Weiße-Linie-Defekt - Elite

KLAUENKRANKHEITENWeiße-Linie-DefektDie Zusammenhangstrennung entlang der Weißen Linie zeigt sich mit dunklen Rissen,Einblutungen, hohlen Wänden und Klauenwandgeschwüren. Ursache ist eine rehebedingtgestörte Versorgung der Lederhaut.Die Weiße Linie ist auf der Sohlenfläche der Klaue alsschmaler, heller Streifen zwischen Kronhorn(Klauenwand) und Sohle zu erkennen (4 bis 5 mm dick).Bei genauerem Hinsehen erscheint die Weiße Liniestreifig. Hier wird die enge Verzahnung der Lederhaut mitdem Wandhorn sichtbar.1. EntstehungDie Weiße Linie wird bei ihrer Bildung nur für kurzeZeit mit Nährstoffen versorgt, daher besteht sie ausqualitativ schlechterem Horn. Kommt noch eine Klauenrehedazu, wird noch minderwertigeres Horn gebildetund die Weiße Linie löst sich aus dem Hornverbund.Über die entstehenden Hohlräume können Schmutz undKeime aufsteigen. Ist zudem der Aufhängeapparat desKlauenbeines durch die Rehe geschädigt, kommt es zurDrehung und Absenkung des Klauenbeines. Mit jedemSchritt wird Druck auf die Klaue ausgeübt und die WeißeLinie verbreitert sich. Eindringender Schmutz und Keimewerden immer weiter unter das Horn vorgeschoben.Dunkle Risse werden entlang der Weißen Linie vorallem im hinteren, ballennahen Bereich sichtbar. Amhäufigsten ist die hintere Außenklaue betroffen. Wirdhier nicht eingeschritten, werden die Veränderungenimmer tiefer.WandgeschwüreDie eingedrungenen Keime vermehren sich undinfizieren die Lederhaut. So entstehen eitrig-hohleWände. Vor allem im hinteren Bereich des Wandhorneswird die Lederhaut oft punktuell zusätzlich geschädigt.Sie reagiert mit Wundheilung und Narbengewebe. Dasumfangsvermehrte Gewebe ist sehr blutreich (Wandgeschwür).Schreitet die Entzündung nach oben fort, kannder Kronsaum anschwellen und schließlich durchbrechen,denn das Eiter sucht sich seinen Weg nach außen.54 Elite Best Practice

Doppelte SohlenDie Lederhaut wird bei einer Klauenrehe jedoch nichtnur an der Wand schwer geschädigt. Auch unter demKlauenbein gehen Blutgefäße zugrunde. Das Blut wirdmit dem weiterhin gebildeten, aber minderwertigenHorn abgeschoben und wird als Bluteinlagerungen imFußungsbereich sichtbar.Durch den Sauerstoff- und Nährstoffmangel kann dieHornbildung ganz zum Erliegen kommen, Gewebswassertritt aus. Beginnt die Hornproduktion anschließend vonNeuem, bleibt ein Hohlraum zurück - es entsteht einedoppelte Sohle. Im Hohlraum verbleibt dann oft eineschmierige, weißliche Flüssigkeit, die zunächst keimfreiaus Gewebswasser und minderwertigen Hornrestenbesteht. In einigen Fällen fi nden sich auch eitrigedoppelte Sohlen, hier kann es nachträglich zur Infektionmit Keimen kommen. Unter dem Horn liegt die Lederhautbloß. Sucht sich die Flüssigkeit einen Weg nachaußen, löst sich das Horn vom Ballen ab.2. DiagnoseDie Kühe gehen hochgradig lahm, häufig werden diehinteren Gliedmaßen nach außen gestellt, um diebetroffenen Außenklauen zu entlasten. Bei einigen Tierenkann man auch ein Überkreuzen der Vorderbeinebeobachten. In diesem Fall ist die vordere Innenklauebetroffen, durch die Überkreuzung versuchen die Kühenur noch die gesunde Außenklaue zu belasten.In dem Moment, in dem sich Flüssigkeit durch einenDurchbruch z.B. am Kronsaum entleert, wird derDruckschmerz genommen. Die Tiere zeigen dann einedeutlich geringere Lahmheit. Es ist jedoch ein Trugschluss,nun eine Spontanheilung zu erwarten.Die hohle Wand besteht weiterhin, Schmutz undKeime bahnen sich fortlaufend ihren Weg und dieLederhaut bleibt infiziert. Wird nichts unternommen,kann sich ein tiefes Geschwür mit Fistelkanal in die Tiefeentwickeln (Abszess). Die Entzündung greift schnell aufKlauengelenk und die Fesselbeugesehnenscheide über.Die Folge kann ein Ablösen der tiefen Beugesehne sein.Der Ansatz am Knochen bricht aus, eine Kippklaueentsteht. Die Kühe gehen zunehmend lahm, der betroffeneBallen- und Fesselbereich ist geschwollen.Schließlich können schwerwiegende Komplikationenauftreten, wenn Erreger in Form infizierter Blutgerinnselin entferntere Organe, wie Herz, Lunge und Nierenverschleppt werden. Dies kann ein Abmagern und Dahinsiechender Kühe bis zum Tod nach sich ziehen.3. TherapieMeist fallen bei der Klauenpflege dunkle Risse oderKlüfte entlang der Weißen Linie auf. Häufig sind sie anKlauengesundheit 55

KLAUENKRANKHEITENEine doppelteSohle mussvollständigabgetragenwerden.Im Schnittbildfallen dieLagenminderwertigenHornsauf. HierkönnendoppelteSohlenentstehen.Beim Freilegenmuss dieschrägeWuchsrichtungdesHorns beachtetwerden.Sohlenwandgeschwüreziehen vonvorne untennach hintenoben.Beide Klauensind voneinemWeiße-Linie-Defektbetroffen, dersich dieKlauenwandhochzieht.den hinteren zwei Dritteln der hinteren Außenklaue zufi nden. Das lose Horn, der Klauenrand und gegebenenfallsdie Wand müssen abgetragen werden, um dieseStellen freizulegen. Oft zieht sich die darunter liegende,entzündete Lederhaut in Richtung Kronsaum nach oben.Die hohle Wand wird entfernt, die Hornränder werdenausgedünnt.Das Wandgeschwür darf jedoch keinesfalls weggeschnittenwerden, sondern muss durch Entlastungabheilen. Neben der lokalen Entlastung werden diehinteren zwei Drittel der gewichttragenden Sohle soniedrig wie möglich geschnitten. So schwebt dieserBereich beim Abfußen. Ist das nicht ausreichend, kannein Klotz auf die gesunde Partnerklaue geklebt werden.Eine doppelte Sohle muss vollständig abgetragenwerden. Ist bereits tragfähiges neues Horn nachgewachsen,ist der therapeutische Schnitt beendet. Anderenfallsmuss die andere Klaue durch einen Klotz erhöht werden.Eine bloßliegende Lederhaut muss in jedem Fall miteinem Verband abgedeckt werden. Abhängig vonZulassungsbeschränkungen können hier heilungsförderndeMedikamente wie Zinkoxid oder lebertranhaltigeSalben aufgetragen werden. Von ätzenden oder austrocknendenSprays und Salben ist abzuraten.Der Einsatz von Antibiotika ist bei oberflächigenSohlenwandgeschwüren und doppelten Sohlen zunächstnicht angezeigt. Während der Behandlung kann jedochgegen die Schmerzen eine lokale Betäubung durch denTierarzt verabreicht werden.Ist die Klaue ausreichend entlastet, kann die entzündeteLederhaut oft bereits innerhalb von zehn bis 14Tagen wieder verhornen. Die Klaue ist jedoch erst nachmehreren Wochen wieder voll funktionsfähig. Dahersollte die Klaue bei einem normalen Heilungsverlauf füretwa vier Wochen entlastet sein. Den Heilungserfolgnach einer Woche kontrollieren!4. ProphylaxeEine leistungsgerechte Rationsgestaltung sowie ein optimalerKuhkomfort sind grundlegende Voraussetzungen,um Reheerkrankungen an der Klaue zu vermeiden.So kann auch doppelten Sohlen und Defekten ander Klauenwand vorgebeugt werden. Neben diesenMaßnahmen kann eine regelmäßige Klauenpflege beiErkrankungen entlang der Weißen Linie die Klaueeffektiv entlasten und die Heilung beschleunigen.56 Elite Best Practice