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Phänomen Leinenaggression - Hunde-Akademie Perdita Lübbe

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Typisches Beispiel von <strong>Leinenaggression</strong>: Der <strong>Hunde</strong>halterfühlt sich nicht verantwortlich. Also entscheidetder Cattledog selbst und wehrt die Gefahr – in diesemFall einen fremden Hund – eigenständig abvon Störenfrieden frei zu sein hat,und welcher nicht, liegt dabei ganz imErmessen des pelzigen „Türstehers“.Ein Problem, viele UrsachenDoch viele Gründe tragen zur Entstehungdieses Problems bei. Manchesind eher beim Hund, andere eherbeim Menschen zu finden. Zwarhaben Zwei- wie Vierbeiner einecharakterliche Grundausstattung.Dennoch kommt kein Hund bereitsleinenaggressiv zur Welt. Verhaltenentsteht in der Regel schrittweise.Genetik, Umweltreize sowie etwa deraktuelle Hormonstatus gehen dabeiHand in Hand.Oft fördern Besitzer das Verhaltenmehr oder weniger stark. UnbewusstesZulassen beziehungsweiseauch Ignorieren kann der Hund alsZustimmung interpretieren. SolcheSituationen aus der <strong>Hunde</strong>perspektivezu betrachten, ist daher immer sehrhilfreich.Verantwortung abgegebenMeiner Erfahrung nach legen wirMenschen die Verantwortung für dasgemeinsame Wohlergehen zu sehrund meistens unbewusst in die <strong>Hunde</strong>pfoten.Viele Vierbeiner fühlen sichdadurch zuständig für das „System“.Der Mensch genießt unterwegs dieAussicht, sein Hund scannt unterdessenmit den Augen den gesamtenHorizont. Nähert sich dann ein Spaziergänger,darf der Hund ihn meistzuerst begrüßen beziehungsweise dieUnbedenklichkeit des Fremden abchecken.Als Beauftragter für Leibesvisitationendurchstöbert er dessenTaschen nach Keksen und unterziehtihn (aus Menschensicht) peinlichenAnalkontrollen. Schon bei Welpenspielstundenübernehmen viele<strong>Hunde</strong>kinder das Ruder und kommunizierenausgelassen mit Artgenossenan der Leine, während ihre Menschenwie Komparsen danebenstehen undalles geschehen lassen. Als pubertie-render Junghund macht der einstigeZwerg das, was er schon immer tat,nun aber oft in einem XXL-Körper:Bestimmen! Obwohl das Ganze nichtmehr lustig ist, entscheidet er weiterüber die Spielregeln (nicht gegenseinen Menschen, aber für sich undseine Belange). Wenn der Zweibeinerdie Gefahrenabwehr nicht übernimmt,tut es eben der Vierbeiner.Hinter dem Pöbeln an der Leine steckthäufig ein „Angriff ist die beste Verteidigung“.Da verteidigt kein selbstbewusster,mental starker Hund mutigseinen Menschen. Sondern da ruftein Hund, dem keine klaren Grenzenaufgezeigt wurden, ganz laut: „Bitteführe mich, sonst muss ich den Jobübernehmen, obwohl ich das eigentlichgar nicht möchte!“Typisch Fips, typisch TimDer eineinhalbjährige Rüde Fipssieht auf dem Fußweg frontal seinenGeschlechtsgenossen Alf auf sich und ▶partner hund 39


ErziehungViele Begrüßungen laufen so ab: Statt zu handeln, verhält sich der <strong>Hunde</strong>halter wie ein Statist.Die Chance für den Hund eine massive „Leibesvisitation“ durchzuführenwird. Sein Zweibeiner zeigt ihm damit,dass er das Leben gut im Griff hat undniemanden braucht, der sich für ihnzuständig fühlt.Natürlich sind solche Tipps in derPraxis teils schwer umsetzbar. Es gibtdurchaus <strong>Hunde</strong>, die neugierig dieFührung übernehmen und sich gernedarum kümmern, „dass der Ladenläuft“. Sollte Fips zu dieser Kategoriegehören, müsste ihm Tim in vielenAlltagssituationen vermitteln, dasser die Entscheidungen alleine treffenkann.<strong>Hunde</strong> mit etabliertem aggressivenVerhalten an der Leine, brauchen mitihrem Halter ein gezieltes und professionellesTraining. Präventiv machtes allerdings Sinn, die Wahlmöglichkeitendes <strong>Hunde</strong>s zu reduzieren,selbst wenn etwa ein Leinenziehenkaum stört.seinen Halter Tim zukommen.Kurz vorm Aufeinandertreffen bauensich die beiden auf, entblößen dieZähne und sehen brandgefährlich aus.Fips läuft dabei vor seinem Besitzerher. Kurz vor der Begegnung nahmTim die Leine hektisch kürzer. FürFips kann Tims Handlung zum Signalgeworden sein, das sein Verhaltenauslöste. Fips fühlt sich als Bodyguard.Tims schrilles „Fips, sei ruhig, ganzruhig, der tut nix!“, baut noch mehrSpannung auf.Auch das Vorhaben, Fips beimUnsere Expertinnächsten Mal am Fremdhund „vorbeizukeksen“kann sein Verhaltenfestigen. Fips sieht den Hund, kommtin Spannung und nun greift Tim zur<strong>Hunde</strong>kekstüte. Vielleicht geht Fipsdadurch tatsächlich relaxter am Artgenossenvorbei. Vielleicht fühlt er sichaber auch für seine Anspannung undfür sein Drohen belohnt.Das Zepter in die Hand nehmenWie sich das Dilemma lösen lässt?Indem <strong>Hunde</strong>besitzer wie Tim dasZepter in die Hand nehmen. Er hatdafür zu sorgen, dass sich sein Hundbei ihm sicher fühlen kann. Fips mussnicht an strammer Leine vorneweggehen. Tim könnte ihn die Seitewechseln lassen, bevor es Fips mulmigDie Mentalität des MenschenAuch spielt die Mentalität des Menscheneine große Rolle. Führt ergrundsätzlich gerne? Oder gibt erauch in der Familie und im Job oftEntscheidungen ab? Wer keine Freudeam Führen hat, wird meist von seinemHund geführt.Es liegt auf der Hand, dass durchdie Komplexität des Problems unddie Rolle des Menschen nicht jederFall positiv auf Trainingsmaßnahmenanspricht. Seien Sie sich aber sicher:Die wenigsten <strong>Hunde</strong> wollen führenoder an der Leine herumstänkern.Geben wir unseren Vierbeinern durchdie Übernahme von VerantwortungSicherheit und die Gewissheit, dasswir für sie da sind.<strong>Perdita</strong> <strong>Lübbe</strong>-ScheuermannSie betreibt seit 1994 die <strong>Hunde</strong>-<strong>Akademie</strong>in Griesheim bei Darmstadt undbietet Seminare, Fortbildungen sowietiergestütztes Coaching an. Ihr Spezialgebietist die Betreuung und Förderungvon Welpen sowie verhaltensauffälligen<strong>Hunde</strong>n. Weitere Infos erhalten Sie unter:www.hundeakademie.deGreift der Mensch nicht ein, dann regelt eshäufig der Hund40 partner hund

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