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turmuhr der klosterkirche in schleswig - OTTO BUER Glocken

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TURMUHR DER KLOSTERKIRCHE IN SCHLESWIGDie Uhrenanlage wird wahrsche<strong>in</strong>lich aus <strong>der</strong> ersten Hälfte des 16.Jahrhun<strong>der</strong>ts stammen,jedoch können solche E<strong>in</strong>ordnungen meistens nur nach Indizien getroffen werden, schondeshalb, weil die <strong>in</strong> früher Zeit sehr kostspieligen Werke selten durch neue ersetzt, son<strong>der</strong>nimmer weitergebaut wurden, man hat sie durch neue Erkenntnisse und Erf<strong>in</strong>dungen immerwie<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nisiert. Es lag an dem Erekenntnisstand des jeweiligen Herstellers, welcheTechnik angewandt wurde, manche waren ihrer Zeit voraus, an<strong>der</strong>e waren ihr Generationenzurück. Jedenfalls s<strong>in</strong>d bis etwa 1525 <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren Geme<strong>in</strong>den als Rä<strong>der</strong>uhren nurSchlaguhren üblich gewesen, Zeigerwerke kennen wir nur <strong>in</strong> größeren Städten o<strong>der</strong> unterreichen Herren, und sie waren um diese nur mit e<strong>in</strong>em (Stunden-) Zeiger ausgestattet. ImÜbrigen ist, wie aus dem Folgenden zu entnehmen ist, auch die hier besprochene Anlage e<strong>in</strong>Beispiel für ständige Mo<strong>der</strong>nisierung durch Teile-Ersatz und Nachbau.Das aus e<strong>in</strong>em schlecht gere<strong>in</strong>igten Eisen geschmiedete Werk besteht aus e<strong>in</strong>em Gehwerk undzwei Schlagwerken für den Halb- und Vollschlag an 2 <strong>Glocken</strong>. Abgesehen von e<strong>in</strong>igenBauteilen wie Pendel, Pendelfe<strong>der</strong>, Kette, Umlenkrolle und Gewicht, war das vorgefundeneWerk vollständig und leidlich gut erhalten.Gesamtansicht des historisch wertvollen schmiedeeisernen Uhrwerks1


Kettenzug mit Endloskette Gehwerksgewicht und Hilfsgewicht2


Die Werke s<strong>in</strong>d nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> stehen<strong>der</strong> Bauweise angeordnet. Das Gehwerk bef<strong>in</strong>det sichzwischen den beiden Schlagwerken und wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts umgebaut.Dabei wurde die bis dah<strong>in</strong> vorhandene Sp<strong>in</strong>delhemmung entfernt und durch das bis heutevorhandene Ankerrad mit Anker ersetzt. Dadurch ergab sich e<strong>in</strong>e bedeutend verbesserteMessgenauigkeit.Bei dem früher vorhandenen Ankergang <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Sp<strong>in</strong>delhemmung wirkte sich vorallem die Rückführung des Ankerrades bei <strong>der</strong> Anker- bzw. Pendelbewegung nachteilig aus.Die heute noch vorhandene Brocot-Hemmung mit ihren halbrunden Ankerpaletten weisengünstige Reibungs- und Verschleißeigenschaften auf. Durch ihre Formgebung erzeugt dieBrocot –Hemmung e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s ger<strong>in</strong>ge Rückführung des Ankerrades und gewährleistetdadurch e<strong>in</strong>en relativ genauen Gang.Ankergang und Ankerrad und gut zu erkennen ist dieBrocot Hemmung mit halbrunden Plat<strong>in</strong>enE<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong>s Werk. L<strong>in</strong>ks Viertelschlagwerk.Mitte Gehwerk. Rechts Stundenschlagwerk3


Die Zeigerwelle ist mit Hilfe von Schnecke und Schneckenrad mit dem Gehwerk verbunden.E<strong>in</strong>e damals nicht unübliche Bauform, bei <strong>der</strong> nur e<strong>in</strong> Zeiger, <strong>der</strong> Stundenzeiger, betriebenwurde. Das ansonsten erfor<strong>der</strong>liche W<strong>in</strong>kelrä<strong>der</strong>werk konnte entfallen.Das W<strong>in</strong>kelrä<strong>der</strong>werk als Verb<strong>in</strong>dungselement <strong>der</strong> Zeigerwellen war noch vorhanden undwurde ebenso wie diese aufgearbeitet und wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzt.E<strong>in</strong>ige handgeschmiedete Achsen <strong>der</strong> Werke wurden anlässlich des Umbaues ca. 1850abgedreht. Interessant ist die Verwendung von Hohltrieben und Trieben mit Zykloiden-Verzahnung (Volltrieb) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Werk . In frühen schmiedeeisernen Werken wurdenausschließlich Hohltriebe verwendet.Gehwerk mit Anker und Ankerrad. Darunter zu erkennen ist <strong>der</strong> Schneckentrieb4


Sehr gut zu erkennen s<strong>in</strong>d die schmiedetechnischen Bearbeitungsspuren. E<strong>in</strong> Beispiel ist dieFeuerschweißung im Bereich <strong>der</strong> Gehwerksplat<strong>in</strong>e oberhalb des Walzenrades, o<strong>der</strong> auch dieAufdornungen für die E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> Lager. Teilweise konnten die Orig<strong>in</strong>allager von unserhalten werden. Sie bestehen aus e<strong>in</strong>em geteilten Blech, das <strong>in</strong> die Buchse e<strong>in</strong>gearbeitetwurde.Gut zu erkennen die Feuerschweißung unterhalb <strong>der</strong> Lagerstelle.Aufgetriebene Plat<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>gebrachtem Quadrateisen und e<strong>in</strong>gepresstem Bundmetalllager5


Der Stuhl und die Plat<strong>in</strong>en werden durch Keile sowie von handgefertigten Schraubenzusammengehalten. Fast alle Befestigungselemente konnten wie<strong>der</strong>verwendet werden.Der Uhrmacher bzw. Schmied als Erbauer <strong>der</strong> Uhrenanlage hat an 2 Stellen <strong>der</strong> Konstruktionse<strong>in</strong> Siegel e<strong>in</strong>gepresst. Zu erkennen ist am Fuß des Stuhles e<strong>in</strong> Wappen mit den Initialen HBdarüber 4 Punkte. Dies könnte e<strong>in</strong>e 4-zackige Krone darstellen.Die Initialen des Erbauers am Fuß und im Stuhl <strong>der</strong> UhrDie Aufarbeitung des Werkes erfolgte <strong>in</strong> sehr schonen<strong>der</strong> Art und Weise mit Hilfe vonChemikalien und mechanischen Hilfsmitteln, um möglichst alle Bearbeitungsspuren zuerhalten.Lager und Zapfen wurden wo notwendig überarbeitet o<strong>der</strong> erneuert. Dabei wurde dieSubstanz nicht angetastet son<strong>der</strong>n nur Lager <strong>in</strong> vorhandene e<strong>in</strong>gepresst.Das Werk wurde mit e<strong>in</strong>em elektrischen Aufzug ausgerüstet, <strong>der</strong> außerhalb des Uhrenhauses<strong>in</strong>stalliert wurde. E<strong>in</strong>griffe o<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen am denkmalgeschützten Werk waren nichterfor<strong>der</strong>lich. Die Verb<strong>in</strong>dung zum Aufzug erfolgt über gegenläufige Seile auf den Walzen.Aus praktischen Gründen wurde auf die Aufarbeitung des noch vorhandenen altenZifferblattes verzichtet. Das alte Holzzifferblatt ist schon sehr stark verwittert. Es wirdunverän<strong>der</strong>t erhalten.Teile e<strong>in</strong>er außergewöhnlichen Uhrschlage<strong>in</strong>richtung wurden wie<strong>der</strong>gefunden, aber nichtmehr e<strong>in</strong>gesetzt.6


Die früher an <strong>der</strong> Giebelwand unter e<strong>in</strong>er Dachkonstruktion zusammen mit dem Zifferblatthängenden 2 Uhrschlagglocken s<strong>in</strong>d nicht mehr vorhanden. Der Uhrschlag wurde daher vonuns an die beiden vorhandenen und ehemals im Klosterhof gegossenen Läute-<strong>Glocken</strong>gebracht. Die Verb<strong>in</strong>dung zu den Auslösehebeln <strong>der</strong> Uhr erfolgt über dünne Stahldrähte.Außenansicht <strong>der</strong> Uhren und Läuteglockenanlage mit neuem Zifferblatt, gestaltet nach historischem Vorbild7


Historisch gesehen handelt es sich um e<strong>in</strong> äußerst wertvolles Uhrwerk. Die außergewöhnlichgut erhaltenden Bearbeitungsspuren, die deutlich sichtbaren Umbaumerkmale ( nichtgeschlossenen Durchbrüche <strong>in</strong> den Plat<strong>in</strong>en, abgedrehte Achsen, im Gegensatz zu denhandgeschmiedeten Orig<strong>in</strong>alen) und die volle Funktionsfähigkeit bei Erhalt undWie<strong>der</strong>verwendung aller vorhanden Teile, machen das Werk auch für nachfolgendenGenerationen, sehr <strong>in</strong>teressant.Roh geschmiedete Stän<strong>der</strong>zierungenutzte Aussparung e<strong>in</strong>er Plat<strong>in</strong>eDie Arbeiten wurden im Auftrag und unter Aufsicht des Landesamtes für Denkmalpflege <strong>in</strong>Schleswig-Holste<strong>in</strong>, Herrn Dr. Sutter, von dem Unternehmen Otto Buer Neustadt/Holste<strong>in</strong>vorgenommen.J.O.8

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