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Architekturpreis Zukunft Wohnen 2009 Protokoll der Jurysitzung

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<strong>Architekturpreis</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>Wohnen</strong> <strong>2009</strong><br />

<strong>Protokoll</strong> <strong>der</strong> <strong>Jurysitzung</strong><br />

Die <strong>Jurysitzung</strong> fand am 20. März <strong>2009</strong> in den Räumen <strong>der</strong> Landesvertretung<br />

Sachsen-Anhalt in Berlin, Luisenstraße 18, 10117 Berlin statt.<br />

Der Jury gehörten an:<br />

Dipl.-Ing. Eberhard Bauer<br />

Präsident des Bundesverbandes Betonbauteile Deutschland e.V.<br />

Dieter Bartetzko<br />

Architekturkritiker, FAZ Frankfurt<br />

Univ.-Prof. Peter Ebner<br />

Technische Universität München,<br />

Stiftungslehrstuhl für Wohnungsbau und Wohnungswirtschaft, München<br />

Dipl.-Ing. Architekt Stefan Forster<br />

Stefan Forster Architekten, Frankfurt am Main<br />

Dipl.-Ing. Architektin Doris Gruber<br />

Vizepräsidentin des Bundes Deutscher Architekten BDA,<br />

Gruber + Popp Architekten BDA, Berlin<br />

Dipl.-Kfm. Andreas Kern<br />

Präsident des Bundesverbandes <strong>der</strong> Deutschen Zementindustrie e.V., Berlin<br />

Dipl.-Ing. Architekt Bernd Oxen<br />

Oxen + Partner Architekten, Hürth Efferen<br />

PD Dr. Christine Hannemann<br />

Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Sozialwissenschaften, Stadt- und<br />

Regionalsoziologie, Berlin<br />

Prof. Dr. sc. techn. Mike Schlaich<br />

Technische Universität Berlin, Fachgebiet Massivbau,<br />

Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart<br />

Dr.-Ing. Martin Schnei<strong>der</strong><br />

Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes <strong>der</strong> Deutschen Zementindustrie e.V., Berlin<br />

weitere Teilnehmer:<br />

Dipl.-Ing. Elisabeth Hierlein<br />

Fachvereinigung Deutscher Betonfertigteilbau e.V., Bonn<br />

Dipl.-Ing. Architekt Torsten Förster<br />

Bundesverband <strong>der</strong> Deutschen Zementindustrie e.V., Berlin<br />

Ursula Boelke<br />

Bundesverband <strong>der</strong> Deutschen Zementindustrie e.V., Berlin<br />

Simona Zorn<br />

Bundesverband <strong>der</strong> Deutschen Zementindustrie e.V., Berlin<br />

Den Juryvorsitz übernahm Frau Dipl.-Ing. Architektin Doris Gruber.<br />

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Rundgänge und Shortlist<br />

Es wurden 188 Projekte eingereicht. Es lagen keine Ausschlusskriterien vor. Vor<br />

<strong>der</strong> Sichtung <strong>der</strong> Projekte diskutierte die Jury die Beurteilungskriterien sowie<br />

die den Kategorien zugeordneten Fragestellungen <strong>der</strong> Auslobung. Es wurde ein<br />

Abstimmungs- und Diskussionsverfahren in mehreren Rundgängen festgelegt.<br />

1. Rundgang<br />

Einvernehmlich wurden folgende Beiträge ausgeschieden:<br />

03, 06, 08, 09, 12, 14, 15, 16, 22, 23, 24, 25, 29, 30, 31, 33, 41, 42, 45, 49, 54, 58, 59, 60,<br />

65, 70, 72, 73, 76, 77, 78, 83, 87, 91, 94, 95, 98, 104, 106, 110, 111, 113, 116, 117, 118,<br />

120, 121, 123, 124, 132, 133, 138, 139, 141, 142, 143, 146, 149, 152, 153, 155, 158, 160,<br />

166, 167, 168, 169, 171, 172, 177, 178, 183, 184, 185, 186, 187.<br />

Der Juryentscheid erfolgte einstimmig.<br />

2. Rundgang<br />

Einvernehmlich wurden folgende Beiträge ausgeschieden:<br />

02, 04, 05, 07, 11, 13, 18, 20, 27, 28, 32, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 43, 44, 47, 48, 50, 51, 53, 55, 56,<br />

614, 62, 63, 64, 66, 67, 68, 71, 74, 80, 81, 82, 84, 90, 96, 97, 100, 101, 103,<br />

105, 108, 109, 114, 115, 119, 122, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 131, 134, 135, 136, 137,<br />

144, 145, 147, 148, 150, 151, 154, 156, 159, 161, 162, 163, 164, 165, 173, 174, 175, 180,<br />

181, 182, 188.<br />

Der Juryentscheid erfolgte mehrheitlich.<br />

Die Jury diskutierte die Zuordnung einzelner Projekte zu den ausgeschriebenen<br />

Kategorien. Folgende Projekte verblieben in <strong>der</strong> engeren Wahl:<br />

KATEGORIE 1<br />

<strong>Wohnen</strong> in <strong>der</strong> Stadt - Shortlist<br />

01 Stadthaus Schwalbengasse, Köln<br />

Architekten: LK Architekten, Köln<br />

10 Wohnhaus am Stadtpark, Neu-Ulm<br />

Architekten: Architekturbüro Wallner, München<br />

17 Stadthaus in Weißensee, Berlin<br />

Architekten: hildebrandt.lay.architekten, Berlin<br />

86 Sweetwater – Stadthäuser an <strong>der</strong> Weißen Elster, Leipzig<br />

Architekten: Weis & Volkmann Architektur und Ernst Scharf, arch42, Leipzig<br />

112 sc11 – Wohnungsbau Schönholzer Straße, Berlin<br />

Architekten: Zan<strong>der</strong>roth Architekten, Berlin<br />

140 Neubau von Wohnungen, Göttingen<br />

Architekten: Sergio Pascolo Architects, Venedig<br />

KATEGORIE 2<br />

<strong>Wohnen</strong> auf dem Land - Shortlist<br />

19 Wohnhaus Strunk + Wenzel, Odenthal<br />

Architekten: trinkt + kreu<strong>der</strong> d.n.a., Köln<br />

21 Wohnhaus, Nussloch<br />

Architekten: Motorplan Architektur und Stadtplanung, Mannheim<br />

26 Wohnhaus Dupli.Casa, nahe Ludwigsburg<br />

Architekten: J. Mayer H., Freier Architekt, Berlin<br />

46 Landhaus bei Potsdam<br />

Architekten: Tillmann Wagner Architekten, Berlin<br />

157 Haus K, Pölching<br />

Architekten: PALAIS MAI, München<br />

170 Wohnhaus mit Büro, Aalen<br />

Architekten: Isin Architekten Generalplaner GmbH, Aalen<br />

179 Haus W, Lilling<br />

Architekten: att Architekten, Nürnberg<br />

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Rundgänge und Shortlist<br />

KATEGORIE 3<br />

<strong>Wohnen</strong> im Bestand - Shortlist<br />

52 Umbau Max-Planck-Institut in Eigentumswohnungen, Stuttgart<br />

Architekten: Wilford Schupp Architekten GmbH, Stuttgart<br />

75 Konversion von Gewerbe in Loftwohnungen, Hamburg<br />

Architekten: Planwerkeins Eckert + Hamperl Architekten, Hamburg<br />

99 Sanierung Prager Zeile, Dresden<br />

Architekten: Knerer und Lang Architekten GmbH, Dresden<br />

102 Wohnquartier Altenhagener Weg, Hamburg<br />

Architekten: Springer Architekten, Berlin<br />

107 <strong>Wohnen</strong> am Bäckertor, Landsberg<br />

Architekten: Atelier Lüps, Schondorf<br />

176 F 15 Interferenz, Heilbronn<br />

Architekten: Biehler Weith Associated, Freie Architekten, Konstanz<br />

KATEGORIE 4<br />

<strong>Wohnen</strong> in <strong>der</strong> Gemeinschaft - Shortlist<br />

57 Mehrgenerationenwohnen, Berlin<br />

Architekten: Grüntuch Ernst Architekten, Berlin<br />

85 Neubau und Erweiterung Gästehaus, Schloss Hohenkammer<br />

Architekten: Brückner & Brückner Architekten, Tirschenreuth/Würzburg<br />

92 Neubau Studentenwohnheim, Würzburg<br />

Architekten: Michel+Wolf+Partner, Stuttgart<br />

KATEGORIE 5<br />

<strong>Wohnen</strong> mit <strong>der</strong> Umwelt - Shortlist<br />

Nach eingehen<strong>der</strong> Diskussion wurde entschieden, die für diese Kategorie vorgeschlagenen<br />

und noch in <strong>der</strong> Diskussion befindlichen Projekte den an<strong>der</strong>en Kategorien zuzuordnen. Die<br />

entsprechenden Shortlists wurden ergänzt. Die Jury diskutierte die Möglichkeit, daraufhin<br />

in an<strong>der</strong>en Kategorien mehrere Preise zu vergeben, sofern sich in diesen Themenbereichen<br />

beson<strong>der</strong>e Schwerpunkte ergeben.<br />

KATEGORIE 6<br />

<strong>Wohnen</strong> und junge Architekten - Shortlist<br />

69 LIFT-Wohnraumerweiterung, Mönchengladbach<br />

Architekten: Platzhalter Architektur, Wien<br />

79 Custom-Made, Wutöschingen<br />

Architekten: Matthias Maurer, Freier Architekt, Wutöschingen<br />

89 Haus Berkhan, Grosselfingen<br />

Architekten: Markus Fischer, Berlin<br />

93 Wohnhaus Trager, Heidelberg<br />

Architekten: ap88 Architektenpartnerschaft, Heidelberg<br />

Son<strong>der</strong>preis<br />

<strong>Wohnen</strong> und Fertigteilbau - Shortlist<br />

10 Wohnhaus am Stadtpark, Neu-Ulm<br />

Architekten: Architekturbüro Wallner, München<br />

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Preisträger und Jurybegründung<br />

KATEGORIE 1<br />

<strong>Wohnen</strong> in <strong>der</strong> Stadt<br />

sc11 Wohnungsbau Schönholzer Straße 11, Berlin<br />

Architekten: Zan<strong>der</strong>roth Architekten, Berlin<br />

Bauherr: Bauherrengemeinschaft Schönholzer Straße 11 GbR<br />

BEGRÜNDUNG DER JURY<br />

Das Gebäude besetzt mit einer offensiven Geste ein Eckgrundstück im Bereich des ehemaligen<br />

Mauerstreifens in Berlin. Im Zusammenspiel mit dem von den gleichen Architekten<br />

auf <strong>der</strong> gegenüberliegende Straßenseite geschaffenen Gebäudeensemble werden damit<br />

positive Impulse für die Entwicklung des desolaten, bisher durch den Verlauf <strong>der</strong> Mauer<br />

vernachlässigten Stadtraum gegeben. Im Kreuzungsbereich einer klassischen Blockrandbebauung<br />

kann sich so ein Stadtplatz entwickeln, <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nes großstädtisches Leben<br />

ermöglichen wird. Gerade <strong>der</strong> Verzicht auf Gewerbeflächen im Erdgeschoss (diese Flächen<br />

werden für Nebenräume, Stellplätze sowie teilweise für Wohnzwecke) eröffnet die Chance<br />

für eine skulpturale Durchformung des Baukörpers. Das über die Gebäudeecke verlaufende<br />

Band aus Stahlbeton bestimmt die äußere Erscheinung des Hauses, verbindet es zugleich<br />

mit dem Boden und formuliert geschickt differenzierte Außenbereiche. Durch das Einlegen<br />

von Matrizen in die Schalung mit <strong>der</strong> Struktur horizontal verlaufen<strong>der</strong> Bambusstäbe erhält<br />

die Oberfläche des Betons einen beson<strong>der</strong>en Reiz. Die gesamte Fassadengestaltung ist<br />

gekonnt detailliert und ausgeführt.<br />

Die Grundrisse in den Obergeschossen sind als Zweispänner klar geglie<strong>der</strong>t. Es ergeben<br />

sich jeweils zwei unterschiedlich orientierte und organisierte Wohnungen. Diese unterscheiden<br />

in eine öffentliche Zone für das <strong>Wohnen</strong> und Kochen sowie einen privaten Bereich<br />

mit Schlafzimmern und Bad. Die innere Organisation im 1.-5. Obergeschoss ist jeweils<br />

nahezu identisch und variiert nur leicht entsprechend den Nutzervorstellungen.<br />

Die Differenzierung <strong>der</strong> Geschosse erfolgt über ihre Beziehung zum Außenraum bzw. dessen<br />

Ausformulierung: Im 1., 3., und 5. Obergeschoss lässt sich die Fassade nach Süden hin<br />

komplett öffnen, während nach Osten ein schmaler Balkon über die ganze Breite angeordnet<br />

ist. Das 2. und 4. Obergeschoss verfügen an Süd- und Ostseite über eine umlaufende<br />

Loggia. Durch die wechselseitige Stapelung <strong>der</strong> beiden Grundrissvarianten entsteht eine<br />

komplexe Baukörperform, die in ihrer zurückhaltenden Art glücklicherweise keine Beziehung<br />

zum <strong>der</strong>zeitig modischen Stapelthema aufnimmt.<br />

Das Projekt ist durch eine Bauherrengemeinschaft realisiert. Den Architekten ist es hier<br />

gelungen, dem Anspruch nach Individualisierung zu entsprechen, ohne dies in den Vor<strong>der</strong>grund<br />

treten zu lassen. Das Haus bleibt vornehm anonym und betont damit seinen<br />

städtischen Charakter. Es ist als zukunftsweisen<strong>der</strong> Beitrag für das Weiterbauen im dichten<br />

urbanen Kontext zu sehen und ein klares Bekenntnis für hochwertigen und anspruchsvollen<br />

Wohnungsbau in <strong>der</strong> Stadt.<br />

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Preisträger und Jurybegründung<br />

KATEGORIE 1<br />

<strong>Wohnen</strong> in <strong>der</strong> Stadt<br />

Neubau von Wohnungen „Alfred-Delp-Weg“, Göttingen<br />

Architekten: Sergio Pascole Architects, Venedig<br />

Bauherr: Städtische Wohnungsbau GmbH, Göttingen<br />

BEGRÜNDUNG DER JURY<br />

Das Projekt am Alfred-Delp-Weg in Göttingen ist als ein in den letzten Jahren eher selten<br />

gewordenes, dafür umso positiver zu beurteilendes Beispiel für qualitätvolles, aber auch<br />

kostengünstiges und erschwingliches <strong>Wohnen</strong> in <strong>der</strong> Stadt zu bewerten. Das positive Engagement<br />

des Bauherren, <strong>der</strong> Städtischen Wohnungsbau Gmbh Göttingen, sei hier ausdrücklich<br />

mit gewürdigt.<br />

Es waren 105 Wohnungen zu errichten, dazu 400 qm Gewerbe- und Gastronomieflächen.<br />

Der entwickelte zeilenförmige Baukörper mit vier Vollgeschossen bietet dabei in seiner<br />

typologischen Lösung zunächst wenig Neues. Das Gebäude ist als Zweispänner organisiert,<br />

alle Wohnungen sind durchgesteckt und ost-west-orientiert. Zur Gartenseite hin zeigt sich<br />

ein klares Fassadenraster mit je nach Nutzung entsprechend wechselnden Balkontiefen.<br />

Je<strong>der</strong> Wohnung sind auf diese Weise ausreichende und differenzierte Freibereiche zugeordnet.<br />

Der beson<strong>der</strong>e Wert des Entwurfes liegt in seinen Wirkungen als Stadtbaukörper. Selten<br />

ist im deutschen Siedlungsbau in den letzten Jahrzehnten eine so markante Figuration<br />

gebaut worden. Eine leichte Straßenkrümmung bewirkt bereits in einer ersten Wahrnehmungsebene<br />

eine Raumbildung, so dass ohne großen Aufwand ein klar gefasster Siedlungsbereich<br />

entsteht. Die dem Grundkubus aufgesetzten Dachbereiche zerglie<strong>der</strong>n dann<br />

die Wirkung <strong>der</strong> Gebäudezeile hin zu einzelnen giebelständigen Baukörpern. Die große<br />

skulpturale Einheit <strong>der</strong> Gesamtanlage wird damit gestärkt. Zugleich wird eine hervorragende<br />

Adressbildung erreicht, die viel zur Identifikation <strong>der</strong> Bewohner mit dem Stadtquartier<br />

beitragen kann. Dass das Gebäude vor Urbanität strahlt, ist neben <strong>der</strong> Baukörperfigur auch<br />

dem mutigen Farbkonzept zuzurechnen. Gemeinsam mit <strong>der</strong> reduzierten Materialästhetik<br />

wird dies ausdrücklich lobend hervorgehoben. Ingesamt wird eine atmosphärische<br />

Intensität erreicht, die zeitgemäß ist, ohne modisch zu sein und auch für die <strong>Zukunft</strong> einen<br />

bleibenden Wert darstellen wird.<br />

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Preisträger und Jurybegründung<br />

KATEGORIE 2<br />

<strong>Wohnen</strong> auf dem Land<br />

Haus W, Lilling<br />

Architekten: att Architekten, Nürnberg<br />

Bauherr: Edda und Thomas Wesolowski, Gräfenberg<br />

BEGRÜNDUNG DER JURY<br />

Ansichten des Dorfes Lilling in <strong>der</strong> Fränkischen Schweiz, aufgenommen vor und nach dem<br />

Bau des Hauses W von Markus Gentner (att architekten) gleichen einer Art Suchbild. Erst<br />

bei genauem Hinschauen, im Vergleich von „davor“ und „danach“, würde man die feinen<br />

Unterschiede entdecken. Lilling liegt im Zentrum des größten zusammenhängenden Anbaugebietes<br />

von Süßkirschen in Europa, entsprechend prägend sind diese Bäume für das<br />

gesamte Ortsbild. Das Streudorf mit den scheinbar willkürlich verteilten Häusern mit steil<br />

aufragenden Satteldächern ist freilich eine ausgewogene, auf räumliche, topografische und<br />

pflanzliche Merkmale reagierende Komposition, die durch das Haus W sensibel ergänzt<br />

wird.<br />

Markus Gentner hat mit seinem aus drei Baukörpern bestehenden Entwurf den in dieser<br />

Gegend typischen Dreiseithof zeitgemäß interpretiert. Bei diesem Typus werden drei Baukörper<br />

mehr o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> exakt um einen zentralen, rechteckigen Wirtschaftshof gruppiert.<br />

Die Garage, sie entspricht <strong>der</strong> Remise dieser Hofform, steht etwas abseits. Die an<strong>der</strong>en<br />

beiden Häuser – sie sind über das Gelenk des Eingangsbereichs miteinan<strong>der</strong> verknüpft<br />

– bilden im Grundriss ein „L“. Im bis in die Dachschräge offenen Raum des Wohntraktes<br />

wurde ein schwebendes Galeriegeschoss hineingehängt. Die Räume des zweiten Trakts mit<br />

den Schlafräumen, einem Arbeitszimmer und einem Fitnessraum sind in zwei Vollgeschossen<br />

untergebracht.<br />

Die präzise Gestaltung <strong>der</strong> Freiräume ist integrativer Bestandteil <strong>der</strong> den Charakter des Orts<br />

respektierenden Anlage. So markiert ein alter Kirschbaum stimmungsvoll die Mitte des Patios.<br />

Die hohe Qualität <strong>der</strong> Detailplanung, die handwerkliche Ausführung und die verwendeten<br />

Materialien bilden über den städtebaulichen und typologischen Bezug eine dritte<br />

Ebene des Dialogs mit den bestehenden Häusern des Orts. Die Synthese dieser Komponenten<br />

ergibt die beson<strong>der</strong>e Würde des Projektes und macht es zu einem exemplarischen<br />

Beitrag, wie sich alltags- und zukunftsfähiges <strong>Wohnen</strong> auf dem Lande gestalten kann.<br />

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Preisträger und Jurybegründung<br />

KATEGORIE 3<br />

<strong>Wohnen</strong> im Bestand<br />

Sanierung Prager Zeile, Dresden<br />

Architekten: Knerer und Lang Architekten GmbH, Dresden<br />

Bauherr: Gagfah Group, Dresden<br />

BEGRÜNDUNG DER JURY<br />

Knapp 40 Millionen Wohnungen werden in Deutschland dem Bestand zugerechnet. Etwa<br />

45 Prozent dieser Wohnungen sind zwischen 1949 und 1978 errichtet worden. Diese<br />

Wohnungen zukunftsfähig zu erhalten und neu zu gestalten ist eine zentrale Aufgabe<br />

des aktuellen und künftigen Wohnungsbaus. Dabei ist die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem<br />

Bestand auch immer eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den ideologischen Vorstellungen des<br />

Städtebaus und <strong>der</strong> sozialen Strukturen <strong>der</strong> Bauzeit. Als Vorzeigeprodukt des sozialistischen<br />

Städtebaus galt die nach dem Zweiten Weltkrieg neu errichtete Prager Strasse in Dresden<br />

als zentrale innerstädtische Achse. Hauptstück ist die 240 Meter langen Wohnscheibe<br />

„Prager Zeile“ (1965 - 1967 durch VEB Dresdenprojekt unter Leitung von Manfred Arlt errichtet).<br />

Der Erhalt und die Sanierung dieses Gebäudes ist als hoffnungsvoller Endpunkt <strong>der</strong><br />

Diskussionen um den Abriss und damit die Negation eines wichtigen Stückes <strong>der</strong> Dresdner<br />

Stadtgeschichte zu werten. Zugleich wird ein klares Zeichen für die Bedeutung des innerstädtischen<br />

<strong>Wohnen</strong>s gesetzt.<br />

Die Sanierung <strong>der</strong> „Prager Zeile“ wird als hervorragend gelöste exemplarische Bauaufgabe<br />

verstanden, bei <strong>der</strong> vorhandene, auch teilweise „ungeliebte“ Wohnungsbauten für neue<br />

Bevölkerungsgruppen erschlossen werden können. Dazu trägt das Weiternutzungsangebot<br />

für die teilweise noch vorhandenen „Erstmieter“ ebenso bei wie die konsequente<br />

Nutzungsmischung von studentischem <strong>Wohnen</strong>, „Stadtwohnen“ und betreutem <strong>Wohnen</strong><br />

für Senioren bis hin zum Angebot von „Luxuswohnungen“.<br />

Die Gebäudesubstanz wurde vor allem brandschutztechnisch ertüchtigt, wobei die dabei<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Strukturierungen des Mittelganges geschickt zur Aufwertung <strong>der</strong> Aufenthaltsqualität<br />

durch den Einzug von „Stadtloggien“ genutzt wurde. Die Sanierung <strong>der</strong><br />

Wohnungen selbst beschränkte sich auf die Anpassung an zeitgemäße Wohnstandards vor<br />

allem im haustechnischen Bereich. Das kann als „schonende“ Sanierung gewertet werden,<br />

ist aber auch statisch-konstruktiven und budgetären Gründen geschuldet. Der beson<strong>der</strong>e<br />

Wert des Projekts wird vor allem bei <strong>der</strong> Neufassung des Gebäudeäußeren gesehen. Die<br />

durchgängige einheitliche Fassadengestaltung (ursprünglich war das Gebäude optisch in<br />

fünf Elemente geglie<strong>der</strong>t) führt zu einem wohltuend selbstbewussten Erscheinungsbild.<br />

Damit wird die klare Fassung <strong>der</strong> Prager Straße pointiert. Die Brüstungsplatten aus teilweise<br />

perforierten Blechen sind spannungsreich in <strong>der</strong> Tiefe leicht versetzt angeordnet. Damit<br />

ergibt sich eine gewisse Transparenz; zugleich wird ein leicht changierendes Farb- und<br />

Lichtspiel ermöglicht. Der Verzicht auf die vielfach ausgeführten farbigen Fassadensanierungen<br />

wird als wohltuend empfunden. Reduktion und Beschränkung führen bei diesem<br />

Projekt zu <strong>der</strong> beschriebenen Eleganz.<br />

Insgesamt wird die „neue“ Prager Zeile als positives Beispiel für das Weiterbauen an <strong>der</strong> Gebäudesubstanz,<br />

aber auch an einer ganz spezifischen Stadtidentität gewürdigt. Deren Wert<br />

zu erkennen, zuzuspitzen und auf diese Art und Weise künftigen Nutzern und Stadtbewohnern<br />

weiterzugeben, ist dem Büro Knerer und Lang vorbildlich gelungen.<br />

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Preisträger und Jurybegründung<br />

KATEGORIE 4<br />

<strong>Wohnen</strong> in <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

Neubau und Erweiterung Gästehaus Schloss Hohenkammer<br />

Architekten: Brückner & Brückner Architekten BDA, Tirschenreuth/Würzburg<br />

Bauherr: Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG, München<br />

BEGRÜNDUNG DER JURY<br />

Mit ihrem Seminarzentrum am Schloss Hohenkammer haben Brückner & Brückner ein<br />

mustergültiges Beispiel dafür geschaffen, wie Neubauten frei von Nachahmung o<strong>der</strong><br />

Devotion dennoch perfekt mit historischen Beständen harmonieren können. Sie werden<br />

damit dem immer wichtiger werdenden Thema des Bauens im Bestand gerecht und liefern<br />

zugleich einen wertvollen Beitrag für die Diskussion um gemeinschaftliche, temporäre und<br />

flexible Wohnformen. So bestimmt die Abfolge von offenen und geschlossenen, öffentlichen<br />

und intimen Räumen den Entwurf.<br />

Bezogen auf Schloss Hohenkammer, ein herausragendes, um 1648 entstandenes Beispiel<br />

<strong>der</strong> Renaissance in Bayern, ist <strong>der</strong> Neubau unübersehbar und auf hohem Niveau ein<br />

Bauwerk <strong>der</strong> zeitgenössischen „Zweiten Mo<strong>der</strong>ne“. Langgestreckte Kuben, Flachdächer,<br />

Fensterbän<strong>der</strong>, ein „Mittelrisalit“ in Sichtbeton und die Übereinstimmung von Form und<br />

Funktion prägen seine Erscheinung. Trotz dieser demonstrativen Mo<strong>der</strong>nität gewährleisten<br />

gemeinsame Charakteristika die optische und haptische Bindung an das benachbarte<br />

Denkmal: Wie bei Schloss Hohenkammer ist auch die Großform des Neubaus bestimmt<br />

von Symmetrie und ausgewogenen hierarchischen Proportionen, hier wie dort bestimmen<br />

Naturstein, Feinputz und Holz den Gesamteindruck.<br />

Die neue Organisation des Seminarzentrums, vor allem aber auch seine Innenarchitektur<br />

regelt beispielhaft das Verhältnis von Öffentlichkeit und Gemeinschaft sowie Privatheit.<br />

Durchgängig von heutigen anspruchsvollen Gestaltungsstandards bestimmt, werden<br />

doch auch diskrete Zitate des angrenzenden Renaissancebaus integriert. So erinnern<br />

im Innenhof stelenartige, zu umlaufenden Kolonnaden gereihte hölzerne Bin<strong>der</strong> an die<br />

Arkadengänge des Schlosshofs, ebenso wie die regelmäßige Bepflanzung an die symmetrischen<br />

Gärten <strong>der</strong> Renaissance denken lässt. Dieser Innenhof dient ebenso wie die vielfach<br />

unterteilten Empfangsräume <strong>der</strong> Begegnung und Kommunikation und stiftet Gemeinschaftssinn<br />

für die nur temporär anwesenden Bewohner. Elegante warmtonige Holzpaneele,<br />

Böden aus Granitplatten und eine ausgeklügelte Lichtführung schaffen eine kommunikative,<br />

bergende und doch weltläufige Atmosphäre. Die Zimmer <strong>der</strong> Seminarteilnehmer<br />

wie<strong>der</strong>um, großzügig geschnitten und sorgfältig separiert, för<strong>der</strong>n die Konzentration und<br />

sichern die erfor<strong>der</strong>liche Privatheit und Rückzugsmöglichkeiten. Sowohl den Gemeinsinn<br />

stiftenden Bereichen als auch den Orten <strong>der</strong> Selbstreflektion wohnt eine kontemplative<br />

Wirkung inne, die dem Aufenthalt an diesem Ort eine beson<strong>der</strong>e Wirkung verschafft.<br />

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Preisträger und Jurybegründung<br />

KATEGORIE 6<br />

<strong>Wohnen</strong> und junge Architekten<br />

Custom-Made, Wutöschingen<br />

Architekten: Matthias Maurer, Freier Architekt, Wutöschingen<br />

Bauherr: Familie Hartmann, Wutöschingen<br />

BEGRÜNDUNG DER JURY<br />

Das an<strong>der</strong>thalbgeschossige Wohnhaus in Ortsrandlage <strong>der</strong> kleinen Gemeinde Wutöschingen<br />

überzeugt durch Schlichtheit, Nachhaltigkeit und Flexibilität. Die Gebäudeform<br />

erinnert an den Urtyp Haus in seiner klassischen Erscheinung als Satteldachhaus ohne<br />

Dachüberstände und verzichtet angenehm auf überflüssige architektonische Zutaten. Der<br />

Baukörper passt sich hinsichtlich Form, Lage und Materialität in seine Umgebung ein. Eine<br />

weitgehend flexible Raumorganisation berücksichtigt die mit den Lebensphasen wechselnden<br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> Bewohner.<br />

Die einfache und klare Formensprache wird zusätzlich durch eine gelungene Materialauswahl<br />

unterstrichen. Der rohe Sichtbeton, in den Schalungsstößen sauber geglie<strong>der</strong>t,<br />

ergänzt sich selbstverständlich mit <strong>der</strong> rauen Holzschalung des eingeschossigen Querriegels.<br />

Die Verwendung einheimischer Hölzer erfüllt die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Nachhaltigkeit.<br />

An <strong>der</strong> stimmigen Anordnung <strong>der</strong> Fenster- und Türöffnungen wird die klare Struktur des<br />

Grundrisses und die Raumzuordnung von außen erkennbar. Die Innenräume sind von<br />

klarem Zuschnitt und plausibler Anordnung. Darüber hinaus kann <strong>der</strong> Grundriss mit einfachen<br />

Eingriffen den Bedürfnissen eines Mehrgenerationenhauses angepasst werden. Auch<br />

im Innenraum ist das Materialkonzept konsequent fortgeführt. Die Lichtführung in den<br />

Dachbereichen erzeugt zudem interessante Licht- und Schattenspiele auf den in Sichtbeton<br />

gestalteten Innenwänden. Durch die geschickte Anordnung <strong>der</strong> Baukörper wird eine<br />

Abschirmung <strong>der</strong> außen liegenden Frei- und Ruheflächen gegen den Straßenraum erreicht.<br />

Die Fassadenöffnungen entsprechen konsequent dieser Zuordnung.<br />

Insgesamt ist dieser Beitrag als selbstbewusste Antwort eines jungen Architekten auf die<br />

For<strong>der</strong>ung nach zeitgemäßem Bauen zu werten und lässt dabei ein hohes Maß an Sicherheit<br />

im Umgang einfach erscheinenden Details erkennen.<br />

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Preisträger und Jurybegründung<br />

SONDERPREIS<br />

<strong>Wohnen</strong> und Fertigteilbau<br />

Wohnhaus am Stadtpark, Neu-Ulm<br />

Architekten: Architekturbüro Wallner, München<br />

Bauherr: NUWOG, Wohnungsgesellschaft <strong>der</strong> Stadt GmbH, Neu-Ulm<br />

BEGRÜNDUNG DER JURY<br />

Das Projekt am Stadtpark ist Teil einer städtebaulichen Neustrukturierung und Umnutzung<br />

eines ehemaligen Kasernengeländes im Süden von Neu-Ulm. Dort entstehen auf insgesamt<br />

etwa 40 Hektar 2.000 Wohneinheiten, Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe, Hochhochschuleinrichtungen<br />

etc. sowie ein weitläufiger Grünzug. Am Rande des neuen Stadtparks<br />

ist das sechsgeschossige Wohnhaus mit 22 Wohnungen errichtet worden. Es interpretiert<br />

völlig unaufgeregt den Typus des „Stadthauses“ und besticht zunächst durch seine große<br />

Ruhe, Gelassenheit und Selbstverständlichkeit. Das Haus ist unverkennbar „mo<strong>der</strong>n“, was<br />

nicht bedeutet, dass es in wenigen Jahren als „modisch“ interpretiert werden wird. Als zeitgemäßes<br />

architektonisches Statement wirkt es doch auch zeitlos.<br />

Dazu trägt zunächst die Gebäudehülle bei. Diese besticht nicht nur wegen ihrer klaren<br />

Kubatur. Unaufgeregt und doch vielseitig spannungsreich wird die Fassade aus Fertigteilen<br />

geglie<strong>der</strong>t und strukturiert. Konstruktiv handelt es sich um eine Stahlbeton-Sandwichkonstruktion<br />

in Fertigbauweise mit einer Vorsatzschale aus Weißzement mit roten Sanden.<br />

Gemeinsam mit den integrierten Holz-Alufenstern ist die Fassade so gut wärmegedämmt,<br />

dass das Haus dem KFW 40 Standard genügt. Im Gebäudeinneren herrscht zwischen tragen<strong>der</strong><br />

Aussenfassade und Kern Freiheit. Jede Wohnung wird mit einem Austritt ins Freie<br />

versehen, <strong>der</strong>en Privatheit durch den Einzug nach innen gesichert ist. Flexible Grundrisse<br />

und vollständig barrierefreies <strong>Wohnen</strong> sind weitere Qualitäten des Wohnhauses am Stadtpark<br />

in Neu-Ulm. Verschiedene Wohnmodelle, verschiedene Arten von Wohngemeinschaften<br />

können hier gelebt werden. Die nutzungsneutralen Räume, die sich um die Nassbereiche<br />

gruppieren, lassen völlig verschiedene Nutzungsszenarien durch die Bewohner zu.<br />

Insgesamt ist ein Bauwerk entstanden, bei dem sich formaler Anspruch, Wohnqualität und<br />

Ressourcenschonung auf hohem Niveau treffen.<br />

Verteilung <strong>der</strong> Preisgel<strong>der</strong>:<br />

Die Jury entschied einstimmig, die Preisgel<strong>der</strong> wie ausgeschrieben zu vergeben:<br />

Je<strong>der</strong> Preisträger sowie <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>preis bekommen ein Preisgeld von<br />

4.000 Euro.<br />

Berlin, den 20. März <strong>2009</strong><br />

Kontakt:<br />

Bundesverband <strong>der</strong> Deutschen Zementindustrie e.V.<br />

<strong>Architekturpreis</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>Wohnen</strong><br />

Kochstraße 6-7<br />

10969 Berlin<br />

www.architekturpreis-zukunft-wohnen.de<br />

Bei Rückfragen:<br />

Torsten Förster<br />

Tel. 030 - 28 00 22 22<br />

Fax: 030 - 28 00 22 50<br />

email: foerster@bdzement.de<br />

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