PRAXISSTUDIElung der Gonarthrose in der täglichenPraxis eingesetzt. In der Homöopathiesind es z.B. die Wirkstoffedes Giftsumach (Solanum dulcamara),des Bittersüß (Toxicodendronquercifolium) und der kanadischenBlutwurzel (Sanguinaria canadensis),die innerhalb des rheumatischenFormenkreises schmerzlindernd undentzündungshemmend wirken. Alledrei Wirkstoffe sind neben Bergwohlverleih(Arnica montana) undSulfur (Schwefel) Bestandteile des<strong>Homöopathikum</strong>s Zeel ® comp. N(Tabletten).Für Zeel comp. N (Tabletten) wurdeim Rahmen einer klinischen kontrolliertenDoppelblindstudie bereitseine vergleichbare klinische Wirksamkeitin der Behandlung der leichtenbis mittleren Gonarthrose wiefür <strong>COX</strong>-1-Hemmer nachgewiesen[2, 3]. Ziel der folgenden Studie wares, Wirksamkeit und Verträglichkeitdes <strong>Homöopathikum</strong>s Zeel ® comp.N (Tabletten) mit <strong>COX</strong> 2-<strong>Hemmern</strong>in der Behandlung der Gonarthrosein den Stadien I und II zu vergleichen.MethodikStudiendesignDie Untersuchung wurde als offene,prospektive, multizentrische, referenzkontrollierteKohortenstudiemit 592 Patienten bei 127 niedergelassenenÄrzten (überwiegend Fachärztefür Allgemeinmedizin) durchgeführt.Um die Gefahr eines Behandlungsbiasmöglichst gering zuhalten, war die Untersuchung sostrukturiert, daß ein Teil der Ärztenur Behandlungen mit Zeel comp. Nund der andere Teil nur Behandlungenmit <strong>COX</strong> 2-<strong>Hemmern</strong> durchführte(Typ und Dosierung des <strong>COX</strong>2-Hemmers erfolgte individuell,wobei die Behandlungsdaten der<strong>COX</strong> 2-Patienten gepoolt ausgewertetwurden).PatientenIn die Studie wurden ausschließlichPatienten mit einer Gonarthrose derStadien I oder II aufgenommen. DieBeurteilung des individuellen Erkrankungsstadiumserfolgte nachden Kriterien von Richter [4]:· Stadium I: Subjektive Beschwerdenwie Anlauf- oder Ermüdungsschmerzund/oder objektiver Endphasenschmerz,speziell bei Rotationsbewegungenund/oder extraartikulärerFernschmerz.· Stadium II: StärkereSchmerzen als imStadium I und/oderNachtschmerz, vorwiegendschmerzhafteBewegungseinschränkungenauchin andere Richtungen,wie z.B. Flexion-Extension,und/oder leichte Achsenabweichung.Als Ausschlußkriteriengalten Gonarthrosenim Stadium III und IVsowie eine begleitende medikamentöseBehandlung der Gonarthrose,z.B. mit <strong>COX</strong> 1-/2-<strong>Hemmern</strong> oderKortikoiden. Die kurzfr<strong>ist</strong>ige Anwendungeines Schmerzmittels wieParacetamol sowie der Einsatz nichtmedikamentöserBehandlungsmaßnahmenwaren erlaubt. Im Rahmeneiner Eingangsuntersuchung wurdenu.a. demographische Patientendaten,Vitalparameter, das Stadium derGonarthrose, der klinische und derradiologische Gonarthrose-Befund,die Ursache der Gonarthrose, die Erkrankungsdauer,eventuelle Vorbehandlungen,die medikamentöseTherapie der Gonarthrose (Dosierungvon Zeel ® comp. N bzw. der<strong>COX</strong> 2-Hemmer) sowie Begleiterkrankungenund deren Therapie erfaßt.© alle Abb. HeelGonarthrose-Stadium II imRöntgenbefundZielkriterienDie therapeutische Wirksamkeit derjeweiligen Behandlung wurde sowohldurch den Arzt als auch durchden Patienten beurteilt. Der Arzt beurteiltebei Behandlungsbeginn undim Verlauf der Untersuchung dieAusprägungsgrade der LeitsymptomeAnlauf-/Startschmerz, Bewegungs-/Belastungsschmerz,Ermüdungsschmerzund Spannungsgefühl/Steifigkeit(Skala: ohne, leicht,mittel, schwer), den Zeitpunkt dererstmaligen Verbesserung der Gonarthrose-Symptomatiksowie am Beobachtungsendeglobal das erreichteTherapieergebnis (Skala: sehr gut,gut, mäßig, ohne Erfolg, Verschlechterung).Die Patienten beurteiltenden klinischenVerlauf mit Hilfe desWOMAC-Arthrose-Indexes. Dieser Index<strong>ist</strong> ein validiertesPrüfinstrument mitSubskalen für Schmerz,Steifigkeit und Funktionalitätzur Selbstbeurteilungder Gonarthrosedurch denPatienten [5]. Dieerste Subskala beinhaltetfünf Fragen zurSchmerzsymptomatik,die zweite Subskala zwei Fragenzur Steifigkeitssymptomatik und diedritte Subskala enthält 17 Fragen zukörperlichen Tätigkeiten und Einschränkungder physischen Funktionsfähigkeit.Die Bewertung erfolgtejeweils auf einer visuellenAnalogskala von 100mm, wobei 0keine Schmerzen/Beeinträchtigungund 100 sehr starke Schmerzen/Beeinträchtigungbedeuteten.Die Untersuchungen und Erhebungender einzelnen Prüfparameterwurden im Rahmen einer Einschluß-,einer Zwischen- (nach ca. 4 Wochen)und einer Abschlußuntersuchung(nach mindestens 6 Wochen,spätestens aber nach 10 Wochen) erfaßt.Dieser Zeitraum entsprichtdem Beobachtungsintervall dieserStudie und kann aufgrund praktischerErfahrungen als ausreichendzur Beantwortung der o.g. Fragestellungbewertet werden.PrüfpräparateZeel ® comp. N (Tabletten) enthältdie arzneilich wirksamen BestandteileToxicodendron quercifolium, Solanumdulcamara, Sulfur, Arnicamontana und Sanguinaria canadensisund <strong>ist</strong> zur Behandlung rheumati-Der Allgemeinarzt 4/20033
PRAXISSTUDIETherapieschema der Gonarthrose-Stadienscher Gelenkbeschwerden zugelassen.Als Referenzpräparate wurdendie <strong>COX</strong> 2-Hemmer Celebrex ®100/200mg Hartkapseln (WirkstoffCelecoxib) und Vioxx ® 12,5/25mgTabletten (Wirkstoff Rofecoxib) eingesetzt,die zur Behandlung vonSymptomen bei Reizzuständen wiedegenerative Gelenkerkrankungenzugelassen sind [6-10].Stat<strong>ist</strong>ikBei der vorliegenden Untersuchunghandelt es sich um eine offene Kohortenstudie.Deswegen war davonauszugehen, daß die Struktur derbeiden Patientengruppen unterschiedlichbeschaffen <strong>ist</strong>. Um Behandlungsdifferenzenzwischen denKovariaten auszugleichen, wurdedas Verfahren der regressiven Regressionnach Rosenbaum [11, 12]verwendet. Mit Hilf dieser stat<strong>ist</strong>ischenMethode <strong>ist</strong> es möglich, densog. Propensity Score zu berechnen[11, 13], und dadurch Verzerrungenzu reduzieren. Dieses Verfahren ermöglichtletztendlich die Anwendungstat<strong>ist</strong>ischer Standardmethodenzwecks Gruppenvergleich.Für den Vergleich der o.g. Gonarthrose-Leitsymptomeund der Kriteriendes WOMAC-Arthose-Indexeszwischen beiden Behandlungsgruppenwurden adjustierte Differenzender Effektgrößen mit 95% Vertrauensbereichenberechnet. Die Vertrauensbereichewurden mit der Kovarianzanalyseerrechnet. Es sollteaufgezeigt werden, daß die Behandlungmit Zeel ® comp. N bei einerÄquivalenzschranke von 10% nichtweniger effektiv (non-inferior) <strong>ist</strong> alseine Behandlung mit den o.g. <strong>COX</strong>2-<strong>Hemmern</strong> (einseitige Irrtumswahrscheinlichkeit= 0,025).EthikDie Studie wurde in Übereinstimmungmit den Empfehlungen zurPlanung, Durchführung und Auswertungvon Anwendungsbeobachtungenvom 12. November 1998durchgeführt [14].ErgebnissePatientenInsgesamt wurden 592 Patienten indie Studie aufgenommen (Zeel comp.N-Gruppe: n = 323, <strong>COX</strong> 2-Gruppe:n=269). In Bezug u. a. auf die demographischeAusgangslage, der Ausprägungder Gonarthrose, der klinischenund der radiologischen Gonarthrose-Befundeund der Erkrankungsdauerlagen bei Behandlungsbeginnkeine auffälligen Gruppenunterschiedevor (siehe Tabelle).Bei etwas mehr als der Hälfte der Patientenwaren beide Kniegelenke betroffen.In beiden Gruppen klagtendie Patienten mehrheitlich über Gelenkschmerzen,über eine Einschränkungder Beweglichkeit und überGelenkgeräusche. Die radiologischenUntersuchungen ergabenüberwiegend Gelenkspaltverschmälerungen,gefolgt von einer Inkongruenzder Gelenkflächen und Sklerosierungen.Fehlbelastung stelltedie häufigste Ursache dar, gefolgtvon Traumata und minderwertigemKnorpelgewebe. Von allen Patienten,die in den letzten 12 Monatenwiederholt wegen ihrer Gonarthrosebehandelt worden waren (Zeelcomp. N-Gruppe: 79%, <strong>COX</strong> 2-Gruppe: 88%), war die Mehrheitmit nicht-steroidalen Antirheumatikabzw. mit physio-/physikalischenMaßnahmen therapiert worden.In der <strong>COX</strong> 2-Gruppe lagen stat<strong>ist</strong>ischsignifikant häufiger weitereErkrankungen vor (63% vs. 53%).In beiden Gruppen überwogen Erkrankungendes Kreislaufsystems,gefolgt von endokrinen, Ernährungs-und Stoffwechselkrankheitenund Erkrankungen des Muskel-Skelettsystems.Behandlung der GonarthroseBasierend auf dem gewählten Studiendesignlag die Art der Therapie(Dauer, individuelle Dosierung,nicht-medikamentöse Begleittherapie)im Ermessen der behandelndenÄrzte. So nahmen in der Zeel ®comp. N-Gruppe (n=323) 44% derPatienten 3x1 Tablette pro Tag ein(24% 4x1 und 27% 5x1). Betrachtetman den gesamten Therapieverlauf(maximal 10 Wochen) sowurde die initial gewählte Dosierungbei 88% der Patienten beibehalten.Mit den beiden <strong>COX</strong> 2-<strong>Hemmern</strong>wurden insgesamt 269 Patienten behandelt;von den 109 Celebrex ® -Patientenwendeten 86 Patienten die200mg Hartkapseln (mehrheitlich1–2x1Tablette/Tag), die übrigendie 100mg Hartkapseln (mehrheitlich1–2x1 Tablette/Tag) an. Vonden 160 Vioxx ® -Patienten nahmen4 Der Allgemeinarzt 4/2003