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Lesen - Christkatholische Kirchgemeinde Zürich

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Kunst in der Christuskirche:Der Flügelaltar aus Bayernvon Melanie Handschuh, Foto Martin BirrerKirchenfenster in der AugustinerkircheTaufe Jesuvon Frank Bangerter, Foto Beat SutterEin Kunstwerk, das beim Betretender Christuskirche nicht sofort insAuge fällt, weil es nicht im Chorraumhängt, ist der Flügelaltar ander rechten Wand des Kirchenschiffes.Dabei ist er ein sehr schönesBeispiel gotischer Tafelmalerei, mitleuchtenden Farben auf Goldhintergrund.Entstanden ist dieses Kunstwerk um dasJahr 1450 in Bayern, wahrscheinlich inMünchen. Das Altarbild hat die Leidensgeschichte,die Passion Jesu zum Thema:Links und rechts von der Kreuzigungsszeneauf der grossen Mitteltafel zeigen vierkleinere Bilder auf den Flügeln weitereSzenen aus der Passion: Jesus im GartenGethsemani, die Geisselung, die Kreuztragungund die Beweinung des totenJesus. Bei Altarbildern wie diesem kames dem Maler vor allem darauf an, denreligiösen Inhalt darzustellen und zu vermitteln.Die naturgetreue Darstellung derUmgebung oder der Personen war dabeiweniger wichtig. Der goldfarbene Hintergrundzeigt an, dass es sich bei diesenSzenen um einen Teil der HeilsgeschichteGottes mit uns Menschen handelt: DasEwige, Göttliche, symbolisiert durch dasGold, tritt ins Zeitliche, Menschliche, ein.Der Leidensweg Christi wird auf denBildern ausführlich erzählt: Gemäss demdamaligen Verständnis sollen wir, wennwir die einzelnen Bilder betrachten, unsganz hineingeben und uns anrühren lassen,ja in gewissem Sinne, «mitleiden».Für die Menschen im späten Mittelalterwar die Passion einer der wichtigstenAspekte ihres Glaubenslebens; manversuchte, Christus im Leiden ähnlicherzu werden und ihm auf diese Weisenachzufolgen. Das Leiden ist ein Teilunserer Welt, im Mittelalter spürten dasdie Menschen wohl noch viel unmittelbarerals wir heute. Sie schöpften Trostund Hoffnung aus der Betrachtung vonPassionsdarstellungen. Bei uns heutewird das Leiden eher beiseite geschobenund, wie der Tod selbst, oft verdrängt.Wir wollen nichts damit zu tun haben.Aber das Leiden und der Tod sind eineRealität auch in unserer Welt, in unseremLeben. Aber sie haben nicht das letzteWort. Sie sind ein wichtiger Teil derHeilsgeschichte, der Geschichte Gottesmit uns Menschen. Ohne Karfreitag gäbees keine Auferstehung, kein Ostern. Jesushat sein Leben hingegeben, in Liebe undin aller Konsequenz seines ganzen Lebenshat er gelitten und ist gestorben. Abernicht vergeblich: Hinter dem Leid unddem Tod wartet die Auferstehung, dasneue Leben. Auch für uns.Johannes, über den im Buch desPropheten Jesaja steht: «Siehe, ichsende meinen Boten vor dir her. Erwird dir den Weg bereiten», tauftJesus im Jordan. Beim ersten Blickauf das Glasgemälde fällt auf,was scheinbar fehlt. Weder sindein geöffneter Himmel noch derGeist in Form einer Taube sichtbar.Der Künstler des Bildes fokussierteinzig auf die Wassertaufe. DieseDarstellung basiert auf dem Markus-und Matthäusevangelium. Imletzteren heisset es im Kap. 3, 16:«Kaum war Jesus getauft und ausdem Wasser gestiegen, da öffnetesich der Himmel, und er sah denGeist Gottes wie eine Taube aufsich herabkommen.» Das Glasbildzeigt also gleichsam eine Momentaufnahmeder Wassertaufe, nochbevor Jesus aus dem Wasser steigt.Johannes tauft die Menschen imJordan zum Zeichen der Umkehrund der Reinigung von Schuld.Auch Jesus stellt sich in die Reihe. Ersteigt hinab und lässt sich taufen.Er zeigt sich solidarisch mit denMenschen, mit ihrer Begrenztheitund Endlichkeit und teilt so vollund ganz menschliches Schicksal.Für die Menschheit öffnet sich dadurchder Himmel. Das menschlicheLeben wird hineingenommen in dasgöttliche Leben. Wir sind von Gottgewollte und geliebte Kinder. Wirdürfen aus ganzem Herzen zu unsselber und zu unseren Mitmenschensagen: «JA!».22 23

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