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Befestigte Orte, Burgen und Schlösser in der Großge

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Heimatk<strong>und</strong>liche Blätter<br />

Nr.3/2012<br />

<strong>Befestigte</strong> <strong>Orte</strong>, <strong>Burgen</strong> <strong>und</strong> <strong>Schlösser</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Großge</strong>me<strong>in</strong>de<br />

Neustadt a.d.D. / Teil 4<br />

<strong>Schlösser</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Großge</strong>me<strong>in</strong>de<br />

Während die <strong>Burgen</strong> wegen <strong>der</strong> Erf<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Feuerwaffen ihre Funktion als<br />

Wehr- <strong>und</strong> Wohnbau verloren, errichtete gegen Ende des Mittelalters <strong>und</strong> dem<br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Neuzeit auch <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>e Adel als Herrschaftssitz, aber auch aus<br />

repräsentativen Gründen, wohnliche <strong>Schlösser</strong>. Häufig g<strong>in</strong>gen diese Bauten auch<br />

aus e<strong>in</strong>er bereits bestehenden Burganlage hervor.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Großge</strong>me<strong>in</strong>de Neustadt kennen wir zwei Schlossanlagen.<br />

Das Schloss <strong>in</strong> Irns<strong>in</strong>g<br />

In unmittelbarer Nähe <strong>der</strong> Kirche steht das<br />

Schloss, welches im Jahre 1677 errichtet<br />

wurde, was wir aus e<strong>in</strong>er Schnitzerei auf<br />

e<strong>in</strong>em Balken des mächtigen Dachgestühls<br />

entnehmen können: „Wolf. Stetter, d.<br />

Zieglmeier aus Ettl<strong>in</strong>g 1677“.<br />

Heutige Ansicht des Schlosses (Wikimedia)<br />

1 Adam Franz<br />

von Prändl 2 , e<strong>in</strong> kurfürstlicher Hofrat, war<br />

<strong>der</strong> Erbauer dieses dreigeschossigen, mit<br />

e<strong>in</strong>em Walmdach versehenen, prächtigen<br />

Schlossgebäudes. Durch e<strong>in</strong> mächtiges,<br />

zweiflügeliges Portal nebst Vorhalle mit<br />

dem aus rotem Marmor gearbeiteten<br />

Waschbecken 3 , führen Ste<strong>in</strong>treppen durch<br />

die drei Stockwerke. Wen<strong>in</strong>g schreibt<br />

1701: „Das Schloß sambt e<strong>in</strong>em neuerbauten<br />

Bauhof <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er Zugehör bef<strong>in</strong>det<br />

sich <strong>der</strong>mahlen <strong>in</strong> guten Stand, worbey<br />

e<strong>in</strong> schöner grosser Garten mit Wurtzvnnd<br />

Ops-Gewächs versehen liget“. 4<br />

1 Ritz<strong>in</strong>ger, S. 28<br />

2 Nach Auer, S. 222<br />

Das Schloss mit Gartenanlage, Ortsblatt 1817, Bayer.<br />

Landesbibliothek Onl<strong>in</strong>e<br />

3 Ritz<strong>in</strong>ger, S. 28<br />

In e<strong>in</strong>er Fußnote schreibt Ritz<strong>in</strong>ger dieses Waschbecken, das die Jahreszahl 1702 trägt, Ägyd Asam zu.<br />

4 Wen<strong>in</strong>g, Beschreibung des Rentamtes München, S. 76


Nach dem Tode des Adam Franz 1695, erbt dessen<br />

Witwe Maria Magdalena, e<strong>in</strong>e geborene Kammerloher,<br />

die <strong>in</strong> zweiter Ehe Ludwig Ferd<strong>in</strong>and<br />

Freiherr von Nothaft von Weißenste<strong>in</strong> heiratet,<br />

den Besitz.<br />

Prändl-Wappen, Siebmacher Wappenbuch<br />

5<br />

Nach dem Tode bei<strong>der</strong> verbleibt das Gut bei den<br />

Kammerlohern 6 , welche auch den Besitz Hienheim<br />

7 wie<strong>der</strong> erlangen. 1730 sitzt Josef Eustach<br />

Marquard Freiherr von Kammerlohr auf Schloss<br />

Irns<strong>in</strong>g. 8 Dieser setzt se<strong>in</strong>en Adoptivsohn Josef<br />

Freiherr von Speidel, den Sohn e<strong>in</strong>er Kammerloher<strong>in</strong>,<br />

als Erben e<strong>in</strong>.<br />

An Maximilian Graf von Arco geht das Lehen im<br />

Namen se<strong>in</strong>er Gatt<strong>in</strong>, wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>e geborene<br />

von Speidel, im Jahre 1778 über. 9<br />

1784 erhält Josef Ferd<strong>in</strong>and Maria Reichsfreiherr von Lerchenfeld den Sitz zu<br />

Irns<strong>in</strong>g. Nachfolger ist Josef von Schleich <strong>und</strong> ab 1822 Freiherr von Gruben. 10<br />

1848 endet die Hofmarksherrschaft <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>en Patrimonialgerichtsbarkeit.<br />

Das Schloss mit <strong>der</strong> Kirche, Postkarte 1907 Beim Schlossbauer, Postk. 1916<br />

Freiherr von Gruben übergibt 1854 das Besitztum durch Verkauf an Bürgerliche,<br />

nun Schlossbauern genannt:<br />

1854 – 1857 Hofmeier aus Siegenburg, 1857 – 1860 Mißl<strong>in</strong>ger aus Weichs,<br />

1860 – 1875 Josef Resch aus Höfl bei Rohr, 1875 – 1910 Peter Resch 11 , nun Familie<br />

L<strong>in</strong><strong>der</strong>mayer.<br />

5<br />

Baumgartner, S. 58<br />

6<br />

ebenda<br />

7<br />

siehe unter <strong>Burgen</strong>: Hienheim<br />

8 Baumgartner, S. 58<br />

9 Auer, S. 224<br />

10 ebenda


Das Schloss Karpfenste<strong>in</strong> bei Mühlhausen 12<br />

Lageplan 1830 (VAA)<br />

1565 verkauften beide Eheleute das Anwesen, welches<br />

bereits Eltern <strong>und</strong> Vorfahren <strong>in</strong>negehabt hatten,<br />

an Ludwig Franz von St<strong>in</strong>glhaim zu Thürnthenn<strong>in</strong>g.<br />

Besitznachfolger wird dessen Sohn Hans Christoph<br />

von St<strong>in</strong>glhaim zu Thürnthenn<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Karpfenste<strong>in</strong>,<br />

Inhaber <strong>der</strong> Hofmark Wildenberg <strong>und</strong> Domherr des<br />

Hochstifts Regensburg. Herzog Maximilian gestattet<br />

diesen dann 1599 den gefreiten Hof, den Weiherhof,<br />

nunmehr Karpfenste<strong>in</strong> zu nennen <strong>und</strong> um diesen auf<br />

40 x 50 Schritt e<strong>in</strong>e Mauer zu ziehen.<br />

Nun lässt Hans Christoph jenen Gebäudekomplex errichten,<br />

wie er uns vom Wen<strong>in</strong>g-Stich bekannt ist:<br />

E<strong>in</strong>e Gebäudegruppe steht im rechten W<strong>in</strong>kel, an dessen<br />

Ende e<strong>in</strong> bergfriedähnlicher Turm steht, während<br />

sich am an<strong>der</strong>en Ende <strong>in</strong> Verlängerung e<strong>in</strong>er Mauer<br />

e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>erer Turm bef<strong>in</strong>det.<br />

Apian´s Wappenslg.,<br />

um 1560<br />

11 Ritz<strong>in</strong>ger, S. 30<br />

12 nach Auer, S. 79<br />

Karpfenste<strong>in</strong>, heute e<strong>in</strong> Bauernhof bei<br />

Mühlhausen <strong>und</strong> namengebend für e<strong>in</strong><br />

gleichlautendes Baugebiet, war e<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Schlossanlage, welche um 1600<br />

entstanden ist.<br />

Hans Lorenz von Trautzkirchen zu Peterfeck<strong>in</strong>g<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Frau Helene, e<strong>in</strong>e<br />

geborene St<strong>in</strong>glhaimer, besaßen vor<br />

1565 e<strong>in</strong>e Hofstatt worauf das Weiherhaus<br />

stand. Dazu gehörten sieben<br />

Fischweiher veschiedener Größe <strong>und</strong><br />

acht Tagwerk Wiese. E<strong>in</strong> „khla<strong>in</strong> hilzern<br />

Weirn Heusl“ heißt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />

Beschreibung.<br />

Grabste<strong>in</strong> des Ludwig Franz von<br />

St<strong>in</strong>glhaim zu Karpfenste<strong>in</strong>, gest. 1592,<br />

Eckher´sches Grabste<strong>in</strong>buch I/135<br />

Nach Hans Christoph´s Tod fällt <strong>der</strong> Besitz an dessen Bru<strong>der</strong><br />

Hans Walter, e<strong>in</strong>em Kapuz<strong>in</strong>er <strong>und</strong> wird 1637 im 30jährigen<br />

Krieg als „durch fe<strong>in</strong>dliches <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>liches Volk völlig verwüstet“<br />

beschrieben.<br />

1638 geht das Besitztum an das Jesuitenkolleg Landshut <strong>und</strong><br />

dann im Tausch 1651 an Jesuitenkolleg Ingolstadt. Nach Auflösung<br />

des Jesuitenordens geht Karpfenste<strong>in</strong> an das Malteser<br />

Kommende Biburg <strong>und</strong> schließlich 1814 an den bayerischen<br />

Staat.


Kupferstich nach Michael Wen<strong>in</strong>g um 1700<br />

Die letzte Nachricht über verbliebene Baulichkeiten kommt aus dem Jahr 1785:<br />

„Siz Karpfenste<strong>in</strong>: Bestehet aus e<strong>in</strong>em alt gemauerten Turm, wor<strong>in</strong> <strong>der</strong> Weiherhüter<br />

Thomas Egger freie Wohnung hat samt sieben Weihern <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Grasflecken.“<br />

Heutzutage bef<strong>in</strong>den sich auf Karpfenste<strong>in</strong> mehrere Anwesen, vom ehemaligen<br />

Schloss <strong>und</strong> den Fischteichen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e sichtbaren Überreste mehr vorhanden.<br />

Neustadt, den 22.02.2012<br />

Eduard Albrecht,<br />

Heimatpfleger <strong>der</strong> Stadt Neustadt a.d.D.<br />

(Ende!)

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