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Grundraster 8.indd - Rosenak- Haus

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Auf den Spurenjüdischen Lebens in WalleSchüler/Innen führen durch ihrenStadtteil


Herzlich Willkommen!Wir begrüßen euch herzlich zu unserem kleinen Rundgangdurch Walle. Wir, das Deutschprofil des 11. Jahrgangsdes Schulzentrums Walle, haben gemeinsam mit demROSENAK-HAUS e.V. im Jahre 2009 diesen Rundgang zu„Juden in Walle“ erarbeitet.Wir werden euch durch Walle führen und euch zeigen, wodie Juden hier lebten und unter welchen Umständen siegelebt haben. Die Führung geht durch vier verschiedeneStraßen und wir werden mehrere Bremer Familienkennen lernen, die aufgrund ihrer jüdischen HerkunftDiskriminierung und Verfolgung erleiden mussten. DieseBroschüre ist das Ergebnis unserer Recherchen imStaatsarchiv Bremen, der Geschichtswerkstatt Brodelpottund der Zusammenarbeit mit dem Projekt Stolpersteine.Die folgenden Seiten werden einen kleinen Einblick zuThemen wie: „Judenhäuser“, „Reichspogromnacht“ oderSchule während der Zeit des Nationalsozialismus geben.Beginnen wollen wir zunächst aber mit einer kleinenallgemeinen Einführung zum Leben der Juden hier inWalle. Am Ende der Broschüre befindet sich ein Plan aufdem die einzelnen Stationen unseres Rundgangs markiertsind.Wir hoffen mit dieser Broschüre viele junge Menschen zuerreichen, damit die Geschichte dieser ehemaligen WallerBürger nicht in Vergessenheit gerät.Carolin Kirsch, Carina Reiners, Roxana Schäfer, Lydia Uhlhorn


Allgemeinen EinführungIn den zwanziger Jahren befand sich das GeschäftsundWohnzentrum Walles in der Nordstraße. Durch denHafenausbau und die Ansiedlung von Industrie undGewerbe entwickelte sich hier die Bremer Vorstadt. 1933waren 0,2% der gesamten städtischen Bevölkerung Mitgliedder jüdischen Gemeinde. In Walle lebten zu Beginn dernationalsozialistischen Gewaltherrschaft ca. 140 Bremerjüdischer Herkunft. In der Nordstraße befanden sichmehrere Geschäfte und Wohnungen jüdischer Menschen,deren Ausgrenzung und Verfolgung mit dem Beginn dernationalsozialistischen Gewaltherrschaft ihren verordnetenAnfang nahm.Carolin Kirsch, Carina Reiners, Roxana Schäfer, Lydia UhlhornMit rund 2000 Gesetzen wurden die jüdischen Bremersystematisch aus der Öffentlichkeit verdrängt. Beginnendmit dem Boykott jüdischer Geschäfte, dem Verbot desBesuchs höherer Schulen und Universitäten von 1934und dem Erlass der Nürnberger Gesetze im Jahre 1935,markiert die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10.November des Jahres 1938 die Gewalt, mit der die Nazisgegen die jüdischen Bremer vorgingen.In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurdenjüdische Wohnungen und Geschäfte in Bremen angegriffen.In Walle stürmten die Nazis vor allem in die Geschäfte undArztpraxen in der Nordstraße und plünderten und zerstörtendas fremde Eigentum. Zehn Waller Bürger wurdenaufgrund ihrer Herkunft festgenommen und zusammenmit über 150 anderen Männern in das KonzentrationslagerSachsenhausen verschleppt. Die schon vorher eingesetzteFluchtwelle jüdischer Bremer fand nun ihren Höhepunkt.Diese Möglichkeit konnten aber nicht alle Menschenwahrnehmen. 1941 wurde die Auswanderung verboten undaus dem Bremer Stadtgebiet wurden insgesamt 820 Judenin Lager deportiert - kein Kind überlebte.


Geestemünderstraße22In dem zweigeschossigen <strong>Haus</strong> wohnte Martha Müllermit ihren vier Kindern. Martha Müller geb. Zerkowskiwurde am 23. November 1870 in Pleschen geboren. Sielebte mit ihren Ehemann Markus Müller bis zu seinemgewaltsamen Tod 1919, in Ostrowo. Als sie Anfang 1920nach Bremen zogen, war Siegfried 22, Edith 20, Rosa18 und Jaques 15 Jahre alt.Siegfried Müller gründete später erfolgreich eineTuchgroßhandlung, in der auch seine Schwester Edith bisEnde 1938 ihren Lebensunterhalt als Kontoristin verdiente.Die jüngere Schwester Rosa heiratete Karl Abt und zog indie Bürgermeister-Smidt-Straße.Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30.Januar 1933, gab es bis auf wenige Ausnahmen nurvereinzelt Übergriffe auf jüdische Mitbürger. Ab diesenZeitpunkt aber verschärften sich die Provokationen undÜbergriffe auf Menschen jüdischen Glaubens. Die LebensundWohnverhältnisse verschlechterten sich durch immerneuere Verordnungen.Der jüngste Sohn Jaques war der Erste, der im Sommer1938 nach New York (USA) auswanderte. WenigeMonate später spitzte sich die Situation für die Juden inDeutschland dramatisch zu. In der Reichspogromnachtwurde die Familie Müller von der Gestapo abgeholt undinhaftiert. Edith und ihre Mutter durften später nach<strong>Haus</strong>e zurückkehren, der Bruder Siegfried wurde nachSachsenhausen deportiert.Unter der Bedingung Deutschland so schnell wie möglichzu verlassen, wird Siegfried Müller wenige Monate späteraus dem Konzentrationslager entlassen. Siegfried flüchteteim März 1939 nach New York zu seinem Bruder. SeineSchwester Rosa emigrierte schon einige Tage zuvor mitihren Mann Karl Abt nach Palästina.Lieter Alvarez Gomez, Marco Bremeyer, Konstantinos Katsanos, Julian-Cornelius Otto


Geestemünderstraße22Lieter Alvarez Gomez, Marco Bremeyer, Konstantinos Katsanos, Julian-Cornelius OttoZurück blieben Martha und Edith Müller. Nur einenMonat später am 30. April, wurde ein Gesetz erlassen,dass den Mieterschutz für jüdische Mieter aufhob. ZurIsolierung, Überwachung und Vorbereitung der späterenDeportation der jüdischen Bürger Bremens zwang mandiese ab Mai 1939 ihre Wohnungen zu verlassen undwies sie in sogenannte „Judenhäuser“ ein. Oftmalsmussten sich dort mehrere Familien, die sich überhauptnicht kannten, wenige Zimmer teilen. Die Menschenlebten bis zu ihrer Deportation oder Flucht in ständigerAngst. Solche Judenhäuser gab es in Bremen u.a. in derParkstraße in Schwachhausen, in der Isarstraße in derNeustadt, in der Humboldtstraße im Ostertor und in derGeestemünderstraße in Walle.In der Geestemünderstraße 22 werden ab Mai 1939zusätzlich Frieda und Levi Abt, Minna und MarthaAhrends, Margin Emsig (genannt Oliwer), AugusteBirkenfeld und Friederike und Rosemarie Anspacherzwangsweise untergebracht.Auguste Birkenfeld kann im September 1939 nach BuenosAires emigrieren, wo bereits ihr Sohn lebt. Die Bewohnerder Geestemünderstraße sind zunehmenden Schikanenausgesetzt. Böswillige Nachbarn bezichtigen Edith Müllerder „Rassenschande“. Sie beobachten wie Horst Eichler,ein ehemaliger Angestellter von Herrn Abt diesen besuchtund konstruieren daraus ein Verhältnis zwischen ihm undEdith Müller. Durch die ständigen Vorladungen und Verhöreerlitt Edith einen Nervenzusammenbruch. Siegfried Müllersetzte mit seinem Bruder Jaques alle Hebel in Bewegung,um der Mutter und Schwester die Auswanderung nachKuba zu ermöglichen. Doch die sich fast über das ganzeJahr 1940 erstreckenden Bemühungen erweisen sichletztlich umsonst, weil die deutschen Behörden dieAusreisebewilligung nicht rechtzeitig erteilten und so dieEinreiseerlaubnis für Kuba verfiel.


Geestemünderstraße22Erst im April 1941 gelang die Auswanderung. Imversiegelten Zug reisten Martha und ihre Tochter Edithdurch Frankreich nach Spanien und dann mit demSchiff in die USA. Nur ein paar Monate später und siewären nicht mehr aus Deutschland raus gekommen. Am23. Oktober 1941 erging für sämtliche in Deutschlandlebende Juden ein Ausreiseverbot.Die Verfolgung und Entrechtung von Juden nahm anSchärfe deutlich zu:• die Wohnungen durften seit Kriegsbeginn ab 20.00Uhr nicht mehr verlassen werden,• eine medizinische Versorgung existierte für Judennur noch in Ansätzen,• der Besitz von Telefon- und Radiogeräten wurdeihnen verboten,• ab dem 19. September 1941 musste jeder Judeab dem sechsten Lebensjahr einen gelben Sterndeutlich sichtbar auf der Kleidung genäht tragen.Rosemarie Anspacher, dieschon sicher in Antwerpen(Belgien) untergebracht schien,kehrte wahrscheinlich vorlauter Heimweh zu ihrer MutterFriedericke zurück .Am 18.11.1941 werdenFriedericke und ihre 15jährigeTochter Rosemarie mitinsgesamt 442 Juden ausBremen nach Minsk deportiert.Nur vier sind zurückgekehrt,alle anderen wurden ermordet.Eine weitere Deportation von164 Bremerinnen und Bremernfand am 23. Juli 1942 statt.Rosemarie AnspacherLieter Alvarez Gomez, Marco Bremeyer, Konstantinos Katsanos, Julian-Cornelius Otto


Geestemünderstraße22Rund zwei Wochen vor der geplanten Deportation gingan Margin Emsig, Levi und Frida Abt, Martha und MinnaAhrends ein Schreiben, mit dem Betreff “Abwanderungnach Theresienstadt“:Lieter Alvarez Gomez, Marco Bremeyer, Konstantinos Katsanos, Julian-Cornelius Otto„ Im Auftrag der zuständigen Behörde teilen wir Ihnenmit, dass in Kürze der Abtransport sämtlicher in Bremen,Wesermünde und im Rg.Bez. Stade lebenden Juden– außer den noch bestehenden Mischehen – nachTheresienstadt vor sich geht. Der Transport geht am 23.Juli 1942 ab Bremen…. Wir bitten Sie, mit größter Ruheihre Vorbereitungen zu treffen und über die Abwanderungnicht mit der deutschblütigen Bevölkerung zu sprechen,vor allem ist es untersagt, bei außenstehenden Kreisenirgendein Mitleid zu erregen.“Friedericke Anspachermit Sohn Bernhardaus :“Judendeportationen“ von Bremerinnen und Bremern,Kleine Schriften des Staasarchivs Bremens – Heft 36Mit der Ankündigung derDeportation wurde auch das ganzeVermögen beschlagnahmt.Nur Frida Abt und Minna Ahrendsüberlebten die unvorstellbarenGräueltaten, die sich in denKonzentrationslagern ereigneten.Alle anderen Bewohner aus derGeestemünderstraße werdenermordet.


Waller Heerstraße50In diesem <strong>Haus</strong> wohnten David und Clara Posenermit ihrem Sohn Manfred. Stolpersteine erinnern an dasSchicksal dieser jüdischen Familie. David Posener wurdeam 22.07.1890 in Hamburggeboren. Nach Abschluss seinerLehre als Kaufmann war erim Militärdienst und geriet inKriegsgefangenschaft. Nach demKrieg zog er 1918 nach Bremenund heiratete hier ein Jahr späterClara Salomon (geb. 23.2.1898).Am 1.Juni 1924 bekamen diejüdischen Eheleute einen Sohnund nannten ihn Manfred. Davidwar Vertreter für Zigarren undStrümpfe und seine Geschäfteliefen so gut, dass er sich eineneigenen Wagen leisten konnte.Durch die Nazis musste Davidjedoch seinen Beruf aufgeben. DieFamilie war nun nicht mehr in derLage die Wohnung zu bezahlenund zog in die Synagoge in der Bremer Innenstadt. Davidkonnte dort als Synagogendiener arbeiten. Er war einVollpatriot, welcher Bremen - im Vertrauen auf seinegeleisteten Kriegsdienste - nicht verlassen wollte.Von links: Ida und Albert Salomonmit Tochter Clara Posener undEnkel Manfred PosenerWährend der Reichspogromnacht wurde die Synagoge unddie Wohnung der Poseners jedoch zerstört. David wurdeverhaftet und für ein paar Wochen in ein KZ verschleppt.Ende des Jahres 1938 versuchte die Familie zu fliehen,zunächst nach Finnland zu einem Bruder Davids und dannnach Belgien. Durch die deutsche Besetzung wurdenalle drei jedoch nacheinander in Belgien und Frankreichverhaftet und in den Vernichtungslagern der Nazisermordet. Manfred war damals 18 Jahre alt.Verena Aufderheide, Susanne Jakob, Vivien Olthoff, Paulina Roßberg, Carolin Wolters


Bremerhavener Straße7-9Das „Kaufhaus des Westens“, vonden Wallern liebevoll „KA-DE-WE“genannt, befand sich an der EckeBremerhavener- und Vegesackerstraßeund war sehr angesehen. Die Verkaufsräumebefanden sich im Erdgeschossund in der ersten Etage. In der zweitenEtage wohnten die Davids. DerInhaber Bruno David wurde am 5.Mai1896 geboren und stammte ausAachen. Seine spätere Ehefrau Bettygeb. Meier wurde am 2.August 1889in Bremen geboren. 1910 wird der Sohn Hans geboren, derim Alter von 19 Jahren durch ein tragisches Unglück stirbt.Im Kaufhaus befanden sich eine Herren- und Damenabteilung,Kurzwaren, eine Strumpf-, eine Betten- und eineTeppichabteilung. Das Geschäft lief erfolgreich, zehn Angestellteund Lehrlinge waren beschäftigt und eine Filiale inder Landwehrstraße 159 wurde eröffnet.Im April 1933 kommt es zum Boykott jüdischerGeschäfte. Gut sichtbar und in einer Mindestgröße von40x30 cm musste das gelbe Schild mit der Aufschrift„Jüdisches Unternehmen“ sein, dass die Davids auf ihrenSchaufenster anbringen mussten. Potentielle Kunden wurdenam Betreten des Geschäftes durch die NSDAP gehindert.Im Dezember 1936 stirbt Bruno David mit 40 Jahrenan den Folgen eines Schlaganfalls. Nach dem Tod von Brunoist das KdW in der Landwehrstraße in den Besitz desjüngeren Bruders Paul David übergangen. Es wurdeumbenannt in „TEGA–Teppiche und Gardinen“.Das KA-DE-WE in der Vegesackerstraße blieb erstmal in denBesitz von Betty David, bis sie später dazu gedrängt wurdeeinen „Arier“ als Geschäftsführer einzusetzen. Auch Paulwurde dazu gezwungen sein Geschäft, in der Landwehrstraßeaufzugeben. Anfang 1941 flüchtet er mit seinerFamilie in die USA. Betty David blieb in Bremen und starbam 11. Mai 1946Aus der Broschüre derNSDAP-Kreisleitung Bremen (1935)„Auch Dich geht es an!“Fadime Cansu, Eda Cip, Nurhan Karaca, Ebru Öksel, Senay Tufan


Vegesacker Straße41Fadime Cansu, Eda Cip, Nurhan Karaca, Ebru Öksel, Senay TufanDas kleine Geschäft in der VegesackerStraße 41 gehörte dem jüdischen EhepaarSamuel und Rebecka Fuchs. Beidewurden Anfang 1879 in Galizien geboren.Vor dem 1.Weltkrieg kam das EhepaarFuchs nach Bremen. Zunächst eröffnetensie 1913 in Findorff ein Geschäft. ZweiJahre später zogen sie dann nach Walle,wo sie einen kleinen Bedarfsladenbetrieben. Die Wohnung befand sich gleichneben dem Laden.Herr Fuchs verkaufte von <strong>Haus</strong> zu <strong>Haus</strong>Tabakwaren. Er war ein weißhaariger schlanker Mann. FrauIn den 20er Jahren.Kurz- und GalanteriewarenFuchs (links)Fuchs verkaufte in der nächsten Nachbarschaft Seifenwaren.Sie war eine kleine dickliche Frau und wurde als sehrfreundlich und hilfsbereit beschrieben.In der Reichspogromnacht wurde Samuel Fuchsverhaftet und kurz darauf wieder freigelassen. Nur wenigeTage später, am 24.November 1938 wird die Schließung desLadens angeordnet. Das Ehepaar Fuchs wurde gezwungenihre Wohnung aufzugeben und in das Nebengebäudedes jüdischen Altersheimes in der Buxtehuderstraße inGröpelingen einzuziehen. Bis zum Juli 1942 pferchten dieNazis ältere, jüdische Bürger aus Bremen und Umgebunghier ein. Von dort wurden die alten Leute am 23.07.1942nach Theresienstadt und dann weiter nach Auschwitzdeportiert. Samuel und Rebecka Fuchs überlebten dasVernichtungslager in Auschwitz nicht.In der Vegesackerstraße 41 wohnten außer der FamilieFuchs noch Rahel und Elsa Eichholz mit ihrem Sohn HansHaas, Sara und Jakob Ratausch, sowie Helene Klein.Sara und Jakob Ratausch konnten 1939 in die USAfliehen, Helene Klein starb 1940 eines natürlichen Todes.Rahel und Elsa Eichholz, sowie Hans Haas wurden imKonzentrationslager Minsk ermordet. Zum Gedenken an dieOpfer sind vor dem <strong>Haus</strong> Stolpersteine verlegt worden.


Helgolanderstraße67/69Nun stehen wir vor derSchule an der HelgolanderStraße.Sie wurde 1916 gegründetund bestand als unentgeltlicheVolks- undArbeitsschule.Mit dem Beginn dernationalsozialistischenGewaltherrschaft imJahre 1933 wurde diesereformpädagogische Schule radikal verändert: derSchulleiter sowie sechs weitere Lehrer wurden aus demSchuldienst entlassen. Dies wurde möglich durch das„Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“,dass sowohl „anders denkende“, als auch „nichtarische“Lehrer betraf. Ein Jahr darauf wurde der Hitlergruß zuBeginn des Unterrichts zur Pflicht.IS Helgolander Straße, 2009Seit 1934 mussten die Kinder auch am Samstag in dieSchule gehen, um am „Staatsjugendtag“ teilzunehmen,der von der Hitlerjugend veranstaltet wurde. Hier solltensie lernen „zum unentwegten Kämpfer an der Seite desFührers zu werden“. Jüdischen Kindern war es freigestelltan diesem Unterricht teilzunehmen.Der Unterricht veränderte sich immer mehr und inden folgenden Jahren wurden die Kinder zu absolutemGehorsam, Vaterlandsliebe und Opferbereitschaftgegenüber Hitler erzogen. Sie sollten in der Schuleauf den Krieg vorbereitet werden und mussten z.B. inMathematik ausrechnen, wieviele Patronen eine Waffein einer bestimmten Zeit abfeuern kann. Rassenkundewar ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts und dieMenschheit wurde in „wertvolle Arier“ und „wertloseUntermenschen“ aufgeteilt.Seda Akman, Ergin Albayrak, Mehmet-Ugur Coskun, Abdullah Duman, Ahmet Karagöz


Helgolanderstraße67/69Seda Akman, Ergin Albayrak, Mehmet-Ugur Coskun, Abdullah Duman, Ahmet KaragözFür die Kinder jüdischer Herkunft bedeutete dies natürlichein hohes Maß an Ausgrenzung. Einer dieser Schüler warHans-Albert Salomon, der in der Waller Heerstraße 48alebte. Da sein Vater jüdischer Herkunft war, galt er alssogenannter „Halbjude“ und mit einem „typisch jüdischen“Nachnamen war er täglichen Erniedrigungen in der Schuleausgesetzt.Er bekam einen gesonderten Sitzplatz im Klassenzimmerund war zum Beispiel als „nichtwürdiger“ Schüler vonSportveranstaltungen oder Klassenfahrten außerhalb desregulären Unterrichts ausgeschlossen. Ihm wurde zwarfreigestellt am Samstag zum „Staatsjugendtag“ in dieSchule zu gehen, aber seine jüdische Herkunft wurdevorher allen bekannt gegeben. Obwohl Hans-Albert lieberauf eine andere Schule gehen wollte, wurde ihm dies nichterlaubt. 1942 musste er die Schule dann ganz verlassen,da er als „Mischling 1. Grades“ galt und die Nazis einSchulverbot fürdiese Kindererlassen hatten.Er schaffte es eineLehrstelle als Kochzu bekommen.Schautafel „Bilder deutscher Rassen1“ um 1935.Quelle: Deutsches Historisches Museum


Notizen


ROSENAK-HAUSMitten in der Bremer Innenstadt liegt das ehemaligejüdische Gemeindehaus: das ROSENAK-HAUS. Eswurde 1927 eingeweiht und nach dem ersten RabbinerBremens - Dr. Leopold <strong>Rosenak</strong> - benannt. Neben demGrundstück der ehemaligen Synagoge, die 1938 in derReichspogromnacht vollständig zerstört wurde, entstehtheute in der Kolpingstr. 7 ein Ort der Erinnerung,Begegnung und Aufklärung. Getragen vom EngagementBremer Bürgerinnen und Bürger gründete sich zu diesemZweck im Jahre 2007 der Verein „ROSENAK-HAUS e.V.“,der es sich zur Aufgabe macht an diesem authentischenOrt, neben einer Dauerausstellung zu bremisch-jüdischerGeschichte, ein breites Angebot von Veranstaltungen,Seminaren und Kursen zu schaffen. Im <strong>Rosenak</strong>-<strong>Haus</strong>findet durch Vorträge, Zeitzeugengespräche undSchulprojekte eine lebendige Auseinandersetzung mitdiesem Teil der Geschichte unserer Stadt statt.Mehr Informationen zum <strong>Haus</strong>, Veranstaltungen oder demVerein unter:www.rosenak-haus.deoder unter:ROSENAK-HAUS e.V.,Kolpingstr. 7, 28195 Bremen, 0421-2761774rosenak-haus@t-online.de


Gefördert durch:• Bundesprogramm „Vielfalt tut gut– Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie –gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit undAntisemitismus“, dem Ministerium für Familie, Senioren,Frauen und Jugend und dem Lokalen Aktionsplan Bremen• Leo Baeck Programm.Jüdisches Leben in Deutschland – Schule und Fortbildung

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