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Automatisieren - Leistungselektronik - Semikron

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<strong>Automatisieren</strong><br />

Nach fast sieben Jahren eines ungebrochenen<br />

Wachstums, ist die<br />

deutsche <strong>Leistungselektronik</strong> von<br />

den harten Realitäten der Weltwirtschaftkrise<br />

eingeholt worden.<br />

Der Rausch der jährlichen zweistelligen<br />

Umsatzsteigerungen ist<br />

vorüber, manche Branchenteilnehmer<br />

hatten sich am Ende nur<br />

noch gefragt haben, ob es ihnen<br />

<strong>Leistungselektronik</strong><br />

Auch wenn die längste Boomphase der <strong>Leistungselektronik</strong> beendet ist, alles was »Grün« ist läuft noch<br />

»Wenn wir das umsetzen, was wir uns vorgenommen<br />

haben, gehen wir gestärkt aus der Krise hervor«!<br />

Zumindest im Maschinenbau war der Abschwung schon im Sommer<br />

2008 vorhersehbar. In der <strong>Leistungselektronik</strong> und speziell der Antriebstechnik<br />

kam der Crash mit Verzögerung. Mit etwas Glück wird 2009 ein<br />

einstelliges Wachstum möglich sein. Der Einbruch bietet die Chance, die<br />

Antriebstechnik konsequent zu ökologisieren. Total-Cost-of-Ownership<br />

gewinnt an Bedeutung. Auch wenn die neue EU-Maschinenrichtlinie keine<br />

in Silizium gegossenen Lösungen wie »Sicherer Halt« und »Sichere<br />

Trennung« vorschreibt: Sie sind die nächste Stufe der Hochintegration.<br />

gelinge würde, ihren Umsatz nun<br />

alle drei, oder vier Jahre zu verdoppeln.<br />

»Wer derzeit als Halbleiterhersteller<br />

kund tut, dass er keine<br />

Probleme hat, der lügt«, bringt<br />

Dr. Ulrich Kirchenberger, Senior<br />

Market Development Manager<br />

Energy Efficiency & Global Program<br />

Lightning Multi System<br />

Market Competence Center Eu-<br />

6 Sonderheft Automatisierung & Messtechnik März 2009 Die unabhängige Wochenzeitung für Elektronik<br />

rope bei STMicroelectronics, die<br />

aktuelle Situation gleich zu Beginn<br />

der Diskussion auf den<br />

Punkt. »Wenn ich mir in der Leistungshalbleiterbranche<br />

die Märkte<br />

Home-Appliance, Lightning,<br />

Automotive und so weiter ansehe,<br />

dann brechen die alle im gleichen<br />

Maße ein. Nur in der reinen<br />

Antriebssteuerung ist eine Verzögerung<br />

gegenüber der allgemeinen<br />

Wirtschaftkrise von rund drei<br />

Monaten aufgetreten«, beschreibt<br />

er die Entwicklung der letzten<br />

Monate.<br />

Die Lage ist ernst, meint auch<br />

Martin Hierholzer, Vice President<br />

& General Manager Industrial<br />

Power Semiconductors bei Infineon<br />

Technologies, »wer in der<br />

Halbleiterbranche heute behaup-<br />

Die Teilnehmer des Forums<br />

Berthold Dücker, Vice President, European Sales, Managing Director, International Rectifier<br />

Thomas Grasshoff, Head of Product Management, <strong>Semikron</strong> International<br />

Dr. Peter R. Heidrich, Leiter Entwicklung Antriebe, Prokurist, Baumüller<br />

Martin Hierholzer, Vice President & General Manager Industrial Power Semiconductors, Infineon<br />

Dr. Ulrich Kirchenberger, Senior Market Development Manager Energy Efficiency & Global Program Lightning<br />

Multi System Market competence Center Europe, STMicroelectronics<br />

Werner Obermaier, Head of Product Marketing Power Modules & Hybrids, Vincotech<br />

Claus A. Petersen, Vice President & General Manager, Danfoss Silicon Power<br />

Robert Wiatr, Marketing Manager für Power Semiconductors, Semiconductor Division, Mitsubishi Electric<br />

Claus Wieder, Sales Global Marketing & Engineering, SEW Eurodrive<br />

Thomas Grasshoff, <strong>Semikron</strong><br />

» In China laufen jetzt Programm<br />

zur Förderung der Windenergie an.<br />

Die Realisierungszeiträume dort sind<br />

kurz. Zwischen Auftragserteilung und<br />

Realisierung liegt dort oft<br />

nicht mal ein Jahr. «<br />

tet, gegenüber dem letzten Jahr<br />

ein Nullwachstum erreichen zu<br />

können, den kann ich nur beglückwünschen!«<br />

Der Nachfragerückgang<br />

und das Leerräumen<br />

der Lager haben sich nach seiner<br />

Einschätzung vor allem auf den<br />

Bereich der kleinen und mittleren<br />

Leistungen negativ ausgewirkt.<br />

Das Segment der hohen Leistungen,<br />

das für Hierholzer bei<br />

200, 300 kW anfängt, sei noch<br />

nicht so stark betroffen, »ich würde<br />

aber nicht meine Hand dafür<br />

www.elektroniknet.de


Werner Obermaier, Vincotech<br />

» Mit guter Technik definiere ich<br />

Kosten, aber als Modulhersteller<br />

allein kann ich den Mehrnutzen, den<br />

eine Erhöhung der Junction-Temperatur<br />

auf +175 °C dem Kunden bietet,<br />

nicht darstellen. Dazu ist diese<br />

Thematik einfach zu komplex. «<br />

ins Feuer legen, dass da nicht<br />

noch mit einem Versatz von einigen<br />

Monaten etwas kommt«.<br />

Die Tatsache, dass die Ursache<br />

der Krise dieses Mal nicht in den<br />

üblichen Schweinezyklen der<br />

Halbleiterbranche zu suchen sei,<br />

macht es nach Einschätzung von<br />

Berthold Dücker, Vice President,<br />

European Sales, Managing Director<br />

bei International Rectifier,<br />

in der aktuellen Situation so<br />

schwer abzuschätzen, wann eine<br />

Markterholung eintritt. Persönlich<br />

geht er davon aus, dass es frühestens<br />

im 2. Quartal 2009 zu einer<br />

Stabilisierung auf niedrigem Niveau<br />

kommt. Ein mögliche Erholung<br />

in der zweiten Jahreshälfte<br />

hängt für ihn vor allem davon ab,<br />

ob die Kunden auch wieder bereit<br />

seien, sich Ware aufs Lager zu legen.<br />

Denn genau das versucht<br />

derzeit jeder zu vermeiden.<br />

Nach der Devise »Cash is King«<br />

werden derzeit auf allen Ebenen<br />

im Markt variable Kosten reduziert.<br />

Das betrifft sowohl die Lager<br />

der Siliziumlieferanten als<br />

auch die der Halbleiterhersteller<br />

und ihrer Distributoren. So absurd<br />

es in der jetzigen Situation<br />

auch erscheinen mag, sehen sich<br />

Dr. Kirchenberger und Hierholzer<br />

<strong>Automatisieren</strong><br />

<strong>Leistungselektronik</strong><br />

genötigt, in diesem Zusammenhang<br />

vor einer möglichen Allokation<br />

zu warnen, sobald sich die<br />

Nachfragesituation am Markt<br />

wieder verbessert. »Die nächste<br />

Allokation kommt so sicher wie<br />

das Amen in der Kirche«! Weltweit,<br />

so Dr. Kirchenberger, wird<br />

derzeit Fertigungskapazität abgebaut,<br />

sei es nun in Form von Stilllegungen<br />

oder der kompletten<br />

Schließung von Fabs. »Die kurzen<br />

Lieferzeiten von vier bis sechs<br />

Wochen am Markt werden deshalb<br />

sicher nicht für das ganze<br />

Jahr gelten«, warnt der ST-Manager.<br />

Natürlich sei jeder Hersteller<br />

an Aufträgen interessiert, aber im<br />

Fall leerer Lager sei es nun mal<br />

unmöglich, ausgehend vom Wafer-Start,<br />

in weniger als 12 Wochen<br />

zu liefen, »vielleicht kriegen<br />

wir manche Dioden ja auch in<br />

sechs Wochen durch«.<br />

Die Branche ist also gewarnt,<br />

auch wenn in der aktuellen Situation<br />

wohl die wenigsten Konsequenzen<br />

aus dieser Warnung zie-<br />

hen dürften. In diesem Zusammenhang<br />

machen auch die Modulspezialisten<br />

Danfoss Silicon<br />

Power, <strong>Semikron</strong> und Vincotech<br />

darauf aufmerksam, dass nicht alle<br />

Märkte der <strong>Leistungselektronik</strong><br />

in den letzten Monaten eingebrochen<br />

sind. »Alles was „Grün“ ist<br />

läuft noch«, versichert Claus A.<br />

Petersen, Vice President & General<br />

Manager von Danfoss Silicon<br />

Power, »das gilt vor allem für den<br />

Bereich der Windenergie«. »Bei<br />

Aufträgen im Bereich erneuerbarer<br />

Energien handelt es sich um<br />

langfristige Projekte«, pflichtet<br />

Thomas Grasshoff, Head of Product<br />

Management bei <strong>Semikron</strong>,<br />

bei, »erst wenn die Finanzierung<br />

für diese Projekte schwieriger<br />

wird, könnte es auch dort zu Einbrüchen<br />

kommen«.<br />

Dr. Peter R. Heidrich, Leiter<br />

Entwicklung Antriebe und Prokurist<br />

bei Baumüller, widerspricht<br />

vor dem Hintergrund der aktuellen<br />

Marktsituation auch dem Eindruck,<br />

der Einbruch der letzten<br />

>


<strong>Automatisieren</strong><br />

Monate sei überraschend gekommen:<br />

»Bereits im Frühjahr 2008<br />

hat sich angedeutet, dass es in bestimmten<br />

Branchen des Maschinen-<br />

und Anlagenbaus zu Problemen<br />

kommen wird«. So zeigte Ende<br />

des ersten Halbjahrs bereits der<br />

Textilmaschinenbau erste Schwächen.<br />

Dann erwies sich die Drupa,<br />

die Leitmesse für den Bereich<br />

Papier und Druckmaschinen, als<br />

Strohfeuer, als deutlich wurde,<br />

dass viele der dort erteilten Aufträge<br />

nur Optionen waren, die<br />

dann Stück für Stück storniert<br />

wurden. Zu diesem Zeitpunkt<br />

sprach der ZVEI noch von einem<br />

»Sommerloch«. Am Anschluss daran<br />

kamen die Hersteller Kunststoff<br />

erzeugender und verarbeitender<br />

Maschinen hinzu. Mit der<br />

Finanzkrise und dem darauf folgenden<br />

Automobilschock wurde<br />

dann schließlich noch die Fabrikautomation<br />

in Mitleidenschaft gezogen.<br />

»Die Situation, wie sie sich<br />

heute für uns darstellt, ist einmalig«,<br />

stellt Claus Wieder, zuständig<br />

für Sales Global Marketing &<br />

Engineering bei SEW Eurodrive,<br />

fest, »durch den synchronen Charakter<br />

der Krise sind alle Märkte<br />

und Regionen gleichzeitig betrof-<br />

<strong>Leistungselektronik</strong><br />

fen«. Wie Dr. Heidrich kann darum<br />

auch er von Kunden berichten,<br />

die mit 20- bis 80-prozentigen<br />

Auftragsrückgängen konfrontiert<br />

sind. In der aktuellen Krise sehen<br />

aber beide Antriebsspezialisten<br />

die Chance, dass die Maschinenund<br />

Anlagenbauer wieder mehr<br />

Zeit finden, um sich mit neuen<br />

Anzeige<br />

Entwicklungen auseinanderzusetzen.<br />

Dr. Heidrich stellt in diesem<br />

Zusammenhang fest, dass<br />

immer mehr hydraulische und<br />

pneumatische Lösungen nun<br />

durch elektronische Komponen-<br />

8 Sonderheft Automatisierung & Messtechnik März 2009 Die unabhängige Wochenzeitung für Elektronik<br />

ten und Systeme ersetzt werden.<br />

Der Grund dafür: in erster Linie<br />

die bessere Energieeffizienz.<br />

Nach Siliziumlösungen, welche<br />

die Funktion »Sicherer Halt«<br />

oder »Sichere Trennung« bieten,<br />

werden die Entwicklungsleiter<br />

der Maschinen- und Anlagenbauer<br />

dabei jedoch vergeblich Ausschau<br />

halten. Zwar berichtet Hierholzer<br />

davon, dass Infineon die<br />

funktionale Trennung auch für 10<br />

kV inzwischen bereits garantieren<br />

kann, ähnlich sieht es bei ST aus,<br />

dort allerdings mit einer anderen<br />

Applikationszielrichtung, wie Dr.<br />

Kirchenberger erläutert, und kleineren<br />

Isolationsspannungen von<br />

2,5 bis 4 kV. Was noch aussteht,<br />

ist der VDE-Stempel für die Coreless-Transformer-Technik<br />

für die<br />

sichere Trennung. Letztlich geht<br />

es dabei nur noch darum, dass die<br />

Oxidschichten die 10 kV zuverlässig<br />

sperren. »IC-Designer und<br />

-Technologen denken normalerweise<br />

ja nicht in Spannungen, die<br />

größer sind als 100 V«, erläutert<br />

der Infineon-Manager, »10 kV sind<br />

da eine ganz andere Welt für diese<br />

Leute, und diese Herausforderung<br />

wurde von uns zu Beginn<br />

schlicht unterschätzt«. Hierholzer<br />

ist aber zuversichtlich, dass bald<br />

auch noch die letzten Tests bestanden<br />

werden. Schließlich habe<br />

die Natur beim Wettbewerber<br />

Analog Devices schon mal »Ja«<br />

gesagt, »es ist also technisch möglich<br />

und auch wir werden noch<br />

unseren VDE-Stempel erhalten«.<br />

Die Probleme der Zertifizierung<br />

sind Dr. Heidrich und Wieder<br />

bestens bekannt. Sie rechnen<br />

Infineon stellt dritte SiC-Dioden-Generation vor, ST tritt in den Markt ein<br />

Mitte Februar dieses Jahres hat Infineon seine<br />

dritte Generation von Schottky-Dioden auf Siliziumkarbid-(SiC-)Basis<br />

in Form von 600- und 1200-<br />

V-Modellen auf den Markt gebracht. Im Vergleich<br />

zu den thiQ!-SiC-Didoden der zweiten Generation<br />

weist die dritte Generation um etwa 40 Prozent<br />

niedrigere Kapazitäten auf, was in der weiteren<br />

Verringerung der Schaltverluste resultiert. In einer<br />

mit 250 kHz arbeitenden PFC-Stufe mit 1 kW<br />

Leistung erhöht sich damit nach Angaben von Infineon<br />

beispielsweise der Gesamtwirkungsgrad<br />

bei 20 Prozent Ausgangslast um 0,4 Prozent. Da<br />

der Einsatz höherer Schaltfrequenzen die Verwendung<br />

kleinerer und preiswerterer passiver Bauelemente<br />

ermöglicht, werden sich mit der neuen<br />

SiC-Dioden-Generation die Systemkosten in einigen<br />

Schaltnetzteil-Applikationen um bis zu 20<br />

Prozent reduzieren lassen.<br />

Fast zeitgleich hat Anfang Februar dieses Jahres<br />

STMicroelectronics seine Ankündigungen wahr<br />

gemacht und ist mit zwei 600-V-SiC-Schottky-Dioden<br />

auf den Markt gekommen. Auch wenn Infineon<br />

bereits seit 2001 SiC-Schottky-Dioden anbietet<br />

und damit über die größte Erfahrung aller<br />

Leistungshalbleiterhersteller am Markt verfügt,<br />

so herrscht bei den Modulspezialisten unter den<br />

Diskussionsteilnehmern doch die einheitliche<br />

Meinung, »dass SiC jetzt gerade mal am Markt angekommen<br />

ist«, wie es etwa Werner Obermaier,<br />

Head of Product Marketing Power Modules & Hybrids<br />

bei Vincotech, ausdrückt. Genauso sieht es<br />

sein Kollege Thomas Grasshoff, Head of Product<br />

Management bei <strong>Semikron</strong>: »SiC ist in der Industrie<br />

angekommen, alle unsere Kunden experimentieren<br />

inzwischen damit, um zu sehen, welche<br />

Vorteile ihnen dieses Material bietet«.<br />

Ein durchschlagender Markterfolg dürfte nach<br />

acht Jahren aber anders aussehen. Die Gründe,<br />

warum SiC nach wie vor nur ein Nischendasein<br />

fristet, sind schnell gefunden: »Der Kunde kauft<br />

kein Siliziumkarbid, und er kauft auch keine tolle<br />

Technik«, versichert Obermaier, »der Kunde<br />

kauft Funktionalität, und die lässt sich auf Kundenseite<br />

bislang offenbar kostenmäßig nur im Bereich<br />

Solarinverter im größeren Umfang darstellen«.<br />

Für Claus A. Petersen, Vice President & General<br />

Manager von Danfoss Silicon Power, wurden<br />

potentielle Kunden über die Jahre durch immer<br />

wiederkehrende Meldungen über die bevorstehende<br />

Marktreife entsprechender Produkte<br />

und damit verbundener günstiger Preise für SiC-<br />

Lösungen vergrault: »Kein Zweifel, das ist ein tol-<br />

Berthold Dücker,<br />

International Rectifier<br />

» Ausgehend von unserem ersten<br />

GaN-Schalter, der in diesem Herbst<br />

auf den Markt kommt, werden wir in<br />

den kommenden zwei bis drei Jahren,<br />

auch Produkte mit Sperrspannungen<br />

von 600 und 1200 V vorstellen. «<br />

les Produkt, aber der Preis stimmt halt nicht, und<br />

Infineon wäre besser schon vor einigen Jahren auf<br />

größere Wafer umgestiegen, um die Kosten zu<br />

senken«. Er verweist darauf, dass es auch bei seinem<br />

Unternehmen durchaus Kunden gegeben habe,<br />

die von SiC begeistert waren und das auch<br />

eingesetzt haben, nur sind sie inzwischen wieder<br />

aus dieser Technologie ausgestiegen. »Die verkaufen<br />

heute zwei Versionen ihres Produkts, eine<br />

mit und eine ohne SiC«, erzählt er, »verkaufen<br />

lässt sich nur die ohne, die SiC-Lösungen stehen<br />

dafür im Schaukasten«.<br />

Die Erklärungen dafür, warum es so lange gedauert<br />

hat, bis sich mehrere Anbieter zum Einstieg in<br />

diesen Markt entschlossen haben, hängt mit der<br />

nicht so einfachen Herstellung und Verarbeitung<br />

des Materials zusammen: SiC weist eine einkristalline<br />

Struktur auf. Das Material lässt sich nur äußerst<br />

schwer verarbeiten, und es gelang den in<br />

diesem Bereich tätigen Unternehmen offenbar<br />

nur sehr langsam, die Defect-Densitiy beim Übergang<br />

auf größere Wafer-Diameter in den Griff zu<br />

bekommen. So berichtet Robert Wiatr, Marketing<br />

Manager für Power Semiconductors bei der Seimconductor<br />

Division von Mitsubishi Electric, dessen<br />

Unternehmen seit fünf Jahren an SiC-Lösun-<br />

www.elektroniknet.de


Claus A. Petersen,<br />

Danfoss Silicon Power<br />

» Alles was »Grün« ist, läuft auch in<br />

der Krise. Teilweise ist sogar zu<br />

erwarten, dass die diesbezüglichen<br />

Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen<br />

in Zukunft ein noch<br />

höheres Niveau erreichen werden. «<br />

damit, dass auch der »Sichere Halt«<br />

(STO) einige Probleme für der Halbleiterspezialisten<br />

bei der Zertifizierung<br />

mit sich bringen wird. Ob eine<br />

in Silizium gegossene Funktion dieser<br />

Art jedoch in nächster Zeit wirklich<br />

von den Kunden nachgefragt<br />

wird, bezweifelt Robert Wiatr, Marketing<br />

Manager für Power Semiconductors,<br />

Semiconductor Division bei<br />

www.elektroniknet.de<br />

<strong>Automatisieren</strong><br />

Robert Wiatr,<br />

Mitsubishi Electric<br />

gen arbeitet, dass Mitsubishi in zwei Jahren mit SiC-Lösungen<br />

auf den Markt kommen wird, »allerdings weniger<br />

mit 600-V-Produkten, die bei uns nicht so gefragt<br />

sind, sondern mit 1200-V-Versionen und langfristig mit<br />

noch höheren Spannungen bis 6,5 kV«. Dr. Ulrich Kirchenberger,<br />

Senior Market Development Manager Energy<br />

Efficiency & Global Program Lightning Multi System<br />

Market Competence Center Europe bei ST, kündigt in diesem<br />

Zusammenhang übrigens erste Samples für SiC-<br />

MOSFETs aus seinem Haus für 2011 an. Ein Produkt, das<br />

sicher nicht nur Antriebshersteller interessieren dürfte.<br />

Zwar berichtet Obermaier, dass es inzwischen beim Thema<br />

SiC auch Anfragen aus dem Bereich Industrie-Inverter<br />

gibt, doch Dr. Peter R. Heidrich, Leiter Entwicklung<br />

Antriebe und Prokurist bei Baumüller, macht klar, dass<br />

der Einsatz neuer Materialien in Form von SiC- oder GaN-<br />

Schaltern und -Modulen letztendlich immer davon abhängt,<br />

ob man sich zu darstellbaren Kosten verbessern<br />

kann. »Da geht es letztlich immer um die Themen Bauraum<br />

und Verluste«, versichert er, »zudem fährt man im<br />

Antriebsbereich ungern Single-Source-Strategien, denn<br />

wir liefern unsere Produkte teilweise bis zu 20 Jahre<br />

lang an Kunden und brauchen deshalb eine gewisse Stabilität<br />

in der Beschaffung, die sich am einfachsten gewährleisten<br />

lässt, wenn wir Komponenten einsetzen, die<br />

von mehreren Leistungshalbleiterherstellern angeboten<br />

werden«.<br />

<strong>Leistungselektronik</strong><br />

» Im Bereich der Traktion bewegen wir<br />

uns in Europa in einem besseren Umfeld<br />

als in Japan. Auch Projekte wie Offshore-<br />

Windparks sorgen dafür, dass wir unser<br />

Budget für 2009 nur im geringen<br />

Umfang revidieren können. «<br />

Mitsubishi Electric, etwas. »Als wir<br />

letztes Jahr diesbezüglich an unsere<br />

Kunden herangetreten sind, war<br />

die Ansicht dort: Das machen wir<br />

selbst, da brauchen wir heute noch<br />

keine Halbleiter, die diese Funktion<br />

übernehmen«.<br />

Genau an diesem Punkt wird<br />

sich wohl in Zukunft die Differenzierung<br />

zwischen den verschiede-<br />

Die unabhängige Wochenzeitung für Elektronik<br />

Martin Hierholzer,<br />

Infineon Technologies<br />

» Wir sehen wirklich Potenzial, um die<br />

Kosten für SiC zu senken. Wir sind in<br />

diesem Jahr auf eine 100-mm-Wafer-Fertigung<br />

übergegangen, und bis GaN in<br />

Serie geht, bin ich sicher, werden wir auf<br />

6-Zoll-Wafern fertigen. «<br />

nen Antriebsherstellern abspielen.<br />

»Wenn wir ein solches Bauteil von<br />

den Leistungshalbleiterherstellern<br />

erhalten«, so Dr. Heidrich, »bekommen<br />

wir eine fertige Lösung und<br />

müssen uns nicht bei jeder Entwicklung<br />

einer mühevollen Zertifizierung<br />

unterziehen«. Für die Antriebshersteller<br />

bedeutet das eine dramatische<br />

Kürzung ihrer Entwicklungs-<br />

Martin Hierholzer, Vice President & General Manager Industrial<br />

Power Semiconductors bei Infineon Technologies,<br />

widerspricht der These, Infineon habe angesichts<br />

der Marktvorstellung von GaN-Lösungen durch International<br />

Rectifier zu lange mit Maßnahmen zur Reduzierung<br />

der SiC-Preise gewartet. »Wir haben uns auch<br />

GaN angesehen, und wir sehen wirklich ein Potenzial,<br />

um die Kosten für SiC runterzubekommen«, versichert<br />

er, »wir sind in diesem Jahr auf 100-mm-Wafer gegangen,<br />

und ich behaupte mal: Wenn GaN in Serie geht, werden<br />

wir auf 6-Zoll-Wafern fertigen«! Auch das Argument, GaN<br />

biete vergleichbare Performance wie SiC zu einem Fünftel<br />

des Preises, lässt er nicht gelten: »Dieser Vergleich<br />

aus einer Studie bezieht sich auf die Situation 2008/09.<br />

Wenn GaN wirklich am Markt sein wird, dann sieht das<br />

anders aus.«<br />

Hierholzer räumt GaN zudem vor allem Chancen im Bereich<br />

hoher Schaltfrequenzen ein. Wenn es um den Leistungsbereich<br />

geht, bezweifelt er, dass GaN das richtige<br />

Material ist: »Das mag bei 600 V noch in Ordnung sein,<br />

aber uns interessieren vor allem Werte von 1200 oder<br />

1700 V, und dann sind dann schon dickere Schichten notwendig.«<br />

Im diesem Leistungsbereich komme es zu<br />

Spannungen im Material, und bei Infineon sei man zu der<br />

Überzeugung gekommen, GaN sei dafür einfach nicht<br />

das richtige Material, »zudem ist SiC einfach GaN um fünf<br />

bis zehn Jahre voraus«. (eg)<br />

Sonderheft Automatisierung & Messtechnik März 2009 9<br />

>


<strong>Automatisieren</strong><br />

zeiten und damit verbunden der<br />

Entwicklungskosten. »In Silizium<br />

ist einfach die höchste Integration<br />

möglich«, begründet Dr. Heidrich<br />

seine Favorisierung dieser<br />

Lösung, »ich gehe zudem davon<br />

aus, dass die Funktion einer in Silizium<br />

gegossenen STO durch die<br />

ab Ende dieses Jahres geltende<br />

neue Maschinenrichtlinie weiter<br />

gefördert wird«.<br />

Die Krise als Chance? Natürlich<br />

ergebe sich die Möglichkeit,<br />

jetzt die Anwender mit neuen<br />

Produkten zu überzeugen, versichern<br />

die Diskussionsteilnehmer,<br />

so wird etwa allein ST in diesem<br />

Jahr mit einer, soweit sich Dr. Kirchenberger<br />

erinnern kann, »historisch<br />

hohen Zahl an neuen Produktlösungen<br />

für den Industrieelektronik-Bereich<br />

auf den Markt<br />

kommen«, trotzdem bezweifeln<br />

die Diskussionsteilnehmer dass<br />

vor dem Hintergrund der Krise<br />

grundlegende Technologieanstrengungen,<br />

etwa zur weiteren<br />

Erhöhung der Junction-Temperatur,<br />

nun vorgezogen werden.<br />

Hierholzer wendet ein, dass die<br />

Ressourcen in den F&E-Abteilun-<br />

<strong>Leistungselektronik</strong><br />

gen dafür nicht ausreichen würden,<br />

»wir haben vielleicht im Bereich<br />

der Prozessentwicklung derzeit<br />

etwas mehr Luft, aber es werden<br />

derzeit keine neuen Entwickler<br />

mit dem Ziel eingestellt, in der<br />

Krise den Innovationsdruck zu erhöhen«.<br />

Projekte wie eine Erhöhung<br />

der Junction-Temperatur seien<br />

langfristige Vorhaben, pflichtet<br />

ihm Dr. Kirchenberger bei, »die<br />

kann ich in der Krise nicht einfach<br />

beschleunigen, da kann ich,<br />

wenns hoch kommt, vielleicht<br />

noch ein halbes Jahr Entwicklungsvorsprung<br />

rausholen«.<br />

Die Erfahrungen mit der Erhöhung<br />

der Junction-Temperatur<br />

von 150 °C auf 175 °C bei IGBT-<br />

Modulen hat für Werner Obermaier,<br />

Head of Product Marketing<br />

Power Modules & Hybrids bei<br />

Vincotech, gezeigt, dass ein solcher<br />

Schritt sehr komplex ist. »Natürlich<br />

freut sich der Anwender,<br />

wenn er auf einmal im gleichen<br />

Bauvolumen einen Motor mit<br />

doppelter Leistung betreiben<br />

kann«, gibt er seine Erfahrungen<br />

wieder, »aber um das zu errei-<br />

10 Sonderheft Automatisierung & Messtechnik März 2009 Die unabhängige Wochenzeitung für Elektronik<br />

chen, bedarf es einer wesentlich<br />

komplexeren Lösung als nur der<br />

Erhöhung der Junction-Temperatur<br />

durch die Halbleiterhersteller,<br />

wenn der Kunde diesen Vorteil<br />

auch wirklich nutzen können<br />

soll«. Es ist vor allem der Streß,<br />

dem Module durch diesen Schritt<br />

ausgesetzt sind. Auch wenn die<br />

Modulhersteller inzwischen einiges<br />

auf der Packaging-Seite getan<br />

haben, um den Streß zu reduzieren:<br />

Der Mehrnutzen, den die Erhöhung<br />

der Junction-Temperatur<br />

dem Anwender bietet, pflichtet<br />

Obermeier sein Kollege Grasshoff<br />

bei, »ist nicht allein durch den<br />

Modulhersteller darstellbar«.<br />

In der Vergangenheit, so Obermaier,<br />

waren die Grenzen für den<br />

Moduleinsatz jedem bekannt, »inzwischen<br />

wurden einige dieser<br />

Grenzen verschoben, und für den<br />

Anwender bedeutet das: Wenn er<br />

diesen Vorteil nutzen will, muss<br />

er an anderen Stellen eben mehr<br />

aufpassen«. Natürlich bietet auch<br />

Vincotech die 175 °C an, »das ist<br />

kein Thema, aber die Art und<br />

Weise, wie ich das einsetze,<br />

macht auf der Anwenderseite die<br />

Galiumnitrid: IR bringt 2009 erstes Produkt auf den Markt,<br />

ST entwickelt 600-V-Diode<br />

Nach fünf Jahren Entwicklung und über 100 Mio.<br />

Dollar Entwicklungsgeldern war der große Augenblick<br />

für Internatioal Rectifier auf der electronica<br />

2008 gekommen. IR-CEO Oleg Khaykin<br />

ließ es sich nicht nehmen, die GaN Power Device-Technologie-Plattform<br />

»GaNpowIR« seines<br />

Unternehmens selbst auf der Messe vorzustellen.<br />

Inzwischen ist man, wie Berthold Dücker,<br />

Vice President European Sales und Managing Director<br />

bei IR, erläutert, schon weiter gekommen:<br />

»Im April bringen wir erste Prototypen eines GaN-<br />

Schalters für niedrige Spannungen, der vor allem<br />

im Serverbereich zum Einsatz kommen wird,<br />

auf den Markt«, berichtet er, »am Markt erhältlich<br />

sein wird das Produkt dann im Herbst«.<br />

Doch das wird nur der erste Schritt sein. Als<br />

nächstes wird an Produkten mit Sperrspannungen<br />

von 150/200 V gearbeitet. Darauf werden<br />

dann 600-V-Versionen folgen, danach will man<br />

dann langsam auf 1200 V hochgehen. Den Zeitraum<br />

für diese Entwicklungsschritte gibt Dücker<br />

mit zwei bis drei Jahren an. Er ist vom Markterfolg<br />

der GaN-Technologie überzeugt: »Wir haben<br />

eine 600-V-GaN-Diode gegen ein SiC-Pendant getestet,<br />

und sie wies genau dieselben Eigenschaften<br />

auf«, versichert er, »aber auf der Kostenseite<br />

schlug die GaN-Diode nur mit einem Fünftel<br />

der SiC-Lösung zu Buche«. Natürlich, fügt er hinzu,<br />

müsse man sich genau überlegen, welche<br />

Marktsegmente man mit dieser Technologie am<br />

Anfang bediene: »Leistungsdichte ist da ein ganz<br />

wichtiges Kriterium, und deshalb geht das erste<br />

Produkt auch in einen DC/DC-Konverter hinein,<br />

hinter dem entsprechende Volumina stehen«.<br />

Zwar bezweifeln die anwesenden Diskussionsteilnehmer,<br />

das sich IR bei der Vermarktung der<br />

GaN-Technologie wirklich mit einem Fünftel vergleichbarer<br />

SiC-Lösungen zufrieden geben wird,<br />

Einigkeit herrscht aber darüber, dass IR den Vorteil<br />

des geschlossenen Kreislaufes auf seiner Seite<br />

hat und deshalb kein Know-how nach draußen<br />

geben muss. GaN wächst auf einem Standardsubstrat<br />

auf und weist anders als SiC keine einkristalline<br />

Struktur auf. GaN ist damit also leichter<br />

herzustellen und zu prozessieren. Dass aber<br />

auch dieses Material seine Tücken hat, kann man<br />

bei STMicroelectroncis durchaus bestätigen.<br />

Dort wird nach Aussage von Dr. Ulrich Kirchenberger,<br />

Senior Market Development Manager<br />

Energy Efficiency & Global Program Lightning<br />

Multi System Market Competence Center Europe<br />

von ST, an Dioden auf GaN-Basis gearbeitet.<br />

Mit einer Markteinführung dieser Produkte rechnet<br />

er aber nicht vor 2011.<br />

Musik«. Ein Beispiel, was sich<br />

durch die Erhöhung der Design-<br />

Temperatur auf +175 °C erreichen<br />

lässt, gibt Dr. Heidrich: »Wir<br />

haben eine Lösung für einen Kunden<br />

gefunden, in der wir konsequent<br />

auf Wasser für die Kühlung<br />

gesetzt haben«, berichtet er, »das<br />

hat den Ampere-Motorstrom pro<br />

Liter entscheidend erhöht, und<br />

nur das ist die Größe, die der Kunde<br />

wirklich sieht«.<br />

Die Erfahrungen mit der Erhöhung<br />

der Junction-Temperatur<br />

auf +175 °C haben auch bei Infineon<br />

die Einsicht reifen lassen,<br />

dass es wenig Sinn macht, dem<br />

Kunden ein Produkt anzubieten,<br />

dass ihm, wenn er es ausnutzt,<br />

Einbußen bei der Lebensdauer<br />

seiner Produkte beschert. »Das<br />

dürfen wir nicht machen. Wenn<br />

wir ihm ein solches Produkt anbieten,<br />

dann muss er das auch<br />

ausnutzen können«, versichert<br />

Hierholzer, »spätestens bei der<br />

nächsten IGBT-Generation muss<br />

das da sein, wenn nicht, wird das<br />

ein Flop«.<br />

»Wenn wir in der nächsten Generation<br />

auf +200 °C gehen, dann<br />

Dückers Einschätzung, dass die industrielle Antriebstechnik<br />

aufgrund ihrer konservativen Haltung<br />

gegenüber neuen Technologien sicher zu<br />

den letzten Anwendern von GaN zählen wird, will<br />

Dr. Peter R. Heidrich, Leiter Entwicklung Antriebe<br />

und Prokurist bei Baumüller, so nicht gelten<br />

lassen und wird dabei auch von seinem Kollegen<br />

Claus Wieder, zuständig für Sales Global Marketing<br />

& Engineering bei SEW Eurodrive, unterstützt.<br />

Ihr Einwand: Es kommt auf den Nutzen an,<br />

den ein solcher Schalter oder ein solches Modul<br />

dem Antriebsmarkt bieten würde. »Wenn man da<br />

zu darstellbaren Kosten die Performance etwa<br />

in punkto Bauraum, oder bei den auftretenden<br />

Verlusten verbessern kann«, so Dr. Heidrich,<br />

»dann ist der Einsatz neuer Technologien immer<br />

ein Thema«.<br />

Aus Sicht von Wieder kommt GaN zur richtigen<br />

Zeit auf den Markt: »Jetzt haben unsere Kunden<br />

im Bereich Maschinen- und Anlagenbau auch<br />

wieder die Zeit, sich neue Technologien und<br />

Lösungen anzusehen, die eventuell zur Performance-Steigerung<br />

ihrer Produkte beitragen können,<br />

»meint er, »in Zeiten der Hochkonjunktur<br />

wäre das, so interessant eine neue Technologie<br />

auch immer sein mag, deutlich schwieriger gewesen«.<br />

(eg)<br />

www.elektroniknet.de<br />

>


<strong>Automatisieren</strong><br />

Dr. Ulrich Kirchenberger,<br />

STMicroelectronics<br />

» Wir haben unsere Ankündigung<br />

eingehalten und in diesem Jahr SiC-<br />

Dioden vorgestellt. Bis 2011 werden<br />

erste Samples von SiC-MOSFETs zur<br />

Verfügung stehen, parallel dazu<br />

arbeiten wir an der Entwicklung von<br />

600-V-Dioden auf GaN-Basis. «<br />

wird das dort eine andere Aufbautechnik<br />

geben, damit der Anwender<br />

diese höhere Junction-Temperatur<br />

auch wirklich nutzen kann«,<br />

versichert Grasshoff, »einer unserer<br />

Ansätze in dieser Richtung ist<br />

das Silbersintern, das nächste<br />

wird sein, die Bondverbindungen<br />

zu ersetzen, damit wir die höhere<br />

Zyklen- und Lastfestigkeit ausnutzen<br />

können«. Petersen stimmt<br />

zu: »Bevor wir die entsprechende<br />

Aufbau und Verbindungstechnik<br />

nicht haben, werden wir die höhere<br />

Junction-Temperatur nicht<br />

nutzen können. Laut Obermaier<br />

beschäftigt sich Vincotech im Labor<br />

ebenfalls mit Silbersintern,<br />

doch das sei aus heutiger Sicht<br />

»eine super Technologie, zu schönen<br />

Kosten«. Unabhängig davon<br />

ist Hierholzer zuversichtlich, dass<br />

die Revolution im Packageingbereich<br />

rechtzeitig erfolgen wird, bevor<br />

2011 die IGBT-4-Generation<br />

mit +200 °C Junction-Temperatur<br />

auf den Markt kommt.<br />

Mode-Thema oder nachhaltige<br />

Entwicklung? Fördern die sinkenden<br />

Rohöl- und Energiepreise die<br />

Abkehr vom Ziel eines möglichst<br />

effizienten Umfangs mit elektrischer<br />

Energie? Wieder und Dr.<br />

Heidrich jedenfalls können keinen<br />

Rückwärtschwenk bei ihren<br />

Kunden feststellen: »Gerade jetzt<br />

ist die Phase, wo bei Maschinenund<br />

Anlagenbauern konkrete Pro-<br />

<strong>Leistungselektronik</strong><br />

Claus Wieder,<br />

SEW Eurodrive<br />

» Der Einsatz der drahtlosen<br />

Datenübertragung kommt aus dem<br />

Anlagenbereich, die einige hundert<br />

Meter lang und breit sind. Jeder nicht<br />

verlegte Meter Kabel spart dort Geld.<br />

Das ist im Maschinenbau<br />

natürlich anders. «<br />

jekte laufen diese Produkte einzudesignen«,<br />

versichert Wieder, »inzwischen<br />

propagieren immer<br />

mehr Firmen das Ziel der „Green<br />

Maschine“«. Natürlich würden<br />

Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />

verlangt, um den Mehrnutzen zu<br />

belegen, doch wenn man neben<br />

den elektrischen auch mechanische<br />

Dinge optimiere, erläutert<br />

Wieder, »wie beispielsweise Getriebe<br />

und Kraftkopplungselemente,<br />

dann bekommen Sie Effekte<br />

von bis zu 50 Prozent Energiegewinn<br />

nach dem Austausch<br />

eines alten Antriebs«.<br />

Dass das Thema inzwischen<br />

wirklich bei den Maschinenbauern<br />

angekommen ist, hat für Dr.<br />

Heidrich auch mit der starken Exportorientierung<br />

dieser Branche<br />

zu tun. »Dabei spielt auch eine<br />

Rolle, dass Energiekosten im Ausland,<br />

im Vergleich zu den Kosten<br />

einer Arbeitskraft, ein viel wichtigerer<br />

Faktor sind als bei uns«,<br />

gibt er seine Erfahrungen wieder,<br />

»da ist es wirklich ein Differenzierungsmerkmal<br />

für unsere Kunden,<br />

wenn ihre Maschine einige<br />

Liter Diesel weniger zur Herstellung<br />

eines Produkts benötigt als<br />

die des Wettbewerbs«. Höhere<br />

Effizienz und geringerer Energieverbrauch<br />

sind für ihn auch die<br />

Hauptbeweggründe, warum inzwischen<br />

immer häufiger auch<br />

Gleichstromantriebe mit hohen<br />

12 Sonderheft Automatisierung & Messtechnik März 2009 Die unabhängige Wochenzeitung für Elektronik<br />

Dr. Peter R. Heidrich,<br />

Baumüller<br />

» Aus Sicht des Maschinenbauers<br />

stellt die Mechatronik die<br />

konsequenteste Hochintegration der<br />

Energiewandlung dar. Er kann sein<br />

System so klein und kostengünstig<br />

wie nur irgend möglich<br />

realisieren. «<br />

Leistungen von bis zu 500 kW<br />

durch Drehstromantriebe ersetzt<br />

werden. »Ein Thyristorsatz für 100<br />

kW ist sicher deutlich günstiger<br />

als IGBTs für 100 kW Drehstrom«,<br />

schildert er die Entwicklung am<br />

Markt, »doch auch wenn dort keine<br />

Kostengleichheit herrscht, ist<br />

das Thema Energie inzwischen so<br />

wichtig, das Gleichstrom nun<br />

auch bei hohen Leistungen rausfliegt«.<br />

Für Wieder gewinnt das<br />

Thema Total-Cost-of-Ownership<br />

(TCO) bei vielen Anwendern immer<br />

mehr an Bedeutung. Besonders<br />

im Bereich der Automobilindustrie<br />

tauche diese Forderung<br />

beim Anlagenbau immer häufiger<br />

auf, sei aber noch nicht durchgängig.<br />

Um welche Dimensionen es<br />

dabei geht, macht er an einem<br />

Beispiel deutlich: »In einer Fabrik<br />

gibt es hunderttausende von<br />

Komponenten, die auch am fertigungsfreien<br />

Wochenende am 24-<br />

V-Netz hängen, deshalb liegt der<br />

Energieverbrauch solcher Anlagen<br />

am Wochenende gegenüber<br />

der Produktionswoche immer<br />

noch bei 60 Prozent«! Es sei also<br />

dringend nötig, Industriekomponenten<br />

zu entwickeln, die sich<br />

auch in einen Sleepmodus versetzen<br />

lassen. Dazu allerdings wendet<br />

Dr. Heidrich ein, dass erst die<br />

Maschinensteuerung umkonzipiert<br />

werden müsste, um solche<br />

Betriebsmodi zu ermöglichen:<br />

»Erst wenn das Gesamtkonzept so<br />

umgestellt ist, dass Energieeinsparung<br />

durch Sleepmodi möglich<br />

sind, können wird das auf die<br />

von uns gelieferten Komponenten<br />

herunterbrechen«.<br />

In diesem Zusammenhang,<br />

machen Wieder und Dr. Heidrich<br />

auch auf das Phänomen der Überdimensionierung<br />

aufmerksam. In<br />

Deutschland sei es üblich, dass<br />

sich Maschinenbauer normalerweise<br />

eine Reserve von 30 Prozent<br />

vorbehalten. Vor diesem Hintergrund<br />

ist es sicherlich ungewöhnlich,<br />

dass Baumüller im Zuge<br />

der Junction-Temperatur-Diskussion<br />

einen Umrichter entwickelt<br />

hat, bei dem Nenn- gleich<br />

Maximalstrom ist. »Der Anwender<br />

muss sich darüber im Klaren<br />

sein, dass da keine Reserve mehr<br />

drin ist«, warnt Dr. Heidrich,<br />

»wenn er etwas anderes benötigt,<br />

muss er anders dimensionieren<br />

oder zu einem anderen Produkt<br />

greifen«.<br />

Gerade angesichts der Tatsache,<br />

dass das Thema Energieeffizienz<br />

inzwischen wirklich bei den<br />

Industriekunden angekommen<br />

ist, bedauern es die Diskussionsteilnehmer,<br />

dass es nicht gelungen<br />

ist, die im Vorjahr vom ZVEI<br />

vorangetriebene Innitiative einer<br />

»Abwrackprämie« für alte Kühlund<br />

Gefriergeräte, sowie Waschmaschinen,<br />

nicht von Erfolg gekrönt<br />

war. Warum die Initiative<br />

kurz vor Beginn der Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise scheiterte, dafür<br />

hat keiner der Diskussionsteilnehmer<br />

eine Erklärung. »Vielleicht<br />

war es dafür einfach zu früh«, lautet<br />

die Einschätzung.<br />

Entscheidend dürfte aber auch<br />

gewesen sein, dass der Elektronikbranche<br />

in Deutschland, anders<br />

als dem Automobil- und Maschinenbau,<br />

keine strategische<br />

Bedeutung zukommt. Dabei wäre<br />

der Ersatz alter Haushaltsgroßgeräte<br />

nicht nur ein Konjunkturprogramm<br />

für die Gerätehersteller<br />

und ihre Zulieferer aus der<br />

<strong>Leistungselektronik</strong>branche gewesen,<br />

die Modernisierung der<br />

Haushaltstechnik hätte sich auch<br />

nachhaltig auf den effizienten<br />

Stromverbrauch und damit den<br />

Geldbeutel der Verbraucher ausgewirkt.<br />

(eg) ■<br />

www.elektroniknet.de

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