Neuwied - Gruppe 93

Die Macht des Lichts20009Bert BritzDas Werk von Bert Britz einzuordnen- das ist nicht einfach. Auf den erstenflüchtigen Blick: fast fotografischgenaue, realistische Abbildungen. Gebäude,Menschen, Gartenzäune, eineBierflasche - die Bildgegenstände wirkenplastisch und scheinen detailgetreugemalt zu sein. Doch halt: auch bei derersten noch oberflächlichen Betrachtungschleicht sich das Gefühl ein: Realismus istdas nicht. Irgendetwas Unwirkliches, Alptraumhaftesgeht von den Bildern aus,beunruhigt uns, scheint uns bedrohlich.Bei näherem Hinsehen fällt dann auf: dieden Betrachter zunächst anziehenden,leuchtenden Farben heben zugleich dietraumatischen Stimmungen der Bildinhaltehervor, die unsere unbewusstenÄngste wecken. Die messerscharfen,fast grafischen Darstellungen entlarvendie Kälte und Verlorenheit der in den Bilderngezeigten Welten und Menschen.Die mit mathematischer Exaktheit abgebildetenGartenzäune lassen die unseremenschliche Freiheit einengendenSchranken und Grenzen, die im wahrstenSinne der Britz‘schen Bildersprache „denHorizont verstellen“ schmerzlich bewusstwerden. Der auch das Metier des Werbegrafikersgelernt habende Maler BertBritz hintergeht uns gekonnt: Die mit derleuchtenden Farbigkeit und der fotorealistischenDetailgenauigkeit von Reklameplakatengemalten Bilder verführen denBetrachter, auf diese zuzugehen, um sogleichinnerlich verunsichert und mit Belastendemkonfrontiert zu werden. HeileWelten gibt es bei dem 1939 in Pommerngeborenen Künstler nicht, auch wenn ernur sehr selten direkt greifbare Missständein seinen Arbeiten anprangert. BertBritz formuliert seine Anklagen subversiv.Sie bleiben - dem Betrachter Freiräumefür eine individuelle Interpretation überlassend- in Andeutungen stehen undfordern so eine persönliche Auseinandersetzungmit seinem wichtigen Werk.Andreas Berg16/17