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Steckbrief Rotavirus-Impfstoff - GfV

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<strong>Steckbrief</strong> <strong>Rotavirus</strong>-<strong>Impfstoff</strong>VorbemerkungDer erste <strong>Impfstoff</strong> gegen Rotaviren wurde 1998 zugelassen, ein knappes Jahr nach derZulassung und einer generellen Impfempfehlung in den USA aber wieder vom Marktgenommen. Grund war das Auftreten von 15 Fällen von Invagination, also Einstülpungeneines Darmabschnittes in einen anderen, kurze Zeit nach der Impfung (CDC 2004). In derZwischenzeit wurden zwei andere <strong>Impfstoff</strong>e zur Marktreife entwickelt: eine pentavalente"Reassortanten"-Vakzine auf der Basis eines bovinen <strong>Rotavirus</strong>stammes und ein <strong>Impfstoff</strong>,der einen attenuierten humanen <strong>Rotavirus</strong>stamm enthält. Beide <strong>Impfstoff</strong>e wurden inumfangreichen Studien getestet, an denen jeweils mehr als 60 000 Kinder teilnahmen, vondenen die Hälfte Placebo erhielten. Diese große Anzahl war notwendig, um eine Häufung deroben erwähnten Darminvaginationen erkennen zu können. Beide <strong>Impfstoff</strong>e erwiesen sich alssicher und effektiv. Der attenuierte <strong>Rotavirus</strong>impfstoff wurde Ende Februar 2006 von derEuropäischen Arzneimittelagentur EMEA unter dem Namen Rotarix zugelassen.Attenuierter <strong>Rotavirus</strong>impfstoff (Rotarix ® )Zusammensetzung, HerstellungDer <strong>Impfstoff</strong> enthält einen attenuierten humanen <strong>Rotavirus</strong>stamm (RIX4414). Das Wildvirusstammt von einem 15monatigen Kind mit <strong>Rotavirus</strong>-assoziiertem Durchfall. Das Primärisolatwurde zunächst in "African green monkey kidney"-Zellen 33 mal passagiert (Bernstein et al1998). Der resultierende Stamm 89-12 wurde dann nach "plaque-purification" in Vero-Zellenweiterpassagiert (Ruiz-Palacios et al 2006). Der <strong>Impfstoff</strong> wird lyophilisiert geliefert undunmittelbar vor Gebrauch mit 1,3 ml einer Kalziumkarbonat enthaltenden Pufferlösung (zurNeutralisierung der Magensäure) rekonstituiert.AnwendungZwei Dosen je 1 ml des rekonstituierten <strong>Impfstoff</strong>s werden im Abstand von 2 Monaten oralappliziert. Das Mindestalter ist 6 Wochen; der Impfung muss im Alter von 24 Wochenbeendet sein (bei späterer Gabe könnte u.U. das Risiko einer Invagination erhöht sein (Glassand Parashar 2006)).VerträglichkeitDer <strong>Impfstoff</strong> ist sehr gut verträglich. Sehr selten beobachtete Nebenwirkungen umfassenReizbarkeit, Appetitverlust, Durchfall, Erbrechen, Blähungen, Bauchschmerzen, Aufstoßen,Fieber und Müdigkeit. Die Rate an Invaginationen war in der Gruppe der Geimpften niedrigerals in der Placebogruppe (6 gegenüber 7 innerhalb von 31 Tagen nach jeder Impfung) (Ruiz-Palacios et al 2006).


WirksamkeitDie Impfung schützt zu 85% vor schwerer <strong>Rotavirus</strong>-Gastroenteritis und vorKrankenhauseinweisung wegen einer <strong>Rotavirus</strong>erkrankung; sehr schwere Erkrankungsfällewerden zu nahezu 100% verhindert (Ruiz-Palacios et al 2006). Die Schutzwirkung istwirksam gegen die meisten zirkulierenden <strong>Rotavirus</strong>-Serotypen. Insbesondere hoch ist dieSchutzwirkung gegen den dem <strong>Impfstoff</strong> grundeliegenden Serotyp G1P[8] sowie gegen dieSerotypen G3P[8], G4 P[8] und G9P[8], allerdings deutlich geringer gegen den SerotypG2P[4]. 7-9 Tage nach der ersten Impfung scheiden 38-60% der geimpften Kinder dasImpfvirus im Stuhl aus, nach der zweiten Dosis nur noch 0-13% (Vesikari et al 2004).IndikationenDer Nutzen einer generellen Impfung mit <strong>Rotavirus</strong>impfstoff für Entwicklungs- undSchwellenländer, wo <strong>Rotavirus</strong>infektionen häufig zu Todesfällen führen, steht außer Frage.Auch für Industrienationen kann angesichts der hohen Morbidität von <strong>Rotavirus</strong>infektionenein derartiger <strong>Impfstoff</strong> eine sinnvolle Ergänzung des bisherigen Impfschemas sein.LiteraturBernstein DI, Smith VE, Sherwood JR, Schiff GM, Sander DS, DeFeudis D, Spriggs DR,Ward RL. Safety and immunogenicity of live, attenuated human rotavirus vaccine 89-12.Vaccine 1998; 16: 381-7.CDC. Suspension of rotavirus vaccine after reports of intussusception - United States, 1999.Morbid Mortal Wkly Rep 2004; 53: 786-789Glass RI, Parashar UD. The promise of new rotavirus vaccines. N Engl J Med 2006; 354: 75-77.Ruiz-Palacios GM, Perez-Schael I, Velazquez FR, et al. Safety and efficacy of an attenuatedvaccine against severe rotavirus gastroenteritis. N Engl J Med 2006; 354: 11-22.Vesikari T, Karvonen A, Korhonen T, Espo M, Lebacq E, Forster J, Zepp F, Delem A, DeVos B. Safety and immunogenicity of RIX4414 live attenuated human rotavirus vaccine inadults, toddlers and previously uninfected infants. Vaccine 2004; 22: 2836-42

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