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Vergleichende Untersuchungen zur Zuluftführung in ...

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Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg- Schwe<strong>in</strong>ehaltung, Schwe<strong>in</strong>ezucht -(Landesanstalt für Schwe<strong>in</strong>ezucht - LSZ)Oktober 13<strong>Vergleichende</strong> <strong>Untersuchungen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Zuluftführung</strong> <strong>in</strong> Schwe<strong>in</strong>eställenim H<strong>in</strong>blick auf Energieeffizienz, Emissionsgeschehen, Tierwohlbef<strong>in</strong>den undWirtschaftlichkeitArtikelserie Teil 5: Ergebnisse <strong>zur</strong> Strömungssimulation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schwe<strong>in</strong>emastabteilmit UnterflurzuluftführungJoachim Pertagnol und Felix Adrion (Universität Hohenheim), Dr. Wilhelm Pflanz (LSZ Boxberg)In diesem Teil der Artikelserie wird mittels Strömungssimulationen gezeigt, wie sich die gekühlte Luft im Sommerim Abteil bei der Unterflurzuluftführung verteilt und welche Problemstellen mittels der Simulation zu erkennens<strong>in</strong>d. Bei den zwei anderen Kühlungssystemen Hochdruckbefeuchtung und Kühlpad wird die Luft über e<strong>in</strong>ePorendecke <strong>in</strong>s Abteil geleitet, welche nicht h<strong>in</strong>reichend genau simuliert werden konnte. Aus diesem Grundbeschränkt sich dieser Artikel auf die Unterflurzuluftführung.Material und MethodeFür die Simulationen wurde das Unterflurzuluftabteil aus den vergleichenden <strong>Untersuchungen</strong> an derLSZ Boxberg nachgebildet, welches <strong>in</strong> sechs Buchten mit je 21 Tierplätzen unterteilt ist (Innenmaße 16,0 m auf9,5 m; Deckenhöhe 3,0 m). Es wurde e<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>fachtes Modell des Stallabteils für die Simulation erstellt, wobeijeweils nur das Luftvolumen konstruiert wurde (Abb.1). Auf Bereiche, die für die Simulation e<strong>in</strong>e untergeordneteRolle spielen, wie Güllekeller und der Spaltenboden, wurde verzichtet. Ebenso wurde das Unterflurkanalsystem,durch das die Zuluft vor dem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> das Abteil strömt, nicht <strong>in</strong> das Modell <strong>in</strong>tegriert. Der Spaltenboden imZentralgang des Unterflurabteils wurde für die Simulationen stark vere<strong>in</strong>facht. Durch diese Vere<strong>in</strong>fachungenkonnte die Rechenzeit für die Simulationen stark verkürzt werden.Aus dem Zuluftkanal steigt die Luft im weiteren Verlauf durch den Spaltenboden des Zentralganges auf undgelangt über die Buchtenwände <strong>in</strong> den Tierbereich. Die Abluft wird mit e<strong>in</strong>em Ventilator im Abluftschacht überdem Zentralgang abgesaugt. Unter dem Abluftschacht ist e<strong>in</strong> Kasten angebracht, der e<strong>in</strong>en Kurzschluss mit deraufwärts strömenden Zuluft verh<strong>in</strong>dern soll.Um den E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>zelner Bauteile auf die Lüftung besser darzustellen, wurde e<strong>in</strong>mal an der Rückseite desZuluftkanals im Abteil e<strong>in</strong> quer verlaufendes Güllerohr am Boden des Kanals mit 0,25 m Durchmesser an se<strong>in</strong>errealen Position e<strong>in</strong>gesetzt, und e<strong>in</strong>mal wurde auf das Rohr verzichtet. Als Tiermodelle wurden je Bucht21 Zyl<strong>in</strong>der gleichmäßig verteilt (BRUCE & CLARK, 1979, BÜSCHER, 1991).Zur e<strong>in</strong>facheren Berechnung und späteren Darstellung der Ergebnisse wurde das Abteil <strong>in</strong> der Mitte desZentralganges entlang se<strong>in</strong>er Symmetrieebene halbiert. Abgebildet ist im Folgenden nur die l<strong>in</strong>ke Abteilhälfte.Entsprechend s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. 1 nur <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Abteilhälfte die Tiermodelle dargestellt.Seite 1 von 4


Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg- Schwe<strong>in</strong>ehaltung, Schwe<strong>in</strong>ezucht -(Landesanstalt für Schwe<strong>in</strong>ezucht - LSZ)Abb. 1: Modell des UnterflurzuluftabteilsAls Grundlage für die Simulation wurde e<strong>in</strong> zehnm<strong>in</strong>ütiges Mess<strong>in</strong>tervall aus dem Untersuchungszeitraum mit20 E<strong>in</strong>zelmessungen ausgewählt (04.07.2011 13:55 - 14:05 Uhr). Dieser Zeitraum repräsentiert e<strong>in</strong>e typischeSommersituation mit maximaler Luftrate. Die Messpunkte befanden sich im Dachraum, im Unterflurkanal, imAbteil und im Abluftschacht sowie <strong>in</strong> der Außenluft. Die Messdaten dienten als Randbed<strong>in</strong>gungen für E<strong>in</strong>lasstemperatur,Volumenstrom und Differenzdruck zwischen Abteil und Außenluft (Tab. 1) sowie als Vergleichswertefür die Ergebnisse der Simulationen. Anhand der Lebendgewichte am Versuchstag wurde die konvektiveWärmeabgabe der Schwe<strong>in</strong>e nach dem Modell von BRUCE und CLARK (1979) berechnet.Tab.1: Randbed<strong>in</strong>gungen für Simulation des Unterflurzuluftabteils im SommerParameterUnterflurzuluftabteilLuftvolumenstrom [m³/h] 9129E<strong>in</strong>lasstemperatur Unterflurkanal [°C] 19,1E<strong>in</strong>lasstemperatur außen [°C] 22,1Wärmeleistung Tiermodell [W/ Zyl<strong>in</strong>der] 45,5Differenzdruck [Pa] -17,5Zur Diskretisierung des Strömungsgebietes wurde <strong>in</strong> dem Model e<strong>in</strong> Raumgitter aus Tetraedern erstellt (ca.12 Millionen Zellen). Die Grenzschichtströmung wurde mit prismatischen Zellen aufgelöst. Die Strömungsberechnungenerfolgten mit der Software ANSYS Fluent unter Verwendung e<strong>in</strong>es druckbasierten Lösers und desSIMPLE-Algorithmus. Als Turbulenzmodell wurde das realizable k--Modell gewählt (Details <strong>in</strong> ADRION et al.,2013).ErgebnisseStrömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit und Lufttemperatur im Unterflurzuluftabteil wurden <strong>in</strong> der Simulation der Sommersituationsehr stark durch die Zuluftströme bee<strong>in</strong>flusst. Die Luft von beiden Zuluftöffnungen traf sich hierbei h<strong>in</strong>terdem Abluftkasten (Abb. 2). Die kühlere Luft aus dem Unterflursystem vermischte sich hauptsächlich im h<strong>in</strong>terenBereich des Abteils mit der wärmeren Zuluft von außen. Des Weiteren wurde der vordere Bereich des Abteilssehr viel weniger durchlüftet als der h<strong>in</strong>tere. In der Simulation betrug die durchschnittliche Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeitim Tierbereich 0,21 m/s. Der Mittelwert der Temperatur im Tierbereich lag bei 22,4°C.Seite 2 von 4


Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg- Schwe<strong>in</strong>ehaltung, Schwe<strong>in</strong>ezucht -(Landesanstalt für Schwe<strong>in</strong>ezucht - LSZ)E<strong>in</strong> Vergleich der Simulationsergebnisse für die Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit mit den Messdaten am Abteilsensorwar nur e<strong>in</strong>geschränkt möglich, da die Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit im betrachteten Zeitraum unterhalb desMessbereichs des Sensors lag. Dies lag vermutlich an der leicht verdeckten Anbr<strong>in</strong>gung des Sensors nahe derTrennwand am Trog. Nebelproben zeigten jedoch, dass der Treffpunkt der beiden Zuluftströme auch <strong>in</strong> derRealität bei hohen Luftraten h<strong>in</strong>ter dem Abluftkasten lag. Somit entstand <strong>in</strong> der vorderen Bucht, wo der Abteilsensorangebracht war, e<strong>in</strong>e Zone mit ger<strong>in</strong>gem Luftwechsel. Dies konnte durch die Simulation bestätigtwerden. Die durchschnittliche Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeit im Tierbereich lag ebenso im Bereich der <strong>in</strong> ergänzendenMessungen mit e<strong>in</strong>em Thermoanemometer ermittelten Werte. E<strong>in</strong> Vergleich der simulierten Lufttemperaturmit dem Messwert am Abteilsensor ergab e<strong>in</strong>e Differenz von -2,4 K. Insgesamt bildet die Simulation dieStrömung im Abteil folglich gut nach.Die Simulation im Modell ohne Güllerohr (vgl. Abb. 2 und Abb. 3) im Unterflurkanal zeigt deutlich den großenE<strong>in</strong>fluss dieses Rohres auf die Strömung im gesamten Abteil. Ohne den Strömungswiderstand des Rohres wäreder Anteil der direkt von außen angesaugten Luft bei mehr als 50% anstatt ca. 33%. Die bessere Verteilung derLuft im Abteil ohne dieses Strömungsh<strong>in</strong>dernis hätte jedoch e<strong>in</strong>en Anstieg der Abteiltemperatur durch den erhöhtenAnteil an ungekühlter Außenluft <strong>zur</strong> Folge. Dieser betrug im Vergleich zum Abteil ohne Güllerohr 0,6 K.Abb. 2: Stömung im Unterflurzuluftmodell ohne GüllerohrSeite 3 von 4


Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg- Schwe<strong>in</strong>ehaltung, Schwe<strong>in</strong>ezucht -(Landesanstalt für Schwe<strong>in</strong>ezucht - LSZ)Abb. 3: Strömung im Unterflurzuluftmodell mit GüllerohrSchlussfolgerungenDie Ergebnisse dieser <strong>Untersuchungen</strong> zeigen, dass mit Hilfe von numerischen Simulationen e<strong>in</strong> vertiefter E<strong>in</strong>blick<strong>in</strong> die Strömungsvorgänge <strong>in</strong> Schwe<strong>in</strong>eställen erhalten und Optimierungspotenziale dargestellt werdenkönnen. Generelle Aussagen über das Strömungsbild der betrachteten <strong>Zuluftführung</strong>svariante s<strong>in</strong>d mit den vorhandenenMitteln möglich. Für detailliertere Aussagen zu den Strömungsbed<strong>in</strong>gungen an def<strong>in</strong>ierten Punktenim Stallraum wäre jedoch e<strong>in</strong>e exakte Validierung der Simulationsergebnisse unbed<strong>in</strong>gt notwendig (ADRION etal., 2013).Im Unterflurzuluftabteil bekräftigt die Simulation <strong>in</strong> der Sommersituation die Notwendigkeit des zweiten Lufte<strong>in</strong>lasses<strong>zur</strong> Verh<strong>in</strong>derung zu hoher Luftgeschw<strong>in</strong>digkeiten im Tierbereich. Allerd<strong>in</strong>gs wird durch den E<strong>in</strong>satz derh<strong>in</strong>teren Zuluftöffnung bei hohen Volumenströmen e<strong>in</strong>e ungleiche Temperaturverteilung im Abteil <strong>in</strong> Kauf genommen,da an dieser Stelle ungekühlte Außenluft angesaugt wird. Des Weiteren wird die ungünstige Lage desAbluftpunktes <strong>in</strong> diesem Abteil durch die Simulationen deutlich herausgestellt. Die mittige Lage des Abluftschachteskann trotz vorhandenem Abluftkasten zu e<strong>in</strong>er direkten Absaugung von Frischluft führen. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>bauvon zwei Abluftpunkten an den Außenwänden des Stalles, ähnlich wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er klassischen Futterganglüftung,wäre hier günstiger. Des Weiteren wurde <strong>in</strong> den Simulationen deutlich, dass Strömungsh<strong>in</strong>dernisse im Unterflurkanaldie Strömung im Abteil stark bee<strong>in</strong>flussen. In dieser H<strong>in</strong>sicht wäre e<strong>in</strong>e Optimierung der Luftströme mitLeitblechen im Unterflurkanal <strong>zur</strong> besseren Durchlüftung der Außenbereiche des Abteiles anzustreben undmüsste mit weiteren Simulationen untersucht werden (ADRION et al., 2013).QuellenAdrion, F.; Threm, J.; Gallmann, E., Pflanz, W.; Jungbluth, T. (2013): Simulation der Luftströmung <strong>in</strong> Mastschwe<strong>in</strong>eställen mit unterschiedlicher<strong>Zuluftführung</strong>. Landtechnik 68(2), 89-94Bruce, J.M.; Clark, J.J. (1979): Models of heat production and critical temperature for grow<strong>in</strong>g pigs. Animal Production 28(3), 353-369Büscher, W. (1991): Experimentelle <strong>Untersuchungen</strong> <strong>zur</strong> Luftführung <strong>in</strong> Stallanlagen. Dissertation, Rhe<strong>in</strong>ische Friedrich-Wilhelms-Universität BonnSeite 4 von 4

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