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Geschichte der Hymne - CHymne

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C<strong>Hymne</strong> – Neue Schweizer Nationalhymne Nationalhymne als Entwicklungsprozess Der Urner Komponist Alberik Zwyssig (1808-­‐1854) erhielt im Sommer 1841 vom Zürcher Lie<strong>der</strong>dichter Leonhard Widmer (1809-­‐1867) den Auftrag, einen patriotischen Liedtext zu vertonen. Zwyssig wählte dafür einen von ihm im Jahr 1835 komponierten Messgesang. Bis 1961 lautete die Schweizerische Landeshymne «Rufst du, mein Vaterland» – nach <strong>der</strong> Melodie <strong>der</strong> noch heute geltenden britannischen Landeshymne. Erst im Jahre 1961 ernannte <strong>der</strong> Bundesrat den «Schweizerpsalm» zur provisorischen offiziellen Nationalhymne. Nach dreijähriger Probezeit sprachen sich zwölf Kantone zugunsten des «Schweizerpsalms» aus, sieben wünschten eine verlängerte Probezeit, und sechs Kantone lehnten diese Nationalhymne ab. 1965 wurde <strong>der</strong> provisorische Status des «Schweizerpsalms» als Nationalhymne auf unbestimmte Zeit bestätigt. Dieses Provisorium liess <strong>der</strong> Bundesrat 10 Jahre später fallen, allerdings mit <strong>der</strong> Option, diese Entscheidung zu revidieren. Zwischen 1961 und 1965 sowie 1979-­‐1980 wurden mehrere breit angelegte Vernehmlassungen, Befragungen und Wettbewerbe für eine definitive <strong>Hymne</strong> durchgeführt. Schliesslich erklärte <strong>der</strong> Bundesrat am 1. April 1981 den «Schweizerpsalm» als offizielle Nationalhymne. An<strong>der</strong>e Vorschläge wie «O mein Heimatland» von Gottfried Keller und Wilhelm Baumgartner, «Heil dir, mein Schweizerland» aus Otto Barblans Calven-­‐Festspiel o<strong>der</strong> «Vaterland, hoch und schön» von Hermann Suter konnten sich nicht durchsetzen. Trotz täglicher Ausstrahlung am Radio sowie zahlloser Bemühungen in öffentlichen Veranstaltungen, Schulen, Vereinen und Sportverbänden ist <strong>der</strong> Schweizerpsalm in den letzten 50 Jahren wenig verinnerlicht worden. Die meisten Schweizerinnen und Schweizer sind nicht in <strong>der</strong> Lage, auswendig zwei Strophen zu singen. Der Text wirkt nicht <strong>der</strong> Realität entsprechend und erfasst die Schweiz nicht in ihrer politischen und kulturellen Vielfalt. Darum gab es seit 1961 immer wie<strong>der</strong> künstlerische Bestrebungen, den Text zu ersetzen. Robert Blum vertonte den Rütlischwur aus Schillers «Wilhelm Tell». Friedrich Dürrenmatt schrieb eine bissige <strong>Hymne</strong>n-­‐Persiflage. Und <strong>der</strong> Operettenkomponist Paul Burkhard («O mein Papa») schuf 1973 zusammen mit dem Autor Herbert Meier und <strong>der</strong> Zustimmung von Bundesrat Ernst Brugger das vaterländische «Schweizerlied». Die elf Zeilen Text sollten einfach zu merken und die dreissig Takte Musik mit nur sechs Tönen Umfang sehr einprägsam sein. Die Zeit für eine Än<strong>der</strong>ung war aber noch nicht reif. 1985 erhielt Polo Hofers Lied «Alpenrose» fast <strong>Hymne</strong>n-­‐Status. Im Jahr 1998 gab das Unternehmen Villiger & Söhne eine neue <strong>Hymne</strong> in Auftrag. Der Text (eine Strophe in allen vier Landessprachen) und die Musik wurden von Christian Daniel Jakob geschaffen. Weitere Versuche für eine neue Nationalhymne folgten. Im Jahr 2004 komponierte Roland Zoss das berndeutsche Lied «Härzland». Im Jahr 2009 komponierte Linard Bardill den Ohrwurm «Dis Land mis Land». Die Plattform www.secondos-­‐plus.ch bietet verschiedene adaptierte <strong>Hymne</strong>n an, vom Gospel über den Walzer bis zur Eigenkreation auf Albanisch, Portugiesisch und Türkisch. Auch auf dem politischen Parkett haben seit 1981 zahlreiche Parlamentarier einen an<strong>der</strong>en Text o<strong>der</strong> eine eingängigere Melodie gefor<strong>der</strong>t. Die Berner Nationalrätin Margret Kiener Nellen reichte 2004 eine Motion ein, in <strong>der</strong> vorgeschlagen wurde, eine neue Landeshymne in allen Landessprachen erarbeiten zu lassen. Inhaltlich sollte die neue <strong>Hymne</strong> deckungsgleich mit den Grundwerten und Staatszielen <strong>der</strong> neuen Bundesverfassung von 1999 sein. Die Motion fand jedoch keine Mehrheit und wurde 2006 zurückgezogen. Im gleichen Jahr versuchte das «Aktionskomitee Schweizer Nationalhymne», bis zur Fussball-­‐EM 2008 einen neuen <strong>Hymne</strong>ntext zu finden, «den alle mitsingen können». Ohne Erfolg. Und im September 2009 wurde die Motion <strong>der</strong> Luzerner SVP-­‐Vertreterin Yvette Estermann abgelehnt, jeweils am ersten Sessionstag im Parlament eine Strophe <strong>der</strong> Landeshymne in einer <strong>der</strong> vier Landessprachen zu singen.


Die Suche nach <strong>der</strong> neuen <strong>Hymne</strong> Die SGG begründet ihre Initiative für eine neue Nationalhymne dadurch, dass sie sich seit 1810 für die Stärkung <strong>der</strong> Solidarität in <strong>der</strong> Schweizer Zivilgesellschaft einsetzt und die Integration aller Bevölkerungsgruppen för<strong>der</strong>t. Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t war die SGG wesentlich am Aufbau des unentgeltlichen obligatorischen Schulwesens sowie am Aufbau <strong>der</strong> Volksgesundheit und Volkswohlfahrt beteiligt. Im Jahr 1860 hat die SGG das Rütli <strong>der</strong> Eidgenossenschaft geschenkt, verwaltet es seither und organisiert dort die jährliche Bundesfeier. Im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t war die SGG beteiligt an <strong>der</strong> Gründung von Pro Juventute, Pro Senectute, Mobiliar-­‐Versicherung, Berghilfe und ZEWO sowie an <strong>der</strong> Produktion des Maggi-­‐Würfels. Heute erforscht und för<strong>der</strong>t die SGG vor allem die Freiwilligentätigkeit in <strong>der</strong> Schweiz und vergibt alljährlich den Freiwilligenpreis. Die SGG leistet zudem landesweit finanzielle Hilfe für Notleidende und soziale Projekte in Millionenhöhe. Die neue Nationalhymne auf <strong>der</strong> Textbasis <strong>der</strong> Verfassungs-­‐Präambel soll wie die an<strong>der</strong>en Initiativen <strong>der</strong> SGG die Solidarität in <strong>der</strong> Schweizer Zivilgesellschaft stärken und die Integration aller Bevölkerungsgruppen för<strong>der</strong>n. Die SGG kündigte am 1. August 2012 bei <strong>der</strong> von ihr organisierten Bundesfeier auf dem Rütli einen Künstlerwettbewerb an, um die Nationalhymne durch eine neue Nationalhymne zu ersetzen.Vom 1. Januar bis zum 30. Juni 2014 findet ein landesweiter Wettbewerb für eine neue Schweizer Nationalhymne statt. Als Textgrundlage <strong>der</strong> künftigen Nationalhymne dient die Präambel <strong>der</strong> Schweizer Bundesverfassung von 1999. Die im Text enthaltenen Werte (Demokratie, Vielfalt, Freiheit, Frieden, Solidarität) wurden vom Schweizer Volk genehmigt. Die Melodie <strong>der</strong> bisherigen <strong>Hymne</strong> soll in <strong>der</strong> künftigen <strong>Hymne</strong> im Prinzip wie<strong>der</strong>erkennbar sein. Gleichzeitig soll die künstlerische Freiheit nicht von Vornherein unnötig eingeschränkt werden. Die Beiträge sollen maximal drei Strophen in einer <strong>der</strong> vier Landessprachen enthalten. Im Herbst 2014 werden die besten 10 Beiträge von <strong>der</strong> Jury gekürt. Die Wahl des Siegerbeitrags wird anschliessend öffentlich erfolgen. Im Jahr 2015 o<strong>der</strong> allenfalls 2016 wird <strong>der</strong> Bundesrat gebeten, den Siegerbeitrag zur neuen Nationalhymne zu erheben. Bisherige Reaktionen Nationalhymnen sind Träger und Mittel <strong>der</strong> geistigen Landesverteidigung. Das Projekt für eine neue Schweizer Nationalhymne löste darum bei <strong>der</strong> ersten Ankündigung im August 2012 verständlicherweise verschiedenste Reaktionen aus. Und eine Serie von Medienberichten im Sommer 2013 bewirkte eine breite Debatte über Sinn und Unsinn, Notwendigkeit und Nutzlosigkeit einer neuen <strong>Hymne</strong>, vor allem auf Internet-­‐Blogs im In-­‐ und Ausland. Die Ankündigung des Projekts im August 2012 bewirkte spontan zwei Dutzend Einsendungen von neuen <strong>Hymne</strong>-­‐Texten und -­‐Melodien. Die Texte reichten vom Heldenmythos über Oden an die Natur bis zum gottesfürchtigen Gospel und zur bissigen Sozialkritik. Innerhalb <strong>der</strong> Schweiz finden manche Kommentatoren des <strong>Hymne</strong>n-­‐Projekts, dass <strong>der</strong> heutige Text religiös vereinnahmend sei. An<strong>der</strong>e möchten die Melodie unbedingt än<strong>der</strong>n. Manche Skeptiker können sich nicht vorstellen, dass man in einem demokratischen Prozess einen neuen Text und eine neue Melodie finden könne, die Alt und Jung, Traditionelle wie Progressive befriedigen könne. Und manche wollen aus Prinzip nichts än<strong>der</strong>n, weil <strong>der</strong> Wert einer <strong>Hymne</strong> gerade darin bestehe, dass diese überzeitlich und nicht <strong>der</strong> Aktualität unterworfen sei. Im Ausland staunen Online-­‐Kommentatoren vor allem über die Tatsache, dass sich eine nicht-­‐staatliche Organisation erdreistet, eine heilige Kuh wie die Nationalhymne zu schlachten. In den meisten Staaten erwartet man eine solche Initiative von <strong>der</strong> Regierung. Interessant sind auch die vielen Vorschläge und Tipps, die in Blogs und E-­‐Mails bezüglich einer neuen Schweizer Nationalhymne auftauchen. Manche Reaktionen zeigen, dass die lokalen und kantonalen <strong>Hymne</strong>n den Menschen näher stehen als die nationale <strong>Hymne</strong>. Mehrere Personen schlugen den Zürcher «Sechseläuten-­‐Marsch» als neue Nationalhymne vor, an<strong>der</strong>e favorisierten die Thurgauer und Freiburger Kantonshymne, das von Appenzell das Landsgemeindelied von Karoline Rudolphi (Text) und Johann Heinrich Tobler (Musik) o<strong>der</strong> den Landsgemeindemarsch «Marcia Solenne» von Arturo Buzzi. Mehrfach wurden auch Rossinis «Wilhelm Tell»-­‐Ouvertüre sowie Chorgesänge von Giuseppe Verdi als Melodie für eine künftige Schweizer Nationalhymne empfohlen. Lukas Nie<strong>der</strong>berger / 15.11.2013

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