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Tobias Dendl - Little Artur im Schreiberspace

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<strong>Tobias</strong> <strong>Dendl</strong>Die Chroniken von Gozaria:Die Reise von Haemus und seinem treuen Bruder InternesoEs war einmal ein Zwerg in Gozaria ...So fangen meist Märchen an. Dies allerdings ist keines!Es ereignete sich vor vielen tausend Jahren. Damals herrschte der Zwergenkönig Rojasoüber das Reich Silbaria. Er regierte selbstbewusst und durchdacht über das Reich derZwerge. Die kleinen Männer gruben tiefe Höhlen, diese nannten sie ,,Minen". Hier fandensie zunächst Eisenerz, doch für dieses Metall interessierten sie sich nicht lange. Sieschmolzen es ein und schmiedeten die Barren zu einzigartigen Rüstungen und Waffen.Doch die Zwerge gruben tiefer und tiefer. Schließlich fanden sie das Machelit-Erz, einMetall, das es nur in Silbaria gab. Ihr Glück hielt an, sie entdeckten <strong>im</strong>mer mehr: Edelsteine,Smaragde, Rubine, Platin und Gold, eines Tages sogar das kostbare Chrinäar-Erz. Selbsthiervon gab es hunderte Adern in den Tiefen, in die sie sich hineingearbeitet hatten. DieseAdern bauten sie ab, und ihr Reichtum wuchs <strong>im</strong>mer weiter. Das Chrinäar-Erz warunglaublich. Es war leicht wie eine Feder und hart wie Rüstungen aus doppelt und dreifachgelegtem Stahl. Be<strong>im</strong> Schmieden musste man es nur kurz über das Feuer halten, und schonkonnte man es mit der bloßen Hand biegen. Es wurde seltsamerweise nicht heiß, sonderneher kälter. Das Erz machte die Zwerge zu nahezu unbesiegbaren Gegnern, und sie warenseither hoch angesehen.Doch als der erste Königssohn geboren war, Haemus mit Namen, tauchten plötzlichDrachen <strong>im</strong> Land auf. Oft flogen sie und spien Feuer. Sie brandschatzten, verbranntenDörfer und störten die Minenarbeiten. Die Zwerge traten den Feuerdrachen tapfergegenüber in der Meinung, ihre Rüstungen würden sie schützen. Doch da täuschten sich dieZwerge: Das Chrinäar-Erz bot ihnen leider nur kurz Schutz. Durch das Feuer wurde eskälter und kälter, bis die Soldaten einen Kälteschock erlitten und starben. Erbittert leistetensie Widerstand, jedoch mit erheblichen Verlusten.So ging es viele Jahre …


Eines Tages, Haemus schärfte gerade seine Axt und nahm einen tiefen Zug aus seinerPfeife, als die Tür seines Z<strong>im</strong>mers aufgestoßen wurde und ein Soldat sagte: „Herr Prinz, derHofzauberer wünscht Euch zu sprechen!“Haemus nickte, und der Soldat verließ den Raum. Der Prinz atmete tief, stellte die großeStreitaxt ab und legte die Pfeife auf den Tisch. Dann verließ er sein Gemach und machtesich auf den Weg zum Thronsaal.Der Zwergenprinz hatte einen langen roten Bart, zwei kurze Zöpfe, ein gerötetes Gesichtmit dicken Wangen, eine Hakennase, blaue Augen und eine lange Narbe, die gerade so daslinke Auge verfehlte. Diese Narbe hatte ihm ein Troll mit seinen langen Klauen zugefügt,kurz bevor der Zwerg ihm die Axt über die Rübe schlagen konnte.Er betrat den Thronsaal, durchquerte ihn und klopfte an eine für ihn zu große Tür. Voninnen hörte er ein leises ,,Herein!“Haemus öffnete die Tür und schloss sie hinter sich. Vor ihm saß der Zauberer. Haemuskonnte den Zauberer nicht wirklich leiden. Er kam ihm seltsam vor. Vielleicht lag es aucheinfach daran, dass der Zauberer ein Mensch war und der Prinz Menschen generell nichtschätzte. Sie waren ihm zu eingebildet, und er mochte sie auch wegen ihrer Größe nicht.Im Moment saß der Zauberer am großen Schreibtisch und las in einer Schriftrolle, die erschnell weglegte, als Haemus eintrat.,,Ihr habt mich gerufen? Ich hoffe es ist wichtig! Ich habe nämlich etwas zu tun“, meinteHaemus.,,Ich glaube, dies hier ist wichtiger als Pfeife zu rauchen, mein Prinz“, sagte der Zaubererlächelnd.,,Was wichtiger ist, entscheide ich, du Riese“, gab der Zwerg zurück.,,Nur weil ihr ein Zwerg seid, heißt das nicht, dass ich ein Riese bin“, gab der Magierzurück.,,Lasst die Klugscheißerei und kommt zur Sache!“, fauchte der beleidigte Prinz.,,Wie Ihr wünscht:. Kommen wir zur Sache! Es hat mit Euren ‚Lieblingen’ zu tun.“,,Ein Drache? Endlich wieder Arbeit für mich. Wo soll ich diesmal einen Drachenschädeleinschlagen?“,,Hört zu“, fuhr der Hofzauberer fort. ,,Es geht tatsächlich um Drachen. Ihr habt mir zwar


oft genug demonstriert, wie gut Ihr Euer Handwerk als Drachentöter versteht, aber leiderkämpfen nicht alle unsere Krieger so gut wie Ihr. Und wir können nicht ständig Männer,oder besser gesagt: Zwerge in den Tod schicken! Ich habe überlegt, nachgeforscht undherausgefunden, dass ich einen Schutzschild gegen die Drachenattacken bauen könnte.“,,Was heißt könnte?“, fragte der Prinz.,,Nun ja“, meinte der Magier ,,Ich bräuchte eine best<strong>im</strong>mte Zutat, um einen solchen zubauen.“,,Und das wäre?“,,Es wäre ein Drachenherz, mehrere seiner Zähne, ein paar seiner Schuppen und seinesHerrschers Blut.“„Was bedeutet das – seines Herrschers Blut?“, fragte Haemus verwundert.,,Ich bin mir nicht sicher, was dies bedeutet, Haemus. Ich habe es in einer Schriftrollegelesen. Ich vermute, die Drachen haben einen Herrscher, dem sie dienen.“Nachdenklich fragte der Zwerg: ,,Wer sollte das sein?“Ahnungslos zuckte der Magier mit den Schultern.,,Das ist ja unglaublich: Der Hofzauberer meines Vaters Rojaso ist ratlos!“, meinte Haemuslachend. ,,Nun ja, ich werde mich mal nach einem Drachen umschauen.“,,Das braucht Ihr nicht. Ich weiß, wo einer ist. Auf der Insel Gomia wurde ein Drachegesichtet“, meinte der Zauberer.,,Woher wisst ihr das?“, fragte Haemus.,,Es dauert zu lange, um es euch zu erklären, Haemus. Nun zieht aus, tötet diesen Drachenund bringt mir die aufgezählten Dinge. Ich werde in der Zwischenzeit versuchenherauszufinden, wo ihr Herrscher ist.“,,Ich habe die Dinge aber vergessen“, murmelte der Prinz. ,,Ich glaube, es waren Schuppenseines Herrn und des Drachen sein Blut?“,,Seht Ihr, genau deswegen kann ein Zwerg kein Zauberer werden. Weil er sich nicht einmalvier Dinge merken kann! Da ich jedoch schon damit gerechnet habe und nicht wollte, dassIhr mit einer Drachenleber oder etwas ähnlichem wiederkommt, habe ich allesaufgeschrieben. Dort ist auch noch ein Plan für den Weg nach Gomia“, sagte der Magier.Der Zwerg riss dem Zauberer die Schriftrollen aus den Händen und verließ den Raum.


Zurück in seinem Gemach, legte Haemus seine aus Chrinäar-Erz geschmiedete Rüstung an.Der Magier hatte sie so verzaubert, dass sie von Flammen nicht mehr eiskalt wurde. Sobrauchte Haemus keine Angst zu haben. Seine Axt war aus demselben Erz geschmiedet.Mit dieser Axt konnte er einem Drachen ohne weiteres den Schädel zertrümmern. DieRüstung war poliert und die Axt so scharf, dass man sich, wenn man sie nur ein bisschenberührte, damit schnitt.Vor der Festung wartete ein Dutzend Soldaten. Es waren sechs Armbrustschützen, der Restwar mit scharfen Äxten bestückt, alle bereit, dem nächsten Monster eins über die Rübe zuhauen. Bei den Armbrustschützen stand auch Haemus’ Bruder Interneso, ebenfalls eineArmbrust in der Hand. Interneso war der Anführer der Armbrustschützen und nebenbei derbeste Schütze von ganz Silbaria. Als Haemus ihn sah, winkte er seinem Bruder zu.Interneso hastete zu seinem Bruder und begrüßte ihn mit einem festenHändedruck. ,,Bruder, die Männer sind bereit loszuziehen. Sie können es kaum erwarten,einem Drachen die Stirn zu bieten!“, erklärte Interneso.,,Dann brechen wir sofort auf“, sagte Haemus.Drei Tage lang wanderten sie durch das gefährliche Moor, bis sie endlich das Gebirge mitden großen Zwergenminen von Repasar erreichten. Das ganze Gebiet war mit Erz-Minenübersät. Mit einem mit Ochsen bespannten Wagen transportierte die kleine TruppeNahrungsmittel, Waffen und Rüstungen, Fackeln und weitere wichtige Utensilien. Mit demWagen betraten sie eine der Minen und zündeten ihre Fackeln an.Es war ein dunkler Ort, wo man in jeder dunklen Ecke ein Monster erwarten konnte. Diekalte, behauene Steindecke war mindestens drei Meter hoch. Es dauerte mehrere Wochen,bis sie die Mine endlich durchquert hatten und am anderen Ende des Repasar-Gebirgeswieder ins Freie traten.,,Laut der Karte des Zauberers, müsste hier irgendwo …“ Weiter kam Haemus nicht. Dennin diesem Moment ertönte ein lauter Schrei.Dann sahen sie es: Ein Drache, schwarz wie die Nacht, kam von hinten über den Berggeflogen. Sofort reagierten die Armbrustschützen und schossen auf ihn. Die meisten Bolzen


verfehlten den Drachen, da der mit einem ungeheurem Tempo auf sie zu kam.,,Äxte ziehen, Männer!“, rief Haemus. Die Soldaten gehorchten und nahmen ihre Äxte indie Hände. Als ein paar Bolzen die Flügel des Drachen trafen, brüllte dieser laut auf undlandete vor ihnen. Die Zwerge rannten mit Kampfgeschrei auf ihn zu und schwangen dieÄxte über ihren Köpfen. Mit einem einzigen heftigen Hieb trennte Haemus dem Drachenden Schwanz ab. Der Drache schrie vor Schmerz auf und ließ einen Feuersturm los.Die Zwerge warfen sich auf den Boden und suchten Schutz hinter Steinen. Haemus abersprang auf den Drachen zu und trennte seinen Kopf ab.Die Männer schrien vor Freude und betrachteten das Ungetüm. Es war mindestens sechsMeter lang, sein Körper war mit schwarzen, dicken Schuppen bedeckt. Seine roten Augenwaren so groß wie Äpfel, und in seinem riesigen Maul befanden sich riesige, messerscharfeZähne.Mit kräftigen Hieben schlugen die Zwerge ihm vier Zähne aus, trennten ein paar Schuppenab, schnitten ihm den Leib auf und rissen sein Herz heraus. Die Zähne und Schuppen legtensie in einen Beutel, das Herz in eine kleine silberne Truhe. Das alles packten sie auf denKarren und machten sich auf die He<strong>im</strong>reise. Eine lange Reise durch die Mine lag vor ihnen.Als endlich wieder in Silbaria ankamen, war die Freude groß. Die Zwerge machten sichsofort auf den Weg zur Festung von Rojaso, ihrem König.Haemus und sein Bruder Interneso brachten dem Hofzauberer die Drachenzähne, dieSchuppen und das Herz. ,,Habt ihr inzwischen herausgefunden, wer der Herrscher derDrachen ist?“, fragte Haemus den Zauberer.Der Magier schüttelte bedauernd den Kopf.,,Ich aber“, meinte Interneso. ,,Ihr selbst seid der Herr der Drachen! Ich habe mich schondie ganze Zeit gefragt, wieso die Drachen überall angegriffen hatten, nur nicht an diesemFleck. Hier ist der einzige Ort, wo sie noch nie zugeschlagen haben. Das ist doch seltsam,oder? Und dann wusstet Ihr zufälligerweise auch sofort, wo ein Drache ist. Mein Bruder hatmir das alles erzählt. Damit Ihr keine Geschichte erfinden musstet, sagtet Ihr einfach, dasses zu umständlich wäre, es ihm zu erklären! Ihr seid der Herr der Drachen!“,,Schlau, schlau! Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass es einer von euch


herausfinden könnte! Aber Ihr habt recht, Interneso. Doch da ihr jetzt dahinter gekommenseid, ist es Zeit für mich zu verschwinden. Auf Wieder-“Weiter kam er nicht. Er fiel um, eine kleine Wurfaxt steckte ihm in der Brust.,,Ich denke, Ihr geht nirgendwo mehr hin – außer in die Hölle“, meinte Haemus. ,,Tja, ichbin <strong>im</strong>mer noch gut <strong>im</strong> Werfen.“Nach dem Tod des Zauberers ward nie mehr ein Drache in Silbaria gesehen.

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