PerformanceEditorialSehr geehrte Leserinnen und LeserKlaus-Gerd KleversaatIm Westen was Neues. Die kalifornischeStanford University hatein bis dato unbekanntes „Asset“der USA aufgetan: Die Professorenrechnen vor, daß der Staat Anfang2003 gegenüber privaten Haushaltenund Unternehmen eine Forderungvon rund drei Billionen US$ hatte –die über zwei Jahrzehnte aufgelaufenenSteuern, die bei kapitalgedecktenUS-Versorgungsplänen erstbei Auszahlung fällig werden, mehralso als die gesamten US-Staatsschulden,die Ende 2002 von Privateninsgesamt gehalten wurden.Demnach kein Verschuldungsproblemin den USA? Alles wird gut?Claus Vogt hat da seine eigeneMeinung. Lesen Sie den Marktteilauf den Seiten 03 bis 07.Die US-Amerikaner sind ja erwiesenermaßenauch immer für neueWortschöpfungen zu haben. Vom„Financial Planning“ ist die Rede,daß sich nun auch in der deutschenBankenlandschaft als „Finanzplanung“seinen Weg bahnt. Wases damit auf sich hat, steht imFinanz-Glossar auf Seite 11.Planungen sind im Privaten wichtig,auf Unternehmensseite aber mindestensgenauso. Was bei unsererSchwestergesellschaft, der <strong>Berliner</strong>Effektengesellschaft <strong>AG</strong>, in nächsterZeit auf der Agenda steht, konntenderen Aktionäre anläßlich der Hauptversammlungam 16. Juni erfahren– und Sie auf der gegenüberliegendenSeite 02 nachlesen (im übrigenauch in der Juli-Ausgabe des Hauptstadtbriefes).Und was die FernheizwerkNeukölln <strong>AG</strong> im wahrstenSinne des Wortes „in der Pipeline“hat, erfahren Sie in unserer Reihe„<strong>Berliner</strong> Unternehmen“ auf denSeiten 08 und 09.Bleibt die Seite 10, auf der wir Berlinals Regierungsstandort in Augenscheinnehmen. Da des Bundeskanzlersruhige Hand das Landnicht aus seinem Stimmungstiefreißt, müssen andere Methodenher, auch kommunikative. EineKampagne für Deutschland?Machen wir.Eine gewinnbringende Lektürewünscht IhnenIhrKlaus-Gerd KleversaatMitglied des VorstandesInhaltsverzeichnisAusgabe August 2003PerformanceEditorial Seite 01Inhaltsverzeichnis Seite 01Innenansicht<strong>Berliner</strong> Effektengesellschaft <strong>AG</strong> – Eigenkapitalausschüttung an die Aktionäre Seite 02MarktanalyseResearch – Die Rückkehr der Wächter? Seiten 03-07<strong>Berliner</strong>UnternehmenBerlinWas macht eigentlich… – die Fernheizwerk Neukölln <strong>AG</strong>? Seiten 08-09Eine Kampagne für Deutschland? – Machen wir. Seite 10Finanz-GlossarFinanzplanung – Der Weg zum Ziel Seite 11ImpressumGedruckt auf umweltfreundlichhergestelltem Papier. Für dieRichtigkeit der Beiträge wird keineGewähr übernommen.Alle Rechte vorbehalten. Nachdruckoder Vervielfältigung nur mitGenehmigung des Herausgebers.Herausgeber: <strong>Berliner</strong> <strong>Effektenbank</strong>, Niederlassung der Consors Capital Bank <strong>AG</strong>, Kurfürstendamm 119, 10711 BerlinRedaktion: Christa Scholl (V.i.S.d.P.)Autoren dieser Ausgabe:Soheil Dastyari, Kai Drabe, Christa Scholl, Claus VogtProduktion: ADDEDVALUERedaktionsschluß: 30. Juli 200301
Innenansicht<strong>Berliner</strong> Effektengesellschaft <strong>AG</strong>Eigenkapitalausschüttung an die AktionäreDie <strong>Berliner</strong> Effektengesellschaft<strong>AG</strong> hat die nun drei Jahre währendenTurbulenzen an den Finanzmärktenbesser verkraftet als viele ihrer Wettbewerber.Auf der gutbesuchtenHauptversammlung des Unternehmensam 16. Juni bezifferte HolgerTimm, Sprecher des Vorstandes, dasErgebnis des Jahres 2002 im operativenGeschäft mit - 1,3 MillionenEuro. Ein Verlust, sicher, aber dennochein Ergebnis, das unter dengegebenen Umständen unter dieRubrik „moderat“ fällt. Schließlichmußte innerhalb der 100%igenTochtergesellschaft <strong>Berliner</strong> Freiverkehr(Aktien) <strong>AG</strong> ein um 42%zurückgegangenes Volumen anWertpapierorders hingenommenwerden.Zugleich hat die Gesellschaft aufKonzernebene hohe Abschreibungenund Wertberichtigungen vorgenommen,so daß das Konzernergebnisim vergangenen Jahr bei knapp- 24,1 Millionen Euro lag, verglichenmit - 59 Millionen im Jahr zuvor.Jetzt ist nur noch ein geringerRestbestand von 3,5 Millionen Euroin den Büchern, denn selbst Beteiligungenan Unternehmen, die nochaktiv sind, wurden auf Null zurückgeführt.Eine Maßnahme, die somanchem vielleicht übervorsichtigvorkommen mag, die aber letztlichfür Klarheit hinsichtlich Bilanzstrukturund potentieller künftigerRisiken sorgt und das Eigenkapitalvon rund 90 Millionen Euro undeine Eigenkapitalquote von 97,1%in die richtige Relation rückt.Holger Timm verwies auf die ständigsteigenden Kosten, die sich ausimmer neuen bürokratischen Regelungenund Vorschriften ergeben.„Um es einfach zu sagen: UnsereBranche ist deutlich und absolutineffizient überreguliert. Wennschon große Bankkonzerne dieseKosten kaum noch erwirtschaftenkönnen, sind kleine, mittelständischeFirmen damit hoffnungslos überlastet.Besonders unangenehm andiesen Aufwendungen ist, daß siesich keineswegs an den Erträgender Gesellschaft orientieren, sonderngerade bei schlechter Geschäftslagenoch konstant ansteigen.“Auch in den ersten fünf Monatendieses Jahres blieb das Ordervolumenunter den Vergleichszahlen des Vorjahres.Holger Timm ist dennochOptimist: „Wenn die Märkte wiederanziehen, wird auch das Ordervolumenwieder steigen. Aber dann sindviele unserer Konkurrenten nichtmehr am Markt. Wir haben uns vorbereitetund sind gut aufgestellt.“Dabei stützt sich der Vorstand vorallem auf eine Investition, die dasUnternehmen lange vor der Börsenkriseangestoßen hatte und die sichheute als strategisch richtig herausgestellthat: die Entwicklung dereigenen außerbörslichen HandelsplattformTradeGate®. Seit Aufnahmedes Vollbetriebes im Juni 2002haben sich die Orders von anfänglich6000 pro Monat auf 60000verzehnfacht. TradeGate® ist weltweitdas wohl einzige ECN (ElectronicCommunication Network), das dieVorteile des sogenannten QuoteRequest-Verfahrens mit denen einesoffenen Orderbuches verbindet.Und: Kunden wird keine Courtagein Rechnung gestellt, die angeschlossenenBanken zahlen keine NutzungsoderTransaktionsentgelte.Auf der Tagesordnung standen auchKapitalmaßnahmen – so beschloßdie Hauptversammlung die Herabsetzungdes Grundkapitals umrund 30 Millionen Euro, verbundenmit einer steuerfreien Ausschüttungan die Aktionäre. Die Mittel stammenzum Großteil aus einer Steuerrückzahlung,für die der Vorstandgegenwärtig keine profitablen Anlagemöglichkeitensieht. Deshalbwerden sie in die Disposition derAnleger zurückgegeben. Zugleicherleichtert die Herabsetzung desEigenkapitals die Suche nach einemneuen Investor. Die französischeBNP Paribas hatte ja im vergangenenJahr den Großaktionär der<strong>Berliner</strong> Effektengesellschaft <strong>AG</strong>,die Consors Discount-Broker <strong>AG</strong>,übernommen – die geschäftspolitischeAusrichtung der <strong>Berliner</strong>Effektengesellschaft <strong>AG</strong> und jenevon BNP Paribas paßten vonBeginn an aber nicht zwingendzueinander, so daß sich HolgerTimm und sein VorstandskollegeDr. Jörg Franke rasch um neue Investorenbemühten. Das hohe Eigenkapitalund die sehr gute Liquiditäterschweren jedoch eine solcheTransaktion. „Bei diesen Größenordnungenspricht niemand mehrvon ,Peanuts‘, und für keinen Investormacht es Sinn, nicht investierteFestgelder gegen Bargeld zu kaufen“,erklärte Holger Timm die bisherigeZurückhaltung potentieller Gesellschafter.Insoweit ist es auch weiterhin vordringlicheAufgabe des Vorstandes,im Sinne der Gesellschaft und ihrerAktionäre möglichst kurzfristig eineLösung zu finden, die den Wegdafür ebnet, sich wieder auf dieGeschäftsentwicklung zu konzentrieren.Der Vorstand präferiertdabei jede Variante, die es erlaubt,einerseits die gewachsenen undguten Geschäftsbeziehungen zurConsors Discount-Broker <strong>AG</strong> undder neuen Konzernmutter zu erhaltenund andererseits mittel- bislangfristig zumindest die Optionenthält, neue Geschäftspartnerauch als Gesellschafter für dasUnternehmen zu gewinnen.Christa SchollLeiterin Investor undPublic Relations<strong>Berliner</strong>Effektengesellschaft <strong>AG</strong>cscholl@effektengesellschaft.de02