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Die Vielvölkerstadt Los Angeles entwickelt sich zur ... - Hannes Klug

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LOS ANGELESheimische Künstler zeigen, dass diekünstlerische Substanz viel mit denbesonderen Erfahrungen in ihrerStadt zu tun hat. Seit 40 Jahren lebtder Künstler Ken Price in LA, seineabstrakten Skulpturen bestehen aus<strong>sich</strong> überlagernden Materialschichten,die Farben scheinen aus ihnen hervorzu brechen. <strong>Die</strong> Stadtlandschaften vonMark Bradford, die Collagen von LariPittman – sie zeigen das Gegenteil einerGroße Kultur und kleine Geschäfte:gleißende Fassade der DisneyConcert Hall (oben), mexikanischerImbiss-Stand beim Einkaufszentrum„The Grove“ (rechts).homogenen Umwelt, ihr Thema sindVerwandlungen, Brüche, Instabilität.<strong>Die</strong> Kunst aus LA, so sagt KuratorGary Garrells, lasse <strong>sich</strong> aufgrund ihrerVielfalt gerade nicht auf einen Nennerbringen – ihre Kennzeichen sind dieUneinheitlichkeit, der Überschuss.Auch junge Filmemacher zieht eswieder hierher: „Noch vor ein paarJahren wurden 60 Prozent der unabhängigenFilme in New York gedreht.Jetzt sind es nur noch 20 Prozent“, sagtRichard Raddon von „Film Independent“und Gründer des <strong>Los</strong> <strong>Angeles</strong>Film Festivals, das <strong>sich</strong> vom kommerziellenMainstream-Kino Hollywoodsabsetzen will. Wohin die Nachwuchs-Filmer aus New York abwandern? Klar– nach <strong>Los</strong> <strong>Angeles</strong>. Über 6.000 Regisseure,Autoren, Produzenten und Schau -spieler sind bei „Film Independent“organisiert und verbreiten Aufbruchstimmung.„<strong>Die</strong>s ist die aufregendsteZeit, die es jemals für die Künste inLA gegeben hat“, sagt Raddon. Währenddie Ostküste mehr und mehr fürdas Establishment steht, ist in LA diejunge, experimentierfreudige Szenezuhause. „Es ist eine große Offenheitfür die Zukunft, die LA charakterisiert“,beschreibt der Architekt ThomMayne die Stimmung in der Stadt.Für die meisten der Ankömmlingeist <strong>Los</strong> <strong>Angeles</strong> schon längst nichtmehr nur „der Westen“ wie er es fürdie Farmer aus Oklahoma oder Texaswar, die einst vor der „dust bowl“hierher flüchteten. LA ist „el Norte“ –der verheißungsvolle Norden für dieMenschen aus Mittel- und Südamerika.Sichtbar wird diese Veränderung auchin der Wahl des Latino-BürgermeistersDas kulturelle Leben ist der Kitt für den Vielvölkermix in der Stadt.Antonio Villaraigosa im Jahr 2005.Bald danach waren einige der höchstenÄmter der Stadt mit Politikern mexikanischerAbstammung besetzt.Ray Cortines, Deputy Mayor unddamit Stellvertreter des Bürgermeisters,ist einer der neuen Latinos an denSchaltstellen der Macht. Cortines willdie Probleme der Stadt nicht weg -diskutieren. <strong>Die</strong> Schul- und Bildungs -politik, sagt er, sei das vorrangige Zielder neuen Stadtregierung. Hier sammelteer seine Erfahrung, bevor er inein Regierungsamt wechselte. Dochauch da spielt die Kultur auf besondereWeise hinein: „Es geht uns um mehrals nur um Schulen, es geht auch ummehr als nur um Jobs oder eineBekämpfung des Gangproblems. Esgeht um die Möglichkeit, <strong>sich</strong> in dieGemeinde einzubringen. Und die findenJugendliche wie Erwachsene nurüber die Kultur.“ Das kulturelle Lebenist ein wesentlicher Bestandteil desKitts, der das Vielvölkergemischzusammenhält und wie in Downtownein Motor, der ganze Stadtviertel neuerblühen lassen kann. Wenn dann inSichtweite der Disney Concert Hallwie mit der Colburn School eineMusikschule einen Neubau hinstellt,der bald Schüler und Studenten beherbergenwird, setzt <strong>sich</strong> der Effekt auchüber die Generationen hinweg fort.Und dabei, erklärt Cortines fast entschuldigend,inves tiere keine anderegroße Stadt in den Vereinigten Staatenso wenig öffentliches Geld in denBereich Kunst und Kultur. Für „nichtan gemessen“ hält er die hier verwen de -ten Summen, doch komme die Dynamikder Stadt eben oft aus privatenInitiativen, die komplizierte „publicprivatePartner ships“ wie im Falle derDisney Concert Hall durch das Engagementvon unten ergänzten.Über 300 Theater sind in der „LAStage Alliance“ organisiert und gebenden vielen Stimmen der Stadt einenOrt, an dem sie <strong>sich</strong> in kleinerenZusammenhängen Gehör verschaffenkönnen. Gerade hier, sagt „Alliance“-Direktor Terence McFarland, sei einebesondere „Ökologie“, eine Wechselwirkungim Gange: zwischen lokalenInitiativen, Geldgebern und Kreativen:„Öffentlich gefördert wird in diesemBereich gar nichts, die Impulse kommenalle von unten, aus der Sub -kultur“, sagt McFarland. Viele Schauspieler,die in Hollywood ihr Geldverdienten oder verdienen wollten,gründeten etwa kleine Bühnen,um <strong>sich</strong> künstlerisch zu verwirklichen.Sie wenden <strong>sich</strong> dabei auch an einPublikum, das nicht aus traditionellenTheatergängern besteht. „Wir müssenlernen, für Stimmen offen zu sein, andie wir bisher nicht gewöhnt waren“,sagt Filmemacher Phillip Rodriguez –Stimmen, die roher und traditionellergefärbt sind als in der bürgerlichenKlientel der Hochkultur. Denn vieleImmigranten sind kulturell weniggeschult und verfügen über ein niedrigesBildungsniveau.<strong>Die</strong> Einwanderer, sagt Dr. MaraMarks von der LMU, seien in dem großenMix die mit Abstand zuver<strong>sich</strong>tlichstealler Be völkerungsgruppen.Niemand glaubt heute stärker an denamerikanischen Traum als die Latinosaus dem Süden, die unter höchstemRisiko und oft illegal die Grenze überqueren,um hier den Erfolg zu suchen.Sogar den Traum haben sie den Weißenweggenommen. Mancher magdarüber klagen oder fühlt <strong>sich</strong> fremdim eigenen Land. Für ein idyllischesMultikulti-Treiben geht es in LAimmer schon zu rau zu. Trotzdem istdie Kriminalitätsrate so niedrig wielange nicht. Im Film „<strong>Los</strong> <strong>Angeles</strong>Now“ sagen junge Latino-Künstler:„Wir Latinos ver körpern Fortschritt,Ideen, wir denken nach vorne gewandt.Rückwärtsgewandt sind dagegenWeiße, die <strong>sich</strong> abschotten wollen undfremdenfeind liche Ideen verbreiten.“So entsteht aus den vielen Stimmen derStadt eine neue Geschichte. Eine, diedie Menschen selbst erzählen. ★Info-Karte 25 ankreuzenSOUTH CAROLINAFür Ferien gemachtInfo-Karte 31 ankreuzenSüdstaaten-Feeling,tolle Strände undGolfplätze und vieles mehr ...Einfach kostenlosenReiseplaner anfordern:06172/92 16 04Email: es-tm@t-online.dewww.SouthCarolinaUSA.de44 | AMERICA 6/076/07 AMERICA | 45

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