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Leseprobe (PDF) - Dressler Verlag

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<strong>Leseprobe</strong>


Claudia FrieserAuszug aus »Der gefährliche Traum«Originalausgabe© <strong>Dressler</strong> <strong>Verlag</strong> GmbH, Hamburg, 2013Alle Rechte vorbehaltenUmschlaggestaltung: Zero Werbeagentur, MünchenPrinted in Germany 2013ISBN 978-3-7915-2917-2www.dressler-verlag.de


Am Kalten SteinInzwischen war der Wald noch dichter geworden. Die Bäumestanden jetzt eng beieinander. Mehrmals war Max schon anÄsten hängengeblieben und hatte sich die Haut aufgekratzt.Kreuz und quer liegende umgestürzte Bäume erschwertenes ihm, die Richtung zu halten. Als er zum zweiten Mal andem gleichen Baumstumpf vorbeikam, musste er sich eingestehen,sich verlaufen zu haben. Frustriert holte Max erneutden Kompass zu Hilfe, als plötzlich ein lautes Knacken dieStille des Waldes durchbrach. Max hielt den Atem an undsah sich um. Hatte sich da nicht eben ein Schatten bewegt?Schnell wischte Max den Gedanken beiseite. Irgendwie saher zurzeit überall unheimliche Schatten. Seit gestern spielteihm seine Fantasie diesen Streich.Reiß dich zusammen!, befahl sich Max und lief weiter. Erzwang sich, nicht zu rennen, obwohl ihm danach war. Nurzur Sicherheit suchte er den Boden nach einer brauchbarenWaffe ab. Der Ast einer umgestürzten Eiche schien geeignet.Mit seinem Taschenmesser schnitt er ihn auf die richtigeLänge. Wie einen Baseballschläger schwang Max den Prügeldurch die Luft. Es fühlte sich erstaunlich gut an. Erleichtertmachte er sich wieder auf die Suche nach einem Weg.Doch kaum hatte Max seine Angst vergessen, fuhr ihmein noch größerer Schreck in sämtliche Glieder. Wie aus demNichts war ein riesiger schwarzer Hund aus dem Unterholz3


aufgetaucht und stellte sich ihm in den Weg. Sein Fell warstruppig und ungepflegt, seine Augen schienen förmlich zuglühen. Ein Bild aus seinem Lateinbuch fiel ihm ein. Cerberus,der Höllenhund! Ohne nachzudenken und panisch vorAngst warf Max den Stock nach dem Tier. Wie durch Zufalltraf er die Bestie. Der Hund jaulte auf und lief davon. Bewegungslosblieb Max stehen. Er war unfähig, auch nur einenFuß vor den anderen zu setzen. Wie lange er so dastand,wusste er nicht, aber irgendwann kam ihm der schrecklicheGedanke, dass dieser Höllenhund ja zurückkommenkönnte. Ohne auf die Richtung zu achten, rannte Max los.Einfach nur weg von hier. Raus aus dem Wald. ZahlreicheZweige peitschten ihm gegen Arme und Beine, aber erspürte sie kaum. Das Unterholz wurde immer dichter undMax immer verzweifelter, bis er schließlich schweißgebadetauf einem unbefestigten Fahrweg herauskam. Er konnte seinGlück kaum fassen. Ob ihn der Weg zu dem Gedenksteinführen würde, war ihm inzwischen völlig egal. Hauptsache,er kam heil aus diesem schrecklichen Wald heraus.Nach nur wenigen Metern blieb Max erneut stehen. Vorihm stand das Denkmal. Es war in Wirklichkeit ein Kreuz,ganz aus grauem Sandstein geschlagen. An den Kantenwar er bereits abgestoßen und die Fläche mit Flechten undMoosen bewachsen. Zu seinem Fuß lag ein verwelkterBlumenstrauß. Max bekam eine Gänsehaut. Ehrfürchtigging er hinüber und kniete sich hin. Fast zärtlich berührte erdie Inschrift. Die tief in den Stein gemeißelten Buchstabenwaren schwer zu entziffern. Max kramte sein Messer heraus4


und entfernte die Flechten und Moose. Mit dem Finger fuhrer über jeden einzelnen Buchstaben.ANNO 1649 DEN 17. JULI, konnte er entziffern. Dannwurde es schwieriger. Irgendwas mit JEMMERLICH undUMGEBRACHT stand da. Außerdem erkannte er den NamenFRIEDERIKE VON HOHENSTEIN wieder.»Was machst du da?«Max ließ vor Schreck sein Messer fallen. Entsetzt drehteer sich um. Hinter ihm stand Fritzi mit ihrem Fahrrad undsah ihn neugierig an.»Wie kommt es, dass du immer im ungelegensten Momentauftauchst? Spionierst du mir nach?«»Nein!«, meinte Fritzi ungerührt. »Normalerweise bin ichimmer sonntags hier, aber morgen habe ich keine Zeit. Wirbekommen Besuch.« Fritzi sah ihn merkwürdig an. Dannstellte sie das Fahrrad ab und griff nach einem kleinen Blumenstrauß,der im Fahrradkorb lag.»Es ist Brauch in unserer Familie, jede Woche für FriederikeBlumen hinzulegen. Das machen wir nun schon seitGenerationen so. Im Winter ist es dann ein Kranz, den immerdie Rehe fressen.«»Was hat deine Familie mit dem verschwundenen Mädchenzu tun?« Max war jetzt neugierig geworden.»Du kannst manchmal wirklich dumme Fragen stellen.Macht es bei dir nicht klick, wenn du den Namen hörst?Friederike von Hohenstein?« Sie deutete erst auf das Kreuz,dann auf sich. »Wir haben beide denselben Namen. Sie istmeine Ururururgroßtante oder so. Ich heiße nicht nur wie5


sie, sondern sehe ihr sogar ähnlich. Ein Bild von Friederikehängt bei uns im Schloss.«Max sah sie sprachlos an.»Willst du wissen, was auf dem Stein steht?« Ohne eineAntwort abzuwarten, betete Fritzi den Text auswendig herunter:Anno 1649Den 17. JuliIn diesem Monat Tag und JahrAlhier jemmerlich umgebracht warFriederike von Hohensteinunser geliebtes TöchterleinWanderer bet für ihre Seel!»Ist sie wirklich ermordet worden?«, fragte Max.»Man weiß es nicht. Aber alle glauben das. Auf jeden Fallist sie nie mehr aufgetaucht.« Fritzi legte nachdenklich dieBlumen nieder. Dann fröstelte sie plötzlich.»Findest du es nicht auch kalt hier? Irgendwie ist der Ortunheimlich. Als würde man beobachtet werden. Weißt du,dass dieser Platz hier Am Kalten Stein genannt wird?«Max sah sich unsicher um. Er musste wieder an denschwarzen Hund denken.»Jedermann scheint hier zu frieren«, fuhr Fritzi fort.»Vielleicht liegt ja hier irgendwo Friederike begraben undihre unerlöste Seele geistert ruhelos umher.«Jetzt war es Max endgültig unbehaglich.6


Lautes Grölen riss die beiden aus ihren düsteren Gedanken.»Da ist jemand.« Fritzi deutete in die Richtung, aus derder Lärm kam. »Es sind mehrere.«Nach kürzester Zeit war deutlich zu erkennen, wer sichnäherte. Es war Julian mit seinen Freunden Marcel undOlli. Sie hatten ihre BMX-Räder dabei.»Idioten!«, schimpfte Fritzi. »Ständig rasen sie durch denWald, machen Krach und verscheuchen das Wild. Und dabeifilmen sie sich auch noch. Auf YouTube kannst du dieseNeandertaler dann bewundern.«Mit Vollbremsungen blieben die drei vor Max und Fritzistehen.»Seht mal, wen wir hier haben! Die Schlosszicke und unserenneuen Kumpel Maximilian.«Julian grinste fies. »Legt unser Prinzesschen wieder Blumenfür ihr Schlossgespenst nieder? Hast dir heute denFischkopf als Begleitung mitgebracht?«Seine Freunde grölten, doch auf ein Zeichen Julians verstummtensie sofort.»Dir Prinzessin erlaube ich ja, einmal in der WocheBlümchen abzulegen, aber dich Fischkopf will ich hier nichtmehr sehen. Haben wir uns verstanden?«Julian sah Max herausfordernd an.»Du kannst mir gar nichts verbieten. Der Wald gehörtdir nicht.«»Ach nein? Vielleicht nicht mir, aber meinem Vater«, triumphierteJulian.7


»Seit wann?«, fragte Fritzi verdutzt.»Schon seit drei Monaten, du blaublütige Schnepfe! Alsohaut jetzt ab! Wir wollen hier unter uns sein.«»Komm, lass uns gehen! Es stinkt hier sowieso gerade«,meinte Fritzi und versuchte, Max mit sich zu ziehen. DochMax bewegte sich nicht vom Fleck.»Wir sind nicht in der Schule. Hier lasse ich mich nichtvon dir herumkommandieren. Ich gehe, wann es mir gefällt.«»Na schön! Wie du willst. Wir haben sowieso noch eineRechnung mit dir offen.«Max’ Magen verkrampfte sich. Ihm war sofort klar, dasser besser auf Fritzi gehört hätte. Wie auf ein Stichwort sahensich Julian und seine Freunde an, nickten sich zu und stiegenvon ihren Rädern. Im selben Augenblick rannte Max los. Soschnell er konnte, lief er in das Dickicht hinein, sprang überumgestürzte Bäume und aus dem Boden ragende Wurzeln.Die drei Jungs waren dicht hinter ihm und kamen immernäher. Nur noch wenige Meter, dann würden sie ihn fertigmachen.Max konnte nicht mehr, er strauchelte und fiel derLänge nach hin. Julian und seine Freunde hatten ihn nuneingeholt und umzingelt.»Wen haben wir denn da?«, flötete der Bürgermeistersohnund schlug mit seiner rechten Faust in die offene Linke. »Ichnehme an, du weißt, was dich nun erwartet, oder?«Doch gerade als Julian mit seinem Bein zu einem Trittausholte, war ein bedrohliches Knurren aus dem Unterholzzu hören.8


Alle vier erstarrten und sahen sich ängstlich um.»Was war das?«, fragte Julian beunruhigt.»Der Hund!«, entfuhr es Max. Er war kreidebleich geworden.»Was für ein Hund? Was redest du da, Mann?« Marcelklang verunsichert.Ohne zu antworten, deutete Max in das Unterholz. Erkonnte die Kreatur deutlich sehen, die gefletschten scharfenZähne, die roten glühenden Augen, das struppige schwarzeFell, das bedrohlich zu Berge stand. Ihr Knurren ging durchMark und Bein.Als könnten die anderen den Hund nur hören, aber nichtsehen, drehten sie sich hektisch auf der Stelle und suchtenängstlich die Umgebung ab. Als der Hund zu bellen anfingund sich auf die Jungen zubewegte, ergriffen sie die Flucht.Am liebsten wäre Max ihnen hinterhergerannt, aber er hockteimmer noch auf dem Boden. Wie angewurzelt saß er da undsah ihnen nach. Doch kaum waren sie verschwunden, hörteder Hund auf zu knurren. Statt sich auf Max zu stürzen,winselte er, drehte sich um und verschwand wieder im Gebüsch.Max’ Herz schlug noch immer ein ohrenbetäubendesTamtam, als wenig später Fritzi auf ihn zukam.»Hier steckst du also. Was war denn los? Ich habe mirschon Sorgen um dich gemacht.« Zu Max’ Erstaunen klangenihre Worte ziemlich ehrlich.»Was ist mir dir? Du bist ja schneeweiß im Gesicht wiedie andern drei. Du hättest sie sehen sollen. Wie die Hasen9


kamen sie aus dem Unterholz geschossen, hüpften auf ihreRäder und jagten davon.«»Da war eben ein Hund, groß, schwarz, schrecklich«,stammelte Max. »Hast du ihn auch gesehen?«Fritzi schüttelte den Kopf.»Weißt du etwas von einem Hund, der hier in der Gegendherumstreunt?«»Nein, davon hab ich noch nie was gehört.« Fritzi sahsich besorgt um. »Lass uns lieber nach Hause gehen.«»Kannst du mir sagen, wie ich da hinkomme?«, fragteMax verlegen.»Bist du nicht auch hierhergekommen? Typisch Großstadtcowboy!«,spottete Fritzi. »Ich könnte dir den Weg beschreiben,aber ich glaube, es ist wohl besser, wenn ich mitdir gehe. Ich kann ja mein Rad schieben.«In Gedanken versunken nickte Max nur. Der Hund gingihm nicht aus dem Sinn. Zuerst die unheimlichen Schattenund das rote Leuchten, dann dieser Höllenhund. Undwarum hatte er das Gefühl, dass nur er ihn sehen konnte?Bildete er sich das alles nur ein?1Trotz Julians schlagartiger Flucht ist Max’ Ärger mit dem Bürgermeistersohnnoch lange nicht ausgestanden. Auch FritziesUrurururgroßtante beschäftigt ihn. In seinen Träumen findetMax sich plötzlich in der Vergangenheit wieder und muss sichfragen: Was hatten seine eigenen Vorfahren mit dem VerschwindenFriederikes zu tun?10


Der gefährlicheTraumvon Claudia Frieser240 Seiten · Geb. · Ab 10Mit veredeltem Cover12,95€ [D] · 13,40€ [A]ISBN 978-3-7915-2917-2Auch als E-Book erhältlich© privatClaudia Frieser ist 1967 inSulzbach-Rosenberg geborenund studierte in Regensburgund Bamberg Archäologie desMittelalters und der Neuzeit.Nach dem Studium nahm siean Ausgrabungen und an verschiedenenForschungsprojektenteil. Außerdem arbeitetesie am Germanischen Museumin Nürnberg, bevor sie Kinderbuchautorinwurde.11


Ein Umzug in den Spessart? Max ist alles andere alsbegeistert. In den öden Wäldern passiert garantiertgar nichts. Doch dann erfährt er von der nieaufgeklärten Entführung eines Mädchens im Jahr1649. Und plötzlich gewinnt die Vergangenheit nichtnur in Max’ Träumen an bedrohlicher Bedeutung …<strong>Leseprobe</strong>Der gefährliche Traumvon Claudia Frieser · Ab 10240 Seiten · ISBN 978-3-7915-2917-2www.dressler-verlag.de13-20368Überreicht durch:

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