Mikroklima und Glasqualität in Diarahmen
Mikroklima und Glasqualität in Diarahmen
Mikroklima und Glasqualität in Diarahmen
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FHTW Berl<strong>in</strong><br />
SG Restaurierung/ Grabungstechnik<br />
WS 2004/05<br />
<strong>Mikroklima</strong> <strong>und</strong> <strong>Glasqualität</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Diarahmen</strong><br />
Semesterarbeit vorgelegt <strong>in</strong> SWMK 3<br />
Katr<strong>in</strong> Pietsch<br />
Matrikel- Nr.:76900501852<br />
7. Semester, FFD
FHTW Berl<strong>in</strong> Katr<strong>in</strong> Pietsch<br />
SG Restaurierung/ Grabungstechnik/ SWMK 3 Matrikel- Nr.:76900501852<br />
WS 2004/05 7. Semester<br />
DIE RAHMUNG VON DIAMATERIAL HINTER GLAS 3<br />
TYPISCHE PROBLEME GLASGERAHMTER DIAS 3<br />
KONDENSWASSER (STEAM CLOUDS) 3<br />
FERROTYPING 4<br />
NEWTON- RINGE 5<br />
VERWERFUNG DES TRÄGERMATERIALS 5<br />
MODIFIZIERUNG DER GLASRAHMUNG 5<br />
SYSTEM TULL 5<br />
SYSTEM SUNDT 6<br />
GLASQUALITÄT INDUSTRIELL HERGESTELLTER DIARAHMEN 8<br />
QUELLEN 8<br />
2
FHTW Berl<strong>in</strong> Katr<strong>in</strong> Pietsch<br />
SG Restaurierung/ Grabungstechnik/ SWMK 3 Matrikel- Nr.:76900501852<br />
WS 2004/05 7. Semester<br />
Die Rahmung von Diamaterial h<strong>in</strong>ter Glas<br />
Die Technik, Durchlichtpositive für die Projektion h<strong>in</strong>ter Glas zu rahmen, ist e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung<br />
der Methode, die bereits auf S/W- Glasplattendias angewandt wurde. Hier wurde auf das<br />
bestehende Dia e<strong>in</strong>e zweite Glasplatte gleichen Formats schichtseitig aufgelegt, anschließend<br />
dieses Glassandwich entlang der Ränder durch Klebestreifen versiegelt. Als <strong>in</strong> den 30er <strong>und</strong> 40er<br />
Jahren Farbdias auf Filmunterlage immer mehr <strong>in</strong> den Gebrauch kamen, wurden die schon vorher<br />
verwendeten 2x2-<strong>in</strong>ch Glasplatten auf das neue Material angewandt. Auch Kle<strong>in</strong>bilddias wurden<br />
im späteren Verlauf zwischen zwei Glasplatten montiert <strong>und</strong> umlaufend versiegelt 1 . Diese<br />
Technik hat sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen bis heute durchgesetzt, obwohl es mittlerweile e<strong>in</strong> breite Palette<br />
<strong>in</strong>dustriell hergestellter Fertigrahmen mit Verglasung gibt. Beiden Methoden geme<strong>in</strong>sam ist die<br />
Verwendung dünner Glasplatten zum Schutz des eigentlichen Dias. Auch spielt die Absicht das<br />
Dia während der Projektion möglichst plan zu halten e<strong>in</strong>e große Rolle bei der Verwendung von<br />
Glasrahmen.<br />
In vielerlei H<strong>in</strong>sicht bietet e<strong>in</strong>e Rahmung von Dias h<strong>in</strong>ter Glas tatsächlich e<strong>in</strong>en effektiven Schutz.<br />
So kann auf diese Weise der direkte Kontakt des Filmmaterials mit Schmutz, F<strong>in</strong>gerabdrücken<br />
<strong>und</strong> Schimmelsporen vermieden werden. Besonders, wenn das Dia häufigem Gebrauch <strong>und</strong><br />
wiederholter Projektion ausgesetzt ist, ist es so den Hauptursachen e<strong>in</strong>er Schädigung nicht mehr<br />
ausgesetzt.<br />
Lange Zeit nahm man an, man könne die Durchlichtpositive durch die Rahmung h<strong>in</strong>ter Glas<br />
zusätzlich etwas besser vor dem materialtypischen Ausbleichen der Farbstoffe schützen, welches<br />
durch die Projektion beschleunigt <strong>und</strong> verstärkt wird. Allerd<strong>in</strong>gs haben verschiedene Tests mit<br />
unterschiedlichen Projektoren <strong>und</strong> Lagerungsbed<strong>in</strong>gungen gezeigt, dass e<strong>in</strong>e Rahmung h<strong>in</strong>ter<br />
Glas ke<strong>in</strong> von der Rahmung ohne Glas abweichendes Alterungsverhalten der Farbstoffe bewirkt. 2<br />
Die Rahmung h<strong>in</strong>ter Glas br<strong>in</strong>gt jedoch auch Probleme mit sich, die bei e<strong>in</strong>er offenen Rahmung<br />
nicht auftreten würden.<br />
Sobald es zum Bruch der Deckgläser <strong>in</strong> <strong>Diarahmen</strong> kommt, richten die entstehenden Splitter<br />
erheblichen Schaden am Filmmaterial an. Allerd<strong>in</strong>gs sollte diese starke Beschädigung durch<br />
adäquate Handhabung ausgeschlossen werden können.<br />
Weit komplexer <strong>und</strong> nicht so leicht zu vermeiden s<strong>in</strong>d die Probleme, die durch e<strong>in</strong> fast immer<br />
vorhandenes <strong>Mikroklima</strong> im <strong>Diarahmen</strong> entstehen. Allerd<strong>in</strong>gs hat sich gezeigt, dass diese Probleme<br />
ausschließlich <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der Projektion von Dias auftreten. E<strong>in</strong>e Lagerung unter<br />
Archivbed<strong>in</strong>gungen eben solch gerahmter Dias hat ke<strong>in</strong>erlei negativen E<strong>in</strong>fluss auf das Filmmaterial.<br />
Die im Folgenden beschriebenen Veränderungen im <strong>Diarahmen</strong> beziehen sich sowohl auf<br />
e<strong>in</strong>fache Systeme mit zwei Glasplatten, die mite<strong>in</strong>ander versiegelt wurden, als auch auf jegliche<br />
Arten von Fertigrahmen aus Kunststoff, Pappe oder Alum<strong>in</strong>ium.<br />
Typische Probleme glasgerahmter Dias<br />
Kondenswasser (Steam Clouds)<br />
Jedes Filmmaterial besitzt e<strong>in</strong>e bestimmte Materialfeuchte. E<strong>in</strong>mal ist dies bed<strong>in</strong>gt durch die Emulsion.<br />
Diese kann allerd<strong>in</strong>gs nur bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad Feuchtigkeit aufnehmen, da die<br />
Gelat<strong>in</strong>e stark gehärtet wurde. Aber auch das Trägermaterial ist <strong>in</strong> der Lage, Feuchtigkeit aus der<br />
Umgebung auf zu nehmen. Dabei besitzt Cellulosetriacetat e<strong>in</strong>e 4,5 fach höhere Feuchtigkeitsadsorption<br />
als Polyestermaterialien. 3 Durch diese Eigenschaften ist Filmmaterial <strong>in</strong> der Lage, sich<br />
relativ schnell an veränderte klimatische Bed<strong>in</strong>gungen an zu passen. Wird e<strong>in</strong> Dia auf Filmunter-<br />
1 SUNDT 1981/82<br />
2 WILHELM 1993, S. 221<br />
3 SUNDT 1981/82<br />
3
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lage allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> e<strong>in</strong> fast geschlossenes System, wie e<strong>in</strong>en Glasrahmen, e<strong>in</strong>gebracht, behält es<br />
se<strong>in</strong>e vorher erworbene immanente Feuchte erst e<strong>in</strong>mal bei.<br />
In den meisten Fertigrahmen ist die Halterung für das Dia so konstruiert, dass e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Luftspalt<br />
zwischen Glas <strong>und</strong> Filmoberfläche bleibt. Auch bef<strong>in</strong>den sich im Inneren häufig Masken aus<br />
Alum<strong>in</strong>ium oder Papier zur Positionierung des Dias <strong>und</strong> um möglichst scharfe Bildränder während<br />
der Projektion zu erreichen. Eben solche Masken s<strong>in</strong>d auch häufig <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>fachen Ausführung<br />
zweier Glasplatten, die mite<strong>in</strong>ander versiegelt werden, zwischen Dia <strong>und</strong> Glasoberfläche angebracht.<br />
Die so entstandene Luftkammer ist meist gewünscht, da sie die Ersche<strong>in</strong>ung von typischen<br />
Newton- R<strong>in</strong>gen vermeiden soll. Sie wirkt aber auch als Isolator beim klimatischen Austausch<br />
zwischen Film <strong>und</strong> Glas.<br />
Wenn also e<strong>in</strong> solch gerahmtes Dia projiziert wird, nimmt die Temperatur im Filmmaterial stark<br />
zu. Dies geschieht allerd<strong>in</strong>gs nicht vornehmlich durch die Wärme, die e<strong>in</strong> Projektor selbst produziert,<br />
sondern vielmehr durch die Lichtenergie, die dem Dia zugeführt wird. Dabei absorbieren<br />
organische Farbstoffe ausschließlich Energie aus dem sichtbaren Bereich des Spektrums 4 , weshalb<br />
Farbdias sich nicht so stark erhitzen wie S/W- Dias, die zusätzlich IR- Strahlung absorbieren.<br />
Zwar s<strong>in</strong>d die meisten Projektoren mit IR- Filtern ausgestattet, diese können aber niemals<br />
die komplette Strahlung filtern, e<strong>in</strong> Rest wird immer h<strong>in</strong>durchgehen. 5 Dies betrifft im Besonderen<br />
neuere Projektoren, die mit wesentlich leistungsstärkeren Leuchtmitteln ausgestattet s<strong>in</strong>d. Dabei<br />
erhitzt sich das Dia umso mehr, je dichter, bzw. dunkler das Bild ist. Auch entsteht <strong>in</strong> den Tiefen<br />
e<strong>in</strong>e wesentlich höhere Temperatur als <strong>in</strong> den Lichtern. Es wird deutlich mehr Wärme direkt im<br />
Dia entwickelt, als durch Strahlungswärme aus dem Projektor je erreicht werden könnte. 6<br />
Das erwärmte Filmmaterial kann sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschlossenen System, <strong>in</strong> dem ke<strong>in</strong>e Ventilation<br />
stattf<strong>in</strong>det, nur durch Abgabe von Feuchtigkeit oder durch Weiterleiten der Wärme an e<strong>in</strong>en Luftspalt<br />
oder das Deckglas abkühlen. 7<br />
Während der Erwärmung des Dias bleibt das Glas des Rahmens vergleichsweise kühl, <strong>in</strong>sbesondere<br />
da es durch die Projektor eigene Luftkühlung erreicht wird. Die Feuchtigkeit aus dem<br />
Filmmaterial, welche nun durch die Erwärmung abgegeben wird, gelangt zunächst <strong>in</strong> die kle<strong>in</strong>e<br />
Luftkammer zwischen Film <strong>und</strong> Glas <strong>und</strong> von dort zur <strong>in</strong>neren Glasoberfläche. An dieser schlägt<br />
es sich wegen dessen ger<strong>in</strong>ger Temperatur <strong>in</strong> Form von Kondenswasser nieder. Diese Ersche<strong>in</strong>ung,<br />
die man häufig während der Projektion beobachten kann, wird auch „Steam Clouds“ genannt.<br />
Bei e<strong>in</strong>em offen gerahmten Dia würde sich zwar ebenfalls Wärme entwickeln, allerd<strong>in</strong>gs könnte<br />
diese durch das Kühlungssystem leichter abgeführt werden als im glasgerahmten Dia. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
besteht dann die Gefahr, dass das Dia austrocknet <strong>und</strong> sich verwirft. 8<br />
Ferrotyp<strong>in</strong>g<br />
Da das Glas längere Zeit kühl bleibt, bleibt auch das Kondenswasser zunächst auf ihm stehen.<br />
Das Trägermaterial des Films kann sich nun unter der Wärmeentwicklung verwerfen <strong>und</strong> wölben.<br />
Berührt es dann emulsionsseitig das Glas <strong>und</strong> kommt somit mit dem Kondenswasser <strong>in</strong> Kontakt,<br />
kann die Gelat<strong>in</strong>e der Emulsion sehr leicht gequollen werden <strong>und</strong> partiell e<strong>in</strong>en anderen Glanz<br />
annehmen als der Rest des Bildes. Im extremsten Fall kann die Emulsion an den vor gewölbten<br />
Stellen am Glas festkleben. Die Emulsion kann ebenfalls am Glas haften bleiben, wenn sich bei<br />
<strong>in</strong>tensiver Projektion das Glas langsam erwärmt, so dass e<strong>in</strong> nach vorne gewölbtes Dia regelrecht<br />
angeschmolzen wird <strong>und</strong> festklebt. Dieses Phänomen wird „Ferrotyp<strong>in</strong>g“ genannt <strong>und</strong> ist e<strong>in</strong><br />
irreversibler Vorgang.<br />
4 TULL 1974<br />
5 WILHELM 1993, S. 632<br />
6 TULL 1974<br />
7 TULL 1974<br />
8 TULL 1978<br />
4
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Newton- R<strong>in</strong>ge<br />
Die bereits angesprochenen Newton- R<strong>in</strong>ge entstehen dadurch, dass Glas <strong>und</strong> Filmmaterial e<strong>in</strong>en<br />
unterschiedlichen Brechungs<strong>in</strong>dex haben. Treffen diese beiden Materialien im direkten Kontakt<br />
partiell aufe<strong>in</strong>ander, entstehen an den Rändern dieser Berührung r<strong>in</strong>gförmige, farbige Interferenzen.<br />
Die Luftkammer <strong>in</strong> <strong>Diarahmen</strong> soll unter anderem eben diesen Kontakt verh<strong>in</strong>dern, was<br />
allerd<strong>in</strong>gs meist nicht gel<strong>in</strong>gt, da sich Filmmaterial wie gesagt durch Wärme wölben <strong>und</strong> somit<br />
das Glas berühren kann.<br />
Heute wird <strong>in</strong> den meisten <strong>Diarahmen</strong> so genanntes Anti- Newton- Glas (AN- Glas) verwendet.<br />
Die Herstellung desselben kann unterschiedlich se<strong>in</strong>. Bis vor etwa 20 Jahren wurde die Innenseite<br />
des Glases durch e<strong>in</strong>e Ätzung mit Salzsäure aufgeraut. Die raue Oberfläche verändert die<br />
Brechung des Lichtes so, dass ke<strong>in</strong>e Interferenzen mit dem Film mehr entstehen. Allerd<strong>in</strong>gs zeigte<br />
sich, dass Rückstände dieser Säuren mit der Zeit das Filmmaterial angriffen, auch war das<br />
Verfahren aus Umweltschutzgründen bedenklich. Heute wird <strong>in</strong> den meisten Fällen e<strong>in</strong> transparenter<br />
Strukturlack verwendet, der auf e<strong>in</strong>e oder beide Seiten der Gläser aufgebracht wird. 9 Dieser<br />
hat den gleichen Effekt, nämlich der Glasoberfläche e<strong>in</strong>e unregelmäßige Struktur zu verleihen.<br />
Verwerfung des Trägermaterials<br />
Die Hitzeentwicklung im Dia kann bei ausgiebiger Projektion so groß werden, dass sich das Trägermaterial<br />
irreversibel verwirft. Danach ist e<strong>in</strong>e gleichmäßig plane Projektion nicht mehr möglich.<br />
Wird bereits sprödes Filmmaterial zwischen Glas gerahmt, kann der ausgeübte Druck zum Bruch<br />
des Dias führen.<br />
Modifizierung der Glasrahmung<br />
Die größten Probleme bei der Diarahmung h<strong>in</strong>ter Glas bereitet also das unvermeidliche <strong>Mikroklima</strong>,<br />
welches bestimmt wird durch e<strong>in</strong>en Luftspalt, der zwangsläufig bei der Verwendung von<br />
Masken oder <strong>in</strong>dustriell hergestellter <strong>Diarahmen</strong> zwischen Glas <strong>und</strong> Dia bestehen bleibt. Auch<br />
Interferenzen könnten komplett vermieden werden, wenn dieser Luftspalt nicht bestünde. Es lag<br />
also nahe e<strong>in</strong> Rahmungssystem zu entwickeln, bei dem eben dieser Luftspalt wegfallen würde.<br />
Zwei wichtige Arbeiten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den vergangenen Jahrzehnten zu diesem Thema entstanden. In<br />
den 70er Jahren veröffentlichte A.G. Tull 10 verschiedene Artikel, <strong>in</strong> denen er se<strong>in</strong>e Methode der<br />
Diarahmung vorstellte. Er nannte sie „Glass- Contact- B<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g“. In den 80er Jahren stellte widerum<br />
Christ<strong>in</strong>e L. S<strong>und</strong> 11 t ihre Modifikation der Tull- Methode vor. In Zusammenarbeit mit der Firma<br />
Wess konnte auf dieser Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong> Fertigrahmen entwickelt werden, der allen von ihr<br />
festgelegten Anforderungen genügt.<br />
System Tull<br />
Im besten Fall ist es möglich, Dias vor der Projektion auf das entsprechende Raumklima vor zu<br />
konditionieren <strong>und</strong> so das Problem des Kondenswassers zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>zudämmen. Das gilt besonders,<br />
wenn die Dias zuvor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kalten Archiv gelagert oder im W<strong>in</strong>ter über lange Strecken<br />
transportiert wurden. Allerd<strong>in</strong>gs geht aus dem Folgenden hervor, dass <strong>in</strong> den meisten Fällen wenige<br />
St<strong>und</strong>en für die Konditionierung nicht ausreichen.<br />
A.G: Tull hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Test, bei dem er Feuchtigkeits<strong>in</strong>dikatorpapier anstelle von Filmmaterial<br />
zwischen zwei Deckgläsern positionierte, gezeigt, dass sowohl bei e<strong>in</strong>er Versiegelung mit gummiertem<br />
Papierklebeband als auch bei e<strong>in</strong>er mit wasser<strong>und</strong>urchlässigem PVC- Klebeband nach<br />
9<br />
Fre<strong>und</strong>liche Auskunft durch Herrn Thomas Schmälzle, Reflecta GmbH, 01.12.2004<br />
10<br />
se<strong>in</strong>erzeit Fellow bei Technicolor Ltd. In West Drayton<br />
11<br />
Restaurator<strong>in</strong> für Dias <strong>und</strong> Fotografien an der Architecture & Allied Arts Library der University of<br />
Oregon<br />
5
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e<strong>in</strong>er gewissen Zeit Feuchtigkeit von Außen das Innere des Glassandwich erreicht. Im zweiten<br />
Fall wird nur wesentlich mehr Zeit dafür benötigt. Selbst bei der Versiegelung mit Papierklebeband<br />
wurde e<strong>in</strong> ganzer Tag benötigt, um das Dia an das Umgebungsklima anzupassen.<br />
Der Niederschlag von Kondenswasser an der Innenseite der Deckgläser ist nur möglich, wenn<br />
das Dia selbst durch Lichtenergie erwärmt wird. Beim E<strong>in</strong>fluss von Wärmestrahlung wird alles<br />
gleichmäßig erwärmt, also auch das Deckglas, so dass e<strong>in</strong> Kondensieren der Feuchtigkeit nicht<br />
möglich ist.<br />
E<strong>in</strong>ige Maßnahmen können die Gefahr von Kondenswasser im <strong>Diarahmen</strong> <strong>und</strong> Ähnlichem herabsetzen.<br />
Zunächst muss die Erhitzung des Films abgesenkt werden, ebenso die Temperatur- Differenz<br />
zwischen Film <strong>und</strong> Glas, dazu sollte die Luftkühlung auf die Seite gegenüber der Projektorlampe<br />
gerichtet se<strong>in</strong>. Am Wichtigsten sche<strong>in</strong>t jedoch die Herabsetzung der verfügbaren Feuchte<br />
im Filmmaterial. E<strong>in</strong>e im <strong>Diarahmen</strong> angebrachte Papiermaske könnte hier als Desikkator wirken,<br />
sollte Feuchtigkeit vom Dia abgegeben werden. Allerd<strong>in</strong>gs wird dadurch wieder e<strong>in</strong> Luftspalt<br />
produziert, der durch e<strong>in</strong>e neu Art der Rahmung eigentlich vermieden werden sollte. 12<br />
Letztendlich entwickelte Tull e<strong>in</strong> System der Rahmung von Dias h<strong>in</strong>ter Glas, welches die Hauptprobleme<br />
beseitigen würde, auch wenn das entsprechende Dia unter verschiedenen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
projiziert wird. Se<strong>in</strong> System nannte er „Glass- Contact- B<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g“. Dabei wird e<strong>in</strong> Dia <strong>in</strong> direktem<br />
Kontakt zwischen zwei Glasplatten gebracht, ohne Masken im Inneren. Anschließend wird<br />
dieses Sandwich umlaufend mit e<strong>in</strong>em gummierten, schwarzen Papierklebeband versiegelt. E<strong>in</strong>e<br />
Maskierung kann anschließend ebenfalls mit schwarzem Klebeband außen auf das Deckglas<br />
aufgebracht werden. Das Papierklebeband wird im Gegensatz zum Selbstklebeband beim Trocknen<br />
zusätzliche Spannung aufbauen, so dass das Glas- Film- Sandwich <strong>in</strong> sehr engem Kontakt<br />
versiegelt bleibt. Außerdem geben Selbstklebebänder im Lauf ihrer Alterung Klebstoff ab, so dass<br />
e<strong>in</strong>e Blockbildung mit benachbarten Dias entstehen kann <strong>und</strong> sich das Klebeband schließlich<br />
vom Glas löst. Zur Positionierung des Dias im Sandwich kann e<strong>in</strong>e Ecke des perforierten Bereichs<br />
emulsionsseitig durch e<strong>in</strong>en Tropfen Feuchtigkeit am Glas festgeklebt werden.<br />
Durch diese Art der Rahmung besteht ke<strong>in</strong>e Temperatur- Differenz zwischen Dia <strong>und</strong> Glas, da<br />
das Filmmaterial e<strong>in</strong>erseits durch den direkten Kontakt zum Glas auch von der Kühlung erreicht<br />
wird. Andererseits wird sich aus dem gleichen Gr<strong>und</strong> das Glas mit erwärmen, so dass Feuchtigkeit<br />
sich nicht niederschlagen kann. Auch Newton- R<strong>in</strong>ge werden so vermieden, solange Glas<br />
<strong>und</strong> Film absolut sauber s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> ke<strong>in</strong> Partikel den engen Kontakt von beidem unterbricht. Interferenzen<br />
entstehen nur <strong>in</strong> Grenzbereichen des Glas- Film- Kontaktes. Um e<strong>in</strong>e elektrostatische<br />
Aufladung der Gläser <strong>und</strong> des Filmmaterials zu vermeiden, sollte laut Tull <strong>in</strong> möglichst feuchter<br />
Umgebung gerahmt werden.<br />
Durch diese Technik der Rahmung wird auch e<strong>in</strong> Vorkonditionieren der Dias vor der Projektion<br />
unnötig. 13<br />
System S<strong>und</strong>t<br />
Christ<strong>in</strong>e L. S<strong>und</strong>t hat das System Tull’s als Gr<strong>und</strong>lage genommen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige entscheidende<br />
Verbesserungen desselben entwickelt. Vor allem hat sie versucht, e<strong>in</strong>e modifizierte Rahmung auf<br />
handelsübliche <strong>Diarahmen</strong> anzuwenden.<br />
Zunächst hat S<strong>und</strong>t festgestellt, dass die Verwendung von Papierklebeband, wie von Tull empfohlen,<br />
den Feuchtigkeitsaustausch zwischen Filmmaterial, Klebeband <strong>und</strong> Umgebung zu sehr<br />
befördert. Dadurch kann <strong>in</strong> feuchter Umgebung schnell auch e<strong>in</strong>e hohe Feuchte im Glasrahmen<br />
entstehen, die sich ihrerseits negativ auf das Dia auswirkt. S<strong>und</strong>t empfiehlt e<strong>in</strong> annähernd luftdichtes<br />
System, <strong>in</strong> dem kaum noch e<strong>in</strong> Austausch zwischen Innen- <strong>und</strong> Außenklima möglich ist.<br />
Das Filmmaterial sollte nach der chemischen Verarbeitung ausreichend getrocknet worden se<strong>in</strong>.<br />
Vor der Rahmung muss das Dia dann auf eher niedrige Feuchtigkeits- Werte vorkonditioniert<br />
12 TULL 1974<br />
13 TULL 1978<br />
6
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werden. S<strong>und</strong>t empfiehlt Werte um 40% <strong>und</strong> niedriger. 14 Anstelle des Papierklebebandes verwendet<br />
sie e<strong>in</strong> niedrig permeables, metalisiertes Polyester- Klebeband, 15 welches zusätzlich Licht<br />
reflektierend ist, so dass sich das Dia- Glas- System erst gar nicht so stark erhitzt, wie es bei<br />
Tull’s schwarzen Klebebändern der Fall war. Daher wurde dieses Polyester- Klebeband auch für<br />
die Maskierung des Bildmotivs außen auf dem Deckglas verwendet.<br />
Handelsübliche <strong>Diarahmen</strong> konnten durch das Lösen der Glasplatten aus dem Plastikrahmen<br />
ausreichend modifiziert werden. Das Dia wird zwischen die beiden Deckgläser gebracht, das<br />
entstandene Sandwich mit dem oben erwähnten Klebeband versiegelt. Für e<strong>in</strong>en möglichst engen<br />
Kontakt beider Glasplatten mit dem dazwischen liegenden Filmmaterial sorgt e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>spannen<br />
des Sandwich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e entsprechende Vorrichtung während der Versiegelung. S<strong>und</strong>t hat <strong>Diarahmen</strong><br />
unterschiedlicher Hersteller getestet, wobei alle Systeme mit e<strong>in</strong>er Komplettumsiegelung<br />
ähnlich gut abschnitten. 16 Die luftdichten waren den anderen Rahmungsarten <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht<br />
überlegen. Zum e<strong>in</strong>en konnte e<strong>in</strong>e Feuchtigkeitszutritt von Außen fast völlig ausgeschlossen<br />
werden, zum anderen wurde die Hitzeentwicklung während der Projektion deutlich herabgesetzt.<br />
Obwohl durch den direkten Kontakt von Glas <strong>und</strong> Dia die Entstehung von Kondenswasser weitgehend<br />
ausgeschlossen werden kann, sollte e<strong>in</strong>e zu starke Erhitzung des Systems vermieden<br />
werden. Bei e<strong>in</strong>er abgeschlossenen Rahmung können eventuell vorhandene Restchemikalien<br />
wesentlich stärker auf das Filmmaterial e<strong>in</strong>wirken, wobei jegliche chemische Reaktion durch e<strong>in</strong>e<br />
erhöhte Temperatur noch beschleunigt wird. Auch können durch Hitze Weichmacher aus dem<br />
Filmmaterial austreten.<br />
Wie bereits erwähnt, entwickelte S<strong>und</strong>t im weiteren Verlauf ihrer mehrjährigen Forschung e<strong>in</strong>en<br />
<strong>Diarahmen</strong> mit der Firma Wess. Auch hier mussten allerd<strong>in</strong>gs alle Seiten des Glassandwich per<br />
Hand mit Klebeband versiegelt werden. Jedoch wurde e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e zur automatischen<br />
Umsiegelung entwickelt, die für ca. 300$ zu erwerben se<strong>in</strong> sollte. Dazu kam es jedoch nicht<br />
mehr. Leider wurde die Firma Wess im vergangenen Jahr aufgekauft, Reste der Produktl<strong>in</strong>ie<br />
werden nun durch die Firma BCA Manufactur<strong>in</strong>g 17 vertrieben, allerd<strong>in</strong>gs konnte vom Hersteller<br />
direkt bis jetzt noch nicht <strong>in</strong> Erfahrung gebracht werden, ob der „Wess Archival Mount“ 18 dort<br />
noch zu erwerben ist. Laut Frau S<strong>und</strong>t plant BCA Manufactur<strong>in</strong>g jedoch dieses Produkt <strong>in</strong> Zukunft<br />
sogar selbst weiter zu produzieren. 19<br />
Wess Archival Mount<br />
14 WILHELM 1993, S. 647<br />
15 Horizon No. 425 Ultra Th<strong>in</strong> Metalized Polyester Tape, Light Impressions Corporation<br />
16 Getestet wurden: a)Perrot Color Ultra Th<strong>in</strong> Anti- Newton R<strong>in</strong>g Mount, b)Gepe Super- Th<strong>in</strong> Double<br />
Frame Anti Newton Mount <strong>und</strong> c)zwei 2x2-<strong>in</strong>ch Glasplatten, die mite<strong>in</strong>ander versiegelt wurden<br />
17 http://www.wessmounts.net/<strong>in</strong>dex.html<br />
18 Produktnr. AGI 001 AF <strong>und</strong> AGI 500 AF<br />
19 Fre<strong>und</strong>liche Auskunft durch Frau Christ<strong>in</strong>e L. S<strong>und</strong>t, University of Oregon, 30.11.2004<br />
7
FHTW Berl<strong>in</strong> Katr<strong>in</strong> Pietsch<br />
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WS 2004/05 7. Semester<br />
<strong>Glasqualität</strong> <strong>in</strong>dustriell hergestellter <strong>Diarahmen</strong><br />
Über die Qualität des heute oder <strong>in</strong> der Vergangenheit verwendeten Glases <strong>in</strong> <strong>Diarahmen</strong> konnte<br />
trotz Kontaktierung verschiedener Hersteller nicht viel <strong>in</strong> Erfahrung gebracht werden. „...Für die<br />
Scheiben von <strong>Diarahmen</strong> wird herkömmliches Flachglas verwendet, wie es auch für Fensterscheiben<br />
<strong>und</strong> Gläser für Bilderrahmen gebraucht wird. Unterschiedliche Glassorten stehen nicht<br />
mehr zur Verfügung, zumal sich der Kreis der Anbieter <strong>in</strong> den letzten Jahren stark reduziert hat.<br />
Nur noch wenige Hersteller s<strong>in</strong>d bereit, Dünnglas <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dicke von 0,5 bis 0,9 mm <strong>in</strong> ausreichenden<br />
Mengen zu liefern....“ 20<br />
Es ist davon auszugehen, dass <strong>in</strong> der Vergangenheit für die Erstellung e<strong>in</strong>es Sandwich aus<br />
Glasplattendia <strong>und</strong> zusätzlichem Deckglas für eben dieses zusätzliche Glas ähnliches Material<br />
wie das Trägerglas des Dias selbst verwendet wurde. Ebenso dürfte <strong>in</strong> der Folgezeit bei der Herstellung<br />
von Paketen aus Filmmaterial <strong>und</strong> zwei Gläsern verfahren worden se<strong>in</strong>. Genaueres kann<br />
darüber jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesagt werden.<br />
Quellen<br />
• SUNDT 1986: S<strong>und</strong>t, Christ<strong>in</strong>e L.: How to Keep Slide Mounts Clean <strong>in</strong> Journal of the<br />
Visual Resource Association, Vol. 13, No. 2, 1986, S. 13-16<br />
• SUNDT 1981/82: S<strong>und</strong>t, Christ<strong>in</strong>e L.: Mount<strong>in</strong>g Slide Film Between Glass- For Preservation<br />
or Destruction <strong>in</strong> Visual Resources, Vol. II, No. 1/2/3, 1981- 1982, S. 37-62<br />
• SUNDT 1988: S<strong>und</strong>t, Christ<strong>in</strong>e L.: Perrot- Color Mounts- Current Status and Options<br />
<strong>in</strong> Journal of the Visual Resource Association, Vol. 15, No. 4, 1988, S. 22-23<br />
• TULL 1978: Tull, A.G.: Film Transparencies Between Glass <strong>in</strong> The British Journal of<br />
Photography, Part 1: Vol. 15, April 1978, S. 322-323; Part 2 <strong>und</strong> 3 Vol. 16, April 1978, S.<br />
349-353<br />
• TULL 1974: Tull, A.G.: Moisture and the Slide <strong>in</strong> The Journal of Photographic Science,<br />
Vol. 22, 1974, S. 107-110<br />
• WILHELM 1993: Wilhelm, Henry: The Permanence and Care of Color Photographs,<br />
Preservation Publish<strong>in</strong>g Company, 1993<br />
• Diaspeed Diatechnik: http://www.diaspeed.de/<strong>in</strong>dex.html<br />
• Else Plastic Industrie: http://www.elseplastic.nl/<br />
• Gepe: http://www.gepe.com/German/<strong>in</strong>dex.htm<br />
• Reflecta: http://www.reflecta.de/htms.de/<strong>in</strong>dex2.htm<br />
• BCA Manufactur<strong>in</strong>g: http://www.wessmounts.net/<br />
20 Fre<strong>und</strong>liche Auskunft durch Herrn Thomas Schmälzle, Reflecta GmbH, 01.12.2004<br />
8