Seite 6Amtliches Mitteilungsblatt der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Oderwitz</strong> · 02.10.2013sten der unmündigen Kinder“ sollte die Mutter ihre Kinderso lange ohne „ Ziehegeld“ versorgen, bis sie sichverheiraten, ankaufen oder auf andere Art ihr Brot verdienenkönnen. Bedingung war jedoch, daß die volljährigenKinder der Mutter mit ihrem künftigen Ehemanne,solange aus der zweiten Ehe keine Kinder da sind, freieWohnung gestatten. – Zum Erbvergleich aus dem Vermögenvon Johann Christoph Wentzel ist festgehalten:es erben laut Testament die Wittwe Susanna Wentzelinund die Tochter gleichen Namens. Bestimmt wurde,daß ein Haus Christoph Wentzels in Niederoderwitz für70 Taler zu verkaufen sei. Ein weiteres Freihaus ihresverstorbenen Mannes in Oberoderwitz sollte die Wittwefür 80 Taler bis zur Volljährigkeit ihrer Tochter erwerben.Hausrat und Möbel für 17 Taler 1 Groschen kauftedie Wittwe ebenfalls mit Genehmigung ihres Kurators.Die Beträge, welche Christian Tietze, Christian Hänschund Johann Gottlieb Rüger dem Verstorbenen nochschuldeten (die aber noch nicht vorlagen!) wurden demWentzelschen Vermögen hinzugerechnet. Somit betrugdas ganze Vermögen – zwei Häuser, Hausrat, Möbel,verliehenes Geld – 173 Taler – 4 Groschen – 8 Pfennige.An eigenen Schulden hatte Wentzel noch 97 Taler– 4 Groschen – 10 Pfennige zu begleichen. Abzüglichaller Schulden verblieben für Mutter und Kind 75 Taler– 23 Groschen – 10 Pfennige. Die Mutter erhielt einenTeil des Geldes. Der Tochter sollte die andere Hälftevon den noch unbezahlten Hauskaufgeldern teils vonihrer Mutter, teils von Rüger angewiesen werden. Dasich die Mutter mit dem Kurator verständigte, ihre Tochterunentgeldlich zu erziehen und sie „nicht allein zurGottesfurcht und allen erforderlichen weiblichen Wissenschaftenanzuhalten,“ sondern auch mit Nahrungund Kleidung zu versehen, so verspricht der Vormundder Tochter großzügig ihr bis dahin die Aufsicht überdas entsprechende Vermögen zu überlassen.Stellt sich die Frage, was unter „weiblichen Wissenschaften“zu verstehen ist? Gemeint waren damit vermutlichpraktische und nützlichen Tätigkeiten, Ideenund Aufgaben der Frauen, vielleicht mit dem Ziel, dieseim Alltag noch perfekter zu verrichten. Die harten Lebensbedingungenforderten täglich enormen Einsatz,um Hungersnöte, Krankheiten und die Versorgung derFamilie so gut als möglich zu bewältigen. Geburtenanzahlund Kindersterblichkeit lagen im hohen Bereich.Für Erbteilungen waren in den Gerichten zu zahlen: –der Teilschilling an die gnädige Herrschaft, allgemeineGerichtsgebühren, Geld für die Ausfertigung der Erbsonderung,Schreibgebühren, weiteres Geld für dasEinschreiben in die Bücher, für Stempel(papier)bögen,den Gerichtsboten und der Beitrag für die Armenkasse.Einige Besonderheiten bei damaligen Käufverträgen:Zur Gewährung des Vorkaufsrechtes ist u.a. folgendesfestgehalten: Sollten der Käufer Johann Friedrich Tietzeoder seine Nachkommen lt. Kaufbriefes von 1762die aus dem Gottlob Tietzischen Bauergute stammendenÄcker wieder verkaufen, so soll der Besitzer diesesBauergutes das Vorkaufsrecht vor einem Fremden haben,wenn er ebenso viel wie ein Fremder dafür bezahlt.Um sicher zu gehen, dass Verträge im Nachhinein nichtbeanstandet wurden, gab es bei Kaufverträgen, außerbeim Erwerb nach Versteigerungen, stets einen besonderenAbschnitt, in dem die Parteien bekundeten, keineEinwendungen und Ausflüchte mehr gegen den Vertragvorzubringen.Am Schluss der Amtshandlung im Ortsgericht wurdedas fertig erstellte Schriftstück allen Beteiligten langsamund deutlich vorgelesen und vorgezeigt. Als danndie „eigenhändigen Unterschriften“ von den Käufern,Verkäufern, Beiständen und Vormündern gefordertwurden, erledigte mitunter ein „Mann des Vertrauens“die jeweiligen Namenszüge. Unter den Dokumentensteht dann z.B. „… weil Susanna verw. Wentzelin geb.Tietzin oder Gottfried Byhan des Schreibens unerfahren“…, unterschrieb in ihrer Gegenwart ihre jeweiligenNamensunterschriften … z. B. – Benjamin EhrenfriedHerbst.Einige Wochen nach Ausfertigung eines Kaufvertragesin der Ortsgerichtsstelle ersuchten die Beteiligten „geziehmend“beim Guts- und Gerichtsherren von Kanitzoder später von Kyaw um Bestätigung des Dokumentesmit Siegel und Unterschrift. Kaufverträge von Mühlengrundstückenoder anderen hochwertigen Immobilienhingegen wurden auf dem Voigtshof in Görlitz zur „Confirmation“vorgelegt.Manche bedeutende Handlungsabfolgen bei Amtsgeschäften,Erbteilungen und Kaufverträgen bewährtensich über Jahrhunderte.Sabine Möbius / AG OrtsgeschichteAus der KirchgemeindeLiebe Leserinnen und Leser,gelb, orange, golden, grün, dunkelgrün,braun, violett – bunte Blätter machenden Herbst. Farbenprächtig zieht sichdie Natur zurück in die kühle Jahreszeit. Warm angezogenund dick vermummt gehen wir vor die Tür undstaunen. Was alles bleibt doch von diesem Sommerund wärmt im Innern. Begegnungen, Erlebnisse mitder Familie, die Sonnen-, Arbeits- und Urlaubstage undmancher Abschied. Am Ende des Kirchenjahres ist Zeitzum Einsammeln und zur Einkehr.Wir begehen diese Zeit in diesem Jahr unter anderemmit den Gottesdiensten zur Kirchweih. In Niederoderwitzerinnern wir an die Zeit des Kirchbaus vor balddreihundert Jahren. Es werden Auszüge aus demTheaterstück „Kirchplatz 1719“ zu Gehör kommen, teilsin Mundart verfasst von Hans Brussig, der Pfarrer warin Niederoderwitz von 1924 bis1933. Im 18. Jh. war derZustand der alten mittelalterlichen Kirche offensichtlichalles andere als gut, wie die Kirchväter damals befindenmussten:Kirchvater Glathe:Ju, ju, s‘is su, hier is bahl olls azwee,zu bassern is nischt mi und nischt zu flicken;Machn mir as doichte Ding ni bald a Quee,do fällt dos Kirchl uns no ganz zu Sticken.Kirchvater Christoph:Su giehts ne mie, ‚s is urndlich anne Schande,An Sunntge wahrn der Kirchloit immer winger,‚s is jeden, gleebt mersch, wirklich itze Bande,doaßn de Purkirch plautzt no uff de Finger.
Amtliches Mitteilungsblatt der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Oderwitz</strong> · 02.10.2013 Seite 7Kirchvater Anders:Nu, sis su, kees wogt sich zur Tür mehr nei,aber zum Fanster, woas kimmt doo ne rei,Ahlostern, Schwolbn, Fladrmoise,Und uff d‘r Urgl noin Gehoise,doa hoat bar grißtn Pfeif versteckt,goar a Rutwistlch neigeheckt.Wie es damals weiterging? Seien Sie dabei am 13. <strong>Oktober</strong>,10.15 Uhr! Und was es für heute bedeutet? Danachfragen wir zum Kirchweihgottesdienst in Oberoderwitzeine Woche später. Es wird zugleich der Startgottesdienstsein für das <strong>Gemeinde</strong>EntwicklungsTraining, daswir in diesem und im nächsten Jahr durchführen, umeine tragfähige Perspektive für unsere künftige Kirchgemeinde<strong>Oderwitz</strong>-Mittelherwigsdorf zu entwickeln. SeienSie dabei am 20. <strong>Oktober</strong>, 10.15 Uhr!Die <strong>Oderwitz</strong>er und Mittelherwigsdorfer Kinder ladenwir ein vom 22. bis 25.10. (erste Herbstferienwoche)zur Kinderbibelwoche im Lutherhaus. Die Vorbereitungenlaufen schon … Alle weiteren Infos in den Pfarrbürosoder bei Anke Eichhorn. Seid willkommen!Herzliche Grüße, auch im Namen des Kirchenvorstandsund der Mitarbeiter der Kirchgemeinde,Pfr. Gregor ReichenbachDer Monatsspruch für <strong>Oktober</strong>steht im Hebräerbrief im 13. Kapitel:Vergesst nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen;denn an solchen Opfern hat Gott Gefallen. (Hebr 13,16)Herzliche Einladung zu den Gottesdienstenunserer <strong>Gemeinde</strong>:06. <strong>Oktober</strong> 09.00 Uhr Gottesdienstmit Abendmahl und Taufein Oberoderwitz10.15 Uhr Erntedankgottesdienstin Mittelherwigsdorf13. <strong>Oktober</strong> 09.00 Uhr Gottesdienstin Mittelherwigsdorf10.15 Uhr Kirchweihgottesdienstin Niederoderwitz20. <strong>Oktober</strong> 10.15 Uhr Kirchweihgottesdienstin Oberoderwitz, Start des <strong>Gemeinde</strong>Entwicklungs-Trainings, mit ChorAlle27. <strong>Oktober</strong> 10.15 Uhr Familiengottesdienst„Tag der Kirche“ zumAbschluss der Kinderbibelwocheim Lutherhaus31. <strong>Oktober</strong> 10.15 Uhr Reformationsgottesdienstmit Abendmahlin Mittelherwigsdorf03. November 09.00 Uhr Gottesdienstin Mittelherwigsdorf10.15 Uhr Gottesdienst mit Abendmahlin Niederoderwitz10. November 09.00 Uhr Gottesdienstmit Abendmahlim Lutherhaus10.15 Uhr Gottesdienstmit Abendmahlin Mittelherwigsdorf… und zu den weiteren Veranstaltungen:09. <strong>Oktober</strong> 14.30 Uhr Seniorenkreisin Niederoderwitz21. <strong>Oktober</strong> 14.30 Uhr Seniorenkreisin OberoderwitzKatholisches Pfarramt„Mariä Himmelfahrt”LeutersdorfGottesdienste im <strong>Oktober</strong>PfarrkircheMariä HimmelfahrtLeutersdorfAloys-Scholze-Straße4FilialkircheMariaUnbefleckteEmpfängnisGroßschönauBahnhofstr. 5KapelleThomas vonAquin EibauAugust-Bebel-Straße 2Samstag ––– 17.30 Uhr 16.00 UhrSonntag 10.00 Uhr ––– –––Veranstaltungen/Besondere Gottesdienste06. <strong>Oktober</strong> 10.00 Uhr Hl. Messe zum Kirchweihfestund Erntedankin Leutersdorf17.00 Uhr Rosenkranzandachtin Leutersdorf08. <strong>Oktober</strong> 14.30 Uhr ökumenischerSeniorennachmittagin Großschönau09. <strong>Oktober</strong> 14.30 Uhr Seniorennachmittagin Leutersdorf10. <strong>Oktober</strong> 14.30 Uhr Seniorennachmittagin Seifhennersdorf13. <strong>Oktober</strong> 17.00 Uhr Rosenkranzandachtin Eibau20. <strong>Oktober</strong> 17.00 Uhr Rosenkranzandachtin GroßschönauAm 27. <strong>Oktober</strong> ist der Weltmissionssonntag. Traditionelllenken wir unseren Blick auf die Kirche in Asienund Afrika. Für sie wird auch an diesem Sonntag gesammelt.Allerdings hat mich eine kleine Geschichte,die ein Pfarrer erzählte, nachdenklich gestimmt. Er warmit einer Delegation unseres Bistums in einem christlichgeprägten afrikanischen Land zu Gast. Sie wurdenauch vom dortigen Bischof empfangen, der sich nachder Situation in unserem Bistum erkundigte. Als er hörte,dass hier nur 3 bis 4 % Katholiken leben, meinte er:„Sie haben es gut!“ Als die Leute der Delegation etwasverdutzt dreinschauten, setzte er hinzu. „Bei so vielen,die nicht glauben, ist gut fischen!“Wann haben Sie das letzte Mal mit jemand über Gott,Ihren Glauben und Ihre Hoffnung über das, was Ihr Lebenträgt gesprochen?Facebook: www.facebook.com/lernenbefluegelt.