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EINE EIGENARTIGE BEGEGNUNGSCHAFFT LEBENSRÄUMEEines ruhigen Sonntagmorgens ging ich durch die Stadt. Ich ging die Kärntnerstrasse stadtauswärts,hinter der Oper vorbei in den Burggarten. Ein Spaziergang, wie ich ihn öfters nach einemmeiner längeren Auslandsaufenthalte mache.Doch was war da?Ein lautes Kreischen und Schreien. Ich folgte dem Lärm.Jemand stand wild gestikulierend an der Strassenecke und brüllte: „Hier bin ich, kommt zu mir!“Als ich näher kam, erkannte ich eine alte Bekannte von mir. Schon als Kind besuchte ich sie regelmässig,und freute mich immerwieder auf Begegnungen mit ihr.Seit ich sie das letzte mal sah, hatte sie sich verändert. Offensichtlich wurde sie geliftet und hatteeinen neumodischen Hut eines zeigenössischen Designers auf. Ich ging zu ihr, versuchte sie zuberuhigen: „Ich hab Dich doch schon von weitem gesehen, Albertina, und jetzt bin ich bei Dir.“ Sieaber schien mich nicht wahrzunehmen, und brüllte weiter, wie von Sinnen:„HIER BIN ICH, KOMMT ZU MIR!“Eine Zeit lang blieb ich bei ihr stehen, und versuchte sie wieder und wieder zu beruhigen; ichbeobachtete die Leute. Vielleicht meinte sie nicht mich? Viele Menschen reagierten nicht, anderedrehten sich peinlich berührt weg, schüttelten verständnislos den Kopf. Die Situation war unerträglich,ihr war nicht mehr zu helfen. Erschüttert ging ich weg, weit weg von diesem Ort; irgendwohin, in einen Aussenbezirk.Wissen Sie, wo der Stock im Eisenplatz anfängt, und wo der Stephansplatz aufhört? Die Fragenach den Grenzen von Plätzen ist typisch für Wien. Wien hat nur wenige gewachsene Stadtplätze.Die werden meist stiefmütterlich behandelt. – Und das in der Stadt Camillo Sittes!Viele werden als Gegenbeispiel die Schanigärten am Franziskanerplatz nennen. Vorne und hintenAutos <strong>gr</strong>osse Lastwägen, Gehupe, Gestank. Der Josefsplatz mutierte zum Parkplatz für auserwählte.Eine rühmliche Ausnahme ist der Judenplatz. – Wenn er nur nicht mit Denkmälern undMonumenten verstellt wäre. Das Lessingdenkmal und das Monument von Rachel Withred, sindbeide unbestritten wichtig für die Stadt und auch für den Platz an sich, aber sie stehen falsch.Und was ist mit dem Neuen Markt?Wird er Badeplatz?Nein, aber es handelt sich um einen der schönsten Plätze Wiens mit einer bedeutenden barockenBrunnenanlage, der Piazza Novona und dem Trevibrunnen in Rom nichts nachstehend.In Rom: ein romantischer Ort, Junge Paare, Rosenverkäufer, Eisdielen.In Wien: Ein Parkplatz und Taxistand.Georg Riesenhuber, Architekttel: +32 (0)483 03 44 08; tel: +43 (0)676 618 99 70; mail: info@<strong>gr</strong>-<strong>mp</strong>.com66 Rue Franz Merjay, B-1050 Bruxelles<strong>gr</strong>-<strong>mp</strong>:<strong>architecture</strong>

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