Tarek Hassan_Kurzbericht
Tarek Hassan_Kurzbericht
Tarek Hassan_Kurzbericht
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„Laufschuhe, ein Pokal und viele schöne Erinnerungen“<br />
Mein Highschool-Jahr in den USA<br />
<strong>Tarek</strong> <strong>Hassan</strong><br />
Hallo, ich bin <strong>Tarek</strong> und möchte Euch von meiner Zeit als<br />
Austauschschüler in den USA berichten. Der Weg bis zum Abflug war<br />
aufregend, voller Nervosität und gespannten Warten. Am 21. August<br />
war es dann am endlich soweit: Ich flog in die USA!<br />
I proudly present: my hostfamily<br />
Kristen, Eliza, ich und Kati während<br />
eines Ausfluges<br />
Einen Monat vor meiner Abreise erfuhr ich,<br />
wer meine Gastfamilie in den USA sein würde:<br />
Josh und Kristen Soske mit ihren drei Kindern<br />
Josh jr. (14), Kate (12), und Eliza (10). So<br />
konnte ich mit ihnen schon vor dem Abflug<br />
Kontakt aufnehmen und einen ersten Eindruck<br />
von meinem Zuhause für das nächste Jahr<br />
gewinnen. Als ich meine Gasteltern dann<br />
endlich das erste Mal traf, stellte ich fest,<br />
dass sie genauso nett waren, wie ich bisher<br />
gedacht hatte. Die Soskes wohnten in La<br />
Center, einer Kleinstadt mitten im grünen US-<br />
Bundesstaat Washington. Das Haus der Familie lag ganz idyllisch an einem großen Bach,<br />
der durch ihr 28.000m² großes Grundstück floss. Umgeben von Wald und mitten im Tal<br />
hätte es auch aus einem Film stammen können!<br />
1
In einem Punkt hat mich meine neue Familie<br />
besonders positiv überrascht. Ich hatte mich<br />
schon, was das Thema Essen betrifft, auf das<br />
Schlimmste eingestellt: jeden Tag Fastfood<br />
(Was man eben aus dem Fernsehen kennt...).<br />
Bei uns kam zu meiner Freude fast nur<br />
Gesundes auf den Tisch, viel Salat und Obst<br />
aus eigenem Anbau. Neben dem großen<br />
Grundstück hatten wir einen eigenen<br />
Whirlpool im Haus (Der heißt hier übrigens<br />
Meine ersten selbst geernteten Birnen<br />
Jacuzzi ☺) und im Wohnzimmer stand ein<br />
Klavier, das Katie und mir die Gelegenheit gab,<br />
unsere Bandqualitäten zu testen. Wir hatten einige gemeinsame Musiksessions – sie<br />
spielte Gitarre und ich Klavier. Auch wenn wir dabei oft nicht den gleichen Ton trafen,<br />
hatten wir immer einen Riesenspaß!<br />
Film Studies, Teambuilding und Sport<br />
Zur Schule fuhr ich jeden Tag in einem<br />
typisch gelben Schulbus. An der La Center<br />
Highschool konnte ich – ganz anders, als in<br />
Deutschland – aus einem großen Fächerangebot<br />
auswählen. Da habe ich natürlich die Chance<br />
genutzt und vieles ausprobiert: Ich habe<br />
Novel Short Story, Film Studies, Mathe und<br />
Sign Language (Zeichensprache) belegt. Im<br />
Unterricht hatte ich keine Probleme, auch<br />
wenn ich mich natürlich schon anstrengen<br />
musste, um gut zu sein. Insgesamt ist die<br />
Meine Musiklehrerin und ich<br />
Schule hier viel praxisorientierter. In meinem<br />
Psychologiekurs haben wir zum Beispiel das Thema Teambuilding<br />
behandelt und sind daran anschließend in einen Kletterpark<br />
gefahren, um eine teambildende Maßnahme an uns selbst<br />
auszuprobieren – das nenne ich „Learning by Doing“ ☺! In der<br />
zweiten Hälfte des Schuljahres habe ich außerdem bei der<br />
Aufführung unseres Schulmusicals mitgewirkt und bekam dafür<br />
am Ende sogar einen kleinen Pokal für die beste Nebenrolle<br />
überreicht. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet! Diese<br />
schöne Erinnerung hat in meinem Zimmer in Deutschland einen<br />
Ehrenplatz im Regal bekommen ☺.<br />
Am Anfang fiel es mir zunächst schwer, Freunde zu finden. Ich traute mich einfach<br />
nicht, meine Mitschüler selbst anzusprechen, weil ich Angst hatte, dass mein Englisch<br />
nicht gut genug ist. Doch kaum hatte ich diese Scheu abgelegt, merkte ich, wie offen<br />
und hilfsbereit die Menschen hier sind und auch die Lehrer hatten immer ein offenes<br />
Ohr für mich, wenn ich mit Fragen zu ihnen kam.<br />
2
Besonders gut gefallen an der Schule hat mir definitiv das große Sportangebot: Für<br />
jeden war da was dabei! Ich war nie gut im Sportunterricht, doch in Amerika entschied<br />
ich mich dazu, Cross Country, d.h. Langstreckenlauf, zu machen. Wir trainierten<br />
fünfmal Mal die Woche und liefen immer bis zu 5km. Keiner hätte vorher geglaubt, dass<br />
mir Laufen Spaß machen könnte – ich am allerwenigsten! Ich war zwar nicht gerade der<br />
Schnellste, aber darum ging es mir auch gar nicht. Beim Laufen habe ich Freunde<br />
gefunden, mit denen ich eine tolle Zeit verbracht habe. Zusammen sind wir sogar zu<br />
einem Wettkamp nach Seaside (Oregon) gefahren. Wir sind gegen Schüler angetreten,<br />
die aus dem gesamten Nordwesten der USA kamen. Das war eine super Erfahrung!<br />
Von Kürbisköpfen und Gespenstern<br />
An Halloween werden nicht nur Süßigkeiten gesammelt: Da<br />
verwandelt sich plötzlich die Highschool in ein Geisterhaus<br />
und ganze Vorgärten werden zu Friedhöfen umdekoriert.<br />
Mit meiner Gastfamilie sind wir zum Pumkin Patch, einem<br />
Kürbisfest, auf eine Farm gefahren. Dort haben wir<br />
Kürbisse ausgehöhlt, lustige Grimassen in sie<br />
hineingeschnitzt und sind durchs Maislabyrinth geirrt.<br />
Natürlich habe ich mich auch am allseits bekannten Trick<br />
or Treat beteiligt und bin mit meinen Freunden als großer<br />
Kürbis verkleidet um die Häuser gezogen, um Süßigkeiten<br />
zu sammeln. In den USA ist das nämlich nicht nur was für<br />
kleine Kinder, sondern auch die älteren Schüler halten an<br />
dieser Tradition fest.<br />
Auch meine Highschool war an Halloween im<br />
Ausnahmezustand: Die Sporthalle wurde in ein<br />
Geisterhaus verwandelt mit nachgebautem Friedhof,<br />
Hexenküche und Gruft. Da in diesem Jahr sogar das<br />
Homecoming, das letzte Football-Spiel der Saison und<br />
gleichzeitig das größte Event im Highschool-Jahr auf<br />
Halloween fiel, wurde es kurzerhand ebenfalls in ein<br />
„Haunted Homecoming“ – ein verspuktes Homecoming -<br />
verwandelt. In der Woche vor dem Spiel, der Spirit Week,<br />
treten die vier Klassenstufen traditionell in verschiedenen<br />
Wettkämpfen gegeneinander an. Da wurden kleine<br />
Gespenster und Spinnen um die Wette gemalt, jeden<br />
Morgen neu der Spirit Jug, ein Krug, gesucht und bei allen<br />
Spielen eifrig Punkte gesammelt. Das war ein Riesenspaß<br />
und hat die Schüler meiner Klasse wirklich zusammengeschweißt. Diesen School Spirit<br />
möchte ich nicht mehr missen!<br />
3
Happy Birthday, Schnee und New Years run...<br />
Während der Adventszeit herrschte bei<br />
meiner Familie Hochbetrieb: Stundenlanges<br />
Plätzchen-Backen für die Nachbarn, massenweise<br />
Geschenke einkaufen und das Fällen<br />
einer großen Tanne mit anschließendem<br />
Dekorieren, das gut und gerne drei Stunden<br />
dauerte. Außerdem haben wir am Projekt<br />
„Human Solution“ teilgenommen und Haushaltsgegenstände<br />
für Familien in Not<br />
gesammelt, sie verpackt und anschließend verschenkt. Es war ein tolles Gefühl, anderen<br />
Menschen ein schönes Weihnachten zu ermöglichen!<br />
Sehr untypisch für Washington kam dann kurz vor Weihnachten der von den<br />
Einwohnern liebevoll genannte „arktische Supergau“. An meinem Geburtstag kurz vor<br />
Weihnachten waren wir zugeschneit. Ganz Washington, in dem es sonst um diese<br />
Jahreszeit nur regnet, lag unter einer dicken weißen Schneedecke, so dass Verkehr und<br />
sonstige gesellschaftliche Dinge bis auf Weiteres eingestellt wurden. Die Schule fiel zu<br />
unserer Begeisterung auch aus. Josh jr. und<br />
ich schmiedeten schon Pläne, in einem Iglu zu<br />
übernachten und Schneehasen und Rehe zu<br />
essen, um im Notfall zu überleben. Dazu kam<br />
es natürlich nicht. Ich konnte meinen 16.<br />
Geburtstag feiern und die letzten Einkäufe<br />
wurden noch vor dem 25. Dezember, an dem ja<br />
in Amerika Bescherung ist, erledigt.<br />
Zu Sylvester bewies sich dann mal wieder, wie spontan meine Familie ist. Nach einem<br />
reichlichen Essen und drei Arten von Fondues, entschieden wir uns, in den<br />
nächstgrößeren Ort Portland zu fahren, um dort um Mitternacht ins Neue Jahr zu<br />
rennen. Mit zu viel Schokoladen-Fondue im Bauch schienen die 5 Kilometer nie enden zu<br />
wollen, doch am Ende sagten wir alle, dass es ein toller und anderer Weg war, ins Neue<br />
Jahr zu starten!<br />
Und schon ist es vorbei...<br />
Euer <strong>Tarek</strong><br />
Schneller als gedacht, hieß es für mich dann Abschied<br />
nehmen. Das letzte halbe Jahr ist wie im Flug vergangen und<br />
ich denke immer noch, ich sitze in meinem Bett in den USA<br />
und sehe hinaus über die Dächer der Stadt. Diese Zeit hier<br />
hat mir so viel gegeben, es hat mich für mein Leben geprägt.<br />
Ich bin allen sehr dankbar, die mir das ermöglicht haben, und<br />
möchte jedem empfehlen, diese einmalige Chance nicht zu<br />
versäumen. In den USA habe ich nicht nur eine neue Familie,<br />
neue Freunde und ein neues Zuhause gefunden, sondern auch<br />
mich selbst.<br />
4