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finden Sie die ausführliche Geschichte des Georgenhofs als PDF ...

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vorgesetzt, der den Mendelsohns das Lebenmöglichst schwer machen sollte. Dies wartatsächlich gelungen. Während FamilieMendelssohn von dem Vorgänger mitLebensmitteln reichlich versorgt wurde, verweigerteder neue Verwalter der Familie jeglicheUnterstützung.Mit etwas gutem Willen wäre es dem Verwalter <strong>des</strong>St. Georgenhofes möglich gewesen, FamilieMendelssohn ausreichend mit Nahrungsmitteln zuversorgen. Doch daran hatte der Verwalterüberhaupt kein Interesse. Er hielt sich genau an <strong>die</strong>Abgabepflicht und behielt den Rest für sich.Inzwischen war Familie Mendelssohn auf 25-30Personen angewachsen.Viele Verwandten hatten in den letztenKriegsjahren Berlin verlassen und auf der ruhigenAlb Zuflucht gesucht. In den zwei Bombennächtenwurde 1943 der gesamte Hausbesitz der Familie iBerlin dem Erdboden gleichgemacht. Ein zurückwar ausgeschlossen, der Georgenhof wurde fürviele <strong>die</strong> letzte Zuflucht. Tigerfelder erinnern sich:Die Mendelssohns lebten am Anfang sehrzurückgezogen. Erst <strong>als</strong> im Krieg <strong>die</strong> Lebensmittelknapp wurden, entstanden mehr und mehrpersönliche Kontakte. Der aus <strong>die</strong>sem Geschäftresultierende Kontakt war durchaus herzlich. FrauMendelssohn kam mit den Schwaben gut klar.Während <strong>des</strong> Krieges mussten einigeKriegsgefangene auf dem Georgenhof arbeiten. DerHof mit seinen 80 ha wurde <strong>als</strong> Grossbetriebeingestuft und hatte von daher eine relativ großeZahl von Fremdarbeitern zugeteilt bekommen.Während <strong>die</strong>ser Zeit dauerte <strong>die</strong> Feindseligkeitzwischen Verwalter und Mendelssohns <strong>als</strong> Besitzeran. Die ganzen Jahre ist man mehr schlecht <strong>als</strong> rechtmiteinander ausgekommen. Kurz vor Kriegsendekam es noch zu einer Hausdurchsuchung bei denMendelssohns, <strong>die</strong> auf eine Anzeige derVerwaltersfrau zurück zu führen war. Ich musstemit ins Gefängnis. Acht Tage verbrachte ich in<strong>die</strong>sem „Stall“ mit anderen politischen Häftlingen,ohne Hintergründe meiner Verhaftung zu kennen.Ich wurde dann beschuldigt, einen Juden geheiratetzu haben, worauf ich entgegnete, dass mein Mannim Jahre 1936 doch wohl nur eine Arierin heiratenkonnte. <strong>die</strong> SS wollte mit <strong>die</strong>sem Manöver denGeorgenhof enteignen. Dieser gehörte aber offiziellnicht mehr uns, sondern war auf <strong>die</strong> Schwestermeines Mannes umgeschrieben. Frau Mendelssohnwurde dann nach einigen Wochen auf Interventionvon freunden frei gelassen.Wenige Monate später war der Krieg zu Ende.Einrückende Franzosen beschlagnahmten zahlreicheWertgegenstände, <strong>die</strong> sie jedoch später teilweisewieder zurückgaben. Der Verwalter wurde verhaftetund tauchte nie wieder auf dem Georgenhof auf.Auch erinnerte sich niemand mehr an seinenNamen. Sein Nachfolger wurde der aus Riedlingenstammende Paul Neubrand. Er baute nach demkrieg <strong>die</strong> Landwirtschaft neu auf und beendete auchden biologisch-dynamischen Anbau. Inzwischenhatte auch Familie Mendelssohn eingesehen, dassauf der rauen Alb nicht genügend Erträgeerwirtschaftet werden können.An Pfingsten 1951 erlitt Neubrandt einenHerzinfarkt und verstarb wenig später. FürMendelssohns ein großer Verlust, denn es bestandein gutes Verhältnis zwischen Besitzer undVerwalter.Die <strong>Geschichte</strong> der Landwirtschaft soll an <strong>die</strong>serStelle gekürzt werden. Viele Ereignisse,Fehlinvestitionen, Seuchen, Erfolg und Misserfolggehörten zu dem auf und ab in der Landwirtschaft<strong>die</strong>ses Betriebes. Zu nennen ist noch, dass dasVerhältnis <strong>des</strong> neuen Verwalters Wilhelm Planerwieder sehr harmonisch mit den Mendelssohnsverlief. Im Wesentlichen überließen sie <strong>die</strong>landwirtschaftlichen Belange ihrem Verwalter.Planer, seine Frau und drei Kinder fühlten sich trotzder harten Arbeit auf dem Georgenhof wohl. Auch<strong>die</strong> Kinder störten sich nicht am langen Schulwegnach Tigerfeld. !959 erlitt Planer einen schwerenArbeitsunfall, nach dem er <strong>die</strong> schwere Arbeit nichtmehr bewältigen konnte. Schweren Herzens verließer mit seiner Familie den Georgenhof.Von 1959 an übernahm Herr Schrodi <strong>die</strong>landwirtschaftliche Verwaltung. Auch hier gab esFehlinvestitionen und Fehlplanungen. Durch <strong>die</strong>ständigen Defizite sah sich der Besitzer genötigt,zunächst einen Teil <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong>, später dengesamten Hof zu verkaufen. Ende der 60er Jahrewaren schon etliche Felder verpachtet, anderewurden nicht mehr bewirtschaftet. Der Verkaufallerdings gestaltete sich schwieriger <strong>als</strong> gedacht.Erst im Jahr 1972 fand sich ein Käufer. DieMendelssohns verließen den Georgenhof, auf demsie über 30 Jahre gelebt und zuflucht gefundenhatten. Zumin<strong>des</strong>t Frau Mendelssohn ist <strong>die</strong>serAbschied sehr schwer gefallen.Das Ende <strong>des</strong> St. Georgenhofes?Reutlinger Baufirma plant Retortenstadt für 2000Gäste.

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