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Stoßwellentherapie in der Tiermedizin - Tierklinik Binger Wald

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<strong>Stoßwellentherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tiermediz<strong>in</strong>Dr. Kai Krel<strong>in</strong>g, Tierärztliche Kl<strong>in</strong>ik B<strong>in</strong>ger <strong>Wald</strong>, <strong>Wald</strong>algesheimStoßwelle ist e<strong>in</strong>e neue Therapiemöglichkeit für orthopädische Erkrankungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tiermediz<strong>in</strong>. Wie bei je<strong>der</strong>neuen Behandlungsmethode wird häufig auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite sehr euphorisch, auf <strong>der</strong> Gegenseite extrem negativberichtet. In unserer Kl<strong>in</strong>ik wird seit Mitte 1996 mit <strong>der</strong> Stoßwellenapplikation bei orthopädischen Problemenbei Pferde gearbeitet und <strong>in</strong> verschiedenen Untersuchungen die Wirksamkeit und auch die Langzeiterfolge e<strong>in</strong>ersolchen Therapie geprüft. Hiermit möchte ich unsere Erfahrungen e<strong>in</strong>mal zusammenfassen.Was ist Stoßwelle?Stoßwelle ist e<strong>in</strong> Schallwelle, die je nach Gerätetyp auf verschiedene Art und Weise hergestellt wird. Bei demGerät, daß bei uns im E<strong>in</strong>satz ist, geschieht dies elektrohydraulisch. Das heißt, daß an e<strong>in</strong>er Elektrode es zu e<strong>in</strong>erUnterwasserfunkentladung kommt, und die hierbei entstehende Druckwelle über e<strong>in</strong>en Wasserkegel an die zutherapierende Stelle geleitet wird. Die Verb<strong>in</strong>dung zwischen Tier und Gerät ist vergleichbar mit <strong>der</strong> Ankopplunge<strong>in</strong>es Ultraschallgerätes. Der Behandlungskopf des Stoßwellengerätes wird hierbei genau wie beim Ultraschallmit Hilfe e<strong>in</strong>es Wasserkissens, vergleichbar <strong>der</strong> Wasservorlaufstrecke des Ultraschalles, an die zu therapierendeStelle des Pferdes angesetzt. Die im Gerät erzeugten Stoßwellen s<strong>in</strong>d deutlich als Schallwelle akustischwahrnehmbar. Die Frequenz dieser Schallwellen ist regulierbar und beträgt zwischen 60 und 240 Stoßwellen proM<strong>in</strong>ute. Die durchschnittliche Anzahl an Stoßwellen pro Behandlung beträgt 1200-2000 „Schuß“. Das heißt, dieBehandlungsdauer pro Therapiee<strong>in</strong>heit beträgt je nach e<strong>in</strong>gestellten Parametern 5-20 M<strong>in</strong>uten. Je nach Intensitätspürt man auf <strong>der</strong> Haut e<strong>in</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger starkes Wibrieren. Die Pferde werden vorher sediert undtolerieren die Therapie absolut unkompliziert.Die so erzeugten und an das Pferd angekoppelten Stoßwellen wan<strong>der</strong>n je nach Gerätetyp kegelförmig zentrierto<strong>der</strong> radial sich ausbreitend <strong>in</strong> das Gewebe. Gesundes Gewebe wird durch die Schallwellen nicht verän<strong>der</strong>t. An<strong>der</strong> Grenze zwischen z.B. elastischem Sehnengewebe und kalkigen Verän<strong>der</strong>ungen / narbigen Indurationen,kommt es zum therapeutischen Effekt. Dieser Effekt hängt von <strong>der</strong> e<strong>in</strong>deutigen Lokalisation und <strong>der</strong>Zentrierung <strong>der</strong> Stoßwelle ab. Das Therapiefeld im Focus beträgt je nach Gerät ca. 1 Quadratzentimeter. DieMikrostruktur des degenerativen Gewebes wird verän<strong>der</strong>t. Röntgenologisch und mit Ultraschall ist lange Zeitnach <strong>der</strong> Therapie meist ke<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung festzustellen. Der Behandlungserfolg muß <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>Mikrostruktur des Gewebes liegen. Aus <strong>der</strong> Humanmediz<strong>in</strong> ist bekannt, daß es zu e<strong>in</strong>er gewisse Bee<strong>in</strong>flussung<strong>der</strong> Nervenstruktur <strong>in</strong> dem zu therapierenden Gewebe kommt. E<strong>in</strong> endgültiger detailierter Wirkmechanismus istwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Humanmediz<strong>in</strong>, noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tiermediz<strong>in</strong> bekannt. Es wird hierüber <strong>in</strong> verschiedenen Institutionengeforscht. Für uns als Praktiker steht <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ische Erfolg im Vor<strong>der</strong>grund. Verschiedene Untersuchungen undviele Erfahrungen aus mehreren Tierkl<strong>in</strong>iken haben dies gezeigt.Was kann mit Stoßwelle therapiert werden?Aus <strong>der</strong> Humanmediz<strong>in</strong> kennen wir als klassische Indikationen den Tennisellenbogen, die Kalkschulter o<strong>der</strong>auch den Fersensporn. Diese Erkrankungen gehören zur Gruppe <strong>der</strong> Insertionsdesmopathien.Ansatzstellenerkrankungen von Sehnen und Bän<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Orthopädie <strong>der</strong> Pferdemediz<strong>in</strong> e<strong>in</strong> häufigauftretendes Problem. Speziell <strong>der</strong> proximale Ansatz des Fesselträgers, und hier speziell an den H<strong>in</strong>terbe<strong>in</strong>en, istprognostisch ungünstig und die bekannten Therapiemöglichkeiten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer Wirkung eher unbefriedigend.Dieses E<strong>in</strong>satzgebiet war für uns e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung. In den letzten 3 Jahren s<strong>in</strong>d mit dieser Indikation vielePferde mit sehr guten Behandlungsergebnissen behandelt worden. Aus <strong>der</strong> ersten Gruppe <strong>der</strong> behandelten Pferdekönnen wir auf 20 Tiere zurückschauen, die nach erfolgloser konservativer Therapie mit durchschnittlich 2Stoßwellenbehandlungen im Abstand von ca. 4 Wochen seither voll belastbar s<strong>in</strong>d um auch erfolgreich im Sporte<strong>in</strong>gesetzt werden. Die Erfolgsrate <strong>der</strong> behandelten Pferde lag bei etwas über 70%. Dies ist vergleichsweise sehrhoch, da e<strong>in</strong>e Kontrollgruppe mit <strong>der</strong> zu erwartenden „Spontanheilung“ o<strong>der</strong> langfristiger konservativerTherapieerfolge bei weniger als 30% lag.Zentrales Behandlungsgebiet für die Stoßwelle ist zur Zeit sicherlich die Erkrankung an den Ansatzstellen vonSehnen und Bandstrukturen. Mittlerweile gibt es verschiedene an<strong>der</strong>e Indikationsgebiete wie Überbe<strong>in</strong>e,Randexostosen an Gelenken und auch <strong>in</strong> Ansätzen die Therapie von Strahlbe<strong>in</strong>erkrankungen. Hierbei könnte dieBehandlung vom Aufhängeapparat des Strahlbe<strong>in</strong>es, <strong>der</strong> Strahlbe<strong>in</strong>bän<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Weichteilstrukturen durchause<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Indikationsgebiet werden. Auch die Behandlung von „Kiss<strong>in</strong>g sp<strong>in</strong>es“ wird zur Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erStudie untersucht.Was kostet Stoßwelle?Aufgrund <strong>der</strong> aufwendigen Technik, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stoßwellengerät für die Erzeugung vonUnterwasserschallwellen notwendig ist, kostet diese Therapie relativ viel Geld. Die Geräte s<strong>in</strong>d aber <strong>in</strong>nerhalb


<strong>der</strong> letzten 3 Jahre deutlich handlicher und preisgünstiger geworden, so daß die Therapiee<strong>in</strong>heit von ehemals ca.1500.- DM auf heute ca. 225.- Euro gesenkt werden konnte. Die Geräte liegen im Anschaffungspreis je nachKonstruktion und Schallwellenerzeugungsmechanik zwischen 15.000.- und 50.000.-Euro. Dazu kommt noch e<strong>in</strong>Anteil an Verbrauchsabhängigen Kosten. Die Amortisation e<strong>in</strong>es Gerätes ist somit nur mit e<strong>in</strong>er hohenTherapieanzahl f<strong>in</strong>anzierbar. Mittlerweile können Geräte auch Tageweise o<strong>der</strong> pro E<strong>in</strong>heit gemietet werden. DieKosten für den Tierbesitzer liegen aber <strong>in</strong> dem oben beschriebenen Rahmen.Was br<strong>in</strong>gt die Zukunft <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stoßwellentherapie</strong>?Die <strong>Stoßwellentherapie</strong> ist von e<strong>in</strong>em überlegten E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tiermediz<strong>in</strong> abhängig. Lei<strong>der</strong> wird heute schonhäufig mit nicht abgesicherten Indikationsgebieten geworben. Die Behandlung von z.B. Gelenkchips, Arthrosenund Hufrollenerkrankung mit deutlichen knöchernen Defekten u.ä. s<strong>in</strong>d nicht seriös. Wichtig ist es, diesewertvolle Behandlungsmethode gezielt und da e<strong>in</strong>zusetzen, wo wirklich gesicherte Indikationen bestehen undgute Erfolge zu erwarten s<strong>in</strong>d. Kurzfristiges „Umsatzmachen“ mit e<strong>in</strong>em neuen Gerät wird das Image <strong>der</strong>Stoßwelle und die Glaubwürdigkeit <strong>in</strong> diese Therapiemöglichkeit zerstören. Wenn diese Behandlungsmethode„vernünftig“ e<strong>in</strong>gesetzt wird, ist sie e<strong>in</strong>e echte Alternative für viele sonst schwierig o<strong>der</strong> nicht therapierbareorthopädische Problematiken. Nicht nur die schon belegbare Behandlung von Insertionsdesmopathien, son<strong>der</strong>nauch kl<strong>in</strong>ische Erfolge vieler schon oben angesprochener Indikationsgebiete, geben uns positive Perspektiven fürden E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Stoßwelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> PferdeorthopädieDer E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>tiermediz<strong>in</strong> ist bis jetzt noch nicht weiter entwickelt worden. Hier wären die Behandlung<strong>der</strong> Indikationsgebiete Pseudarthrosen, verzögerte Knochenheilung und knöcherner Exostosen, wie es aus <strong>der</strong>Humanmediz<strong>in</strong> bekannt, denkbar.

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