aberauch eine abstrakte Produktstudie in einer Vorentwicklungsphase zu betreiben. Hierzu wäremöglich die Technologieentwicklung, und die gesellschaftlichen sowie wirtschaftspolitischenTrends mit in <strong>der</strong> Gewichtung <strong>der</strong> Innovationsfaktoren zu berücksichtigen.Einen weiteren Gesichtspunkt bildet die differenzierte Funktionen-Betrachtung in denMärkten. [8]Die Interkulturelle Produktausrichtung kann ebenfalls <strong>als</strong> Faktor in das Innovationsrasteraufgenommen werden.Es kann auch überlegt werden ob strategische Gründe für eine betriebswirtschaftliche Sichtdes Produktes o<strong>der</strong> Fragen <strong>der</strong> Technologie, bestehen. In diesem Falle würde man sich von<strong>der</strong> rein kundenorientierter Betrachtung allerdings entfernen.Die nähere Beschäftigung mit den Innovationsfaktoren gibt uns die Möglichkeit eineschwerpunktbetonte Funktionenentwicklung zu betreiben und somit <strong>der</strong> Innovation einegewünschte Richtung zu geben. Als weiteren Vorteil sehe ich einen qualitativen undquantitativen Sprung in <strong>der</strong> Generierung <strong>der</strong> Funktionen.Die Innovationsfaktoren sind Wegweiser, die gelegentlich überprüft und entsprechend <strong>der</strong>aktuellen Marktsituation angepasst werden müssen.4.5 Messlatte für InnovationEine Bewertung <strong>der</strong> einzelnen Innovationsfaktoren kann letztendlich zu einer Marktprognosefür ein Produkt herangezogen werden. Die Summe <strong>der</strong> Einzelbewertungen <strong>der</strong>


Innovationsfaktoren, eventuell mit einer Gewichtung angepasst, ergibt einen Grad <strong>der</strong>Produktattraktivität. Auch wenn das keine absolute und präzise Messlatte ist, die gibt es indiesem Bereich ohnehin nicht, dann kann mit <strong>der</strong> zusätzlichen Information eine Absicherung<strong>der</strong> Produktaktivitäten o<strong>der</strong> eine Korrektur erfolgen. Ein empirischer Vergleich zeigte aneinigen Beispielen deutlich, dass die Bilanz (letzte Spalte <strong>der</strong> Tabelle 3) mit dem Markterfolgkorrespondiert.


Literaturangaben[1] Autorenkollektiv.:<strong>Wertanalyse</strong>, Idee – Methode – System. Düsseldorf: VDI-Verlag 1995[2] Csikszentmihalyi M.: Kreativität. Stuttgart: Klett-Cotta 2003[3] Wahren, H-K.: Erfolgsfaktor Innovation. Berlin: Springer Verlag 2004[4] Klein, B.: TRIZ/TIPS - Methodik des erfin<strong>der</strong>ischen Problemlösens. München: OldenbourgVerlag 2002[5] Handtke, M.: Innovationen im Mittelstand. Frankfurt: Johann Wolfgang Goethe-Universität, IWSG Working Papers 03-2005[6] Hauschildt, J. Schlaak, T. Zur Messung des Innovationsgrades neuartiger Produkte.Zeitschrift für Betriebswirtschaft 2001 161-182[7] Christensen, C. Raynor, M.: Marktorientierte Innovation. Frankfurt: Campus Verlag 2004[8] Pauwels, M.: Interkulturelle Produktentwicklung. Uni.-Gesamthochschule Siegen Diss.2000[9] Jaerschke, C.: Kreativitätsför<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Unternehmung, TU Dresden Diplomarb. 1999

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!