13.07.2015 Aufrufe

Die Finanzierung der privaten höheren Bildung - AEFLIB

Die Finanzierung der privaten höheren Bildung - AEFLIB

Die Finanzierung der privaten höheren Bildung - AEFLIB

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Die</strong> <strong>Finanzierung</strong> <strong>der</strong> <strong>privaten</strong> <strong>höheren</strong> <strong>Bildung</strong>Oftmals scheinen finanzielle Fragen primär technischer Natur zu sein, doch beinäherem Hinschauen bemerkt man rasch: Dem ist nicht immer so. « Pecunia nervusbelli » heißt es, und dasselbe gilt auch für alle an<strong>der</strong>en Tätigkeiten des Menschen.Geldfragen bestimmen nicht nur das Ausmaß von höherer <strong>Bildung</strong> im Allgemeinen,vielmehr haben die verschiedenen Konzepte finanzieller Unterstützung eine unmittelbareAuswirkung auf die Art und Weise, in <strong>der</strong> sich höhere <strong>Bildung</strong> enfaltet o<strong>der</strong> nicht. Kommtman auf die <strong>Finanzierung</strong> zu sprechen, so lautet eine grundsätzliche Frage, welcheAktivitäten genau finanziert werden sollen. In unserem Fall: Welche Ziele verfolgt höhere<strong>Bildung</strong>? Und welche Ziele verfolgt eine private höhere <strong>Bildung</strong>? Können sie mitstaatlicher Unterstützung verwirklicht werden? Unser Workshop soll Licht auf dieerzieherische, soziale und politische Dimension unseres Themas werfen.Traditionsgemäß lautet das Argument zugunsten eines öffentlichen Fundraisings für dieHochschulen, dass die Universität ihrer Natur nach ein öffentliches Gut ist, das vom Staaterwirtschaftet werden soll. Gäbe es nur private Einrichtungen, wäre höhere <strong>Bildung</strong> nichtin genügendem Ausmaß vorhanden. Grund dafür ist, dass die Universität ihrenAngestellten, sowohl in Lehre wie auch Verwaltung, nicht einfach Einkünfte bietet undihren Nutznießern - den Studenten - nicht einfach <strong>Die</strong>nstleistungen anbietet, son<strong>der</strong>ngleichzeitig positive „Außenposten“ schafft, die auf alle an<strong>der</strong>en Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesellschaftüberschwappen. <strong>Die</strong> Hochschule entwickelt und verbreitet wissenschaftliche Kenntnisse,die insgesamt die Basis für die materielle und kulturelle Entwicklung einer Gesellschaftbilden. Daher profitieren alle Bürger von höherer <strong>Bildung</strong>, obwohl nicht alle an ihrer<strong>Finanzierung</strong> beteiligt sind. Ohne staatliche Unterstützung unterläge die Hochschuledemnach <strong>der</strong> Gefahr einer Unterfinanzierung und die Gesellschaft würde nie ihrlangfristiges Entwicklungspotential erreichen. Der Staat kann dieses Problem durchBesteuerung <strong>der</strong> Gesamtheit seiner Staatsbürger in den Griff bekommen. Ausreichendausgestattete öffentliche Universitäten sind zumindest Garant für die Erreichung einesMindestniveaus an höherer <strong>Bildung</strong>, das von den Privatinstitutionen sinnvollerweiseergänzt wird.<strong>Die</strong>se traditionelle Sicht von <strong>der</strong> Beteiligung des Staates an <strong>der</strong> Verfügbarmachunghöherer <strong>Bildung</strong> ist in mehrerer Hinsicht problematisch, zum einen, was die Theorie <strong>der</strong>


öffentlichen Güter anbelangt (vgl. z. B. Hoppe 1993, Hummel 1990), zum an<strong>der</strong>en <strong>der</strong>empirische Bericht über private und öffentliche Einrichtungen für höhere <strong>Bildung</strong> (vgl. z.B. West 1994, Burleigh 1973, Kealey 1997). 1 In jüngster Zeit haben theoretischeDebatten ebenso wie die dichte Erfahrung <strong>der</strong> Epoche nach dem Zweiten Weltkrieg einernüchterndes Licht auf die gegenwärtige Organisation von Institutionen geworfen. Sowird höhere <strong>Bildung</strong> erstens massiv subventioniert, zweitens wird <strong>der</strong> Sektor <strong>der</strong> <strong>höheren</strong><strong>Bildung</strong> von öffentlichen Einrichtungen dominiert, während private eine deutlichuntergeordnete Rolle spielen. Heute scheint eine solche institutionelle Landschaft ein vielgeringeres Desi<strong>der</strong>at zu sein als noch vor 50 o<strong>der</strong> 60 Jahren. Viele Wissenschaftlerbetrachten diese mittlerweile als äußerst ineffizient und auf lange Sicht sogar schädlich.<strong>Die</strong>sbezügliche Kritiken geben zu bedenken, dass es <strong>der</strong> aktuellen und zukünftigenReform <strong>der</strong> Hochschule wohl bekommen würde, staatliche Beteiligung an höherer<strong>Bildung</strong> so weit wie möglich zu reduzieren.Wie dem auch sei - Faktum ist, dass die gegenwärtigen institutionellen Möglichkeitenin einem sehr großen Ausmaß nicht aus den <strong>höheren</strong> Errungenschaften öffentlicherEinrichtungen im Vergleich zu denen <strong>der</strong> <strong>privaten</strong> resultieren, son<strong>der</strong>n vielmehr einemfinanziellen Ungleichgewicht zugunsten des Ersteren entspringen. Familien, die ihreKin<strong>der</strong> in Privatschulen schicken wollen, müssen nicht nur Schulgeld bezahlen, son<strong>der</strong>nebenso die allgemeinen Steuern, die unter an<strong>der</strong>em für die <strong>Finanzierung</strong> öffentlicher<strong>Bildung</strong>seinrichtungen verwendet werden. <strong>Die</strong>ses Ungleichgewicht könnte durch dieEinführung von Schulgutscheinen ausgeglichen werden, wodurch den Familien die freieWahl jener Schule ermöglicht würde, die sie mit ihren Steuern auch wirklich unterstützenmöchten.Kann die Benachteiligung des <strong>privaten</strong> Sektors aber auch an<strong>der</strong>s aufgehoben werden? ImKontext <strong>der</strong> aktuellen Wirtschaftskrise stellt die Bitte um staatliche Beihilfen o<strong>der</strong> eineErhöhung <strong>der</strong>selben für private höhere <strong>Bildung</strong>seinrichtungen eine große Versuchung dar.So stellt sich die interessante Frage, in welchem Sinne in diesem Szenario solcheInstitutionen noch als „privat“ bezeichnet werden dürfen. Außerdem darf hinterfragtwerden, ob ein <strong>der</strong>artiges Ansinnen auf staatliche Unterstützung als weise Strategie geltenkann, und das sowohl aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> gegenwärtigen Sorgen <strong>der</strong> <strong>privaten</strong> Hochschule,als auch vom weiteren Blickwinkel <strong>der</strong> gesellschaftlichen Entwicklung aus.1Zur Geschichte öffentlicher Mittelschulen vgl. Barzun 1945 und Gatto 2000.


<strong>Die</strong> unterschiedlichen Berichte öffentlicher Einrichtungen stehen uns als warnendesBeispiel vor Augen. Staatliche <strong>Finanzierung</strong> bedeutet nicht nur ein Mehr anGelegenheiten für Geldverschwendung – man denke nur an den aufgeblähtenadministrativen Apparat o<strong>der</strong> an irrelevante Forschungsprojekte. Der Staat als Geldgebersteht auch für größere Abhängigkeit bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> Curricula, <strong>der</strong> Aufnahme vonStudierenden und Lehrenden, sowie <strong>der</strong> Organisation von Lehre und Forschung. SolcheTendenzen haben in den vergangenen 30 Jahren offensichtlich in so gut wie allenwestlichen Län<strong>der</strong>n stattgefunden.Wie<strong>der</strong>holt betonte Papst Benedikt, die Universität verkörpere mehr als alles an<strong>der</strong>edas Ideal <strong>der</strong> Wahrheitssuche und <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> ganzen menschlichen Person.Dabei gehe es nicht nur um einen Zuwachs an Wissen, son<strong>der</strong>n ebenso um den Aufbau<strong>der</strong> moralischen und geistlichen Dimension aller Beteiligten. Der Papst warnte vor <strong>der</strong>häufig stattfindenden Beeinflussung dieser Ideale durch ideologische Faktoren. Auch dasBestreben, die Universität nur als Unternehmen zu führen, das auf möglichstkostengünstige Bedienung seiner Kunden abzielt, stellt eine Versuchung dar. Solcheideologischen, utilitaristischen Verirrungen sind und bleiben eine Gefahr für dieUniversität, sei sie öffentlich o<strong>der</strong> privat. <strong>Die</strong>se Gefahr wächst jedoch, wenn sich immermehr Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>höheren</strong> <strong>Bildung</strong> in finanzielle Abhängigkeit vom Staat begeben.Staatliche Unterstützung ist scheinbar beson<strong>der</strong>s für jene Institutionen gefährlich, diemit <strong>der</strong> Meinung einer Mehrheit in Konflikt stehen. Von <strong>privaten</strong> Universitäten erwartetman beispielsweise, dass sie Zentren des Wi<strong>der</strong>standes gegen den rasend um sichgreifenden Säkularismus unserer Zeit sind. Doch wie können sie Festungen des Glaubensund Bollwerk gegen die Angriffe des Materialismus und an<strong>der</strong>er Ideologien sein, solltensie in Zukunft Geld vom Staat bekommen? Wie sollte ihre spezifische Sendung durch einesolche Abhängigkeit nicht tatsächlich in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn manannimmt, dass <strong>der</strong> Staat beinahe von Natur aus Handlanger <strong>der</strong> mehrheitlichen Meinungist?BibliographieBarzun, Jacques: Teacher in America (New York: Little, Brown & Co., 1945).Burleigh, Anne H.: Education in a Free Society (Indianapolis: Liberty Fund, 1973).


Gatto, John T.: The Un<strong>der</strong>ground History of American Education (New York: OdysseusGroup, 2000).Hoppe, Hans-Hermann::Economics and Ethics of Private Property (Boston: Kluwer,1993).Hummel, Jeffrey R.: “National Goods Versus Public Goods: Defense, Disarmament, andFree Ri<strong>der</strong>s,” Review of Austrian Economics, 4 (1990).Kealey, Terence: The Economic Laws of Scientific Research (London: PalgraveMacmillan, 1997).West, Edwin G.: Education and the State (Indianapolis: Liberty Fund, 3. Aufl., 1994).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!