04.12.2012 Aufrufe

Nirgendwo in Afrika

Nirgendwo in Afrika

Nirgendwo in Afrika

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

NIRGENDWO IN AFRIKA<br />

Filmform<br />

Literaturadaption<br />

Der Film von Carol<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>k stellt e<strong>in</strong>e Interpretation<br />

e<strong>in</strong>er literarischen Vorlage dar.<br />

Der Stoff wurde von e<strong>in</strong>em Medium, das<br />

sich durch sprachliche Erzählweise def<strong>in</strong>iert,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Medium der visuellen Erzählweise<br />

transformiert. Gleichzeitig bedeutet<br />

die filmische Umsetzung e<strong>in</strong>er Prosavorlage<br />

die Überführung aus dem Bereich der<br />

symbolischen Künste <strong>in</strong> den Bereich der<br />

darstellenden Künste (vgl. James Monaco:<br />

Film verstehen. Re<strong>in</strong>bek bei Hamburg<br />

1999).<br />

Die epische Vorlage wurde zu e<strong>in</strong>er dramatischen<br />

Gestaltungsform geführt. Es<br />

wurde also e<strong>in</strong> entsprechender Kern herausgearbeitet,<br />

was auch zur Elim<strong>in</strong>ierung<br />

von Figuren und Nebenhandlungen führte.<br />

Gleichzeitig musste e<strong>in</strong> Spannungsbogen<br />

geschaffen werden, der den Konflikt klar<br />

exponiert, bis zu e<strong>in</strong>em Höhepunkt führt<br />

und schließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Happy End mündet.<br />

Zusätzlich galt es zu beachten, dass<br />

e<strong>in</strong> Film, der <strong>in</strong> Echtzeit stattf<strong>in</strong>det, die<br />

zeitliche Spanne e<strong>in</strong>es Romans nicht reproduzieren<br />

kann.<br />

Das an Sprache gebundene Werk wird<br />

aufgebrochen und mit filmischen Mitteln<br />

werden neue Sichten auf die <strong>in</strong> ihm enthaltenen<br />

Ideen und Stimmungen geschaffen.<br />

Bei diesem Prozess ist e<strong>in</strong> eigenständiges<br />

Kunstwerk entstanden, das auch<br />

als solches betrachtet werden sollte.<br />

Über e<strong>in</strong>ige Passagen bleibt die Erzählposition,<br />

die durch Reg<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>genommen wird,<br />

erhalten. Das ist e<strong>in</strong> Zugeständnis an die<br />

zu bewältigende Zeitdimension. Ansonsten<br />

steht e<strong>in</strong>deutig Jettel im Mittelpunkt,<br />

durch die der Erkenntnisprozess sichtbar<br />

durchlebt wird.<br />

Visuelle Umsetzung<br />

E<strong>in</strong> Drehort im exotischen <strong>Afrika</strong> kann leicht<br />

zur Produktion von idyllischen Postkartenmotiven<br />

verführen. Dies hätte aber dem<br />

<strong>in</strong>neren Anliegen der Geschichte entgegen<br />

gestanden. Kameramann Gernot Roll<br />

hat dieser Versuchung widerstanden und<br />

zeichnet e<strong>in</strong> realistisches und differenziertes<br />

Bild der Landschaft Kenias.<br />

Während im Prolog die Erzählstimme die<br />

größeren Zusammenhänge skizziert, schaffen<br />

kurze Bildimpressionen e<strong>in</strong>en emotionalen<br />

Zugang zur Geschichte. Diese Bilder<br />

machen die Bedrohung deutlich, <strong>in</strong> der<br />

sich die Familie bef<strong>in</strong>det, und sie rücken<br />

die Person der Jettel <strong>in</strong> den Mittelpunkt<br />

der Aufmerksamkeit.<br />

In <strong>Afrika</strong> selbst veranschaulichen Bilder<br />

von e<strong>in</strong>em ausgedörrtem Land das harte<br />

Schicksal der Emigrantenfamilie. Gleichzeitig<br />

wird so die Herausforderung bewusst,<br />

die Jettel schließlich bewältigt. Aufnahmen<br />

der E<strong>in</strong>heimischen halten geschickt<br />

jene Ambivalenz vom schwerem Leben<br />

und subjektiv empfundenem Glück, das<br />

auf der Stärke der eigenen Kultur beruht.<br />

Nur an e<strong>in</strong>er Stelle schweift die Kamera <strong>in</strong><br />

romantischen Motiven des schwarzen Kont<strong>in</strong>ents.<br />

Das ist jener Moment, wo Jettel<br />

beim Ausflug mit Süßk<strong>in</strong>d Verstandenwerden<br />

und emotionale Nähe spürt. Die Abreise<br />

der Familie nach Deutschland wird<br />

durch wesentlich nüchternere Bilder begleitet.<br />

Hier zeigen sich <strong>in</strong> besonderer Weise<br />

die Stärken der visuellen Erzählweise<br />

dieses Films.<br />

Film-Heft ... 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!