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Grundwissen über den Hund

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GrundlagenwissenErziehung und Grundausbildung der <strong>Hund</strong>eObgleich die Bedeutung der <strong>Hund</strong>ehaltung in der heutigen Zeit eherwächst, zu nennen ist vor allem die wichtige soziale Funktion die der<strong>Hund</strong> belegt, wer<strong>den</strong> die Rahmenbedingungen für eine artgerechte<strong>Hund</strong>ehaltung immer schwieriger. Maßgeblich dazu beigetragen habendie zahlreichen, aus einer wachsen<strong>den</strong> <strong>Hund</strong>efeindlichkeitentstan<strong>den</strong>en Gesetze und Verordnungen auf Landes- undKommunalebene, die die <strong>Hund</strong>ehaltung erheblich beeinträchtigen.Angesichts dieser sich verschlechtern<strong>den</strong> Rahmenbedingungen sindsachkundige <strong>Hund</strong>ehalter gefordert, die mit erzogenen undausgebildeten Hun<strong>den</strong> rücksichtsvoll in Erscheinung treten.Die Ausbildung der <strong>Hund</strong>e zu umweltsicheren und verlässlichenBegleitern ist die notwendige Voraussetzung dafür, dass der <strong>Hund</strong>als angepasstes und verträgliches Mitglied der Sozialgemeinschaftakzeptiert wirdAufgaben und Stellenwert des TrainersBei der Vermittlung von Sachkunde für <strong>Hund</strong>ehalter und bei derAusbildung von Hun<strong>den</strong> haben die Trainer eine wichtigegesellschaftliche Aufgabe wahrzunehmen und wer<strong>den</strong> diese zukünftigauch noch weiter ausbauen müssen. Es wird von <strong>den</strong> <strong>Hund</strong>ehaltern undder Gesellschaft insgesamt erwartet, dass die Vereineentsprechende qualifizierte Angebote flächendeckend mitakzeptablen Konditionen bereithalten.


Geschichtliche Entwicklung des <strong>Hund</strong>esUnsere heutigen <strong>Hund</strong>e stammen ausnahmslos vom Wolf ab. Diesewissenschaftliche Erkenntnis ist durch zahlreiche Einzelergebnisseaus <strong>den</strong> Bereichen der Genetik, der Anatomie und derVerhaltenskunde belegt.Der Zeitpunkt der ersten Domestikation ist noch umstritten. Imallgemeinen wird davon ausgegangen, dass sie vor etwa 15 000 Jahrenbegann. Neue Untersuchungen haben es aber auch wahrscheinlichgemacht, dass der Start zur Domestikation erheblich weiterzurückliegt.Ebenfalls unklar ist auch das Motiv, das <strong>den</strong> Menschen zurDomestikation des Wolfes trieb, <strong>den</strong>n der Wolf besaß natürlich nochkeine der Eigenschaften, die der Mensch später an <strong>den</strong> Hun<strong>den</strong>schätzteDie <strong>Hund</strong>e früherer Zeiten halfen dem Menschen in erster Linie beimtäglichen Kampf ums Überleben. Sie wur<strong>den</strong> als Wach- undJagdhunde und schließlich als Arbeitstiere verschie<strong>den</strong>ster Arteingesetzt.Da aus <strong>den</strong> ursprünglichen Generalisten bald Spezialisten entstan<strong>den</strong>sind, müssen die Tiere schon sehr früh gezielt verpaart wor<strong>den</strong> sein.Die so <strong>über</strong> Jahrtausende entwickelten <strong>Hund</strong>erassen waren ihrerAufgabe und ihrer Umwelt hervorragend angepasst.Das 19. Jahrhundert gilt als der Beginn der heutigenRassehundezucht. Sie entstand in Großbritannien und wurde in derFolgezeit auch auf dem europäischen Festland und in <strong>den</strong> VereinigtenStaaten praktiziert. Die Idealvorstellungen zum Aussehen derbereits vorhan<strong>den</strong>en Rassen, die „Rassestandards", wur<strong>den</strong>schriftlich festgelegt und dienten der Festigung der Rassemerkmale.Die „Ahnentafel", in der die unmittelbaren Vorfahrengenerationeines <strong>Hund</strong>es eingetragen wur<strong>den</strong>, diente als Nachweis derReinrassigkeit.


Die von <strong>den</strong> VDH-Mitgliedsvereinen vergebenen Ahnentafeln und dieRasse-Standards des Weltverbandes Federation CynologiqueInternationale (FCI) garantieren heute die strengen Ordnungenunterworfene Zucht von reinrassigen und nachtierschutzorientierten Kriterien gezüchteten Hun<strong>den</strong>.Sinne und NervensystemDer <strong>Hund</strong> verfügt wie der Mensch <strong>über</strong> eine Vielzahl vonSinnesorganen, mit <strong>den</strong>en er Umweltreize wahrnimmt.Zu <strong>den</strong> bekannten Sinnen des <strong>Hund</strong>es zählen der:• Geruchs- und Geschmackssinn• Gehörsinn• Gesichtssinn• Tast- und Temperatursinn• SchmerzsinnGeruchs- und GeschmackssinnGeruchs- und Geschmackssinn dienen dem <strong>Hund</strong> als wichtigeInformationsquelle. Im Vergleich zum Menschen können <strong>Hund</strong>e zumBeispiel Fettsäuren, ein biologischer Bestandteil des Hautduftes vonSäugetieren, sehr viel besser wahrnehmen.Ein <strong>Hund</strong> riecht z. B. noch ein Milligramm Buttersäure in einerMilliarde Kubikzentimeter Luft. Gut veranlagte und geübte <strong>Hund</strong>ekönnen die Individualität eines Körperduftes in einer Fußspurerkennen und dieser folgen, ohne durch andere gleich alte Spurenirregeleitet zu wer<strong>den</strong>.Der geruchliche Vergleich des Alters von vier bis fünf aufeinanderfolgen<strong>den</strong> Fußabdrücken reicht dem <strong>Hund</strong>, die Richtung einer 20Minuten alten Fährte eindeutig zu bestimmen.


Grund für die hervorragen<strong>den</strong> Riechleistungen des <strong>Hund</strong>es ist nichtzuletzt eine sehr große Riechschleimhaut, die mehr als zehn mal soviele Riechsinneszellen (ca. 200 Millionen) enthält als dieRiechschleimhaut des Menschen.Ob die einzelne Riechsinneszelle des <strong>Hund</strong>es empfindlicher aufGerüche reagiert als die des Menschen, ist eher unwahrscheinlich.In der Schleimhaut der Zungenoberfläche des <strong>Hund</strong>es liegenGeschmackspapillen, mit <strong>den</strong>en sie vermutlich ebenso wie der Menschdie Geschmacksqualitäten süß, sauer, salzig und bitter wahrnehmenund unterschei<strong>den</strong> können.Obwohl wissenschaftliche Untersuchungen fehlen, ist derGeschmacksinn des <strong>Hund</strong>es wahrscheinlich sehr gut ausgebildet.Gehörsinn<strong>Hund</strong>e verfügen wie der Mensch <strong>über</strong> ein ausgezeichnetesHörvermögen.Während Menschen Schalldruckwellen im Frequenzbereich von ca. 20Hz bis 16 kHz wahrnehmen können, hören <strong>Hund</strong>e noch Frequenzenoberhalb von 16 kHz bis ca. 50 kHz.Ein <strong>Hund</strong> kann demnach noch Geräusche und Töne wahrnehmen, diefür <strong>den</strong> Menschen nicht mehr hörbar sind. Die Empfindlichkeit desGehörs für Schalldruckwellen ist sowohl beim <strong>Hund</strong> als auch beimMenschen nicht im gesamten Hörbereich gleich.Die höchste Empfindlichkeit erzielt der Mensch im Frequenzbereich1 bis 4 kHz, <strong>Hund</strong>e erreichen ihre größte Empfindlichkeit bei 8 kHz.Die absolute Empfindlichkeit nimmt dabei mit der Länge desdargebotenen Tones zu.<strong>Hund</strong>e können in der Horizontalebene die Richtung einer Schallquellebestimmen.Sie vergleichen dazu die Ankunftszeit und die Lautstärke derSchalldruckwellen am linken und rechten Ohr und ermitteln aus der


Zeit- und Intensitätsdifferenz die Richtung zur Schallquelle miteiner Genauigkeit von ein bis zwei Grad.<strong>Hund</strong>e besitzen zudem die Fähigkeit, Töne unterschiedlicherFrequenz zu unterschei<strong>den</strong>. Unter optimalen Bedingungen könnenFrequenzunterschiede von 1,5 % (z. B. 1.000 Hz von 1.015 Hz)wahrgenommen wer<strong>den</strong>.GesichtssinnWährend der Geruchs- und Gehörsinn beim <strong>Hund</strong> besser entwickeltist als beim Menschen ist sein Sehsystem - trotz der auffallendgroßen Augen zum Teil nur schlecht ausgebildet.Darauf deutet schon die geringe Zahl an Sehnervenfasern hin (<strong>Hund</strong>:170.000; Mensch: 1.200.000).Wie beim Menschen fin<strong>den</strong> sich in der Netzhaut des <strong>Hund</strong>esStäbchen zum Schwarz-Weiß-Sehen und Zapfen zum Farbensehen.Während der Mensch <strong>über</strong> drei unterschiedliche Zapfentypenverfügt, sind beim <strong>Hund</strong> nur zwei Zapfentypen ausgebildet, die ihrEmpfindlichkeitsmaximum im Violett- bzw. im Gelbgrünbereich haben.Unter günstigen Lichtbedingungen kann der <strong>Hund</strong> bis zu 80, derMensch aber nur bis zu 60 Bilder pro Sekunde als Einzelbilderwahrnehmen.Dies deutet bereits darauf hin, dass <strong>Hund</strong>e nur <strong>über</strong> eineeingeschränkte Farbwahrnehmung verfügen.Insbesondere können sie, wie Verhaltensversuche gezeigt haben, Rotnicht wahrnehmen und demzufolge unterschiedliche Rot-Töne auchnicht wahrnehmen.Im Vergleich zum Menschen ist die Sehschärfe des <strong>Hund</strong>es nurschlecht ausgebildet.Gut können <strong>Hund</strong>e nur im Bereich des Horizonts sehen, ein Erbe von<strong>den</strong> Wölfen, deren visuelle Wahrnehmung darauf abgestimmt ist, <strong>den</strong>Horizont nach Beutetieren abzusuchen


Gut ausgebildet ist das Dämmerungssehen des <strong>Hund</strong>es.Neben <strong>den</strong> hochempfindlichen Stäbchen ist für die großeLichtempfindlichkeit des <strong>Hund</strong>eauges eine reflektierende Schicht(das lapetum lucidum) im Augenhintergrund verantwortlich.Diese Schicht bewirkt, dass jeder ins Auge einfallende Lichtstrahldie Lichtsinneszellen der Netzhaut zweimal reizt, einmal beimEintritt und einmal beim Austritt aus dem Auge.Das <strong>Hund</strong>eauge hat eine höhere zeitliche Auflösung als das Auge desMenschen. ( 80 Bilder / Sekunde)Diese hohe zeitliche Auflösung bewirkt, dass ein <strong>Hund</strong> selbst kleinsteBewegungen erkennen kann.Gut ausgebildet ist das Gesichtsfeld des <strong>Hund</strong>es, das einen Bereichvon ca. 250 Grad abdeckt.Das Gesichtsfeld des <strong>Hund</strong>es ist damit um ca. 60 Grad größer als dasdes Menschen.Da sich die Gesichtsfelder des linken und rechten Auges <strong>über</strong>lappen,verfügt der <strong>Hund</strong> auch <strong>über</strong> eine Tiefenwahrnehmung.Das heißt, er kann die Entfernung zu einem Objekt abschäzten.Tast-, Temperatur- und Schmerzsinn<strong>Hund</strong>e verfügen <strong>über</strong> Tast- und Vibrationssinnesorgane in derschätzen Haut.Relevante Reize sind die Verformungen der Haut.<strong>Hund</strong>e können je nach Stärke eine Berührung als angenehm,unangenehm oder als schmerzhaft empfin<strong>den</strong>.Schmerzempfindungen wer<strong>den</strong> dabei von <strong>den</strong> speziellenSinnesorganen, <strong>den</strong> Schmerzrezeptoren, vermittelt.Neben dem Tast-und Schmerzsinn haben <strong>Hund</strong>e Sinnesorgane in derHaut, die Warm- und Kaltempfindungen vermitteln.Die Temperatursinnesorgane ermöglichen z.B. Hun<strong>den</strong>, schädlichenlokalen Temperaturreizen auszuweichen. Zudem sind sie eine


Voraussetzung dafür, Zonen ungünstiger Umgebungstemperatur zuvermei<strong>den</strong>.Über die Bedeutung der Vibrissen (Tast- oder Barthaare) der <strong>Hund</strong>eist fast nichts bekannt.Hinsichtlich ihrer Verhaltensrelevanz dürften die Vibrissen der<strong>Hund</strong>e aber eher eine geringe Bedeutung haben.Zum Schluss sei noch angemerkt, dass hier nur sehr allgemeineAussagen <strong>über</strong> die Sinne der <strong>Hund</strong>e gemacht wur<strong>den</strong>. Ein Grund dafürist, dass die Leistungsfähigkeit der Sinnessysteme des <strong>Hund</strong>esbisher nur unzureichend untersucht wurde und Informationen <strong>über</strong>mögliche rassespezifische Unterschiede nahezu fehlen.Das GehirnWie alle Säugetiere verfügen <strong>Hund</strong>e <strong>über</strong> ein leistungsfähigesGehirn, in dem Sinnesinformationen verarbeitet undVerhaltensprogramme generiert wer<strong>den</strong>.Damit dies möglich ist, verfügen <strong>Hund</strong>e nicht nur <strong>über</strong> angeboreneVerhaltensprogramme, sondern auch <strong>über</strong> die Fähigkeit zu lernen,Ereignisse zu behalten (zum Teil lebenslang) und Erinnerungenabzurufen.Neben <strong>den</strong> Primaten und Zahnwalen zählen <strong>Hund</strong>e sicherlich zu <strong>den</strong>intelligentesten Säugetieren.Zu einsichtigem Verhalten sind sie <strong>den</strong>noch nur sehr begrenzt fähig,man sollte deshalb vermei<strong>den</strong>, sie zu <strong>über</strong>fordern.<strong>Hund</strong>e verfügen ebenso wie der Mensch aber auch <strong>über</strong> Gehirnareale,die Lust und Freude sowie Trauer, Angst und Wut vermitteln.<strong>Hund</strong>e sind damit wie alle höheren Säugetiere emotionale Wesen miteingeschränktem Verstand.Sie bedürfen deshalb unserer besonderen Fürsorge und Pflege, umsich in der komplizierten Welt des Menschen zurechtzufin<strong>den</strong>.


Die Kommunikation des <strong>Hund</strong>es<strong>Hund</strong>e kommunizieren auf vielfältige Weise mit ihrer Umwelt.Signale wer<strong>den</strong> dabei mit verschie<strong>den</strong>en Medien <strong>über</strong>tragen unddurch verschie<strong>den</strong>e Organe aufgenommen.Es gibt akustische, optische, taktile und olfaktorische Signale.• Akustische Signale (Geräusche) wer<strong>den</strong> mit <strong>den</strong> Ohrenaufgenommen• optische Signale mit <strong>den</strong> Augen• taktile Signale (Berührungen) mit <strong>den</strong> entspr. Sinnesorganen inder Haut• olfaktorische Signale (Geruch) mit der Nase.Innerhalb der sozialen Kommunikation, also von <strong>Hund</strong> zu <strong>Hund</strong> oderzwischen <strong>Hund</strong> und Mensch, liegt der Schwerpunkt für <strong>den</strong> <strong>Hund</strong>zunächst bei der visuellen Kommunikation <strong>über</strong> Körpersprache.Hierin liegt es begründet, dass <strong>Hund</strong>e in der Regel schneller undeinfacher solche Kommandos lernen, bei <strong>den</strong>en Sichtzeichenverwendet wer<strong>den</strong>.Gerade <strong>über</strong> die Körpersprachedrücken <strong>Hund</strong>e ihre Emotionen und Handlungsabsichten aus.Erst wenn die feine Kommunikation <strong>über</strong> Körpersprache (Mimik undGestik) nicht <strong>den</strong> gewünschten Erfolg bringt, setzen <strong>Hund</strong>e zumeistdie Vokalisation ( Laute) ein.Dies wäre der normale Weg - das Problem liegt darin, dass dasKommunikationsverhalten genauso dem Lernen unterworfen ist, wiealles andere Verhalten auch.Schwierigkeiten treten dort auf, wo der <strong>Hund</strong> es nicht korrektlernen konnte oder wo der <strong>Hund</strong> bestimmte Formen derKommunikation verlernt hat.<strong>Hund</strong>e können z. B. verlernen, zur Warnung zu drohen bevor sieoffensive Aggression zeigen.


Den „unberechenbaren" oder „falschen„ <strong>Hund</strong> gibt es nicht,es sind in der Regel <strong>Hund</strong>e, die dieses Warnen tatsächlich verlernthaben.Verlernen geht leicht!Wenn ein <strong>Hund</strong> die Erfahrung macht, dass seine Warnung nichtbeachtet wird, wird er eher früher als später darauf verzichten,<strong>den</strong>n nutzloses und damit erfolgloses Verhalten stellt eineEnergieverschwendung dar(... und die Natur verschwendet keine Energie).Beim <strong>Hund</strong> kann man verschie<strong>den</strong>e Verhaltensbereiche allein in derKörpersprache unterschei<strong>den</strong>, auf die wir noch gesondert eingehen.Unterschiedliche Formen der Lautäußerung können zurUnterstützung oder Verstärkung verschie<strong>den</strong>er Ausdrucksformen<strong>über</strong> Körpersprache gezeigt wer<strong>den</strong>.Gebellt oder geknurrt wird zumeist beim Drohen aber auch im Spiel.Reines Bellen kommt auch häufig bei Angst ohne weitereKomponenten des Drohverhaltens vor.<strong>Hund</strong>e können winseln oder sogar schreien bei Schmerz und Angst biszur Panik - aber Winseln kann auch im Spiel auftreten.Rein <strong>über</strong> die Geräusche ist es also schwer, <strong>den</strong> momentanenGemütszustand des <strong>Hund</strong>es zu bestimmen, man muss immer dasgesamte Erscheinungsbild berücksichtigen.Dabei stellen die oben beschriebenen Ausdrucksformen keine absolutund unbedingt immer gültigen Erscheinungsformen dar. <strong>Hund</strong>e könnensehr abgestuft und dezent drohen, imponieren oder zum Spielauffordern und die Übergänge zwischen <strong>den</strong> einzelnen Formen sindfließend.Eine Aussage <strong>über</strong> <strong>den</strong> momentanen Erregungslevel und / oderStresszustand des <strong>Hund</strong>es erhält man ebenfalls <strong>über</strong> dieKörpersprache.


Unter Stress wedeln <strong>Hund</strong>e oft sehr hochfrequent -und dies sowohlin der Schwanzhaltung des Imponierens als auch mit eng an <strong>den</strong>Körper gezogenem Schwanz.Sie hecheln dann häufig und können auch Übersprungshandlungenzeigen.Übersprungshandlungen sind Verhaltensweisen, die in dermomentanen Situation eigentlich unpassend sind wie z. B. dasintensive Schnuppern am Bo<strong>den</strong> oder das Sich-am-Ohr kratzen, wennman gerade bedroht wird.Sie helfen aber dem <strong>Hund</strong>, Stress und damit auch Angst, abzubauen.VerhaltensentwicklungDie Verhaltensentwicklung beim <strong>Hund</strong> läuft in bestimmten Phasenab, deren Übergänge allerdings leicht fließend sind.Hierbei spielen Lernvorgänge auf der Basis ererbter Grundlagen einewichtige Rolle.Das Genom stellt sozusagen ein Angebot an die Umwelt dar.Neonatale Phase:Diese Phase dauert bis zum Ende der zweiten Lebenswoche.<strong>Hund</strong>ewelpen wer<strong>den</strong> blind und taub geboren. Die Ohrkanäle öffnensich am Ende der ersten Lebenswoche, die Augen im Durchschnitt um<strong>den</strong> zehnten Tag herum.<strong>Hund</strong>ewelpen können Geruch und Geschmack wahrnehmen undTemperaturschwankungen registrieren. Zur eigenenTemperaturregelung sind sie noch nicht fähig.In dieser Phase erfolgt der Absatz von Kot und Urin nur nach derLeckstimulation durch die Mutter. Gegen Ende der zweitenLebenswoche können sich <strong>Hund</strong>ewelpen schon auf ihre Gliedmaßenstellen.


Transitionale Phase (Übergangsphase):Sie geht bis zum Ende der dritten Lebenswoche und hierkonsolidieren die Welpen die Tätigkeit und Koordination derMuskulatur.Sie können jetzt selbständig Kot und Urin absetzen und verlassen zudiesen „Geschäften„ auch kürzer bis länger das Wurflager. DerUntergrund, <strong>den</strong> der Welpe jetzt beim Kot- und Urinabsatz unter<strong>den</strong> Pfoten hat, wird vom <strong>Hund</strong> Zeit seines Lebens für dieseGeschäfte am liebsten aufgesucht wer<strong>den</strong>.Das Stubenreinheitstraining verläuft unproblematisch, wenn Welpenzum Ausschei<strong>den</strong> an <strong>den</strong> Ort verbracht wer<strong>den</strong>, der zeitlebens nunder gewünschte sein soll.Wenn der <strong>Hund</strong> sich dort löst, wird er sofort gelobt.Kleine Malheure in der Wohnung wer<strong>den</strong> ignoriert und dezentaufgewischt. <strong>Hund</strong>ewelpen „müssen" meistens nach dem Schlafen,dem Fressen und dem Spielen -zu diesen Zeiten sollte der Besitzeroder auch Züchter <strong>den</strong> gewünschten Untergrund bereitstellen bzw.<strong>den</strong> <strong>Hund</strong> schnell dorthin tragen.Sozialisierungsphase:Sie beginnt mit der vierten Lebenswoche und endet in der zwölftenLebenswoche.Bei nordischen Rassen z. B. endet sie ca. zwei Wochen später.In dieser Phase lernt der <strong>Hund</strong> die Umwelt kennen, in der er sichspäter zurechtfin<strong>den</strong> muss.<strong>Hund</strong>ewelpen sind zu Beginn noch neugierig, aufgeschlossen undangstfrei und „erobern" ihre Umwelt.Alles, was der <strong>Hund</strong> jetzt kennen lernt, wird von ihm als bekannt undbefreundet abgespeichert.


So bildet er sein Referenzsystem heraus, an dem er ein Leben langalles Neue messen wird. Dinge, die er jetzt nicht lernt oder kennenlernt, wer<strong>den</strong> später Angst auslösen.Dazu gehören auch die verschie<strong>den</strong>sten Erscheinungsformen derMenschen (jung-alt, groß-klein, laut-leise, weiblich-männlich etc.).In dieser Phase lernt der <strong>Hund</strong> aber auch die Kommunikation unterHun<strong>den</strong> und zum Menschen) und er lernt insgesamt die Spielregeln,die innerhalb seiner sozialen Gruppe herrschen.Dinge, die der <strong>Hund</strong> in dieser Phase nicht lernen kann, wer<strong>den</strong> späternur sehr umständlich und langwierig und zum Teil gar nichtaufzuholen sein.Ungefähr in der vierten Lebenswoche zeigen <strong>Hund</strong>ewelpen zumersten Mal Aggressionsverhalten.sehr wahllos und unkontrolliert.Nur in der Interaktion untereinander und mit älterenRudelmitgliedern können sie lernen, Aggressionsverhaltendifferenziert und situationsgemäß einzusetzen.Jetzt beginnt auch das Lernen der Beißhemmung.Angstverhalten wird ca. in der fünften Lebenswoche zum ersten Malgezeigt.Das Zeigen von Angst / Unsicherheit in neuen und / oderbedrohlichen Situationen nimmt jetzt bis zum Ende derSozialisierungsphase kontinuierlich zu, während dasNeugierverhalten gleichzeitig abnimmt.Junghundphase:Sie endet mit dem Ende der Pubertät ca. im siebten bis zwölftenLebensmonat.In dieser Phase übt sich der <strong>Hund</strong> weiter in der sozialenKommunikation und wächst in das Sozialgefüge der Gruppe hinein.


Er entwickelt eine Vorstellung von der sozialen Organisation und derRolle, die er darin spielen könnte und möchte und er wird unterUmstän<strong>den</strong> erste Ansprüche auf eine bestimmte Position anmel<strong>den</strong>.Etwa mit dem sechsten Lebensmonat beginnt sich auch dasJagdverhalten zu entwickeln.Phase der sozialen Reife:Diese Phase dauert vom Ende der Pubertät, also von derGeschlechtsreife bis zu dem Punkt, wo der <strong>Hund</strong> als sozial erwachsengelten kann.Erst jetzt zeigen <strong>Hund</strong>e z. B. echtes Territorialverhalten und sehrdeutliche Ansprüche auf eine bestimmte Rangposition.Die soziale Reife ist bei kleinen Rassen ca. mit dem zwölftenLebensmonat abgeschlossen.Bei großen Rassen kann dies bis zum 36. - 40. Lebensmonat dauern.Ab jetzt wird der <strong>Hund</strong> seine Verhaltensmuster im wesentlichennicht mehr ändern, es sei <strong>den</strong>n, gravierende Umstände (z. B. auch einTraining durch <strong>den</strong> Menschen) zwingen ihn dazu.Erst im Alter wird es dann wieder zu messbarenVerhaltensänderungen kommen, die z. T. durchaus mit dem Begriff„Senilität" beschrieben wer<strong>den</strong> können.Sozialverhalten und Rangordnung<strong>Hund</strong>e sind obligat soziale Tiere. Nicht nur das Leben in der Gruppeals solches ist <strong>über</strong>lebenswichtig, sondern der <strong>Hund</strong> muss auchwissen, wo er darin steht.Alle <strong>Hund</strong>e sind sozial expansiv, das bedeutet, alle <strong>Hund</strong>e wollen einehohe Rangposition einnehmen.Individuelle und im engen Maße auch rassetypische Unterschiede indieser sozialen Expansivität sind vorhan<strong>den</strong>.


Eine Rangbeziehung ist grundsätzlich immer etwas, was nur zwischenzwei Individuen etabliert wer<strong>den</strong> kann bzw. etabliert wird und nichtetwas, was ein <strong>Hund</strong> pauschal gegen<strong>über</strong> einer ganzen Gruppeherstellen/einnehmen kann.Im Rahmen seiner Entwicklung hat der <strong>Hund</strong> nun auch gelernt seinenKörper und seine Körpersprache für seine Zwecke einzusetzen.

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