WeiterbildungBrennende Fragen zum ThemaDie <strong>Kinderfreunde</strong> <strong>Steiermark</strong> arbeiten in verschiedenen Bereichen mit Jugendlichen.Da wir immer wieder mit Fragen zu jugendrelevantenThemen konfrontiert werden, ludenwir mit einer Reihe brennender Fragen,die meisten davon aus Sicht der Eltern, zueiner ExpertInnenrunde mit Mag. a YasminFakur (Psychologin, Erwachsenenbildnerinund Pädagogische Leiterin im Bereich MobileFamiliendienste), Mag. a Elke Hirner (Psychologinund Pädagogische Leiterin der Erziehungshilfeder <strong>Kinderfreunde</strong> <strong>Steiermark</strong>),Mag. a Monika Stoiser-Berger (Psychologin,Erwachsenen- und Elternbildnerin sowieLernberaterin) und Herbert Ulz (Pädagoge,Erziehungshelfer, Regionalleiter im BereichMobile Familiendienste).Der letzte Schulstress für dieses Schuljahr istvorbei, die Ferien nahen. Leistungsdenkenversus »Chill out«-Zone: Haben Jugendliche ihreSchoolwork/Live-Balance selbstständig im Griffoder muss man da als Eltern »dahinter« sein?Fakur: Als Vorbild dienen! Dadurch lernenKinder am besten, wann und wie sie Auszeitengestalten können. Bieten Sie Alternativenan, ob Sport, Musik hören oder Yoga – es muss nicht immer der Fernseher oder derComputer sein!Ich habe Angst, dass mein Kind vor allem durcheinen »falschen« Freundeskreis mit Drogen inKontakt kommt, was kann ich unternehmen,damit ich es schützen kann?Hirner: Auch wenn es schwer fällt, aber Siekönnen Ihr Kind nie zu 100 Prozent vor sogenannten»falschen Freunden« schützen. DieVorbildfunktion und das Angebot eines offenenGesprächs tragen neben präventivenMaßnahmen in Schule und Medien zur EinstellungIhres Kindes bei.Noch eine Frage zu den sogenannten »falschen«Freunden. Wettert man gegen sie ist esfalsch, lässt man sein Kind mit ihnen losziehen,hat man keine ruhige Minute mehr – was könnenEltern hier tun?Fakur: Aufmerksam zuhören, was die Kindererzählen und präsent sein. Wenn Sie negativeVeränderungen beim Kind bemerken,sprechen Sie das Kind darauf an. Stärken SieIhr Kind in seinem Selbstwert, so lässt es sichnicht so leicht zu etwas überreden.Der Jugendliche verweigert jede Kommunikationmit Eltern. Was können Mütter und Väter tun?Stoiser-Berger: Sie sollten immer wiederversuchen, einen Zugang herzustellen, dieChance ist fifty-fifty, eine Abfuhr erteilt zuWeniger K(r)ampf mit der PubertätUm Eltern fit für die oft anstrengendePubertätsphase zu machen, bietet dieFamilienakademie der <strong>Kinderfreunde</strong><strong>Steiermark</strong> zahlreiche Vorträge, Workshopsund Seminare an:Schulen, Elternvereine, Gemeinden, Eltern-Kind-Zentren und andere Organisationenkönnen aus Themengebieten wie Medien,Schule und Ausbildung, Mobilität, Sexualität,Konflikten, Jugendschutzgesetz u.v.m.wählen. Neu im FAMAK-Programm sindAngebote zu Generationen wie z.B. Großelternoder Ferien, Themenreihen zu Familiencoaching,Work-Life-Balance oder Vielfalt.Weiterhin beliebt ist die professionelleBabysitterausbildung, die steiermarkweitangeboten wird.Bestellen Sie den neuen Elternbildungsfolderunter E-Mail: office@famak.at oderTel.: 0316/825512-21!bekommen oder aber einen Kontakt herzustellen.Dazu eignen sich gezielte Einladungenzum Zusammensitzen, offene Türen,Kino oder Shoppen. Man könnte »unverfängliche«Themen ansprechen. Eine bewährteStrategie ist das gemeinsame Schweigenund Warten bis der Jugendliche etwassagt. Man sollte dann auch Fragen und dieAntworten aushalten, ohne eigene Kommentareabzugeben.Ulz: Wichtig sind Vertrauensaufbau, gezieltesFragen und löungsorientiertes Handeln. VersuchenSie das Kind durch gezielte offene Fragenzu sensibilisieren, z.B. »Was ist passiert undgeschehen, dass du mit uns nicht mehr redenmöchtest?«, »Was würdest du dir von uns wünschen?«,»Was brauchst du von mir als Vater/Mutter?«. Der/die Jugendliche kann dadurchselbst lösungsorientierte Antworten findenund wird dadurch nicht allein gelassen.Schwarzes Loch. Das Kind findet sich zu dick,zu dünn, zu groß, zu klein, hält sich für einenLooser/alternativ Streber, zu ungeliebt, ohneFreunde… Man kann den Seelenschmerz fühlen,aber so gar nicht helfen, oder?Fakur: Jede/r hat Stärken und Schwächen!Erzählen Sie Ihrem Kind immer wieder, wases besonders gut kann, was besonders tollan ihm ist und dass Sie es lieb haben, so wiees ist. Erzählen Sie auch selbst von Ihren Stär-Auszug aus demElternbildungs-Themenkatalog »Jugend« Denn ich weiß nicht, was sie tun…Bedeutung von Medien wie Facebook,Twitter & Co für die nächste Generation Denn sie wissen nicht, was sie tun…Pubertät - Ende der Erziehung? Ich bin dann fort… Mobilitätbei Schulkindern & Jugendlichen HellseherIn müsste man sein!Der Aufbruch ins Leben,Bewährungsprobe Pubertät Alle anderen dürfen, nur ich nicht!Das Jugendschutzgesetz alsGrundlage elterlicher Entscheidungenund Strategien Was unsere Kinder auch jetzt schonwissen sollten… Fragen rund umSexualität und zum Umgang damit10
<strong>Steiermark</strong> <strong>Magazin</strong>FamilieJugendken und Schwächen, so sieht es, dass niemandperfekt ist. Und – nicht die Menge derFreunde zählt, sondern ob sie zu einem halten!Das Jugendschutzgesetz – jedes Wochenendeein Streit wenn es z.B. um Ausgehzeiten oderAlkohol geht!Hirner: Grundsätzlich ist für Jugendliche abvollendetem 16. Lebensjahr der Konsum vonalkoholischen Getränken bis zu 14 Volumsprozenterlaubt. Dazu gehören z.B. Bier oderWein. Hochprozentige Getränke wie Schnapsoder Wodka sind bis zum vollendeten18. Lebensjahr verboten. Natürlich hängt esauch von Ihnen als Elternteil ab, ob Sie IhremSohn einen verantwortlichen Umgang mitAlkohol zutrauen.Fakur: Uhrzeiten im Jugendschutzgesetzsind bindend, sonst gibt es Strafen für dieJugendlichen und für die Eltern. Man mussals Erziehungsberechtigter darauf bestehenund das Kind auf diese Rechtslage und Verantwortunghinweisen! Zielführend kannauch sein, zu betonen, dass die Polizei regelmäßigkontrolliert. Kleiner Tipp: Auch selbstimmer wieder nachkontrollieren wann derSprössling nach Hause kommt!Kriminelle Energie. Kurz gefragt, wo hörenJugendstreiche auf und wo fängt der kritischePunkt an?Fakur: Unabdingbar ist: Grenzen frühzeitigsetzten und niemals eine Ausnahme machen,wenn Kinder kriminelles Verhalten zeigen!Sie darauf anreden und besprechen,wie sie es »wieder gut machen können«.Strafen bringen wenig, besser Einsicht schaffenund nicht locker lassen. Wenn alles nichtshilft – Rat holen!Teenagerliebe. Erst unsterblich verliebt undkeine Zeit zum Schlafen, Essen, Lernen undWichtige Botschaft von Eltern an Teenager: »Wir haben euch lieb,auch wenn wir euch nicht immer verstehen!«nach 14 Tagen ist alles wieder vorbei. Wie solltenEltern mit den ersten »festen« Freundender Kinder umgehen?Fakur: Sich als Gesprächspartner anbieten,sich aber nicht in die Freundeswahl einmischenist wichtig. Man sollte auch aufmerksamsein, falls das Kind »abgleitet« und anRegeln und Verbindlichkeiten erinnern. Kinderwollen eigene Erfahrungen machen,auch wenn es uns als Eltern schwer fällt, zuzusehen.Wir hören aber immer wieder von unserenTeenagern: Meine »Oldies« nerven, sie vertrauenmir nicht und verbieten alles!Ulz: Hier könnte der Ansatz von Rosenbergüber die gewaltfreie Kommunikation zu einemguten Ziel und Ergebnis führen. Es gehtdarum, die Sicht des Jugendlichen zu verstehenversuchen. Der erste Schritt kann sein,was ich sehe und beobachte zu kommunizieren,aber ohne Interpretation oder Beurteilung.Das geht aber nicht zwischen Türund Angel. Dafür unbedingt Zeit nehmen.Der Jugendliche fühlt sich dann ernst undwahr genommen. Bitte die Emotionen zwaransprechen, aber nicht interpretieren: z. B.Ich habe das Gefühl, dass du jetzt sehr verärgertbist. Wenn ich so das Vertrauen gewinne,können gemeinsame Lösungen gefundenwerden.Wann und wie ist Hilfe/Unterstützung im Jugendalternotwendig oder sogar unabdingbarum das Kindeswohl nicht zu gefährden?Fakur: Wenn das Kind Regeln nicht mehreinhält, die Schule oder die Ausbildungsstättenicht mehr aufsucht, dann Achtung! Konfliktesind in dem Alter normal, wenn ich alsElternteil aber fast keine Handhabe mehrhabe, dann bitte Hilfe suchen. RechtzeitigeHilfe, wie z. B. Erziehungshilfe kann ein Kindvor kriminellem Verhalten, Drogenmissbrauchoder Schulabbruch schützen! Dazukann man sich an Eltern-Kind-, Elternberatungs-oder Kinderschutzzentren in seinerRegion wenden. Eine gute Anlaufstelle istauch die Jugendanwaltschaft oder die zuständigeSozialabteilung. Nützlich: www.jugendreferat.steiermark.atÜber die Suchfunktionfindet man hier ganz bequem alleszum Steirischen Jugendschutzgesetz. 11