Auf der Suche nachder verlorenenen Lust:Manchmal ist es ambesten, Uralt-Überzeugungenfür immerverschwinden zu lassensie endlich auf Betriebstemperatur istund Richtung Höhepunkt steuert.Stimmt so? Nachgefragt beim HamburgerSexualmediziner JohannesSievers (www.sexuelle-stoerungender-frau.de):„Es gibt Männer, diesehr schnell kommen – das ist jedocheine Störung und behandelbar. Normalerweisekönnen Frauen genausoschnell erregt werden und einen Orgasmuskriegen wie Männer.“ WirMädels sind nämlich in keiner Weisekomplizierter! Wir besitzen schließlichmit der Klitoris ein ähnliches Erregungsorganwie die Männer mitPenis und Hoden. Das Problem istein anderes: Laut einer Studie der UniGlasgow halten viele Frauen das Vorspielfür überbewertet, manche sindsogar davon genervt, ständig nachSchema F bearbeitet zu werden. Daswirft <strong>zum</strong> einen kein gutes Licht aufdie schottischen Männer. Und heißtin der Konsequenz: Nicht unser Körperist schuld, dass wir manchmalmehr Zeit brauchen. Eher das Ungeschickder Partner. Und unser Unwissen,was uns schnell in Wallung bringt(siehe auch nächster Punkt). KleineAnregung: auf Schlüsselreize setzen!Wenn ein gut gebauter Typ aus derDusche kommt, Wassertropfen rinnenam Körper runter, das Handtuchrutscht ganz langsam von den Lenden... Mal ehrlich, wer braucht danoch Endlos-Liebesspiele bis <strong>zum</strong>ersten Höhepunkt?Wer tollen Sex hat, muss sichnicht mehr selbst befriedigenNehmen wir für einen Moment an,Sex ist wie Schokolade essen. Manentblättert die Tafel zärtlich aus demSilberpapier, bricht sie voller Vorfreudein Stücke, lutscht zu zweit anden Riegelchen herum. Alles wunderbar.Aber hört man deswegen auf zunaschen, weil der andere aus demRaum geht? Oder keinen Appetitmehr hat? Im Gegenteil. Man willmehr. Immer mehr. Und futtert allein,20/2012 => 133
LIEBEDie Nummermit demKronleuchter?Führt nurzu kaputtenKnochen.Lust ist vieleinfacher, alswir denkenSex-Gehampel machtkeinen Spaß. Dannschon lieber in derMissionarsstellungschmusen. Wer zu vielturnt, der verspannt –und spürt kaum wasbis die Gier gestillt ist ... Der Appetitkommt beim Essen, das gilt für Süßkramwie fürs Liebesspiel. Meintauch die Sexologin und Autorin <strong>Ann</strong>-<strong>Marlene</strong> <strong>Henning</strong> („Make Love. EinAufklärungsbuch.“, Rogner & Bernhard,23 Euro): „Es ist ein Irrtum,dass Masturbation ein Zeichen dafürist, dass es im Bett nicht läuft. Im Gegenteil:Wer mit dem Partner Spaßhat, hat auch viel mehr Lust auf Solo-Sex.“ Nach einer Studie der BonnerUniversität befriedigen sich 86 Prozentder Frauen selbst, 90 Prozent erlebendie Solo-Variante nicht als Trostpflaster,sondern als eigenständigeSpielart. Warum auch nicht – dieVorteile liegen klar auf der Hand:Wir finden nicht nur heraus, was unsam meisten erregt, sondern könnenverschiedene Arten der Berührungdurchprobieren. „Es ist auch wunderschönunkompliziert“, sagt <strong>Ann</strong>-Marlen <strong>Henning</strong>. Man kann es tun,wo man will, wie man will, spart sichdie Seidendessous und Enthaarungsorgien,dafür winkt – laut Umfragenbei 83 Prozent der Frauen – ein sichererOrgasmus ... Immer noch nichtüberzeugt? Dann hilft vielleicht dasWellness-Argument: Selbstbefriedigungtrainiert den Beckenboden. UndRegelprobleme und Kopfweh lösensich einfach in Luft auf.Wer oft die Stellung wechselt,ist besonders gut im BettVom stehenden Kranich <strong>zum</strong> hockendenPudel, dann die geschlosseneMuschel und <strong>zum</strong> krönenden Abschlussdas wild gewordene Schaukelpferd:Nein, das ist kein Spaziergangdurch den Zoo. Sondern, gehtes nach den pornogeprägten Vorstellungenmancher Liebespartner,das sportliche Programm für einengelungenen Sexualkontakt. Dakriegt man ja schon beim ZuhörenMuskelkater. Und fühlt sich eher anolympischen Zehnkampf erinnertals an eine entspannte Nacht. AllesQuatsch! So ein Gehampel machtdoch keinen Spaß! Dann schon lieberfaul in der Missionarsstellungschmusen. Ist schließlich laut Studiendie Position, in der Frauen ambesten kommen. Denn wer herumturnt,der verspannt. Und spürt nichtso besonders viel. Kann man selbsttesten, wenn man mal die Faustballt und darüberstreift, dann wiederloslässt. Und schließlich kommtes doch beim Sex darauf an, loszulassen,zu spüren, zu genießen. Zweibis drei Stellungen, sagen SexologenFOTO: ANDREAS ACHMANN134 => 20/2012