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Rezension Sebastian Schneider Dr. habil. Sebastian Schneider ...

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<strong>Rezension</strong>„Expliquons plus pour mieux comprendre“(Ricoeur)<strong>Sebastian</strong> <strong>Schneider</strong><strong>Dr</strong>. <strong>habil</strong>. <strong>Sebastian</strong> <strong>Schneider</strong>, Privatdozent an der Philosophisch-Theologischen HochschuleVallendarVollendung des Auferstehens. Eine exegtische Untersuchung von 1 Kor 15,51-52 und 1 Thess4,13-18; 333 Seiten 23,3 x 15,3 cm. Broschur., Würzburg (Echter Verlag) 2000. - EUR 24,50.ISBN 3 -429 -02264 -9. - Reihe Forschung zur Bibel Band 97, hrsg. Von R. Schnackenburg, J.Schreiner und Th. Söding.Die vorliegende exegetische Forschungsarbeit ist ein Zeugnis gelungener heuristischer Bibel-Hermeneutik, eine Entdeckung des Neuen als erklärendem und verstehendem Prozess.Die beiden Hauptteile der Arbeit ( neun und vier Kapitel) sind in ihrer logischen Untergliederungübersichtlich angeboten und geben dem Leser stets Einblick in den jeweiligen Stand seinesModellierungsprogramms. Auch kann man jeder Zeit schnell auf die zahlreichen Einzeluntersuchungenzugreifen. Der Leser wird verwöhnt durch die Einfügung religionsgeschichtlicherExkurse, die Kundgabe von Zwischenergebnissen und Lösungsansätzen und - insbesondere - durchdie literarisch stilvolle Einrahmung des Werkes vermittels fiktiver Briefe an die beiden ToulouserMönche des Jahres 406 - Minervius und Alexander-, in denen er vom bevorstehendenForschungsprogramm erfährt und am Ende das vollständige Ergebnis präsentiert bekommt.Vorbildlich sind auch die angefügten Verzeichnisse (Abkürzungen – Literatur – Schriftstellen-Jüdisch-christliche Schriften/Autoren. - Griechische Schriften /Autoren - Autoren – Stichwortegriechisch-deutsch).<strong>Sebastian</strong> <strong>Schneider</strong> erforscht die beiden verwandten, bis heute umstrittenen, Stellen, in denenPaulus über über Tod, Auferstehung und über das Ende der Welt spricht, zunächst einzeln undvergleicht sie am Ende miteinander. Er deutet 1 Thess 4,13 als Detailvergrößerung eines in 1 Kor15, 51-52 ganz vorgestellten Gemäldes. Ausgangspunkt ist die Einsicht, dass in den bisherigenAuslegungen viele Fragen beider Texte unbeantwortet bleiben. Diese Probleme werden zunächstherausgearbeitet und deren Lösungsversuche in der Forschungsgeschichte bis heute besprochen.Dann wendet er sich dem Text selbst zu, indem durch viele Einzeluntersuchungen grammatischenStrukturen, verschiedenen Bedeutungsmöglichkeiten einzelner Worte, Gattungs- undTextkritikfragen wie auch dem historisch-kulturellen Umfeld Rechnung getragen wird. Auf dieseWeise entsteht eine neue Sicht, die im steten Dialog mit der Literatur abgewogen und begründetwird. Das Auffallendste dieser Sicht ist, dass Auferstehung von Paulus selbst als ein kreszentestheologisch-soteriologisch zu deutendes Ereignis verstanden wird und bereits in der Umkehr undTaufe beginnt, sich im christlichen Lebensvollzug entfaltet und am Jüngsten Tag vollendet wird.Der hier vorgetragene Deutungsvorschlag hat deshalb zur Folge, dass weder in 1 Kor 15 noch in1 Thess 4 eine Naherwartung des Apostels zum Ausdruck kommt. Darüber hinaus kann <strong>Schneider</strong>mit Blick auf die Forschungsgeschichte der Textstellen nachweisen, dass die These einerNaherwartung erst seit etwa hundert Jahren in der traditionellen Moderne der Eschatologie vertretenwird.Mit Blick auf die weitreichenden Folgen, die <strong>Schneider</strong>s Werk in Exegese (und Dogmatik) nachsich ziehen dürfte, gebe ich eine konzentrierte Zusammenfassung der neuen Deutungen und ihresexegetisch-innovativen Prozesses. Bei 1 Kor 15,51b.c gelang der Aufweis einer bisher nichtbedachten semantisch-syntaktischen Möglichkeit im Verständnis der Worte.„ πάντες οὐκοιμηθησόμεθα, οὐ πάντες δὲ ἀλλαγησόμεθα” (Lesart P 46 ). Wenn man „κοιμηθησόμεθα” alstransitives Passiv liest und zusammen mit der Negation „οὐ” eine formale Litotes bildet, ergibt sich


die Sinn stiftende - und so bedeutungsvolle Botschaft-: „Alle werden un-schlafen (= lebendig)gemacht werden“. Hinzu kommt noch: die Parikel „δε “in 51b kommt wieder zu ihrem Recht :„aber“ nicht alle werden verwandelt werden. Der Ausdruck Un-schlafen-gemacht - werden wäredann eine Art spontaner Oberbegriff Pauli für die Auferweckung, die in Bekehrung und Taufebeginnt und in die Auferweckung aller am Jüngsten Tag einmündet.1 Thess 4,13-18 erschließt <strong>Schneider</strong> mithilfe der Gattung der (Sinai-)Theophanie als heuristischhermeneutischemZugang zu den Ereignissen am Jüngsten Tag und durch ein Über-Setzen derMetaphern, die das Geschehen tragen, und folgt so dem Propheten Paulus („ἐν λόγῳ κυρίου”): Gottder Vater steigt selbst vom Himmel herab bis auf die Erde. Die Toten stehen zuerst auf undgleichzeitig mit ihnen werden die noch Lebenden, sofern sie übrig geblieben sind, Gottentgegengeführt und durch die Kraft der Herrlichkeit Jesu (ἐν νεφέλαις) aus der todgeprägtenWirklichkeit weggerissen und ins Weite (εἰς ἀέρα), in die vollendete Gemeinschaft mit Gottgezogen („ἁρπαγησόμεθα”) und damit verwandelt.<strong>Sebastian</strong> <strong>Schneider</strong> hat nicht nur die Eschatologie neu entdeckt. Sein gesamtes Werk sollte auch imBlick auf die ihm zugrunde liegenden Erfolgsprinzipen hin gelesen werden! Erstens ist es ihmgelungen, in durchgängigem Einsatz der Informationsgliederung (in Rhema-Thema/Topik-Kommentar/ Fokus-Hintergrund -Bearbeitung) - eine Innovation in der Exegese griechischerBibeltexte - Hermeneutik, Exegese und Über-setzung stets zusammenzuhalten. Zweitens führten dieinterkulturellen Betrachtungen (Paulus und semitisches Denken – Weisheitsliteratur -Religionsgeschichte) zu einer lebendigen Darstellung des heiligen Paulus selbst (fast eine 3 D-Aufnahme mit 0-Ton). Besonders hervor gehoben werden sollte drittens - auch mit Blick auf deninterreligiösen Dialog - :<strong>Schneider</strong> hat die Sinai-Theophanie nicht als alttestamentliche Matrixmissbraucht - als Präfiguration - zur leicht-fertigen Erklärung eines neutestamentlichenSachverhaltes, sondern in ihr uns den „Tag JHWH“ - Parusie – verkündet, mit der FrohenBotschaft: Alle Menschen werden auferstehen!Wer dieses Buch <strong>Schneider</strong>s mit Freude gelesen hat, sollte auch sein darauf folgendes Werk bald zurHand nehmen.(<strong>Sebastian</strong> <strong>Schneider</strong>, Aufstehen -Eine neue Deutung von 1 Kor 15, Würzburg(Echter Verlag ) 2005.Bernhard Gölz

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