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Rundbrief 2013

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Sehr geehrte, liebe MitgliederDas vergangene Jahr war für das Hölderlin-Gymnasium durch den Wechsel im Rektorat vonOSTD M.Grupe zu Herrn OSTD M.Wasel Ende und Beginn wichtiger Zeitabschnitte, mitvielen neuen Impulsen, über die ich Sie heute informieren möchte.Hier zeigt sich die große Reichweite dieser Schule und seines Vereins der Ehemaligen undFörderer wieder, indem in sehr unterschiedlichen Beiträgen „Altphilologen“ zu Wortkommen. So wird die Tradition des Hölderlin-Gymnasiums als erstem humanistischenGymnasiums Württemberg für Mädchen weitergetragen.Ein Kreis schließt sich, wenn wir die Erfahrungen des neuen Schulleiters Matthias Wasel ausdem Jahr 2012/<strong>2013</strong> und die Berichte der Ehemaligen Schülerinnen D.Weller und H.Schlichtzu ihrer Lateinlehrerin Gymnasialprofessorin Dr.Margarete Teufel aus den 50iger/60igerJahren veröffentlichen.Doch zunächst folgt der Bericht zum vergangenen Jahr.Der Tag der Offenen Tür 2012 und die daraus resultierenden Anmeldungen warenspannend. Die erstmals nicht mehr verbindliche Grundschulempfehlung und der Wechsel vonRussisch zu Spanisch im sprachlichen Profil hatten einen dreizügigen Beginn im Herbst zurFolge. Die Schule hat es geschafft, alle unterzubringen.Eine pädagogische Einschätzung dieser Klassen in Bezug auf Zusammensetzung undLeistung ist (wenn überhaupt) frühestens mit den Jahreszeugnissen möglich, wenn dieErfahrungen ausgewertet werden.Im Juni 2012 wurde der berühmte „Doppeljahrgang“ an G 8 und G 9 Abiturientenverabschiedet. Es war eine logistische Meisterleistung des Teams der Schulleitung.Angefangen beim unterschiedlichen Lernstoff-Niveau bis zu den räumlichen Engpässen hatman mit gutem Erfolg erreicht, diese schwierige Situation für alle zu optimieren.Der Verein konnte mit dem 2. Malteser-Tag während des mündlichen Abiturs und mitGeschenken und Buchpreisen einen Beitrag zum Gelingen leisten.Für das kommende Jahr besteht wieder die Möglichkeit die Kenntnisse in Erster Hilfe zuvertiefen und die Sofortmaßnahmen am Unfallort zu üben, aber man kann sich auch für einProgramm zur Selbstverteidigung im Rahmen der Prävention entscheiden.Auch diese Angebote werden vom Verein unterstützt und kommen somit allen die, dieSchule besuchen zu gute!


Außerdem wurden Austauschprogramme der sprachlichen Fachschaften gefördert, sowiedie verschiedenen AGs in den Bereichen Theater, Debatieren und Debating (Debatierenauf Englisch mit entsprechendem Regelwerk).Die Naturwissenschaften erhielten endlich die gewünschten Mikroskope und werden innaher Zukunft einen größeren Beitrag erhalten zur technischen Aufrüstung derÜbungsräume. Schon jetzt bitte ich Sie im Hinblick auf diese Anschaffungen um großzügigeSpenden.Für das kulturelle Leben der Schule sind Literatur -Lesungen, der Schulkalender mitWerken aus den Kunstkursen, Vorlesenachmittage und Theateraufführungen wichtigund werden entsprechend unterstützt. Unterrichtsbegleitende Ausstellungsbesuche,Workshops und Vorträge wurden ebenfalls ermöglicht. Die nächste große Lesung findet am5.Juni, um 19h in der Pausenhalle statt, Hartmut Steinfest liest aus seinem Buch, „DasHimmlische Kind“. Sie sind herzlich eingeladen.Hinsichtlich des organisatorischen Schulalltags hat der Verein den Wasserspender, denMittagstisch etc. mitfinanziert. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Vereinsausgaben ist dieFörderung einzelner Familien und Härtefälle, die mit Empfehlung und Beratung durch dieLehrer an uns herangetragen werden.Ab Sommer wird es in der ehemaligen Hausmeisterwohnung einen Büro/Archiv/Versammlungsraum für den Verein geben und wir könnten uns vorstellen, kleinereAusstellungen zur Geschichte der Schule dort zu zeigen.Wie jedes Jahr hat der Seminarkurs des Abiturientenjahrgangs ein Thema zur Schulebearbeitet, diesmal waren es Biographien von fünf Hölderlinschülerinnen : u.a. Prof. Dr. S.Ebert-Schifferer, Frau Anneliese Tugendhat, Frau Magda Wagner. Wenn diese Texte (auch d.d. vergangenen Jahre) überarbeitet sind, hoffen wir auf eine Veröffentlichung.Wenn es im Kreis der Ehemaligen jemand gibt, der Zeit und Freude an der Bearbeitungund Veröffentlichung derartiger Texte hat, bitte melden! Dies wäre eine Möglichkeit,unserem Ziel eines Jahrbuches oder einer Dokumentation der Schule näher zukommen!Die Schule hat eine so interessante Geschichte und es gibt sehr interessante Zeitzeugen, diesich immer wieder in Korrespondenz mit dem Verein melden, dass ich dies gerne einergrößeren Öffentlichkeit vermitteln würde.Regelmäßig bekommen wir Spenden und Nachricht aus Namibia von Eva Scholz ,studierte Biologin, die vor fünf Jahren ihre alte Schule in Stuttgart wieder besucht und vonihrem Leben berichtet hat. Zu ihrer großen Überraschung hat ihre Tochter in Kapstadt einendeutschen Arzt kennengelernt und geheiratet, der auch ehemaliger Schüler des Hölderlin-Gymnasiums ist!Kürzlich bekam ich ein Buch geschenkt von der Hölderlin Schülerin Ilse Nathan geb. Nast-Kolb, die den Briefwechsel mit ihrer Mutter in Theresienstadt veröffentlichte und fürderen Familie Stolpersteine in Stuttgart verlegt wurden.. Bei dieser Aktion hat derEhemaligen Verein einen Beitrag zu den Reisekosten der Beteiligten geleistet.Im April wurden wieder weitere Stolpersteine in unmittelbarer Nähe zum Hölderlin-Gymnasium verlegt u.a. für Fred Uhlmann, dessen berühmtes Buch „Ein wiedergefundenerFreund“ sicher vielen von Ihnen bekannt ist und Uhlmanns Zeit im Eberhard-Ludwigs-Gymnasium beschreibt.Im nächsten Brief werde ich über Erika Regener berichten, die als Tochter desPhysikprofessors Erich Regener am Hölderlin-Schülerin war und später beim Paul Bonatz


studierte. Über Sie haben wir von Hans Kohlheim erfahren, der Photo-und Textmaterial übersie zusammengetragen hat, da seine Schwester ebenfalls Schülerin des Hölderlin-Gymnasiums war.Was haben wir für interessante und engagierte Ehemalige, die für alle heutigenSchülerinnen und Schüler eindrucksvolle Vorbilder und Zeitzeugen sein können!Sollten Sie über weitere Bilder, Texte, Erfahrungsberichte von Klassentreffen etc. verfügen,freue ich mich über alle Zuschriften.Vor Weihnachten gab es wieder die Aktion Weihnachten im Schuhkarton, wobei inZusammenarbeit mit Schwester Margret von der Franziskusstube wieder Pakete fürKinder in Littauen und Lettland gepackt wurden. Betreut wurde die Aktion zum ersten Malvon den jüngeren Geschwistern derjenigen, die dieses Amt die letzen sechs Jahre bis zu ihremAbitur 2012 ausgeführt haben.Vielen herzlichen Dank an alle, die sich in diesem Bereich des sozialen Engagementseinbringen. Dies ist ein wichtiger Baustein für die Schulgemeinschaft, der am Hölderlin-Gymnasium sehr ernst genommen wird, sei es beim Verkauf auf dem Weihnachtsbasar oderbei den verschiedenen Verpflichtungen und Hilfseinsätzen in der Franziskusstube und demSozialpraktikum für die 9. Klassen..Das Jahr <strong>2013</strong> hat wie immer mit dem Tag der Offenen Tür begonnen und es werden dreineue Klassen im Herbst . Die Zeiten sind vorbei, dass man um genügend Schülerzahlenfürchten musste! Auch die Diskussion über den Ausbau des Hölderlin-Gymnasiums und denStandort ist in die konstruktive Phase gekommen und die Interessen der Schule werden imGemeinderat mit Unterstützung honoriert (s. Bericht M.Wasel).Am 20.Juni findet zum dritten Mal während des mündlichen Abiturs der Malteser Tagstatt. Der im Vergleich zum vergangenen Jahr mit 28 Abiturienten sehr kleine Abschlußjahrgangfeiert das Ende der Schulzeit am. Hoffentlich bleiben viele ihrer Schule alsVereinsmitglieder erhalten!Am Dienstag den 23.Juli ab 16h findet das diesjährige Sommerfest und Jahresabschlußfestder Schule in der Hölderlinstrasse statt. Es gibt wie immer eine Art Biergarten mit Bierund Gegrilltem, eine Elternbar, Darbietungen und Musik, sowie die Verleihung des Manfred-Seifert-Sportpreises an die besten Sportler der Schule. M.Seifert war Latein-und Sportlehreran der Schule und verstarb sehr jung aufgrund eines Gehirntumors. Der Verein finanziertdiesen Preis. In 2012 hatten wir beim Sommerfest eine Vorführung der Malteser-Hundestaffel als Dank für die Zusammenarbeit mit den Maltesern.Wir möchten alle Ehemaligen sehr herzlich zum Sommerfest einladen.Wir planen einen neuen Treffpunkt und bitten Sie uns Ihre alten Klassenphotos (am bestenals Datei) oder in Din A 4 Format zu schicken. Wir planen eine kleine Ausstellung undwollen versuchen, so viele Jahrgänge wie möglich dokumentieren zu können. Wenn Siekönnen legen Sie eine Namenszuordnung bei.Schicken Sie Ihre Bilder entweder an mich oder an die Geschäftsstelle.Damit bin ich bei den „Personalien“ der Jahre 2012/<strong>2013</strong>. Neben der Schulleitung habenauch die beiden Gesamtelternbeiräte gewechselt. OSTD. M.Grupe wurde mit vielen zumTeil sehr amusanten Reden am 13.7.2012 gewürdigt und verabschiedet. Das Hölderlin-Gymnasium hat ihr viel zu verdanken. Sie hat mit viel Einsatz schwierige Probleme gelöstund wichtige Projekte auf den Weg gebracht , die das Hölderlin-Gymnasium zudem gemacht


haben, was es heute darstellt. Ich erinnere nur an den Indien-Austausch, die Bücherpreise, dieVollversammlungen etc. Auch im Namen der Ehemaligen und Förderer bedanke ich michsehr bei ihr. Es gibt eine Photo-CD, die von der Home-Page AG über ihre 10 Jahre amHölderlin zusammengestellt wurde. Wenn Sie Interesse daran haben sollten, lassen Sie esmich bitte wissen!Im Oktober leitete Frau Liz Eschen-Molitor ihre letzte Gesamtelternbeiratssitzung.Ihr folgt nun Franziska Grob und als Stellvertreterin Frau Michaela Pesch.Die Zusammenarbeit mit allen war immer eine große Freude und von Vertrauen undZuverläßigkeit geprägt! Vielen Dank !Im Verein der Ehemaligen und Förderer ist Valerie Hammacher als Leiterin derGeschäftsstelle ausgeschieden, da ihre Tochter auf eine andere Schule gewechselt hat.Valerie Hammacher hat fast fünf Jahre die Stellung mit großer Geduld und Engagementgehalten, obwohl sie als Nicht-Ehemalige und Nicht-Stuttgarterin nicht die einfachstenStartbedingungen hatte. Ganz lieben Dank für alles.In der Übergangszeit bis zur nächsten Mitgliederversammlung wird die Geschäftsstelle vonunserer Beisitzerin Petra Kiefner kommissarisch betreut. Sie ist auch ehemaligeHölderlinschülerin und hat eine Tochter in der siebten Klasse. Alle Anfragen gehen an PetraKiefner, Botnanger Strasse 89, 70193 Stuttgart, pk@kiefner-braun.de.Im Herbst wird wieder eine Mitgliederversammlung stattfinden, zu der Sie die Tagesordnungund Einladung rechtzeitig erhalten.Diesem Brief liegen wie immer die Rechnung für den Mitgliedsbeitrag und derÜberweisungsträger bei, den Sie bitte mit Ihrem Mitgliedsbeitrag „großzügig“ ausfüllenmögen! Wir werden künftig das Verfahren der Einzugsermächtigung für Neu-Mitgliedereinrichten; wenn auch Sie Interesse daran haben, lassen Sie es bitte die Geschäftsstellewissen.Im Anhang finden Sie den Bericht von OSTD M.Wasel, sowie die Berichte der beidenEhemaligen zu Frau Gymnasialprofessorin Margarete Teufel. Es werden auch zwei Photosveröffentlicht, für die wir der verstorbenen Hölderlin Schülerin Corinna Janke-Theil Abitur1962) zu Dank verpflichtet sind. Das eine Photo ist Frau Dr.Teufel mit Handtasche unddekorativer Brille und das andere zeigt Frl.Reinhard beim Schulsport auf dem MTV-Platzam Kräherwald in den frühen 60iger Jahren!.Ich hoffe, dass Ihnen die Lektüre Freude macht und grüße Sie wie immer mit den bestenWünschen für einen schönen Sommer,Dorothee EinsiedelAnhang


I. Matthias Wasel, Schulleiter Hölderlin-GymnasiumHundert Tage Schulleitung am Hölderlin-Gymnasium – Das Ganze ist mehr als dieSumme seiner TeileSo spielt, von erfreulichen HändenWie zum Versuche berühret, eine SaiteVon Anfang. […](F. Hölderlin)Nicht nur hundert Prozent, sondern auch 100 Cent bedeuten das Ganze zu geben.Der Begriff wird häufig verwendet, um das Besondere hervorzuheben: Der österreichischeKünstler Friedensreich Hundertwasser führt die Zahl im Namen. Die 100 alsaußergewöhnliche Zahl steht für außergewöhnliche Ereignisse, z. B. für ein „Jahrhundert-Hochwasser“ oder - wesentlich angenehmer - für einen „Jahrhundert-Sommer“. Die erstenhundert Tage haben für alle, die neu ein leitendes Amt antreten, egal ob Politiker, inUnternehmen oder eben als Schulleiterinnen und Schulleiter eine besondere Bedeutung.Die ersten 100 Tage im Spiegel dessen, was sonst das Leben in Welt und Gesellschaftbestimmt hat, relativieren die Bedeutung dieses Zeitraums andererseits wieder. DasMomentum, der Sachverhalt mit nicht mehr zu übertreffender Bedeutung, das, was unsbewegt und antreibt, scheint an Bedeutung zu verlieren. Vielleicht geht es nur darum, dieDimension des eigenen Tuns nicht zu überschätzen und ihm dennoch das angemesseneGewicht zu geben. Denn immerhin sind zumindest indirekt wichtige Menschen unmittelbarbetroffen: Schülerinnen und Schüler, Eltern, Kolleginnen und Kollegen, Freunde der Schule,Partner auf allen Ebenen innerhalb und außerhalb des Schulsystems, schließlich alle, die inirgendeiner Art und Weise mit dem Hölderlin-Gymnasium zusammenarbeiten oder ihmverbunden sind.März 2012: In Berlin wird ein neuer Bundespräsident gewählt, in Stuttgart am Hölderlin-Gymnasium tritt die Schulkonferenz zusammen. Auf der Tagesordnung steht die Nachfolgevon Frau Grupe.Sommer 2012: Die Fußballeuropameisterschaft geht zu Ende. Die Olympiade beginnt in derHitze des Sommers 2012. Für mich heißt es zu dieser Zeit Abschied nehmen und neubeginnen. Ende Juni treffe ich erstmals in einer Dienstbesprechung auf die Kolleginnen undKollegen. Im Juli dann schon die Verabschiedung von Frau Grupe und meine eigeneEinführung als neuer Schulleiter. Frau Grupe, das Schulleitungsteam, Frau Beißwanger undHerr Popp nehmen sich viel Zeit, um den Neuen einzuführen, ihn vertraut zu machen mitAkten, Schulsituation, den vielfältigen Tätigkeiten, die hier warten. Spätestens mit demgemeinsamen Beginn des Schuljahres finde ich die Bestätigung vor: „Ein guter Aufenthaltsortfür Kinder wird die Schule nur, wenn sie auch ein guter Aufenthaltsort für Erwachsene ist“(Hartmut von Hentig).


Herbst 2012: Der September ist weltweit betrachtet weit entfernt vom Frieden. Angaben derVereinten Nationen (UN) zufolge sind inzwischen mehr als 100.000 Menschen innerhalbeines Monats aus Syrien geflohen, um den anhaltenden Kämpfen des Bürgerkrieges zuentkommen. Am Hölderlin-Gymnasium beginnt der erste Schultag nach den Ferien. Denvielen Namen aus den Schülerlisten begegne ich auf der ersten Vollversammlung. AuchZahlen erhalten ein Gesicht: Dass mehr als zwei Drittel der Schülerschaft am HögySchülerinnen sind, ist zu sehen, zu hören und im Umgang miteinander zu bemerken. Auch imUnterricht wird schnell klar, dass Schülerinnen und Schüler des Hölderlin-Gymnasiums etwasBesonderes sind. Es sind zunächst vor allem die kleinen täglichen Begegnungen vor demUnterricht im Eingangsbereich, in der Pausenhalle, auf dem Bolzplatz, im Pausenhof oderirgendwo anders im Gebäude, die dem Alltag ein Gesicht geben. Eine kritische und aktiveSMV, eine Vielzahl an Veranstaltungen, wie die Theateraufführungen Lesungen oder dieVernissage geben der Schule sichtbare Konturen. Die Homepage, „das Gesicht nach außen“,erhält unter Anleitung und dennoch von Schülerinnen und Schülern getragen Kosmetik wiezeitgemäßes Lifting. Mehrfach kann ich die Faszination Austausch erleben. Hier scheintHoward Gardners Modell der „multiplen Intelligenzen“ gelebt zu sein und der Sinn derSchule frei nach Paul Auster nicht darin zu liegen, „schöne Objekte zu schaffen. Es istvielmehr eine Methode, um zu verstehen. Ein Weg, die Welt zu durchdringen und deneigenen Platz zu finden." (Paul Auster)Weihnachten, Silvester, Ostern, Nobelpreisverleihung, Oscarverleihung: Rituale schaffen dieMöglichkeit, Gemeinschaft erleben zu können. Klassen-, Fach-, Gesamtlehrer- undNotenkonferenzen. Treffen mit den Schülersprechern, SMV-Wochenende und SMV-Sitzungen. Elternabende, Elternbeiratssitzungen und die Schulkonferenz. Das Gansessen mitKolleginnen und Kollegen, Weihnachtsbasar, Weihnachtsfeier und Tag der offenen Tür mitder gesamten Schulgemeinschaft. Eltern sind aktiv mit dabei, arbeiten mit, sind interessiert.Ohne die Unterstützung durch den Elternbeirat, die Elternbeiratsvorsitzenden oder denFörderverein wäre vieles hier nicht möglich. Die konstruktive Auseinandersetzung auch inPunkten, die strittig sind, findet immer so statt, dass im Konflikt die Chance zurWeiterentwicklung gesucht wird: „Die Menschen stärken, die Sachen klären“ (Hartmut vonHentig).März <strong>2013</strong>: Zunehmend meldet sich „der Raum als der dritte Pädagoge“ (Loris Malaguzzi) zuWort und beschäftigt die Schulleitung: Von den Toiletten über den Ausbau der ehemaligenHausmeisterwohnung, die Auseinandersetzung mit der Reinigung und dem Unterhalt desGebäudes in Hölderlinstraße und Herdweg bis hin zur Planung und dem Kampf um denweiteren Ausbau des Hölderlin-Gymnasiums. Am 21. März <strong>2013</strong> im Gemeinderat ist es dannso weit. Der Gemeinderat gibt nach Vorlage der Machbarkeitsstudie den Vorprojektbeschlussfrei für den Erweiterungsbau und die Sanierung der bestehenden Gebäude plus einer weiterenTurnhalle für ein dreizügig geplantes Gymnasium.Hundert Tage im Amt? In China steht der Ausdruck 100 Münder für eine weit verzweigteFamilie: Vielen von ihnen bin ich in 100 Tagen bereits begegnet.II. Birgid Weller geb. StolzWinnenden, den 2.9.12Erinnerungen an „die Teufel“„Es ging der Bauer agricola mit seiner Frau, der femina über die Brücke pons zu der Quellefons und schnitt mit seinem culter-Messer eine radix-Wurzel ab“. Dies ist eine der vielenEselsbrücken, mit denen uns „die Teufel“ beschenkt hat – beschenkt hat sie uns zudem mit


der Ermutigung, selbst Eselsbrücken zu bauen – und mit dem Wissen, wie man das anstellt.Vituperare –ermahnen: Isabella Pfeifer fiel dazu ein:“Witt Du parieren!“, was sie mitmahnendem Zeigefingerwackeln unterstrich.Und siehe da: 57 Jahre später, bei meinen Bemühungen um die spanische Sprache in Malaga,Winnenden und Peru hilft mit genau das: „vituperar“ bedeutet heute „beschimpfen“ undbereichert meinen Wortschatz um ein kaum von Nicht-hispanicohablant-Aufgewachsenenbenutztes Wort. Seit ich in der Rente begonnen habe, Spanisch zu lernen, denke ich wieder oftan „die Teufel“.Seither verstehe ich erst, was es bedeutet hat, dass sie uns nie eine Antwort schuldig gebliebenist auf Fragen nach Grammatik und Etymologie – beides interessiert meine Spanischlehrerheute keinen Deut, meine diesbezüglichen Fragen sind einfach nur lästig.Sie dagegen hat unsere Fragen mit Entzücken aufgenommen und allesamt beantwortet, miteinem Reichtum an Wissen, der mir sonst bei keinem Lehrer je wieder begegnet ist, auchnicht an der Uni während meines Medizinstudiums. Unterschiede zwischen Fremdwort,Lehnwort und indogermanisch-urverwandt brachte sie schon uns 10jährigen bei, mit ihrerBegeisterung für Sprachen und ihre Wandlung im Lauf der Geschichte steckte sie schon die10jährigen Mädchen an, es gab bei ihr keine einzige langweilige Sekunde.Sie kitzelte auch unseren Ehrgeiz und – das ist der einzige Punkt, an dem ich etwas kritischbin – unsere Eitelkeit: Etwas ganz Besonderes seien wir, denn wir würden als Mädchen derhumanistischen Bildung teilhaftig!Sie könne es sogar an der Schrift erkennen, ob ein Mensch humanistisch gebildet sei, bereitsan der Art, wie die Adresse auf den Briefumschlag geschrieben sei.Ich mochte ihr Temperament, auch wenn man manchmal ein bisschen Angst davorbekommen konnte. Humor hatte sie auch und konnte herzlich lachen, auch über Fehler.So bei der Klassenarbeit, in der wir die Prometheus-Geschichte aus dem Lateinischen zuübersetzen hatten. Dramatisch der Adler, den Zeus neben Prometheus platzierte, damit dieserzur Strafe für des Prometheus Anmaßung bis in alle Ewigkeit an dessen Leber herumknabbern möge: „Zeus aquilam adsedebat“. Eine von uns übersetzte: Zeus setze einWässerchen daneben – und „die Teufel“ erstickte fast vor Lachen.Oder in der 2. (heute sagt man 6.) Klasse die Frage: wer weiß, was „quidquid“ für eineWortart ist? Ihre Neuner, kurz vor dem Abi stehend, wussten es allesamt nicht und die Teufelwettete mit ihnen, dass ihre Zweierle wissen, dass es sich um ein Konzessivpronomenhandelt. Siehe da, sie wurde nicht enttäuscht, was sie, mit stolzgeschwellter Brust durch dieReihen gehend, feststellen durfte. Gesine Pöllot aber schrieb: “Internationales Verb“ Resultat:großes Teufelsgelächter, allerdings auf Seiten der Schülerin tiefe Beschämung.Bei Übersetzungen aus dem Lateinischen hat sie immer einen Bezug zur Gegenwarthergestellt, so bei der Stelle im „bellum gallicum“, in der von der Vergewaltigung von Frauendurch siegreiche Soldaten die Rede ist.Ebenso sei es im 2.Weltkrieg (der ja erst 13 Jahre zurücklag) gewesen- im Herdweg inStuttgart. Wer erinnert sich nicht an ihr dramatisches „Hic et nunc!“Das Austeilen von Klassenarbeiten – die immer am Tag danach fertig korrigiert waren – hatsie in großem Stil inszeniert. Jede Schülerin wurde aufgerufen- entweder ging‘s „hinten“- beider schlechtesten Note – oder vorne los: „Helga Haarmann- Eins!“Fleiß war wichtig, Interesse, Pfiffigkeit, Kreativität und Ehrlichkeit wurden aber ebenfallsgeschätzt. Mir fehlten einmal in der Klassenarbeit alle 5 Vokabeln eines Satzes. Ich schrieb:„Leider fehlen mir alle Vokabeln des Satzes. Sinngemäß müsste er aber heißen….“.Jederandere Lehrer hätte 5 Punkte abgezogen, bei „der Teufel“ gab‘s einen Extrapunkt dazu.Für ihre Klasse und ihre Schülerinnen ging sie durchs Feuer.Oft hat sie sich bei anderen Lehrern für uns eingesetzt und kam deshalb manchmal ganzabgekämpft nach der Pause aus dem Lehrerzimmer. Ihre Energie und ihre gute Laune gewannsie erst während der Stunde mit dem Schülerinnenkontakt wieder zurück.


Bei ihrer ersten Traumreise nach Griechenland belud sie sich mit mediterranen Früchten fürihre Schülerinnen. So sah und probierte ich erstmals mit 14 Granatapfelkerne und erfuhrmanches über die kulturelle Bedeutung dieser Frucht, während ich mit den anderen über dieFotos kicherte, auf denen „die Teufel“ von schwarzgelockten jungen Griechen umrahmtwurde.Oft hab ich zuhause von „der Teufel“ erzählt, auch meinem Bruder, der von Anfang anfasziniert war von diesen Geschichten. Vor Allem meine Berichte über ihre Garderobe hattenes ihm angetan. Schon nach der allerersten Stunde bei „der Teufel“ war er wild drauf zuerfahren, welche Fragen das Kreuzworträtsel enthielt, das auf der „Teufel“ gelberZeitungspapierbluse auf dem linken Busen prangte.Ich soll doch ganz nah rangehen und lesen, flehte er, doch diesen Gefallen hab ich ihm, beialler Geschwisterliebe, nie getan – selbst dann nicht, als „die Teufel“ 14 Tage später erschienmit einer weißen Zeitungspapierbluse mit Kreuzworträtsel auf dem rechten Busen.(Genau indiesen Busen bin ich mal in der Pause versehentlich hineingerannt, das Gefühl und denbegleitenden Schrecken werde ich nie vergessen).Modisch überrascht hat sie uns noch oft: Lila und goldene Stiefelchen, Mantel mir weitausladendem Pelzkragen, die Bluse, deren kühner Ausschnitt von dreidimensionalenWeinreben mit Trauben an Schultern und zwischen den Brüsten umrankt war. 1974 lernte ichdie Optikerin kennen, die die Teufel damit beauftragt hatte, goldene Engelchen ansBrillengestell zu montieren – das muss aber kurz nach unserem Abi gewesen sein.Ihr Anblick war nie langweilig, stets so überraschend und lebendig wie ihr Unterricht – dermir in den letzten 4 Wochen in Peru, also noch nach 57 Jahren, täglich genützt hat, beimeinen Bemühungen um Verständigung mit den Peruanern.Meine Freude an Sprachen und am Sprache-Lernen verdanke ich ihr, „der Teufel“, ganzallein. Das Leben hat mich geheilt von dem Dünkel, den sie uns als den einzigen humanistischgebildeten Mädchen eingepflanzt hat, es hat mir aber nicht die Freude an und die Neugier fürSprachen genommen, mit der sie mich beschenkt hat.III.Helga Schicht geb,HaarmannMeine Erinnerungen an unsere alte Lateinlehrerin Frau Dr. Teufel – Helga Schicht, geb.HaarmannZunächst muss ich anmerken,dass ich durch das Buch von Hilde Schramm über ihre alteLateinlehrerin Frau Dr.Lux darauf kam, etwas über unsere Lateinlehrerin zu Papier zubringen.Respekt, Liebe und Dankbarkeit empfinde ich heute dafür, dass Dr. Teufel uns durch denLateinunterricht den Zugang zur und auch die Verpflichtung zu gedanklicher undsprachlicher Systematik und Klarheit vermittelt hat. Aus allem sprach aber doch in ersterLinie ihre eigene grosse und überzeugende Liebe zu dieser geistigen Sphäre, in die sie unsschon als 10-jährige mit Ernst und Emphase eingeführt hat.In ihrer äusseren Erscheinung wich sie erstaunlich vom Äusseren der anderen Lehrerinnen ab,aber es waren für mich - damals wie heute - wirklich nur Äusserlichkeiten - sei es das makeup,sei es die Zeitungsbluse, sei es der Leopardenmantel, an den sich meine SchwesterAnnemarie noch erinnern konnte. In der Sache spielte das keine Rolle : überpünktlich gab sieuns die in wunderbarer Schrift korrigierten Arbeiten zurück und war erkennbar auf ihre „a“-Klasse stolz.


Während des Medizinstudiums war mir die erworbene Geläufigkeit im Latein sehr nützlich –man hatte die lateinische Grammatik einfach „intus“.Wenn ich heute nun doch einmal unsicher werde, hole ich mir Rückversicherung bei meinemNeffen Johannes, der Latein als Lehrfach hat. So ist der Faden nie ganz abgerissen.Die durch nichts zu schlagende Prägnanz des Latein brachte sie uns auch durch denBrückenschlag zum Geltungsbereichs des Latein bis in die beginnende Moderne bei.So hörteich aus ihrem Munde zum ersten mal den Wahlspruch Karls V.: „plus ultra“und denpreussischen Wappenspruch“ suum cuique „Unvergesslich auch, wie sie uns mit dem Ausspruch Cäsars „alea iacta est“ vertraut machte ;Bei meiner Selbstbefragung fiel mir auch wieder die eine Stelle aus den Annalen des Tacitusein, an die sie uns heranführte - als – ich glaube es war Tiberius - am Ende seines Lebens dieAnwesenden fragte: „habe ich meine Rolle gut gespielt“?-Ja – das waren, wie ich finde - grossartige Momente.Irgendwie ist das Latein gewissermassen auch ein geistiges Bindeglied in unserer Familiegeblieben: so, als mich meine Schwester Annemarie noch einmal an die wichtige undherrliche Sentenz erinnerte:„quidquid agis, prudenter agas et respice finem“.


Frau L. Reinhard


Frau Dr. Margarete Teufel


Der Verein der Ehemaligen und Förderer des Hölderlin-Gymnasiums wird von ca. 800Mitgliedern aus dem Kreis der Ehemaligen (Schülerinnen, Eltern und Lehrer), sowie aktuellerEltern und Lehrer unterstützt.Der Verein wurde 1955 von Oberstudiendirektorin Dr. Thilde Wendel gegründet, um dieTradition des ersten humanistischen Mädchengymnasiums in Württemberg lebendig zuhalten und mit neuem Selbstbewusstsein nach den schwierigen Kriegs/Nachkriegsjahren zupositionieren. Die erste Vereinsvorsitzende war Frau Sabine Hertneck, die bis heute alsEhrenvorsitzende aktiv ist.Die Schwerpunkte der Vereinstätigkeit beinhalten die Unterstützung der Schule inverschiedenen Bereichen und die Unterstützung der Anliegen der ehemaligen Schüler/innen.Es werden gefördert, die Bereiche Schulausstattung (Interactiv White-Boards, Mikroskope,Wasserspender, Musikinstrumente, Pflege d. Außenanlagen etc.) die Unterrichtsbegleitenden Aktivitäten (Museumsbesuche, Vorträge, Lesungen, Workshops,Fremdsprachenaufenthalte, Austauschprogramme etc.) und die individuelleSchülerförderung (soziale Härtefälle, Gewaltprävention, Schulpreise und Nachhilfe etc.).Im Bereich der Ehemaligen werden regelmäßige Treffen und Abitur/Schuljubiläen sowieBegegnungen mit Ehemaligen z. B. im Rahmen der Seminarkurse zu historischen Themenorganisiert, als auch die Adressen Verwaltung und besondere Spendenprojekte.Gerade aufgrund der eindrucksvollen Studien und Berufsbiographien der frühenHölderlinschülerinnen (Koedukation gibt es erst ab 1972) hat sich die Kooperation mit denEhemaligen als sehr interessant und lohnenswert entwickelt.Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt in der Arbeit des Vereins der Ehemaligen und Fördererist das Soziale Engagement der heutigen Schüler/innen, deren Arbeit mit Obdachlosen oderbei der Weihnachtsaktion für Kinder im Baltikum und der Ukraine unterstützt werden.Für die Zukunft sind über die notwendigen Fördermaßnahmen hinaus, eineDokumentationsreihe zur Schulgeschichte angedacht, sowie die Auslobung einesSozialpreises für besonders engagierte Schüler/innen.

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