Tag der offenen Tür – 15 Jahre EML
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42 Logistik<br />
Gekocht, gefüllt, verpackt: Meist hat in kochendem Wasser gebadet, was später in Aluschalen übers För<strong>der</strong>band zu den Styroporboxen läuft. Bil<strong>der</strong>: Rothe<br />
�� „Damit immer die gleichen<br />
Mengen eingefüllt werden, haben<br />
wir genormte Kellen“, erklärt Dörr<br />
und zeigt auf einen Satz Kellen, die<br />
sich nur durch den Umfang ihres<br />
kugelförmigen Bauches unterscheiden.<br />
Welche zum Einsatz kommt,<br />
steht im Arbeitsplan.<br />
Dass dieses Schöpfen noch per<br />
Hand geschieht, überrascht. „Wir<br />
haben das maschinelle Abfüllen <strong>der</strong><br />
Soße getestet“, erzählt <strong>der</strong> Geschäftsführer.<br />
Doch das mit dem<br />
häufigen Umjustieren einhergehende<br />
Reinigen hätte den Einsatz ineffizient<br />
gemacht.<br />
Deswegen schöpfen weiter die<br />
Mitarbeiter am Band in die vorbeikommenden<br />
Menüschalen, bevor<br />
diese befüllt kurz in einer Wärmevorrichtung<br />
verschwinden und danach<br />
automatisch mit einem Aludeckel<br />
versehen werden. Am Ende streift<br />
ein Filzstift über die Deckeloberfläche.<br />
Dörr: „Hier markieren wir die<br />
Menülinien“ <strong>–</strong>mit langem Strich. „Je<br />
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nachdem, ob es sich um Business-,<br />
vegetarisches o<strong>der</strong> Schulessen handelt,<br />
variiert die Farbe“, sagt Dörr.<br />
Anschließend wird die Portion<br />
dem Empfänger zugeordnet. „Konfektioniert“<br />
nennt es Dörr.Bis unter<br />
die Zimmerdecke stapeln sich die<br />
Styroporkisten. Damit das Essen darin<br />
die Wärme behält, helfen Heizplatten.<br />
Es ist ein Drahtseilakt zwischen<br />
exakt temperiert und zerkocht<br />
werden. Das wissen sie alle.<br />
Qualitätskontrolle<br />
Punkt 12 Uhr<br />
Deswegen werden Stichproben <strong>der</strong><br />
Essen genommen <strong>–</strong>von allen Menülinien,<br />
von je<strong>der</strong> Komponente.<br />
Bis 12 Uhr, zur Qualitätskontrolle,<br />
werden die Proben genauso warmgehalten<br />
wie die Essen, die zu dieser<br />
Zeit die Transportstrecke zum<br />
Kunden absolviert haben. In <strong>der</strong> Nähe<br />
des Verpackbandes sitzen Köche,<br />
Diätassistentin und einer <strong>der</strong> Geschäftsführer<br />
dann zusammen und<br />
bekommen die Menüs serviert. „So<br />
sehen wir, obSoßen beispielsweise<br />
nachdicken“, sagt Dörr. Das sei<br />
nicht nur gut, um die Rezeptur zu<br />
verbessern, son<strong>der</strong>n auch um etwaige<br />
Kundenbeschwerden nachvollziehen<br />
zu können.<br />
„Die Erwartungen an das Essen<br />
haben sich gewandelt“, sagt Jürgen<br />
Dörr. Die Kunden von heute nennt<br />
er „viel sensibler“. Das sei auch gut<br />
so, schiebt er nach. Dörr will nicht<br />
falsch verstanden werden. Auch er<br />
achtet genau darauf, woher die Ware<br />
kommt, wie sie behandelt wurde.<br />
„Je regionaler desto besser“, sagt er,<br />
während er beim Rundgang auf <strong>der</strong><br />
Verla<strong>der</strong>ampe angekommen ist.<br />
Wenn Dörr von Bioskandalen<br />
hört, kann er sich nur wun<strong>der</strong>n. „So<br />
dicht wie die Kontrollen mittlerwei-<br />
le angesetzt sind, kann das eigentlich<br />
nicht passieren“, sagt er. Ein<br />
zweites Protokoll ist beispielsweise<br />
notwendig, wenn Gemüse mit dem<br />
Biosiegel angeliefert wird. Registriert<br />
wird alles <strong>–</strong>vom Wareneingang<br />
bis zum Essensausgang. Mit<br />
Stichproben wird die Verwertungskette<br />
überprüft. Da wird nachgerechnet,<br />
ob wirklich „Bio“ drin gewesen<br />
sein kann, wenn es draufstand.<br />
Dafür werden Einkaufslisten,<br />
Lagerbestände und Auslieferungsmengen<br />
abgeglichen und die laut<br />
Rezept eingesetzten Mengen pro<br />
Produkt hochgerechnet.<br />
Zum Rezept wird, was einen<br />
Handgriff bedarf. Genau getaktet<br />
sind die Schritte, die Mengen beschrieben.<br />
„Wenn <strong>der</strong> Koch früh<br />
den Wiegeschein bekommt, weiß er<br />
genau, was zu tun ist“, sagt Dörr.<br />
Das Rezept gibt die Zutaten vor, die<br />
bestellten Gerichte die Menge und<br />
alles zusammen die Bestelllisten für<br />
Chefeinkäufer Dörr. Er lächelt,<br />
spricht von Trends, die Simulationsprogramme<br />
berechnen und für die<br />
tägliche Schätzung nutzen, und von<br />
den Erfahrungswerten, die sie in <strong>der</strong><br />
Branche über die <strong>Jahre</strong> gesammelt<br />
haben. „Nur selten liegen wir mit<br />
unseren Sollzahlen daneben“, sagt<br />
er. Daist es gut, dass er „einer ist,<br />
<strong>der</strong> jede Abteilung im Unternehmen<br />
durchlaufen hat“. Er schaffte den<br />
Aufstieg vom Koch und Metzger<br />
zum Geschäftsführer. Dörr erinnert<br />
sich: „Als <strong>der</strong> Senior krank wurde,<br />
haben sie jemanden gesucht, <strong>der</strong><br />
sich um den Einkauf kümmert.“<br />
Nach mehreren Weiterbildungen<br />
hat Dörr das übernommen.<br />
Es hat nicht geschadet, dass auch<br />
er einst in Kühlhäusern stand und<br />
gearbeitet hat, während draußen<br />
die Sommersonne die Temperatur<br />
auf 30 Grad Celsius klettern ließ.<br />
Sebastian Helbing