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nicht laut und schnell wie du. Sie sitzt still, spricht leise und schlägtdie Augen nieder. Darauf aber fällst du nicht herein: Sie ist keinePrinzessin, keine Dame. Eines der anderen Mädchen hat dir erzählt,<strong>das</strong>s sie als Näherin arbeitete, bevor sie hierherkam. Erstdie Salpêtrière hat sie veredelt und zu einem Kunstwerk gemacht.César und die anderen können sich nicht sattsehen an ihr. Du hastdeine hundert Fotos, aber sie hat schon bald ein eigenes Gemälde.Blanche in Weiß, fallend oder eher: sinkend. Bestaunt, getragenund gerettet. Dich auf deinen Fotos, zähnebleckend, möchte niemandretten, dich möchte man durch Gitterstäbe bestaunen. Duaber wolltest ja ohnehin nie gerettet werden. Du bist hier, um zuretten.Noch kannst du dir nicht sicher sein, was Blanches Ankunft fürdich bedeutet. Es scheint aber, als sei durch ihr Auftauchen jeneVeränderung besiegelt, die bereits vor einigen Wochen ihren Laufnahm. Es ist wie an diesen Tagen, im Frühling oder Herbst, wenn<strong>das</strong> Wetter dir einen Streich spielt, sich in der einen Sekunde entschiedenheiß oder kühl zeigt und in der nächsten alles zurücknimmt.Ohne Donnern, ohne Tusch ist die Welt eine andere. Dukannst deinen Finger noch nicht darauf legen. Begonnen hat eswohl in den Augen der Ärzte, die dich nicht länger ansehen wieihr Lieblings-, sondern wie ihr Sorgen- und Problemkind. AuchCésars neue Seiten treten immer deutlicher zum Vorschein: Erschaut dich kaum noch an, sondern an dir vorbei und über dichhinweg.Es kommt der Vormittag, an dem er dir die heilenden Händeauflegt und gar nicht erst versucht, in dich hineinzufühlen, dichzu erspüren. Als du dich sträubst, behauptest, keine Lust zu habenauf <strong>das</strong> Fotografieren und <strong>das</strong>s dir die Blitze den Schädel in Brandsetzten, schüttelt César den Kopf und schaut den Assistenten an.»Aber«, sagt César, »deine Krankheit ist auch nichts, woraufman Lust hat, sie kommt nicht, wie du es willst.«108

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