13.07.2015 Aufrufe

Plankton - Taucher Revue

Plankton - Taucher Revue

Plankton - Taucher Revue

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

24 | taucher revue | Wissen<strong>Plankton</strong>Was von vielen <strong>Taucher</strong>n lediglich als lästige Wassertrübungwahrgenommen wird, ist in Wirklichkeit nichtnur Grundlage der aquatischen Ökosysteme, sondernauch für uns Landbewohner lebenswichtig.n Text: Nanina BlankWas ist <strong>Plankton</strong>?<strong>Plankton</strong> bedeutet «das Umherirrende».Es ist keinetaxonomische Bezeichnung,die verschiedenen dazu ge -hörenden Arten sind alsonicht alle miteinander verwandt.Vielmehr gehö rendem <strong>Plankton</strong> die unterschiedlichstenTier-, Pflan -zen- und Bakterienarten an.Nämlich alles Leben, welchesfrei im Wasser mit denStrömungen treibt. Dabeiunterscheidet man grob dreifunktionelle Gruppen: dieProduzenten, die Konsumentenund die Rezyklierer.PhytoplanktonDie Produzenten sind dasPhytoplankton. Es betreibt mitWissen | taucher revue | 25Hilfe von Sonnenlicht Photosyntheseund generiert so dieLebensgrundlage der aquatischenÖkosysteme. Dazu gehörenAlgen wie die KieselundKalkalgen, aber auchDinoflagellaten und Bakterienkönnen Photo synthesebetreiben, wie beispielsweiseCyano- oder Purpurbakterien.Alleine innerhalb derKieselalgen kennt man bisheute über 6000 Arten. MitSonnenlicht als Antriebskraftproduziert das Phytoplankton– wie die Landpflanzenauch – aus Kohlenstoff undNährstoffen organisches Material:Biomasse. Diese ist dieNahrungsgrundlage fast allerMeeresbewohner unseresPlaneten.Kieselalgen oder Diatomeensind bedeutendeVertreter des Phytoplanktonsund bilden Schalenaus Siliziumdioxid. Siekommen im Salz- undSüsswasser vor und weiseneine unglaublicheFormenvielfalt auf.Bild:Graham P. MatthewsBild: Nanina Blank


26 | taucher revue | WissenWissen | taucher revue | 27Tausendmal kleiner alsein Stecknadelkopf undtrotzdem sichtbar ausdem All: Eine Kalkalgenblütevor der WestküsteIslands. Das Sonnenlichtwird von den Schalender massenhaftauftretenden Kalkalgenreflektiert und erzeugtdie türkisblaue Färbung.Bild: NASA,Jeff SchmaltzTauchgang unter demantarktischen Eis: DieGrünfärbung rührt vonAlgen her, die im Innerendes Eises leben.Bild: Chris FritsenRechts: Eine Vertreterinder Kalkalgen vonNahem: Der Blickdurchs Rastereletronenmikroskopzeigt dieSchilde von Emilianiahuxleyi, die sogenanntenCocco lithen, welchedie Alge aus Kalziumkarbonatherstellt.Bild: Alison R. TaylorDie Luft, die wir atmenPhytoplankton ist für alleLebewesen, die Sauerstoffatmen, lebenswichtig – auchfür jene an Land. Denn Phytoplanktonproduziert durchdie Photosynthese nicht nurden Sauerstoff im Wasser,sondern auch etwa 50 bis80 Prozent des Sauerstoffsin unserer Atmosphäre.OmnipräsentPhytoplankton kommt insämtlichen Gewässern vor:in Süsswasser von kleinenPfützen, über Flüsse bis zuSeen und auch in Salzwasservon den tropischen Meerenbis ins Polarmeer. Sogarin Eis findet sich Phytoplankton.Im Meer kommen diegrössten Konzentrationen innährstoffreichem Wasser anden Küsten und in den gemässigtenBreiten vor.Wenn das Wasser blühtBei günstigen NährstoffundLichtverhältnissen kannPhytoplankton in unglaublichenMassen auftreten.Eine Kalkalge mit dem klingendenNamen Emilianiahuxleyi kommt saisonal insolch riesiger Anzahl vor,dass man sie aus dem All er-kennen kann. Dabei sind dieeinzelnen Algen nur wenigeMikrometer gross, d.h. wenigeTausendstel eines Millimeters.Eine solche Massenanhäufungvon Phytoplanktonnennt man Algenblüte undim Falle von Emiliania huxleyikann sie sich über mehrals 100 000 Quadratkilometererstrecken. Auch inSchweizer Gewässern ist esvor allem in den 70er- und80er-Jahren zu Algenblütengekommen. Abwasser überdüngtedie Seen, und esbildeten sich teilweise dickegrüne Teppiche aus Cyanobakterienan der Oberfläche.ZooplanktonDie Konsumenten der <strong>Plankton</strong>fraktionbezeichnet manals Zooplankton. Sie betreibenkeine Photosynthese,sondern sind Tiere, die sichvon anderen Organismen ernährenund somit das nächsteGlied der Nahrungskettebilden. Das herbivore Zooplanktonfrisst Phytoplanktonund wird wiederum vom karnivorenZooplankton gefressen.Es gibt auch Tiere, dienur während ihres Larvenstadiumszum Zooplanktongehören. Wenn sie ausgewachsensind, werden siezum Beispiel sesshaft wieAnemonen und Korallen,


28 | taucher revue | WissenWissen | taucher revue | 29Teil des Zooplanktons inSchweizer Gewässern:Der Gemeine Wasserfloh(Daphnia pulex)ernährt sich von Phytoplanktonund reagiertsehr empfindlich aufSchadstoffe im Wasser.Bild: www.plingfactory.deKrill kann in unglaublichdichten Schwärmenvorkommen und istessenzielle Beute fürverschiedene Walarten,Vögel, Robben undFische. Je nach Arthaben die Kleinkrebseeine Lebenserwartungvon wenigen Monatenbis zu sechs Jahren.Bild: Øystein Paulsenoder entwickeln die Fähigkeitzur aktiven Fortbewegungwie ein Hummer oderein Fisch.KrillEin bekannter mariner Vertreterdes Zooplanktons ist Krill:Kleinkrebse, die bis zu sechsZentimeter gross werden,Phytoplankton als Nahrungaus dem Wasser filtrierenund wiederum Nahrungsquellefür höhere Meeresbewohnersind. Krill ist dasdirekte Bindeglied zwischenden kleinsten Meereslebewesen,dem Phytoplankton, unddem grössten, dem Blauwal.Zusammen bilden diese Artendie wohl kürzeste Nahrungsketteüberhaupt. AuchKrill kann in unglaublichenMassen vorkommen mit biszu 60 000 Tieren pro KubikmeterWasser und kilometerlangeSchwärme bilden.Die im Südozean beheima-Krillschwarm.Bild: Ocean PhotoGallery


30 | taucher revue | WissenWissen | taucher revue | 31Salpen gehören zu denManteltieren und sindBestandteil des Zooplanktons.Hier habensich mehrere dieserTiere zu einer Koloniezusammengetan. Siefiltrieren Phytoplanktonaus dem Wasser undnehmen täglich weitevertikale Wanderungenauf sich.Bild: www.sritweets.comtete Krillart erreicht eineBiomasse von unglaublichen500 Millionen Tonnen, etwadoppelt soviel wie alle Menschenzusammen.Auf Wanderschaft zwischenLicht und AbyssObwohl die geografischeLage eines planktischen Organismusper Definition nichtvon ihm selbst, sondern vonden Strömungen bestimmtwird, können sich doch vielePlankter aktiv fortbewegen– und zwar vertikal in derWassersäule. Dies führt zursogenannten vertikalen Migration,einer Massenwanderungsondergleichen. Viele<strong>Plankton</strong>arten migrieren inunterschiedlichen Rhythmenund aus unterschiedlichenGründen. Viele Zooplanktonartenwandern jeden Abendaufwärts ins Oberflächenwasser,um das Phytoplanktonzu fressen, welches amTag im Sonnenlicht gedeiht,und ziehen sich tagsüberwieder in dunklere Regionenzurück, um sich vor Jägernzu verstecken. Salpen, beispielsweise,steigen in derNacht aus einer Tiefe vonbis zu 800 Metern auf zumFressen und verschwindenbei Tagesanbruch wiederin der Tiefe. Allerdings gibtes auch Phytoplankton, daseine umgekehrte Strategieverfolgt: Gewisse Dinoflagellatenbetreiben tagsüber ander Oberfläche Photosyntheseund sinken in der Nachtbis zu zehn Meter tiefer, umdem nachts aufsteigendenZooplankton zu entgehen.RezykliererDie letzte Gruppe kommterst zum Zug, wenn Phytoplanktonoder Zooplanktonabstirbt und absinkt. Siebesteht aus verschiedenenBakterien, welche die herabregnendenorganischenPartikel in der Wassersäulewieder abbauen und so denNährstoffkreislauf schliessen.Durch ihre Arbeit werdenStickstoff, Phosphor,Silizium oder Eisen wiederfreigesetzt und es kann neuesLeben daraus entstehen.RückgangAuch an den Kleinsten imWasser gehen Umweltveränderungendurch den Menschennicht spurlos vorüber:Die Menge des Phytoplanktonsin den Ozeanen istseit 1950 um etwa 40 Prozentzurückgegangen, washauptsächlich auf ansteigendeWassertemperaturen zurückgeführtwird. Aber auchVerschmutzung und Meeresversauerungsetzen ihm zu.<strong>Plankton</strong> ist der Grundsteindes Lebens im Wasser,es ist enorm facettenreichund Nahrungsquelle für dieunter schiedlichsten Organismen,vom kleinen Korallenpolypenbis zum Walhai undBlauwal.Meeresleuchten<strong>Plankton</strong> sollte von uns <strong>Taucher</strong>naber nicht nur deswegengeschätzt werden, eskann auch visuell absolutreizvoll sein. Wedeln Siebeim nächsten Nachttauchgangim Meer einmal vorIhrer <strong>Taucher</strong>maske herum.Was da in der Dunkelheitbläulich aufleuchtet sindbiolumineszente Dinoflagellaten.Wenn sie durch Wasserbewegungeneinen Fressfeindwahrnehmen, fangensie an zu leuchten. Dadurchwerden grössere Jäger angelockt,welche dann hoffentlichden Fressfeind derDinoflagellaten verspeisen.Ganz schön clevere kleineOrganismen.nEine Sepia ist nachtsauf Jagd im KaribischenMeer. Ein frontalerKamerablitz machtihre Beute sichtbar:Zooplankton.Bild: Nanina Blank

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!