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Ermordung von Kranken und Behinderten im Nationalsozialismus

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Schulbuch online für GeschichteGeschichte der HeilkunstNeuzeit: <strong>Ermordung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kranken</strong> <strong>und</strong><strong>Behinderten</strong> <strong>im</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong>Während der Zeit des <strong>Nationalsozialismus</strong> gab es Ärzte, die nichtnur das Wohl ihrer Patienten <strong>im</strong> Auge hatten. Sie hingen denmenschenverachtenden Ideen des <strong>Nationalsozialismus</strong> an <strong>und</strong>unterschieden zwischen „lebenswertem Leben“ („Arier“) <strong>und</strong>„lebensunwertem Leben“ (dazu gehörten z.B. Roma <strong>und</strong> Sinti,Juden, Behinderte).Mit Kriegsbeginn <strong>im</strong> Jahr 1939 wurde <strong>im</strong> nationalsozialistischenDeutschen Reich mit der massenhaften <strong>Ermordung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kranken</strong><strong>und</strong> <strong>Behinderten</strong> begonnen. Insgesamt wurden an die 100 000kranke <strong>und</strong> behinderte Menschen ermordet. Auch„erziehungsschwierige“ Kinder <strong>und</strong> verwirrte ältere Menschengehörten zu den Opfern.In Österreich wurden <strong>im</strong> Schloss Harthe<strong>im</strong> bei Eferding(Oberösterreich) ca. 30 000 Behinderte vergast <strong>und</strong> ihre Leichenverbrannt.Zu: Elfriede Windischbauer, Margarete G<strong>im</strong>pl „Geschichte der Heilkunst“, © VERITAS-VERLAG, Linz


Schulbuch online für Geschichtegestorben ist. Die Eltern fragen sich, wie das sein konnte. Kathi war nämlichschon mit 8 Jahren der Blinddarm entfernt worden.Vorbemerkungen für LehrerInnen zum Rollenspiel„<strong>Ermordung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kranken</strong> <strong>und</strong> <strong>Behinderten</strong> <strong>im</strong><strong>Nationalsozialismus</strong>“:Rollenspiele sprechen die Phantasie <strong>und</strong> die Erfahrungen der SchülerInnen an.Perspektivenwechselübungen können mit Rollenspielen besonders gutdurchgeführt werden. Rollenspiele können aber auch die Funktion des„Probehandelns ohne Sanktionen“ erfüllen.Bei der Darstellung historischer Situationen <strong>im</strong> Rollenspiel ergibt sich oft dasProblem, dass der Ausgang des Spiels schon vorweg feststeht; dadurch sind derEigeninitiative der SchülerInnen enge Schranken gesetzt.Die Rollenanweisungen <strong>im</strong> historischen Rollenspiel müssen daher zwangsläufiggenau umschrieben sein, denn die historische Richtigkeit muss in den Gr<strong>und</strong>zügengewahrt werden. Das historische Spiel ist aber kein historischesQuellenstudium.Historische Konstellationen müssen den SchülerInnen bekannt sein. Trotzdemwird ihnen die Erfahrung fehlen, eine Rolle eigenständig auszugestalten. Derfehlende Erfahrungshorizont erfordert es <strong>von</strong> der Lehrperson, denSchülerInnen möglichst konkretes <strong>und</strong> anschauliches Material zur Einfühlung indie entsprechende Rolle vorzulegen. Im konkreten Fall geschieht dies mit Hilfeder Rollenkarten.Im Unterschied zur Erzählung, die den Schüler/die Schülerin praktisch nicht ausder Sichtweise der Erzählung bzw. der Lehrperson entlässt, ist das Rollenspielauf selbsttätige „subjektive“ Fortsetzung durch die SchülerInnen angelegt.Bei Rollenspielen kann der Spaßfaktor <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong> stehen, wie z.B. be<strong>im</strong> Spielzu den fahrenden Heilkünstlern (Dr. Werdgs<strong>und</strong>). Ein solches Rollenspiel eignetsich besonders gut für Klassen, die Rollenspiele nicht gewöhnt sind. Es lockertdie St<strong>im</strong>mung auf <strong>und</strong> ermuntert auch schüchterne SchülerInnen zumMitmachen.Ist die Klasse an Rollenspiele gewöhnt, können durchaus schwierigere Themenwie z.B. das hier genannte (Behinderte <strong>im</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong>) ausgewähltwerden. Wichtig ist allerdings eine gute Vorbereitung. Auch die Nachbereitungist nicht unwesentlich: Die ZuschauerInnen sollten schon vor dem Spielaufgefordert werden, auf die Rollengemäßheit zu achten. Eine Diskussion überdie erzielte Lösung <strong>und</strong> eventuelle Verbesserungsvorschläge ist unumgänglich.Auch eine Gegenüberstellung des Spielergebnisses mit dem tatsächlichenVerlauf kann sinnvoll sein.Zu: Elfriede Windischbauer, Margarete G<strong>im</strong>pl „Geschichte der Heilkunst“, © VERITAS-VERLAG, Linz


Schulbuch online für GeschichteLehrerInnen, die ein Rollenspiel zu diesem Thema als zu gewagt einschätzen,können den Alternativauftrag wählen.RollenkartenDie Eltern <strong>von</strong> Kathi haben gehört, dass Kathi in den nächsten Tagen nachHarthe<strong>im</strong> transportiert werden soll. Sie haben <strong>von</strong> Eltern anderer Patienten derHeilanstalt erfahren, dass Kranke in Harthe<strong>im</strong> unter ungeklärten Umständenplötzlich starben. Sie wissen nicht, was sie tun sollen. Daher wenden sie sich anden Pfarrer ihres Dorfes.Der Vater: Gleich nach der Geburt war dir die Behinderung deiner Tochter einProblem. Dann hast du sie aber so richtig lieb gewonnen. Du kannst gut mit ihrscherzen, <strong>und</strong> Kahti versteht auch vieles.Du kennst die Propaganda der Nationalsozialisten gegen Behinderte: Es heißt, siekosten nur Geld <strong>und</strong> leisten nichts für das deutsche Volk. Außerdem meinen dieNationalsozialisten, dass nur „ges<strong>und</strong>es Erbgut“ weitergegeben werden darf.Als dir deine Frau erzählt, dass die Eltern eines behinderten Knaben nach seinemTransport nach Harthe<strong>im</strong> die Nachricht <strong>von</strong> seinem Tod bekommen haben,bekommst du Angst.Die Mutter: Der Vater eines Knaben, der <strong>von</strong> Salzburg nach Harthe<strong>im</strong>transportiert wurde, hat dir erzählt, dass sein Sohn plötzlich verstorben ist. DieEltern haben die Mitteilung erhalten, ihr Sohn sei an Herzversagen gestorben.Er war aber nie herzkrank. Der Vater des Knaben hat dich um völligesStillschweigen gebeten.Du vermutest, der Knabe sei absichtlich getötet worden. Andererseits kannst dunicht glauben, dass Ärzte sich für so etwas hergeben. Du hast große Angst umdeine Tochter Kathi. Du liebst deine Tochter <strong>und</strong> würdest dich gern Tag <strong>und</strong>Nacht um sie kümmern. Aber alle Versuche, ihren Transport nach Harthe<strong>im</strong> zuverhindern, sind bis jetzt gescheitert.Der Pfarrer: Als Pfarrer <strong>und</strong> gläubiger Mensch bist du der Überzeugung, dassjedes Leben wertvoll ist. Auch du hast schon – natürlich nur <strong>im</strong> Gehe<strong>im</strong>en – da<strong>von</strong>gehört, dass Behinderte getötet werden. Du bist sehr empört darüber, aber dumusst vorsichtig sein. Denn wenn deine Meinung bekannt wird, kannst duProbleme bekommen. Vielleicht musst du dann sogar in ein KZ! – Du bittest dieEltern daher <strong>im</strong>mer wieder, nichts über euer Gespräch weiterzuerzählen.Zu: Elfriede Windischbauer, Margarete G<strong>im</strong>pl „Geschichte der Heilkunst“, © VERITAS-VERLAG, Linz


Schulbuch online für GeschichteDa jede öffentliche Aktion zu gefährlich wäre, rätst du den Eltern, vorsichtig zusein. Du bist dazu bereit, mit dem Chefarzt der Heilanstalt in Salzburg zusprechen. Du willst ihm sagen, welch ein liebes Kind Kathi ist. Aber du kannstnicht versprechen, ob das etwas hilft.Spielt diese Szene, die sich vor der Überstellung Kathis nach Harthe<strong>im</strong>abgespielt haben könnte, nach. Verwendet dazu die Rollenkarten.Beantworte die Fragen: <strong>Ermordung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kranken</strong> <strong>und</strong> <strong>Behinderten</strong><strong>im</strong> <strong>Nationalsozialismus</strong>“1. Wohin wird die 17-jährige Kathi <strong>im</strong> März 1941 gebracht?2. Welche Aufgaben kann Kathi bei den Tests lösen?3. Welche Aufgaben kann Kathi bei den Tests nicht lösen?4. Was schreibt der Arzt in seinem Gutachten über Kathi?5. Was passiert daraufhin mit Kathi?_____________________________________________6. Was denkst du über diesen Arzt?_____________________________________________Zu: Elfriede Windischbauer, Margarete G<strong>im</strong>pl „Geschichte der Heilkunst“, © VERITAS-VERLAG, Linz

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