Kai Romhardt | <strong>Müheloseres</strong> <strong>Management</strong> <strong>durch</strong> <strong>Achtsamkeit</strong> | Schwerpunkt | Gesprächist es der Change Manager oder Berater selber, der ausbrennt.Innehalten ist daher kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.Impulsdistanz, die Fähigkeit innere und äußere Impulse desHandelns gelassen vorbeiziehen zu lassen, ist eine Schlüsselqualifikationfür jeden, der sich nicht von der Dynamik der Ereignissedavonreißen lassen möchte. Wir brauchen mehr Menschen,welche die Ruhe bewahren, welche Ungeduld nicht alseine Tugend betrachten, sondern als einen wenig förderlichenGeisteszustand, der eine Spirale negativer Emotionen auslösenkann. In mir selbst und um mich herum.OE: In einem anderen Buch, «Wissen ist machbar», schlagenSie vor, müheloser zu leben, indem man ganz bewusst seineInformationsaufnahme reduziert. Ist das auch für Manager eingangbarer Weg oder sehen Sie bei dieser radikalen Filter-Strategieauch Risiken?Romhardt: Ich schlage regelmäßige Phasen des Medienfastensvor. Medienfasten ist der bewusste Verzicht auf Medieninputsauf Zeit. Wie das körperliche Fasten reinigt und sensibilisiertuns eine Medienfastenkultur für das Wesentliche und macht esmöglich, zu neuen Mediengewohnheiten zu gelangen. In meinenLehraufträgen für Wissensmanager haben wir regelmäßigeine Medieninputbilanz erstellt. Die Wissensmanager warenerstaunt bis entsetzt, wie viele Stunden der Woche sie dem reinenMedieninput widmen. 40 bis 60 Stunden. Und wie wenigZeit sie der Verdauung widmen. Wie sie jede Pause, die sichauftut, mit neuen Inputs füllen und nicht einfach nur dasitzenkönnen, im Vertrauen, dass sich die Dinge im Innern von alleineordnen und verbinden, wenn man ihnen hierfür nur dienotwendige Zeit und den notwendigen Raum gibt. Einfachnur dasitzen, Wissen, Begegnungen und Ideen verdauen, dasfällt uns schwer. Doch ohne diese Verdauungsphasen büßenwir an Klarheit und Kreativität ein.Wir müssen nicht radikal filtern, aber wir sollten uns bewusstsein, dass Informationen und Medien Nahrung für unserenGeist sind, eine kraftvolle Wirkung auf unsere Gedankenund Grundstimmungen haben und unsere Tage emotionalfärben und ausrichten können. Die Grundfrage lautet: «Leseich die Zeitung oder liest die Zeitung mich?»OE: Seit einiger Zeit ist Buddhismus und <strong>Achtsamkeit</strong> ein Modethemaim <strong>Management</strong>. Was ist Ihrer Ansicht nach nötig,damit sich diese Themen nachhaltig im <strong>Management</strong> etablieren?Welche Rolle spielt Ihr Verein <strong>Achtsame</strong> Wirtschaft dabei?uns selbst und teilen unsere Erfahrungen dann mit den wirtschaftlichenUmfeldern, in denen wir tätig sind – nicht missionarisch,sondern entspannt einladend.Seit acht Jahren wächst das <strong>Netzwerk</strong> stetig und wir organisierenin 2012 um die 100 Veranstaltungen in etwa 20 Städten.Inzwischen haben wir acht Regionalgruppen gegründet, unteranderem in Berlin, Frankfurt, München und Wien. Wir treffenuns regelmäßig zu <strong>Achtsamkeit</strong>sseminaren, längeren Retreats,regionalen Meditations- und Austauschabenden, zu MindfulCoworking Days (an denen wir Arbeit und Meditation integrieren).Unsere aktuellen Themen sind «<strong>Achtsamkeit</strong> in derOr ganisation», «<strong>Achtsamkeit</strong> im Verkauf und der Kundenbeziehung»und die Formulierung einer buddhistisch inspiriertenWirtschaftsethik.Und zum Thema Mode: Wir spüren, dass die Aufmerksamkeitfür das Thema wächst und dass eine wachsende Anzahlvon Trainern auf den Zug aufspringt. Viele tun sich damit keinenGefallen. <strong>Achtsamkeit</strong> lässt sich nicht erjagen oder erzwingen.Sie will geduldig geübt und gestärkt werden. Wir solltenuns Zeit auf dem Weg vom Übenden zum Lehrenden lassenund aus gereifter persönlicher Erfahrung teilen. Aber ichverstehe die Sehnsucht vieler Trainer und Manager sehr gut,das Gelernte sofort teilen zu wollen. Wer einmal in einer Gruppegelebt oder gearbeitet hat, die in <strong>Achtsamkeit</strong> miteinanderverbunden ist, der will dies in seinem Arbeitsalltag immer wiedererfahren. Und mancher Change Manager, der diese Verbundenheiteinmal erlebt hat, wird sich vielleicht nach einemneuen Beruf oder beruflichen Umfeld umschauen.Einige Effekte des <strong>Achtsamkeit</strong>strainigs sind sehr schnell zuerfahren; wenn Sie so wollen sind es «quick wins». Andere Effektestellen sich erst mit der Zeit ein. Dazu gehören wachsendesMitgefühl, innere Ruhe, grundlose Freude, ein liebevollesVerhältnis zu sich selbst und natürliches ethisches Verhalten.OE: Wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch.Das Gespräch führte unser Redakteur Prof. Dr. Martin Eppler.Dr. Kai RomhardtBuchautor, Coach, MediationslehrerKontakt:kai@romhardt.deRomhardt: Zuerst zum <strong>Netzwerk</strong>: Wir sind eine Community vonBuddhisten und Nicht-Buddhisten, die sich in <strong>Achtsamkeit</strong>und Meditation üben und in der Wirtschaft tätig sind. Uns verbindetder Wunsch und die Erfahrung, dass wir eine achtsamereWirtschaft schaffen können. Hierbei beginnen wir beiOrganisationsEntwicklung Nr. 2 |201317
OrganisationsEntwicklung –Toolbox und Impulsgeber für Ihre VeränderungsprozesseDie Zeitschrift OrganisationsEntwicklung istdie einzige deutschsprachige Fachzeitschrift fürUnternehmens- und Organisationsentwicklungsowie Change <strong>Management</strong>. Das viermaljährlich erscheinende Heft richtet sich anUnternehmensberater und Führungskräfteaus den Bereichen Unternehmensentwicklung,Personal, Weiterbildung und Organisation.OrganisationsEntwicklung berichtet über Planung,Gestaltung und Umsetzung strategischerund organisatorischer Veränderungsprozesse.Das damit verbundene Projekt- und Prozess-<strong>Management</strong> wird vielseitig beleuchtet, wobeistets eine gute Balance zwischen theoretischerReflexion und Praxisnähe wichtig bleibt.Jeder Abonnent kann die App gratis nutzenund erhält einen kostenfreien Zugang zurOnline-Datenbank mit allen Aus gaben derOrganisationsEntwicklung seit 1992.inkl.Datenbankund AppIhre exklusiven Abo-Vorteile: Jedes Quartal fundierte Fachbeiträge zuden aktuellen Fragen der Unternehmensentwicklungund des Change <strong>Management</strong>s Kostenlose Nutzung der App mit zusätzlichenFeatures Kostenloser Zugriff auf die Online-Datenbank www.zoe.ch mit allen Ausgabenab dem Jahr 1992 Nützlicher Newsletter mit allen Themender kommenden Ausgabe sowie praktischenVerlinkungen zu den HeftbeiträgenMehr Informationen: www.fachverlag-shop.de/zoeRückseite ausfüllen, faxen und Vorteile sichern