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Ethnographischer Rundgang - Odro

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Alpe Bardüghe 1638mAP. di VogornoEthnografischer <strong>Rundgang</strong> im GebietVogorno-<strong>Odro</strong>-Bardüghè-VogornoCode Nuovo 1250mMuseoOdr0 1219mAuf diesem <strong>Rundgang</strong> entdeckt man eine Landschaft vongrosser Anziehungskraft und Schönheit, die in höherenLagen jedoch nur teilweise zugänglich ist . Gleichzeitigkann man auch einiges über die frühere Beschäftigung derTalbevölkerung erfahren, im Besonderen über dasWildheuen . Im Verzascatal, wo die Viehweiden auf demTalboden nur spärlich vorhanden sind, waren dieGrasflächen an den Berghängen sehr wertvoll . Diese wurdendarum auch mehr oder weniger vollständig abgemähtund eingebracht. Es handelte sich dabei um eine harte undoft auch gefährliche Arbeit. Wenn die Kühe und Ziegenkeine Milch gaben, wurden sie mit Wildheu gefüttert, dasvon minderer Qualität war als das der Maiensässe . Dielandwirtschaftliche Tätigkeit, wie sie heute noch in <strong>Odro</strong>ausgeübt wird, kombiniert mit den Verpflegungs- undUebernachtungsmöglichkeiten, macht aus diesemMaiensäss ein umweltverträgliches Tourismusmodell.Dislivello 1 Höhenunterschied 1158 mLunghezza l Länge11 kmTempi di percorrenza/ Wegzeit Vogorno <strong>Odro</strong> 2 h<strong>Odro</strong> Alpe Bardüghè 1 hAlpe Bardüghè Vogorno2 hmITU15501488 ä12501100=0959800650500Wildheu und Heuseile<strong>Odro</strong> war eines der Zentren für die Gewinnung vonWildheu. Die steilen und schroffen Flanken des PizVogorno, die für das Grossvieh nicht zugänglich sind,wurden regelmässig gemäht, und dies bis ungefähr in dieFünfzigerjahre. Das so gewonnene Wildheu wurde zuerstin Bündeln zusammengehäuft und dann mit denHeuseilen zum Heustall auf dem Berg oder bis ins Dorfim Tal transportiert . Die sprügh (Höhlen im Fels) warendie temporären Unterkünfte für die Bergbauern, die sichin die hoch gelegenen Zonen begaben, um das Heu zuschneiden. So entstand ein System, das die Fütterung desViehs während des ganzen Jahres ermöglichte . DeutlicheSpuren dieser Tätigkeit (nicht mehr benutzte Heuseile;Pufferstellen für die Heubündel ; Wege in den Felsen)sind noch sichtbar. Zur Illustration der Bedeutung dieserTätigkeit zitieren wir hier einige Stellen aus dem Werkvon E Binda, 1 vecchi e la montagna [Die Alten und derBerg] (Locarno 1983) : „Früher gingen alle in den Wald,ohne Ausnahme. Ich sage dir, der ganze Piz Vogornowurde gemäht. ( . .) Als sie aufgehört haben, in den Waldzu gehen, verkamen auch die Heuseile . Ich hatte einHeuseil, das war 1000 Meter lang, es reichte fast bis aufden Piz Vogorno, bis auf ungefähr 2000 Meter Höhe,dann gab es verschiedene Strecken bis nach Costa Piana.”


<strong>Odro</strong><strong>Odro</strong> ist ein auf 1200—1300 Meter über Meer gelegenesMaiensäss an den Abhängen des Piz Vogorno . Es liegtzwischen dem Dorf Vogorno (500 m) und der AlpBardughe (1600 m) . Man erreicht es über einen steilen,aber bequemen Weg, der einem langen Grat, der das Valledel Molino vom Valle della Porta trennt, folgt und durcheine ganze Reihe dazwischen liegender Weiler (Colletta,Torlett, Stavell, Pidoo) führt . <strong>Odro</strong> seinerseits, das imSystem der traditionellen Alpbewirtschaftungdie Funktion der Bergsiedlung innehatte, besteht aus vierkleinen Siedlungskernen (Tecc Fond, Ticc Zött, Sert,Cim'al Prov) . Das historische Alter dieser Besiedlung wirdbelegt durch das Vorhandensein eines schönenSchalensteins im Zentrum von Ticc Zött sowie durchdie an einigen Gebäuden angebrachten Jahreszahlen(17./18. Jahrhundert).Interessante ethnografischeund landschaftliche Schwerpunkte15s .1. MühlenUnterhalb der kleinen Kapelle (siehe Punkt 2), auf demlinken Ufer des Baches, der durch das Valle del Molinofliesst, sind noch Mauerreste einer alten Mühle sichtbar.Mitte des 19 . Jahrhunderts waren dort zwei Mühlen, imBesitz der Familie Anselmi, in Betrieb.2. Kapelle und TreppenwegDie Kapelle befindet sich unweit der kleinen Brücke, amFusse eines eindrücklichen Treppenweges. Bei genauererBetrachtung bemerkt man, dass der Kalvarienberg einemHeuhaufen (in der Mundart meda) gleicht. An derAussenwand der Kapelle sind zwei rustikale Holzkreuzeangebracht, früher waren es mindestens drei . LautUeberlieferung erinnern diese Kreuze an die Leute, diebeim Wildheuen den Tod fanden. Sowohl das Motiv derMalerei, der Aufstieg zum Kalvarienberg, wie auch dieForm des Kalvarienbergs, wurden anscheinend nicht zufälliggewählt.


3. KapelleIm Ort Colletta befindet sich eine Kapelle aus dem17. Jahrhundert, die der schmerzensreichen Madonnageweiht ist . Es scheint, dass der Ursprung der Kapellezurückgeht auf eine Erscheinung der Jungfrau Maria, dieein Bewohner von Vogorno an diesem Ort hatte.Noch Heute gibt es eine Prozession von Vogornozur Kapelle.4. KastanienselveDer Weg windet sich durch eine schöne Kastanienselve mitimposanten monumentalen Kastanienbäumen, die bis zueiner Höhe von 900 Meter über Meer vorkommen.5. GratwegIn diesem Abschnitt wird der Weg zu einer wirklichenGratwanderung . Es handelt sich um eine im Verzascatalziemlich verbreitete Besonderheit . Dies zeigt,wie die Besiedlungsorte genau dort gewählt wurden,wo das Terrain Vorteile aufwies (Ausrichtung,weniger steiler Boden, Schutz vor Erdrutschen undLawinen).6. Heuseile in StavellSobald der Grat in der Nähe des Monte di Stavell erreichtist, sieht man den Ausgangs- und Ankunftspunkt einigerHeuseile . Das Seil, das ins Tal hinunterführt, ist an einemgrossen Felsbrocken verankert und wird von drei Pfählengestützt. Es gibt zwei Aufprallstellen, die Ankunftspunkteder Heuseile, die von <strong>Odro</strong> herunterkamen.7. SchalensteineAn einem Felsblock im Zentrum der Siedlung von <strong>Odro</strong>sind einige kleine, schalenförmige Vertiefungen gut sichtbar.Es handelt sich um besondere Zeichen, die vomMenschen hinterlassen wurden, um das Territorium zukennzeichnen.Diese Zeichen sind weder genau datier- noch deutbar.8. Agrotouristischer Bergbetrieb in <strong>Odro</strong>Seit 1996 leben J .-Louis Villars und Marlis Soler ständig in<strong>Odro</strong>. Einige Gebäude wurden restauriert und der kleineLandwirtschaftsbetrieb, mit ungefähr 40 Verzasca-Ziegen,ist für das Mähen der Bergwiesen besorgt, die so saubererhalten werden . Die einladenden Unterkünfte, die in denAlpgebäuden eingerichtet wurden, und dieGastfreundschaft sorgen dafür, dass sich der Gastwohlfühlt, der hier Rast machen und sich verpflegen undübernachten kann. Die Installation einer kleinen Turbineproduziert genügend Energie, um den Eigenbedarf undden der Gäste zu decken . Die Fassung einer Quelle stelltdie permanente Wasserversorgung sicher.9. Das kleine Wildheu-MuseumDie Hauptattraktion des <strong>Rundgang</strong>s stellt das kleineMuseum dar, das in der Siedlung Sert liegt. Eigentlich handeltes sich dabei um die zeitweilige Unterkunft von LuigiBerri (1904-1988), der nach Aufgabe seiner Tätigkeit Endeder Sechzigerjahre das Haus intakt hinterliess, in dem ergelebt hatte, mit den von ihm verwendeten Geräten undWerkzeugen. In dem kleinen Lokal werden so die Objekteausgestellt, die er bei der Ausübung verschiedenerTätigkeiten brauchte : vor allem beim Einbringen desWildheus.10. TrockenmauernDie Wiesenfläche von <strong>Odro</strong> wird bergwärts von eindrücklichenTrockenmauern begrenzt.11. Ankunftspunkte der Heuseile quer über das TalIm oberen Teil von <strong>Odro</strong> kann man einige Ankunftsstellenvon Heuseilen sehen, die das Valle del Molino überquerten.Die Verankerung dieser Seile wurde unterhalb derAlp Bardüghe auf dem gegenüberliegenden Abhang gefunden,dies zur Demonstration wie die Heuseile einwirkliches Transportnetz darstellten.12. Alp BardügheAuf 1600 Metern über Meer öffnet sich eine Hochebene,die als Alp genutzt wird . Das Alpbewirtschaftungssystembenutzte diese hochgelegene Fläche als Sommerweide fürdas Vieh .


13. BuchenwaldIn seiner Art faszinierend ist der kreisförmige Buchenwald,der sich unterhalb der Alp Bardüghe auf 1520 Meter überMeer befindet. Er wurde von den Bewohnern derMaiensässe "heiliger Wald " genannt. Diese Bezeichnung,die man sehr oft im Alpenraum antrifft, könnte zwei verschiedeneUrsprünge haben . Einerseits könnte es einHinweis sein auf die Schutzfunktion des Waldes vor dengefürchteten Lawinen, andererseits auf seine Funktion alsSonnenschutz für das Vieh der benachbarten Alp . Wenn esstimmt, dass der Buchenwald auch Merisg da Bardüghegenannt wurde, hatte diese Bezeichnung auch mit derHeiligkeit, d . h. der Unantastbarkeit des Waldes zu tungehabt. Es war strikte verboten, im "heiligen Wald" Holzzu fällen.14. Monumentale KastanienbäumeUnterhalb einer Höhe von 900 Meter über Meer geht mandurch eine Kastanienselve, die leider seit Jahrzehnten nichtmehr gehegt wird und nun ein dichter Mischwald ist . Inder Vergangenheit erstreckten sich Kastanienwälder überweite Teile dieses Berggebietes und im Besonderen um dieSiedlungen . Heute gibt es da und dort noch einzelne,riesige, faszinierende, hundertjährige Kastanienbäume.Erwähnenswert ist die neueste Studie der EidgenössischenForschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, WSL(www.wsl.ch/sottostazione) . Die ältesten Kastanienbäume,die sogenannten „monumentalen Kastanienbäume”, die inder italienischen Schweiz noch bestehen, wurden inventarisiertund untersucht. Hier kann man einen der 310inventarisierten Kastanienbäume betrachten, leider ist er inschlechtem Zustand.15. RebenOberhalb von Costapiana befinden sich Reben, die nochnach traditionellen Methoden kultiviert werden . AlteWeinstöcke von resistenten Reben, die zusammen mit derKastanie die Pflanzenwelt vervollständigen, die für denMenschen im Rahmen der Subsistenzwirtschaft vongrosser Bedeutung war.ZugangDer <strong>Rundgang</strong> beginnt in der Nähe des Ristorante PizzoVogorno. Aufgrund der wenigen Parkplätze amAusgangsort Vogorno wird empfohlen, das Postauto zubenutzen . Haltestelle Vogorno (Ristorante PizzoVogorno).Verpflegung und Übernachtungsmöglichkeit:Bauernhof <strong>Odro</strong>J.-Louis Villars, 6632 Vogorno, Tel . +41 (0)91 745 48 15www.odro.chInformationenTourist Office Tenero e Valle Verzasca6598 Tenero, Tel . +41 (0)91 745 16 61www.verzasca-tourism .chMuseo di Val Verzasca6637 Sonogno, Tel . +41 (0)91 746 17 77www.verzasca .com/museo.. . .. .. . .. . .. .. .. . .. . .. .. . .. .. .. . .. . .. .. . .. .. . .. . .. .. .. . .. . .. .. . .. .. .. . .. . .. .. . .. .. . .. .. . .. .. . .. . .. .. .. . .. . .. .. . .. .. . .. . .. .. .. . .. . .. .. . .. .. .. . .. . .. .. ..Konzept des <strong>Rundgang</strong>s, Fotografien und Texte:Museo di Val VerzascaTourist Office Tenero e Valle Verzasca,unter Mitwirkung von CDE, Bellinzona und Paolo Crivelli, MelanoUnterstützt durch:UBSCopyright 2006a,.4Centro di dialettologia e di etnograflaBellinzonaMuseo di Val Verzasca / Tourist Office Tenero e Valle Verzasca

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