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JÜDISCHES BRATISLAVA

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L I T T L E B I G C I T YL I T T L E B I G C I T YAUS DER GESCHICHTE...Die archäologischen Funde bestätigen, dass dieJuden im 1. Jh. mit Römischen Legionen auf unserGebiet kamen. Sie ließen sich hier hauptsächlich inder Großmährenzeit nieder. Über ihre Anwesenheitbekunden Reisenotizen des jüdischen Geographenund Reisenden Abraham ben Jakov und 955 werdensie auch vom arabischen Kaufmann Ibn Rustaerwähnt. In Texten von Chroniken tritt die Erwähnungüber die Juden erst 1092 auf. Ein Archiveintrag ausdem Jahre 1125 erwähnt eine große jüdische religiöseGemeinde unter der Führung des bekannten RabbisJud Liebermann. Aufzeichnungen aus dem Jahre 1250sprechen schon über eine große jüdische Kommunität. In der Stadt befi nden sich einigeGebäudeteile, die Torsos von den Gebäuden sein könnten, die einmal der jüdischenBevölkerung dienten. Dazu gehören: der Fund eines kleinen gotischen Portals mithebräischen Buchstaben in der Gasse Panská, gotische Fenster und ein Teil des Gewölbesim Gebäude in der Gasse Uršulínska. Nach der Schlacht bei Mohács (1526) wurde einGroßteil der Juden aus der Stadt vertrieben. Erst in der Mitte des 17. Jh. kamen lautArchivdokumenten bessere Zeiten für die Pressburger Juden. Nach der Erteilung einigerAusnahmen durften sich die Juden in der Vorburgzone niederlassen; diese gehörte nichtzur Stadt, war aber im Besitz von Adeligen. Zwischen der Burg und der Stadt entstanddie Judengasse. Verschiedene jüdische Institutionen wurden erneuert. 1692 verpachteteihnen der Burghauptmann Land zur Errichtung eines Friedhofs. In diesem Zeitraumerwarben die Juden einige Privilegien, die ihnen ermöglichten, sich dem Handel zuwidmen. Ab 1714 gewährleistete ihnen das Privilegium das Recht, einen eigenenGemeindevorstand und den sog. Ältestenrat zu wählen. Sie bauten das Ritualbad(Mikwe), gründeten eine Beerdigungsbruderschaft (Chewra Kadischa) und errichtetendie Grundschule (Cheder), das Trauerhaus (Tziduk Hadin) und zwei Synagogen. Indiesem Zeitraum wurden wahrscheinlich auch die Fundamente der Rabbinischen Schulevon Bratislava (Jeschiwa) gelegt, deren Ruhm in der Wirkungszeit des Rabbis ChatamSofer seinen Höhepunkt erreichte. Der Anfang des 18. Jh. brachte einen Aufstieg derProduktion und des Handels, an dem auch die Juden beteiligt waren. Viele berühmteRabbiner und jüdische Gelehrten akzeptierten Einladungen nach Pressburg. In derdamaligen Kommunität lebten Vorfahren berühmter Persönlichkeiten der EuropäischenKultur und Wissenschaft, wie z.B. von Heinrich Heine. Das sog. Toleranzpatent des KaiserJosephs II. (1782) brachte eine positive Entwicklung des Judentums in Bratislava. Nach1918 freuten sich die Juden über eine bedeutende politische Anerkennung. Neben derbürgerlichen und religiösen Gleichberechtigung wurden sie als nationale Minderheitanerkannt. Die Kriegesjahre und die Existenz des Slowakischen Kriegsstaats fügtender jüdischen Bevölkerung enormen Schmerz und Leiden zu. Viele der Juden, die dasKriegsgetobe überlebt hatten, wanderten nach dem Krieg aus dem Land aus. Heutefängt Bratislavas jüdische Gemeinde an, sich neu zu formieren. Die Religionsgemeindemit ihrem eigenen gewählten Vorstand widmet sich den Sozialdienstleistungen, derEntwicklung jüdischer Kultur und sie bemüht sich um die Umkehr zu ihren reichen, aberbitterlich geprüften Traditionen.AUSGEGEBEN VON:© Bratislava – die Hauptstadt der Slowakischen Republik, 2007TourismusabteilungPrimaciálne námestie 1814 99 Bratislavaocr@bratislava.sk, www.bratislava.skGrafi k und Druck: NOVART GmbHSPAZIERGANGJÜDISCHE DENKMÄLER VON <strong>BRATISLAVA</strong> (2-3 STUNDEN)Eine Besichtigung jüdischer Denkmäler wird uns die Pressburger jüdische Kommunitätvergegenwärtigen. Der Spaziergang beginnt am Nábr. arm. gen. L. Svobodu (General-Ludvik-Svoboda-Kai), knapp vor dem Tunneleingang, wo sich die Ruhestätte desberühmten Rabbiner Chatam Sofer befi ndet. Diese Gedenkstätte wurde auf der Stelle desursprünglichen jüdischen Friedhofs gebaut, der 1942 wegen Tunnelbau zerstört wurde.Von dort aus gehen wir an der Donau entlang zum Platz Rybné námestie. Dort machenwir halt an der Gedenkstätte von Holocaustopfer und der Wand der Erinnerungen mitdem Bild der zerstörten Synagoge, die einmal auf dieser Stelle stand. Wir fahren mit demKennen lernen der jüdischen Kultur fort und spazieren durch die Judengasse (Židovskáulica) bis zum Gebäude Zsigrayova kúria, wo sich das Museum der jüdischen Kulturbefi ndet. Nach der Museumsbesichtigung können wir uns ausruhen und erfrischen indem einzigen jüdischen Restaurant in Bratislava in der Gasse Zámocká ulica, das einebreite Palette jüdischer Speisen und Getränke anbietet. Nach der Pause besuchen wir dieeinzige erhaltene Synagoge in Bratislava in der Gasse Heydukova ulica, welche unserenRundgang zu den gegenwärtigen jüdischen Denkmälern abschließt.LEGENDAKai Nábr. arm. gen. L. Svobodu– Chatam Sofer MausoleumPlatz Rybné nám. – Gedenkstätte vonHolocaustopfer und Wand der ErinnerungenMuseum der jüdischen Kultur– Zsigrayova kúriaGasse Zámocká ul. – ehemaligerStandort der SynagogeGasse Heydukova ul. – erhalteneSynagogeBesichtigungsrouteSynagoge, Gasse Heydukova ul.<strong>JÜDISCHES</strong><strong>BRATISLAVA</strong>


L I T T L E B I G C I T YCHATAM SOFERMAUSOLEUMIm Jahre 1942 wurde der jüdische Friedhof amDonau-Ufer wegen des Tunnelbaus vernichtet.Lediglich wenige Gräber der bedeutendstenVertreter des jüdischen Religions-, BildungsundKulturgeschehens sind erhalten geblieben.Die führende Persönlichkeit der Pressburgerjüdischen Gemeinde war der Rabbiner ChatamSofer (1762 – 1839), ein namhafter Gelehrter,hervorragender Pädagoge und Schriftsteller. Erkam nach Pressburg im Jahre 1806. Er vertrittdie Prinzipien des traditionellen Judaismus. Erhatte Hunderte von Rabbinern unterrichtet, dieseine Lehre europaweit verbreiteten. Er wareine angesehene und respektierte Autorität,bei der sich zahlreiche Persönlichkeiten desEuropäischen Judentums ein Rat holten.Seine Überreste wurden hier im Jahre 1839beerdigt. Der erhaltene Teil des ursprünglichenFriedhofs wurde durch eine umfangreicheRenovierung wieder hergestellt. Der Autor desMausoleums ist Architekt Martin Kvasnica unddie Metalldetails des Mausoleumskomplexessind das Werk des akademischen BildhauersFrantišek Guldán. Diese letzte Ruhestätte vonChatam Sofer wurde am 8. Juli 2002 feierlichder Öffentlichkeit zugänglich gemacht.Chatam Sofer MausoleumNábrežie arm. gen. L. SvoboduTel.: 0903 821 432, 0903 221 842e-mail:znoba@znoba.skwww.chatamsofer.comEs ist notwendig, die Besichtigung im Voraus zureservieren.SYNAGOGENVor dem zweiten Weltkrieg dienten derPressburger jüdischen Bevölkerung dreiSynagogen. Die älteste von denen war dieorthodoxe Synagoge in der Gasse Zámockáulica, gebaut im Maurischen Stil (Ignác Feiglerd.J.). Das Gebäude wurde 1961 abgerissen.Am Platz Rybné námestie stand die Synagogeder Neologen (Dionýz Milch, 1894). Sie wurde1967 abgerissen. In den Jahren 1923 – 1926wurde nach dem Projekt des Architekten ArthurSzalatnay-Slatinský die orthodoxe Synagogein der Gasse Heydukova ulica gebaut. Obwohlsie in die Gassenbebauung gut einkomponiertist, können wir ihre monumentale Kolonnadewahrnehmen, hinter der sich der Sakralraumbefi ndet. Derzeit ist sie die einzige Synagogein Bratislava, die noch ihrem ursprünglichenZweck dient.SynagogeHeydukova ul.Tel.: 0903 821 432, 0903 221 842, 02/5441 8041Es ist notwendig, die Besichtigungim Voraus zu reservieren.GEDENKSTÄTTE VONHOLOCAUSTOPFERDas Denkmal steht an der Stelle derabgerissenen Synagoge der Neologen. An ihreForm erinnert uns die Wand der Erinnerungen(Erbauer ist Ing. Arch. Žalman), die eine würdigeKulisse dem Pietätwerk des akademischenBildhauers Milan Lukáč schafft.Gedenkstätte von HolocaustopferWand der ErinnerungenRybné námestieGASSE ZÁMOCKÁULICA (BURGGASSE)Schon seit dem früheren Mittelalter verbindetsie die Vorburg und die Judengasse mit demBurgtor. In den Jahren 1862 – 1864 wurdehier eine orthodoxe Synagoge gebaut (IgnácFeigler d.J.), die heute nicht mehr existiert.Im unteren Teil der Gasse, im Gebäude derehemaligen „jüdischen Küche”, wird imRestaurant, welches 1993 eröffnet wurde,typische jüdische Bewirtung angeboten.MUSEUM DERJÜDISCHEN KULTURAm Ende des 16. Jh. erhielten die PressburgerJuden die Bewilligung zur Besiedelung desRaums zwischen dem Burgberg und derStadtmauer. Von der ursprünglichen Bebauungsind nur zwei Gebäude erhalten geblieben:das Haus Beim guten Hirten und das GebäudeZsigrayova kúria. In ihren Räumen befi ndetsich die Dauerausstellung des Museumsder jüdischen Kultur. Ausgestellte Artefaktebringen den Besuchern die Geschichte derJuden näher. Die Besucher machen sich mitGegenständen bekannt, die mit jüdischenFeiertagen und dem Alltag verbunden sind,sowie mit Ereignissen, die den gläubigenMenschen von der Geburt bis zum Todbegleiten. Sie lernen sowohl das Interieur derSynagoge kennen, als auch die Schicksalevon zahlreichen Gebäuden dieser Art in derSlowakei. Der jüdischen Gelehrsamkeit undBildung ist ein separater Teil der Ausstellunggewidmet, der von Portraits berühmterRabbiner, die auf dem Slowakischen Gebiettätig waren, dominiert wird. Im ehemaligenchassidischen Gebetshaus sind die Namenjener großen jüdischen Persönlichkeitenaus der Slowakei präsentiert, die dank ihrerFähigkeiten und Kenntnisse Anerkennungund Ruhm auch hinter den Grenzen ihresLandes gewannen. In der Kammergaleriestellen slowakische und ausländische jüdischeKünstler ihre Werke aus. An die Holocaustopfererinnert uns der Pietätraum.Museum der jüdischen KulturZsigrayova kúria, Židovská 12Tel.: 02/5441 8507Öffnungszeiten: So. – Fr., 11:00-17:00 Uhrwww.snm.sk

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