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Predigt am 9. Sonntag nach Trinitatis, dem 5. August 2007 in der ...

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Ne<strong>in</strong>, es ist nicht so, dass wir uns das Himmelreich erkaufen könnten; dannwürden wir diese Gleichnisse völlig falsch verstehen. Auch <strong>der</strong>, <strong>der</strong> den Schatzim Acker f<strong>in</strong>det und dann das Feld kauft, zahlt nur e<strong>in</strong>en Bruchteil von <strong>dem</strong>,was <strong>der</strong> Schatz dar<strong>in</strong> wert ist. Der ist für ihn unbezahlbar. So ist auch für unsdas Himmelreich unbezahlbar. Aber wenn wir es e<strong>in</strong>mal gefunden haben, wennes uns e<strong>in</strong>mal gefunden hat – was ist es uns wert?Diese Frage stellt sich uns glücklicherweise nicht jeden Tag. Aber es gibt e<strong>in</strong>zelne,denen sich diese Frage mit großer E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichkeit gestellt hat, und diehaben wirklich alles verkauft, was sie hatten, bzw. haben es verschenkt undhaben e<strong>in</strong> völlig neues Leben begonnen.Wir gedenken <strong>in</strong> diesem Jahr <strong>der</strong> Hl. Elisabeth von Thür<strong>in</strong>gen, die vor 800 Jahrengeboren wurde. Als Landgräf<strong>in</strong> war ihr Herz und ihre Hand ganz bei den Armenund Hilfsbedürftigen. Nach <strong>dem</strong> frühen Tod ihres Mannes musste sie umihrer Freigiebigkeit und ihres Mitleids mit den Armen willen die Wartburg verlassen,musste dann sogar ihre kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong> weggeben und g<strong>in</strong>g ganz imDienst an den Armen und Kranken auf. Mit nur 24 Jahren ist sie gestorben. –Sie hat gewiss nicht aus Angst o<strong>der</strong> Zwang so gelebt. Ne<strong>in</strong>, sie hatte das Himmelreichgefunden im Dienst an den ger<strong>in</strong>gsten Schwestern und Brü<strong>der</strong>n desHerrn; dafür hat sie alles gegeben, und dar<strong>in</strong> ist sie fröhlich gewesen, glücklich,selig, heilig. „Ich habe euch immer gesagt, dass wir die Menschen fröhlichmachen müssen“, hat sie gesagt. Es geht nicht um Opfer und Leiden, son<strong>der</strong>num fröhliche H<strong>in</strong>gabe an das Himmelreich. – Der Landarbeiter wie <strong>der</strong> Kaufmannim Gleichnis haben voller Freude, mit klopfen<strong>dem</strong> Herzen alles h<strong>in</strong>gegebenwas sie hatten. Sie wussten, sie hatten etwas gefunden, was viel mehr warals alle Schätze <strong>der</strong> Welt.Elisabeth ist e<strong>in</strong> extremes Beispiel. Ich denke e<strong>in</strong>fach auch an viele Menschenaus me<strong>in</strong>er Generation, die um des Himmelreiches, um des Bekenntnisses zuJesus o<strong>der</strong> auch um des Engagements für Frieden und Abrüstung willen – ichsage nur: „Schwerter zu Pflugscharen“ – Nachteile <strong>in</strong> Kauf genommen haben,bestimmte Karrieren nicht e<strong>in</strong>schlagen konnten und auf manche Vorteile verzichtenmussten. Vielleicht im e<strong>in</strong>zelnen wenig spektakulär, aber doch mit <strong>dem</strong>klaren Wissen, was <strong>der</strong> wahre Schatz ist.Und es mag se<strong>in</strong>, dass sich auch uns immer mal wie<strong>der</strong> die Frage stellt zum<strong>in</strong>dest<strong>nach</strong> den Prioritäten. Trachtet zuerst <strong>nach</strong> <strong>dem</strong> Reich Gottes, sagt Jesus.Aber was ist das nun eigentlich: das Reich Gottes, das Himmelreich, dieserkostbare Schatz, <strong>der</strong> wertvoller ist als alles an<strong>der</strong>e?Es ist jedenfalls nicht etwas, was irgendwann <strong>in</strong> ferner Zukunft als Belohnungauf uns wartet. Das Himmelreich wird hier und jetzt gefunden. Und es hat aufjeden Fall etwas mit <strong>der</strong> Freude zu tun und mit <strong>dem</strong> Glück, <strong>dem</strong> wahren Glück,das tiefer ist als alle Traurigkeit, das wir deshalb besser Seligkeit nennen. Eskommt daher, dass wir von Gott geliebt, gesucht und gefunden s<strong>in</strong>d.Wie ihr wisst, war ich <strong>in</strong> den letzten Tagen auf Chorfahrt. Die hatte genau diesals geistliches Thema: das Glück und die Freude, die Gott uns schenkt: „... weilmich me<strong>in</strong> Gott das Lachen lehrt“. Diese Zeile st<strong>am</strong>mt aus e<strong>in</strong>em Gedicht desKabarettisten Hanns-Dieter Hüsch, <strong>der</strong> im vergangenen Jahr verstorben ist.3


Dieses Gedicht haben wir <strong>in</strong> vertonter Form gesungen. Für mich sagt es ganze<strong>in</strong>fach aus, was das bedeutet, das Himmelreich gefunden zu haben:Ich b<strong>in</strong> vergnügt, erlöst, befreitGott nahm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Hände me<strong>in</strong>e ZeitMe<strong>in</strong> Fühlen Denken Hören SagenMe<strong>in</strong> Triumphieren und VerzagenDas Elend und die ZärtlichkeitWas macht daß ich so fröhlich b<strong>in</strong>In me<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en ReichIch s<strong>in</strong>g und tanze her und h<strong>in</strong>Vom K<strong>in</strong>dbett bis zur LeichWas macht daß ich so furchtlos b<strong>in</strong>An vielen dunklen TagenEs kommt e<strong>in</strong> Geist <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>nwill mich durchs Leben tragenWas macht daß ich so unbeschwertUnd mich ke<strong>in</strong> Trübs<strong>in</strong>n hältWeil mich me<strong>in</strong> Gott das Lachen lehrtWohl über alle WeltRoland Herrig (www.kirche-augustusburg.de)4

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