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Versuche starten.pdf - in Kabine1.

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<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>Wie Forschergeist <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen unterstützt und e<strong>in</strong>e ganzeGeme<strong>in</strong>de für das Experiment begeistert werden kannE<strong>in</strong> Handbuch für kle<strong>in</strong>e und große Forscher/<strong>in</strong>nen und Förderer mitErfahrungen und Ergebnissen aus dem PilotprojektNaturwissenschaftlich-technische Bildung <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen


<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>Wie Forschergeist <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen unterstützt und e<strong>in</strong>eganze Geme<strong>in</strong>de für das Experiment begeistert werden kannE<strong>in</strong> Handbuch für kle<strong>in</strong>e und großeForscher/<strong>in</strong>nen und Förderer mitErfahrungen und Ergebnissen aus demPilotprojekt „Naturwissenschaftlich-technischeBildung <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen”Oelde/Münster im Herbst 2010<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 3


InhaltInhalt7 Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser ... e<strong>in</strong> Geleitwort zumHandbuch von Dr. Wolfgang Kirsch, LWL-Direktor8 Versuchsaufbau / Noch’n Projekt ...10 Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft / Kooperieren, qualifizieren,forschen, stöbern ...16 Versuchsanordnung / Wie man das Wissen um die kle<strong>in</strong>enForscher/<strong>in</strong>nen für die Praxis nutzbar macht25 Projekt / Praxis26 Praktikum / „Versuch macht kluch“ und begeistert –Fortbildungsangebote für die Erzieher/<strong>in</strong>nen33 Laboralltag / 12 Kitas / 12 Modelle, wie Forschen undExperimentieren <strong>in</strong> den Kita- Alltag e<strong>in</strong>ziehen können34 Forscherkiste, Forscherecke – und die sprechende Wand /St. Marien, Sünn<strong>in</strong>ghausen38 Im Aufbau: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben /St. Johannes, Oelde42 Mittwochnachmittag ist Forschertreff / St. Lambertus,Stromberg46 Forscherbande / St. Marien, Oelde50 Das Labor ist, was da ist – auch <strong>in</strong> den Familien / DieSprössl<strong>in</strong>ge, Oelde56 Forschungs-AG / St. Joseph, Oelde60 M<strong>in</strong>i-Forscher / St. Hedwig, Oelde64 Montag ist Forschertag / St. Vitus, Lette68 Jahresprojekt / Hl. Kreuz, Stromberg70 Eisbrecher auch für Eltern / Das K<strong>in</strong>derhaus, Oelde72 Günstige Gelegenheiten für kle<strong>in</strong>e und größereForscherkids / Die Langstrümpfe, Oelde76 Reggio plus / Wichern-K<strong>in</strong>dergarten, Oelde4 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Inhalt81 Exkursionen82 Stöbertage bei Haver & Boecker, OeldeWarum die Masch<strong>in</strong>e so schnell wiegen könnenmuss – und wie toll Pannen s<strong>in</strong>d.84 Stöbertage bei der GEA Westfalia Separator, OeldeWie das Pr<strong>in</strong>zip Salatschleuder auf die Drehbankkommt ...87 ForscherfestDie Flut hebt alle Schiffe / Wertschätzung durchöffentliche Aufmerksamkeit beim Forscherfest89 Schulterblicke90 Fragen zu Forscherfest und Stöbertagen92 Stöbertage und was man daraus lernen kann.K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen und Firmenvertreter ziehen Bilanz96 Mit Ideen und Initiative Neues entwickelt /Karl-Friedrich Knop, Bürgermeister der Stadt Oelde97 Früh, spielerisch und ohne Druck ... / E<strong>in</strong> Gespräch mitDr. Re<strong>in</strong>hold Festge, Geschäftsführer Haver & Boecker,Oelde und Ideengeber für das Projekt100 LabordokumentationLiteraturtipps, Internetadressen und Projektbeirat103 Impressum<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 5


GeleitwortLiebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,als Geme<strong>in</strong>schaftswerk gut vernetzter Pioniere startete vor zwei Jahren dasModellprojekt „Naturwissenschaftlich-technische Bildung <strong>in</strong> OelderK<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen“. Damals standen wir am Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er spannendenKooperation zwischen dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) undOelde mit dem Ziel, das Forschen und Experimentieren <strong>in</strong> Tagesstätten für K<strong>in</strong>deranzuregen und zu unterstützen. Wir waren entschlossen, dafür alle Ressourcenund alle Begeisterung der Beteiligten zu aktivieren und zu nutzen. Das ist gelungen.Schon bei der Vertragsunterzeichnung saßen mit am Tisch: Der InitiativkreisWirtschaft <strong>in</strong> Oelde, die Stadt Oelde, die Initiative Zukunft durch Innovation NRWsowie der LWL. Alle zwölf K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> städtischer, katholischerund evangelischer Trägerschaft schlossen sich an. Sie öffneten dem Forschergeistihre Türen und sorgten im Verlauf des Projektes dafür, dass sich Eltern beteiligenund die Bürgerschaft beim großen Forscherfest <strong>in</strong> Oelde erfolgreich angesprochenwerden konnte. Für die große Bereitschaft aller, sich zu engagieren und zuexperimentieren, bedanken wir uns ganz herzlich.Oelde gibt heute <strong>in</strong> Westfalen-Lippe e<strong>in</strong> gutes Beispiel dafür, wie e<strong>in</strong>e ganze Stadtdie Türen öffnet für ihre K<strong>in</strong>der, ihre Familien und diejenigen, die tagtäglich <strong>in</strong> denK<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen dafür sorgen, dass Bildung lebendige Praxis wird. Fürden LWL ist schon heute erkennbar: Das Beispiel Oelde wird auch andernortsSchule machen und weitere Kommunen <strong>in</strong> Westfalen-Lippe ermutigen, ähnlicheWege zu gehen. Wie bei anderen Modellprojekten des LWL-Landesjugendamteszuvor, geht es auch hier darum, exemplarisch neue Entwicklungen undHandlungskonzepte praktisch zu erproben, bevor wir diese allen Kommunen undTrägern empfehlen. Das vorliegende Handbuch soll neugierig machen und praktischeHilfestellung jenen geben, die nun selbst den „Versuch <strong>starten</strong>“ wollen.Dr. Wolfgang KirschHans MeyerDr. Wolfgang KirschLWL-DirektorHans MeyerLWL-JugenddezernentMünster/Oelde im Oktober 2010<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 7


VersuchsaufbauVersuchsaufbauNoch’n Projekt...Sprachförderung, Integration, Familienzentren und Betreuung unter 3-jährigerK<strong>in</strong>der, jeder e<strong>in</strong>zelne Bildungsauftrag, dem sich K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen heutestellen müssen, ist groß genug, um jeden weiteren zu verdrängen. Jetzt also:Naturwissenschaftlich-technische Bildung. E<strong>in</strong> Projekt, das mehr se<strong>in</strong> soll alse<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>tagsfliege, das nachhaltig wirken und – wenn es richtig gemacht wird –sogar e<strong>in</strong> Selbstläufer werden soll. Viel Geld brauche man dafür nicht - allerd<strong>in</strong>gsFortbildung (Zeit? Personal? Die E<strong>in</strong>wände liegen auf der Hand), außerdempreiswerte Materialien zur Ausstattung e<strong>in</strong>er Forscherecke oder sogar e<strong>in</strong>esganzen Labors, schließlich e<strong>in</strong> fest vere<strong>in</strong>bartes Zeitbudget, damit das Forschenund Experimentieren e<strong>in</strong>e Institution werden kann…und noch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressierteÖffentlichkeit, die Wertschätzung zeigt für das, was Kitas leisten können ...Wir haben trotz vieler naheliegender Bedenken angefangen, naturwissenschaftlich-technischeBildung <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen zu fördern – und damit e<strong>in</strong>eIdee aus der Oelder Wirtschaft 1 aufgegriffen.Die Gelegenheit für e<strong>in</strong> Pilotprojekt 2 vor nunmehr zwei Jahren war günstig, denne<strong>in</strong>e ganze Geme<strong>in</strong>de hatte sich für die Idee begeistert. Allen voran Jungen undMädchen aus 12 K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen, unterstützt durch ihre experimentierfreudigenErzieher<strong>in</strong>nen, die nach gründlicher Vorarbeit ihre Bedenken über Bordwarfen und sich selbst zum Teil des Experimentes machten. Forschen undEntdecken – für viele von ihnen mit e<strong>in</strong>em großen schulischen Missverständnisvorbelastet – haben sie wieder entdeckt als die normalste Haltung im Alltagüberhaupt: H<strong>in</strong>gucken, Nachfragen, Informationen e<strong>in</strong>holen und Überprüfen, um<strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft klüger zu werden. Ortsansässige Betriebe, e<strong>in</strong>e Stadtverwaltungmit Hendrik van der Veen vom Jugendamt Oelde und die fachliche undkonzeptionelle Anleitung des LWL-Teams (Irmgard Grieshop-Sander, AnitaKässler, Marianne Kitzmann) gaben die nötige Stärkung auf dem Weg.1 Siehe Seite 97ff.2 „Naturwissenschaftlich-technischeBildung <strong>in</strong>K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen“ <strong>in</strong>OeldeDas LWL-Landesjugendamt Westfalen fördert Projekte, die neue Wege für diePraxis bieten, sowie Qualifizierung und die Weiterentwicklung fachlichenHandelns <strong>in</strong> der Jugendhilfe anregen. So wurden die vor Ort – <strong>in</strong> Oelde – entstandenenIdeen aufgegriffen, mit allen Beteiligten entwickelt, umgesetzt undschließlich nachhaltige Strukturen verankert. In Oelde ist e<strong>in</strong> auch für die Zukunfttragfähiges Netz von Bildungspartnerschaften an vielfältigen und ungewöhnlichenLern- und Bildungsorten <strong>in</strong> dieser Kommune entstanden. Im Mittelpunktstehen K<strong>in</strong>der mit ihren W-Fragen.8 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


VersuchsaufbauVon diesem Konzept können jetzt andere lernen und abgucken: Wie naturwissenschaftlich-technischeBildung selbstverständlich ihren Platz <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungengew<strong>in</strong>nt. Hier f<strong>in</strong>det Bildung statt entlang den Eigen<strong>in</strong>teressen derK<strong>in</strong>der, die mit ihren Fragen die Richtung und den Takt vorgeben, unabhängig vomBudget ihrer Eltern und gleichgültig, ob diese K<strong>in</strong>der-Unis oder Ferienkurse für ihreK<strong>in</strong>der möglich machen. Das ist der Gedanke des nun vorliegenden Handbuchs,für das wir mit Absicht den zweideutigen Titel „<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>“ richtig fanden.Denn es geht um anderes als das Nachvollziehen von Experimenten aus demPhysikbuch oder die Renaissance des Chemiebaukastens. Es geht um Bildung, fürdie Neugier wichtiger ist als Formelwissen und um die große geme<strong>in</strong>schaftlicheAnstrengung e<strong>in</strong>er ganzen Geme<strong>in</strong>de, die für sich erfahren hat, dass die W-Fragenvon K<strong>in</strong>dergartenk<strong>in</strong>dern den Versuch wert s<strong>in</strong>d.Und die Idee breitet sich aus:Das Regionale Bildungsbüro des Kreises Soest organisiert z. B. mit denKooperationspartnern von Jugendhilfe und Schule derzeit das Projekt„Bildungsverantwortung geme<strong>in</strong>sam tragen“, Grundschule und Kita bearbeitenden Bereich naturwissenschaftlich-technische Bildung.Die geme<strong>in</strong>same Fortbildung mit dem Institut für Technologie- und Wissenstransfer(Soest) soll der Türöffner zu e<strong>in</strong>er Vor-Ort-Vernetzung von K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungenund Grundschulen se<strong>in</strong>. Das LWL-Landesjugendamt berät das Projekt mit denOelder Erfahrungen und bietet darüber h<strong>in</strong>aus für Fachkräfte aus den K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungenund dem Offenen Ganztag <strong>in</strong> Westfalen-Lippe Qualifizierungen fürdiesen Ansatz an.Das Handbuch „<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>“ stellt die Praxiserfahrungen undKonzeptüberlegungen aus dem Pilotprojekt zur Verfügung. Es richtet sich anK<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen, an Jugendämter, an Träger, an die Wirtschaft und an diePolitikverantwortlichen, die <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne Entdeckungen machen wollen und anMenschen, die neugierig s<strong>in</strong>d, oder es werden wollen.<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 9


Forschungsgeme<strong>in</strong>schaftForschungsgeme<strong>in</strong>schaftKooperieren, qualifizieren, forschen, stöbern ...Im Projektbeiratkooperierten*das LWL-LandesjugendamtWestfalen,der Bürgermeister der StadtOelde,der Vorsitzende des InitiativkreisesWirtschaft <strong>in</strong> Oelde,das LWL-Projektteam,das Jugendamt der Stadt Oelde,die Fachberatung der beteiligtenKitas,e<strong>in</strong>e Vertreter<strong>in</strong> derK<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen,die Vertreter/<strong>in</strong>nen der verschiedenenBildungspartner <strong>in</strong> Oelde*Beteiligte im Projektbeirat sieheLabordokumentation S. 102Was hat Matschen im K<strong>in</strong>dergarten mit den Arbeitsplätzen von morgen zu tun?Was haben gefühlte hundert W-Fragen von Vierjährigen mit der Wirtschaftsförderunge<strong>in</strong>er Stadt zu tun? Und: Warum sollten Firmen e<strong>in</strong>en Tag lang dieProduktion drosseln und K<strong>in</strong>dergartenk<strong>in</strong>der zum Buttern e<strong>in</strong>laden? Am Anfange<strong>in</strong>er erfolgreichen Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft stehen Fragen. Solche, die allelängst haben, auf die es aber ke<strong>in</strong>e vorgestanzten Antworten gibt. Auch dasLWL-Pilotprojekt „Naturwissenschaftlich-technische Bildung <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen“wurde durch e<strong>in</strong>e solche Frage ausgelöst. Produzierende Betriebedachten darüber nach, ob sie <strong>in</strong> der Stadt auch <strong>in</strong> Zukunft noch die benötigtenFachkräfte f<strong>in</strong>den würden und was sie selbst dazu beitragen könnten, dass ihreArbeitsplätze <strong>in</strong> der Stadt und Region als attraktiv, spannend und herausforderndangesehen werden.Was als Denkanstoß durch die Oelder Wirtschaft 2008 begann, führte zu e<strong>in</strong>ergroßen geme<strong>in</strong>samen Anstrengung im gesamten „Sozialraum“ – und wohl nur aufdiese Weise und <strong>in</strong> dieser Konstellation konnte aus nur e<strong>in</strong>er Frage e<strong>in</strong> Pilotprojektwerden, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren zum Erfolg führte. Auf den folgendenSeiten werden die kooperierenden Partner<strong>in</strong>nen und Partner der Forschungsgeme<strong>in</strong>schaftund ihre geme<strong>in</strong>samen Schritte im Überblick vorgestellt.Jede gute Idee braucht zur Realisierung verantwortliche Akteure, die für guteRahmenbed<strong>in</strong>gungen sorgen und Überzeugungsgeist ausstrahlen, damit ersteSchritte bis zur erfolgreichen Umsetzung gel<strong>in</strong>gen. Die Initialzündung zumProjekte<strong>in</strong>stieg gab das LWL-Landesjugendamt Westfalen, das nach Vorgesprächenund fachlichen Recherchen zur Projektorganisation und -steuerunge<strong>in</strong> übergreifendes Team bildete, bestehend aus Mitarbeiter<strong>in</strong>nen des LWL-Landesjugendamtes Westfalen und e<strong>in</strong>em Mitarbeiter des Jugendamtes Oelde.Zur fachlichen Beratung und Unterstützung wurde e<strong>in</strong> Beirat <strong>in</strong>stalliert mit den vorOrt handelnden Akteuren aus der Kommune, der Wirtschaft, den Bildungspartnern,e<strong>in</strong>er Kita-Leitung und der Fachberatung der K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen.Die Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft war gegründet.10 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Forschungsgeme<strong>in</strong>schaftDas Projekt lernt laufenIm Rahmen e<strong>in</strong>er Auftaktveranstaltung werden allen ProjektbeteiligtenZielsetzungen und Projektbauste<strong>in</strong>e vorgestellt. Die Vertragspartner unterzeichnen- als symbolischen Spatenstich – e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Erklärung. Die geme<strong>in</strong>sameArbeit mit den Erzieher<strong>in</strong>nen der zwölf K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen beg<strong>in</strong>nt undzieht alle nach und nach <strong>in</strong> den „Sog“ e<strong>in</strong>er neuen Leidenschaft für das Forschenvon K<strong>in</strong>dern.Projektbegleitende Workshops bilden die Klammer für die Zusammenarbeit. Sieermöglichen den fachlichen Austausch und die praxisbezogene Mitgestaltung desweiteren Projektverlaufes. Organisation und Moderation erfolgen durch dasProjektteam des LWL-Landesjugendamtes Westfalen. Acht Workshops werden <strong>in</strong>den E<strong>in</strong>richtungen der Bildungspartner durchgeführt und eröffnen damit e<strong>in</strong> erstesE<strong>in</strong>tauchen <strong>in</strong> Oelder Betriebe, <strong>in</strong> andere Bildungse<strong>in</strong>richtungen sowie <strong>in</strong> die Kitas<strong>in</strong> ause<strong>in</strong>ander liegenden Stadtteilen – und legen damit den Grundste<strong>in</strong> für dieweitere Vernetzung.Labore<strong>in</strong>drücke aus den Workshops:- Steckbriefe der Kitas- Bestandsanalyse:1. Das klappt gut <strong>in</strong> der NW-technischen Bildung: Auf diese Stärken könnenwir aufbauen!2. Was soll uns leiten? Was wollen wir erreichen? Was wollen wir umsetzen?3. Hier liegen unsere weißen Flecken...Bauste<strong>in</strong>e des Pilotprojektes- Austausch über Methoden und „Forschungserfahrungen“ <strong>in</strong> den Kitas, über dieeigene Rolle beim Forschen der K<strong>in</strong>der, über Konzeptentwicklungen,- Kollegiale Beratung und Gedankenstürme „wie der Forschergeist <strong>in</strong> die Kitaskommt und nachhaltig Platz f<strong>in</strong>det“.- alle weiteren Aktivitäten des Projektes – wie das Forscherfest und dieStöbertage – werden begleitet, <strong>in</strong>tensiver Informations- und Fachaustauschstellt hohe Identifikation mit dem Projektvorhaben sicher.<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 13


Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft„ Me<strong>in</strong>e Hemmschwelle war sehrgroß! Jetzt b<strong>in</strong> ich begeistert: Eswar klasse.Ich könnte e<strong>in</strong>e ganze Woche soe<strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>ar mitmachen.“Erzieher<strong>in</strong>, 27.5.2009Die „richtigen“ Referenten gesuchtDie erste Qualifizierungse<strong>in</strong>heit der Erzieher<strong>in</strong>nen soll Lust und Hunger aufNaturwissenschaft und Technik machen, mit der Idee des Projektes ansteckenund die biografischen Schulhürden überw<strong>in</strong>den. In der Lernwerkstatt Kon te xisf<strong>in</strong>det sich nach langen Überlegungen und Recherchen schließlich der richtigePartner für diese Aufgabe. Als Bildungsort für die Qualifizierung dient derTagungsraum auf dem Gelände des Betriebes Haver & Boecker. E<strong>in</strong>e offizielleEröffnung durch die Vertragspartner wird ebenso e<strong>in</strong>geplant wie der „Zusatz“e<strong>in</strong>er spannenden Betriebsführung. E<strong>in</strong>e weitere Qualifizierung zur Didaktik dernaturwissenschaftlich-technischen Frühbildung mit der Referent<strong>in</strong> Heike W<strong>in</strong>keerfolgt zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt.Anregungen des Beirates aufgegriffenStetige Rückkoppelung, Transparenz und Diskussionsbereitschaft auf allen Seitensorgen für anhaltendes Interesse und führen zu neuen, weiteren Bauste<strong>in</strong>en imProjekt, die vom Beirat angeregt und mitgetragen werden:1. Die Gründung des Arbeitskreises „Wirtschaft und Kita“ unter derFederführung des Jugendamtes Oelde. Dieser hat den Auftrag, k<strong>in</strong>dgerechteAngebote <strong>in</strong> den Oelder Betrieben – die so genannten Stöbertage – zu entwickeln(siehe „Exkursionen“). In Koproduktion von Kita-Mitarbeiter<strong>in</strong>nen,Ausbildungsleitungen zweier Betriebe und dem Projektteam werdenZielsetzung und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Stöbertage diskutiert, werdenStrukturen erarbeitet, geplant und organisiert. Der AK ist von Beg<strong>in</strong>n fest etabliertund besteht gleichrangig <strong>in</strong> der Kommune neben dem AK „Wirtschaftund Schule“.14 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft2. Das Forscherfest <strong>in</strong> Oelde. Gekoppelt an die Ausbildungsmesse „Mach Mit“steht das Ausstellungszelt mit 1200 qm den Kitas und Bildungspartnern für dasForscherfest zur Verfügung. E<strong>in</strong>e Planungsgruppe „Forscherfest“ entwirft mitviel „Messewissen“ die Abschlussveranstaltung des Projektes <strong>in</strong> Oelde alsFest. Das Thema „Naturwissenschaftlich-technische Bildung“ erfährt im öffentlichenRaum e<strong>in</strong>e neue und besondere Aufmerksamkeit – das Forscherfest wird<strong>in</strong> Zukunft alle zwei Jahre stattf<strong>in</strong>den.In vielen Varianten: Öffentlichkeitsarbeit250 Plakate werden gedruckt und an den Orten der Bildungspartner <strong>in</strong> Oelde veröffentlicht.Beim Zukunftskongress „Zukunft durch Innovation“ stellt e<strong>in</strong>Filmbeitrag die Bildungsorte von K<strong>in</strong>dern im Pilotprojekt landesweit vor. JederProjektbauste<strong>in</strong> wird durch Pressegespräche und Life-Berichte <strong>in</strong> den Pr<strong>in</strong>t- undHörmedien begleitet. Und schließlich ist von Beg<strong>in</strong>n an e<strong>in</strong>e Anschlussveranstaltungim LWL-Landeshaus <strong>in</strong> Münster e<strong>in</strong>geplant, um die zentralenErgebnisse e<strong>in</strong>er breiten Fachöffentlichkeit zu präsentieren und den Transfer überdie Grenzen Oeldes <strong>in</strong> die K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen und die Wirtschaft <strong>in</strong>Westfalen-Lippe zu ermöglichen.<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 15


VersuchsanordnungVersuchsanordnungWie man das Wissen um die kle<strong>in</strong>en Forscher/<strong>in</strong>nen für die Praxisnutzbar macht„Wüchsen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Artfort, wie sie sich andeuten, sohätten wir lauter Genies“Goethe, Dichtung und Wahrheit„Wann immer Gable uns besucht,br<strong>in</strong>gt er Geschenke mit. Als ichnoch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Junge war, versetztenmich diese Mitbr<strong>in</strong>gselzuerst <strong>in</strong> heillose Aufregung unddann <strong>in</strong> regelrechtes Entzücken,denn sie entstammten der See. Zujedem Geschenk nannte Gable diebe<strong>in</strong>ahe unaussprechlichen Namenferner Strände und Inseln; es warenNamen, die wie matt schimmerndePerlen über me<strong>in</strong>e Zunge rollten,wenn ich sie wiederholte:Tongatapu – e<strong>in</strong>e schwarze,geheimnisvoll glänzende, fächerartigeKoralle. Semisopochnoi – ausgetrockneteSeepferdchen mitbraunen, festen kle<strong>in</strong>en Leibern:Kiritimati – e<strong>in</strong> von uraltenMuscheln überkrustetes StückTreibholz.“Andreas Ste<strong>in</strong>höfel. Die Mitte derWeltSeit etwa zehn Jahren stehen die „Forscher <strong>in</strong> W<strong>in</strong>deln“ und die Bildung imVorschulalter ganz weit oben auf der Bildungsagenda. Wir erleben Politiker undExperten, die Bildungsaufträge für K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen formulieren,Unternehmensberater, die die Bedeutung früher Bildung für den StandortDeutschland betonen, Eltern, die ehrgeizig und/oder verunsichert wissen wollen,ab wann e<strong>in</strong> Computer <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>derzimmer gehört, damit ihre Kle<strong>in</strong>en rechtzeitig imWettlauf um Bildung und Karriere an den Start gehen können. Viele unterschiedlicheInteressen und Sichtweisen mischen sich, gehen Allianzen e<strong>in</strong>, streiten überden richtigen Weg. In der pädagogischen Praxis mischen sich Verunsicherungund Begeisterung, Aufbruchstimmung und Ratlosigkeit, und manchmal entstehtdaraus auch Widerstand: Sollen etwa Vierjährige schon das Periodensystem auswendiglernen oder Fünfjährige physikalische Gleichungen abschreiben? Sollenwir denselben Frust, der uns irgendwann <strong>in</strong> der Schule die Neugier fürPhänomene und Naturgesetze ausgetrieben hat, nun auch den Vorschulk<strong>in</strong>dernzumuten? Müssen wir als Erzieher<strong>in</strong>nen jetzt „nachsitzen“ <strong>in</strong> Bio, Mathe, Chemieund Physik – damit wir die Kitak<strong>in</strong>der „richtig naturwissenschaftlich bilden“ können?Oder reicht es, wenn wir am Bach vor der Kita die Kaulquappen beobachtenund im Garten Tomaten ziehen? Was soll das Gerede vom Fachkräftemangel,dem man schon im K<strong>in</strong>dergarten begegnen müsse – und zuhause bewirbt sichder 50jährige Onkel vergeblich um e<strong>in</strong>e neue Stelle als Ingenieur …Kaulquappen oder StandorteDas Boom-Thema naturwissenschaftliche Bildung <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungenhat trotz allen Wissens um die Begeisterung schon kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der beimErforschen ihrer Umwelt e<strong>in</strong> Image- und Umsetzungsproblem. E<strong>in</strong> Imageproblem,weil nicht immer erkennbar ist, wo es denn wirklich zuallererst um das lustvolleEntdecken, Forschen und Denken kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der geht – und nicht vor allem umdemografische Entwicklung, Fachkräftemangel oder den Standort Deutschland.Erzieher/<strong>in</strong>nen haben e<strong>in</strong> gutes Gespür dafür, wenn Pädagogik funktionalisiertwird.Erzieher/<strong>in</strong>nen haben aber leider auch nicht selten e<strong>in</strong>en bl<strong>in</strong>den Fleck, wenn esum Diszipl<strong>in</strong>en geht, an die sie eher frustrierende Er<strong>in</strong>nerungen haben: Nichtwenige betonen im Gespräch, dass Bio, Mathe oder Physik eher zu ihren ungeliebtenSchulfächern gehörten. So kann es se<strong>in</strong>, dass die vielleicht gar nicht sokomplizierte Umsetzung naturwissenschaftlicher Bildung im K<strong>in</strong>dergarten anVorurteilen scheitert. Dabei können auch die Erwachsenen e<strong>in</strong>e wunderbare16 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


VersuchsanordnungNeuentdeckung ihrer vormals „gescheiterten“ Begeisterung für Phänomene derNatur, des Lebens, der Umwelt erleben, wenn sie mit guten Methoden und unbefangenerNeugier K<strong>in</strong>der beim Forschen begleiten und unterstützen.Abenteuer BildungBildung ist ke<strong>in</strong> mechanischer Vorgang des Abfüllens von Wissen <strong>in</strong> zwei Ohren.Bildung entsteht bereits sehr früh, wenn sich e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d von der sicheren Basis desVertrauten aus aufmacht zum Abenteuer Leben. Bildung entwickelt sich immerdann, wenn e<strong>in</strong> Mensch (ganz gleich, wie alt) mit Neugier und allen S<strong>in</strong>nen aufdiese Abenteuerreise geht, dabei sich selbst erfährt, Grenzen erweitert, zuvorunbekannte Terra<strong>in</strong>s erobert und sich mit Erfahrungen berauscht und bereichert.Und er (sie) ist nicht alle<strong>in</strong>, sondern handelt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kulturellen und sozialenMite<strong>in</strong>ander. Heute weiß man, dass Bildung nicht erst mit e<strong>in</strong>em bestimmten Altere<strong>in</strong>setzt wie e<strong>in</strong> Uhrwerk, das man aufziehen muss, man weiß, dassBildungsprozesse von Anfang an angetrieben werden - wie von e<strong>in</strong>em Feuer, dasdas Leben selbst entfacht. Dieses Feuer aber braucht e<strong>in</strong>e sichere Basis,Nahrung und Freiheit.WertschätzungDass es <strong>in</strong> Oelde hervorragend geklappt hat, so viele unterschiedliche Menschen<strong>in</strong> unterschiedlichen Funktionen für das Thema zu begeistern, hat wesentlichdamit zu tun, dass allen <strong>in</strong> ihren jeweiligen Professionen Wertschätzung entgegengebracht wurde. Diese Haltung beruht wahrsche<strong>in</strong>lich auf der schlichtenErfahrung, dass die Begeisterung für e<strong>in</strong> „anderes“ Forschen sich tatsächlich wievon selbst e<strong>in</strong>stellt, wenn Erwachsene (nicht nur Erzieher/<strong>in</strong>nen) e<strong>in</strong>e zweiteEntdecker-Chance bekommen, wenn sie mit K<strong>in</strong>dern experimentieren. Dazukommt die richtige Umsetzung und Weitergabe des Wissens um das Lernenschon von kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern, das weniger als arrogantes Besserwissen und mehrals brauchbarer Fundus für die pädagogische Praxis vermittelt werden konnte.Von diesem Fundus wird <strong>in</strong> diesem Kapitel e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>druck gegeben.Projektziele Oelde1. Beteiligung möglichst vieler K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Oelde(jeweils m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Fachkraft/Leiter<strong>in</strong> nimmt am Projekt teil)2. In den E<strong>in</strong>richtungen entstehen Ansätze für e<strong>in</strong> eigenesBildungskonzept, das auch naturwissenschaftlich-technischeAspekte stärker berücksichtigt (siehe auch Bildungsvere<strong>in</strong>barungNRW); es wird an der Gestaltung eigener Forschungs-, BauoderLernwerkstätten gearbeitet.3. k<strong>in</strong>dgerechte Stöbertage <strong>in</strong> Bildungsorten außerhalb der Kita4. Schaffung e<strong>in</strong>es Austauschforums auf kommunaler Ebene5. wissenschaftliche Begleitung/ Expertise<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 17


Versuchsanordnung6. bessere Vernetzung der Kitas <strong>in</strong> kommunaler Bildungslandschaft7. die K<strong>in</strong>der sollen ihre E<strong>in</strong>richtungen als Orte erleben, <strong>in</strong> denen sieforschen, entwickeln, D<strong>in</strong>ge erproben können; sie werden <strong>in</strong> ihremSelbstbildungsprozess unterstützt – es geht nicht umWissensvermittlung, sondern um Lust am Entdecken und Forschen„Für die frühen Jahre ist derK<strong>in</strong>dergarten e<strong>in</strong> idealesBildungsmilieu: Hier werden K<strong>in</strong>deraller Schichten unter e<strong>in</strong>em Dachversammelt, hier werden noch ke<strong>in</strong>eNoten vergeben…Im K<strong>in</strong>dergartenkann wie von selbst <strong>in</strong> ‚Projekten’gelernt werden. Chemie,Mathematik, Physik <strong>in</strong> der Küche:das Hebelgesetz beimNüsseknacken, elementareMengenlehre beim Salzen. Kunstund Mathematik s<strong>in</strong>d noch nichtause<strong>in</strong>anderdef<strong>in</strong>ierte Schulfächer.Die Zukunft lernt im K<strong>in</strong>dergarten.“Donata Elschenbroich, Weltwissender Siebenjährigen3. Bildungsvere<strong>in</strong>barung NRW 20034. Siehe: Kornelia Schneider, K<strong>in</strong>der<strong>in</strong> ihrer Weltaneignung unterstützen(1), <strong>in</strong>: k<strong>in</strong>dergarten heute 6-7/2008Forschen im Alltag…„Um K<strong>in</strong>der im Vorschulalter zur Ause<strong>in</strong>andersetzung mit biologischen, physikalischenund anderen naturwissenschaftlichen Themen anzuregen, wenden sichErzieher<strong>in</strong>nen den Phänomenen zu, die offen vor ihnen liegen. Besser als vonErwachsenen veranstaltete Experimente führen Staunen und geme<strong>in</strong>sameExpeditionen <strong>in</strong>s Unbekannte dazu, dass K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> diesem Alter etwas verstehen.“So steht es <strong>in</strong> der Bildungsvere<strong>in</strong>barung NRW, Bildungsbereich Natur undkulturelle Umwelt(en) 3 . Hier wird also schnell klar, um was es nicht geht: umErwachsenen- Experimente, die K<strong>in</strong>der nur noch nachvollziehen dürfen – und vordenen viele Erzieher/<strong>in</strong>nen zurückschrecken, aus Angst <strong>in</strong> Erklärungsnöte zukommen. Was <strong>in</strong> wenigen weiteren Stichworten <strong>in</strong> dieser Bildungsvere<strong>in</strong>barungerläutert wird, trifft den Kern e<strong>in</strong>es anderen Bildungsverständnisses: Da geht esnicht um den Erwerb von Faktenwissen, „vielmehr sollen K<strong>in</strong>der ausreichendGelegenheit erhalten, selbsttätig zu forschen, Erfahrungen zu machen und sichkreativ und aktiv handelnd mit Problemen und Fragestellungen ause<strong>in</strong>ander zusetzen. Sie erleben sich als kompetent, <strong>in</strong>dem sie Antworten auf Fragen f<strong>in</strong>den,neue Erkenntnisse gew<strong>in</strong>nen und Zusammenhänge entdecken.“ Da geht es umAlltagssituationen dr<strong>in</strong>nen und draußen: die Begegnung mit der Natur, die alleS<strong>in</strong>ne – auch die Gefühle der K<strong>in</strong>der aktiviert: Sehen, hören, spüren, dasWachsen und Blühen im Garten erleben, aber auch das Fressen und Sterben. Dageht es um technische Geräte, die funktionieren oder kaputt gehen können. Diek<strong>in</strong>dliche Fantasie weiß alles zu nutzen, lässt aus Fundsachen Neues entstehen.K<strong>in</strong>der erwarten dabei ke<strong>in</strong>e wissenschaftlich korrekte Erklärung, es geht mehrdarum, herauszubekommen, wozu etwas gut ist und wie es funktioniert.Bildungsprozesse <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne s<strong>in</strong>d geme<strong>in</strong>same Bildungsprozesse vonK<strong>in</strong>dern und Erwachsenen, erst durch Interaktion und Kommunikation können dieK<strong>in</strong>der ihre Kompetenzen voll entfalten und weiterentwickeln.Beispiele der Bildungsdokumentation aus Reggio Emilia 4 („Reggio-Pädagogik“)zeigen, wie K<strong>in</strong>der geme<strong>in</strong>sam an e<strong>in</strong>em Thema arbeiten, wie sie „sich dabeigegenseitig anregen, sodass jedes K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Kenntnisse und Fähigkeiten sowiese<strong>in</strong> Weltbild weiterentwickelt“. Solche Bildungsprozesse <strong>in</strong> Lerngeme<strong>in</strong>schaftennennen die Fachleute „Ko-Konstruktion“. Es ist, so schreibt dieBildungsforscher<strong>in</strong> Kornelia Schneider, e<strong>in</strong>e „besondere Herausforderung fürErwachsene, Ko-Konstruktion unter K<strong>in</strong>dern zu erkennen, wenn die Interaktion(noch) nicht <strong>in</strong> Wort-Dialogen abläuft“. Und selbst dann, wenn sie es tut.18 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Versuchsanordnung…aber wie?Es gibt viele Fragen von Erzieher/<strong>in</strong>nen (und ebenso von Eltern): Wie können siedie Weltaneignung der K<strong>in</strong>der neu und unbefangen überhaupt erkennen? Wassieht man, wenn man K<strong>in</strong>dern beim Erforschen zusieht? Und wie kann man dieseErkenntnisse <strong>in</strong> Unterstützung und Angebote umsetzen?Auch <strong>in</strong> der Ausbildung haben nur die wenigsten Erzieher/<strong>in</strong>nen Gelegenheiterhalten, sich selbst <strong>in</strong> naturwissenschaftlich-technischen Fragen weiterzubilden.Wer also Konzepte für Weiterbildung und Unterstützung der Fachkräfte entwickelnwill, sollte deren Fragen zur pädagogischen und <strong>in</strong>stitutionellenUmsetzung kennen: Wie können sie erkennen, was sich beim K<strong>in</strong>d tut, wenn esse<strong>in</strong>e Umgebung erforscht? Wie können sie dabei unterstützend wirken? Werzeigt ihnen, wie das geht? Was müssen sie wissen über die kle<strong>in</strong>en Forscher aufder e<strong>in</strong>en und die Phänomene auf der anderen Seite, um gezielt unterstützen zukönnen? Wie können sie sich von ihren oft negativen eigenen naturwissenschaftlichenBildungserfahrungen lösen? Welche Angebote können sie K<strong>in</strong>dern machenund sie herausfordern? Wie sorgen sie dafür, dass ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d dabei übersehenwird, alle sich beteiligen können? Welches Wissen brauchen sie über entwicklungspsychologischeVoraussetzungen der K<strong>in</strong>der – als Schutz gegen Über- oderUnterforderung? Welche Materialien s<strong>in</strong>d geeignet? Wie dokumentieren sieBildungsfortschritte? Was müssen sie bei Mädchen und Jungen beachten? Wiebeziehen sie am besten Eltern mit e<strong>in</strong>? Was muss organisatorisch beachtet werden?Ausprobieren und reflektierenEs gibt ke<strong>in</strong>e Patentrezepte für die vielen Fragen aus dem Alltag e<strong>in</strong>erK<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtung. Aber e<strong>in</strong>e wichtige Antwort: Ihr könnt es! Jede Erzieher<strong>in</strong>,jeder Erzieher br<strong>in</strong>gt selbst e<strong>in</strong>e Fülle von Erfahrungen und Wissen mit. Darumme<strong>in</strong>t der Begriff „Qualifizierung“, wie er im Projekt verwendet wird, für dieFachkräfte zunächst e<strong>in</strong>mal Selbst- Qualifizierung: (Neue) Bildungschancen erfahrenund erkennen, Feuer fangen, e<strong>in</strong>fach anfangen zu forschen. Sich und dasExperimentieren ausprobieren, beobachten lernen, mit den K<strong>in</strong>dern „loslegen“und sich im Tun erleben und erproben. Dazu gehört auch die Reflexion der eigenenHaltung gegenüber Bildung – gegenüber der eigenen Bildung und der derK<strong>in</strong>der. Geme<strong>in</strong>sam mit anderen können dann kollegiale Beratung und Austauschmehr Sicherheit für die professionelle Rolle bieten. Die Vermittlung didaktischerKonzepte alle<strong>in</strong> stößt an Grenzen, wenn es nur um re<strong>in</strong>e Wissensvermittlung geht.Wenn sich Fachkräfte selbst auf das Bildungsabenteuer e<strong>in</strong>lassen, machen siedie Erfahrung, dass der Alltag voller Bildungsanlässe ist. Mit offenen Augen wirdklar: Naturwissenschaftlich-technische Phänomene umgeben uns überall - abersie s<strong>in</strong>d uns selbstverständlich geworden, wir nehmen sie als gegeben h<strong>in</strong>. DasRöhren e<strong>in</strong>er Kaffeemasch<strong>in</strong>e, die heißen Wasserdampf durch e<strong>in</strong> Rohr zum Filterschickt, damit das kondensierte Wasser durch das Pulver läuft, bis unten e<strong>in</strong>„Me<strong>in</strong>e Fragen nahmen ke<strong>in</strong> Endeund machten vor nichts halt, wennsie auch immer wieder um me<strong>in</strong>eObsession, die Metalle, kreisten.Warum glänzten sie? Warum warensie glatt? Warum kühl? Warum hart?Warum schwer? Warum bogen siesich und brachen nicht? Warumerzeugten sie Töne? Wie konntensich zwei weiche Metalle wie Z<strong>in</strong>kund Kupfer oder Z<strong>in</strong>n und Kupfer zuhärteren Stoffen verb<strong>in</strong>den? Wasverlieh Gold se<strong>in</strong>en gelben Glanz,und warum lief es nie an?“Oliver Sacks. Onkel Wolfram.Er<strong>in</strong>nerungen.<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 19


Versuchsanordnung„Da wir Erwachsenen K<strong>in</strong>der kle<strong>in</strong>,süß und mit Spiel (anstatt mitArbeit) beschäftigt f<strong>in</strong>den, nehmenwir sie weniger ernst als wir sollten.E<strong>in</strong>e Folge ist beispielsweise, dassdie meisten von uns gar nichtsdabei f<strong>in</strong>den, wenn sie e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d beie<strong>in</strong>er Beschäftigung stören odergar roh unterbrechen. Es spielt janur. Ke<strong>in</strong> Wunder, dass dann dieErwachsenen e<strong>in</strong>em selbstbewusstenK<strong>in</strong>d als e<strong>in</strong>e Hordebrachialer Wichtigtuer ersche<strong>in</strong>enmüssen.“Barbara Sichtermann.Leben mit e<strong>in</strong>em Neugeborenen5. Re<strong>in</strong>hard Kahl: K<strong>in</strong>der! zu bestellenunter:www.archiv-der-zukunft.debraunes Gebräu mit wunderbarem Duft herauskommt, ist so normal, dass unsnicht mehr auffällt, welche fasz<strong>in</strong>ierenden Phänomene der Änderung vonAggregatzuständen, Stofftrennung, Stoffmischung usw. wir hier erleben.Wieder „warum“ fragen dürfenK<strong>in</strong>der stellen alltägliche Selbstverständlichkeiten <strong>in</strong> Frage und begeben sich aufdie Suche nach dem Funktionieren, deuten es um, erf<strong>in</strong>den es neu. Wenn sie alteGeräte ause<strong>in</strong>ander nehmen und h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>schauen, setzen sie sie neu zusammen zuPhantasiegeräten, die es noch nicht gibt, aber geben könnte und erf<strong>in</strong>den sie <strong>in</strong>ihrer Phantasie. „Der Alltag und die Gestaltung des Alltags ist für K<strong>in</strong>der wichtigerals alle speziellen Programme, weil die Wirkung des Alltags dauerhaft ist“, sagtder Bildungsforscher Gerd E. Schäfer <strong>in</strong> dem Film „K<strong>in</strong>der“ von Re<strong>in</strong>hard Kahl 5 .K<strong>in</strong>der bilden sich im Spiel. Im Spiel entsteht e<strong>in</strong>e Phase hoher Konzentration, <strong>in</strong>der die K<strong>in</strong>der gleichsam aufgesogen werden von ihrer Beschäftigung, mit allenS<strong>in</strong>nen. „K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d vor allem Denker“, sagt Schäfer, „auf e<strong>in</strong>e anregendeUmgebung antworten K<strong>in</strong>der mit Initiative. K<strong>in</strong>der lernen, <strong>in</strong>dem sie denken;K<strong>in</strong>der lernen, weil sie denken, nicht weil sie etwas lernen sollen oder wollen“.Und im Spiel entsteht „e<strong>in</strong> Rhythmus des Arbeitens, der von der Sache und vondem K<strong>in</strong>d selbst gesteuert wird“. Diese Konzentration sehen wir auch auf denGesichtern. Sie entsteht dort, wo K<strong>in</strong>der sich <strong>in</strong>teressieren, wo sie den Dranghaben, etwas zu erkunden.„K<strong>in</strong>der“, so schreibt die Wissenschaftler<strong>in</strong> Kornelia Schneider (DJI), „gehen beimErkunden der Welt wie Wissenschaftler vor, die e<strong>in</strong>e Frage haben, dieHypothesen bilden und Wege suchen, sie zu überprüfen. Und sie gehen zugleichwie Handwerker und Techniker vor, die etwas konstruieren und nach den bestenLösungen suchen. Sie s<strong>in</strong>d Hand-Werker und Kopf-Arbeiter.“In welcher Weise sich das Forschen von K<strong>in</strong>dern zeigt, beschreibt sie an e<strong>in</strong>fachen,im Alltag zu beobachtenden Tätigkeiten:- etwas entdecken, das die Aufmerksamkeit fesselt- etwas fokussieren (sich darauf konzentrieren) und sich neugierig daraufzu bewegen- Neugier befriedigen durch genaues Beobachten und Untersuchen- auf verschiedene Arten ausprobieren und experimentieren- über etwas stolpern, sich wundern und staunen, e<strong>in</strong>e Frage entwickeln- Werkzeuge und verschiedene Strategien e<strong>in</strong>setzen- etwas nachmachen, was andere tun und dabei erproben: Kann ich dasauch? Passiert das Gleiche?- den gleichen Vorgang immer wieder wiederholen (mit kle<strong>in</strong>en Varianten)- etwas vergleichen, Muster erschließen, ordnen, sortieren, klassifizieren- Bed<strong>in</strong>gungen variieren, um zu sehen, was man mit e<strong>in</strong>em bestimmtenGegenstand tun kann, oder ob immer wieder das Gleiche geschieht- Zusammenhänge ergründen, Ursachen und Erklärungen suchen- sich mit anderen über ihre Ansichten und Forschungswege ause<strong>in</strong>andersetzen20 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


VersuchsanordnungSelbstbildung erkennen und begleitenWer (k<strong>in</strong>dliche) Bildung als Selbstbildung im kulturellen und sozialen Mite<strong>in</strong>anderversteht, setzt die Bedeutung des Prozesses vor die Bedeutung der (zu „erwerbenden“)Kompetenzen. (Gute) Bildungsprozesse s<strong>in</strong>d ergebnisoffen - aber alse<strong>in</strong> Ergebnis erwerben K<strong>in</strong>der auch Kompetenzen und Grundkenntnisse.Offenheit für ihr Forschen, Wertschätzung ihres Forschungshungers und ihresVorgehens, Raum und Geduld und sensibles Nachfragen und Assistieren führendazu, dass K<strong>in</strong>der sich selbst <strong>in</strong> ihrer Wirksamkeit, Kommunikation undBeziehung zu der d<strong>in</strong>glichen und persönlichen Umgebung erleben.Naive Biologie im k<strong>in</strong>dlichen Denken 6K<strong>in</strong>der im Vorschulalter s<strong>in</strong>d Meister gedanklicher Flexibilität.Nur so lässt sich erklären, was man lange für ihren „Denkfehler“ hielt:Sie können meist ohne große Probleme zwischen „magischem“(„falschen“) Denken – „die Puppe will schlafen“ oder die „Sonne willuns warmes Wetter machen“ – und Ursache-Wirkungs-Denkenwechseln. Sie s<strong>in</strong>d also durchaus fähig zu verstehen, dass e<strong>in</strong>eBlume blüht, weil die Sonne sche<strong>in</strong>t, weil e<strong>in</strong> Samenkorn gereift ist –und eben auch f<strong>in</strong>den, dass die Blume blüht, „damit der Garten buntwird.“Heute glauben die Forscher, dass kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der das magische Denkenweiter „pflegen“, weil ihnen diese Sichtweise schlicht gefällt, weil ihnendie Sprache aus Märchen und Geschichten vertraut ist. Es sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>besonderes Kennzeichen des Denkens von K<strong>in</strong>dern im Vorschulalter zuse<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e naturalistische und e<strong>in</strong>e magisch-animistischeWeltsicht nebene<strong>in</strong>ander existieren und dass die K<strong>in</strong>der ohne großeMühe zwischen beiden h<strong>in</strong>- und herpendeln.Für die pädagogische Praxis heißt das: Das Vorschulalter ist e<strong>in</strong>esensible Phase der Veränderung naiven biologischen Wissens. K<strong>in</strong>derzeigen hier e<strong>in</strong>e große Neugier für entsprechende Themen (Tiere,Pflanzen, Wetter, Jahreszeiten, Schwangerschaft und Geburt). Elternund Erzieher/<strong>in</strong>nen können diesen großen Wissensdurst nutzen, eigenesForschen und (geme<strong>in</strong>sames) Nachdenken der K<strong>in</strong>der unterstützen undanregen. Es geht dabei weniger darum, den K<strong>in</strong>dern das „falsche“Denken abzugewöhnen und Phänomene richtig zu stellen, als sievielmehr auch <strong>in</strong> der Phantasiewelt zu begleiten und anzuerkennen,dass magisches Denken e<strong>in</strong>e besonders kreative Kompetenz darstellt,die es zu unterstützen und zu erhalten gilt.6. Den Referenztext „Naive Biologieim k<strong>in</strong>dlichen Denken“ könnenSie nachlesen: Mähler, Claudia(März 2006) Was ist naiveBiologie? Wissen&Wachsen,SchwerpunktthemaNaturwissenschaft und Technik,Wissen:www.wissen-und-wachsen.de<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 21


VersuchsanordnungNeu sehen, anders lernen, fremde Welten erlebenDie größte Herausforderung für viele Erwachsene besteht möglicherweise dar<strong>in</strong>,dass sie Ballast abwerfen müssen, bevor sie wieder zu „Laborassistenten“ derKle<strong>in</strong>en werden können: Schlechte Er<strong>in</strong>nerungen an schulisches Lernen und verme<strong>in</strong>tlicheUnfähigkeiten müssen zur Seite gestellt, die Er<strong>in</strong>nerung an die eigene(vorschulische) Neugier und das damals ungesteuerte Erforschen wieder belebtwerden. Der „Rest“ lässt sich lernen.Gute Bed<strong>in</strong>gungen für naturwissenschaftlich-technische Bildungsprozesse <strong>in</strong>K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen zu schaffen, heißt Fachkraft und K<strong>in</strong>der zugleich (alsTandem) anzuregen und sie <strong>in</strong> ihrem Tun, Ausprobieren und Reflektieren zu unterstützen.Aber gute Bildungsprozesse müssen auch Eltern anstecken und e<strong>in</strong>laden;sie müssen die Leitung und das Team gew<strong>in</strong>nen, damit der Bildungsansatz<strong>in</strong> der Haltung und im Konzept verankert wird.Räume, die Möglichkeiten und Anregungen zum naturwissenschaftlichenForschen bieten, s<strong>in</strong>d hilfreich, aber ke<strong>in</strong>e Voraussetzung. Man muss nicht aufdas fertige Labor warten, um „loszulegen“. Netzwerke zum Austausch und zurkollegialen Beratung machen Mut und regen an. Bildungsorte und –partneraußerhalb der Kita bieten neue Perspektiven und Erfahrungswelten.E<strong>in</strong> wichtiges Element der „Qualifizierung“ im Projekt <strong>in</strong> Oelde war für K<strong>in</strong>der undErzieher<strong>in</strong>nen der Besuch von Bildungsorten, die die Kita nicht bieten kann – zumBeispiel e<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>enhalle mit jungen Auszubildenden. E<strong>in</strong> Fest für die S<strong>in</strong>ne,e<strong>in</strong> Erfahrungsort ganz anderer Qualität: Technik, Masch<strong>in</strong>en, nach Öl riechendeHallen, Werkzeuge, die Hilfsmittel werden, um etwas herzustellen – all das fasz<strong>in</strong>iertund baut Barrieren vor dem Unbekannten ab. Vielfältige positiveErfahrungen erhalten die Offenheit e<strong>in</strong>er Welt gegenüber, von der man sich sonstvielleicht ausgeschlossen fühlte.22 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt / PraxisProjekt / PraxisPraktikum:Laboralltag:„Versuch macht kluch“ und begeistert – Qualifizierungsangebotefür die Erzieher/<strong>in</strong>nen12 Kitas / 12 Modelle, wie Forschen und Experimentieren <strong>in</strong> denKita-Alltag e<strong>in</strong>ziehen können<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 25


Projekt/ PraxisPraktikum„Versuch macht kluch“ und begeistert – Fortbildungsangebote fürdie Erzieher/<strong>in</strong>nenIn acht nachmittäglichen Workshops hat sich das Projektteam desLandschaftsverbandes mit den Fachkräften aus den K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungenauf den Weg gemacht. Die Ausgangssituation der e<strong>in</strong>zelnen Erzieher<strong>in</strong>nen warensehr unterschiedlich. E<strong>in</strong>ige verfügten bereits über positive Erfahrungen mit demThema, bei anderen gab es Vorbehalte und Angst, etwas falsch zu machen: „DasThema hat mich bislang kaum <strong>in</strong>teressiert und me<strong>in</strong> Grundlagenwissen <strong>in</strong>Naturwissenschaften ist ger<strong>in</strong>g. Wie soll ich da den K<strong>in</strong>dern Rede und Antwortstehen?“Dem Projektteam g<strong>in</strong>g es weniger um Vermittlung von Fachwissen, sondern ume<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Bildungsprozess und die Stärkung und Erweiterung didaktischerKompetenzen der Fachkräfte. Diese Haltung den Erzieher<strong>in</strong>nen gegenübersollte verdeutlichen, welche Haltung auch K<strong>in</strong>dern gegenüber wichtig ist:Erfahrungen zu sammeln <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Arbeit, Fragen nachzugehen <strong>in</strong>Interaktion und geme<strong>in</strong>samer Reflexion. So können praxisnaheHandlungskonzepte entwickelt werden, die e<strong>in</strong>e gute Basis schaffen fürWeiterentwicklungen. In den ersten beiden Treffen g<strong>in</strong>g es folgerichtig um Lustund Last der Fachkräfte mit naturwissenschaftlicher Bildung. Stärken wurdenidentifiziert, auf die sich aufbauen ließ, aber auch „weiße Flecken“. DieErzieher<strong>in</strong>nen erwarteten „Handfestes“ – Impulse für den Kita-Alltag und kollegialenAustausch. Motivation war deutlich erkennbar, aber auch Bedenken wegenZeitnot und den vielfältigen Anforderungen, die zeitgleich <strong>in</strong> denK<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen bewältigt werden müssen.Selbstversuch: Fortbildung mit KON TE XISDie zweitägige Qualifizierung mit der Berl<strong>in</strong>er Lernwerkstatt KON TE XIS sorgtezusätzlich für e<strong>in</strong>en unmittelbaren E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das ThemenfeldNaturwissenschaften. Im großen Schulungsraum der Firma Haver & Boeckerwurde beim praktischen Forschen viel Kreativität freigesetzt: Berührungsängstewaren schnell vergessen, Wasserlandschaften entstanden <strong>in</strong>Geme<strong>in</strong>schaftsarbeit, Erfahrungen mit Schall und Tönen, mit Luftdruck undMagnetismus entfachten Begeisterung. Es wurde viel ausprobiert und anschließendreflektiert, ke<strong>in</strong>e Frage war unwichtig, ke<strong>in</strong>e Spekulation uns<strong>in</strong>nig. Die Ideensprudelten so auch für die Umsetzungsmöglichkeiten <strong>in</strong> der eigenenK<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtung. Manfred Bisanz und Bernd Pfaender von KON TE XISregten geme<strong>in</strong>sames Nachdenken an und konnten auch schwierigeZusammenhänge e<strong>in</strong>fach vermitteln. Ohne Besserwisserei wurde die Motivation26 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ Praxisgestärkt, offenen Fragen nachzugehen. Nicht unerheblich war auch die Erfahrung,dass zum Experimentieren ke<strong>in</strong>e besondere Laborausstattung gebraucht wird,sondern sich e<strong>in</strong>fache Alltagsmaterialien zum Forschen hervorragend eignen.E<strong>in</strong>e Betriebsführung bei Haver & Boecker, <strong>in</strong>tegriert <strong>in</strong> den Workshop, unterstrichdie Wertschätzung, die dem Projekt und damit auch den Erzieher<strong>in</strong>nen vonUnternehmensseite entgegengebracht wurde. Aber auch die Begegnung mit derProduktion und dem Ausbildungsbetrieb war für viele e<strong>in</strong>e neue Erfahrung undbaute Hemmschwellen ab.Fortbildungsangebote wie die der Berl<strong>in</strong>er Lernwerkstatt KON TE XIS 7 müssenauf die Zielgruppe Pädagogen/<strong>in</strong>nen zugeschnitten se<strong>in</strong> und auf Begeisterungsfähigkeit auch der Erwachsenen beim freien Experimentieren setzen.Berührungsängste und Unsicherheiten gegenüber den Phänomenen der „unbelebten Natur“ s<strong>in</strong>d dabei ke<strong>in</strong> Tabuthema, sondern können so konstruktiv bearbeitet werden. Die wiederbelebte (k<strong>in</strong>dliche) Neugier und Unbefangenheit beimBeobachten und Nachvollziehen naturwissenschaftlicher Phänomene ersetzt soSchritt für Schritt Vorurteile und Hemmungen vorangegangener Bildungserfahrungen,nach dem Motto „<strong>in</strong> Physik war ich immer e<strong>in</strong>e Niete“. Mehr praktisch erfahrene Kompetenzen, e<strong>in</strong>e größere Sicherheit <strong>in</strong> Methoden undAngeboten bilden so die Grundlagen für die spätere „Forschungsarbeit“ mitden K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> den Kitas.Analog der anerkannten wissenschaftlichen Literatur zum k<strong>in</strong>dlichen Forschengeht es um zwei Dimensionen:- Wie kommen K<strong>in</strong>der zu e<strong>in</strong>fachen naturwissenschaftlichenErkenntnissen?- Wie können sie gewonnene Erkenntnisse mit Gleichaltrigen undErwachsenen teilen, sich ihrer eigenen Erfahrungen undVorstellungswelten vergewissern und auf diese Weise e<strong>in</strong>ander kennenund verstehen lernen?Die Qualifizierungen vermitteln das nötige Handwerkszeug, damit K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>ihrem eigenen Forscherhandeln unterstützt werden können. Dabei geht es vorallem um Arbeitsweisen und Techniken für:- Experimentieren- Verwenden e<strong>in</strong>facher Werkzeuge- Kausalitäten erkennen und beschreiben- Phänomene und Möglichkeiten ihrer Beschreibung erleben- Fachbegriffe kennen lernen, e<strong>in</strong>ordnen und anwende- Naturwissenschaftliche Phänomene praktisch erfahren7. Kontakt: KON TE XIS c/oTechnischer Jugendfreizeit- undBildungsvere<strong>in</strong>, Berl<strong>in</strong>.www.kontexis.de undwww.tjfbg.de<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 27


Projekt/ Praxis„Wenn K<strong>in</strong>der experimentieren, s<strong>in</strong>ds<strong>in</strong>nliche Erfahrungen unmittelbargegeben. Sie erfassen die chemischenund physikalischen Prozessedurch Sehen, Riechen, Schmecken,Hören, Anfassen und immer <strong>in</strong>Verb<strong>in</strong>dung mit eigenaktivemHandeln. Insofern ist dasExperimentieren mit K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>eganzheitliche S<strong>in</strong>nesschulung. Dies<strong>in</strong>nliche Wahrnehmung aktiviertDenkprozesse, die E<strong>in</strong>drücke müssenerfasst, geordnet und mit dembisherigen Wissen verknüpft werden.“Auch e<strong>in</strong>e Qualifizierung für Erwachsene (Pädagogen/<strong>in</strong>nen) funktioniert nur, wennnach denselben pädagogischen Pr<strong>in</strong>zipien gearbeitet wird, die auch für dieBegleitung und Anregung des Forschens von K<strong>in</strong>dern wichtig s<strong>in</strong>d: Es gehtdarum, Lust auf Bildung zu machen; handelndes, forschendes und entdeckendes Lernen zu ermöglichen; die Gelegenheit zum selbst bestimmten Arbeitenzu schaffen und die Möglichkeit zu geben, eigene Fragen auf unterschiedlichenWegen zu beantworten – oder auch zu e<strong>in</strong>er vorläufigen Antwort zu kommen.Die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen agieren <strong>in</strong> der Gruppe – treten <strong>in</strong> soziale Interaktion undKommunikation. Denken weiter, probieren aus, beobachten, entwickeln ihr Tunkreativ weiter, haben Spaß, stecken sich gegenseitig an, ermutigen sich. DieRolle der Dozenten/<strong>in</strong>nen besteht „nur“ dar<strong>in</strong>, den selbst gesteuerten Prozessder Lernenden zu unterstützen, Fragen aufzugreifen, Fragen zurückzuspiegeln,eigene Fragen zu stellen, H<strong>in</strong>weise zu geben usw..Gisela Lück: Handbuch der naturwissenschaftlichenBildung 8 .8. Seite 95; das Handbuch ist 2003erschienen; Prof. Dr. Gisela Lückist Professor<strong>in</strong> für Didaktik derChemie an der Universität BielefeldDie Kunst der UmsetzungNachdem die Experimentierfreude bei allen geweckt war, kam das sche<strong>in</strong>barsperrige Thema e<strong>in</strong>er Didaktik der naturwissenschaftlich-technischen Frühbildungauf die Tagesordnung. An zwei Fortbildungstagen unterstützte die Referent<strong>in</strong>Heike W<strong>in</strong>ke die Erzieher<strong>in</strong>nen dabei, an ihre persönlichen Erfahrungen anzuknüpfenund ihre Kompetenzen beim Beobachten, Analysieren und Fördern vonfrühen naturwissenschaftlich-technischen Bildungsprozessen der K<strong>in</strong>der weiterzuentwickeln.Sie bekamen Gelegenheit, e<strong>in</strong> eigenes, theoretisch begründetes,reflektiertes Konzept der naturwissenschaftlich-technischen Frühbildung für ihreeigene E<strong>in</strong>richtung zu entwickeln – auf der Grundlage e<strong>in</strong>es „ko-konstruktivistischen“Ansatzes.28 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisWichtige Aspekte e<strong>in</strong>er ko- konstruktivistischen Didaktik dernaturwissenschaftlichen Frühbildung – die Rolle der Erzieher/<strong>in</strong>nen• eigenes, selbsttätiges naturwissenschaftliches Lernen und Erkundender K<strong>in</strong>der ermöglichen und unterstützen• an den <strong>in</strong>dividuellen naturwissenschaftlichen Interessen, Themen undFragestellungen der K<strong>in</strong>der, an konkreten, für die K<strong>in</strong>der bedeutsamennaturwissenschaftlichen Situationen ansetzen• die Motivation und Engagiertheit der K<strong>in</strong>der beachten und unterstützen• an den konkreten naturwissenschaftlichen Erfahrungen der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>ihrem Alltag und ihrer Lebenswelt ansetzen und ihreErfahrungen/Erkenntnisse aus ihren Explorationen/Erkundungen mitSach<strong>in</strong>halten/Phänomenen aus der alltäglichen Lebenswelt verb<strong>in</strong>den• das naturwissenschaftliche Vorwissen, die Vorstellungen/Konzepte unddie Erkundungsfähigkeiten der K<strong>in</strong>der berücksichtigen, wertschätzenund deren Weiterentwicklung unterstützen• die Ko-Konstruktion, d. h. die geme<strong>in</strong>same Konstruktion von naturwissenschaftlichenErfahrungen, Bedeutungen und Wissen unterstützen –Kooperation, Erfahrungsaustausch, Diskussion und Reflexion ermöglichenund herausfordern• die K<strong>in</strong>der von ihrer offenen zur fokussierten Exploration/Erkundungbegleitenvon Heike W<strong>in</strong>ke - Diplom-Psycholog<strong>in</strong>, Studienrät<strong>in</strong> an der Fachschulefür Sozialpädagogik <strong>in</strong> Münster; Lehrbeauftragte für naturwissenschaftlicheFrühbildung an der EFH Bochum, Studiengang Elementarpädagogik;Heike W<strong>in</strong>ke bietet Fortbildungen für Erzieher/<strong>in</strong>nen an und hat auch dasProjekt <strong>in</strong> Oelde unterstütztViel Raum nahm die Reflexion und Diskussion zur Rolle der Erzieher<strong>in</strong> <strong>in</strong> denBildungsprozessen der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>, ebenso Fragen nach altersgemäßemMaterialangebot zum Forschen. Am Beispiel des Themenfeldes Wasser g<strong>in</strong>g esum die Eigenschaften von Wasser, um Schwimmen, S<strong>in</strong>ken und Tropfen. Es gabpraktische Möglichkeiten eigener Wassererkundungen, zunächst <strong>in</strong> der offenenExploration, dann fokussiert mit Reflexionen zu bestimmten Fragestellungen. InKle<strong>in</strong>gruppen planten die Erzieher<strong>in</strong>nen jeweils für e<strong>in</strong>e andere Gruppe e<strong>in</strong>eErkundungse<strong>in</strong>heit, die dann durchgeführt und anschließend geme<strong>in</strong>sam reflektiertwurde. Rollen-Spiele (Erzieher<strong>in</strong>, Beobachter<strong>in</strong>, K<strong>in</strong>d) führten zu erstaunlichenneuen Erfahrungen und Erkenntnissen. Praxisbeispiele aus denE<strong>in</strong>richtungen wurden vorgestellt und unter Berücksichtigung der didaktischenFragestellungen reflektiert. Die kollegiale Beratung hatte vor allem für die Frageder Gestaltung von Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert: „Wie hole ich<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 29


Projekt/ Praxisme<strong>in</strong> Team mit <strong>in</strong>s Boot (z. B. Forschen und Experimentieren mit Kolleg<strong>in</strong>nen)?Wie kann ich Eltern <strong>in</strong>teressieren? Wie schaffe ich am besten e<strong>in</strong>e Erweiterungunserer Konzeption?“.Anregende Orte, neue Bildungspartner – Vernetzung <strong>in</strong>klusiveE<strong>in</strong> Workshop fand bei GEA Westfalia Separator statt, wo auch das e<strong>in</strong>zigartigeDeutsche Zentrifugenmuseum besichtigt werden konnte; weitere im Klipp KlappMuseum, im Kulturgut Haus Nottbeck, <strong>in</strong> der Volkshochschule und <strong>in</strong> verschiedenenK<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen beziehungsweise Geme<strong>in</strong>dehäusern. Auf diese Weise gelangwie nebenbei e<strong>in</strong>e Erkundung und Vernetzung <strong>in</strong>teressanter Bildungsorte <strong>in</strong>Oelde. Durch die E<strong>in</strong>beziehung anderer Bildungspartner, durch gegenseitiges Kennenlernenund Vere<strong>in</strong>barungen zu geme<strong>in</strong>samen Aktivitäten entstand e<strong>in</strong> Netzwerk,das auch nach dem Projekt zu beiderseitigem Nutzen fortgeführt werden kann.Dieses Netzwerk br<strong>in</strong>gt Organisationen und Menschen <strong>in</strong>s Spiel, die mit ihrenProfessionen, Kompetenzen und Bildungsräumen andere Perspektiven sowohl fürdie Kitas und ihre Fachkräfte wie auch für die K<strong>in</strong>der eröffnen. Die sozialpädagogischenFachkräfte im Projekt erleben dabei auch, dass sie und die K<strong>in</strong>der von denanderen Professionen ernst genommen werden und ihre Arbeit Wertschätzungerfährt, ja sogar e<strong>in</strong>e Bereicherung für die Firmen darstellt. In e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> der immerneue Anforderungen an die Fachkräfte <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen gestellt werden,ohne dass zugleich die Wertschätzung für das tagtäglich Geleistete erfolgt, fördertdieses Erlebnis von Wertschätzung die eigene Motivation und den Mut etwasNeues auszuprobieren.30 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisSechs Tipps für Projektleitungen1. Das Projektgebäude beg<strong>in</strong>nt mit dem Fundament:Wer von außen als Projektleitung tätig wird, sollte das Fundamentkennen, auf dem er baut: Welche Strukturen bestehen? WelcheGremien? Welche Beziehungen? Welche Akteure beschäftigen sichbereits mit Bildung und <strong>in</strong>sbesondere naturwissenschaftlich- technischerBildung? Wer verfolgt welche Interessen? Wo gibt esgeme<strong>in</strong>same Interessen der Akteure? Was wird schon gemacht?Wo besteht Interesse zur Weiterentwicklung, zur Zusammenarbeit?Mit welchem Erfahrungsschatz, mit welchen Kompetenzen undVisionen kommen die Menschen <strong>in</strong> das Projekt? Welche Erwartungenbestehen, welche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen?Dieses Fundament muss sichtbar werden.2. E<strong>in</strong>e Strohhütte muss nur e<strong>in</strong>en Sommer halten. Soll aber dasProjektgebäude irgendwann Bestandteil e<strong>in</strong>er Infrastruktur werden,müssen geme<strong>in</strong>sam mit den Akteuren Strukturen geschaffenwerden, die durch Vere<strong>in</strong>barungen und E<strong>in</strong>beziehung vonEntscheidern vor Ort abgesichert werden.3. Nicht zu unterschätzen ist der Spaß, das Feuer der Begeisterung,e<strong>in</strong> lockender Gew<strong>in</strong>n für jeden E<strong>in</strong>zelnen und der Kitzel e<strong>in</strong>erHerausforderung.4. Akzeptanz und Wertschätzung s<strong>in</strong>d der Mörtel für den Projektbau.Deshalb s<strong>in</strong>d Begegnung auf Augenhöhe und e<strong>in</strong>e echte Teilhabe sowichtig.5. Jeder baut für sich und alle bauen zusammen. Beim Bildungsansatzder Selbstbildung muss die Projektleitung jeden Akteur alsKonstrukteur se<strong>in</strong>er eigener Bildung achten. „Bildung entsteht, wenne<strong>in</strong> persönlicher S<strong>in</strong>n dabei ist“ sagt der Bildungsforscher GerdSchäfer 9 . Das gilt auch für die Projektleitung.6. Anders als <strong>in</strong> der Rolle e<strong>in</strong>es Architekten sollte die Projektleitung sichder Konstruktionsideen und -möglichkeiten immer wieder rückversichernund für e<strong>in</strong>e konsensorientierte, flexible Anpassung der Plänesorgen.9. Gerd E. Schäfer (Hrsg.): Bildungbeg<strong>in</strong>nt mit der Geburt<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 31


Projekt/ PraxisLaboralltag12 Kitas / 12 ModelleKittel anziehen, Strom e<strong>in</strong>schalten, Licht machen, Lupe putzen – hunderte vonHandgriffen s<strong>in</strong>d Standard <strong>in</strong> den Laboren auf der ganzen Welt. Vorschriften fürdie Sicherheit, Zuständigkeiten für die Ordnung oder Regeln für die Durchführungvon Experimenten gibt es auch, wenn <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen geforscht wird.Doch die Ausführung ist so vielfältig wie die K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen selbst. Unddas e<strong>in</strong>zig wahre Laborkonzept stellt sich darauf e<strong>in</strong>:Es bietet Spielraum für die aktuellen oder drohenden Personalengpässe; esbeachtet die räumlichen und zeitlichen Möglichkeiten und stellt den notwendigenFreiraum zur Verfügung, den K<strong>in</strong>der benötigen, wenn sie nicht nur Erlerner vonWissen, sondern Entdecker von Inhalten werden sollen. Ob als Jahresprojekt, alsKitakonzept, als Zukunftsvision oder als Lernwerkstatt mit allem drum und dran –es gibt jede Menge Möglichkeiten, wie naturwissenschaftlich-technische Bildung<strong>in</strong> Kitas Fuß fassen kann. Auf den folgenden Seiten stellen die 12 Oelder Kitasihre Arbeit im Projekt vor. Sie bieten Anregungen zum Austausch, zur Diskussion,zum Ausprobieren ...Forscherkiste, Forscherecke – und die sprechende Wand / St. Marien,Sünn<strong>in</strong>ghausenIm Aufbau: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben / St. Johannes, OeldeMittwochnachmittag ist Forschertreff / St. Lambertus, StrombergForscherbande / St. Marien, OeldeDas Labor ist, was da ist – auch <strong>in</strong> den Familien / Die Sprössl<strong>in</strong>ge,OeldeForschungs-AG / St. Joseph, OeldeM<strong>in</strong>i-Forscher / St. Hedwig, OeldeMontag ist Forschertag / St. Vitus, LetteJahresprojekt / Hl. Kreuz, StrombergEisbrecher auch für Eltern / Das K<strong>in</strong>derhaus, OeldeGünstige Gelegenheiten für kle<strong>in</strong>e und größere Forscherkids /Die Langstrümpfe, OeldeReggio plus / Wichern-K<strong>in</strong>dergarten, Oelde<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 33


Projekt/ PraxisForscherkiste, Forscherecke – und die sprechende WandSt. Marien K<strong>in</strong>dergarten, Sünn<strong>in</strong>ghausen1. Der riesige Eiszapfen2. Entdeckungslust kennt ke<strong>in</strong>e Grenzen3. Die sprechende Wand4. Der Geburtstagsknaller1. Der riesige EiszapfenAls es im Januar, Februar 2010 so kalt war, brachte Bastian e<strong>in</strong>en riesigenEiszapfen mit <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergarten. Alle K<strong>in</strong>der der Gruppe waren neugierig daraufzu erfahren, wo er denn diesen langen Eiszapfen gefunden habe. Nachdem ererzählt hatte, dass er ihn an der Dachr<strong>in</strong>ne des Schwe<strong>in</strong>estalles hängend entdeckthabe, legten wir ihn <strong>in</strong> die größte Wanne, die wir fanden. Nun untersuchtendie umstehenden K<strong>in</strong>der diesen langen Eiszapfen: Wie ist er an die Dachr<strong>in</strong>negekommen? „Das Wasser ist runtergetropft und gefroren“, erzählten die K<strong>in</strong>der.Woraus besteht er? „Aus Eis“, wussten die K<strong>in</strong>der. Wie fühlt er sich an? „Er istganz kalt und nass“, berichtete e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d. Wie lange kann ich ihn anfassen? - Wirzählten die Sekunden, wie lange die K<strong>in</strong>der ihn festhalten konnten. Sie schütteltenanschließend ihre Hände, weil sie so kalt waren. Wie lang ist er? Wir maßenihn mit e<strong>in</strong>em Zollstock. Er war 1,07m lang. Kurz danach brach er entzwei. Wieschmeckt er? E<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der probierten mit dem Mund und der Zunge. „NachWasser, nach nichts“, war die Antwort. Was passiert mit ihm im Gruppenraum?„Er schmilzt und wird zu Wasser“, erklärten sie. Aus wie viel Wasser besteht soe<strong>in</strong> Eiszapfen? Am nächsten Tag füllten wir das Wasser des geschmolzenenEiszapfens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Eimer. Es waren 10 Liter Wasser.Mit viel Engagement beantworteten die K<strong>in</strong>der all diese Fragen selbst - durchAusprobieren oder Messen. Sie hatten das Bedürfnis den Eiszapfen mit allenS<strong>in</strong>nen zu erfahren und ihr Wissen vom Eiszapfen zu erzählen. Sie tauschten ihreErfahrungen aus und entwickelten neue Ideen, um weiter zu forschen und soneue Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Wir orientierten uns dabei immeram Interesse und Engagement der K<strong>in</strong>der und unterstützten sie mit Materialienwie Zollstock, Eimer, Becher usw.. Am nächsten Tag holten wir Schnee vomSpielplatz <strong>in</strong> die Gruppe, womit die K<strong>in</strong>der bauten und experimentierten, den sieprobierten und der zu Wasser schmolz.2. Entdeckungslust kennt ke<strong>in</strong>e GrenzenSo bekamen wir mit, wie viel die K<strong>in</strong>der schon über die Naturphänomene Wasser,Eis, Kälte und Schnee wussten und welche Naturbegriffe sie benennen underklären konnten. Wir unterstützen ihre Freude am Beobachten undAusprobieren, um erste Warum-Weshalb-Fragen zu beantworten. Das selbstständigeTun förderte die Auge-Hand-Koord<strong>in</strong>ation beim Gießen, Um- und E<strong>in</strong>füllen.34 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisUnd da viele S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> den <strong>Versuche</strong>n angesprochen werden, werdenS<strong>in</strong>neserlebnisse bei den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> den Experimenten wie von selbst angeregt.Die K<strong>in</strong>der bauen im Austausch mite<strong>in</strong>ander ihre sprachlichen Kompetenzen ausund vertiefen dabei ihre eigenen Erfahrungen.E<strong>in</strong>mal angefangen, kennt Entdeckungslust ke<strong>in</strong>e Grenzen: Häufig br<strong>in</strong>gen K<strong>in</strong>deretwas mit <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergarten, z.B. Kaulquappen, Schnecken, e<strong>in</strong>enNashornkäfer usw.. Das greifen wir auf, die K<strong>in</strong>der berichten, was sie wissen, wirbeobachten die Tiere und schauen <strong>in</strong> Büchern nach, um noch mehr über dieTiere zu erfahren und Antworten auf unsere vielen Fragen zu f<strong>in</strong>den. Dabei habenwir festgestellt, dass K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e große Neugierde und Interesse an Phänomenender Natur haben. Auch im Maxiclub haben wir mit Eis und Wassertropfen experimentiert,um den K<strong>in</strong>dern Phänomene der Natur nahe zu br<strong>in</strong>gen. DasEngagement der K<strong>in</strong>der regte uns an e<strong>in</strong>e Wasserlandschaft e<strong>in</strong>zurichten, an derdie K<strong>in</strong>der nach Herzenslust im freien Spiel mit Wasser experimentieren dürfen.K<strong>in</strong>der haben besonders viel Spaß, wenn sie selber tätig werden. Sie erfahren sodas Wasser mit allen S<strong>in</strong>nen.3. Die sprechende WandFür die K<strong>in</strong>der, die sich noch nicht so sehr für die Wasserlandschaft <strong>in</strong>teressieren,haben wir e<strong>in</strong>e „sprechende Wand“ e<strong>in</strong>gerichtet. Dort hängen Fotos von K<strong>in</strong>dern,die an der Wasserlandschaft experimentiert haben. So können auch sie mitbekommen,was dort geschehen ist und bei den anderen K<strong>in</strong>dern nachfragen. Ine<strong>in</strong>er eigens dafür e<strong>in</strong>gerichteten Forscherkiste bzw. Forscherecke hat man dannschnell alles zur Hand, was man braucht, um etwas zu überprüfen oder zu erforschen.Diese sollte möglichst nahe am Gruppengeschehen <strong>in</strong>stalliert se<strong>in</strong>, damitman sie nicht so schnell aus dem Blick verliert und jederzeit darauf zugreifenkann.<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 35


Projekt/ PraxisIn dem Projekt Naturwissenschaft und Technik <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungenhaben wir erfahren, dass man dem Interesse und der Neugier der K<strong>in</strong>der vertrauenkann und sie sich zunutze machen sollte. Die K<strong>in</strong>der sollten zum selbstständigenTun angeregt werden. Dadurch erwachen ihr Forschergeist und ihreExperimentierlust. Das lässt sich gut e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den Kita-Alltag: Man muss e<strong>in</strong>fachdie K<strong>in</strong>der beobachten <strong>in</strong> ihrem Spiel – und ganz häufig entwickelt sich ganzvon alle<strong>in</strong>e etwas daraus. Man kann aber auch Impulse geben und schauen, obdie K<strong>in</strong>der sie annehmen. Wenn nicht, ist es auch <strong>in</strong> Ordnung, denn es gibt ebenExperimente, die die K<strong>in</strong>der nicht so annehmen – das ist ja auch e<strong>in</strong>e wichtigeErfahrung. Aber meistens haben die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> unheimlich großes Interesse unds<strong>in</strong>d sehr motiviert.Wir übrigens auch: Wir s<strong>in</strong>d immer froh, etwas Neues zu haben, das man <strong>in</strong> derKita anwenden kann. Und Forschen ist ganz beliebt bei den K<strong>in</strong>dern, das wissenwir. Ideal war darum, dass wir im Rahmen des Projektes von außenUnterstützung bekamen – unsere Fortbildung hier war seit langem dieAllerschönste – effektiv und sehr reizvoll.4. Der GeburtstagsknallerSeitdem wir das Technik-Projekt machen, ist unsere Vitam<strong>in</strong>rakete derGeburtstagsknaller – und die wird an jedem Geburtstag steigen gelassen. Dazulöst man Teile e<strong>in</strong>er Vitam<strong>in</strong>tablette <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Filmdöschen auf, das mit se<strong>in</strong>emPlastikdeckel verschlossen ist. Durch die Kohlensäure, die dabei entsteht, fliegtder Deckel <strong>in</strong> die Luft – der natürlich als „Rakete“ verkleidet werden kann. Das istsehr bekannt und beliebt – auch bei Eltern. Meistens geben wir den Eltern auchnoch e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Informationszettel an die Hand, damit sie zuhause weiterdanach arbeiten können: Für die Vitam<strong>in</strong>rakete haben sie e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>enAblaufplan bekommen und es zuhause dann auch ausprobiert.Die Kita – auf e<strong>in</strong>en Blick:Name: Katholischer K<strong>in</strong>dergarten St. Marien, Oelde-Sünn<strong>in</strong>ghausenTräger: Kath. Kirchengeme<strong>in</strong>de St. Vitus, Oelde-Sünn<strong>in</strong>ghausenAnsprechpartner<strong>in</strong>: Marietheres WagemannAdresse:Am Kirchplatz 8, 59302 OeldeTel.: 02520 / 121536 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisIm Aufbau: Aufgeschoben ist nicht aufgehobenSt. Johannes <strong>in</strong> Oelde1. Startschwierigkeiten2. Learn<strong>in</strong>g by do<strong>in</strong>g3. ZukunftsplanungKle<strong>in</strong>e Ursache / hörbare WirkungTriangel, Schneebesen, Metallreibe...zwei B<strong>in</strong>dfäden daran gebunden undum die Zeigef<strong>in</strong>ger gewickelt, F<strong>in</strong>ger<strong>in</strong> die Ohren und den Klanggenießen, den schw<strong>in</strong>gendenMetallkörper an der Tischplatteanstoßend bieten.1. StartschwierigkeitenGleich drei Wechsel im Team hätten das gesamte Vorhaben, naturwissenschaftlich-technischeBildung <strong>in</strong> die K<strong>in</strong>dertagesstätte zu br<strong>in</strong>gen, fast zu Fall gebracht.Zu den typischen Stolperste<strong>in</strong>en für e<strong>in</strong> derartiges Projekt gehören <strong>in</strong>K<strong>in</strong>dergärten und K<strong>in</strong>dertagesstätten Personalumstrukturierungen oder auchTeilzeitarbeit. Fällt e<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong> aus, wird e<strong>in</strong>e weitere krank, steht derK<strong>in</strong>dergarten sofort am Rande se<strong>in</strong>er Kapazitäten.Vor diesem Problem stand der K<strong>in</strong>dergarten St. Johannes, der zweiMitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> die Fortbildung geschickt hatte, die mit viel Elan undEngagement bereit waren, <strong>in</strong> das Forschen e<strong>in</strong>zusteigen. Allen Beteiligten warklar: Für e<strong>in</strong> Projekt, das nicht nur als bunter Luftballon aufsteigen und bald vergessense<strong>in</strong> soll, muss man den Kopf frei haben. Dennoch sieht das Team dieVorbereitung (durch Teilnahme an der Schulung), die Planung zur Gründung e<strong>in</strong>erForscherbande im Anschluss daran, sowie die Teamvere<strong>in</strong>barung zur38 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisArbeitsverteilung (zwei Kolleg<strong>in</strong>nen übernehmen den Schwerpunkt Technik undNatur, e<strong>in</strong>e andere Kolleg<strong>in</strong> die Vorbereitung der Schulk<strong>in</strong>der) nicht als vergebensan: Denn das Projekt passt zum situativen Ansatz.2. „Learn<strong>in</strong>g by do<strong>in</strong>g“Die Gelegenheit war wieder e<strong>in</strong>mal zu günstig: Lang anhaltendes Regenwetterbrachte e<strong>in</strong>e anregungsreiche Pfütze rund um die Rutsche im Außengelände desK<strong>in</strong>dergartens. Mit Messbechern und Trichtern zum Experimentieren wurde dasInteresse der K<strong>in</strong>der am Element „Wasser“ unterstützt. Situatives Arbeiten bedeutet,e<strong>in</strong> Experimentierfeld zu öffnen, dann wenn das Interesse der K<strong>in</strong>der groß istund ihre S<strong>in</strong>ne auf Empfang stehen. Diese Offenheit für Erfahrungen undErkenntnisse macht sich das Modell des Johannesk<strong>in</strong>dergartens zunutze.K<strong>in</strong>der wollen zunächst ungestört experimentieren, s<strong>in</strong>d aber auch für weitereAktivitäten zu haben und können motiviert werden „dran zu bleiben“. Das belegtdie alltägliche Beobachtung durch das Team. Dem Interesse am LWL-Pilotprojekt„Naturwissenschaftlich-technische Bildung <strong>in</strong> Oelder K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen“stand somit von Seiten der Erzieher<strong>in</strong>nen nur die eigene anfängliche „Hemmschwelle“vor möglichen komplexen Nachfragen der K<strong>in</strong>der im Weg. E<strong>in</strong>eHemmschwelle, die allerd<strong>in</strong>gs durch spannende Fortbildungen, durch eigenesAusprobieren und Entdecken schnell überwunden war. Die Teilnahme an denStöbertagen <strong>in</strong> den Oelder Betrieben (siehe Seite 81) sorgte für weitere Impulse.Tipp: Das Experimentieren muss <strong>in</strong> den Kitas e<strong>in</strong> fester Bestandteil werden undebenso viel Zeit und Freiraum bekommen wie andere Bildungsbereiche auch.Wünschenswert ist e<strong>in</strong> „roter Faden“ von der Kita <strong>in</strong> die Grundschule und danachzur weiterführenden Schule.3. ZukunftsplanungDas Interesse bleibt groß und jede Form des kollegialen Austausches unter denanderen <strong>in</strong>teressierten Kitas will das erwachsene Forscher-Team für sich nutzen.Die Arbeiten dazu haben längst begonnen:E<strong>in</strong> ursprünglich als Forscherraum gedachter Bauwagen hat den W<strong>in</strong>ter kaumüberstanden. Er soll mit Elternhilfe bald wieder nutzbar se<strong>in</strong>. Mit diesemAußenposten werden dann Projekte möglich, die bislang <strong>in</strong> den zur Verfügungstehenden Räumen nur unvollständig durchgeführt werden können.Wenn auch Teile des Gesamtprojektes aufgeschoben werden mussten: Das Teambleibt aktiv.„Die zwei Tage Schulung haben unsdie Augen geöffnet: Mit vielenAlltagsmaterialien kann man tolleD<strong>in</strong>ge machen. Man muss Ideenhaben und es ist meist ke<strong>in</strong>e großeSache das umzusetzen.“Barbara Goy Tigges und SusanneNiederé<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 39


Projekt/ PraxisDie Kita – auf e<strong>in</strong>en Blick:Name: Kath. Tagese<strong>in</strong>richtung für K<strong>in</strong>der und FamilienzentrumSt. JohannesTräger: Kath. Pfarrgeme<strong>in</strong>de St. JohannesAnsprechpartner<strong>in</strong>nen: Barbara Goy Tigges, Susanne NiederéeAdresse:Ennigerloher Str. 3, 59302 OeldeTel.: 02522/4413E-Mail:kita.stjohannes-oelde@bistum-muenster.de40 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisMittwochnachmittag ist ForschertreffSt. Lambertus K<strong>in</strong>dergarten, Stromberg1) Es schneit2) Forschertreff3) Elternbrief und Elternarbeit1.Es schneitIm W<strong>in</strong>ter 2010 machten wir mit allen K<strong>in</strong>dergartenk<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>enSchneespaziergang. Nachdem wir lange und ausgiebig im Schnee gespielt,getobt und gerodelt haben, g<strong>in</strong>g es wieder zurück <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dergarten.Beim Umziehen wunderten sich e<strong>in</strong>ige jüngere K<strong>in</strong>der über die vielenWasserpfützen im Flur. Es hatte doch gar nicht geregnet?! Sofort erklärten dieälteren K<strong>in</strong>der, dass die Pfützen der geschmolzene Schnee seien.Mit allen <strong>in</strong>teressierten K<strong>in</strong>dern holten wir dann e<strong>in</strong>e große Schale Schnee vomSpielplatz here<strong>in</strong>. Sofort begannen die K<strong>in</strong>der verschiedene Experimente mit demSchnee auszuprobieren. Hierbei stellten sie sich Fragen, versuchten sich dieseanhand der Beobachtungen und Experimente zu beantworten und stelltenThesen auf:„Im Warmen schmilzt derSchnee!“„Der Schnee wird zu Wasser.“„Wie wird das Wasser wieder zu Schnee?“„Wie kann man den Schnee schneller zum Schmelzen br<strong>in</strong>gen?“„Warum schmilzt der Schnee <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Hand schneller als auf dem Tisch?“Durch Ausprobieren und mit viel Engagement beantworteten die K<strong>in</strong>der all dieseFragen selbst. Sie tauschten ihre Erfahrungen aus und entwickelten immer neueIdeen und Experimente. So kam es auch, dass sie zwangsläufig vom Thema undExperimentieren mit „Schnee“ zum Thema und Experimentieren mit „Wasser“kamen.Wir Erzieher<strong>in</strong>nen orientierten uns dabei am Interesse der K<strong>in</strong>der und unterstütztensie mit Materialien, wie z.B. Becher, Salz, Eimer, Wasserkocher, Wanne,Kerzen,...,aber auch mit Büchern zum Thema Eis, Wasser und Experimentierbüchern.2. ForschertreffDa das Interesse am Experimentieren und Forschen bei den K<strong>in</strong>dern so groß war,haben wir im Team beschlossen, e<strong>in</strong>mal wöchentlich e<strong>in</strong>en Forschertreff für alle<strong>in</strong>teressierten K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>zurichten. Jeden Mittwochnachmittag f<strong>in</strong>det nun derForschertreff statt.Zunächst wurden beim ersten Treffen der Forscher wichtige Regeln für das42 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisForschen und Experimentieren besprochen, z. B. wie gehe ich richtig mit denMaterialien um, nicht essen und nicht tr<strong>in</strong>ken, wie arbeite ich mit Feuer usw..Daraufh<strong>in</strong> wurden nun jeden Mittwoch viele Experimente und <strong>Versuche</strong> durchgeführt,die <strong>in</strong> der darauf folgenden Woche weitergeführt oder vertieft wurden.Durch die Vertiefung und Weiterführung und die Zusammenhänge zwischen denverschiedenen Themen, z. B. Schnee> Wasser> Regen> Gewitter> Strom> Licht>Wärme> Feuer, kam man immer wieder zu neuen Themenbereichen und somitauch zu neuen Experimenten.Die K<strong>in</strong>der stellten immer wieder neue Thesen auf und überprüften diese anhandvon neuen Experimenten. Wir Erzieher<strong>in</strong>nen fungierten als Unterstützer<strong>in</strong>nen,Begleitung, Ideengeber<strong>in</strong>nen und genau wie die K<strong>in</strong>der auch als Forscher.3. Elternbrief und ElternarbeitDie K<strong>in</strong>der bekamen zu e<strong>in</strong>igen Experimenten und <strong>Versuche</strong>n die Anleitungen zurDurchführung oder Arbeitsmaterialien mit nach Hause, damit die Eltern e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>enE<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> den „Forschertreff“ bekamen. So konnten die <strong>Versuche</strong> zu Hauseauch weitergeführt und wiederholt werden.Und das steht <strong>in</strong> unserem Elternbrief zum Forschertreff:„Sicher kennen Sie auch die typischen „Warum-Fragen“, die K<strong>in</strong>der aufwerfenund denen sie nachgehen möchten?!K<strong>in</strong>der haben viel Freude am Tüfteln, <strong>Versuche</strong>n, Experimentieren undBeobachten.Sie zeigen von sich aus Interesse und Neugierde, s<strong>in</strong>d von Naturphänomenen<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 43


Projekt/ Praxisfasz<strong>in</strong>iert und haben den Wunsch, den D<strong>in</strong>gen auf den Grund zu gehen undunsere Welt <strong>in</strong> all ihren Facetten zu ergründen, erforschen und entdecken.Geme<strong>in</strong>sam möchten wir mit den K<strong>in</strong>dern beim „Forschertreff“ aufEntdeckertouren und Forschungsreisen gehen!!!Der „Forschertreff“ f<strong>in</strong>det jeden Mittwochnachmittag statt. Alle <strong>in</strong>teressiertenK<strong>in</strong>der können daran teilnehmen.In Kle<strong>in</strong>gruppen werden dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en „Labor“ die verschiedenstenExperimente zu unterschiedlichen Themen, wie z. B. Luft, Wasser,Licht … durchgeführt.Mit jedem Experiment werden wir e<strong>in</strong> wenig mehr von den großen Wunderndieser Welt verstehen!Die Kita – auf e<strong>in</strong>en Blick:Name: Katholischer K<strong>in</strong>dergarten St. LambertusTräger: Kath. Kirchengeme<strong>in</strong>de St. LambertusAnsprechpartner<strong>in</strong>: Kathr<strong>in</strong> ZielonkaAdresse:Speckenstr. 43, 59302 Oelde-StrombergTel.: 02529/726644 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisForscherbande,St. Marien, Oelde„Warum ist das Handy so schwer?“„Ke<strong>in</strong>e Ahnung.“„Lass uns h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>schauen!“1. Aufmachen und H<strong>in</strong>gucken: Das Technikprojekt2. E<strong>in</strong>fach neugierig bleiben: Die Forscherbande3. Gut geplante Laborzeiten4. Die Forscherbande: Fragen und Empfehlungen5. St. Marien auf e<strong>in</strong>en Blick1. Aufmachen und H<strong>in</strong>gucken: Das TechnikprojektAm Anfang standen e<strong>in</strong> defektes Handy und die Frage e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des, warum diesesso schwer sei. Im K<strong>in</strong>dergarten St. Marien löste beides e<strong>in</strong> Technikprojektaus, das zum idealen Vorläufer des Modellprojektes für alle Beteiligten wurde:Eltern spendeten defekte Gegenstände vom Videorecorder, CD-Player, Radio,Wecker, Föhn, Receiver, Tastaturen, Fernbedienungen, Toaster und so fort ... MitWerkzeugkoffer, zwei Akkuschraubern und e<strong>in</strong>em Verbandskasten machten sichacht angehende Schulk<strong>in</strong>der an die Beantwortung der e<strong>in</strong>fachen Frage: „Wassteckt <strong>in</strong> den Geräten?“ um später der weit kniffligeren Frage „Wie funktionierensie?“ näher zu kommen.Zunächst wurden Kabel und Stecker abgeschnitten oder montiert und entsorgt.E<strong>in</strong>e Woche lang wurden die Geräte mit Schraubenziehern, Akkuschrauber oderauch mit dem Hammer zerlegt, um zu sehen, was sich unter der Haube e<strong>in</strong>esReceivers oder e<strong>in</strong>es Plattenspielers bef<strong>in</strong>det. Geme<strong>in</strong>sam fand die Gruppe komplexetechnische D<strong>in</strong>ge heraus, z.B. wie der Sendersuchlauf e<strong>in</strong>es Radios funktioniert(„Ganz e<strong>in</strong>fach mit e<strong>in</strong>em Band und e<strong>in</strong>er Spule“). Und auch die Antwortauf die Frage, warum das Handy so schwer ist, fand sich im Laufe der Woche <strong>in</strong>Form des Akkus.Nebenbei entstand e<strong>in</strong> beachtliches Materiallager aus Relais, Spulen,Zahnrädern, Tastaturknöpfen für die zweite Projektwoche. Auf 30x30cmHolzplatten bauten die K<strong>in</strong>der daraus mit dem Akkuschrauber, mit Schraubenund Heißluftpistole ihre eigenen Masch<strong>in</strong>en: Tastenwerkstatt, Brotbackmasch<strong>in</strong>e,Düsenjet, Gartenbaufirma, Telefonrufmasch<strong>in</strong>e.2. E<strong>in</strong>fach neugierig bleiben: Die ForscherbandeWas passiert auf dieser Welt? Was geschieht, wenn ich den Lichtschalterdrücke? Wie kommt das Wasser <strong>in</strong> die Leitung? Für das Team des K<strong>in</strong>dergartenss<strong>in</strong>d die Fragen von K<strong>in</strong>dern der Ausgangspunkt: Sie sollen Gelegenheit haben,ihre Gedanken und Überlegungen e<strong>in</strong>mal vollziehen zu können undNaturphänomene oder Technik zu erleben.46 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisExperimentiert wurde auch damit, welches Modell für so e<strong>in</strong> Projekt das richtigese<strong>in</strong> könne. Anfangs war das Forschen e<strong>in</strong> Angebot am Nachmittag für K<strong>in</strong>der(„Dann forschen wir e<strong>in</strong> bisschen“). Doch die Unverb<strong>in</strong>dlichkeit brachte organisatorischeSchwierigkeiten: Zunächst kamen zu viele K<strong>in</strong>der, dann zu junge, mitdenen das Forschen schwierig war. Und schließlich hatte man noch ke<strong>in</strong>eErfahrungen damit, wie detailliert die Vorbereitung für so e<strong>in</strong> Nachmittagsangebotse<strong>in</strong> müsse und wie viele Forscherk<strong>in</strong>der überhaupt teilnehmen würden.Nach und nach entstand das Modell Forscherbande: Mit 8-10 Schulk<strong>in</strong>dern wirdjetzt e<strong>in</strong>mal pro Woche bis zu 1,5 Stunden geforscht. Dabei geht dieForscherbande alle Themen systematisch durch: Luft, Wasser oder Elektrizitätusw. Zum Forschen zieht sich die Gruppe z.Zt. <strong>in</strong> den Personalraum zurück. Dasist zwar wegen des Teppichbodens nicht ideal, doch das Interesse ist so groß,dass sich alle gern arrangieren. Im Sommer f<strong>in</strong>den die Experimente draußen statt.3. Gut geplante LaborzeitenWenn die Forscherbande den Raum betritt, ist schon e<strong>in</strong>iges vorbereitet, dieWanne mit Wasser, dazu verschiedene Gegenstände für die Exploration „Wasschwimmt oben, was geht unter und warum? Warum manches erst später?“ DasInteresse ist immer groß. Zunächst wird ausprobiert, wobei Eigen<strong>in</strong>teressen derK<strong>in</strong>der zu neuen Forschungsthemen werden können („Die Titanic - warum wiesoweshalb... Was schwimmt oben? Eisberg? Warum ist sie gesunken?“).Die Erzieher<strong>in</strong> bleibt aufmerksam im H<strong>in</strong>tergrund. Sie lobt jede Initiative, wenn dieK<strong>in</strong>der ausprobieren, welche Gegenstände schwimmen und welche sofort oderspäter untergehen. Nur ganz selten gibt sie versteckte H<strong>in</strong>weise, er<strong>in</strong>nert beispielsweisean die Beobachtung der K<strong>in</strong>der, dass alles, was aus Metall ist, bereitsam Boden liege.Sie hört zu, lässt die K<strong>in</strong>der handeln und wertet nicht. Es ist nicht ihre Aufgabe,den K<strong>in</strong>dern Wissen zu vermitteln oder e<strong>in</strong>en vorgegebenen Versuch durchzuführen:Die K<strong>in</strong>der müssen ausprobieren, um selbst etwas zu erfahren. Auchwenn etwas Falsches vermutet wird, muss man nicht sofort e<strong>in</strong>greifen. Beispiel:Was passiert mit dem Blatt Papier auf der Wasseroberfläche. Zunächst sche<strong>in</strong>tklar: Papier geht nicht unter. Später, wenn es sich vollgesogen hat, zeigt sich,dass es sich mit diesem Material anderes verhält. Die nächste Warum-Fragekommt dann wie von selbst.Das macht die Experimente für beide Seiten so spannend: Es klappt nicht immeralles sofort und jede Erkenntnis braucht se<strong>in</strong>e Zeit und verändert sich möglicherweisebei erneuter Betrachtung. „Und wenn man die Haltung hat, ist es im nächstenJahr mit der neuen Forscherbande wieder genauso spannend für beideSeiten. Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d anders, die Experimente laufen nicht nach Schema F.“<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 47


Projekt/ Praxis„Die s<strong>in</strong>d immer alle begeistert undhaben richtig Spaß beim Forschen.Das motiviert.Manche K<strong>in</strong>der lernt man neu kennen:K<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> der Gruppe überTisch und Bänke gehen,und die hier <strong>in</strong> der Forscherbanderuhiger und konzentriertervorgehen. Aber auch die sonst oftkle<strong>in</strong>en stillen Mädchen,die plötzlich so schlau s<strong>in</strong>d und sokluge Sachen sagen.“Anne RosenkranzDie notwendige Zurückhaltung fällt leicht,wenn das Ziel des Forschens geklärt ist:K<strong>in</strong>der können beim Forschen lernen und Zusammenhänge feststellen. Für dasExperimentieren gibt es jedoch ke<strong>in</strong>e Zielvorgabe: Die K<strong>in</strong>der dürfen forschen,erkunden, tiefer re<strong>in</strong>schauen - zu denken anfangen. Beim Forschen begreifen sie,das hilft ihnen, sich zu er<strong>in</strong>nern. Sie machen sich untere<strong>in</strong>ander schlau - jedesK<strong>in</strong>d <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Tempo und mit se<strong>in</strong>er Zielsetzung: Manche bleiben eher an derOberfläche und begnügen sich mit dem, was sie unmittelbar sehen. Andere wollenvielleicht mehr wissen und bleiben hartnäckig, wovon später oder beim nächstenMal die ganze Gruppe profitieren kann.4. Die Forscherbande: Fragen und EmpfehlungenAlter?Man kann mit allen K<strong>in</strong>dern experimentieren. Im K<strong>in</strong>dergarten St. Marien wurdenmit gutem Erfolg außer den Vorschulk<strong>in</strong>dern auch die Vierjährigen <strong>in</strong>s Laborgeholt. Die Themen wurden nur ger<strong>in</strong>gfügig variiert.Nachhaltigkeit?Das Experimentieren ist seit kurzem im Konzept der E<strong>in</strong>richtung verankert. Ambesten ist es, wenn das Forschen im Kita-Alltag die Regel und nicht dieAusnahme ist: E<strong>in</strong>e Vorführung zum Fest macht viel Arbeit, br<strong>in</strong>gt aber nicht denEffekt.Verantwortung?Es ist gut, wenn e<strong>in</strong>e/r im Team den Schwerpunkt übernimmt. Oft s<strong>in</strong>d dieAufgaben verteilt <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten. Wenn e<strong>in</strong>e/r den Hut aufhat, verläuft sich dasEngagement für diesen Bildungsbereich nicht.Vorbereitung: Was und wie viel braucht man wovon?1. viel Material, Töpfe, Trichter, Pipetten für das jeweiligeThema sammeln2. Platz für alles, was man zu sammeln beg<strong>in</strong>nt, weil man es irgendwann malgebrauchen könnte3. H<strong>in</strong>tergrund („Ich habe an Wochenenden Bücher gewälzt und bestellt unddann Themen rausgesucht und überlegt, was kann man hier verwirklichen.“)4. E<strong>in</strong>e Gedächtnisstütze für die K<strong>in</strong>der: etwas, was man anfassen, mitnehmenund zu Hause zeigen kann5. Vorbereitungszeit – besonders am Anfang6. e<strong>in</strong>e Mappe mit den Themen, Experimenten, Anleitungen sowie derForscherurkunde, die jedes K<strong>in</strong>d zum Schluss der Forscherrunde verliehenbekommt48 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisDie Kita – auf e<strong>in</strong>en Blick:Name: Katholischer K<strong>in</strong>dergarten St. Marien, OeldeTräger: Kath. Kirchengeme<strong>in</strong>de St. JohannesAnsprechpartner<strong>in</strong>nen: Jan<strong>in</strong>a Godbersen, Anne RosenkranzAdresse:Marienstraße 11, 59302 OeldeTel.: 02522/4630E-Mail:kitastmarien@bistum-muenster.de<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 49


Projekt/ PraxisDas Labor ist, was da ist – auch <strong>in</strong> den FamilienDie Sprössl<strong>in</strong>ge, Oelde1. Wir und unser Projekt2. Wie es anf<strong>in</strong>g und weiter g<strong>in</strong>g: Labor ist, was da ist3. Diese Ziele s<strong>in</strong>d uns wichtig4. So arbeiten wir5. Das sollten Erwachsene wissen6. Was sich bei uns, den K<strong>in</strong>dern, Eltern und <strong>in</strong> unserem Umfeld veränderthat1. Wir und unser ProjektWir haben vorher bereits Experimente gemacht, weil wir selber fasz<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d undwissen wollen, wie man Phänomene im Alltag erklären kann. Der Leitsatz unsererKonzeption lautet: Das Leben erleben und begreifen! Schaltet eure S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong> undhabt Mut zum Experimentieren! „Ke<strong>in</strong>e noch so große Zahl von Experimentenkann beweisen, dass ich Recht habe; e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Experiment kann beweisen,dass ich Unrecht habe.“ (A. E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>). So lautet das Motto und Grundpr<strong>in</strong>zipunserer Forschergruppe. Das Projekt setzte sich schwerpunktmäßig mit demElement Wasser unter dem Titel „Auf Forschungsreise – Wasser (er)leben“ ause<strong>in</strong>ander.2. Wie es anf<strong>in</strong>g und weiter g<strong>in</strong>g: Labor ist das, was da istWir haben zunächst die Umwelt durch die L<strong>in</strong>se erfasst und Fotos vom Element„Wasser“ erstellt. In jeder Ecke des K<strong>in</strong>dergartens konnten wir dieses Elemententdecken und haben h<strong>in</strong>terher e<strong>in</strong> großes, „nasses“, „gefrorenes“ und gleichzeitig„heißes“ Fotoalbum erstellt. Unsere wichtigsten Schritte waren,unbefangen die Welt zu entdecken,neugierig auf das Wasser zu se<strong>in</strong>,den Forscherdrang aus der K<strong>in</strong>dheit zu wecken,K<strong>in</strong>der K<strong>in</strong>der se<strong>in</strong> zu lassen,geme<strong>in</strong>sam zu experimentieren und die Gedanken jedes e<strong>in</strong>zelnen dabeizu akzeptieren und zu nutzen.Weiter g<strong>in</strong>g es mit Material und Fragen aus dem Alltag:Wie entsteht Schnee?Warum schmilzt Schnee?Welche Aggregatszustände hat Wasser?In welchen Formen ersche<strong>in</strong>t Wasser?Mit welchen Hilfsmitteln kann Wasser steigen?Wie fließt Wasser (<strong>in</strong> welche Richtung)?50 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisWelche Stoffe schweben, schwimmen oder s<strong>in</strong>ken?Welche Stoffe lösen sich auf?Wie kalt / warm ist Wasser?Wieso schwimmt das Boot im Waschbecken?Welche Temperaturen weist Wasser auf?Welche Faktoren nehmen E<strong>in</strong>fluss auf den Gefrierpunkt des Wassers (Salz streuen)?Wo f<strong>in</strong>den wir Wasser?Die K<strong>in</strong>der haben <strong>in</strong> der freien Explorationsphase mit Hilfe diverserAlltagsmaterialien wie Gartenschläuche, Seifenspender, Trichter, Behälter,Wasserwannen usw. Wasserlandschaften, Kaffeemasch<strong>in</strong>en, Parfümerien usw.gebaut bzw. entwickelt. Anschließend haben wir mit diversen Alltagsmaterialienwie Reißzwecken, Gläsern, Pfeffer, Öl usw. die Kohäsion und Adhäsion spielerischerforscht und entdeckt. In der Küche und im Werkzeugschrank haben siegestöbert und verschiedene Stoffe wie Kohle, Salz, Ketchup, Mehl, Tennisbälle,Korken usw. <strong>in</strong>s „kalte“ Wasser geworfen und beobachtet, welche Stoffe sich auflösen,welche nicht, welche Stoffe schwimmen, s<strong>in</strong>ken oder schweben.Später schnappten wir uns die Messbecher, Behälter wie Vasen und Gläser <strong>in</strong>verschiedenen Formen und Größen, um jeweils 1 l Wasser abzumessen. Wir, dieErzieher<strong>in</strong>nen, haben vorher jeweils 500 ml <strong>in</strong> jedes Gefäß geschüttet. DerWasserspiegel war unterschiedlich hoch, abhängig von der jeweiligen Form. DieK<strong>in</strong>der öffneten ihre Augen, schalteten den visuellen S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong> und stelltenzunächst Vermutungen über die jeweilige Masse an. Der Sche<strong>in</strong> trügt, wie siespäter festgestellt haben, da sie mit Hilfe der Messbecher der S<strong>in</strong>nestäuschungauf die Schliche gekommen s<strong>in</strong>d.Experimentieren ist ke<strong>in</strong>e Zauberei.3. Diese Ziele s<strong>in</strong>d uns wichtig:Die K<strong>in</strong>der entdecken die Welt durch das Aktivieren ihrer S<strong>in</strong>ne. Je mehr S<strong>in</strong>negleichzeitig aktiviert werden, desto besser und <strong>in</strong>tensiver können sie die Umweltlernend begreifen und ergreifen.Das Besondere an der forschenden Kita ist, dass K<strong>in</strong>der Naturwissenschaften mitall ihren S<strong>in</strong>nen auf den Grund gehen dürfen, sie <strong>in</strong> ihrem praktischen Tungestärkt werden. Sie dürfen ausprobieren, versuchen, ohne das Gefühl haben zumüssen, dass es richtig oder falsch ist. Die Welt ist nicht ohne Grund so wie sieist und jeder kann sie entdecken, wenn er se<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>ne öffnet.Der Bau e<strong>in</strong>er Wasserleitung durch K<strong>in</strong>der aus unterschiedlichen Gruppen illustriertam besten, worum es beim Experimentieren geht: Jedes K<strong>in</strong>d br<strong>in</strong>gt sichmit se<strong>in</strong>en Ideen e<strong>in</strong>, setzt diese um, darf umdenken und neu ansetzen, geme<strong>in</strong>sammit anderen K<strong>in</strong>dern. H<strong>in</strong>terher, wenn die Wasserleitung fertig ist und dasWasser durch die Schläuche fließt – ohne Riss – schauen sich die K<strong>in</strong>der an, undman entdeckt e<strong>in</strong> Glänzen <strong>in</strong> ihren Augen (ganz ohne Medien).<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 51


Projekt/ Praxis4. So arbeiten wirDer pädagogische AnsatzDie E<strong>in</strong>richtung arbeitet nach dem Situationsorientierten Ansatz, d. h. dass dieErzieher<strong>in</strong>nen die Beobachtungen der K<strong>in</strong>der, deren Erlebnisse und die damit verbundenenBedürfnisse und Emotionen wahrnehmen, analysieren und mit ihnengeme<strong>in</strong>sam Projekte durchführen. Mit Hilfe des Ko-Konstruktiven Ansatzesschauen die Erzieher<strong>in</strong>nen, welche Phänomene Bedeutung für die K<strong>in</strong>der habenund gehen geme<strong>in</strong>sam mit ihnen den naturwissenschaftlich-technischenSituationen nach und erforschen sie, um der Ursache auf den Grund zu gehen.Die Exploration des Phänomens ist wichtig, nicht die Wissensvermittlung steht imVordergrund. Das heißt: Vom Alltagsmaterial <strong>in</strong> der Kita ausgehen, sichAnregungen für passende Experimente aus Handbüchern zusammenstellen.Räume, ElternarbeitDer K<strong>in</strong>dergarten verfügt über diverse Räume, die multifunktional genutzt werdenwie z. B. der Essensraum, der je nach Belegung auch für Experimente genutztwerden kann. Ferner wurde e<strong>in</strong> Nebenraum e<strong>in</strong>er Tagesstättengruppe geme<strong>in</strong>sammit den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Forscherlabor umgewandelt, sodass die K<strong>in</strong>der jeden Tag<strong>in</strong> der Freispielphase diversen Phänomenen auf den Grund gehen. Außerdem istdie Umwelt unser Forscherlabor (sowohl draußen als auch dr<strong>in</strong>nen)!Elternbriefe und Aushänge <strong>in</strong>formieren die Familien über den aktuellen Stand. DieK<strong>in</strong>der bekommen Kopien ihrer Experimente mit nach Hause. An Elternabendenwird nicht nur referiert, sondern auch experimentiert.Die richtige HaltungUnser Ziel war die Vermittlung von Freude am Experimentieren. Wir wolltengeme<strong>in</strong>sam die Umwelt erforschen und vielseitigen Lösungsmöglichkeiten aufden Grund gehen. Es gibt ke<strong>in</strong> Richtig und ke<strong>in</strong> Falsch, nur Spaß an Vielem.Phänomene aus der Umwelt durch praktisches Tun zu begreifen, dies war derSchwerpunkt der K<strong>in</strong>der. Sie wollen tätig werden, ohne unter der BeobachtungErwachsener zu stehen. Im häuslichen Umfeld reduzieren Zeitdruck und Ordnungssystemedas Experimentieren. Und wo darf man schon e<strong>in</strong>e Schaumpartyim K<strong>in</strong>dergarten veranstalten? Wo kann man aus Gartenschläuchen und Verb<strong>in</strong>dungsstückensowie Trichtern e<strong>in</strong>e Latte-Macchiatto-Masch<strong>in</strong>e herstellen, ohnezu kleckern? Experimentieren im Freiraum mit gewissen Regeln und Grenzen!5. Das sollten Erwachsene wissenPannen s<strong>in</strong>d erlaubt und sollten ausprobiert werden, sonst ist dasExperimentieren langweilig!Wir empfehlen:- Mut und Neugier, um die Welt geme<strong>in</strong>sam mit den K<strong>in</strong>dern zu entdecken- Se<strong>in</strong> eigenes Wissen ausschalten und sich mit leerer Festplatte aufForschungsreise begeben! In K<strong>in</strong>dern steckt mehr Wissen als man denkt.52 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ Praxis- Eltern mit <strong>in</strong>s Boot holen! Es ist viel Platz im Boot, um die Welt zu entdecken!- Nicht an den Schulunterricht denken! Naturwissenschaften können Spaß machen!…und für die Nachhaltigkeit:- Geme<strong>in</strong>same Dokumentationen mit Hilfe e<strong>in</strong>er Digitalkamera, Aufzeichnungender K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> k<strong>in</strong>dgemäßer Bildungsdokumentation s<strong>in</strong>d wichtig!- Naturwissenschaftliche Phänomene passieren jeden Tag! Deshalb sollten siee<strong>in</strong>en kont<strong>in</strong>uierlichen Platz im Kita-Alltag f<strong>in</strong>den!Und nicht vergessen: Eltern e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den!Die Eltern werden von Beg<strong>in</strong>n an <strong>in</strong> die diversen Forschungsreisen mit e<strong>in</strong>gebunden.Das bedeutet, dass sie die jeweiligen Forschungsetappen ihrer K<strong>in</strong>deranhand von Fotos, Zeichnungen und Erklärungen der K<strong>in</strong>der verfolgen können.Auch „liefern“ viele Eltern Alltagsmaterialien – Menschen s<strong>in</strong>d schließlich Jägerund Sammler. Elternbriefe und Aushänge <strong>in</strong>formieren sie über den aktuellenStand, K<strong>in</strong>der bekommen Kopien ihrer Experimente mit nach Hause und könnenso ihre Eltern <strong>in</strong> die Geheimnisse der Naturwissenschaften e<strong>in</strong>weihen. AnElternabenden wird auch experimentiert.Was braucht man, was ist an Vorbereitung nötig?Kaum etwas, das es nicht schon <strong>in</strong> der Kita oder <strong>in</strong> Haushaltswarenabteilungenoder zuhause <strong>in</strong> den Familien im Keller oder <strong>in</strong> der Abstellkammer gibt. DieAnleitungen für die Experimente holt man sich aus Handbüchern.Zum Beispiel zum Bau e<strong>in</strong>er Wasserlandschaft: Gartenschläuche, Seifenspender,Trichter, Behälter.Zum Beispiel für Experimente zur Kohäsion und Adhäsion: Reißzwecken, Gläser,Pfeffer, Öl.Zum Beispiel zum Probieren, was sich <strong>in</strong> Wasser auflöst, was untergeht oderoben schwimmt: Kohle, Salz, Ketchup, Mehl, Tennisbälle, Korken.6. Was sich bei uns, den K<strong>in</strong>dern, Eltern und <strong>in</strong> unserem Umfeld verändert hatInnen: Das Projekt hat verschiedene E<strong>in</strong>flüsse auf die K<strong>in</strong>der gehabt. E<strong>in</strong>igeK<strong>in</strong>der, die über e<strong>in</strong>e kurze Konzentrationsfähigkeit verfügen, erhöhten diese umdas 3-4fache. Die ständig neuen Beobachtungen durch die Experimente ermutigtensie zu neuen Forschungen. Ferner standen der Spaß und die Freude an denPhänomenen und deren Ursachen im Vordergrund. Für die K<strong>in</strong>der wird klar:Naturwissenschaften haben nichts mit Zauberei zu tun, es gibt e<strong>in</strong>fache, grundlegendeErklärungen für Phänomene. Die Kooperation der K<strong>in</strong>der und derErwachsenen mit ihnen, das unbefangene Herangehen an z. B. Eisangeln,Oberflächenspannung usw. führte zu gegenseitigem Respekt und Anerkennungunter den K<strong>in</strong>dern und zwischen K<strong>in</strong>dern und Erwachsenen. E<strong>in</strong>e weitere positiveNebenwirkung des Experimentierens: Erwachsene dürfen auch mal wieder K<strong>in</strong>dse<strong>in</strong> und „planschen“.<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 53


Projekt/ PraxisK<strong>in</strong>dersicht:„Das sieht aus wie e<strong>in</strong>Stern!“ (Schnee)„Ich koche dir jetzt e<strong>in</strong>en LatteMacchiatto!“ (Bau e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>emit Schläuchen, Trichtern…)„Das ist ja Zauberei!“„Ich koche jetzt Suppe!“(Experimentieren mit löslichen,nicht löslichen Stoffen im Wasser)„Bei mir klebt der Faden!“(Eiswürfelangeln)Elternstimmen„Me<strong>in</strong>e Tochter macht zuhause jetztauch schon Experimente. Sie warimmer schon sehr <strong>in</strong>teressiert anallem, aber jetzt möchte sie ganzgezielt etwas machen. Letztenshaben wir e<strong>in</strong> Experiment mit Rosengemacht, das hatten wir <strong>in</strong> derTageszeitung gesehen. Und siebr<strong>in</strong>gt vom K<strong>in</strong>dergarten auch immerIdeen mit. Wir probieren sowiesogerne neue Sachen aus, wir s<strong>in</strong>d vieldraußen und sie fragt gerne. Vorh<strong>in</strong>s<strong>in</strong>d wir mit dem Auto gefahren, dastieg der Dampf auf und sie wollteunbed<strong>in</strong>gt wissen, warum denn dajetzt Nebel ist.”Außen: Durch das Projekt hat unsere pädagogische Arbeit zu diesem Thema <strong>in</strong>der Stadt Oelde e<strong>in</strong>en anderen Stellenwert bekommen. Man kann es anders vertreten.Ähnlich wie bei der Sprachförderung, die e<strong>in</strong> fester Bestandteil gewordenist, werden wir jetzt auch beim Thema naturwissenschaftliche Bildung auf kommunalerEbene ernster genommen.Die Kita – auf e<strong>in</strong>en Blick:Name: Städtische K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtung „Die Sprößl<strong>in</strong>ge“Träger: Stadt Oelde, Das JugendamtAnsprechpartner<strong>in</strong>nen: Petra Wallers, Sandra BäumerAdresse:Ratsstiege 1, 59302 OeldeTel.: 02522 / 72 0E-Mail:kita-sproessl<strong>in</strong>ge@onl<strong>in</strong>e.de54 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisForschungs-AGK<strong>in</strong>dergarten St. Joseph, Oelde1. Gute Voraussetzungen2. Der äußere Rahmen3. Dabei ist aufgefallen4. Tipps für die UmsetzungTipp:Erst selber fortbilden. Am besten mitanderen. Erzieher<strong>in</strong>nen, die (wieder)Spaß und Lust an naturwissenschaftlichenThemen f<strong>in</strong>den, könnenK<strong>in</strong>der begeistern.1. Gute VoraussetzungenEs geht nicht ohne Erzieher<strong>in</strong>nen, die selber neugierig s<strong>in</strong>d und mehr wissen wollen,die selber ausprobieren, Erfahrungen machen und nachdenken wollen, wasK<strong>in</strong>der <strong>in</strong>teressiert. Erzieher<strong>in</strong>nen, die zugleich die Sorge loswerden möchten, obsie die richtigen Antworten auf die vielen Warum-Fragen von K<strong>in</strong>dern geben undob sie ihnen Wissen „richtig“ vermitteln. „Diese Unsicherheit kann man <strong>in</strong> soe<strong>in</strong>em Projekt angehen, auch mit Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>s Gespräch kommen undgeme<strong>in</strong>sam überlegen, wie man Forschen und Entdecken im K<strong>in</strong>dergarten anfangenund weiterentwickeln kann“, sagt Petra Fröchte, stellvertretend für das Team.„Richtig“ - so viel ist nach knapp zwei Projektjahren allen klar - ist Wissen, dasbei den Erfahrungen der K<strong>in</strong>der ansetzt, bei ihren Fragen und Anliegen. Und richtigist es, ke<strong>in</strong>e fixen Antworten parat zu haben, sondern die Anlässe zu nutzenum <strong>in</strong>s Gespräch zu kommen. Selber ausprobieren, Zeit haben, zusammen verstehen,das waren die Anliegen der K<strong>in</strong>der.Sandkiste und Wassertablett und Magnete gab es auch vor dem Projekt schon.Aber gezielte <strong>Versuche</strong> mit e<strong>in</strong>fachen Materialien, ganz simpel, auf die man sonstgar nicht käme - dafür brauchte man die Fortbildung mit den praktischenErprobungen. „Nur aus Büchern, die wir haben, ist das e<strong>in</strong>fach zu aufwendig.Forschen bleibt dann e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>maliges Ereignis.“56 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ Praxis2. Der äußere RahmenE<strong>in</strong>e Forschungs-AG für 16 Maxi-K<strong>in</strong>der wird gegründet. Die Themen „Forschen,was ist das?“, „Wasser“, „Luft“, „Farben“, „W<strong>in</strong>d und Luft“, „Küchenchemie“.E<strong>in</strong>mal pro Woche steht e<strong>in</strong>en Nachmittag lang freies Experimentieren oder auche<strong>in</strong> gezielter Versuchsaufbau im Mittelpunkt. Geme<strong>in</strong>sam mit den K<strong>in</strong>dern wirdüberlegt und nachgefragt: „Was kann man sehen? Welche Vermutungen gibt es?Was ist passiert?“ etc.Die Versuchsaufbauten s<strong>in</strong>d möglichst flexibel angelegt: Sie sollen nicht Wissenüber Abläufe vermitteln, sondern Experimentieranreize bieten. Die Rolle derErzieher<strong>in</strong> ist die e<strong>in</strong>er Laborassistent<strong>in</strong>, die Varianten über neue Gegenstände,Farben oder Materialien anbietet und so den Denkprozess voran br<strong>in</strong>gt. Soweitder äußere Rahmen.Das Besondere und Begeisternde daran: Die Erwachsenen lernten dieK<strong>in</strong>dergartenk<strong>in</strong>der noch e<strong>in</strong>mal neu sehen. Viele br<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>iges an Wissen mit,die meisten s<strong>in</strong>d neugierig und fast alle machen sich logische Gedanken. Aufgroße Offenheit im Umgang mit der Wissenskonstruktion von K<strong>in</strong>dern kommt esan. Gespräche <strong>in</strong> der Forschungs-AG gehen manchmal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ganz andereRichtung als geplant. Und über Luft, W<strong>in</strong>d und Schwerkraft kann man schnellbeim Thema Weltraum, Astronauten und Raumstationen landen.3. Dabei ist aufgefallen:- Die Zeit von K<strong>in</strong>dern richtig e<strong>in</strong>zuschätzen, ist die Herausforderung. Wir habenuns immer im Vorfeld viele Gedanken gemacht, was wir an dem Nachmittagmachen können und eigentlich jedes Mal festgestellt: Wir haben uns zu viel vorgenommen.K<strong>in</strong>der brauchen viel mehr Zeit, sie müssen viel ausprobieren undwiederholen, auch am Tag danach noch.- Hier lohnt es sich anzudocken: K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d nicht unbed<strong>in</strong>gt auf das Ziel (Wissenetc.) aus, sondern haben an dem Tun selbst größeres Interesse.- Je größer die Gruppe, desto schwieriger das Arbeiten. Die Bedürfnisse s<strong>in</strong>d oftsehr unterschiedlich: Es s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der dabei, die sehr wissbegierig s<strong>in</strong>d und vielVorwissen mitbr<strong>in</strong>gen, womit man manchmal gar nicht gerechnet hatte. Anderewerden unruhig, wenn nicht immer wieder Impulse gesetzt werden.- Nachhaltigkeit kann durch Team-E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung erreicht werden. Erkenntnisse ausder Fortbildung wurden mit Selbst-Experimenten vorgestellt. Forscherkistenwurden zusammengestellt, mit Materialien und Infos, damit die Erzieher<strong>in</strong>nen,die nachmachen wollen, nicht erst ihre Experimentierkästen zusammensuchenmüssen.<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 57


Projekt/ Praxis4. Tipps für die UmsetzungVorlauf: Nach e<strong>in</strong>er Fortbildung muss man sich e<strong>in</strong> bisschen Zeit lassen undnehmen, bis man alle Materialien und alles, was man benötigt, zusammen hat.Die e<strong>in</strong>fachen D<strong>in</strong>ge beachten! Hoher Nutzen für die K<strong>in</strong>der. E<strong>in</strong> Thema, das bislangim Schatten gestanden hat. K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d sehr <strong>in</strong>teressiert an den e<strong>in</strong>fachstenD<strong>in</strong>gen: Wasser, Sand, Magnete... etc., nicht immer an dem, was wir ihnen beibr<strong>in</strong>genmöchten. Es geht auch manchmal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ganz andere Richtung.Noch Tage nach der Forschungs-AG haben die K<strong>in</strong>der Fragen gestellt und oderanderen K<strong>in</strong>dern ihr Wissen weiter vermittelt.Immer gutes Material sammeln! Damit e<strong>in</strong>e spontane Absicht nicht scheitert, weilKle<strong>in</strong>igkeiten fehlen.Die Kita – auf e<strong>in</strong>en Blick:Name: Katholischer K<strong>in</strong>dergarten St. JosephFamilienzentrum St. Hedwig & St. JosephTräger: Katholische Kirchengeme<strong>in</strong>de St. Joseph, OeldeAnsprechpartner<strong>in</strong>: Petra FröchteAdresse:Wibbelstraße 2, 59302 OeldeTel.: 02522 / 4294E-mail:kita.stjoseph-oelde@bistum-muenster.de58 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisDie M<strong>in</strong>i-Forscher – Experimentieren mit WasserK<strong>in</strong>dergarten St. Hedwig, Oelde1. So forschen die M<strong>in</strong>i-Forscher2. Das haben wir erfahren3. Die wichtigsten Empfehlungen für Nachahmer4. Nach dem Projekt: Wie geht es weiter...?5. Forscherplan für e<strong>in</strong>e Woche1. So forschen die M<strong>in</strong>i-ForscherDas Thema „Wasser“ erschien unkompliziert <strong>in</strong> der Vorbereitung. Es hat aufK<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e magische Anziehungskraft: Wasser spielt im Alltag der K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>egroße Rolle und das Spielen mit Wasser ist normalerweise eher verboten. DiesenReiz des Verbotenen nahm das Team zum Anlass und nutzte ihn für den E<strong>in</strong>stieg<strong>in</strong> das Projekt:Zwei Wasserschüsseln, Pipetten, Brettchen, Münzen... (siehe „Forscherplan derWoche“) e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Auswahl an Materialien, die nicht alltäglich s<strong>in</strong>d und zumAusprobieren animieren - die K<strong>in</strong>der sollten „behutsam“ an verschiedeneMaterialien und den Umgang mit ihnen herangeführt werden. Bei jedemForschertreffen sollten bekannte Hilfsmittel wieder auftauchen und Neue h<strong>in</strong>zukommen,nach dem Motto „Wiederholung und neuer Reiz“.An fünf Nachmittagen trafen sich die M<strong>in</strong>i-Forscher, 20 K<strong>in</strong>der zwischen vier undsechs Jahren, die durch e<strong>in</strong>e Liste vor den Gruppenräumen, der auch e<strong>in</strong>e kurzeBeschreibung des Projekts beigefügt war, angemeldet worden waren.60 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisDie K<strong>in</strong>der brauchten Zeit, um die verschiedenen Materialien auszuprobieren;e<strong>in</strong>ige wollten ganz <strong>in</strong> Ruhe den ganzen Nachmittag forschen, ausprobieren,experimentieren und selbstbestimmt arbeiten. Andererseits nahmen K<strong>in</strong>der amProjekt teil, die große Erwartungshaltungen mitbrachten und angeleiteteExperimente kaum erwarten konnten.2. Das haben wir erfahrenDie M<strong>in</strong>i-Forscher haben sich zu e<strong>in</strong>er festen Gruppe entwickelt, die sehr stolzund erwartungsvoll zu jedem Treffen erschienen ist. Jüngere K<strong>in</strong>der haben sichlange und konzentriert mit wenig Material an den Wasserwannen beschäftigenkönnen. Ältere K<strong>in</strong>der haben gerne viel Material mit <strong>in</strong> ihre Arbeit e<strong>in</strong>bezogen undgerne angeleitete Experimente angenommen und nachvollzogen. Aus diesemGrund haben wir später die Forschergruppen getrennt, sodass alle Altersgruppenetwas von ihrem Nachmittag hatten.Besonders begeistert hat die Ausdauer, Zufriedenheit und Engagiertheit, mit dere<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der gearbeitet haben. E<strong>in</strong>ige Forscher waren so vertieft und konzentriertbeim Bauen von Booten oder Zählen von Wassertropfen, wie wir sie imK<strong>in</strong>dergartenalltag nie erleben. Konzentration und Ausdauer kann man also aufganz verschiedene Art und Weise tra<strong>in</strong>ieren und nicht nur „schulisch“. Jedes K<strong>in</strong>dkann sich konzentrieren, wenn es se<strong>in</strong> Thema gefunden hat.3. Die wichtigsten Empfehlungen für Nachahmer:- Den K<strong>in</strong>dern Zeit lassen.- Material zur Verfügung stellen und <strong>in</strong> petto haben, was man damit machenkann. Nicht zu früh, zu viel eigene Ideen überstülpen.- Spontan se<strong>in</strong>.- Die Altersspanne der K<strong>in</strong>der möglichst ger<strong>in</strong>g wählen. An unserem Projekt nahmenzwanzig 4-6 jährige K<strong>in</strong>der teil. Vorstellungen, Vorerfahrungen, Erwartungenund Ausdauer wichen sehr vone<strong>in</strong>ander ab. Hier half es, die Gruppe zu teilen.- Gruppengröße beachten. In unserem Projekt war die Gruppe mit 20 K<strong>in</strong>dern zugroß: Es gab zu wenig Platz für das freie Experimentieren und zu wenigPersonal, um ausreichend auf die Entdeckungen und Fragestellungen derK<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>zugehen.- Gut bewährt hat sich, über mehrere Tage mit e<strong>in</strong>em Thema (Wasser) beschäftigtzu se<strong>in</strong>. Die K<strong>in</strong>der haben auf diese Weise ausreichend Gelegenheit, vielfältigeErfahrungen zu machen, zu wiederholen und zu festigen. Durch wechselndeImpulse <strong>in</strong>nerhalb des Themas „Wasser“, z.B. Schwimmen/S<strong>in</strong>ken, Tropfen oderFarben, lassen sich dennoch zu Altbekanntem immer wieder neue Akzente setzen.E<strong>in</strong> großer Stolperste<strong>in</strong> ist die notwendige aber fehlende Vorbereitungszeit für e<strong>in</strong>derartiges Projekt. Intensive und ausführliche Vorbereitung ist sehr wichtig,sprengt aber oft den engen Zeit- und Personalrahmen e<strong>in</strong>er Kita.<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 61


Projekt/ Praxis4. Nach dem Projekt: Wie geht es weiter...?Damit den K<strong>in</strong>dern ihr Forschen lange <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung bleibt, ist es wichtig, ihnenihre Ergebnisse mit nach Hause zu geben. Dies bedeutet auch Wertschätzungihrer Forscherarbeit. So sollten die Materialien aus der Forscherzeit auch nachdem Projekt <strong>in</strong> der Gruppe bleiben und allen K<strong>in</strong>dern zum Weiterforschen zurVerfügung stehen. Nachhaltige Wirkungen haben außerdem Dokumentation undPräsentation der Laborarbeiten für die Eltern, beispielsweise Fotos, Ausstellungder Forschungsergebnisse oder Beschreibungen der durchgeführtenExperimente.Die Kita – auf e<strong>in</strong>en Blick:Name: Katholischer K<strong>in</strong>dergarten St. HedwigTräger: Pfarrgeme<strong>in</strong>de St. Joseph, OeldeAnsprechpartner<strong>in</strong>nen: Yvonne Denuel, Anne RobbenAdresse:Hedwigstraße 3, 59302 OeldeTel.: 02522 / 35 50E-Mail:kita.sthedwig-oelde@bistum-muenster.de62 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisMontag ist ForschertagK<strong>in</strong>dergarten St. Vitus, Lette1. Das Projekt und wir2. So läuft e<strong>in</strong> Forschertag bei uns ab3. Diese Ziele s<strong>in</strong>d uns wichtig4. Wie geht’s weiter?Ihre Forschertätigkeit dokumentierendie Großen mit Zeichnungen,die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Mappe geheftet werden.Damit bleibt das Forscherthemawährend der ganzen Woche präsentund kann immer wieder abgerufenund wiederholt werden.„Erzähle mir und ich vergesse. Zeige mir und ich er<strong>in</strong>nere mich. Lass esmich tun und ich verstehe.“Konfuzius 553-473 v. Chr.1. Das Projekt und wir:Von Anfang an stand fest: Das Projekt passt zum K<strong>in</strong>dergarten. Experimentiertund geforscht wurde bei St. Vitus immer schon - aus re<strong>in</strong>er Neugierde, um herauszuf<strong>in</strong>den,was <strong>in</strong> der Welt um uns herum passiert. Wenn K<strong>in</strong>der Fragengestellt haben, haben wir das anhand von Experimenten versucht zu erklären.Die Projektidee „naturwissenschaftlich-technische Bildung <strong>in</strong>K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen“ war somit e<strong>in</strong>e runde Sache:- Wir stehen am Anfang nicht alle<strong>in</strong> da und können uns auf H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationenverlassen- Zwei Erzieher<strong>in</strong>nen können teilnehmen, sich gegenseitig bestärken und unterstützen- Wir haben uns räumlich verändert, denn man muss Raum und Zeit für so e<strong>in</strong>Projekt e<strong>in</strong>richten2. So läuft e<strong>in</strong> Forschertag mit den Großen ab:Der Montag ist für das Experimentieren als fester Term<strong>in</strong> <strong>in</strong>stalliert, damit dieK<strong>in</strong>der genau wissen, wann geforscht wird. In Absprache mit den Kolleg<strong>in</strong>nenwurde für das Projekt die Puppenecke aufgegeben. Geme<strong>in</strong>sam mit den K<strong>in</strong>dernwurde die Forscherecke mit Unterlegmatten, Tisch und Stühlen e<strong>in</strong>gerichtet. Fürdas erste Thema Wasser schafften wir e<strong>in</strong>e große, transparente Wanne an undstellten Gegenstände wie Becher, Töpfe, Schalen, Trichter usw. zur Verfügung.Es begann mit den e<strong>in</strong>fachen Experimenten: Wasser hat e<strong>in</strong>e Haut; e<strong>in</strong>Wassertropfen macht sich auf die Reise... Denn der zweite Bauste<strong>in</strong> des Modellslautet: Die Großen erforschen e<strong>in</strong> Gebiet und geben ihr Wissen im Laufe derWoche an die Kle<strong>in</strong>eren <strong>in</strong> der Gruppe weiter. Damit alle noch mal h<strong>in</strong>sehen undden Versuch nachvollziehen können, werden die Experimente an der Tafel ausgehängt.64 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ Praxis3. Diese Ziele s<strong>in</strong>d uns wichtig:- Selbstbewusstse<strong>in</strong> stärken („Ich weiß jetzt etwas und kann me<strong>in</strong> Wissen weitergeben.“)- Sprachförderung durch das eigene laute Nachdenken und so Wiedergeben,damit es andere verstehen- Soziales Lernen tra<strong>in</strong>ieren („Hört man mir zu...? Und wie motiviere ich dieKle<strong>in</strong>eren?“)- Den Rollenwechsel üben: Etwas weitergeben und vermitteln- Durch <strong>Versuche</strong> und Experimente Lösungen für die eigenen Fragen f<strong>in</strong>den- Spaß am Ausprobieren f<strong>in</strong>den und mit dem Durchführen von Experimenten zuLösungen kommenMan muss lernen, sich zurückzunehmen!Auch wenn man e<strong>in</strong> festes Ziel im H<strong>in</strong>terkopf hat und möchte, dass dementsprechendgeforscht wird... besser ist es:„Es gab <strong>in</strong> der Gruppe e<strong>in</strong> ganzruhiges, stilles Mädchen, die vorherso wenig Selbstbewusstse<strong>in</strong> hatte.In der Forschergruppe hat sie logischeVerknüpfungen gebracht, dieuns verblüfft haben. Sie ist richtigaufgeblüht und wurde später geradezudie Forscherleiter<strong>in</strong>, wenn wirnicht weiterwussten.“Conny Steffens, St. Vitus, Lette- im H<strong>in</strong>tergrund zu bleiben,- zusehen, was das K<strong>in</strong>d macht,- es gewähren lassen,- nicht gleich aushelfen, assistieren oder aufwischen, was vergossen wird,- e<strong>in</strong>fach mal abwarten, was passiert,- Vertrauen <strong>in</strong> die K<strong>in</strong>der setzen, denn sie s<strong>in</strong>d nicht überfordert, sie laufen nichtweg,- zu erleben, dass viel mehr Fragen gestellt werden und die K<strong>in</strong>der viel mehrselbst ausprobieren als vorher,- akzeptieren, dass man nicht jedes K<strong>in</strong>d erreicht,- sich überraschen lassen, dass man manchmal ganz unerwartet die besondersstillen K<strong>in</strong>der erreicht.Die Eltern......wurden schriftlich über das Projekt <strong>in</strong>formiert; <strong>Versuche</strong> wurden an derP<strong>in</strong>nwand dokumentiert; e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung zum Besuch der Forscherecke blieballerd<strong>in</strong>gs ohne Resonanz; beim Elternabend wurden e<strong>in</strong>zelne Experimente aufgebautund erläutert.Das Interesse der Eltern ist groß, doch steht für sie die Sachvermittlung - andersals für die Erzieher<strong>in</strong>nen - im Vordergrund. Die pädagogischen Ziele, mutig se<strong>in</strong>,sich herausfordern, an solche Sachen ranzugehen und sich trauen, müssen ihnenvermittelt werden.<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 65


Projekt/ Praxis5. Wie geht’s weiter?Auch e<strong>in</strong> Forscherprojekt ist ke<strong>in</strong> Selbstläufer. Der Elan flacht ab, wenn mannichts zur Verstetigung unternimmt.In St. Vitus, Lette:- geben die Projekt-Mitarbeiter<strong>in</strong>nen ihre Erfahrungen regelmäßig <strong>in</strong>s Teamzurück. Sie bieten Nachmittage für das Team an, an denen die Experimentevorgestellt werden, damit auch die anderen durchs Mitmachen begeistert werden.(„Nur hören reicht nicht, man muss es e<strong>in</strong>fach ausprobieren. So g<strong>in</strong>g esuns ja auch mit Kon te xis.“)- weiß man, dass der große Stolperste<strong>in</strong> die Zeitplanung ist. Das Team entschiedgeme<strong>in</strong>sam, welches Angebot man für das Experimentieren fallen lassen wird,damit der Rahmen nicht noch voller wird. („Da muss man hartnäckig se<strong>in</strong> undsagen. Stopp! Montags ist unser Forschertag.“)- ist geplant, das Projekt ab Herbst gruppenübergreifend den Vorschulk<strong>in</strong>dernanzubieten. Im K<strong>in</strong>dergarten soll e<strong>in</strong> eigener Raum für das Forschen allen offenstehen. E<strong>in</strong>e Erzieher<strong>in</strong> wird das Thema und die Forscher betreuen. („E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>esForscherlabor wäre schön. Soweit s<strong>in</strong>d wir aber noch nicht.“)Die Kita - auf e<strong>in</strong>en Blick:Name: Katholischer K<strong>in</strong>dergarten St. VitusTräger: Katholische Kirchengeme<strong>in</strong>de St. VitusAnsprechpartner<strong>in</strong>nen: Conny Steffens, Sab<strong>in</strong>e WiemannAdresse:Schultenfeld 7, 59303 OeldeTel.: 05245 / 5550E-Mail:kita.stvitus@bistum-muenster.de66 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisJahresprojektK<strong>in</strong>dergarten Hl. Kreuz, Stromberg1. E<strong>in</strong> Projekt, das zu uns passt2. Vier Tipps für die Durchführung3. ... und zwei Stolperste<strong>in</strong>e1. E<strong>in</strong> Projekt, das zu uns passtE<strong>in</strong> Experimentierfeld unter freiem Himmel ist alle<strong>in</strong> schon das Außengelände desK<strong>in</strong>dergartens <strong>in</strong> Stromberg: E<strong>in</strong>e gepachtete Weide mit Büschen und Bäumenergänzt den gepflasterten Innenhof. Auch im K<strong>in</strong>dergarten selbst habenNaturmaterialien beim Spielen Vorrang: Korken oder Kastanien im Wühlbeckens<strong>in</strong>d ebenso Programm wie der Verzicht auf Schablonen zum Basteln. Man setztauf die Schulung der S<strong>in</strong>ne und die Wahrnehmung von Phänomenen.In diesem S<strong>in</strong>ne wurde das LWL-Pilotprojekt <strong>in</strong> die Kita-Philosophie <strong>in</strong>tegriert:Naturwissenschaftliches Forschen als Jahresprojekt – dafür nahm man <strong>in</strong> Kauf,dass wegen umfangreicher Umbauarbeiten im Haus, die Forscherlandschaftjedes Mal erst e<strong>in</strong>gerichtet werden musste.Zur Forscherzeit steht dann die gewohnte Turnhalle nicht zum Turnen zurVerfügung, sondern ist mit vier Tischen und e<strong>in</strong>igen Materialien bereits ausgestattet.Die sechs Forscher und ihre sechs Lehrl<strong>in</strong>ge/Nachwuchsforscher könnenPlatz nehmen. Im Modell der Kita Hl. Geist zeigen die älteren den jüngerenK<strong>in</strong>dern, was sie schon wissen oder erfahren haben.<strong>Versuche</strong> wiederholen und anderen erklären, festigt und vertieft und sorgt fürSelbstbewusstse<strong>in</strong>. Es ist zudem die Möglichkeit, wie sich Erwachsene raushaltenkönnen und nicht Gefahr laufen, <strong>in</strong> die Übungsleiterrolle zu geraten.Vorgegeben s<strong>in</strong>d Pipetten, Wasser, Öl, Kerzen, Wachs, Farben, Filterpapier etc. -das deutet auf klare Versuchsanordnungen. Doch Lernergebnisse werden hiernicht vorausgedacht oder „durchgedrückt“. Die K<strong>in</strong>der wählen frei und könnenauch zu e<strong>in</strong>em anderen Experiment wechseln, wenn das Interesse nicht so großist. Das hat den Vorteil, dass die Durchführung sehr nah an den spontanenInteressen der K<strong>in</strong>der ansetzt und kann den Nachteil haben, dass im Raum beimehr als 10 K<strong>in</strong>dern sehr viel Betriebsamkeit herrscht.2. Vier Tipps für die DurchführungE<strong>in</strong> E<strong>in</strong>stiegskreis er<strong>in</strong>nert K<strong>in</strong>der daran, dass hier heute nicht geturnt werdenkann, weil die Labortische aufgebaut wurden, und hilft noch e<strong>in</strong>mal an bereitsbekannte Experimente zu er<strong>in</strong>nern.E<strong>in</strong>e Ausstiegsrunde nach dem Experimentieren stärkt dasGeme<strong>in</strong>schaftserlebnis. Sie wird eröffnet mit e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>sam durchgeführtenExperiment für alle (z.B. Luftballon-Rakete am Band durch den ganzen Raum)68 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ Praxisund endet mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Gespräch über e<strong>in</strong>e Erkenntnis, Beobachtung odere<strong>in</strong>e Frage, die offen geblieben ist.Zwischen Experimentieren und Spielen s<strong>in</strong>d die Übergänge fließend und werdenvon der Erzieher<strong>in</strong> beachtet.Forschermappen mit Kopien der Experimente werden ausgegeben, damit K<strong>in</strong>derund Eltern geme<strong>in</strong>sam Nach-Forschen können, worum die Eltern gebeten hatten.3. ... und zwei Stolperste<strong>in</strong>eZeit: Zu viele Baustellen? Sprachförderung, Integration, Umbauten? Nicht zu vielvornehmen!Ort: Immer aufbauen und wegräumen macht das Forschen mühsam. DasExperimentieren wird dann zu e<strong>in</strong>er Tätigkeit die „Unordnung“ macht.Gut wäre: e<strong>in</strong> Ort, e<strong>in</strong> Platz, e<strong>in</strong>e Ecke, e<strong>in</strong> freier Raum im K<strong>in</strong>dergarten.Die Kita - auf e<strong>in</strong>en Blick:Name: Katholischer K<strong>in</strong>dergarten Heilig Kreuz, Oelde-StrombergTräger: Katholische Kirchengeme<strong>in</strong>de St. LambertusAnsprechpartner<strong>in</strong>: Andrea OltmannsAdresse:Burgplatz 5, 59302 Oelde-StrombergTel.: 02529/ 1291E-Mail:kita.hlkreuz-oelde@bistum-muenster.de<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 69


Projekt/ PraxisEisbrecher auch für ElternDas K<strong>in</strong>derhaus, Oelde1. W<strong>in</strong>terzeit ist Forscherzeit2. Geme<strong>in</strong>samkeit groß geschrieben3. Forschen hört nie auf1. W<strong>in</strong>terzeit ist ForscherzeitUnser Thema lautete „Schnee und Eis“. Das lag nahe, denn wir s<strong>in</strong>d im kalten – <strong>in</strong>diesem Fall sehr kalten – W<strong>in</strong>ter 2009/2010 gestartet. Die Fasz<strong>in</strong>ation von Schneeund Eis war Grundlage unseres Projektes, denn die Fragen der K<strong>in</strong>der kamen wievon selbst:- Warum kann man Eis nicht im Gruppenraum aufbewahren?- Warum schmilzt Eis?- Wie kann Eis schneller schmelzen?- Was wird aus dem Eis?Das Thema war den K<strong>in</strong>dern ganz nah, weil es von ihnen und nicht von denErwachsenen ausg<strong>in</strong>g. Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen waren aufgrund des sehr langenund kalten W<strong>in</strong>ters optimal. Die K<strong>in</strong>der mussten nicht motiviert werden, da sehr vielEigenmotivation, Interesse und Spaß vorhanden waren.Unser Projekt umfasste fünf Nachmittage mit Themen entlang der Fragen derK<strong>in</strong>der:- Warum schmilzt Schnee – wir holten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Metallwanne den Schnee vondraußen.- Wir forschen mit Eiswürfeln – benötigt wurde wieder die Metallwanne undEiswürfel, die von den K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>gefrorenen wurden.- Wir forschen mit kle<strong>in</strong>en und großen Eisblöcken!- Wir bergen Schätze aus dem Eis! – wieder kam die Metallwanne zum E<strong>in</strong>satz,dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong> großer Eisblock gefüllt mit Muggelste<strong>in</strong>en, verschiedene Werkzeuge wieHammer, Nagel, Feile, Spachtel etc.Wichtig s<strong>in</strong>d Wechselsachen für die K<strong>in</strong>der und die Erzieher/<strong>in</strong>nen, außerdemHandtücher, Wischeimer und Aufnehmer sowie e<strong>in</strong> gefliester Tisch, an dem dieK<strong>in</strong>der im Stehen forschen können. Der Erzieher/die Erzieher<strong>in</strong> muss das „Chaos“und die „Überschwemmung“ zulassen können. Auf ausreichende Zeit achten!2. Geme<strong>in</strong>samkeit groß geschriebenAls Familienzentrum haben wir e<strong>in</strong>e große Vielfalt an Aufgaben, s<strong>in</strong>dAnsprechpartner für K<strong>in</strong>der und Eltern und arbeiten mit e<strong>in</strong>em umfangreichenKonzept, das nicht nur Betreuung und Bildung, sondern auch Beratung und70 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisVernetzung für Familien umfasst. Das naturwissenschaftlich–technische Forschenmuss zwar erst noch <strong>in</strong> der bestehenden Konzeption schriftlich verankert werden -das Team steht aber geschlossen und neugierig dem Forschen gegenüber. Auchwenn wir zurzeit ke<strong>in</strong>en Forscherraum e<strong>in</strong>richten können, weil e<strong>in</strong>fach der Platz fehlt.„Geme<strong>in</strong>sam tun – geme<strong>in</strong>sam erleben“ ist unser Motto. Für die K<strong>in</strong>der war dasWichtigste, durch das eigene Tun und durch das eigenständige Forschen ihreFragen selbst beantworten zu können. Uns war es besonders wichtig, die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>ihrem Forschen zu beobachten und zu begleiten; Die Ideen der K<strong>in</strong>der aufzugreifenund ihnen, wenn benötigt, Hilfestellung und Materialien anzubieten.Geme<strong>in</strong>sam tun, geme<strong>in</strong>sam erleben, dazu gehört für uns als Familienzentrum aberauch, dass die Eltern e<strong>in</strong>gebunden werden: Für alle <strong>in</strong>teressierten Eltern haben wir e<strong>in</strong>enForschernachmittag angeboten. Dieser Eltern-K<strong>in</strong>d-Nachmittag war sehr gut besucht.3. Forschen hört nie aufE<strong>in</strong>mal angefangen, entwickelten die K<strong>in</strong>der immer neue Fragestellungen – zumBeispiel diese: „Warum streuen wir Salz auf den Bürgersteig?“. Als erfahreneForscher/<strong>in</strong>nen fiel es ihnen nicht schwer, auch diese Fragen (mit unserer Assistenz)durch eigenständiges Forschen mit entsprechenden Materialien und Gesprächenselbst zu beantworten.Unsere wichtigsten Empfehlungen für nachhaltige Wirkungen der Forscherarbeit s<strong>in</strong>dalso klar:- Das Thema muss vom K<strong>in</strong>d kommen- Genügend Zeit und Raum müssen zur Verfügung stehen- Wenn Bedarf und Nachfrage besteht sollte e<strong>in</strong> Experiment auch wiederholt werdenkönnen- Man muss die Fragen und Antworten der K<strong>in</strong>der ernst nehmen – auch wenn mancheihrer Theorien für uns nicht richtig ersche<strong>in</strong>en, sollten wir sie möglichst nichtverbessern oder berichtigen. Das Weltbild des K<strong>in</strong>des muss sich selbst weiterentwickelnkönnen.Die Kita - auf e<strong>in</strong>en Blick:Name: Das K<strong>in</strong>derhaus, Ev. Tagese<strong>in</strong>richtung für K<strong>in</strong>der & FamilienzentrumTräger: Evangelische Kirchengeme<strong>in</strong>de OeldeAnsprechpartner<strong>in</strong>nen: Simone Schneider, Birgit StoffersAdresse:Albrecht-Dürer-Str. 6a, OeldeTel.: 02522/ 2686E-Mail:DasK<strong>in</strong>derhaus@web.deInternet:www.familienzentrum-<strong>in</strong>-oelde.de<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 71


Projekt/ PraxisGünstige Gelegenheiten für kle<strong>in</strong>e und größere ForscherkidsKita „Die Langstrümpfe“, Oelde„Wer weiß schon, dass Backpulvernicht nur zum Backen da ist, sondernman damit Raketen steigen lassenkann?Wer weiß, dass man nach e<strong>in</strong>emEssigbad e<strong>in</strong> rohes Ei im Wasserbadsilbern bekommt oder F<strong>in</strong>gerfarbeauch aus ganz normalenLebensmitteln hergestellt werdenkann?Welche Eltern erlauben dem K<strong>in</strong>d imAlter von 1,5 Jahren auf demKüchentisch mit F<strong>in</strong>gerfarbe undKleister zu experimentieren oderholen Schnee <strong>in</strong>s Haus um ihn zuuntersuchen?Das alles macht das Forschen <strong>in</strong>unserer E<strong>in</strong>richtung aus.“Christ<strong>in</strong>a Frankrone / „DieLangstrümpfe“1. Herantasten: Zwei Projektstarts und die erste Forscherstunde der„Knirpse“2. Freie Räume: Das Modell3. Lernerfolge ...4. H<strong>in</strong>gucker: Tipps für Nachahmer1. Herantasten: Zwei Projektstarts und die erste Forscherstunde der „Knirpse“Am Anfang war das Feuer - <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Teelichtes, das zum Start der Projektarbeitause<strong>in</strong>ander genommen wurde. Vier angehende Schulk<strong>in</strong>der nahmen mit vielNeugierde auf, was sonst im alltäglichen Ablauf nicht möglich oder als Spielen mitdem Feuer sogar verboten ist. Jetzt aber sollten sie ganz nah ran. Fragen kamenauf, z.B. „Wie heißt das?" oder „Wie funktioniert das?". Ausdrücke wie „Stängel"oder „das weiße Harte" wurden verwendet und mit den K<strong>in</strong>dern geme<strong>in</strong>sam besprochenund aufgeklärt. Beim Erforschen des Feuers wollten die K<strong>in</strong>der selbst etwasausprobieren: die Lupe halten, mit dem scharfen Messer schneiden und die Kerzenmit dem Feuerzeug und den Streichhölzern anzünden. Die „Forscherkids“ warengeboren – und mussten aus Personalgründen erst noch e<strong>in</strong>mal warten.Der zweite Projektstart für die „Forscherkids“ folgte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em regenreichen MonatSeptember - zum Thema „Wasser". Die Fragen der K<strong>in</strong>der gaben die Strukturvor: „Woher kommt das Wasser?", „Warum ist Wasser durchsichtig?", „Warumregnet es?" oder „Wie entsteht e<strong>in</strong> Regenbogen?". Während die K<strong>in</strong>der mit demWasser ihre Erfahrungen machten, experimentierte die Kita mit der passendenForm. Arbeitskreise beim LWL gaben hier gute Impulse, die dafür sorgten, dassdas Projekt nicht gleich zu Beg<strong>in</strong>n stecken blieb.Für die Übertragung des Forscherkonzeptes auf die „Knirpse“ (0,9-2,6 Jahre)brauchte es wieder zum E<strong>in</strong>stieg nicht mehr als aufmerksame Erwachsene, diegenau h<strong>in</strong>sehen, womit sich die K<strong>in</strong>der beschäftigen:„E<strong>in</strong> schwarzer Stift enthält vieleFarben.”Es hatte geschneit und war viel zu kalt, um h<strong>in</strong>aus zu gehen. E<strong>in</strong>es der K<strong>in</strong>derbemerkte, „der Schnee kann nicht zu uns re<strong>in</strong> kommen". Spontan holte e<strong>in</strong>eKolleg<strong>in</strong> mehrere Eimer Schnee <strong>in</strong> den Waschraum der Kita. Die K<strong>in</strong>der standenstaunend und begeistert um die Waschr<strong>in</strong>ne herum. Die erste „Forscherstunde"der „Knirpse" hatte begonnen: E<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>der fanden den Schnee zu kalt, andereK<strong>in</strong>der wiederum experimentierten. Sie fassten den Schnee an, der wurde vone<strong>in</strong>em Gefäß <strong>in</strong> e<strong>in</strong> anderes geschüttet, festgehalten bis er „nicht mehr da war"und sogar probiert, wobei die jüngeren K<strong>in</strong>der herausfanden, dass der Schneenach „Nichts" schmeckt und nicht riecht.72 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisIn der kle<strong>in</strong>en altersgemischten Gruppe wurde das Forschen und Experimentierenfortan fest e<strong>in</strong>geplant als „kle<strong>in</strong>er Grundbauste<strong>in</strong>", <strong>in</strong> dem es nicht darum gehensoll, e<strong>in</strong>zelne Projekte tiefer auszuarbeiten, sondern den K<strong>in</strong>dern die Möglichkeitzu bieten, Unterschiedliches auszuprobieren. Forschen ist bei den sehr jungenK<strong>in</strong>dern vielleicht nicht so systematisch und umfassend wie im Alter von 3 bis 6Jahren zu verstehen. Fragen kommen seltener als ganze Sätze vor, aber manbeobachtet die K<strong>in</strong>der, sieht woh<strong>in</strong> sie sehen und begreift, was sie <strong>in</strong>teressiert.Kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der erforschen ihre Umwelt, <strong>in</strong>dem sie das, was um sie herumgeschieht, ergreifen und so das naturwissenschaftlich-technische Vorgehen„unbewusst" begreifen.2. Freie Räume: Das ModellThemen: Experimente ergeben sich bei den größeren ebenso wie bei den kle<strong>in</strong>erenK<strong>in</strong>dern situativ. Die beiden Fachkräfte nutzen das hohe Eigen<strong>in</strong>teresse derK<strong>in</strong>der und verstehen sich als (gut vorbereitete) Assistenten. Sie knüpfen da an,wo die K<strong>in</strong>der Fragen oder Beobachtungen äußern und stellen dann Materialienund Laborausstattung zur Verfügung, die den K<strong>in</strong>dern helfen, Schritt für SchrittAntworten auf ihre Fragen zu bekommen.Rolle: Wer K<strong>in</strong>der an naturwissenschaftlich-technische Fragen heranführen will,muss lernen, im H<strong>in</strong>tergrund zu bleiben und sich zurückzunehmen. Die K<strong>in</strong>deraktiv werden zu lassen - dieser wichtigste Grundsatz gilt für die kle<strong>in</strong>en und diegrößeren Forscherk<strong>in</strong>der gleichermaßen. Sie sollen sich selbst ausprobieren, undsie wollen <strong>in</strong> ihrem Tun eigenständig/selbstständig se<strong>in</strong> und ihre Gedanken undIdeen umsetzen. Beides ist wichtig: Motivation durch das erwachsene Team;natürliche Neugierde und e<strong>in</strong> lustvolles <strong>in</strong> Angriff nehmen auf Seiten der K<strong>in</strong>der.Formales: Hilfreich für <strong>in</strong>tensives Arbeiten sche<strong>in</strong>t die Beschränkung derGruppengröße auf vier K<strong>in</strong>der im Alter von 3 bis 6 Jahren. Bei den U3-K<strong>in</strong>derngibt es die Alternativen: Die ganze Gruppe an den Aktivitäten zu beteiligen odersich mit zwei bis drei K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong>s Atelier zurückzuziehen.Geme<strong>in</strong>same Überlegungen im Team führten zur Teilung e<strong>in</strong>es bislang andersgenutzten kle<strong>in</strong>en Ateliers als Forscherraum. Die Hilfsmittel, viele alltagsüblicheGegenstände, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kiste untergebracht und werden bei jedem Projektlaufgenutzt.Stolperste<strong>in</strong>: Das Ziel „jede Woche e<strong>in</strong> Experiment“, musste nach e<strong>in</strong>igenMonaten aufgegeben werden. Planungen s<strong>in</strong>d und bleiben im Kita-Alltag schwierigund können die Projektentwicklung auf Dauer beh<strong>in</strong>dern.Hier lohnt es sich hartnäckig zu bleiben: Manchmal muss man gegenüber denKolleg<strong>in</strong>nen vertreten, dass man sich mit der Gruppe zurückziehen muss, weil dieK<strong>in</strong>der gerade wissbegierig s<strong>in</strong>d.<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 73


Projekt/ Praxis3. LernerfolgeSehr viel Spaß, großes Interesse, Freude und Neugierde hat das Projekt bei denForscherkids bewirkt und ausgelöst. Immer wieder kommen Fragen nach demnächsten Forschertreffen. Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d stolz darauf, manches Mal mehrWissen mit nach Hause zu br<strong>in</strong>gen als die Eltern haben. Das zeigte sich bei derspielerischen Hausaufgabe, e<strong>in</strong>e Frage mit nach Hause nehmen und die Antwortmitbr<strong>in</strong>gen. „Vone<strong>in</strong>ander Lernen“, als Gruppe mite<strong>in</strong>ander umzugehen undRücksicht zu nehmen – sogar K<strong>in</strong>der, die sonst schnell Langeweile entwickelnoder unkonzentriert im Alltag wirken, lassen sich auf die Projekte gut e<strong>in</strong>.Große und Kle<strong>in</strong>e werden <strong>in</strong> den Forscherprojekten konfrontiert mit D<strong>in</strong>gen undZusammenhängen aus dem alltäglichen Leben, die sie sonst nicht so wahrnehmenund kennen. Allerd<strong>in</strong>gs „lernen“ die Forscherknirpse anders. Sie denkennoch kaum im Zusammenhang von Gestern und Morgen. Sie lernen bei jedeme<strong>in</strong>zelnen Schritt, beispielsweise, dass Schnee kalt ist, dass er schmelzen kann,dass Schnee e<strong>in</strong>e feste Masse ist und vor allem, wie toll man damit spielen kann.Spielerisch aber sehr zielgerichtet und voller Begeisterung sammeln sie auf ihreWeise neue Erfahrungen und forschen weiter: Gestern mit Schnee, heute mitFarben und Rasierschaum...4. H<strong>in</strong>gucker: Tipps für NachahmerVorbereitung: Zeit haben, den passenden Augenblick abwarten und mit e<strong>in</strong>emtollen Thema beg<strong>in</strong>nen. Man sollte sich eigenes Wissen aneignen und vor allemeigene Forscherneugierde haben, das heißt auch sich selbst die Hemmschwellezu nehmen, <strong>in</strong>dem man das Thema „naturwissenschaftlich-technische Bildung“nicht zu kompliziert sieht. Zur E<strong>in</strong>führung das passende Material geme<strong>in</strong>sam mitden K<strong>in</strong>dern zusammensuchen und mit e<strong>in</strong>em „Materialtablett“ dieAufmerksamkeit wecken.Durchführung: Vor dem eigentlichen Loslegen sollte jeder, der e<strong>in</strong> Experimentanleitet, es vorher selbst e<strong>in</strong>mal ausprobiert haben, damit man möglichenPannen aus dem Weg gehen kann. Wenn die K<strong>in</strong>der dann mitforschen, sollteman sich Zeit nehmen, damit sie sich auf die Naturphänomene e<strong>in</strong>lassen könnenund sich <strong>in</strong>s Staunen versetzen. Alles erfolgt Schritt für Schritt und gel<strong>in</strong>gt nichtimmer gleich beim ersten Ansatz. Sollte <strong>in</strong> der Durchführung mal etwas schiefgehen - nicht sofort aufgeben, sondern daraus neu schöpfen, woran es gelegenhaben könnte.„Das Wort Aggregatzustände kenneich zwar nicht,aber ich b<strong>in</strong> gerade sehr damitbeschäftigt.”H<strong>in</strong>tergrund: E<strong>in</strong> guter Vorrat an umfassender Literatur ist von Vorteil. Alles, wasim Alltag benutzt oder auch weggeworfen wird, ist kostengünstiges Material fürsExperimentieren.Räume: Fast überall lässt sich Platz zum Experimentieren und Forschen e<strong>in</strong>richten.Optimal wäre e<strong>in</strong>e Forscherecke, die als fester Ort jederzeit genutzt werdenkann.74 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisDokumentation: Fotos, Aussagen der K<strong>in</strong>der sowie ihre Forscherarbeiten s<strong>in</strong>d hilfreich.Bei Festen im K<strong>in</strong>dergarten lässt sich das e<strong>in</strong>e oder andere Experiment gutzeigen. Die Eltern wollen auch etwas erfahren.Die Kita – auf e<strong>in</strong>en BlickName: Städtische K<strong>in</strong>dertagesstätte „Die Langstrümpfe”Träger: Stadt Oelde, Das JugendamtAnsprechpartner<strong>in</strong>nen: Mart<strong>in</strong>a Langenberg, Mechthild Nienaber, Anna Wilhelm,Christ<strong>in</strong>a FrankoneAdresse:Spellerstraße 15, 59302 OeldeTel.: 02522/ 62549E-mail:kita-langstruempfe@onl<strong>in</strong>e.deInternet:www.oelde.de<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 75


Projekt/ Praxis„Räume dienen dem Ziel, dasStaunen über die Vielfalt, dieGeheimnisse und den Zauber deralltäglichen Phänomene wieder zuentdecken. Unsere E<strong>in</strong>richtungens<strong>in</strong>d vor allem Werkstätten, <strong>in</strong> denenK<strong>in</strong>der die Welt untersuchen underforschen.”aus e<strong>in</strong>er unveröffentlichtenMitschrift e<strong>in</strong>es Gespräches mitLoris Malaguzzi, Reggio-PädagogeReggio plusWichern-K<strong>in</strong>dergarten, Oelde1. Hundert Sprachen: Reggiopädagogik als Grundlage2. Scheitern und Wachsen3. Öffentliche Anerkennung4. Vom Frieren und Auftauen – W<strong>in</strong>terexperimente auf e<strong>in</strong>en Blick1. Hundert Sprachen: Reggiopädagogik als GrundlageIn unserer E<strong>in</strong>richtung arbeiten wir „Reggio orientiert“. Und e<strong>in</strong> Leitbild derReggiopädagogik ist es, K<strong>in</strong>der als Forscher und Entdecker zu sehen. Das konntenwir <strong>in</strong> diesem Projekt vertiefen, unsere Ansätze verbessern, mehr Inputbekommen für Experimente. Wir s<strong>in</strong>d überzeugt, dass K<strong>in</strong>der über e<strong>in</strong> hohes Maßan Kompetenzen verfügen. Sie lernen durch alltägliche Erfahrungen, durchErkunden, Experimentieren und vor allem auch dadurch, dass sie ihreEntdeckungen, Erlebnisse, Empf<strong>in</strong>dungen und Deutungen <strong>in</strong> „hundert Sprachen“zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen – mit Worten, Bildern oder darstellendem Spiel.In der Reggio-Pädagogik werden K<strong>in</strong>der als Forscher und Entdecker gesehen -dieser Gedanke hat uns dazu gebracht, an dem naturwissenschaftlich-technischenProjekt teilzunehmen. Ziel ist es, e<strong>in</strong>en Raum zu schaffen, <strong>in</strong> dem dieK<strong>in</strong>der Anregungen und Materialien f<strong>in</strong>den, die zum Experimentieren auffordern.Das ist eben auch die Reggiopädagogik, dass die Räume als „Dritter Erzieher“ zusehen s<strong>in</strong>d.E<strong>in</strong> Beispiel: Ich hatte e<strong>in</strong>en „Bohnentisch” <strong>in</strong> den Gruppenraum gestellt – e<strong>in</strong> Tischmit e<strong>in</strong>er Holzumrandung, gefüllt mit weißen, getrockneten Bohnen. An diesemTisch konnten die K<strong>in</strong>der wiegen, messen, gießen von e<strong>in</strong>em Becher <strong>in</strong> den anderen,die Bohnen e<strong>in</strong>fach nur durch die Hände rieseln lassen. Sie konnten frei experimentieren(offene Exploration). Alle Altersgruppen unserer E<strong>in</strong>richtung haben zuunterschiedlichen Zeiten mit den Bohnen hantiert. Den 2-3 jährigen reichte es dieBohnen mit e<strong>in</strong>em Löffel zu schaufeln. Die Großen haben mit Röhren Rutschbahnenund Abfüllanlagen gebaut.Für die K<strong>in</strong>der hatte der Bohnentisch e<strong>in</strong>en hohen Spaßfaktor, me<strong>in</strong> Ziel war es, denK<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e Möglichkeit zu geben z.B. Mengen zu erfassen, zu wiegen und zumessen.Das „Eis und Schnee Projekt“, das wir im W<strong>in</strong>ter gemacht haben, hatte ebenfallse<strong>in</strong>e hohe Aufmerksamkeit der K<strong>in</strong>der. Und das Endergebnis „Kunst mit farbigemEis“ zu gestalten, hatte noch etwas Besonderes: Dieses (Eis)bild war vergänglich.76 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ Praxis2. Scheitern und WachsenUns fasz<strong>in</strong>iert immer wieder, mit welcher Neugier die K<strong>in</strong>der an e<strong>in</strong>e Sache herangehen.Es wird alles ausprobiert und bestaunt. Ob das ganze Projekt von Erfolggekrönt ist, ist für K<strong>in</strong>der nicht wichtig, Hauptsache ist, es wurde alles ausprobiert– z. B. unser kle<strong>in</strong>es Experiment mit e<strong>in</strong>em Eiswürfel, Salz und e<strong>in</strong>em Faden:Mithilfe des Salzes sollte e<strong>in</strong> Wollfaden am Eiswürfel kleben bleiben, so dass manihn daran hochziehen konnte. Dieser Versuch gelang leider nicht. Für die K<strong>in</strong>derspielte das aber ke<strong>in</strong>e Rolle. Sie haben beobachtet, was das Salz mit demEiswürfel gemacht hat, eigene Theorien entwickelt, warum das Eis schmilzt,selbst das Salz wurde probiert - vielleicht war es das falsche Salz? Für K<strong>in</strong>der istnicht das Ziel, das Endergebnis wichtig, sondern der Weg dah<strong>in</strong>. Ich b<strong>in</strong> derMe<strong>in</strong>ung, dass man K<strong>in</strong>dern mehr zutrauen kann als allgeme<strong>in</strong> erwartet wird.K<strong>in</strong>der, die neugierig s<strong>in</strong>d, sollten gefördert werden. Ich habe mich auch mitHochbegabungen beschäftigt - und <strong>in</strong> diesem Zusammenhang hat e<strong>in</strong> Expertegesagt: Die Flut hebt alle Schiffe. Ich kann Anregung anbieten – und das K<strong>in</strong>dholt sich, was für es wichtig ist. K<strong>in</strong>der brauchen Zuwendung, und K<strong>in</strong>der sollenauch spielen – nur kommt es darauf an, wie ich sie spielen lasse, was ich ihnenals Angebote gebe. Das e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>d sieht das Angebot und nimmt es, das anderegeht dran vorbei.„Vorstellung ist wichtiger alsWissen.“Albert E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>3. Öffentliche AnerkennungDie K<strong>in</strong>dergartenarbeit hat sich sehr verändert im Laufe der Jahre. Vieles habenwir gemacht, weil es so bestimmt wurde. Und vieles machen wir schon sehrlange, ohne dass es große Anerkennung bekommen hätte. Wir haben zumBeispiel immer schon experimentiert, wir haben vieles schon gemacht, als esnoch gar nicht hieß, wir sollten es tun.Mit diesem Projekt und se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> den öffentlichen Raum hat unsere<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 77


Projekt/ PraxisArbeit plötzlich e<strong>in</strong>en höheren Stellenwert bekommen nach außen. Was wir tun,wird aufgewertet – und die Leute schauen ganz anders h<strong>in</strong>. Man darf es nicht alszusätzliche Bürde sehen – sondern sollte e<strong>in</strong>fach schauen: Wo ist dieses Thema<strong>in</strong> me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>dergartenalltag schon präsent? Das ist auch für uns wichtig: Wirhaben nicht noch e<strong>in</strong>e Aufgabe „dazu bekommen“ – wir machen vieles weiterund besser und e<strong>in</strong>fach noch sichtbarer. Da lesen es dann die Eltern <strong>in</strong> derZeitung und sagen: „Passt mal auf, das macht ihr jetzt bestimmt auch imK<strong>in</strong>dergarten!“4. Vom Frieren und Auftauen – W<strong>in</strong>terexperimente auf e<strong>in</strong>en Blick1. Experiment:Schnee wird <strong>in</strong> 4 E<strong>in</strong>machgläser gefüllt. Jedes Schneeglas wird mit e<strong>in</strong>emTropfen Lebensmittelfarbe beträufelt. Die Gläser werden auf die Fensterbankgestellt. Nach e<strong>in</strong>er Stunde kann man schon beobachten, dass der Schneeanfängt zu schmelzen.In der Mittagszeit stellen die K<strong>in</strong>der fest, dass der gesamte Schnee geschmolzenist. Nun stehen vier Gläser auf der Fensterbank mit rotem, grünem, gelbem undblauem Schneewasser.2. Experiment:Nachdem alle K<strong>in</strong>der das geschmolzene Wasser gesehen haben, wurde überlegt,„was machen wir damit?“ „Wieder e<strong>in</strong>frieren“ war die beste Idee. In kle<strong>in</strong>enFormen wurde das Schmelzwasser verteilt und <strong>in</strong> flachen Schalen nach draußen<strong>in</strong> den Schnee gestellt. Das Wasser sollte wieder fest werden. Nach längeremBeobachten und dem Überprüfen, ob das Wasser zu Eis geworden ist, haben wirfestgestellt, dass die Kälte draußen nicht ausreichend ist und wir denGefrierschrank zur Unterstützung brauchen. Dar<strong>in</strong> ist es noch kälter als draußen!3. Experiment:Das Wasser ist zu Eis geworden! Was machen wir mit dem farbigen Eis?Wir haben e<strong>in</strong>en Spiegel auf den Tisch gelegt und auf den Spiegel die Eisfiguren.Es wurde e<strong>in</strong> Bild gelegt.Rote, blaue, grüne und gelbe Eisstücke <strong>in</strong> rund und eckig bildeten e<strong>in</strong> Kunstwerkaus Eis. Durch die Raumtemperatur und die warmen K<strong>in</strong>derhände verändertesich unser Kunstwerk ständig. Bizarre Skulpturen entwickelten sich, bis sich dasKunstwerk <strong>in</strong> Wasser auflöste.Alles ist vergänglich.4. Experiment:Wir haben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeitschrift gesehen, wie aus e<strong>in</strong>em Bettlaken e<strong>in</strong> Iglu gebautwurde. Das wollten wir auch versuchen. Als Erstes wurde e<strong>in</strong> Gestell gebaut. Anzwei Holzlatten wurde e<strong>in</strong> Bettlaken getackert, welches anschließend mit78 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Projekt/ PraxisBändern an das Vordach unserer Terrasse gehängt und dann mit Wasser begossenwurde. E<strong>in</strong>en Tag und e<strong>in</strong>e Nacht haben wir das Bettlaken draußen <strong>in</strong> dereisigen Kälte hängen gelassen. Am nächsten Tag war es fast steif gefroren, alsohaben wir das ganze Laken noch e<strong>in</strong>mal nass gemacht. Am anderen Morgen wardas Iglu fertig! Wir haben das Iglu dann <strong>in</strong> den Schnee gestellt und s<strong>in</strong>d fast allee<strong>in</strong>mal h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gekrochen. Am nächsten Tag setzte Tauwetter e<strong>in</strong> und schon lagalles platt im Garten!Die Kita - auf e<strong>in</strong>en BlickName: Wichern-K<strong>in</strong>dergartenTräger: Ev Kirchengeme<strong>in</strong>de OeldeAnsprechpartner<strong>in</strong>:Marion RohdeAdresse:Johannesstraße, 95302 OeldeTel.: 02522 / 4764E-Mail:kontakt@wichern-k<strong>in</strong>dergartenInternet:www.wichern-k<strong>in</strong>dergarten.de<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 79


ExkursionenExkursionenStöbertage bei Haver & Boecker, Oelde:Warum die Masch<strong>in</strong>e so schnell wiegen können muss – und wie toll Pannen s<strong>in</strong>d.Stöbertage bei der GEA Westfalia Separator, Oelde:Wie das Pr<strong>in</strong>zip der Salatschleuder auf die Drehbank kommt ...Forscherfest:Die Flut hebt alle SchiffeRaus <strong>in</strong>s Feld, ganz nah ran an die unbekannte Materie, den Phänomenen h<strong>in</strong>terher- wer nur am Schreibtisch forscht, versäumt, wie die D<strong>in</strong>ge riechen,schmecken, sich anfühlen oder anhören. Forscher brauchen Exkursionen, undS<strong>in</strong>nese<strong>in</strong>drücke gehören zu den wesentlichen Antworten auf die Warum-Fragenvon K<strong>in</strong>dern. Das ist e<strong>in</strong> guter Grund für das Konzept, Stöbertage <strong>in</strong> Betriebendurchzuführen.Drei/vier andere s<strong>in</strong>d: Die Neugier der K<strong>in</strong>der auf die Betriebe, <strong>in</strong> denen nicht seltenihre eigenen Eltern arbeiten. Sie können dort sehen, welche Produkte wie entstehen– und wie ähnlich viele Prozesse dem s<strong>in</strong>d, was sie auch <strong>in</strong> der Kita <strong>in</strong>ihren Experimenten tun. Sie können echte Erkenntnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er echtenUmgebung gew<strong>in</strong>nen, was die Dimension von Gebäuden, Masch<strong>in</strong>en, Werkhallenganz neu erschließt. Und schließlich führt jeder Blick über den Tellerrand zuBildungs-Begegnungen auf beiden Seiten.<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 81


ExkursionenStöbertage bei Haver & Boecker, OeldeWarum die Masch<strong>in</strong>e so schnell wiegen können muss – und wietoll Pannen s<strong>in</strong>dUngewöhnlich still s<strong>in</strong>d die meisten K<strong>in</strong>der schon, als sie da im Schulungsraumsitzen, <strong>in</strong> dem gleich e<strong>in</strong> Film über Haver & Boecker zu sehen se<strong>in</strong> wird. Was wirdjetzt passieren <strong>in</strong> dieser riesigen Fabrik? Das Ambiente ist schon e<strong>in</strong> bisschene<strong>in</strong>schüchternd…wären da nicht die „Großen“: Auszubildende, die die K<strong>in</strong>derbeim Rundgang an die Hand nehmen und später mit ihnen e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dmühle undkle<strong>in</strong>e Plastikfiguren bauen werden. Sie s<strong>in</strong>d das „Geheimrezept“ e<strong>in</strong>esStöbertages bei H&B. Wie große, fürsorgliche Geschwister widmen sie sich ihrerpädagogischen Aufgabe sichtlich gerne mit beachtlichem Engagement undSensibilität für die Kle<strong>in</strong>en. Zum Glück gibt es viele von ihnen: 122 Azubis gibt esbei Haver & Boecker alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Oelde.An der ersten Station, gleich neben dem Schulungsraum, fängt die Arbeit an:Hier sollen die K<strong>in</strong>der mit Unterstützung exakt zwei Kilo Sand <strong>in</strong> bereit gestellteTüten abfüllen, e<strong>in</strong>e digitale Waage misst genau und will gut im Auge behaltenwerden. Augenmaß, e<strong>in</strong> Gefühl für Gewichte und Mengen, nicht allzu hektischesSandschaufeln und Geduld s<strong>in</strong>d gefragt, bis die Tüten gefüllt s<strong>in</strong>d. Das dauert!Die „Großen“ geben Tipps, wie viel Sand ungefähr noch auf die Schaufel muss,bis die zwei Kilo <strong>in</strong> der Tüte voll s<strong>in</strong>d - und saubermachen werden sie h<strong>in</strong>terherauch.Später erleben die K<strong>in</strong>der, <strong>in</strong> welch rasendem Tempo e<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e von H&Be<strong>in</strong>en Zementsack exakt auf das Zehntelgramm genau füllen kann. Sie werdenAbfüllmasch<strong>in</strong>en bestaunen und sich fragen, warum e<strong>in</strong>e rund wie e<strong>in</strong> Karussellgebaut ist (Antwort: weil sie so weniger Platz braucht). E<strong>in</strong>ige werden mutig vorschlagen,doch selbst e<strong>in</strong>mal auf den Abfüllstutzen „Karussell“ zu fahren, wohlwissend, dass ihnen der nette Führer das natürlich nicht erlauben wird. Und e<strong>in</strong>igerätseln begeistert, warum der Prototyp e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>e lauter Säcke auf denBoden wirft, statt sie zu füllen – Pannen s<strong>in</strong>d eben oft fasz<strong>in</strong>ierender alsPerfektion. Sie bestaunen die riesigen Kräne, die an der Decke der Halle entlangfahren, mit denen man mühelos das Familienauto <strong>in</strong> die Luft heben könnte oderdie Monstertasche, die fast aussieht wie die E<strong>in</strong>kaufstaschen zuhause - nur zehnmal so groß. Und sie erleben mit eigener Hand, wie leicht sich e<strong>in</strong>e Masse, diewie fe<strong>in</strong>es Mehl aussieht, bewegen lässt, wenn von unten Luft <strong>in</strong> den Behältergeblasen wird. Da s<strong>in</strong>d auch kle<strong>in</strong>e, zarte Mädchen stark wie Pippi Langstrumpf!Bei all dem werden sie freundlich zurückhaltend begleitet von denAuszubildenden. Denen ist der Stöbertag der Dötze weder lästig, noch f<strong>in</strong>den sieihre Rolle unter ihrer Würde: Es sei schön, auch mal K<strong>in</strong>der hier <strong>in</strong> der Firma zu82 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Exkursionenhaben, denen was beizubr<strong>in</strong>gen und mit ihnen zu arbeiten, sagen sie. Für denAusbildungsleiter Alfons Tentrup s<strong>in</strong>d sie das A und O der Stöbertage: „Man siehtja, wie begeistert die Azubis bei der Sache waren. Die geben sich große Mühe,versuchen auch mit den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong>s Gespräch zu kommen, ihnen zu zeigen, wieman was macht.“„Die können viel mehr als ich dachte“Zweite Station des Stöbertages bei Haver & Boecker: Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d zurück imSchulungsraum und je e<strong>in</strong> Azubi unterstützt sie dabei, e<strong>in</strong> W<strong>in</strong>drad zu bauen, dassie als Er<strong>in</strong>nerungsstück mitnehmen dürfen. Mark 11 , der mit Luisa arbeitet, istbee<strong>in</strong>druckt: „Ich wusste gar nicht“, gibt er zu, „dass die <strong>in</strong> dem Alter schon solcheshandwerkliches Geschick haben“. Ob wir alle „die Kle<strong>in</strong>en“ unterschätzen?Immerh<strong>in</strong> arbeiten sie hier mit Schulungsfolien, die eigentlich für ältere K<strong>in</strong>der undjunge Auszubildende gedacht s<strong>in</strong>d: Auf jeder Folie ist zwar nur e<strong>in</strong> Bauschritt zusehen, aber man muss schon e<strong>in</strong> gutes räumliches Vorstellungsvermögen haben,um e<strong>in</strong> Bild <strong>in</strong> den richtigen Handgriff zu übersetzen. Felix ist überzeugt, dass dieK<strong>in</strong>der am Stöbertag „auf jeden Fall technisches Verständnis und vielleicht sogarInteresse an e<strong>in</strong>em technischen Beruf entwickeln“. Aber auch er ist überrascht,wie gut „se<strong>in</strong>“ K<strong>in</strong>d die komplizierte Zeichnung verstanden hat: „Man traut denenzu wenig zu, ich b<strong>in</strong> positiv überrascht worden.“Alfons Tentrup empfiehlt das Konzept der Stöbertage bei Haver & Boecker auchanderen Unternehmen: E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Besichtigungstour reiche nicht, K<strong>in</strong>derbrauchten Stationen, an denen sie aktiv etwas machen können und möglichstauch e<strong>in</strong> eigenes Produkt zum Mitnehmen. Und sie brauchen die Azubis alsMentoren: „Für die K<strong>in</strong>der ist es von großer Bedeutung, wenn sich jemand um siekümmert. Alle<strong>in</strong>e bei der Montage würden sie schnell die Lust verlieren. Darumhaben wir von vornhere<strong>in</strong> gesagt, es muss e<strong>in</strong>e 1:1 Betreuung geben, sodass sieFragen stellen können und ihnen e<strong>in</strong>er hilft. Ganz wichtig auch: Alle 15 M<strong>in</strong>utenOrt und Aufgabe wechseln, so langweilen sie sich nicht.“Alle Bestandteile der kle<strong>in</strong>en„W<strong>in</strong>dmühle“, die dieAuszubildenden von „Haver &Boecker“ geme<strong>in</strong>sam mit denK<strong>in</strong>dern zu bauen beabsichtigten,hatten sie selbst hergestellt - auchdie Schrauben. Die K<strong>in</strong>der warenbee<strong>in</strong>druckt. Konzentriert, dieZungenspitze heraus gesteckt,balancierten sie die kle<strong>in</strong>enSchrauben und drehten sie auf dasGew<strong>in</strong>de. Wenn es misslang, versuchteder Auszubildende es.„Geht nicht!“ gab e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d auf.Frustriert nahm der Auszubildendedie fehlerhaft gefertigte Schraube.„Mist, wenn die nicht funktionieren!“stellte er fest. „Das Gew<strong>in</strong>de,guck mal, es ist nicht richtiggeschnitten. Da müssen wir nächstesMal sauberere Gew<strong>in</strong>deschneiden ...“ „Ja! Da ist so e<strong>in</strong>D<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Rille! Guck mal! Diesehier ist besser!“, antwortete se<strong>in</strong>ekle<strong>in</strong>e Arbeitskolleg<strong>in</strong>.11. Namen der K<strong>in</strong>der und Azubisgeändert<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 83


ExkursionenStöbertage bei GEA Westfalia Separator,OeldeWie das Pr<strong>in</strong>zip Salatschleuderauf die Drehbank kommt ...2 mal 8 K<strong>in</strong>der, 5-6 Jahre alt, e<strong>in</strong>ige halten sich noch lange nach der Ankunft imBetrieb an der Hand, denn e<strong>in</strong>e Werkhalle ist riesig und fast alles, was hier zusehen ist, ist den K<strong>in</strong>dern vollkommen neu. Da ist es gut, dass 16 motivierteAzubis ganz e<strong>in</strong>fache <strong>Versuche</strong> zum Warmlaufen bei den Stöbertagen ausgewählthaben: E<strong>in</strong> Wassereimer, bis zur Hälfte gefüllt, wird mit großem Armschwungviele Male im Kreis durch die Luft geschleudert - und ke<strong>in</strong> Tropfen fällt h<strong>in</strong>aus.Wie das? Erste Vermutungen werden geäußert. Nach und nach klärt sich dasPr<strong>in</strong>zip Salatschleuder und durch behutsames Assistieren der Azubis erfahren dieK<strong>in</strong>der, was Fliehkraft bedeutet.Danach kommt e<strong>in</strong>e Handzentrifuge aus dem Werkmuseum zum E<strong>in</strong>satz. Gutmöglich, dass sie manch e<strong>in</strong>es der K<strong>in</strong>der vom Bauernhof kennt: Hier wird Sahnevon Rohmilch getrennt und später <strong>in</strong> der Frühstückpause wird die zweite Gruppeerfahren: „Wir haben gerade Butter gemacht für unseren K<strong>in</strong>dergarten“. Die zweiteStöber-Gruppe kommt zum Pausensnack mit Joghurt und Saft direkt aus dergroßen Werkhalle des Betriebes. Dort werden Separatoren, die <strong>in</strong> Masch<strong>in</strong>enweltweit zum E<strong>in</strong>satz kommen, gefertigt - und man darf schon gespannt se<strong>in</strong>, wiees den Azubis an Drehbänken und Fräsen gel<strong>in</strong>gt, das abstrakte Wissen h<strong>in</strong>terder komplexen Technologie zu vermitteln.84 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Exkursionen„So ruhig s<strong>in</strong>d sie sonst nie“Liegt es an der 1:1 Betreuung, an den großen Schutzbrillen, die jedes K<strong>in</strong>dbekommt oder auch daran, dass hier echte Arbeitsgeräte bedient werden müssenund nicht Spielzeug? Je e<strong>in</strong> Azubi mit je e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d an der Hand tritt den Wegentlang der Werkbänke und Masch<strong>in</strong>en an. An jeder Station bekommen dieK<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e kurze Erklärung und dann die Gelegenheit, selbst zu bohren, fräsenoder den Startknopf zu drücken. Zeit lassen, erst zeigen und das Nötigsteerklären und schließlich die K<strong>in</strong>der machen lassen - die Azubis zeigen sehr vielpädagogisches Talent. Was die K<strong>in</strong>der anfangs noch nicht überblicken können:Nach und nach entsteht an den Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es raff<strong>in</strong>iertes Werkstück, dasman später mit nach Hause nehmen kann: e<strong>in</strong> kugelgelagerter Drehkreisel, der imletzten Arbeitsgang graviert und mit Ziffern versehen wird. Rote Backen, aktiveK<strong>in</strong>der, die erste Schüchternheit ist wie verflogen. K<strong>in</strong>der, die sonst schnell aufgeben,bleiben dran, sagt die Erzieher<strong>in</strong> - auch weil jeder den tollen Würfel habenwill.E<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für beide SeitenStöbertage mit lauter glücklichen und vor Aufregung geschafften K<strong>in</strong>dern funktionierendank guter Planung und Vorbereitung. He<strong>in</strong>z-Josef Westbomke von GEAWestfalia Separator hat alle Überlegungen zum Gel<strong>in</strong>gen der Werkerkundungdurch K<strong>in</strong>dergartenk<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>nvoll mit den Azubis des Betriebes geteilt.Aktivierung und Beteiligung passt zum Ausbildungskonzept des Unternehmens:GEA will Auszubildende, die mitdenken, Verantwortung tragen und die sich mitder werkseigenen Produktion identifizieren. Das üben und tra<strong>in</strong>ieren sie währendder Ausbildung <strong>in</strong> der Präsentation von Lern<strong>in</strong>halten z.B. durch wechselseitigesErklären. Das können sie auch während der Stöbertage unter Beweis stellen:Azubis bereiten sämtliche Abläufe vor, sorgen für Rohmilch und Kugellager, planengenau, was sie <strong>in</strong> welcher Reihenfolge zu erzählen haben und schaffen es <strong>in</strong>der Werkhalle, dass sich ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d verletzen kann und trotzdem alle ganz nahrangehen können. „Solche Spezialisten brauchen wir, die über ihr Fachwissenh<strong>in</strong>aus auch Tüftler und Problemlöser s<strong>in</strong>d“, sagt He<strong>in</strong>z-Josef Westbomke.Geme<strong>in</strong>sam mit den Azubis hat er auch das ganz besondere Mitbr<strong>in</strong>gsel erdacht,das den K<strong>in</strong>dern alle Stationen der Fertigung vorstellt und ihnen gleichzeitig e<strong>in</strong>eGedächtnisstütze für Zuhause mit an die Hand gibt. Und am Ende weiß mankaum, wer zufriedener mit dem Tag war, die Gäste oder die noch jungenGastgeber.Erfasst!E<strong>in</strong> Formular, mit dem sich dasAngebot der Betriebe leicht undtransparent für alle darstellen lässt,f<strong>in</strong>det sich unter:www.forscherk<strong>in</strong>der-oelde.de<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 85


ExkursionenForscherfestDie Flut hebt alle SchiffeAn e<strong>in</strong>em regnerischen, stürmischen Maisonntag platzt das 1200 qm großeFestzelt aus allen Nähten. Eltern und K<strong>in</strong>der, Omas und Opas, Schaulustige,Schulk<strong>in</strong>der und viele Bürger/<strong>in</strong>nen der Stadt können hier an e<strong>in</strong>em Nachmittagerleben, was es heißt, wenn „ihre“ Kita-K<strong>in</strong>der forschen: Es ist „Forscherfest“ -der krönende Abschluss des Oelder Pionierprojektes zur naturwissenschaftlichtechnischenBildung <strong>in</strong> Kitas. Jede E<strong>in</strong>richtung hat e<strong>in</strong>en Schwerpunkt vorbereitet,an den Ständen können Gäste von 2 bis 85 selber experimentieren, probierenund Phänomenen auf die Spur kommen: Ganze Familien basteln Vitam<strong>in</strong>raketen,machen Hörtests, experimentieren mit Wasser und Luft, lassen Autos anMagneten e<strong>in</strong>en Parcours bewältigen, br<strong>in</strong>gen Tischtennisbälle zum Schwebenund Bilder zum Leuchten. Omas, Mütter und Tanten bestürmen den Kon te xis-Stand, um auch e<strong>in</strong> Karussell oder e<strong>in</strong> Segelboot zu bauen, Väter wetteifern mitihren Töchtern, wer den Ball am längsten oben behalten kann. Die halbstündigenAuftritte der „Physikanten“ ziehen mit ihrer Bühnenschau große und kle<strong>in</strong>eZuschauer und Zuschauer<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> ihren Bann von „Hochspannung undExplosionsgefahr“. Auf dem Gelände, auf dem die ortsansässigen Unternehmennoch kurz zuvor die Ausbildungsmesse („Mach mit“) bestritten hatten, nutzenjetzt die 12 K<strong>in</strong>dergärten im Projekt die Infrastruktur für den öffentlichenHöhepunkt des Oelder Projektes für naturwissenschaftlich-technische Bildung.„Plötzlich hat e<strong>in</strong> pädagogischesProjekt e<strong>in</strong>en Stellenwert bekommennach außen. Unsere Arbeitwird aufgewertet – und die Leutenehmen sie viel genauer wahr. Dalesen dann Eltern <strong>in</strong> der Zeitungvom Projekt und sagen dann: Passtmal auf, das macht ihr jetztbestimmt auch im K<strong>in</strong>dergarten!“Marion Rohde, Wichernk<strong>in</strong>dergartenE<strong>in</strong>e logistische Meisterleistung – <strong>in</strong>sbesondere dank des Engagements desPionierunternehmens Haver & Boecker. Am Ende hat man mehr als 4000 Gästegezählt, ungezählte Raketen abgeschossen, das e<strong>in</strong> oder andere T-Shirt durchnässtund Tischtennisbälle <strong>in</strong> den Ecken des Zeltes versenkt. Die Honoratiorenhaben geredet und der Presse Rede und Antwort gestanden, die Azubis habenselbst noch im strömenden Regen Würstchen gegrillt, im Trockenen Kuchen undKaffee verkauft.Bildungslandschaft konkretVor allem aber: Das Fest bildet den vorläufigen Höhepunkt e<strong>in</strong>er öffentlichenWahrnehmung und Wertschätzung der Arbeit von Erzieher/<strong>in</strong>nen und K<strong>in</strong>dern.Was bei e<strong>in</strong>em Kitafest auf dem eigenen Gelände für e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Öffentlichkeitgel<strong>in</strong>gt, schafft das Forscherfest für die ganze Geme<strong>in</strong>de: Frühk<strong>in</strong>dliche Bildungund Erziehung zur Bürgerangelegenheit e<strong>in</strong>er Stadt werden zu lassen. Für e<strong>in</strong>paar Stunden können vergessen werden: Die ständig wachsenden Erwartungenan Erzieher/<strong>in</strong>nen mit neuen Pflichten und manchmal fragwürdigen Methoden, diesich Politik oder Wissenschaft ausgedacht haben, ohne die f<strong>in</strong>anziellenRessourcen zu verbessern; die Missachtung von „K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>nen“; der Alltagmit überlasteten Familien, die pädagogischen Herausforderungen.<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 87


ExkursionenE<strong>in</strong> Forscherfest zeigt sehr praktisch, wie kommunale Bildungslandschaften 12aussehen können: Was es wirklich heißen kann, wenn Bildung die Angelegenheitvon allen Bürger/<strong>in</strong>nen ist – seien sie nun Geschäftsführer e<strong>in</strong>es Unternehmens,Bürgermeister, Kita-Leiter<strong>in</strong> oder „e<strong>in</strong>fach nur“ <strong>in</strong>teressierte Eltern.Beim Forscherfest tauchen auch diejenigen auf, die bislang nur Zaungäste desProjektes waren oder im H<strong>in</strong>tergrund die Fäden zogen: der ehrenamtlich arbeitendeVere<strong>in</strong>, der sich Naturwissenschaft für K<strong>in</strong>der auf die Fahnen geschriebenhat, der Schre<strong>in</strong>er, der se<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>en Betrieb zur Erkundung anbietet, dasKulturgut Haus Nottbeck, das mit e<strong>in</strong>er echten alten Druckerpresse vor Ort ist,mit der man den eigenen Namen oder auch e<strong>in</strong> verrücktes Letternbild druckenkann, Fortbildungse<strong>in</strong>richtungen wie Kon te xis, das Jugendamt und das LWL-Landesjugendamt Westfalen.Hier können die Pioniere ganz nebenbei befragt werden von denen, die nochunsicher s<strong>in</strong>d, ob so etwas wie e<strong>in</strong> Stöbertag auch <strong>in</strong> ihrem Unternehmen funktioniert.Hier schaut die Kita X dem Familienzentrum Y über die Schulter, hierholen sich Mama und Papa Anregungen für das Experimentieren zuhause.12.Bildungslandschaft ist e<strong>in</strong>Kunstwort der Politik – geme<strong>in</strong>tist etwas sehr Kluges: E<strong>in</strong> umfassendes Bildungsverständnis, dasviel mehr me<strong>in</strong>t als Schule und vielmehr als Mathe, Englisch,Deutsch. E<strong>in</strong> Netzwerk <strong>in</strong> demKonzepte erweitert, Bildung mitviel mehr Akteuren als üblichgestaltet werden soll: mitK<strong>in</strong>dergärten und Jugendzentren,Schulen und Sportvere<strong>in</strong>en, mitBürger<strong>in</strong>itiativen, K<strong>in</strong>dern undEltern, mit Volkshochschulen undUnternehmen, mit Vere<strong>in</strong>en unde<strong>in</strong>zelnen Aktiven und vielenanderen.88 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


SchulterblickeSchulterblickeFragen und Antworten zu e<strong>in</strong>er gelungenen KooperationFragen zu Forscherfest und StöbertagenStöbertage und was man daraus lernen kann:K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen und Firmenvertreter ziehen BilanzMit Ideen und Initiative Neues entwickeln:Karl-Friedrich Knop, Bürgermeister der Stadt OeldeFrüh, spielerisch und ohne Druck:E<strong>in</strong> Gespräch mit Dr. Re<strong>in</strong>hold Festge, Geschäftsführer Haver & Böcker, Oelde<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 89


SchulterblickeFragen zu Forscherfest und StöbertagenKann man e<strong>in</strong>en Stöbertag auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr kle<strong>in</strong>en Unternehmen und ohneAzubis machen?Ja, das ist möglich. Eventuell muss wegen der Betreuung und zum Schutz derK<strong>in</strong>der die Gruppe dann kle<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>, evtl. müssen Eltern mit e<strong>in</strong>gebunden werden.Man kann dann zum Beispiel die Experimentierphasen der K<strong>in</strong>der evtl. <strong>in</strong>die Kita verlegen und die Besichtigungsthemen oder –stationen dort aufgreifen.Am Beispiel Haver & Boecker: Man könnte das Abwiegen von Sand schon <strong>in</strong>der Kita machen – sogar vor dem Besuch <strong>in</strong> der Firma – und es dann dortwieder aufgreifen.Gibt es auch andere Möglichkeiten, wie Kitas mit Firmen zusammen arbeitenkönnten?Siehe oben: Experimente <strong>in</strong> der Kita, Besichtigung darauf abgestimmt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emUnternehmen. Und natürlich können Firmen mit Material – oft sogar mit dem,was dort <strong>in</strong> den Müll wandern würde – die Forscherarbeit <strong>in</strong> Kitas unterstützen.Am besten lassen sich Ideen entwickeln, wenn Unternehmensmitarbeiter <strong>in</strong> derKita an Forschertagen hospitieren, um zu sehen, bei welchen Themen sichStöbertage oder andere Kooperationen anbieten würden – und umgekehrtKita- Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen bei Firmenbesuchen auf Ideen kommen.Und natürlich eignen sich auch Museen oder Vere<strong>in</strong>e als Kooperationspartner.Ist es nicht besser, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Forscherfest <strong>in</strong> der eigenen Kita zu machen?Besser oder schlechter gilt nicht! Natürlich kann man z.B. zur Verabschiedungder Schulk<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> Forscherfest machen oder statt e<strong>in</strong>es Sommerfestes. DerVorteil der „kle<strong>in</strong>en Forscherfeste“: E<strong>in</strong> neues, ungewöhnliches Thema für dieklassischen Anlässe und die volle Aufmerksamkeit der Eltern und Nachbarnoder auch Honoratioren für die eigene Kita. Der Vorteil des großenForscherfestes: E<strong>in</strong>e ganze Geme<strong>in</strong>de nimmt das Thema wahr, von denHonoratioren über Firmenchefs bis zu den Familien, jede e<strong>in</strong>zelne Kita wird soTeil e<strong>in</strong>er großen Aktion, das Thema wird aufgewertet, wird Stadtgespräch.Was muss man beachten bei e<strong>in</strong>em großen Forscherfest für e<strong>in</strong>e ganzeKommune?Der Ort muss wetterfest se<strong>in</strong> – e<strong>in</strong> solches Fest für draußen zu planen, birgt zuviele Risiken. Das „Oelder Modell“ lässt sich sicher auch an anderen Orten und90 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Schulterblickemit anderen „Vorläuferevents“ imitieren: Man nutzt e<strong>in</strong> bereits für e<strong>in</strong> anderesEvent platziertes Zelt (oder e<strong>in</strong>e bereits mit Messeständen ausgerüsteteStadthalle) für das Forscherfest. Bei Beteiligung von Unternehmen bietet sichdas Andocken an Veranstaltungen an, an denen die Unternehmen auch beteiligtwaren/s<strong>in</strong>d. Vor allem für logistische und Messebau-Fragen ist das Know-How von Firmen, die oft Messen besuchen, kaum zu toppen. Die durchschnittlicheStandgröße pro Kita sollte m<strong>in</strong>destens drei mal drei Quadratmeter betragen,damit auch Platz genug für’s Mitmachen ist. In jedem Fall empfiehlt sichfür e<strong>in</strong>e solche Großveranstaltung die Kooperation mit erfahrenen (größeren)Partnern, denn logistische, sanitäre und Sicherheitsfragen müssen beachtetund geplant werden, das Cater<strong>in</strong>g und die Beschallung organisiert und bezahltwerden und, und, und.www.forscherk<strong>in</strong>der-oelde.de Stichwort: Planungskonzeption Forscherfest<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 91


SchulterblickeStöbertageund was man daraus lernen kannK<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen und Firmenvertreter ziehen Bilanz100 Prozent Zufriedenheit bei allen Beteiligten und die feste Absicht,weiter zu stöbern - mit diesem geme<strong>in</strong>samen Fazit zeigten Erzieher<strong>in</strong>nen undFirmenvertreter hohe Zustimmung zu der erstmaligen Begegnung von produzierendenBetrieben am Ort und den K<strong>in</strong>dern aus 12 K<strong>in</strong>dertagesstätten <strong>in</strong> Oelde.Die Ergebnisse der Stöbertage 2010 hier im Überblick:Erfolgsfaktor: Gute VorbereitungEs beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>er klaren Angebotsbeschreibung 13 für den Stöbertag von Seitender Unternehmen und genauen Absprachen zwischen Firma (<strong>in</strong> der Regel demAusbildungsleiter) und Kita (mit den verantwortlichen Erzieher/<strong>in</strong>nen, die auchbeim Stöbertag dabei se<strong>in</strong> werden). Das A und O der Betreuung am Stöbertag iste<strong>in</strong>e sehr gute Planung und die E<strong>in</strong>stimmung der Azubis <strong>in</strong> das Thema und ihreZielgruppe K<strong>in</strong>dergartenk<strong>in</strong>der. Auch ihre Ideen s<strong>in</strong>d hilfreich für die Entwicklungk<strong>in</strong>dgerechter, spannender Angebote <strong>in</strong> k<strong>in</strong>dgerechter Sprache, mit verständlichenErklärungen. Mit Geduld sollten die Auszubildenden die Arbeitsaufträge fürdie K<strong>in</strong>der wiederholen können. E<strong>in</strong> partnerschaftlicher Umgang mit den K<strong>in</strong>dernversteht sich von selbst, und e<strong>in</strong>e 1:1 Betreuung durch die „lieben“ Azubis machtden Stöbertag perfekt. Weniger Vorbereitung braucht man für die „Diszipl<strong>in</strong>“ derK<strong>in</strong>der, die <strong>in</strong> der Regel vom fremden Ort und se<strong>in</strong>er Größe bee<strong>in</strong>druckt s<strong>in</strong>d.Und auch für die Erzieher<strong>in</strong>nen eröffnen sich durch die Betriebsbesuche neuePerspektiven: „Es war perfekt“.13. E<strong>in</strong> Formular, mit dem sich dieAngebote der Betriebe leicht undtransparent für alle darstellenlassen, f<strong>in</strong>det sich unterwww.forscherk<strong>in</strong>der-oelde.deHöhepunkte: Kle<strong>in</strong>e Welt <strong>in</strong> großer Welt gespiegeltMan kann es den K<strong>in</strong>dern ansehen und spüren – und oft noch Wochen späterhören und an Nachfragen und neuen Ideen bemerken: Stöbertage s<strong>in</strong>d Festtage,Rundum-Pakete aus Erlebnis und Bildung: Wissbegierige und technisch begeisterteK<strong>in</strong>der, deren Geschicklichkeit die Azubis <strong>in</strong> Staunen versetzt und strahlendeK<strong>in</strong>deraugen, die den besten Beweis abliefern für die pädagogischenFähigkeiten der Azubis. Auch Zappelphilippe können sich konzentrieren, und dieeigenen Produkte zum Anfassen (und Aufessen) lassen den Entdecker- undMacher<strong>in</strong>nenstolz wachsen: „Aus Rahm kann ich Butter machen!“ So groß undfremd können Masch<strong>in</strong>en gar nicht se<strong>in</strong>, dass man nicht durch geschickteAnalogien und kluge Experimente ihre erstaunlich alltagsnahe Gestalt (wie e<strong>in</strong>Karussell) verstehen, ihren Nutzen und ihre Funktionsweisen erleben könnte –seien es die Schleudern (Zentrifugalkräfte) oder die großen Masch<strong>in</strong>en, diezugleich wiegen und abfüllen können. Fasz<strong>in</strong>ation Werkshalle: Würde der Kran92 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Schulterblickeauch unser Auto heben können? War me<strong>in</strong> Vater nicht auch früherGabelstaplerfahrer? Wie geht der Zahlencode zum geheimen Raum? Woraufkommt es an, damit me<strong>in</strong> W<strong>in</strong>drad sich auch dreht? Die Erfahrung ist umso nachhaltiger,umso mehr die K<strong>in</strong>der etwas selbst herstellen und mitnehmen dürfen.Hier mischt sich der Stolz auf das eigene Produkt mit der Er<strong>in</strong>nerung an die„großen“ Vorbilder, die man gesehen, berührt, erlebt hat. Ist jemand verwundert,wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Würfelspiele nur noch mit dem „e<strong>in</strong>en“, selbst gemachtenWürfel spielen will? Oder das W<strong>in</strong>drad e<strong>in</strong>en Ehrenplatz im Garten bekommenmuss? Auch die Druckerei Festge und das Museum Klipp Klapp haben sich anden Stöbertagen beteiligt, um weiteren K<strong>in</strong>dern die Möglichkeit des Stöberns zueröffnen.K<strong>in</strong>d: „Was ist das?“Azubi: „Das ist Müll. Das werfen wirnachher weg. Was macht Ihr dennmit so was?“K<strong>in</strong>d: „Basteln“Wirkung auf die K<strong>in</strong>der: Begeisterte KonzentrationK<strong>in</strong>der fühlen sich ernst genommen, wenn man sie als kle<strong>in</strong>e Entdecker undTechniker/<strong>in</strong>nen ernst nimmt. Eigentlich weiß das jede/r. Ihr Interesse anMasch<strong>in</strong>en und Werkzeugen ist noch frisch (sie müssen ja noch ke<strong>in</strong> Geld damitverdienen), ungetrübt und voller Lust am Ausprobieren. ÜberraschendeKonzentrationsfähigkeiten und Ausdauer stärken bei allen Beteiligten dieErkenntnis: K<strong>in</strong>der können mehr, als wir erwartet haben! Auch schüchterne K<strong>in</strong>derwerden aus der Reserve gelockt; Mädchen zeigen, wie viel technischerSachverstand <strong>in</strong> ihnen steckt. Mit konzentrierter Begeisterung vergehen Stundenwie im Fluge und voller Stolz berichten e<strong>in</strong>ige, dass sie „zu Papa <strong>in</strong> die Firma“gefahren s<strong>in</strong>d. K<strong>in</strong>der fühlen sich wie Erwachsene am erwachsenen Ort. Und das(erwachsene) Material (der echten Arbeiter/<strong>in</strong>nen) aus den Betrieben wird <strong>in</strong> derKita weiter genutzt.Noch besser: Ideen und Anregungen zur OptimierungDas Programm sollte schon gegen 9:00 Uhr beg<strong>in</strong>nen, damit es ke<strong>in</strong>e Problemebei der Übermittagbetreuung gibt. Nicht zu viele Themen anbieten - statt zweiThemenfeldern während des Stöbertages reicht e<strong>in</strong>es aus. Lieber „etwas wenigerInput“, den dafür mehrfach an unterschiedlichen Beispielen wiederholt. Bei derPlanung der Stöbertage wünschen sich die Kitas vor allem ausreichend Term<strong>in</strong>efür alle „Schulkids“ - z.B. durch mehr Angebote weiterer Firmen oder e<strong>in</strong>e höhereK<strong>in</strong>derzahl pro Gruppe. Und warum nicht Stöbertage über das Jahr verteilen? DieFirmen-Pioniere wiederum wünschen sich mittelfristig e<strong>in</strong>e Verteilung „auf mehrSchultern“, denn der Organisationsaufwand ist hoch. Vor allem dieBerufsschultage und auch Prüfungen der Azubis verlangen e<strong>in</strong>e ausgeklügelteLogistik und Planung. Je mehr Firmen sich beteiligen, desto weniger Stöbertagemuss e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Unternehmen organisieren.<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 93


SchulterblickeE<strong>in</strong>e offene Baustelle: Kontakt zu den ElternWährend e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen unterstützende und sehr positiveErfahrungen mit Eltern gemacht haben (z.B. bei dem Transport der K<strong>in</strong>der zurFirma, bei den Rückmeldungen und dem Interesse der Eltern), berichten anderevon Des<strong>in</strong>teresse, Unverständnis für das Vorhaben, Problemen bei derUnterstützung sowie von fehlender Wertschätzung. Mehr Öffentlichkeitsarbeit(auch <strong>in</strong> der Kita) könnte weitere Eltern überzeugen und zur Unterstützung motivieren.Hier helfen Elternnachmittage oder auch Handreichungen zumExperimentieren zuhause, um Eltern frühzeitig als Partner zu gew<strong>in</strong>nen – bevorihre „Dienstleistungen“ zum Beispiel beim Transport gebraucht werden.Nachmachen erwünscht: Gute Bed<strong>in</strong>gungen für StöbertageJede Kita sollte zwei Begleitpersonen pro Gruppe stellen können. In der Firma istzusätzlich e<strong>in</strong>e 1:1 oder 1:2 Betreuung durch Azubis ideal. Das notwendigeVertrauen <strong>in</strong> die pädagogischen Fähigkeiten der Auszubildenden sche<strong>in</strong>t für diemeisten Ausbilder das ger<strong>in</strong>gste Problem gewesen zu se<strong>in</strong>. Alle s<strong>in</strong>d überzeugt:„Das können die.“ Sicher auch e<strong>in</strong> Beleg für e<strong>in</strong>e gute Unternehmens- undBildungskultur. Alle Stöbertage setzen außerdem auf e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation vonBesichtigung und konkreten Aufgaben: K<strong>in</strong>der brauchen aktives Tun. Dazu mussman ihnen Zeit lassen - auch im Umgang mit unbekannten Materialien undimmer wieder versuchen, die Größe und Fremdheit der Masch<strong>in</strong>en und Abläufedurch Analogien zu alltäglichen Gegenständen und Erfahrungen zu relativieren.Stöbern macht schließlich auch durstig - Getränke für K<strong>in</strong>der und Erwachseneund e<strong>in</strong>e Pause sollten e<strong>in</strong>geplant werden. Wichtiger als Firmenmedien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>jedem Fall das Erleben und die Erklärungen der Menschen, die die K<strong>in</strong>der begleiten– an erster Stelle die Auszubildenden. Man kann jedoch Filme,Werbematerial, sowie Grund<strong>in</strong>formationen zu den Firmen zur Vorbereitung <strong>in</strong> denKitas nutzen. Ideal zur E<strong>in</strong>stimmung der Erzieher/<strong>in</strong>nen auf e<strong>in</strong> Unternehmen istes, wenn Firmenräume für e<strong>in</strong>en (Experimentier-)Workshop im Vorfeld genutztwerden können. Absprachen und Infos zur gegenseitigen Vorbereitung <strong>in</strong> denUnternehmen und Kitas können nicht präzise genug se<strong>in</strong>, Anhaltspunkte bildenvor allem die dazu im Projekt entwickelten Formulare. Ansonsten gilt: Lieber e<strong>in</strong>malzuviel als zu wenig mite<strong>in</strong>ander telefonieren, auch am Tag vor e<strong>in</strong>emStöbertag. Dass Eltern möglichst schon vor den Stöbertagen <strong>in</strong> die naturwissenschaftlicheProjektarbeit e<strong>in</strong>bezogen werden sollten, belegen die unterschiedlichenErfahrungen der Kitas. E<strong>in</strong> selbst hergestelltes Andenken an den Stöbertagmuss mit e<strong>in</strong>geplant werden.Und nichts geht ohne gegenseitige Neugier und die Bereitschaft, sich auf neueWege zu begeben, mit anderen Professionen und Berufen den Austausch zu pflegen.94 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Schulterblicke„Mit Ideen und Initiative Neuesentwickelt"Wer den Nachwuchs fördern möchte, muss frühzeitig Sorge tragen,dass die elementare Lust am Entdecken und Experimentieren erhalten und durchpraktisches Erleben weiterentwickelt wird.Als Bürgermeister der Stadt Oelde freue ich mich über den erfolgreichen Verlaufdes Pilotprojektes und danke dem Unternehmen Haver & Boecker als Initiator,dem LWL-Landesjugendamt Westfalen sowie all jenen, die sich an der Durchführungbeteiligt haben. Bei den Stöbertagen im Unternehmen GEA WestfaliaSeparator im Frühjahr etwa konnte ich mich selbst davon überzeugen, mit wieviel Eifer, Aufnahmefähigkeit und Ausdauer die K<strong>in</strong>der am Werke waren.Das Projekt zeigt vielfältige positive Effekte: Durch die Fortbildung derErzieher/<strong>in</strong>nen konnten wir das Bewusstse<strong>in</strong> und Interesse für naturwissenschaftlich-technischePhänomene und Funktionsweisen nachhaltig ausbauen. Heutedürfen wir nicht ganz ohne Stolz feststellen, dass es uns gelungen ist, imBildungsalltag der K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen naturwissenschaftlich-technischeElemente fest zu verankern.Zudem besteht heute e<strong>in</strong> enger Kontakt zwischen den K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungenund den beteiligten Unternehmen. Frühk<strong>in</strong>dliche technische Bildung wird alsgeme<strong>in</strong>samer Auftrag verstanden, Unternehmen und K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungenbegegnen sich auf Augenhöhe und wertschätzen die Arbeit des anderen. In dergeme<strong>in</strong>samen Anstrengung mit den Unternehmen haben die K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungenihr Profil als Bildungsträger deutlich schärfen können.Ich b<strong>in</strong> zuversichtlich, dass es uns auf dieser Grundlage gel<strong>in</strong>gt, die naturwissenschaftlich-technischeBildung <strong>in</strong> Oelde vom Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter über die Schullaufbahnbis zum Studium – auch unter E<strong>in</strong>beziehung der heimischen Unternehmen – auszubauenund dauerhaft zu etablieren, zum Vorteil unserer K<strong>in</strong>der, die e<strong>in</strong>e hervorragendeAusbildung genießen, und zum Vorteil unserer Wirtschaft, die ihrenFachkräftenachwuchs schon von K<strong>in</strong>desbe<strong>in</strong>en an begleitet.Karl-Friedrich KnopBürgermeister der Stadt OeldeOelde im Oktober 201096 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


SchulterblickeFrüh, spielerisch und ohne Druck ...E<strong>in</strong> Gespräch mit Dr. Re<strong>in</strong>hold Festge, geschäftsführenderGesellschafter der Firma Haver & Boecker, Oelde und Ideengeberfür das ProjektHerr Dr. Festge – Sie haben den Anstoß zum Projekt gegeben. Wie kam es dazu?Eigentlich f<strong>in</strong>g alles mit me<strong>in</strong>em Buch an: E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derbuch, das wir zunächst nurals Gastgeschenk für unsere ch<strong>in</strong>esischen Kunden herausgegeben haben: „Lukasim Zementwerk“, das K<strong>in</strong>dern zeigt, wie Zement gemacht wird. Wir s<strong>in</strong>d ja hiere<strong>in</strong>e Zementgegend und produzieren bei Haver & Boecker unter anderemFüllmasch<strong>in</strong>en für Zement. Die Bilder für das Buch hat die 14jährige Tochterunserer Kommunikationschef<strong>in</strong> gezeichnet, es ist absolut k<strong>in</strong>dgerecht und kam <strong>in</strong>Ch<strong>in</strong>a blendend an. Mit der deutschen Version des Buches b<strong>in</strong> ich zu HerrnMeyer vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe gegangen und habe ihn gefragt,ob wir geme<strong>in</strong>sam damit etwas machen können. Mit der Buchidee b<strong>in</strong> ich, wennman so will, gescheitert – aber wir s<strong>in</strong>d uns dann sehr schnell e<strong>in</strong>ig geworden,dass wir aus dieser Idee das K<strong>in</strong>dergartenprojekt entwickeln wollten.Wie g<strong>in</strong>g es dann weiter?Der Landschaftsverband hat die Idee, kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der mit Technik undNaturwissenschaften bekannt zu machen, aufgegriffen. Die Mitarbeiter<strong>in</strong>nenhaben das Projekt konzipiert, ich habe dafür gesorgt, dass wir e<strong>in</strong>eKof<strong>in</strong>anzierung bekommen. Die Oelder Industrie und die Sparkasse haben dannZusagen gemacht und auch die Stadt Oelde, sodass wir uns über das Budgetrelativ schnell e<strong>in</strong>ig wurden. Und nach nur vier Monaten konnte es losgehen.Was sagen Sie anderen Unternehmen, warum sie hier aktiv werden sollen? Es istja nicht die Kernkompetenz von Firmen, sich um die Bildung vonK<strong>in</strong>dergartenk<strong>in</strong>dern zu kümmern...Wenn, dann müssen wir unser Engagement rund machen. Wir haben <strong>in</strong> Oelde dieInitiative Schule/Wirtschaft, und ich habe ke<strong>in</strong>e Probleme gehabt, dieUnternehmen vom S<strong>in</strong>n des K<strong>in</strong>dergartenprojektes zu überzeugen. Wir könnenheute vom K<strong>in</strong>dergartenprojekt bis zur Fachhochschule <strong>in</strong> Oelde alle Angebotevorhalten. Denn wir müssen die jungen Leute früh an die Technik heranführen.Viele wissen kurz vor der Ausbildung oft nicht, was sie werden wollen, weil sienichts oder wenig gesehen haben. Wir müssen früh, spielerisch und ohne Druck,<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 97


Schulterblickeohne Klausuren K<strong>in</strong>der an die Themen heranführen, dann s<strong>in</strong>d sie auch offendafür.Vielleicht haben wir hier als Familienunternehmen e<strong>in</strong>e größere Aff<strong>in</strong>ität zurNachwuchsbildung – nicht nur an der Spitze. Wir stehen für e<strong>in</strong>e guteAusbildungspolitik, und die fängt nicht erst am Firmentor an. Es macht ja auchsehr viel Spaß, die kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>der zu sehen, wie sie mit Begeisterung am sogenannten „Stöbertag“ hier auf dem Firmengelände alles aufsaugen und sichspielend erarbeiten.Haver & Boecker hat zahlreiche Auszubildende und bietet zum BeispielSchnuppertage für Grundschüler. Gehen Stöbertage auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb, dernicht ausbildet und noch nie K<strong>in</strong>der zu Gast hatte?Im Pr<strong>in</strong>zip schon, man muss e<strong>in</strong>fach anfangen. Man muss probieren, h<strong>in</strong>schauen,verändern. Wichtig ist, dass die K<strong>in</strong>der sich viel wohler fühlen, wenn sie vonunseren Auszubildenden herumgeführt und angeleitet werden. Für uns ist daske<strong>in</strong> Problem - wir bilden seit mehr als 100 Jahren aus.Aber nicht überall s<strong>in</strong>d Unternehmen so aktiv <strong>in</strong> Sachen Nachwuchsförderung…Dann handeln sie nicht klug – denn diese Initiativen s<strong>in</strong>d nicht nurZukunfts<strong>in</strong>vestition, sie kommen auch <strong>in</strong> der Bevölkerung sehr gut an. DerImagegew<strong>in</strong>n war nicht unser Ziel, ist aber e<strong>in</strong> angenehmes Beiprodukt. Das öffnetuns natürlich viele Türen bei denen, die früher skeptisch waren. Alle erkennen,dass man junge Leute so früher <strong>in</strong>teressieren kann; sie motivieren kann.Und was hat die Geme<strong>in</strong>de davon, wie profitieren K<strong>in</strong>der und Eltern?Die K<strong>in</strong>der haben von frühester K<strong>in</strong>dheit an E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> das, was e<strong>in</strong>mal für sieberuflich möglich se<strong>in</strong> könnte. Sie bekommen e<strong>in</strong>en besseren E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> dieWirklichkeit von Unternehmen. Den Eltern geht es ähnlich – sie brauchen ja auchInformationen, was zu ihren K<strong>in</strong>dern oder Jugendlichen passt und welcheChancen es <strong>in</strong> welchen Berufen gibt. Das ist e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>-W<strong>in</strong>-Situation: Die Elternkönnen ihren K<strong>in</strong>dern besser antworten, und die K<strong>in</strong>der wissen mehr, welcheAlternativen es gibt zu dem, was sie aus ihren Familien kennen. Sie kennen ja oftnur das, was Papa macht.Was br<strong>in</strong>gen Sie als Unternehmen e<strong>in</strong> - und was erwarten Sie von denKooperationspartnern?Wir hatten die Idee, stellen f<strong>in</strong>anzielle Mittel, Personal und Räume zur Verfügung– und unsere Kontakte. Der Landschaftsverband und die Kitas br<strong>in</strong>gen ihr98 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


Schulterblickepädagogisches Wissen, Methoden und Erfahrung e<strong>in</strong>. Sie wissen, wie man mitK<strong>in</strong>dern umgeht, wie man solche Themen k<strong>in</strong>dgerecht umsetzt – das können wirja nicht.Oft wird behauptet, Erzieher<strong>in</strong>nen hätten mit Technik und Naturwissenschaftennichts am Hut – ist das e<strong>in</strong> Vorurteil?Ich habe e<strong>in</strong> sehr positives Bild von Erzieher<strong>in</strong>nen. Als unsere K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> dem Alterwaren, g<strong>in</strong>gen sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tegrativen K<strong>in</strong>dergarten mit beh<strong>in</strong>derten und nichtbeh<strong>in</strong>dertenK<strong>in</strong>dern, mit farbigen und weißen K<strong>in</strong>dern aller Nationalitäten. DieK<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>nen damals waren alle sehr offen und sehr engagiert. DieWirkungen dieses guten K<strong>in</strong>dergartens erlebe ich bis heute.Gibt es Sicherheitsprobleme bei den Stöbertagen?Überhaupt nicht. Wir s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Raff<strong>in</strong>erie, wir produzieren ke<strong>in</strong> Gefahrgut, beiuns gibt es weniger Strahlung als im Krankenhaus. Und wir haben ja auch schonErfahrungen mit Schulk<strong>in</strong>dern. Wir passen auf, die K<strong>in</strong>der werden am Stöbertagdie ganze Zeit begleitet. Im Übrigen haben kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der auch Respekt, wenn siezum ersten Mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Fabrik kommen, weil sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt s<strong>in</strong>d, die sie sonstnicht kennen.Welche Empfehlungen gibt es für e<strong>in</strong>e solche Kooperation aus Ihrer Sicht? MitBlick auf mögliche „Nachahmer" an anderen Orten.Was ich empfehle: Man muss im Vorfeld die Beteiligten ordentlich <strong>in</strong>formieren unddann unter e<strong>in</strong>en Hut bekommen: In unserem Fall die Industrie, denLandschaftsverband, die Stadt und die Erzieher<strong>in</strong>nen. Man muss es unbed<strong>in</strong>gtgeme<strong>in</strong>sam wollen. Wenn man e<strong>in</strong>en zum Jagen tragen muss, dann hat es ke<strong>in</strong>enZweck. Auch unsere Ausbilder haben zu ke<strong>in</strong>em Zeitpunkt gedacht: „Hat derChef schon wieder e<strong>in</strong>e Idee, und wir sollen es auslöffeln“ - sondern die ziehenmit und machen es sich zu eigen.<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 99


LabordokumentationLabordokumentationLiteraturtipps zur (naturwissenschaftlich- technischen) BildungBachem, A.: Zukunft beg<strong>in</strong>nt mit Bildung: Mehr Verständnis für mathematischnaturwissenschaftlicheThemen, In: Schule NRW (2010), 8, S. 378 - 382Bildungsvere<strong>in</strong>barung NRW 2003Brüssel, Pit: Experimentieren Sie noch oder forschen Sie schon? In: Welt desK<strong>in</strong>des (2010), 2, S. 13 – 15Brüssel, Pit (2006): Professor Kle<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>s Experimentier-Werkstatt für K<strong>in</strong>der,MünsterMehr Chancen durch Bildung von Anfang an. Grundsätze zur Bildungsförderungfür K<strong>in</strong>der von 0 bis 10 Jahren <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen und Schulen imPrimarbereich <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen. Hrsg.: MFKJKS und Schulm<strong>in</strong>isterium,L<strong>in</strong>k: www.mfkjks.de und www.schulm<strong>in</strong>isterium.nrw.deEliot, Lise (2002): Was geht da dr<strong>in</strong>nen vor? Gehirnentwicklung <strong>in</strong> den ersten fünfLebensjahren. Berl<strong>in</strong>Elschenbroich, Donata (2001): Weltwissen der Siebenjährigen. Wie K<strong>in</strong>der dieWelt entdecken können, MünchenFthenakis, Wassilios E.; Wendell, Astrid; Daut, Marike; Eitel, Andreas; Schmitt,Annette (2009): Natur-Wissen-schaffen, TroisdorfFthenakis, Wassilios E.: Ko-Konstruktion: Lernen durch Zusammenarbeit, In:K<strong>in</strong>derzeit (2009) 3, S. 181- 185Jacobs, Dorothee(2009): Die Konzeptionswerkstatt <strong>in</strong> der Kita, Weimar, Berl<strong>in</strong>Jansen, F. Scherer, P.A. (Hrsg.) (2007): Forschend die Welt erobern:Naturwissenschaften im K<strong>in</strong>dergarten, MünchenKrieg, E. (2004): Lernen von Reggio: Theorie und Praxis der Reggio-Pädagogikim K<strong>in</strong>dergarten, LageLück, Gisela (2003): Handbuch der naturwissenschaftlichen Bildung, Freiburg i.Breisgau100 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


LabordokumentationRenner, Michael (2008): Spieltheorie und Spielpraxis, Freiburg im BreisgauSchäfer, Gerd, E. (Hrsg.) (2005): Bildung beg<strong>in</strong>nt mit der Geburt, We<strong>in</strong>heim undBaselSchäfer, Gerd, E. (2001): Bildungsprozesse im K<strong>in</strong>desalter. Selbstbildung,Erfahrung und Lernende <strong>in</strong> der frühen K<strong>in</strong>dheit. We<strong>in</strong>heim, MünchenSchäfer, E. Gerd; Alemzadeh, Marjan; Eden, Hilke; Rosenfelder, Diana (2009):Natur als Werkstatt, Weimar, Berl<strong>in</strong>Schneider, Kornelia (2008): K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer Weltaneignung unterstützen, In:K<strong>in</strong>dergarten heute, 6-7So geht’s – Spaß mit Zahlen und Mathematik im K<strong>in</strong>dergarten (2005),K<strong>in</strong>dergarten heute, Spot Titel 384Stiftung Akademie für K<strong>in</strong>der (Hrsg.) (2010): Forscherkalender, MünsterSträtz, Ra<strong>in</strong>er; Demandewitz, Helga (2007): Beobachten und Dokumentieren <strong>in</strong>Tagese<strong>in</strong>richtungen für K<strong>in</strong>der, Berl<strong>in</strong>, Düsseldorf, MannheimInternetadressen:www.forscherk<strong>in</strong>der-oelde.dewww.kontexis.dewww.wissen-und-wachsen.dewww.haus-der-kle<strong>in</strong>en-forscher.dewww.archiv-der-zukunft.dewww.akademie-fuer-k<strong>in</strong>der.dewww.natur-wissen-schaffen.de<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 101


LabordokumentationBeteiligte im Projektbeirat:Der gewählte Vorsitzende:Hans Meyer, LWL-JugenddezernentDas Projektteam:Irmgard Grieshop-Sander,Anita Kässler,Marianne Kitzmann, LWL-Landesjugendamt WestfalenHendrik van der Veen, Jugendamt Oelde, <strong>in</strong>zwischen Leiter des JugendamtesOeldeMitglieder:Dr. Re<strong>in</strong>hold Festge, Vorsitzender des Initiativkreises Wirtschaft, OeldeKarl-Friedrich Knop, Bürgermeister der Stadt OeldeHerr Kröger, Leiter des Jugendamtes OeldeFrau Stoffers, Leiter<strong>in</strong>, Das K<strong>in</strong>derhaus, Ev. Tagese<strong>in</strong>richtung für K<strong>in</strong>der &FamilienzentrumFrau W<strong>in</strong>gbermühle, Fachberater<strong>in</strong>, Caritasverband für die Diözese Münster e.V.Frau Prott, Fachberater<strong>in</strong>, Diakonisches Werk WestfalenHerr Stange, Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Warendorf mbHFrau lütke Zutelgte, K<strong>in</strong>dermuseum Klipp Klapp, OeldeFrau Schlüter, Familienbildungsstätte Oelde-NeubeckumFrau Hamacher-Jestadt, Volkshochschule Oelde-EnnigerlohFrau Kalkhake, LWL-Berufskolleg, Fachschule HammFrau Leistner-Bosewitz, Stadtbibliothek OeldeBildnachweise „<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>“© Agentur Butter, Düsseldorf, Stephan Wieland, S. 43, 49, 63, 84 beide Abb., 91,92, 95© LWL- Medienzentrum, Stephan Sagurna, S. 45, 56,© Haver & Boecker, Oelde, Stahnke, S. 82, 83, 97 beide Abb., 98, 99© Wichern-K<strong>in</strong>dergarten, Oelde, Marion Rhode, S. 75, 77, 78, 79© Katholischer K<strong>in</strong>dergarten St. Vitus, Oelde, S. 65, 67© Katholischer K<strong>in</strong>dergarten Hl. Kreuz, Oelde- Stromberg, S. 32, 68, 69© Katholischer K<strong>in</strong>dergarten St. Marien, Oelde- Sünn<strong>in</strong>ghausen/ St. JohannesOelde, S. 34, 37© Städtischer K<strong>in</strong>dergarten „Die Sprössl<strong>in</strong>ge“, Sandra Bäumer, S. 41, 50, 51, 53,55, 64,© Anita Kässler, LWL- Landesjugendamt Westfalen, Titel, 11, 12, 14, 15, 17, 23,24, 26, 27, 28 gebaut von Kon te xis, 30, 31, 35, 38, 39, 42, 46, 60, 61, 70,71,72,73, 74, 80, 82 oben, 85, 86, 93102 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>


ImpressumImpressum:<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>Das Handbuch zum Pilotprojekt „Naturwissenschaftlich-technische Bildung <strong>in</strong>K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen” <strong>in</strong> OeldeHrsg.:LWL-Landesjugendamt Westfalen48133 Münsterwww.lwl-landesjugendamt.deLWL-RedaktionIrmgard Grieshop-SanderAnita KässlerMarianne KitzmannText und KonzeptSanders Benn<strong>in</strong>ghoven, KölnBei den Texten für dieses Buch haben wir versucht, bei allgeme<strong>in</strong>enBeschreibungen männliche und weibliche Formen möglichst im Wechsel zu verwendenund den Lesefluss nicht durch fortlaufende Schrägstriche allzu sehr zuhemmen. In der Beschreibung realer Beispiele entspricht die weibliche odermännliche Form den Fakten.Entwurf + LayoutEli Creek Werbeagentur, MünsterDruck:Druckerei Buschmann, MünsterAuflage: 6.000 Stck.Münster, 2010<strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong> 103


104 <strong>Versuche</strong> <strong>starten</strong>

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