13.07.2015 Aufrufe

AK Geschichte der Juden, Rundbrief 20 - Staatsarchive in ...

AK Geschichte der Juden, Rundbrief 20 - Staatsarchive in ...

AK Geschichte der Juden, Rundbrief 20 - Staatsarchive in ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

HISTORISCHE KOMMISSION FÜR NIEDERSACHSEN UND BREMENARBEITSKREIS GESCHICHTE DER JUDENSprecher: Dr. Werner Me<strong>in</strong>ers, Oldenburg;Stellvertretende Sprecher<strong>in</strong>: Dr. Marlis Buchholz, Hannover; Schriftführer: Prof. Dr. Herbert Reyer, Hildesheim;c/o Stadtarchiv Hildesheim, Am Ste<strong>in</strong>e 7, 31134 Hildesheim; Fax 05121/168124; e-Mail: reyer@Stadtarchiv-Hildesheim.de<strong>Rundbrief</strong> Nr. <strong>20</strong> (Januar <strong>20</strong>10)Tagung des Arbeitskreisesim Evangelischen LandeskirchenamtHannover am 16. 9. <strong>20</strong>09Der Präsident des Landeskirchenamtes begrüßtdie Mitglie<strong>der</strong> des Arbeitskreises. Inse<strong>in</strong>er Ansprache verweist er auf die vomLandeskirchenamt geför<strong>der</strong>te Veröffentlichungvon Frau Dr. Uta Schäfer-Richter, <strong>in</strong><strong>der</strong> es um die Verfolgung von Christen jüdischerHerkunft geht. Bislang habe manvorrangig die Frage <strong>der</strong> Verfolgung vonevangelischen Pastoren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit desDritten Reichs <strong>in</strong> den Blick genommen.Herr Me<strong>in</strong>ers dankt für die Gastfreundschaftund die Bereitstellung des Tagungssaales.Er teilt mit, dass im September<strong>20</strong>10 <strong>der</strong> Arbeitskreis erneut im Landeskirchenamtan gleicher Stelle tagen darf. AlsTerm<strong>in</strong> sei bereits <strong>der</strong> 15.09.<strong>20</strong>10 mit demPräsidenten des Landeskirchenamtes abgesprochen.Zur geplanten Vortragsfolge teilt er e<strong>in</strong>eÄn<strong>der</strong>ung mit. Der vorgesehene Vortragvon Mirko Przystawika, <strong>der</strong> über die Arbeit<strong>der</strong> Forschungsstelle BET TFILA <strong>in</strong>Braunschweig berichten wollte, fällt ausund wird auf <strong>der</strong> nächsten Tagung <strong>in</strong> Nienburgnachgeholt werden. An se<strong>in</strong>er Stellewird Herr Me<strong>in</strong>ers über das Jüdische NachrichtenblattBerl<strong>in</strong> berichten, das im Internetals Quelle zur <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> <strong>in</strong>Nordwestdeutschland für die Zeit von 1938bis 1943 zur Verfügung steht.Herr von Pezold korrigiert e<strong>in</strong>e Angabe<strong>in</strong> <strong>Rundbrief</strong> 19. Die Kasseler Zentralaktendes Königreichs Westphalen bef<strong>in</strong>densich <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Außerdem s<strong>in</strong>d die weiterenUnterlagen auf verschiedene Territorialarchive,darunter Marburg und Hannover,verteilt worden. Die zitierte Aussagevon Herrn Ltd. Archivdirektor Dr. vonBoetticher, dass <strong>der</strong> hannoversche Bestand<strong>der</strong>zeit nicht vorlagefähig sei, bezieht sichauf den Erhaltungszustand. Frau Obenausergänzt, dass bei <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> ArchivalienSon<strong>der</strong>genehmigungen möglichseien. In diesem Fall würden dann fälligeRestaurierungsmaßnahmen an den betreffendenAkten vorgezogen.Frau Buchholz <strong>in</strong>formiert über denseit <strong>20</strong>07 herrschenden „Mahnmalstreit“von Großburgwedel. E<strong>in</strong> auf dem evangelischenFriedhof errichtetes Mahnmahl fürdie Opfer <strong>der</strong> Jahre 1933 und 1945 sei <strong>in</strong>die Kritik geraten. Dies vor allem deshalb,weil sowohl <strong>der</strong> Täter als <strong>der</strong> Opfer desDritten Reichs an gleicher Stelle gedachtwerde.Herr Me<strong>in</strong>ers berichtet über die Planungzu e<strong>in</strong>em 3-tägigen Workshop zumThema „Gedenken“ <strong>in</strong> Celle. Als Veranstalterwird die Stiftung <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sächsischenGedenkstätten genannt. Nähere Informationenliegen dem Arbeitskreis bislangnicht vor.Herr Me<strong>in</strong>ers <strong>in</strong>formiert über das vomBundesarchiv erarbeitete Gedenkbuch, dasja auch im Internet greifbar ist. Dies sei<strong>in</strong>zwischen aktualisiert worden; es f<strong>in</strong>denkont<strong>in</strong>uierlich Korrekturen und Ergänzungenstatt. E<strong>in</strong>e so genannte Residentenlistealler <strong>in</strong> Deutschland lebenden <strong>Juden</strong> liege<strong>in</strong>zwischen im Bundesarchiv ebenfallsvor; darüber soll auf <strong>der</strong> nächsten Tagungim März kurz berichtet werden.Vom 23. bis 26. Mai werde <strong>in</strong> Bremene<strong>in</strong>e Tagung über den Antisemitismus<strong>in</strong> den Zeitungen stattf<strong>in</strong>den. NähereInformationen s<strong>in</strong>d bei Herrn Me<strong>in</strong>ers zuerfragen.1


Frau Buchholz berichtet sodann kurz überdie Aktivitäten des Vere<strong>in</strong>s Spurensuche.E<strong>in</strong>e Ausgabe <strong>der</strong> „Fundstücke“ soll nochEnde <strong>20</strong>09/Anfang <strong>20</strong>10 ersche<strong>in</strong>en. AlsSchwerpunktthema wurde Hannover bzw.die Gartenbauschule Ahlem gewählt. E<strong>in</strong>weiterer Schwerpunkt seien Schulprojekte,<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Netzwerk „Er<strong>in</strong>nerungund Zukunft“, dessen Ergebnisse bereits imInternet greifbar seien. Vorgestellt werdeferner e<strong>in</strong> Audioguide für die jüdische Abteilungim Braunschweigischen Landesmuseum,dessen Inhalt durch Schüler <strong>der</strong>Christopherusschule <strong>in</strong> Braunschweig erarbeitetworden sei.ThemenplanungEs soll weiter das Thema <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong><strong>Juden</strong> während <strong>der</strong> Zeit des KönigreichsWestphalen behandelt werden. Als nächsteszentrales Thema wurde vorgeschlagen,die Zerstörung <strong>der</strong> jüdischen Geme<strong>in</strong>denzwischen 1938 und den Deportationen näher<strong>in</strong> den Blick zu nehmen. Als Unterthemenwurden genannt:• Die Polenaktion,• die Novemberpogrome,• das Geme<strong>in</strong>deleben nach den Pogromen,• die Evakuierung z. B. aus Oldenburgund Ostfriesland,• das Untertauchen jüdischer Familien<strong>in</strong> Holland,• die Situation jüdischer alliierterKriegsgefangener <strong>in</strong> Deutschland,• <strong>der</strong> Arbeitse<strong>in</strong>satz von Wiener <strong>Juden</strong><strong>in</strong> Ostfriesland.Herr Marienfeld hält es für s<strong>in</strong>nvoll, dieVerdrängung <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> und ihre Auswan<strong>der</strong>ungnach Israel stärker zu thematisieren(„Jekkes-Problem“). Zu untersuchen wärennach Auffassung von Herrn Banse auch dieK<strong>in</strong><strong>der</strong>transporte nach England. Herr Reyerhält es für s<strong>in</strong>nvoll, auch die Aktivitätenjüdischer <strong>Juden</strong>gruppen genauer zu untersuchen.Stichworte seien Jugendalija und2<strong>der</strong> Bund Brith Haolim. Materialien zudiesem Themenbereich dürften sich vorallem im Archiv <strong>der</strong> Deutschen Jugendbewegungauf Burg Ludwigste<strong>in</strong> erhaltenhaben.Vortrag 1Henry Wahlig:Das Forschungsprojekt zum jüdischenSport <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsenDas seit Anfang <strong>20</strong>09 an <strong>der</strong> Leibniz UniversitätHannover geför<strong>der</strong>te Projekt „Die<strong>Geschichte</strong> des jüdischen Sports <strong>in</strong> NS-Deutschland – unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigungdes heutigen Nie<strong>der</strong>sachsens“hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en bisherigen Recherchen 29jüdische Sportgruppen im Land nachweisenkönnen. Dabei lagen die Zentren desSportlebens <strong>in</strong> Hannover, Bremen undBraunschweig, aber auch kle<strong>in</strong>e Orten wieTwistr<strong>in</strong>gen, Bentheim o<strong>der</strong> Aurich konntenüberaus aktive jüdische Sportgruppenaufbauen.Derzeit erstellen die Forscher anhand<strong>der</strong> bereits erhobenen Quellenfunde so genannteZwischenberichte für jede beteiligteStadt, die als Grundlage für das spätervorgesehene „Handbuch zum jüdischenSport <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen“ dienen sollen.Der grundsätzliche Aufbau <strong>der</strong> Beiträgelautet dabei wie folgt: 1.) <strong>Juden</strong> im bürgerlichenSportleben vor 1933; 2.) Ausschlussjüdischer Mitglie<strong>der</strong> aus den lokalenSportvere<strong>in</strong>en <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> NS-Machtübernahme; 3.) Aufbau und Entwicklungre<strong>in</strong> jüdischer Sportgruppen amOrt (1933-1938); 4.) Schicksal jüdischerSportler nach 1938.Für diese Beiträge s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>tensive Abstimmungenmit Lokalhistorikern und Archivaren<strong>in</strong> den jeweiligen Orten vonnöten,da diese über die jeweiligen lokalenUmstände besser <strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d und dieSchicksale beteiligter Sportler besser e<strong>in</strong>ordnenkönnen. Umgekehrt stellt meistschon die bloße Existenz jüdischer Sportvere<strong>in</strong>eam Ort für die Heimatforscher e<strong>in</strong>eNeuigkeit dar, die das Wissen über die


jüdische Lokalgeschichte immens erweitert.Aus diesem Grund heraus suchen diebeteiligten Wissenschaftler auf diesemWeg Kontakt zu Lokalhistorikern / Archivenaus allen Teilen Nie<strong>der</strong>sachsens, diesich für die Thematik <strong>in</strong>teressieren und /o<strong>der</strong> glauben, neue Aspekte zur Thematikbeisteuern zu können.Weitere Informationen zum Projektund Kontakt mit den beteiligten ForschernüberHenry WahligInstitut für SportwissenschaftenLeibniz Universität HannoverAm Moritzw<strong>in</strong>kel 630167 Hannoverhttp://henry.wahlig.phil.uni-hannover.dehenry.wahlig@sportwiss.uni-hannover.deTelefon: 0511 / 762 19443*Im Anschluss an die Vorstellung <strong>der</strong> im Institutfür Sportwissenschaft betriebenenForschungen stellt Herr von Pezold dieFrage, wo denn Schachclubs zugerechnetwerden. Nach Herrn Wahligs Aussage zählensie zu den Sportvere<strong>in</strong>en. In diesemZusammenhang erwähnt Herr von Pezolddie überproportionale Vertretung von <strong>Juden</strong><strong>in</strong> Schachclubs. Herr Vahlenkamp erwähnt<strong>in</strong> diesem Zusammenhang, dass <strong>der</strong>Vere<strong>in</strong>saufbau <strong>in</strong> Israel sich nach deutschemVorbild entwickelt habe. Herr Ritteraus Esens er<strong>in</strong>nert an den Sportler LudwigLevi, mit dem sich <strong>der</strong>zeit e<strong>in</strong>e EsenserSchülergruppe befasse.Vortrag 2Werner Me<strong>in</strong>ers:Das Jüdische NachrichtenblattBerl<strong>in</strong> im Internet als Quelle zur<strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> <strong>in</strong> Nordwestdeutschland1938-1943Unter dem Internetportal <strong>der</strong> DeutschenBibliothek „Jüdische Zeitschriften <strong>in</strong> NS-Deutschland“ (http://deposit.dnb.de/onl<strong>in</strong>e/jued/jued.htm)werden 26Zeitungen und Zeitschriften digital präsentiert.So etwa die Jüdischen Geme<strong>in</strong>deblätteraus Berl<strong>in</strong> (1911-1938), Kassel,Hessen und Waldeck (1937/38), die „JüdischeWohlfahrtspflege und Sozialpolitik“(1930-1938), aber auch „Der deutscheVortrupp“ (1933-1935) und „Der Staatszionist“(1934/35). Am bedeutendsten istallerd<strong>in</strong>gs die vollständige Präsentationdes vom November 1938 bis Juni 1943 erschienenen„Jüdischen NachrichtenblattesBerl<strong>in</strong>“ (im folgenden JNBlB; weitereAusgaben erschienen <strong>in</strong> Wien und Prag).Es war nach dem (ursprünglich nur vorläufigen)Verbot aller 64 jüdischen Zeitungenund Zeitschriften im DeutschenReich am 8. November 1938 (also nochvor dem Pogrom!) die e<strong>in</strong>zige spezifischeInformationsquelle für die jüdische Bevölkerung.Die wichtigste Veröffentlichung zumJNBlB ist das Buch von Re<strong>in</strong>er Burger,Von Goebbels Gnaden. „Jüdisches Nachrichtenblatt“(1938-1943), Münster u. a.<strong>20</strong>01. Es wurde für diesen Bericht zu Rategezogen und ergänzt die Ergebnisse e<strong>in</strong>ermehrmonatigen <strong>in</strong>tensiven Sichtung allerJahrgänge. Gerade neu erschienen ist e<strong>in</strong>eSammlung von Briefen des RedaktionsmitgliedsHermann Samter (1909 -1943),die e<strong>in</strong>en tiefen (und unzensierten!) E<strong>in</strong>blick<strong>in</strong> die Arbeitssituation <strong>der</strong> Nachrichtenblatt-Redaktionund zugleich <strong>in</strong> die Lebenssituation<strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er <strong>Juden</strong> bietet:Hermann Samter, „Worte können das jakaum verständlich machen“. Briefe 1939-1943, hg. v. Daniel Fraenkel im Auftrag<strong>der</strong> Gedenkstätte Yad Vaschem, Gött<strong>in</strong>gen:Wallste<strong>in</strong> <strong>20</strong>09 (€ 18,-).Ende November 1938 gab JosefGoebbels e<strong>in</strong>em Redakteur <strong>der</strong> bisherigen„Jüdischen Rundschau“ den Befehl, <strong>in</strong>nerhalbvon zwei Tagen e<strong>in</strong> neues jüdischesNachrichtenblatt herauszubr<strong>in</strong>gen,bestand doch nach dem Verbot <strong>der</strong> bishe-3


igen Zeitungen ke<strong>in</strong>e Möglichkeit mehr,die jüdische Bevölkerung gezielt über neueAnordnungen zu <strong>in</strong>formieren. Deshalbwurde das JNBlB „zur Verbreitung im jüdischenBevölkerungsteil <strong>in</strong>nerhalb desdeutschen Reichsgebiets genehmigt“. Esstand unter direkter Aufsicht des Reichssicherheitshauptamtes.Nachdem e<strong>in</strong>e ersteAusgabe noch aus Zensurgründen verbotenworden war, erschien die erste offizielleNummer am 23. November 1938. Ende1938 erschien das JNBlB im Verlag <strong>der</strong>bisherigen Jüdischen Rundschau, anschließendim Verlag des Jüdischen Kulturbundes(am 12.11.1938 reaktiviert) und nachdessen Auflösung am 11.09.1941 im Verlag<strong>der</strong> Reichsvere<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> <strong>in</strong>Deutschland (RVJD).Das JNBlB <strong>in</strong>formierte über neueRechtsverordnungen, war darüber h<strong>in</strong>ausaber vor allem e<strong>in</strong> Medium zur <strong>in</strong>tensivenPropagierung <strong>der</strong> jüdischen Auswan<strong>der</strong>ungbis zu <strong>der</strong>en Verbot am 14.11.1941. Nebendiesen von den Nationalsozialisten beabsichtigtenFunktionen bildete es e<strong>in</strong> wichtigesB<strong>in</strong>deglied zwischen den <strong>in</strong> Deutschlandverbliebenen <strong>Juden</strong>. Se<strong>in</strong>e Auflage betrugAnfang 1939 rund 70.000 Exemplare,davon die Hälfte für Berl<strong>in</strong>. Nach e<strong>in</strong>emstarken Rückgang Anfang 1939 stieg dieAuflagezahl durch Abonnentenwerbungwie<strong>der</strong> bis auf 62.000 Exemplare an. ImDezember 1939 waren es 37.000 und imMai 1940 noch 35.000 Stück.Alle verbotenen Zeitungen hatten ihreAbonnentenlisten an das JNBl abgebenmüssen, ohne dass dieses e<strong>in</strong>e Rechtsnachfolgeantrat. In <strong>der</strong> ersten Nummer hieß esdazu: „Die Bezieher <strong>der</strong> ,Jüdischen Rundschau’<strong>der</strong> ,C.V.-Zeitung’ und an<strong>der</strong>er jüdischerBlätter erhalten mit behördlicherGenehmigung ab sofort zur Informationüber die Vorgänge im jüdischen Leben das,Jüdische Nachrichtenblatt’ zugestellt.“ DieVerteilung erfolgte anfangs kostenlos überdie jüdischen Geme<strong>in</strong>den, ab 1. Februar 39musste das Blatt <strong>in</strong>dividuell abonniert werdenund wurde per Post vertrieben. In diesemZusammenhang wurden regionale Anzeigen-und Abonnement-Annahmestellene<strong>in</strong>gerichtet. Der Bezugspreis betrug imMärz 1939 monatlich 1 RM plus 12 PfBestellgeld, im August 1941 waren es 70Pf plus 6 Pf.Es s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Unterlagen über dieVerbreitung des JNBlB im Reich erhalten.Sie ist nur <strong>in</strong>direkt zu erschließen, beson<strong>der</strong>saus den abgedruckten Geme<strong>in</strong>deberichten,Nachrufen, Geburtstagsgratulationen,Familienanzeigen und weiteren Annoncen.Immer größer werden nach demBeg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Deportationen die „weißenFlecken“, also die Regionen, <strong>in</strong> denenentwe<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e <strong>Juden</strong> mehr lebten o<strong>der</strong> zudenen die Zeitung ke<strong>in</strong>en Kontakt mehrhatte. Das JNBlB war auch im Auslandsamt Paläst<strong>in</strong>a erhältlich; es wandte sichgezielt an bereits ausgewan<strong>der</strong>te <strong>Juden</strong>und for<strong>der</strong>te sie auf, Nachwan<strong>der</strong>ungenvon Eltern („K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben Pflichten!“)und an<strong>der</strong>en Verwandten zu unterstützen,u. a. durch „E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungs-Patenschaften“.Das JNBlB erschien zweimal wöchentlich,am Dienstag und am Freitag. Esumfasste anfänglich <strong>in</strong> beiden Ausgaben 8Seiten, ab Februar 1939 dienstags 8, freitags16 Seiten, nach Kriegsbeg<strong>in</strong>n zuerstjeweils 4 Seiten, seit Dezember 1939dienstags 4 und freitags kurze Zeit 6, dann8 Seiten (Doppelnummern auch 16 S.). AbJuni 1941 erschien wöchentlich nur noche<strong>in</strong>e Ausgabe mit 4, seit Dezember 1941mit 2 Seiten. Umfang und Inhalt markierenPhasen <strong>der</strong> zeitweiligen Konsolidierungund <strong>der</strong> dauerhaften Zerstörung <strong>der</strong>jüdischen Organisationsstrukturen. DieZeitung nahm ausschließlich Bezug aufEreignisse und Vorgänge, die <strong>Juden</strong> betrafen.So f<strong>in</strong>det <strong>der</strong> Luftkrieg, abgesehenvon H<strong>in</strong>weisen auf die Verdunkelungspflicht,nur e<strong>in</strong>mal Erwähnung, als das jüdischeAltersheim <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> betroffen war.Dabei musste vor allem <strong>der</strong> Eifer hervorgehobenwerden, den die Feuerlöschpolizeiauch <strong>in</strong> diesem Fall zeigte.Die vielen Beiträge zum Thema Auswan<strong>der</strong>ungweisen auf <strong>der</strong>en unbed<strong>in</strong>gte4


Dr<strong>in</strong>glichkeit h<strong>in</strong>, zeigen bis zum völligenVerbot alle noch verfügbaren o<strong>der</strong> auchnur sich vage abzeichnenden Möglichkeitenauf, geben Informationen zur praktischenDurchführung (u. a. Schiffsverb<strong>in</strong>dungen)und propagieren <strong>in</strong> diesem Zusammenhangimmer wie<strong>der</strong> die Notwendigkeit<strong>der</strong> Berufsumschichtung. DurchLandesexperten o<strong>der</strong> Neusiedler wird überdie Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den Emigrationslän<strong>der</strong>nund dortige Siedlungsprojekteberichtet, beson<strong>der</strong>s über Paläst<strong>in</strong>a und diejeweils gerade aktuellen „Hoffnungslän<strong>der</strong>“und „-orte“ wie etwa Shanghai. Ergänzen<strong>der</strong>sche<strong>in</strong>en regelmäßig Sprachkurse,erst <strong>in</strong> Englisch, dann Spanisch.Neue Rechtsvorschriften werden nichtnur wie<strong>der</strong>gegeben, son<strong>der</strong>n auch ausführlicherläutert. Neben Mitteilungen <strong>der</strong>Reichsvere<strong>in</strong>igung und Spendenaufrufen(bes. für die jüdische W<strong>in</strong>terhilfe) ersche<strong>in</strong>enAnnoncen des Jüdischen Kulturbundeszu se<strong>in</strong>em Veranstaltungsprogramm (bes.Filme) und Büchervertrieb. Auch über e<strong>in</strong>Feuilleton verfügt die Zeitung. Informiertwird vor allem über das jüdische Kulturleben<strong>in</strong> den großstädtischen Zentren, so (nurbis Herbst 1940?) <strong>in</strong> Hannover. Artikel zureligiösen Themen und anstehenden jüdischenFeiertagen werden häufig mit demThema Auswan<strong>der</strong>ung verknüpft. Die anfänglichhäufig e<strong>in</strong>geschalteten ganzformatigenBildseiten haben Kulturbundveranstaltungen,die Berufsumschichtung undPaläst<strong>in</strong>a-Siedlung sowie die jüdischenFeiertage zum Thema.Unter <strong>der</strong> Rubrik „Aus den Geme<strong>in</strong>den“folgen Berichte über Veranstaltungenund Gottesdienste, die ärztliche Betreuungund schulische Versorgung. Zudem ersche<strong>in</strong>enNachrufe auf bedeutende Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong>bzw. Berichte über <strong>der</strong>enAuswan<strong>der</strong>ung. In Meldungen aus Bremenund Hannover wird im März 1939 dieWohnungsnot <strong>der</strong> jüdischen E<strong>in</strong>wohnerbeklagt. Wie<strong>der</strong>holt geht es um die Arbeit<strong>der</strong> Gartenbauschule Ahlem (Umschulungetc.). Auch aus kle<strong>in</strong>en Geme<strong>in</strong>den wieSpr<strong>in</strong>ge, Stadtoldendorf, Lauenau, Haselünneersche<strong>in</strong>en noch 1941 Berichte.Unter <strong>der</strong> Rubrik „Aus den Familien“f<strong>in</strong>den sich kle<strong>in</strong>e Jubiläumsmeldungene<strong>in</strong>schließlich Barmizwot. Oft s<strong>in</strong>d es dieAltersheim-Leitungen, die die Meldungenweitergeben, so etwa wie<strong>der</strong>holt im Fallvon Emden. Seit April/Mai 1941 ersche<strong>in</strong>ensie nur noch als zu bezahlende Kle<strong>in</strong>anzeigen(„Familien-Festtage“). Seit Februar1939 war es möglich, im JNBlB familiäreEreignisse zu annoncieren, vor allemdie vielen Todesfälle im überaltertenjüdischen Bevölkerungsrest, aber ebensodie noch 1941 relativ häufig vorkommendenVerlobungen und Eheschließungen.Auch Anzeigen zu Heiraten von Emigriertenim Ausland und Abschiedsgrüße vongerade Auswan<strong>der</strong>nden ersche<strong>in</strong>en. Darüberh<strong>in</strong>aus gibt es Annoncen aller Artvom Wohnungsangebot bis zur Partnersucheund Ehevermittlung – deutliche H<strong>in</strong>weiseauf die prekäre Lebenssituation. Altersheimesuchen Personal (z.B. Emden),Konsulenten geben Term<strong>in</strong>e bekannt. Inserierendurften nur <strong>Juden</strong> mit <strong>der</strong> bezeichnendenAusnahme von Speditionenund Schifffahrtsl<strong>in</strong>ien.1942/43 ersche<strong>in</strong>en im JNBlB fast nurnoch Verordnungstexte bzw. Mitteilungen<strong>der</strong> RVJD und immer weniger Nachrufeund Annoncen (bis Dezember 1942), dafürvermehrt Erbauungstexte zum jüdischenGlauben und zur jüdischen Traditionen.Der Leserkreis reduzierte sich mehrund mehr auf Berl<strong>in</strong>.Zum Quellenwert (bes. für Nordwestdeutschland):Deutlich wird bei <strong>der</strong> Durchsicht <strong>der</strong> Beiträge,dass auch <strong>in</strong> diesem ausschließlichfür e<strong>in</strong>e jüdische Leserschaft konzipiertenBlatt wichtige E<strong>in</strong>schnitte im jüdischenLeben nicht publik gemacht werden durften:- Die Deportation <strong>der</strong> Stett<strong>in</strong>er <strong>Juden</strong> vomFebruar 1940 spiegelt sich nur <strong>in</strong>direkt <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Mitteilung <strong>der</strong> RVJD vom Juni 1940wi<strong>der</strong>: „Infolge des zahlenmäßigen Rück-5


ganges <strong>der</strong> Jüdischen Kultusvere<strong>in</strong>igungStett<strong>in</strong> ist die [Reichsvere<strong>in</strong>igungs-]Bezirksstelle Pommern von Stett<strong>in</strong> nach<strong>der</strong> jetzt größten jüdischen Geme<strong>in</strong>dePommerns, Stolp, verlegt worden…“- E<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf die angelaufene „Evakuierung“<strong>der</strong> <strong>Juden</strong> aus Ostfriesland und Oldenburgim Februar bis Mai (!) 1940 dürftedie Geme<strong>in</strong>denachricht vom März 1940aus Norden se<strong>in</strong>: „Wir machen alle Interessentendarauf aufmerksam, daß unsere Geburts-,Heirats- und Sterberegister sichvom 12. März 1940 bis 1. Mai 1940 beiHerrn Kantor Moritz Israel K l a b e r ,Zülpich/Rhld. bef<strong>in</strong>den. Wegen evtl. Ausstellungvon Urkunden wolle man sich anobigen wenden. Nach dem 1. Mai 1940 bef<strong>in</strong>densich die Register bei <strong>der</strong> Reichsvere<strong>in</strong>igung<strong>der</strong> <strong>Juden</strong>, Geme<strong>in</strong>deabteilung, <strong>in</strong>Berl<strong>in</strong>.“- Das Ausreiseverbot im Herbst 1941 wirdmit ke<strong>in</strong>em Wort erwähnt. Abrupt endetdie Befassung mit dem Thema Auswan<strong>der</strong>ung,nachdem noch kurz zuvor sogar aufe<strong>in</strong>zelne Schiffsabfahrten <strong>in</strong> Lissabon, Barcelonaund Bilbao h<strong>in</strong>gewiesen wordenwar.E<strong>in</strong>ige Beispiele zu Nachrichten aus denGeme<strong>in</strong>den:- Spr<strong>in</strong>ge/Deister März 1939: „Die e<strong>in</strong>stmalsgroße jüdische Geme<strong>in</strong>de [tats. nurmax. 54/1861] ist als aufgelöst anzusehen.In <strong>der</strong> Kreisstadt bleiben noch drei <strong>Juden</strong>.Die noch vorhanden gewesenen Akten <strong>der</strong>Geme<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d dem Geme<strong>in</strong>de-SekretariatHannover bzw. Herrn Landrabb<strong>in</strong>er [sic]Dr. Freund übersandt.“- Lauenau am Deister Mai 1940: „Die,Jüdische Kultusvere<strong>in</strong>igung Lauenau E.V.’ ist unter dieser Bezeichnung <strong>in</strong> dasVere<strong>in</strong>sregister e<strong>in</strong>getragen worden. ZumVorsteher wurde Herr Alfred Israel Hammerschlag,Lauenau, bestellt. Die <strong>Juden</strong> <strong>in</strong>den Ortschaften Pohle, Hülsede und Messenkampwerden von hier aus betreut. DieGeme<strong>in</strong>de besitzt e<strong>in</strong>en eigenen Friedhof.Auswärts wohnende <strong>Juden</strong>, <strong>der</strong>en Angehörigehier bestattet s<strong>in</strong>d, wollen sich zwecksErhaltung <strong>der</strong> Gräber mit dem Vorsteher<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung setzen.“- Wolfenbüttel Febr. 1941: Gottesdienstmit Rabb<strong>in</strong>er<strong>in</strong> Jonas (auch <strong>in</strong> Braunschweig,Gött<strong>in</strong>gen und an<strong>der</strong>en Orten).Im April 1939 blickt die Zeitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erihrer ganzseitigen Fotomontagen zurückauf die <strong>Geschichte</strong> des Zionismus, <strong>der</strong> jüdischenBerufsumschichtung und <strong>der</strong> jüdischerKolonisationsarbeit. Dabei ersche<strong>in</strong>tauch e<strong>in</strong> Foto aus Ahlem mit dem Untertext:„1893 schon erkannte Konsul M.Simon die Notwendigkeit gesun<strong>der</strong> Berufsstrukturfür die <strong>Juden</strong> und gründete die„Israelitische Gartenbauschule“ <strong>in</strong> Ahlembei Hannover.“Sehr wichtig s<strong>in</strong>d die Todesanzeigen:Dort f<strong>in</strong>den sich Angaben über den ursprünglichen(„früher wohnhaft <strong>in</strong> …“)und jetzigen Wohnort (oft jüdische Altersheime)sowie über die Wohnorte <strong>der</strong>Verwandtschaft. Diese dokumentieren dieVerstreuung <strong>der</strong> Familien über alle Kont<strong>in</strong>ente.In den geradezu w<strong>in</strong>zigen Meldungen<strong>der</strong> Rubrik „Aus den Familien“ f<strong>in</strong>denwir z. T. letzte Lebenszeichen. So zur <strong>Geschichte</strong><strong>der</strong> Familie Kugelmann aus me<strong>in</strong>emWohnort Wardenburg im November1940 zum 70. Geburtstag von Elisa „Sara“Kugelmann. Hamburg 13, Rothenbaumchaussee217 (= jüd. Altersheim).Zur Auswertung:Die Internetpräsentation schließt e<strong>in</strong>eSuchfunktion/Volltextrecherche für alleerfassten Blätter e<strong>in</strong>, und zwar für Orteund Sachbegriffe. Auch die Meldungenaus Lauenau und Spr<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d so zu f<strong>in</strong>den:Hildesheim 5 Treffer 1937-1942 <strong>in</strong>allen Zeitschriften; Hannover 35 Treffer1935-1941; Shanghai 118 Treffer 1937-1941. Details zu Personen o<strong>der</strong> Familiens<strong>in</strong>d über die Volltextrecherche nicht zuerschließen. Erstellt wurde diese hervorragendePräsentation von Renate Seib undweiteren Mitarbeiter(<strong>in</strong>ne)n <strong>der</strong> DeutschenNationalbibliothek.6


Vortrag 3Johann Dietrich von Pezold:<strong>Juden</strong> <strong>in</strong> [Hann.] Münden 1842 –1914. Integration und Verbürgerlichung<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt.Das „Gesetz über die Rechtsverhältnisse<strong>der</strong> <strong>Juden</strong>“ des Königreichs Hannover vom30. September 1842 schuf entscheidendeVoraussetzungen für die Emanzipation <strong>der</strong><strong>Juden</strong> von ihren vielfältigen rechtlichenBenachteiligungen. Der Erwerb des Bürgerrechtswar jetzt möglich. In e<strong>in</strong>em erstenfeierlichen Akt am 8. Mai 1843 leistetenacht <strong>Juden</strong> den Bürgereid. Bis 1914wurden <strong>in</strong>sgesamt 41 <strong>Juden</strong> MündenerBürger.Mit <strong>der</strong> Aufhebung <strong>der</strong> Kaufgilde und<strong>der</strong> Zünfte durch die E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Gewerbefreiheitfielen 1868 die korporationsrechtlichenSchranken für die Aufnahmee<strong>in</strong>es Gewerbes o<strong>der</strong> den Betrieb e<strong>in</strong>esHandelsgeschäfts. Lediglich für den Immobilienerwerbblieb das Bürgerrecht dieunabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzung.Die Zahl <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> <strong>in</strong> Münden stiegnach <strong>der</strong> Annexion des Königreichs Hannoverdurch Preußen ganz erheblich an, fielaber bis 1914 wie<strong>der</strong> auf 102 Personen abund damit noch leicht unter den Stand von108 im Jahre 1842. Die Zuzügler kamenganz überwiegend aus dem ländlichen Umland<strong>der</strong> Stadt, aber auch aus dem benachbartenHessen. E<strong>in</strong>ige Althändler undSchlachter unter ihnen erweiterten dasSpektrum <strong>der</strong> städtischen Erwerbstätigkeitnicht. An<strong>der</strong>e h<strong>in</strong>gegen brachten mit demPferde- und Viehhandel sowie mit erwerbsmäßigbetriebenen Effektengeschäftenbisher nicht vertretene Gewerbe <strong>in</strong> dieStadt. E<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>ger jüdisches Bankhauseröffnete als Zweigunternehmen am Endedes Jahrhun<strong>der</strong>ts die erste universelle Geschäftsbank.Mehrere jüdische Zuwan<strong>der</strong>er wieauch e<strong>in</strong>gesessene Mündener <strong>Juden</strong> gabenihre bisherige Erwerbstätigkeit als Althändler,Lotteriekollekteure o<strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>händlerauf und g<strong>in</strong>gen überwiegend sehrerfolgreich zum Manufakturwarenhandelüber. Jüdische Kaufleute beherrschten seitdem ausgehenden 19. Jahrhun<strong>der</strong>t dieTextilbranche am Ort. E<strong>in</strong>ige aufwändige,an großstädtischen Vorbil<strong>der</strong>n orientierteUmbauten ihrer Geschäfte wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong>lokalen Presse lebhaft begrüßt.Mit den augenfälligen geschäftlichenErfolgen <strong>der</strong> Mündener <strong>Juden</strong> g<strong>in</strong>g ihrallmähliches Vordr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> die bürgerlicheLebenswelt e<strong>in</strong>her. Die jüdischen Lehrerfanden für ihr außerschulisches pädagogischesEngagement öffentliche Anerkennungund trugen mit Vorträgen sowieGesangs- und Redebeiträgen <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>enzum kulturellen und politischen Leben <strong>der</strong>Stadt bei.In e<strong>in</strong>er Zeit, als bei Verfolgungenvon M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten im Ausland die Betroffenengewöhnlich ihrem Schicksal überlassenblieben o<strong>der</strong> nach Katastrophen imInland staatliche Hilfen noch nicht die Regelwaren, bildeten private Sammlungenvon Geld- und Sachspenden das gängigeMittel zur L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Not. Die Mündener<strong>Juden</strong> spendeten nicht nur für jüdischeBelange, son<strong>der</strong>n gleichermaßen fürchristliche. Umgekehrt wurden gelegentlichauch Beckensammlungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> PfarrkircheSt. Blasius für jüdische Zweckedurchgeführt.In den frühen 1890er Jahren erlebteMünden mit öffentlichen Großveranstaltungenunter Beteiligung führen<strong>der</strong> Antisemitene<strong>in</strong>e heftige antisemitische Agitation,die <strong>in</strong>dessen nach wenigen Jahrenwie<strong>der</strong> verebbte. Auch <strong>der</strong> 1892 gegründeteantisemitische „Deutsche Vere<strong>in</strong>“ mitanfänglich etwa 100 Mitglie<strong>der</strong>n, schliefbis zur Jahrhun<strong>der</strong>twende e<strong>in</strong>. Gleichwohllebte <strong>der</strong> sozial überwiegend beim Handelund beim gewerblichen Mittelstand zuverortende Antisemitismus verdeckt fort.Ihre nationale Ges<strong>in</strong>nung ließen Mündener<strong>Juden</strong> vor Wahlen mit ihrem öffentlichenE<strong>in</strong>treten für die Nationalliberale Partei7


erkennen. Die Synagogengeme<strong>in</strong>de würdigtenationale und an<strong>der</strong>e Gedenktage wie1906 die Silberhochzeit des Kaiserpaareso<strong>der</strong> 1913 das 25jährige RegierungsjubiläumWilhelms II. mit Festgottesdiensten.Am Festgottesdienst anlässlich <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>en Brandschwer geschädigten Synagoge unter Mitwirkunge<strong>in</strong>es christlichen Chorvere<strong>in</strong>snahmen 1878 auch die Spitzen <strong>der</strong> örtlichenBehörden und zahlreiche christlicheBürger teil. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artige öffentlicheWürdigung blieb <strong>in</strong>dessen beim 75jährigenJubiläum <strong>der</strong> Synagoge 1909 aus.Die durchweg wohlwollende Haltung<strong>der</strong> beiden örtlichen Zeitungen - <strong>der</strong> auchals Heimatzeitung im heutigen Verständniswirkenden nationalliberal ausgerichtetenMündenschen Nachrichten und des freis<strong>in</strong>nigenMündener Tageblatts - gegenüberden <strong>Juden</strong> blieb <strong>in</strong>dessen ungebrochen bestehen.Stadtbekannte jüdische Persönlichkeitenwurden nach ihrem Ableben mitausführlichen Nachrufen gewürdigt.Nach 1842 hatte sich die Mündener<strong>Juden</strong>schaft auf den Weg <strong>in</strong> die bürgerlicheGesellschaft <strong>der</strong> Stadt gemacht, <strong>in</strong> <strong>der</strong> vielevon ihnen und zumeist auch ihre Väterschon seit Jahrzehnten o<strong>der</strong> sogar seit Generationenansässig gewesen waren. Sielebten als Mitbürger <strong>in</strong> ihrer christlichenUmgebung, ohne aber ihre jüdische Identitätaufzugeben. Im Frühherbst teilten diegeschäftlich Erfolgreicheren gewöhnlichüber Zeitungsanzeigen <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heitmit, wann sie „hoher Feiertage halber“ ihreGeschäfte geschlossen hielten. Die Mündener<strong>Juden</strong> waren zwar An<strong>der</strong>e geblieben,aber Fremdl<strong>in</strong>ge waren sie längst nichtmehr.Vortrag 4Jürgen Bohmbach:Integration und Verbürgerlichungvon <strong>Juden</strong> am BeispielStades und des Elbe-Weser-RaumsDie nach <strong>der</strong> staatlich verordneten Neuordnungund Emanzipation um die Mittedes 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts gebildeten Synagogen-Geme<strong>in</strong>den<strong>der</strong> Landdrostei Stade waren<strong>in</strong> ihrer Mehrzahl auf Dauer nicht lebensfähig.1 Die meisten jüdischen Familienlebten vere<strong>in</strong>zelt und ohne den religiösenRückhalt e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>takten Geme<strong>in</strong>de.Daher <strong>in</strong>tegrierten sie sich entwe<strong>der</strong> weitgehend<strong>in</strong> das örtliche Umfeld o<strong>der</strong> verließenihren angestammten Wohnort.Diese These kann an e<strong>in</strong>zelnen, länger<strong>in</strong> den Synagogen-Geme<strong>in</strong>den Stade, Horneburg,Scharmbeck lebenden <strong>Juden</strong> undjüdischen Familien nachgeprüft werden;dazu wurden auch e<strong>in</strong>zelne, im StaatsarchivStade vorhandene Testamente herangezogen.Zwei Testamente des ausgehenden18. Jahrhun<strong>der</strong>ts werfen Schlaglichter aufdie Religiosität. Am 17. September 1793errichtet <strong>der</strong> Schutzjude Isaac Abraham <strong>in</strong>Freiburg e<strong>in</strong>e Schenkung unter Lebenden,die vom Amt bezeugt wird. 2 Der TochterRebecca se<strong>in</strong>es Sohnes Levi schenkt er100 Reichstaler <strong>in</strong> Gold sowie e<strong>in</strong>en grünund rot bemalten, mit Eisen beschlagenenKoffer mit Le<strong>in</strong>en- und Drellzeug für ihreAussteuer. Se<strong>in</strong>em Sohn Levi schenkt er<strong>20</strong>0 Mark, die er ihm als verz<strong>in</strong>slichesDarlehen gegeben hatte, dazu e<strong>in</strong>e alteSchatulle, e<strong>in</strong>en Schrank mit den auf Pergamentgeschriebenen fünf Büchern Mosis,die er auf ke<strong>in</strong>en Fall verkaufen darf,81 Vgl. dazu Jürgen Bohmbach, Zwischen Duldungund Paternalismus. Die Jüdischen Geme<strong>in</strong>den desLanddrosteibezirks Stade im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t. In:Herbert Obenaus (Hrsg.), Landjuden <strong>in</strong> Nordwestdeutschland.Hannover <strong>20</strong>05, S. 93-132.2 StA Stade, Rep. 72/172 Freiburg, Nr. 4463


zwei hebräische Bücher <strong>in</strong> Folio und zweihebräische Bücher <strong>in</strong> quarto, e<strong>in</strong> Bett, e<strong>in</strong>ehebräische Bibel, e<strong>in</strong>en auf dem Bodenstehenden Tannenschrank mit sämtlichenKlei<strong>der</strong>n außer den Pfän<strong>der</strong>n, die nach se<strong>in</strong>emTod verkauft werden sollen.Die Tochter Bele erhält das gesamteOstergeschirr. Die vorhandenen Geräte ausKupfer, Mess<strong>in</strong>g und Z<strong>in</strong>n sollen unter denbeiden Töchtern Röschen und Bele aufgeteiltwerden.Hertz Wulff errichtet auf <strong>der</strong> Gerichtsstube<strong>in</strong> Freiburg am 18. September 1771se<strong>in</strong> Testament. Se<strong>in</strong>e beiden K<strong>in</strong><strong>der</strong> JudaHertz und Röschen Hertz setzt er zu wirklichenErben e<strong>in</strong>. Der Sohn Juda solle se<strong>in</strong>enganzen Besitz zu wahrem Eigentumhalten, und zwar von jetzt – dem Zeitpunkt<strong>der</strong> Errichtung des Testaments – an. Dafürsolle er se<strong>in</strong>en Vater Hertz Wulff und dessenEhefrau Maria Wulff zeitlebens unterhaltenund beköstigen. Se<strong>in</strong>er SchwesterRöschen soll er bei ihrer Verheiratung 100Taler Kassenmünze zahlen. Sollte sie aberke<strong>in</strong>e Gelegenheit haben, zu heiraten, solleer Röschen bei sich behalten und ihr e<strong>in</strong>enordentlichen Lohn geben. Wenn sie kränklichwerden sollte, solle er sie frei unterhaltenund „zu Weges Ende br<strong>in</strong>gen.“Geme<strong>in</strong>debildung und AufklärungErst nach <strong>der</strong> Franzosenzeit entwickelnsich <strong>in</strong> größerem Umfang jüdische Ortsgeme<strong>in</strong>den,<strong>der</strong>en Hauptzweck <strong>in</strong> <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung<strong>der</strong> als notwendig betrachtetenLehrer und Schächter besteht. 3Diese Ortsgeme<strong>in</strong>den wurden von <strong>der</strong>staatlichen Obrigkeit nicht geför<strong>der</strong>t, alsSon<strong>der</strong>verwaltung wurden vielmehr 1827drei – seit 1830 zwei – Distrikte mit Distriktvorstehernals Ansprechpartnern desStaates gebildet. Ihre Aufgabe aus <strong>der</strong>Sicht des Staates ist, ihn von <strong>der</strong> direktenFürsorge für die nicht mehr zu umgehenden<strong>Juden</strong> weitgehend zu entlasten, ihr Zielist die Verbesserung <strong>der</strong> religiösen Bed<strong>in</strong>-gungen wie auch die Integration <strong>in</strong> diebürgerliche Gesellschaft. 4Typisches Beispiel hierfür ist <strong>der</strong> seit1832 amtierende Distriktvorsteher SalomonJoachim He<strong>in</strong>emann <strong>in</strong> Neuhaus/Oste.In se<strong>in</strong>er Petition an die Ständeversammlungim Juni 1832 stellt er fest,die <strong>Juden</strong> würden trotz aller Aufklärungund Zivilisation immer noch nur als Stiefk<strong>in</strong><strong>der</strong>behandelt und von den christlichenMitbürgern nur geduldet. Ihr Ziel aber sei,sich ihren christlichen Mitbürgern <strong>in</strong> ihrenbürgerlichen Verhältnissen immer mehranzuschließen. 5 Integration und Verbürgerlichungwie auch Mo<strong>der</strong>nisierung undEntrümpelung <strong>der</strong> tatsächlichen Religionsausübungs<strong>in</strong>d die Ziele, die SalomonHe<strong>in</strong>emann wie<strong>der</strong>holt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>gabenan die Landdrostei propagiert.Se<strong>in</strong> Partner als Distriktsvorsteherwar seit 1831 <strong>der</strong> wohlhabende KaufmannNathan Hirsch Cohn (auch Cohen geschrieben)<strong>in</strong> Stotel. Am 5. April 1846macht er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Wohnung se<strong>in</strong> Testament.6Von den <strong>in</strong>sgesamt acht K<strong>in</strong><strong>der</strong>n soll<strong>der</strong> älteste Sohn Harry soll das gesamteVermögen eigentümlich und zu freierDisposition erhalten, daraus aber e<strong>in</strong>eReihe von Verpflichtungen gegenüber se<strong>in</strong>enGeschwistern übernehmen. Die jüngstenvier K<strong>in</strong><strong>der</strong> sollen außerdem so langefreie Station haben, bis sie an<strong>der</strong>swo ihrUnterkommen gefunden haben o<strong>der</strong> großjährigs<strong>in</strong>d, sie s<strong>in</strong>d dafür zu entsprechendenHilfsleistungen im Haus und <strong>in</strong> <strong>der</strong>Wirtschaft verpflichtet. Mittelpunkt allerBestimmungen ist immer noch die grundsätzlichzusammenlebende Großfamilie.Schwierigkeiten <strong>der</strong> EmanzipationDie Hannoverschen Gesetze zur bürgerlichenGleichstellung <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> för<strong>der</strong>nzwar die rechtliche Gleichstellung, dieweiterh<strong>in</strong> geltende Zunftverfassung gibt3 Vgl. dazu Bohmbach, Landjuden (wie Anm. 1), S.93ff. und 96ff.94 A.a.O., S. 98ff.5 Nds. HStA Hannover, Hann. 108 H Nr. 2482.6 StA Stade, Rep. 72/172 Lehe, Nr. 2994.


aber den christlichen Gewerbetreibendenimmer noch die Möglichkeit, das „E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen“jüdischer Kaufleute und Handwerkerzum<strong>in</strong>dest zu erschweren. Dies kann anpersönlichen Schicksalen zweier jüdischerKaufleute und e<strong>in</strong>es jüdischen Zahnarztes,<strong>der</strong>en Nie<strong>der</strong>lassung <strong>in</strong> Stade verh<strong>in</strong><strong>der</strong>twerden soll, illustriert werden.Es gel<strong>in</strong>gt den <strong>Juden</strong> zwar – abgesehenvom Zahnarzt Selig Nathan Wolff – wennauch mühsam, sich zu behaupten und zum<strong>in</strong>destberuflich zu <strong>in</strong>tegrieren. Unklarbleibt allerd<strong>in</strong>gs, ob dem e<strong>in</strong> Wandel <strong>in</strong> <strong>der</strong>Gesellschaft o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Anpassung <strong>der</strong> hierlebenden <strong>Juden</strong> vorausgegangen ist.Integration und Selbstbehauptung?Die Berufsstruktur än<strong>der</strong>t nach <strong>der</strong> juristischenEmanzipation zum Teil e<strong>in</strong>schneidend.In <strong>der</strong> Synagogen-Geme<strong>in</strong>de Stadeüberwogen vorher die jüdischen Kaufleute,die „freien“, unzünftigen Handel betriebenund sich mit Lotteriegeschäften, Lumpenhandelund Getreidehandel über Wasserhielten.Typisch s<strong>in</strong>d die beiden Sta<strong>der</strong> KaufmannsfamilienHesse. 7 Ihr Vater David SalomonHesse war Schlachter und 1772 mit24 Jahren nach Himmelpforten gekommen.1812 zog er mit se<strong>in</strong>er Familie, se<strong>in</strong>er Frauund 7 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, nach Stade, wo er 1822starb. Zwei se<strong>in</strong>er Söhne können sich hierselbständig machen, Elias David alsSchlachter, dann Händler und Lotterie-Collecteur, Lefmann David als Getreidehändler.Elias David ist <strong>der</strong> erste Vorsteher<strong>der</strong> Jüdischen Geme<strong>in</strong>de, se<strong>in</strong> Bru<strong>der</strong> wirdse<strong>in</strong> Nachfolger. Beide Brü<strong>der</strong> werden sehralt und sterben erst 1874 bzw. 1877, ihreSöhne verlassen jedoch Stade und werden<strong>in</strong> Hamburg bzw. England erfolgreiche Geschäftsleute.Der jüngste Bru<strong>der</strong> JacobHesse erlernt das Lohgerberhandwerk, of-7 Dazu StadtA Stade, StV, F. 88-89, nr. 1, JürgenBohmbach, Sie lebten mit uns (s. Anm. 8), S.54ff. und Jürgen Bohmbach, E<strong>in</strong>e Begräbnisstätteauf ewige Zeiten. Der Jüdische Friedhof <strong>in</strong> Stade.Stade <strong>20</strong>02, S. 19ff.10fenbar beliebt bei <strong>Juden</strong>, kann sich abernicht dauerhaft <strong>in</strong> diesem Gewerbe nie<strong>der</strong>lassen,son<strong>der</strong>n arbeitet als Gehilfe bei se<strong>in</strong>emBru<strong>der</strong> Lefmann.Den Übergang markiert die FamilieJacobson. 8 Stammvater ist <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>händlerJacob Isaac, <strong>der</strong> 1771 o<strong>der</strong> 1772 imGhetto <strong>in</strong> Zeil am Ma<strong>in</strong> bei Bamberg geborenwird. In <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> französischenHerrschaft kommt er nach Be<strong>der</strong>kesa, woes damals bereits e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>demit drei Familien gibt. Von dort zieht er1812 nach Stade mit se<strong>in</strong>er Frau FannySalomon, e<strong>in</strong>em Dienstmädchen und zweikle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. E<strong>in</strong> drittes wird wenigeJahre später geboren. 1816 wird Jacob I-saac als Hausierer bezeichnet; er sei unternehmendund viel auf Reisen. 1825 gel<strong>in</strong>gtes ihm, e<strong>in</strong>e Konzession zum Handelmit alten Klei<strong>der</strong>n, rohen Häuten und „Sachen“zu erhalten.1828 nimmt er – nachdem er se<strong>in</strong>enNamen bereits vorher <strong>in</strong> Isaac Jacob geän<strong>der</strong>thatte – den Familiennamen Jacobsonan und nennt sich nun Isaac Jacobson, e-benso wie se<strong>in</strong> 1821 geborener Sohn, <strong>der</strong>später auch das Geschäft des Vaters übernimmt.1831 erhält er auch die Konzessionzum Lumpensammeln für die Papierfabrik<strong>in</strong> Altkloster. Zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong>, dieTochter M<strong>in</strong>chen und <strong>der</strong> Sohn Samuel,sterben bereits sehr jung, weitere K<strong>in</strong><strong>der</strong>wan<strong>der</strong>n, nach dem Bericht <strong>der</strong> Mutter1844, <strong>in</strong> die USA aus.Erst <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige <strong>in</strong> Stade gebliebeneSohn Isaac macht das Geschäft tatsächlicherfolgreich. 1848 heiratet er, 1849 wird erbereits als Nachfolger Lefmann DavidHesses Vorsteher <strong>der</strong> Synagogen-Geme<strong>in</strong>de. Er betreibt se<strong>in</strong> Unternehmenzunächst <strong>in</strong> zwei Häusern am Ende <strong>der</strong>Bungenstraße und erwirbt 1855 das repräsentativeHaus Bungenstraße 14 mit 14Zimmern, e<strong>in</strong>em großen Kontor und e<strong>in</strong>emgroßen Hof mit Ententeich. Se<strong>in</strong>eFamilie ist zahlreich, <strong>in</strong>sgesamt neun K<strong>in</strong>-8 Dazu StadtA Stade, StV, F. 88-89, nr. 4; JürgenBohmbach, Sie lebten mit uns (s. Anm. 8), S. 13ff..


<strong>der</strong> werden geboren, davon drei SöhneJohn, Alexan<strong>der</strong> und David.Nach <strong>der</strong> Preußischen Annexion istStade für Jacobson endgültig zu kle<strong>in</strong> geworden.Er verlegt den Sitz <strong>der</strong> Firma,nachdem auch se<strong>in</strong>e bei ihm lebende Mutterim November 1866 gestorben ist, zunächstnach Harburg, dann nach Hannover.Dort stirbt er 1886. Se<strong>in</strong> Grab bef<strong>in</strong>det sichauf dem Friedhof an <strong>der</strong> Strangriede.Die Familie Jacobson und ihr Sta<strong>der</strong>Unternehmen zerbrechen nach dem WegzugIsaacs. Die Firma wird zunächst vonGeschäftsführern weitergeführt, dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>eOffene Handelsgesellschaft umgewandelt.Ab 1882 führen die Söhne abwechselnddie Firma, sie s<strong>in</strong>d aber immer nurvorübergehend <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt. 1887 wird <strong>der</strong>Konkurs eröffnet, 1888 e<strong>in</strong>e NachfolgefirmaJohanne Jacobson errichtet. Damit trägtdie junge Schwiegertochter Isaaks, Johanne,mit dem Sohn David verheiratet, dieVerantwortung für das Unternehmen.Im folgenden Jahr, am 27. November 1889,setzt sie, 30jährig, ihr Testament auf. 9 ImFalle ihres Todes sollen ihre vier K<strong>in</strong><strong>der</strong>John, Ludwig, Isaac und Claire sowie dieeventuell zukünftig geborenen ihr Vermögenerhalten. Ihrem Ehemann David Jacobson<strong>in</strong> Stade entzieht sie mit diesem Testamentgleichzeitig den ihm gesetzlich zustehendenNießbrauch und die Verwaltungihres Nachlasses. Für ihre jüdischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>setzt sie nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en jüdischenund e<strong>in</strong>en christlichen Pfleger e<strong>in</strong>.Das Testament zeigt, dass die Ehe gescheitertist, Johanne ihrem Ehemann zum<strong>in</strong>deste<strong>in</strong>e ordentliche Verwaltung desNachlasses nicht zutraut. David Jacobsonverlässt sie bald nach 1890, und am 10. Juni1893, als David <strong>in</strong> Uelzen lebt, wird ihreEhe vor dem Landgericht Lüneburg geschieden.Am <strong>20</strong>. März 1894, ihrem Todestag,setzt Johanne Jacobson e<strong>in</strong> weiteres umfangreichesTestament auf. Das Geschäftund Haus sollen verpachtet o<strong>der</strong> verkauft9 StA Stade, Rep. 72/172 Stade, nr. 570911werden, falls es nicht <strong>der</strong> älteste Sohnweiterführen will. Geschäftsschulden sollennur soweit anerkannt werden, als sieihrem Buch enthalten s<strong>in</strong>d: „Ich habe zuverlässigBuch geführt und me<strong>in</strong>e Schuldenvollständig angegeben.“Falls die K<strong>in</strong><strong>der</strong> noch schulpflichtigs<strong>in</strong>d, sollen die drei Söhne <strong>in</strong> Seesen geme<strong>in</strong>schaftlichdie Schule – die bekannteJacobson-Schule – besuchen, die Tochterbei ihrer Schwester Rosa o<strong>der</strong> ihrerSchwester Frieda untergebracht werden.Alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> sollten aber m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>malim Jahr zusammen kommen, um sichnicht zu entfremden. Johanne äußert auchdezidierte Wünsche zur beruflichen Laufbahnihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Diese Wünsche <strong>der</strong>Mutter werden aber nach ihrem Tod allesamtnicht berücksichtigt.ResuméIntegration und Verbürgerlichung – es istunsicher, ob dies geeignete Kriterien zurErforschung jüdischer <strong>Geschichte</strong> zum<strong>in</strong>destim kle<strong>in</strong>städtisch-dörflichen Rahmendes Elbe-Weser-Raumes s<strong>in</strong>d.Im ländlichen Raum – <strong>in</strong> Kehd<strong>in</strong>geno<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Sta<strong>der</strong> Geest, aber auch <strong>in</strong>Scharmbeck bis weit <strong>in</strong> das <strong>20</strong>. Jahrhun<strong>der</strong>t– behaupten sich teilweise die jüdischenSchlachter zum<strong>in</strong>dest wirtschaftlich;ihre jüdische Identität können sie dort, wosie als e<strong>in</strong>zige jüdische Familie im Ort leben,wohl nur selten behalten. Vergleichbaresgilt für die jüdischen Viehhändler,die auf dem Lande, aber auch <strong>in</strong> <strong>der</strong>Kle<strong>in</strong>stadt Stade, um 1900 eher wie<strong>der</strong> zurückkehrten.Die wenigen jüdischen Familien warenüberall am örtlichen Vere<strong>in</strong>sleben beteiligt,<strong>in</strong> den Gesangsvere<strong>in</strong>en, <strong>der</strong> DRK-Sanitätsgruppe, <strong>in</strong> den christlichen Sta<strong>der</strong>Brü<strong>der</strong>schaften. Ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> besuchten fastausschließlich die christlichen Ortsschulen.Die wenigen jüdischen Schulen warenElementarschulen und Religionsschulen,wurden aber schnell auf den Religionsunterrichtbeschränkt. Synagogen gab es imSta<strong>der</strong> Bezirk nur im Bremer Raum, <strong>in</strong>


Verden und Osterholz-Scharmbeck. Wieoft <strong>in</strong> den übrigen Geme<strong>in</strong>den tatsächlichnoch Gottesdienst stattfand, ist e<strong>in</strong>e offeneFrage.Die Endogamie, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Heirat<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> jüdischen Religionsgeme<strong>in</strong>schaft,war offenbar noch weitgehendvorherrschend, auch wenn e<strong>in</strong>e Reihe vonMischehen und Konversionen von Frauenwie von Männern vor <strong>der</strong> Ehe mit christlichenPartnern nachzuweisen ist. Die Sta<strong>der</strong>Hausschnei<strong>der</strong><strong>in</strong> Johanna Schragenheimbeispielsweise ließ ihr 1887 geborenesnicht-eheliches K<strong>in</strong>d 1889 taufen, <strong>in</strong> <strong>der</strong>vergeblichen Hoffnung, dass <strong>der</strong> christlicheVater dann zu e<strong>in</strong>er Heirat bereit se<strong>in</strong> werde.Die vier Töchter des Schlachters He<strong>in</strong>emannGoldberg <strong>in</strong> Lehe, dessen Witwe1896 ihr Testament errichtete, waren offenbaralle mit christlichen Männern verheiratet,während ihre drei Brü<strong>der</strong> wie ihrVater weiter als Schlachter tätig waren. 10E<strong>in</strong>e Verbürgerlichung hat mit Sicherheitstattgefunden, auch wenn es noch <strong>in</strong> <strong>der</strong>zweiten Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts denjüdischen Trödler gab, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Hand <strong>in</strong>den Mund lebte. E<strong>in</strong> Beispiel ist ElyGoldsticker, <strong>der</strong> über 40 Jahre unverheiratet<strong>in</strong> Himmelpforten lebte, mit Fellen handelte,als Tagelöhner arbeitete, Lotteriegeschäftebetrieb und schließlich amtlich alsHausierer bezeichnet wurde.Die erhaltenen Testamente von <strong>Juden</strong>des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts zeigen, wie das Beispieldes Bankiers Ahron Leeser belegt,ke<strong>in</strong>e Abweichungen von denen ihrerchristlichen Nachbarn, sie s<strong>in</strong>d zunehmendkurz und knapp und geschäftsmäßig. DieTestatoren s<strong>in</strong>d Deutsche jüdischen Glaubens– o<strong>der</strong> Deutsche „jüdischen Blutes“,wie Ernst Harthern geb. Ludwig Jacobson1934 schreibt.Bei <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> Vorträge vonHerrn von Pezold und von Herrn Bohmbachweist Frau Obenaus auf die geradezus<strong>in</strong>gulär ersche<strong>in</strong>ende Art <strong>der</strong> Bürgereidleistung<strong>in</strong> Münden. Hier fand deswegenimmer e<strong>in</strong>e größere Veranstaltung statt,während <strong>in</strong> Stade <strong>der</strong> Bürgereid jeweilssehr <strong>in</strong>dividuell abgelegt worden sei. DieRegelungen und Verfahren zur Bürgereidleistungseien nach 1842 durchaus unterschiedlichgewesen. Herr Kieckbusch er<strong>in</strong>nertan abweichende Regelungen <strong>in</strong>Braunschweig-Wolfenbüttel, Herr Me<strong>in</strong>ersbestätigt entsprechende Unterschiedezwischen Oldenburg und dem hannoverschenVerfahren.Frau Obenaus thematisiert die Rolle<strong>der</strong> Presse <strong>in</strong> den beiden vorgestelltenStädten. E<strong>in</strong> Antisemitismus <strong>in</strong> Mündensei jedenfalls <strong>in</strong> <strong>der</strong> Presse nicht erkennbar.In Stade habe es zwei Zeitungen gegeben,wovon e<strong>in</strong>e als sehr konservative<strong>in</strong>zuschätzen sei. Aber ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> beidenZeitungen habe e<strong>in</strong>e ausdrücklich antisemitischeTendenz verfolgt. Es sei daran zuer<strong>in</strong>nern, dass antisemitische Agitationohneh<strong>in</strong> im Allgeme<strong>in</strong>en überörtlich organisiertgewesen sei. Lediglich die Gegenreaktionenwaren oft vor Ort organisiert.Man f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> den eigens deswegen gegründetenVere<strong>in</strong>en zur Abwehr des Antisemitismusvielfach Liberale, Sozialdemokraten,aber auch Pfarrer und Rabb<strong>in</strong>er.Herr Marienfeld er<strong>in</strong>nert abschließend anausgeprägte antisemitische Reaktionen anden Universitäten. Dort sei <strong>der</strong> jüdischeAnteil relativ hoch gewesen. Von hun<strong>der</strong>tMathematikprofessoren sei immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>Drittel <strong>Juden</strong> o<strong>der</strong> jüdischer Herkunft gewesen,was für Antisemiten e<strong>in</strong> willkommenerAusgangspunkt für antisemitischeAgitation gewesen sei.*10 StA Stade, Rep. 72/172 Lehe, Nr. 3614.12


Vortrag 5Frank Ehrhardt:Der jüdische Industrielle Max Jüdel(1845 bis 1910) als Stifter undMäzen <strong>in</strong> Braunschweig13Max Jüdel, Mitgrün<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er erfolgreichenEisenbahnsignal-Bauanstalt war e<strong>in</strong> großzügigerMäzen und Stifter <strong>in</strong> sozialen undkulturellen Angelegenheiten. Diese Freigiebigkeitgipfelte dar<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> unverheirateteund k<strong>in</strong><strong>der</strong>lose Jüdel se<strong>in</strong> auf 6 Mio.RM geschätztes Vermögen testamentarisch<strong>der</strong> Stadt Braunschweig vermachte.Frank Ehrhardt, Leiter <strong>der</strong> GedenkstätteKZ-Außenlager Braunschweig Schillstraße,beschrieb das Selbstverständnis desIndustriellen anhand e<strong>in</strong>er Darstellung se<strong>in</strong>ersozialen Zuwendungen und Stiftungen.Als Ausgangspunkt kann die betrieblicheSozialpolitik <strong>der</strong> Eisenbahnsignal-Bauanstalt gelten, <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Rahmen Jüdele<strong>in</strong>e über dem Standard se<strong>in</strong>er Zeit liegendeAusstattung mit Unterstützungskassenfür Arbeiter und Angestellte schuf. Se<strong>in</strong>Verständnis für die soziale Frage kam auch<strong>in</strong> <strong>der</strong> Beteiligung Jüdels bei <strong>der</strong> Gründung<strong>der</strong> Braunschweiger Baugenossenschaftund se<strong>in</strong>em Engagement im Rahmen des„Vere<strong>in</strong>s für das Wohl <strong>der</strong> arbeitendenKlassen“ zum Ausdruck. Jüdel för<strong>der</strong>te außerdemden Frauenhilfsvere<strong>in</strong> „Elisabeth“und das Schwesternheim des Roten Kreuzes.Letztlich wirkte Jüdel bei <strong>der</strong> Gründung<strong>der</strong> Volkslesehalle mit. An<strong>der</strong>erseitswar Jüdel zeitgleich <strong>der</strong> Sprecher des Vere<strong>in</strong>s<strong>der</strong> Braunschweigischen Metall<strong>in</strong>dustriellen,<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Reihe von harten Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungenmit <strong>der</strong> örtlichen Arbeiterbewegungführte, und e<strong>in</strong> För<strong>der</strong>er deswirtschaftsfriedlichenDeutsch-Vaterländischen Arbeitervere<strong>in</strong>s. Für dieSozialdemokratie war <strong>der</strong> nationalliberaleIndustrielle e<strong>in</strong> schwieriger Kontrahent –waren se<strong>in</strong>e humanen Umgangsformen undse<strong>in</strong>e Beliebtheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Firmenbelegschaftunbestritten. Den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeiterbewegungnach Tarifverträgen, betrieblicherMitbestimmung und sozialer Umverteilungstand Jüdel aber ablehnend gegenüber.Lässt sich Jüdel so als e<strong>in</strong> typischerVertreter e<strong>in</strong>es aufgeschlossenen städtischenWirtschaftsbürgertums am Ende des19. Jahrhun<strong>der</strong>ts charakterisieren, ist dieFrage nach <strong>der</strong> Bedeutung se<strong>in</strong>er jüdischenHerkunft für se<strong>in</strong> Mäzenatentumschwer zu beantworten. Jüdel for<strong>der</strong>te vonden von ihm unterstützten Wohlfahrtse<strong>in</strong>richtungene<strong>in</strong>e religiöse Neutralität gegenüberihren Klienten. Er selbst erklärtedie Religion e<strong>in</strong>es Menschen zur nachrangigen„Zufälligkeit“ und ließ nur wenigeAnzeichen e<strong>in</strong>er eigenen religiösen B<strong>in</strong>dungerkennen. Trotz dieser Distanz zuse<strong>in</strong>er Herkunftsreligion wurde Max Jüdelvon <strong>der</strong> Umwelt als Jude wahrgenommen.So wurde z.B. se<strong>in</strong>e Ernennung zumKommerzienrat 1892 als herzogliche Reaktionauf antisemitische Ersche<strong>in</strong>ungengewertet. Zwei Konflikte s<strong>in</strong>d überliefert:1896 wurde Jüdel im ersten Wahlgangnicht erneut <strong>in</strong> den Vorstand <strong>der</strong> Handelskammergewählt, obwohl er zuvor <strong>der</strong>enVorsitzen<strong>der</strong> gewesen war. Die Zeitgenossensahen „Vorurteile“ als Ursache. Sehrgetroffen war Jüdel auch dadurch, dass <strong>in</strong><strong>der</strong> zuvor unvore<strong>in</strong>genommenen BraunschweigerFreimaurer-Loge am Ende des19. Jahrhun<strong>der</strong>ts Vorbehalte gegen dieAufnahme von <strong>Juden</strong> geäußert wurden. Erließ se<strong>in</strong>e Mitarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung,<strong>der</strong>en prägende Bedeutung für se<strong>in</strong>e Überzeugungener betonte, daraufh<strong>in</strong> ruhen.Auswahlbibliographie zur<strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> <strong>in</strong>Nie<strong>der</strong>sachsen und Bremen(Stand Januar <strong>20</strong>10)Die Auswahlbibliographie berücksichtigt<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Titel, die von <strong>der</strong> „GottfriedWilhelm Leibniz Bibliothek – Nie<strong>der</strong>sächsischeLandesbibliothek“ <strong>in</strong> ihre„Nie<strong>der</strong>sächsische Bibliographie onl<strong>in</strong>e“


(http://www.gwlb.de/nis/nie<strong>der</strong>saechsische_bibliographie/) aufgenommen wordens<strong>in</strong>d. Die Liste wird ergänzt durch Publikationen,die dem Arbeitskreis „<strong>Geschichte</strong><strong>der</strong> <strong>Juden</strong>“ direkt mitgeteilt werden.In regionalen und lokalen ZeitschriftenNie<strong>der</strong>sachsens ließe sich vermutlich noche<strong>in</strong>iges mehr f<strong>in</strong>den. Autor<strong>in</strong>nen und Autorenvon Aufsätzen <strong>in</strong> Zeitschriften, Jahrbücherno<strong>der</strong> Sammelbänden werden gebeten,die Titel ihrer Arbeiten zu melden.Marlis BuchholzBonifatiusplatz 330161 HannoverMarlisBuchholz@gmx.deAlexan<strong>der</strong> Hess 1872–1942 . E<strong>in</strong>e Spurensuche.Im Rahmen des Geschichtswettbewerbsdes Bundespräsidenten „Helden –verehrt – verkannt – vergessen vorgelegtvon e<strong>in</strong>er Schülergruppe <strong>der</strong> Klasse 7b <strong>der</strong>Realschule Barßel – Europaschule<strong>20</strong>08/<strong>20</strong>09. [Barßel], [<strong>20</strong>09].Bähner, Monika / Frenzel, Andreas: JüdischeSpuren <strong>in</strong> Thed<strong>in</strong>ghausen. Die <strong>Geschichte</strong>e<strong>in</strong>er fast vergessenen Geme<strong>in</strong>de;Teil 2. In: Heimatkalen<strong>der</strong> für den LandkreisVerden. Jg. 53 (<strong>20</strong>10), S. 121–147.Barkhausen, Karl-Ludwig: Der SoltauerSchutzjude Kusel. In: Jahrbuch. LandkreisSoltau-Fall<strong>in</strong>gbostel. Fall<strong>in</strong>gbostel <strong>20</strong>10, S.122–130.Be<strong>in</strong>, Re<strong>in</strong>hard: Sie lebten <strong>in</strong> Braunschweig.Biografische Notizen zu den <strong>in</strong>Braunschweig bestatteten <strong>Juden</strong> (1798 bis1983). Braunschweig <strong>20</strong>09 (Mitteilungenaus dem Stadtarchiv Braunschweig 1) –e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>er DVD mit Bilddokumenten.Beplate, Ernst: E<strong>in</strong> früher Fall von Antisemitismus<strong>in</strong> Dorum. Nachrichten überdas Leben des Arztes Hermann Nean<strong>der</strong>,geboren als Herz Susmann <strong>in</strong> Freiburg/Elbe.In: Zwischen Elbe und Weser:Heimat und Kultur. Zeitschrift des Landschaftsverbandes<strong>der</strong> ehem. HerzogtümerBremen und Verden. Jg. 28 (<strong>20</strong>09), Nr. 4,S. 15–17.Beplate, Ernst: Nie<strong>der</strong>lassungsversuchedes David Cohn aus W<strong>in</strong>schoten (Holland)<strong>in</strong> Lamstedt und Be<strong>der</strong>kesa. In:Jahrbuch. Männer vom Morgenstern:Heimatbund an Elb- und Wesermündung.Bremerhaven. 87 (<strong>20</strong>08 [<strong>20</strong>09]), S. 311–319.Bergen-Belsen. Kriegsgefangenenlager1940–1945. Konzentrationslager 1943–1945. Displaced Persons Camp 1945–1950. Katalog zur Dauerausstellung. Hrsg.Stiftung nie<strong>der</strong>sächsische Gedenkstätten.Gött<strong>in</strong>gen <strong>20</strong>09.B<strong>in</strong>ner, Jens (Hrsg.): Die jüdische Geme<strong>in</strong>de<strong>in</strong> Pe<strong>in</strong>e vom Mittelalter bis 1942.Kreisheimatbund Pe<strong>in</strong>e e.V. SchriftenreiheBd. VI. Pe<strong>in</strong>e <strong>20</strong>09.Dettmer, Frauke: Der Überfall auf dieCuxhavener Synagoge von 1933 und dieVerurteilung <strong>der</strong> Täter. In: Jahrbuch Männervom Morgenstern: Heimatbund anElb- und Wesermündung. Bremerhaven87 (<strong>20</strong>08 [<strong>20</strong>09]), S. 3<strong>20</strong>–327.F<strong>in</strong>ke, Jutta: Die jüdische Geme<strong>in</strong>de zuMoritzberg im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t. In: HildesheimerJahrbuch für Stadt und StiftHildesheim. Bd. 81 (<strong>20</strong>09), S. 51–73.Frassl, Joachim: Die Jacobson-Schule <strong>in</strong>Seesen mit Tempel und Alumnat. JüdischeArchitektur als Ausdruck von Emanzipationund Assimilierung im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t.Hildesheim [u.a.] <strong>20</strong>09 (Studien zurKunstgeschichte Bd. 176) – Zugl.: Hochschulefür Bildende Künste Braunschweig,Diss., <strong>20</strong>08.14


Friesen, Gerhard: Der heimatlose SchulmMoses. In: Christoph Su<strong>in</strong> de Boutemard(Hrsg.), „Von Deutschen überhaupt“: Mentalitätswandelzwischen aufklärerischemKosmopolitismus und Nationalismus. St.Ingbert <strong>20</strong>09, S. 89–114 (Oppermann-Studien ; Bd. 2) – Anmerkung: Von HenrichAugust Oppermann verfasste Meldungenaus <strong>der</strong> „Bremer Zeitung“ und <strong>der</strong>„Kölnischen Zeitung“ 1844–1848 über denheimatlosen Schulm Moses, <strong>der</strong> mit se<strong>in</strong>erFamilie schließlich nach Amerika auswan<strong>der</strong>te.Gedenktafel am alten E<strong>in</strong>becker Rathause<strong>in</strong>geweiht. In: Dokumente. <strong>Rundbrief</strong> <strong>der</strong>Lagergeme<strong>in</strong>schaft und Gedenkstätte KZMor<strong>in</strong>gen. Mor<strong>in</strong>gen <strong>20</strong>09, Nr. 26, S. 48–49.<strong>Geschichte</strong> bewusst machen. Gedenkstättenund Er<strong>in</strong>nerungskultur <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen.Hrsg. Stiftung nie<strong>der</strong>sächsische Gedenkstätten<strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Interessengeme<strong>in</strong>schaftnie<strong>der</strong>sächsischer Gedenkstättenund Initiativen zur Er<strong>in</strong>nerungan die NS-Verbrechen. Celle <strong>20</strong>09.Grieger, Manfred: Verfolgung des langjährigenNachbarn. Der Mord an FaybuschItzkewitsch im Juli 1941. In: Tribüne: Zeitschriftzum Verständnis des <strong>Juden</strong>tums.Frankfurt am Ma<strong>in</strong> Jg. 48 (<strong>20</strong>09) H. 192, S.131–138. – Anmerkung: Geb. 1891 imdamals russischen Lipsko, lebte Itzkewitschseit 1918 <strong>in</strong> Ehmen, 1937 verhaftetwegen „Rassenschande“, 1938 vom LandgerichtHildesheim verurteilt; Haft im GerichtsgefängnisHildesheim; 1938 verschleppt<strong>in</strong>s KZ Buchenwald; 1941 <strong>in</strong> <strong>der</strong>„Heil- und Pflegeanstalt Sonnenste<strong>in</strong>“ <strong>in</strong>Pirna ermordet.Harer, Hans: Northeimer Stolperste<strong>in</strong>projekt„dynamisch“. In: Northeimer Jahrbuch74 (<strong>20</strong>09), S. 151-153.He<strong>in</strong>emann, Stephan: „Es ist aber ganz an<strong>der</strong>sleben hier bei euch“. Auswan<strong>der</strong>ungaus dem Gebiet <strong>der</strong> Hohen Heide zwischen1848 und 1918. Hrsg. LandkreisSoltau-Fall<strong>in</strong>gbostel, Walsrode <strong>20</strong>08 –Dar<strong>in</strong> S 138–142: Beitrag über die Auswan<strong>der</strong>ungvon Carl Seckel aus Walsrode1856 und se<strong>in</strong>em Neffen Hermann Seckelaus Hamburg 1864 nach Chile, S. 142–143: Kurzbiografie zu Miene Schönbergaus Dornum.He<strong>in</strong>emann, Stephan: Beiträge zu AnnaMarie Simon, Dr. jur. Ellen Simon, LolaToepke und Lena Brückmann. In: Bake,Rita (Hrsg. und Mitautor<strong>in</strong>), Der Garten<strong>der</strong> Frauen. E<strong>in</strong> Ort <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerung mithistorischen Grabste<strong>in</strong>en von Gräbern bedeuten<strong>der</strong>Frauen und e<strong>in</strong>e letzte Ruhestättefür Frauen, hrsg. vom Vere<strong>in</strong> Garten <strong>der</strong>Frauen e.V., Hamburg <strong>20</strong>09, S. 107–110,171–172, 266–270, 275 – Anmerkung: Eshandelt sich um zum Christentum konvertierteNachfahren <strong>der</strong> Familie Seckel ausWalsrode.Herbst, Detlev: Umzug <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Leben:die Jüdische Geme<strong>in</strong>de Gött<strong>in</strong>gen hatwie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Synagoge. In: Dokumente.<strong>Rundbrief</strong> <strong>der</strong> Lagergeme<strong>in</strong>schaft und GedenkstätteKZ Mor<strong>in</strong>gen. <strong>20</strong>09, Nr. 26, S.44–45.Horndasch, Matthias: E<strong>in</strong> Amerikaner zurück<strong>in</strong> Deutschland. Die <strong>Geschichte</strong> desZeitzeugen Fritz G. Cohen aus Ronnenberg.Aachen <strong>20</strong>09. –Vgl. www.weiterleben-im-gespraech.deund www.holocaust-survivors.euJoseph, Mart<strong>in</strong>: Anne Frank und Peter vanPels. In: Heimat-Jahrbuch OsnabrückerLand. Herausgeber: Heimatbund OsnabrückerLand e.V.; Kreisheimatbund Bersenbrücke. V. Osnabrück <strong>20</strong>10, S. 272–277 –Anmerkung: Die jüdische Familie vanPels lebte 1905 bis 1937 <strong>in</strong> Osnabrückund zog dann nach Amsterdam; Peter vanPels (geb. 1926) war dort mit Anne Frankbefreundet; er starb 1945 im KZ Mauthausen.15


Der jüdische Friedhof <strong>in</strong> L<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong>e Dokumentation.Beitrag zur <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong><strong>Juden</strong> aus dem Raum L<strong>in</strong>gen. In Verb<strong>in</strong>dungmit dem Heimatvere<strong>in</strong> L<strong>in</strong>gen hrsg.vom Forum <strong>Juden</strong>–Christen Altkreis L<strong>in</strong>gene.V. Gertrud Anne Scherger. L<strong>in</strong>gen<strong>20</strong>09.Kumlehn, Jürgen: Jüdische Familien <strong>in</strong>Wolfenbüttel. Spuren und Schicksale. E<strong>in</strong>dokumentarisches Lesebuch. Braunschweig<strong>20</strong>09.Me<strong>in</strong>ers, Werner: Jüdische Geme<strong>in</strong>dearchivaliennach dem Novemberpogrom1938. Das Staatsarchiv Oldenburg, die Akten<strong>der</strong> Jüdischen Landesgeme<strong>in</strong>de Oldenburgund die NS-<strong>Juden</strong>verfolgung. In: OldenburgerJahrbuch Band 109 (<strong>20</strong>09), S.85–135.Me<strong>in</strong>ers, Werner: Die personengeschichtlichenQuellen zur <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> imOldenburger Land aus <strong>der</strong> Zeit vor <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung<strong>der</strong> Standesämter. In: OldenburgerFamilienkunde, 51 (<strong>20</strong>09), S. 143–182.Obenaus, Sibylle: Der Pogrom von Celle,se<strong>in</strong>e justizielle Aufarbeitung und das Endevon Legenden, <strong>in</strong>: Celler Chronik 16. Beiträgezur <strong>Geschichte</strong> und Geographie <strong>der</strong>Stadt und des Landkreises Celle, Celle<strong>20</strong>09, S. 105–141.Pohlmann, Hans / Pohlamm, Klaus /Scheffler, Jürgen: Lokale Er<strong>in</strong>nerung imSchatten <strong>der</strong> Vergangenheit. Die Gedenkfeierfür die lippischen <strong>Juden</strong> <strong>in</strong> Lemgo1948. Bielefeld <strong>20</strong>09 (Schriften des StädtischenMuseums Lemgo 8).Prauss, Christ<strong>in</strong>a: Jüdische Töchter- undGoetheschüler<strong>in</strong>nen aus Hildesheim. Verfolgt,ermordet und vertrieben. In: HildesheimerJahrbuch für Stadt und Stift Hildesheim.Bd. 81 (<strong>20</strong>09), S. 135–156.Reyer, Herbert: Die ausgebrannte Synagoge<strong>in</strong> Hildesheim. Drei bislang unbekannteFotoaufnahmen vom November 1938. In:Hildesheimer Kalen<strong>der</strong>. Jahrbuch für <strong>Geschichte</strong>und Kultur <strong>20</strong>10. Hildesheim<strong>20</strong>09, S. 67–70.Rokahr, Gerd: Für mil<strong>der</strong>e Gesetze <strong>in</strong> Absicht<strong>der</strong> <strong>Juden</strong>. Zwei Rhapsodien desTheologen Ludwig Roentgen aus Esenszur <strong>Juden</strong>emazipation. In: Friesische Heimat,12. Beilage zum Anzeiger für Harl<strong>in</strong>gerland,Wittmund, 18.7.<strong>20</strong>09.Rokahr, Gerd: Hohe Anerkennung undschonungslose Kritik. Richard Wagnerund die jüdische Sängern Sara Oppenheimeraus Esens. In: Harl<strong>in</strong>ger Heimatkalen<strong>der</strong>auf das Jahr <strong>20</strong>10, Wittmund u. E-sens (<strong>20</strong>09), S. 51–57.Schmid Hans-Dieter: Die Aktion „ArbeitsscheuReich“ 1938. In: Ausgegrenzt.„Asoziale“ und „Krim<strong>in</strong>elle“ im nationalsozialistischenLagersystem. Beiträge zur<strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> nationalsozialistischenVerfolgung <strong>in</strong> Norddeutschland Heft 11.Bremen <strong>20</strong>09, S. 31–42. – Dar<strong>in</strong>: „JüdischeHäftl<strong>in</strong>ge“ (S. 36–39)Schwedhelm, Hans Georg: Die <strong>Geschichte</strong>des Jüdisches Friedhofs <strong>in</strong> Du<strong>der</strong>stadt.Teil 1–3. In: Südnie<strong>der</strong>sachsen. Zeitschriftfür Regionale Forschung und Heimatpflege.Mitteilungsblatt <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaftSüdnie<strong>der</strong>sächsischer Heimatfreundee.V. Du<strong>der</strong>stadt. Jg. 37 (<strong>20</strong>09), S. 2–7,S. 42–46, S. 69–76.Stadtarchiv Celle (Hrsg.): Quellenverzeichniszur <strong>Geschichte</strong> des Nationalsozialismus<strong>in</strong> Celle. Celle <strong>20</strong>09.16


Programm <strong>der</strong>Tagung des Arbeitskreises„<strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Juden</strong>“am Mittwoch, 17. März <strong>20</strong>10,<strong>in</strong> Nienburg(Auf E<strong>in</strong>ladung von Thomas Gatter,Stadt- und Kreisarchiv Nienburg.)16.00 – 16.<strong>20</strong> Uhr:Jürgen Bohmbach (Stade): Das neue PersonenstandsrechtTagungsstätte:Die Tagungsstätte ist <strong>der</strong> historischeRatssaal <strong>der</strong> Stadt Nienburg, Rathaus,Marktplatz 1, 31582 Nienburg.10.30 – 10.45 Uhr: Begrüßung10.45 – 11.15 Uhr:Arbeitskreis-Themenplanung, Projekte undInformationen (u. a. Vere<strong>in</strong> Spurensuche)11.15 – 11.40 Uhr:Mirko Przystawik bzw. Katr<strong>in</strong> Keßler (BetTfila – TU Braunschweig) : Aus den Arbeiten<strong>der</strong> Forschungsstelle Bet Tfila12.00 – 12.30 Uhr:Arnd Reitemeier (Univers. Gött<strong>in</strong>gen):Vorstellung des Projekts „Digitaler Atlaszur <strong>Geschichte</strong> Nie<strong>der</strong>sachsens“12.50 – 13.45 Uhr: MittagspauseSchwerpunktthema: Die Zerstörung <strong>der</strong>jüdischen Geme<strong>in</strong>den Nordwestdeutschlandsvon 1938 bis zu den Deportationen13.45 – 14.10 Uhr:Thomas Gatter (Nienburg): Zur Situation<strong>der</strong> <strong>Juden</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region Nienburg seit193814.25 – 14.50 Uhr:Bernhard Gel<strong>der</strong>blom (Hameln): JüdischeHäftl<strong>in</strong>ge im Zuchthaus Hameln (1933-1943). Delikte, Haftbed<strong>in</strong>gungen und weiteresSchicksal15.05 – 15.<strong>20</strong> Uhr: Kaffeepause15.<strong>20</strong> – 15.45 Uhr:Ralph B. Hirsch (Celle): Shanghai alsFluchtort17Shanghai als FluchtortZur Vorbereitung des Vortrags von unserem<strong>AK</strong>-Mitglied Ralph B. Hirsch auf <strong>der</strong>Tagung <strong>in</strong> Nienburg am 17. März <strong>20</strong>10(vgl. auch die H<strong>in</strong>weise <strong>in</strong> Werner Me<strong>in</strong>ers’Referat über das Jüdische NachrichtenblattBerl<strong>in</strong>):Ausgewählte Quellen zum jüdischenExil <strong>in</strong> ShanghaiAvraham Altman and Irene EberFlight to Shanghai, 1938-1940: The Larger Sett<strong>in</strong>g<strong>in</strong>: Yad Vashem Studies (<strong>20</strong>00) vol. 28, pages 51-86.http://yadvashem.org.il/download/about_holocaust/studies/altman_eber_full.pdfÜberblick und Analyse <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Situation,die zum Shanghaier Exil führte.Georg Armbruester et al, Hg.Exil Shanghai: Juedisches Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Emigration(1938-1947)Teetz: Verlag Hentrich & Hentrich, <strong>20</strong>00ISBN 3-933471192E<strong>in</strong>e Sammlung wissenschaftlicher Artikel, die ausverschiedenen Gesichtspunkten die Erfahrung desExils <strong>in</strong> Shanghai beleuchten.Wolfgang Benz und Marion Neiss, Hg.Die Erfahrung des Exils: Exemplarische ReflexionenBerl<strong>in</strong>: Metropol Verlag, 1997ISBN 3-932482397Enthält Beiträge u.a. von W. Michael Blumenthal,dem ehemaligen US-F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister, und HellmutStern, Geiger bei den Berl<strong>in</strong>er Philharmonikern.David Ludwig BlochHolzschnitte-Woodcuts, Shanghai 1940-1949


hg. von Barbara HosterSankt August<strong>in</strong>: Monumenta Serica, 1997.ISBN 3-8050-0395-1Holzschnitte des hervorragenden grafischen Künstlers<strong>der</strong> Shanghaier EmigrationAntonia F<strong>in</strong>naneFar From Where? Jewish Journeys from Shanghaito AustraliaMelbourne: Melbourne University Press, 1999.ISBN 0-522-84846-X<strong>Geschichte</strong>n von jüdischen Flüchtl<strong>in</strong>gen, die nachShanghai e<strong>in</strong>e Heimat <strong>in</strong> Australien fanden.Astrid FreyeisenShanghai und die Politik des Dritten ReichesWürzburg: Verlag Königshausen & Neumann, <strong>20</strong>00ISBN 3-8260-1690-4Ausführliche Beschreibung <strong>der</strong> Auswirkung <strong>der</strong> NS-Politik auf die deutsche Präsenz <strong>in</strong> Shanghai undauf das jüdische Exil vor OrtTheodor FriedrichsBerl<strong>in</strong> - Shanghai - New York: My family's flightfrom HitlerTranslated and edited by Fre<strong>der</strong>ick RolfNashville: Cold Tree Press, <strong>20</strong>07.ISBN 978-1-58385-174-6Die markigen, oft eigens<strong>in</strong>nigen Er<strong>in</strong>nerungen desehemaligen Chefarztes des Jüdischen Krankenhauses<strong>in</strong> Shanghai.Ernest G. HeppnerShanghai Refuge: A Memoir of the World War IIJewish GhettoL<strong>in</strong>coln: University of Nebraska Press/BisonBooks, 1993ISBN 0-8032-2368-4 cloth, 0-8032-7281-2 paperbackE<strong>in</strong> gründlich recherchierter und bewegend geschriebenerpersönlicher Bericht.Ursula KrechelShanghai fern von woRomanSalzburg und Wien: Jung & Jung, <strong>20</strong>08.ISBN 978-3-902497-44-4E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fühlsames, penibel recherchiertes Buch ü-ber e<strong>in</strong>ige Menschen aus Deutschland und Österreich,die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Shanghaier Emigration überlebten,u.a. <strong>der</strong> Kunsthistoriker Lothar Brieger.Michael PhilippNicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Thespiskarren: Exiltheater <strong>in</strong>Shanghai 1939-1947Hamburg: Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstellefür deutsche Exilliteratur(Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur),1996.ISBN 3-9802151-2-1Überblick <strong>der</strong> deutschsprachigen Theaterkünste imShanghaier Exil.Hans Schubert und Mark SiegelbergDie Masken fallen/Fremde Erde,zwei Dramen aus <strong>der</strong> Emigration nach Shanghai1939-1947hg. von Michael Philipp und Wilfried SeywaldHamburg: Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstellefür deutsche Exilliteratur(Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur),1996.ISBN 3-9802151-3-XTexte <strong>der</strong> zwei vermutlich besten Theaterstücke,die im Shanghaier Exil entstanden.Selection and comments by / ausgewählt undkommentiert von /Ralph B. Hirsch, Jan. <strong>20</strong>10.Ernest G. HeppnerFluchtort Shanghai: Er<strong>in</strong>nerungen 1938-1948aus dem Englischen von Roberto de HollandaBonn: Weidle Verlag, 1998.ISBN 3-931135-32-2Die deutsche Fassung <strong>der</strong> Heppner-Memoiren.Steve HochstadtShanghai <strong>Geschichte</strong>n: Die jüdische Flucht nachCh<strong>in</strong>aTeetz und Berl<strong>in</strong>: Verlag Hentrich & Hentrich,<strong>20</strong>07.ISBN 978-3-938485-50-7E<strong>in</strong>e Sammlung von Interviews mit jüdischenFlüchtl<strong>in</strong>gen aus Shanghai, die nach Deutschlandzurückkehrten.18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!