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Diagnostik der monoklonalen Gammopathie - Selbsthilfegruppe ...

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B E R I C H T 6 8 Seite 8Tabelle 3Einteilung <strong>der</strong> Kryoglobulinenach BROUET [12]. DieProteinzusammensetzungentscheidet über dieZugehörigkeit zu einer <strong>der</strong>drei Kryoglobulintypen.Typ/Häufigkeit Ig-Klasse/-Typ Assoziierte ErkrankungenI IgM Multiples Myelomein monoklonales Ig IgG (IgG 3 , IgG 2 ) WALDENSTRÖMca. 25 % IgA (selten) Chronisch-lymphatische LeukämieBENCE-JONES-ProteineII IgM Autoimmunerkrankungenein mono- und ein (selten zwei) IgG (IgG 3 ) Multiples Myelompolyklonale(s) Ig IgA (selten) M. WALDENSTRÖMca. 25 %Chronisch-lymphatische LeukämieIII IgM-IgG-Komplexe Autoimmunerkrankungenzwei polyklonale Ig IgM-IgG-IgA-Komplexe Virushepatitisca. 50 %Infektiöse Mononukleose, CytomegalieLepraIdiopathischStreng von den Kryoglobulinen zu trennen sind dieKälteagglutinine, bei denen es sich um Autoantikörper(häufig vom Typ IgM) handelt, die sich gegen Erythrozytenrichten und somit eine hämolytische Anämie induzieren.5.6 Diagnose mittels Kriterienund StadieneinteilungUm MGUS und Myelom in Hinblick auf eine Therapievoneinan<strong>der</strong> abzugrenzen, wurden bereits 1975 [13] fürdas Myelom klare Diagnosekriterien von DURIE undSALMON aufgestellt, die später von DURIE [14] weiterentwickeltwurden:Hauptkriterien:1. Plasmazellanteil im Knochenmark > 30 %2. Histologisch gesicherter Myelomnachweisossär o<strong>der</strong> extraskeletal3. M-Gradient in <strong>der</strong> Serumelektrophorese mitc(IgG) > 35 g/l, c(IgA) > 20 g/l o<strong>der</strong> BENCE-JONES-Protein > 1 g/24 hNebenkriterien:4. Knochenmarkinfiltration mit 10-30 %Plasmazellen5. Monoklonale Immunglobuline im Serumund/o<strong>der</strong> BENCE-JONES-Proteine im Harn,jedoch unter den in den Hauptkriterien genanntenGrenzwerten (siehe unter 3.)6. Osteolyse7. Sekundärer AntikörpermangelGesicherte Diagnose: 1 Hauptkriterium+ 1 Nebenkriterium o<strong>der</strong> 3 Nebenkriterien,wobei 4. und 5. inkludiert sein müssen.


Seite 9B E R I C H T 6 8StadiumTumorzellmasseKriterienc(Hb) > 100 g/lCalciumkonzentration im Serum normalRadiologisch normales Skelett o<strong>der</strong> nur ein solitäres im Knochen lokalisiertes PlasmozytomIGeringe monoklonale Immunglobulinkonzentrationen< 0,6 x 10 12 Zellen/m 2 ● IgG < 50 g/l● IgA < 30 g/l● Ausscheidung leichter Ketten im Harn < 4 g/24 hTabelle 4Stadieneinteilung desMultiplen Myelomsnach DURIE und SALMON [13].IIWe<strong>der</strong> zu Stadium I noch zu Stadium III passendc(Hb) < 85 g/lCalciumkonzentration im Serum erhöhtFortgeschrittene osteolytische Knochenverän<strong>der</strong>ungenIIIHohe monoklonale Immunglobulinkonzentrationen> 1,2 x 10 12 Zellen/m 2 ● IgG > 70 g/l● IgA > 50 g/l● Ausscheidung leichter Ketten im Harn > 12 g/24 hZusatz A: normale NierenfunktionZusatz B: eingeschränkte Nierenfunktion6 Labordiagnostik6.1 Proteindiagnostik in StufenGeringe Wahrscheinlichkeitfür monoklonale <strong>Gammopathie</strong>Immunfixation Serum/24 h-HarnLeichtkettenKein M-GradientHochauflösende Elektrophorese(Agarosegel)Hohe Wahrscheinlichkeitfür monoklonale <strong>Gammopathie</strong>Immunfixation Serum/24 h-HarnIgG/A/M/D/E und LeichtkettenM-Protein > 1,5 g/lImmunfixation 24 h-HarnTurbidimetrie IgG/A/M SerumM-GradientAbbildung 7Übersicht für die Stufendiagnostik<strong>der</strong> Proteinanalytikbei monoklonaler <strong>Gammopathie</strong>[15]. Die Elektrophoresefungiert hierbei als Suchtest,die Immunfixation dient<strong>der</strong> Differenzierung undBestätigung. Als M-Gradient(von monoklonal) wird einschmalbasiges Kurvenmaximumim Densitogrammverstanden.positivImmunfixationIgG/A/M/D/EImmunfixationIgG/A/M und LeichtkettenImmunfixationIgD, IgE, falls notwendignegativArtefaktsucheGespräch mit Kliniker


B E R I C H T 6 8 Seite 106.1.1 Die Serumprotein-Elektrophoreseals SuchtestDie hochauflösende Agarosegel-Elektrophorese giltals Suchtest bei Verdacht auf eine monoklonale <strong>Gammopathie</strong>[16]. Ihre Beurteilung erfor<strong>der</strong>t Erfahrung und sollteunbedingt visuell vorgenommen werden, da die Interpretationdes Gelmusters bei niedrigkonzentrierten M-Komponentensensitiver als das maschinell erstellte Densitogrammist [16, 17]! Auch die Differenzialdiagnostik gegenüberdem nephrotischen Syndrom, Anämien, Fibrinogenverunreinigungenund auch polyklonalen Gamma-Globulinvermehrungen kann mitunter schwierig sein [18].Siehe hierzu auch bioscientia „Labor Aktuell“ von JANSENaus dem Jahr 2001 [19].Zu- o<strong>der</strong> Abnahmen <strong>der</strong> Myelomproteinkonzentrationim Serum ermöglichen, von wenigen Ausnahmen einmalabgesehen, Rückschlüsse auf Tumorzellmassenän<strong>der</strong>ungen.Die Konzentration des M-Proteins ist somit alsVerlaufsanalyt für monoklonale <strong>Gammopathie</strong>n geeignet.Sie wird aus <strong>der</strong> Gesamtproteinkonzentration und <strong>der</strong>planimetrischen Ausmessung (die Integration des Gradientenerfolgt heute elektronisch am Serumprotein-Elektrophoresegerät)des M-Gradienten (das „polyklonale Grundrauschen“muss, falls noch vorhanden, dabei abgezogenwerden!) in <strong>der</strong> Serumprotein-Elektrophorese [10] ermittelt.Die so berechnete Fläche wird dann ins Verhältnis mit<strong>der</strong> Gesamtfläche des Kurvenzugs, die wie<strong>der</strong>um dieSumme aller Serumproteine repräsentiert, gesetzt:c (M-Protein) = c (Gesamtprotein) ·Fläche des M-GradientenGesamtfläche <strong>der</strong> DensitogrammkurveDie so definierte Konzentration c des M-Proteins wird dann in g/l ausgewiesen.Abbildung 8Serumprotein-Elektrophoresebei Multiplem Myelom. Manfindet einen schmalbasigenGipfel, den so genanntenM-Peak o<strong>der</strong> M-Gradienten(von monoklonal o<strong>der</strong> MultiplemMyelom) in <strong>der</strong> γ-Fraktion.Er entsteht durch diedominierende Immunglobulinsynthesedesjenigen malignenPlasmazellklons, <strong>der</strong> diephysiologische Antikörperproduktion<strong>der</strong> gesundenZellen (siehe rechter Teil <strong>der</strong>γ-Fraktion) verdrängt. BeiBENCE-JONES-Myelomen kannaufgrund <strong>der</strong> schnellenEliminierung <strong>der</strong> freien Leichtketten(M r = 22.000, alsofrei filtrierbar) über die Nierenein M-Gradient fehlen. Es kannbei gleichzeitiger Knochenmarksdepressionsogar eineHypogammaglobulinämieexistieren! BENCE-JONES-Proteine lassen sich dann ausdem 24 h-Harn mittelshochauflösen<strong>der</strong> Harnelektrophoresenachweisen.+6.1.2 ImmunfixationDie Immunfixation, bereits 1969 von ALPER undJOHNSON beschrieben [20], hat die Immunelektrophorese,<strong>der</strong>en Anwendung nicht mehr empfohlen wird [16], praktischvöllig verdrängt. Mit einer Nachweisgrenze von bis zu0,25 g/l gilt die Immunfixation gegenüber <strong>der</strong> hochauflösendenElektrophorese als sensitiver [21].Die Immunfixaton kann als zweistufiger Prozess betrachtetwerden (Abb. 9), bei dem einer elektrophoretischenTrennung <strong>der</strong> Proteine im Agarosegel eine Immunpräzipitationin situ durch monospezifische Antiseraschmalbasiger M-GradientP 1 2PPPPP(gegen die Schwer- bzw. Leichtketten) folgt. Nicht präzipiterteProteine werden durch Waschen und Abblotten desGels entfernt. Immunpräzipitate müssen durch Färbung,z. B. mit Säureviolett, sichtbar gemacht werden. Eine elektrophoretischeBahn wird als Referenz für die ordnungsgemäßeTrennung <strong>der</strong> Proteine mitgeführt. Auf dieser Bahnerfolgt im Gegensatz zum oben beschriebenen Fixationsprinzipkeine Immunreaktion mit Antiseren, son<strong>der</strong>n eineFixation <strong>der</strong> aufgetrennten Proteine (nicht Immunkomplexe!)mittels Denaturierung und anschließen<strong>der</strong> Färbung[22].PPPÁPPP


Seite 11B E R I C H T 6 8-+1. Auftragen <strong>der</strong> Patientenproben2. Elektrophorese aller Bahnenmonoklonales Protein(ungefärbt)1. Auftragen von spezifischenAntiseren gegen IgG/A/M sowiegegen die beiden Leichtkettenklassen2. Inkubation3. WaschenAbbildung 9Arbeitsgang bei <strong>der</strong> Serumimmunfixation.Man beachte,dass die linke Bahn („SPE“)lediglich eine Trennung mittelsSerumprotein-Elektrophoresedarstellt, d. h. hier erfolgt imGegensatz zu den restlichenfünf Bahnen keine Immunreaktionmit Antiseren. Dieseparierten Proteine werdennach <strong>der</strong> Trennung nur gefärbt,wobei natürlich alle Serumproteinedurch entsprechendeBanden dargestellt werden,während in den übrigenBahnen nur diejenigen Bandenvisualisiert werden können,die das (spezifische) Antiserum„erkennt“ und zu anfärbarenImmunkomplexen präzipitiert.Die Antiseren für Κ- und λ-Ketten detektieren übrigenssowohl gebundene als auchfreie Leichtketten.PP1. Färben2. InterpretationPPPPBei <strong>der</strong> Immunfixation gehorcht die Immunpräzipitation<strong>der</strong> aufgetrennten Immunglobuline bzw. Leichtketten<strong>der</strong> HEIDELBERGER-Kurve, d. h. bei Antigenüberschuss(wenn große Mengen <strong>monoklonalen</strong> Proteins vorhandensind) kommt es an <strong>der</strong> Stelle <strong>der</strong> erwarteten Bande zu Auslöschphänomenen(Prozonen-Effekt), d. h. die Bande wirdnur andeutungsweise o<strong>der</strong> gar nicht mehr sichtbar. Dies istbei <strong>der</strong> Beurteilung von Immunfixationen, die durch erfahreneBeurteiler erfolgen sollte, stets zu beachten.Die Immunfixation ist immer dann indiziert, wenn einvermeintlicher o<strong>der</strong> tatsächlicher M-Gradient in <strong>der</strong> Serumprotein-Elektrophoresebeobachtet wird. Sie ist aber auchbei fehlendem M-Peak anzuwenden, wenn <strong>der</strong> Verdachtauf ein BENCE-JONES- o<strong>der</strong> auf ein seltenes IgD- o<strong>der</strong> IgE-Myelom nicht sicher ausgeräumt ist (Abb. 7). Bei einer eindeutigpolyklonalen Vermehrung <strong>der</strong> Immunglobuline in<strong>der</strong> Serumprotein-Elektrophorese sollte keine Immunfixationfolgen. Eine einmal durchgeführte Immunfixation sollnicht wie<strong>der</strong>holt werden, es sei denn, dass sich das Elektrophoresemusterverschoben hat, ein neuer M-Gradientauftaucht o<strong>der</strong> aber eine Bestätigung für die kompletteRemission nach Therapie erfor<strong>der</strong>lich ist [16].Mit <strong>der</strong> Immunfixation ist es auch möglich Kryoglobulinezu charakterisieren. Das zu untersuchende Serumdarf während des Transports vom Patienten zum Labor aufgar keinen Fall eine Temperatur von 37 °C unterschreiten!Um dies zu gewährleisten, wird die Probe in einem entsprechendtemperierten Thermogefäß transportiert. Es wird


B E R I C H T 6 8 Seite 12im Labor bei 37 °C zentrifugiert, dann <strong>der</strong> Überstand abgehoben,dieser über mehrere (bis 7) Tage kryopräzipitiert(Kühlschrank, Eisbad), gereinigt und dann <strong>der</strong> Immunfixationzugeführt.6.1.3 Nephelometrie undTurbidimetrieUm den Umfang <strong>der</strong> noch vorhandenen Konzentrationphysiologischer Immunglobuline und damit eine Säule<strong>der</strong> Immunabwehr einschätzen zu können, sollte bei Patientenmit monoklonaler <strong>Gammopathie</strong> stets eine Messung<strong>der</strong> Ig-Konzentrationen vorgenommen werden. Diese wirdin <strong>der</strong> Regel durch Turbidimetrie o<strong>der</strong> Nephelometrie erfolgen.Zur Messung des M-Protein-Konzentration (6.1.1)eignen sich beide Methoden nicht, da Antikörper und Kalibratorenfür das Spektrum „normaler“ Immunglobulineentwickelt wurden, nicht jedoch für monoklonale Immunglobuline,<strong>der</strong>en antigene Determinanten häufig von denjenigenphysiologischer Immunglobuline abweichen. Dabeikann es dann zur Über- o<strong>der</strong> Unterschätzung <strong>der</strong> eigentlichenM-Protein-Konzentration kommen [16, 17].6.1.4 BENCE-JONES-Proteineund ihre <strong>Diagnostik</strong>Aufgrund ihrer Nierengängigkeit (relative MolekülmasseM r = 22.000) lassen sich monoklonale Leichtkettenim Harn nachweisen, sobald die tubuläre Rückresorptionskapazitäterschöpft ist. Freie Leichtketten besitzen die Tendenz,mit sich selbst Bindungen einzugehen, wobei Dimere(Abb. 10) o<strong>der</strong> in seltenen Fällen auch Oligomere (z. B.Tetramere) entstehen können.Bei allen Patienten mit einer <strong>monoklonalen</strong> <strong>Gammopathie</strong>sollte initial eine Immunfixation und eine Elektrophoreseaus 24 h-Harn erfolgen, <strong>der</strong> zuvor aufkonzentriertwurde (Faktor 100-150) [23]. Besteht auch nur ein Verdachtauf ein Multiples Myelom, einen M. WALDEN-STRÖM, eine primäre Amyloidose o<strong>der</strong> Schwerkettenerkrankungen,so ist ebenfalls gleichermaßen vorzugehen.Dies gilt auch, wenn in <strong>der</strong> Serumprotein-Elektrophoresekein M-Gradient o<strong>der</strong> sogar eine Hypogammaglobulinämiezu beobachten ist (Nierengängigkeit von Leichtketten!)sowie bei negativem Proteinfeld im Harn-Teststreifen [15](sie zeigen BENCE-JONES-Proteine nicht an!). Die Bestimmung<strong>der</strong> M-Protein-Konzentration im Harn erfolgt analog<strong>der</strong>jenigen im Serum (siehe Gleichung in 6.1.1), wobei ihrjetzt natürlich eine Harnprotein-Elektrophorese und eineGesamtproteinbestimmung im 24 h-Harn zugrunde liegenmuss.Leichtketten sind nephrotoxisch, daher ist eine Kontrolle<strong>der</strong> Nierenfunktion bei Verdacht auf monoklonale<strong>Gammopathie</strong> unumgänglich [24], zumal eine Nierenschädigungmit einer schlechteren Prognose korreliert. Neben<strong>der</strong> Creatininbestimmung im Serum, <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong>Creatinin-Clearance, und <strong>der</strong> quantitativen Erfassung<strong>der</strong> Harnproteine mittels Nephelometrie/Turbidimetrie istdie SDS-Polyacrylamidgel-Elelektrophorese (SDS-PAGE) des Harns ein probates Mittel, um eine Proteinuriequalitativ zu erfassen (Abb. 10). Anhand <strong>der</strong> Proteinmusterkann auch entschieden werden, ob einerseits eine glomeruläreund/o<strong>der</strong> tubuläre –, an<strong>der</strong>erseits ob eine selektive(Ausscheidung von Albumin, keine Ausscheidung von Immunglobulinen)o<strong>der</strong> unselektive Proteinurie (mit Ausscheidungvon Immunglobulinen) vorliegt. Alternativ zurPolyacrylamidgel-Elelektrophorese kann ein Agarosegelgenutzt werden (SDS-AGE). Die SDS-AGE-Methode hat beieiner <strong>der</strong> Harnimmunfixation ähnlichen Sensitivität fürBENCE-JONES-Proteine von 97 % den Vorteil, dass eineAufkonzentrierung des Harns vor <strong>der</strong> elektrophoretischenTrennung entfällt [25].Abbildung 10Da das Proteinfeld des Teststreifens(„Harnstatus“)freie Leichtketten eines MultiplemMyeloms nicht erfasst, sindan<strong>der</strong>e Methoden <strong>der</strong> Detektionvon BENCE-JONES-Proteinennotwendig. Die SDS-Polyacrylamidgel-Elektrophoreseerlaubtden qualitativen Nachweis <strong>der</strong>freien Leichtketten, die mitunterals Dimere o<strong>der</strong> sogar in seltenenFällen als Tetramere auftretenkönnen. Die Abbildung zeigt dierelative Lage <strong>der</strong> Banden zumAlbumin bzw. Transferrin, wobeieine genaue Maßstabstreuehier jedoch nicht gegeben ist.-+Marker, Proteinemit bekannterrelativerMolekülmasse150.000100.00075.00050.00035.00015.000SelektiveglomeruläreProteinurie80.000Transferrin69.000Albumin22.000BJPPP44.000Monomer des BENCE-JONES-Proteins (freie Leichtketten)PPPBJP-Dimer22.000BJPMultiples MyelomV LPleichte KetteH 3 N + COO -C L


Seite 13B E R I C H T 6 86.2 Empfehlungen zurVerlaufsanalytikEin einmal detektiertes M-Protein sollte bei behandeltenPatienten mit Multiplem Myelom, M. WALDEN-STRÖM, Schwerkettenkrankheit o<strong>der</strong> primärer Amyloidosemittels hochauflösen<strong>der</strong> Elektrophorese im Serumund/o<strong>der</strong> Harn alle 1 bis 2 Monate kontrolliert werden.Patienten mit MGUS werden in Intervallen von 1 Jahr aufdie gleiche Weise beobachtet [16]. Wichtig für die Verlaufsbeurteilungsind neben <strong>der</strong> Proteinanalytik [9]:●●●●●●Calcium (Hypercalcämie)Blutbild (Anämie, Thrombozytenaggregation,Plasmazell-Leukämie)Eisen, Transferrin, Ferritin, Erythropoetin(Anämie, Eisenmangel)CRP (Infektion, Prognosefaktor)Harnstatus/Harnsediment, Creatinin im Serum undCreatinin-Clearance (Nierenschädigung)Gerinnungsstatus (Thrombozytenaggregationsstörung,Komplexbildung mit Faktoren)● 2 -Mikroglobulin (Prognosefaktor, siehe 6.2)●●ggf. Harn- und Blutkultur (Infektionen)ggf. virologische <strong>Diagnostik</strong> (Infektionen)6.2.1 2 -MikroglobulinDas 2 -Mikroglobulin ist als Leichtkettenbestandteildes HLA-Klasse-I-Antigens (MHC I) auf den Zellmembranenaller kernhaltigen Zellen nachweisbar. Aufgrundseiner relativen Molekülmasse von 11.800 wird es glomerulärfrei filtriert und tubulär resorbiert. Erhöhte Serumkonzentrationenwerden daher auch bei Niereninsuffizienzgemessen, jedoch besitzt 2 -Mikroglobulin daneben unabhängigvon einer bestehenden Nierenfunktionseinschränkungprognostische Signifikanz. Die Serumkonzentrationrepräsentiert eine Gleichgewichtseinstellung zwischenAusscheidungs- und Bildungsrate [4]. Sie liegt bei 0,8-2,4mg/l, ist unabhängig von Geschlecht und Gewicht undsteigt mit dem Alter an (über 60 a gilt ein Referenzbereichvon 3,0 mg/l).Bei allen Erkrankungen, die von einer Aktivierung desImmunsystems begleitet werden, ist die Konzentration des 2 -Mikroglobulins erhöht. Hauptsyntheseort sind Lymphozyten.Daraus ergibt sich, dass auch bei viralen und bakteriellenInfektionen sowie Autoimmunerkrankungen (z. B.rheumatoide Arthritis) mit pathologischen Werten zurechnen ist. 2 -Mikroglobulin ist in Hinblick auf das MultipleMyelom ein Indikator für die Tumorlast und gilt alswichtiger Prognosefaktor, <strong>der</strong> unabhängig von <strong>der</strong> Immunglobulinkonzentrationbewertet werden kann. 2 -Mikroglobulin-KonzentrationMittlere Überlebenszeit< 3 mg/l 64 Monate3–5 mg/l 29 MonateTabelle 5 2 -Mikroglobulin-Konzentrationals Prognosefaktor undmittlere Überlebenszeit.> 5 mg/l 11 Monate


B E R I C H T 6 8 Seite 14Die folgende Tabelle zeigt weitere Prognosefaktorenfür das Multiple Myelom auf, wobei hier <strong>der</strong> Schwerpunktauf labomedizinisch relevante Parameter gelegt wurde.Nicht erwähnt ist daher <strong>der</strong> prognostisch wichtige Plasmazell-Labeling-Index(PCLI), <strong>der</strong> den prozentualen Anteil<strong>der</strong> Myelomzellen in <strong>der</strong> S-Phase (also DNA-Synthesephase)des Zellzyklus wie<strong>der</strong>gibt. Seine Bestimmung erfolgtmittels 3 H-Thymidin- o<strong>der</strong> Bromodeoxyuridin-Einbau.Sie wird routinemäßig nicht durchgeführt. Ein PCLI > 1 %gilt als prognostisch ungünstig.Tabelle 6Prognosefaktoren beimMultiplen Myelom.Prognosefaktor Lebenserwartung länger Lebenserwartung kürzerAllgemeinzustand gut schlechtTumorzellmorphologie gut differenziert schlecht differenziertc(Hämoglobin) in g/l > 100 < 100Thrombozytenzahl in G/l > 150 < 150c(Calcium) in mmol/l < 2,60 > 2,60c(Creatinin) in mol/l < 120 > 120c(Albumin) in g/l > 37 < 37BENCE-JONES-Protein nein jaTumorzellmasse in 10 12 Zellen/m 2 < 1,20 > 1,20Knochenmarkinfiltration in % < 50 > 50CRP normal erhöhtLDH normal erhöht


Seite 15B E R I C H T 6 87Literatur:1Kyle, R. A.: Monoclonal Gammopathy of undetermined significance.The American Journal of Medicine 1978; 64: 814-8262Draube, A., Tesch, H. und Frickhofen: Formvarianten monoklonaler<strong>Gammopathie</strong>n. Onkologe 1999; 5: 290-2963Bartl, B. und Fateh-Moghadam, A.: Die Diagnose des multiplen Myeloms.Onkologie 1986; 9: 183-1954Thomas, L.: Labor und Diagnose, 5. Auflage 1998; S. 7725Bataille, R. und Harousseau, J.-L.: Multiple myeloma.New England journal of medicine 1997; 336: 1657-16646Drach, J.: Biologie des multiplen Myeloms. Onkologe 1999; 5: 286-2987Drach, J. et al.: Multiple myeloma: high incidence of chromosomalaneuploidy as detected bei interphase fluorescence in situ hybridization.Cancer research 1995; 55: 3854-38598Stein, H.: Die neue WHO-Klassifikation <strong>der</strong> malignen Lymphome.Pathologe 2000; 21: 101-1059Meran, J. G. et al.: Klinik, Diagnose und Prognosedes Multiplen Myeloms. Onkologe 1999; 5: 297-30610Peter, H. H. und Pichler, W. J.: Klinische Immunologie.Urban und Schwarzenbeck, 2. Auflage 1996: 76811Della Rossa, A. et al.: Cryoglobulins an Cryoglobulinemia.Clinical reviews in allergy and immunology 1998; 16: 249 ff12Brouet, J.-C. et al.: Biologic und clinical significance of cryoglobulins.The American journal of medicine 1974; 5: 775-78813Durie, B. und Salmon, S.: A clinical staging system for multiple myeloma.Correlation of measured myeloma cell mass with presenting clinicalfeatures, response to treatment and survival. Cancer 1975; 36: 842-85214Durie, B.: Staging and kinetics of multiple myeloma.Semin Oncol 1986, 13: 300-30915Kyle, R. A.: Sequence of testing monoclonal gammopathies.Arch pathol Lab Med 1999; 123: 114-11816Keren, D. F. et al.: Guidelines for clinical und laboratory evaluationof patients with monoclonal gammopathies. Arch pathol Lab Med 1999;123: 106-10717Attaelmannan, M. und Levinson, S. S.: Un<strong>der</strong>standing and identifyingmonoclonal gammopathies. Clin Chem 2000; 46: 1230-123818Le Carrer, D.: Elektrophorese und Immunfixation von Proteinen.Laboratoires SEBIA 1994.19Jansen, V.: Die diagnostische Wertigkeit <strong>der</strong> Serumeiweiß-Elektrophorese.bioscientia Labor aktuell 2/2001.20Alper, C. A. und Johnson, A. M.: Immunofixation electrophoresis:A technique for the study of protein polymorphisam.Voxsang. 1969; 17: 44521Kahn, S. N. und Bina, M.: Sensitivity of immunoelectrophoresis fordetecting IgM paraproteins in serum. Clin Chem 1988; 34: 1633-163522Bauer, K. und Molinari, E.: Immunfixation. Techniken – Interpretation.Georg Thieme Verlag 198923Levinson, S. und Keren, D. F.: Free light chains of immunoglobulins:clinical laboratory analysis. Clin Chem 1994; 40: 1869-187824Naujoks, H. und Wanner, C.: Proteinurie. Internist 1998; 39: 955 -96725Le Bricon, T. et al.: Sodium dodecyl sulfate-agarose gel electrophoresisof urinary proteins: application to multiple myeloma.Clin Chem 1998; 44: 1191-1197


B E R I C H T 6 8 Seite 16RegionallaborsLabor BerlinGrabbeallee 3413156 BerlinTelefon (0 30) 48 52 60Telefax (0 30) 48 52 6111Labor Frankfurtim Bürgerhospital Frankfurt e. V.Nibelungenallee 37-4160318 Frankfurt am MainTelefon (0 69) 9 71 25 30Telefax (0 69) 9712 53 10Labor HamburgPapenreye 6322453 HamburgTelefon (0 40) 55 78 10Telefax (0 40) 5 57 81 25Labor IngelheimKonrad-Adenauer-Straße 1755218 IngelheimTelefon (0 61 32) 78 10Telefax (0 61 32) 78 12 14Labor JenaOrlaweg 207743 JenaTelefon (0 36 41) 4 01 30Telefax (0 36 41) 4013 33Labor KaiserslauternMaxstraße 767655 KaiserslauternTelefon (06 31) 4147 00Telefax (06 31) 4147 01Labor KarlsfeldLiebigstraße 1485757 KarlsfeldTelefon (0 8131) 59 40Telefax (0 8131) 5 9 41 09Labor MainzBahnhofplatz 255116 MainzTelefon (0 61 31) 5 76 0810Telefax (0 61 31) 2115 03Labor MoersZum Schürmannsgraben 3047441 MoersTelefon (0 28 41) 10 60Telefax (0 28 41) 10618/35Labor WermsdorfSachsendorfer Straße 15O4779 WermsdorfTelefon (03 43 64) 8 8612/13Telefax (03 43 64) 8 8614/25Labor WiesbadenAukammallee 3365191 WiesbadenTelefon (0611) 4 47 8710Telefax (0611) 4 47 8720Herausgeber:bioscientiaInstitut fürLaboruntersuchungenIngelheimVerantwortlich: Prof. Dr. med. Bernd Heicke,PD Dr. med. Jochen DeckerAutor:Dr. med. Dipl.-Biochem. Markus LinnemannFacharzt für Laboratoriumsmedizinim Bürgerhospital FrankfurtNibelungenallee 37–4160318 Frankfurt am MainRedaktionsassistenz:Nadja Franzen

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