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Schami, Rafik - Das Geheimnis des Kalligraphen.pdf

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einem Ring neben der Haustür angebunden hatte.»Na, meine Kleine, willst du mit mir auf diesem edlen Eselreiten?« Nura wusste vor Überraschung nicht, wie sie ihrenMund wieder schließen sollte. Onkel Farid erklärte der Mutter,dass er einen reichen Kunden in der Nähe besuchen müsse, umihm wichtige Anträge zu schreiben. Der Mann zahle sehr großzügig,betonte er. Und da habe er gedacht, er nehme Nura mit,damit die Mutter etwas Ruhe habe. Ihre Mutter war begeistert:»Dann hört sie auf, sich ihre Augen mit den Büchern zu verderben.Aber nur bis kurz vor dem Mittagsruf der Muezzins,denn dann kommt seine Exzellenz zum Essen«, sagte sie undlächelte vielsagend.Der Onkel nahm Nura an beiden Händen und hob sie mitSchwung auf den Rücken <strong>des</strong> Esels. Sie fühlte ihr Herz in dieKnie rutschen. Ängstlich klammerte sie sich an den Knauf, dervorne aus dem mit einem Teppich bedeckten Sattel herausragte.Man sah diese Mietesel oft im Straßenbild der Stadt. In derNähe ihres Hauses gab es auf der Hauptstraße einen der vielenStände, an denen man sich einen Esel leihen konnte.Autos besaßen nur ein paar reiche Familien, und abgesehenvon der Straßenbahn waren zwei oder drei Busse und einigeKutschen für den Transport der Fahrgäste in und um Damaskusunterwegs. <strong>Das</strong> war viel zu wenig.Den Schwanz der weißen Mietesel färbte man mit leuchtendroter Farbe, so dass man sie schon aus der Ferne erkannte. Inder Regel brachte der Kunde den Esel nach Erledigung seinerVorhaben zurück. Wollte der Kunde nicht selbst zurückreiten,so schickte der Eselverleiher einen kleinen Jungen mit, derneben dem Reiter herlief, am Ziel den Esel übernahm und zumLaden zurückbrachte.Nun also ritt Onkel Farid mit ihr durch die Straßen. Sie folgteneine Weile der Hauptstraße und bogen dann in eine Gasseein. Ein Labyrinth aus einfachen niedrigen Lehmhäusern verschlangsie. Am Ende einer Gasse hielt der Onkel vor einem42

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